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> Das Polizei(un)wesen der USA, und der ganze Rest
Forodir
Beitrag 13. Jun 2020, 20:18 | Beitrag #241
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ZITAT(Thor=LWN= @ 13. Jun 2020, 16:08) *
Danke. Die Quellen sind mir (leider) bereits bekannt. Sie alle halten keiner Prüfung auf Quantifizierbare Verwertbarkeit stand. Es sind die erwähnten Einzelfallbetrachtungen. Alle Wissenschaftlich korrekt dargestellt (in den Studien) aber allesamt ungeeignet einen institutionellen Rassismus in Deutschland zu belegen.


Eine menge Einzelstudien ergeben aber schon ein quantifizierbares Bild. Leider finde ich auch keine Studie in der alle Vorfälle zusammengetragen werden, aber alleine die Masse an Einzelstudien, Straftaten mit rassistischem Hintergrund zeigen schon das zumindest eine breite Basis existiert.

Wir mögen hier auf hohem Niveau meckern, aber es ist halt eben vorhanden.



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Seneca
Beitrag 13. Jun 2020, 21:16 | Beitrag #242
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Die Polizei kontrolliert dort mehr, wo es mehr ( Straßen-)Kriminalität gibt. Und das ist nun mal nicht im Umfeld von Seniorenwohnanlagen sondern z.B. am Kottbusser Tor oder am Görlitzer Park. Dort ist die Migrantendichte aber höher als im Durchschnitt der Bevölkerung. Ein Polizist wird dort zwangsläufig mehr Migranten als Nichtmigranten kontrollieren, "Racial Profiling" ist das aber nicht.
Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind bezüglich Kriminalität auffälliger , dafür kann die Polizei nichts.
Es sitzen 20× mehr Männer als Frauen im Gefängnis. Der Ausländeranteil im Gefängnis beträgt in Baden-Württemberg beispielsweise 48%. (Nach Deutschen mit/ ohne Migrationshintergrund wird nicht aufgeschlüsselt.)
Wenn nun Polizisten mehr Deutsche oder mehr Frauen kontrollieren sollten, damit irgendeine " Gerechtigkeits- Quote" stimmt entspricht das nicht der Realität in der Kriminalität.

Der Beitrag wurde von Seneca bearbeitet: 13. Jun 2020, 21:17
 
400plus
Beitrag 14. Jun 2020, 21:59 | Beitrag #243
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Andrew Sullivan: Is There Still Room for Debate?

Sehr lesenswerter Essay zur derzeitigen Debatten(un)kultur in den USA, insbesondere auf Twitter.

Der Beitrag wurde von 400plus bearbeitet: 14. Jun 2020, 22:16
 
skape
Beitrag 14. Jun 2020, 22:39 | Beitrag #244
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ZITAT(Seneca @ 13. Jun 2020, 22:16) *
Die Polizei kontrolliert dort mehr, wo es mehr ( Straßen-)Kriminalität gibt. Und das ist nun mal nicht im Umfeld von Seniorenwohnanlagen sondern z.B. am Kottbusser Tor oder am Görlitzer Park. Dort ist die Migrantendichte aber höher als im Durchschnitt der Bevölkerung. Ein Polizist wird dort zwangsläufig mehr Migranten als Nichtmigranten kontrollieren, "Racial Profiling" ist das aber nicht.
Bestimmte Bevölkerungsgruppen sind bezüglich Kriminalität auffälliger , dafür kann die Polizei nichts.
Es sitzen 20× mehr Männer als Frauen im Gefängnis. Der Ausländeranteil im Gefängnis beträgt in Baden-Württemberg beispielsweise 48%. (Nach Deutschen mit/ ohne Migrationshintergrund wird nicht aufgeschlüsselt.)
Wenn nun Polizisten mehr Deutsche oder mehr Frauen kontrollieren sollten, damit irgendeine " Gerechtigkeits- Quote" stimmt entspricht das nicht der Realität in der Kriminalität.


Statistiken messen nur die Vergangenheit und haben wenig Aussagekraft für konkrete Einzelfälle. Wenn im Grenzgebiet zu den Niederlanden im Zug eine alte Dame und ein junger PoC sitzen und der Polizist nur den PoC kontrolliert, weil er in der Vergangenheit vor allem junge PoCs mit Drogen erwischt hat, sich also sein Verdacht vor allem auf die Hautfarbe und das Alter der Person stützt, ist genau das Racial Profiling.
Die aus der statistischen Beobachtung, dass "[b]estimmte Bevölkerungsgruppen bezüglich Kriminalität auffälliger [sind]", stammende Schlussfolgerung, dass deshalb mehr dieser bestimmten Bevölkerungsgruppen kontrolliert werden sollten, ist dementsprechend auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. Wenn ich eine Gruppe von 100 Menschen, aufgeteilt in 20 Migranten und 80 Deutsche, mit einer angenommenen Merkmalswahrscheinlichkeit von je 50% anhand dieser Wahrscheinlich 1:1 kontrolliere, anstatt anhand der Ausgangsverteilung von 1:4, finde ich natürlich verhältnismäßig mehr Merkmalsträger in der kleineren Gruppe, eben weil ich diese vier Mal häufiger kontrolliere. Dieses Ergebnis geht dann in die Statistik ein und propagiert den Fortbestand dieses Irrtums.

Wenn das nicht schon strukturelles Problem genug wäre, kommt noch dazu, dass auch über das kurze Rechenbeispiel hinaus nachgewiesen ist, dass Racial Profiling ineffizient ist. Quellen nachstehend. Es zeugt also nicht nur von einem fragwürdigen Rechtsverständnis, sondern ist auch eine Fehlallokation der knapp bemessen Ressourcen der Polizei.

Quellen:
ACLU - Racial Profiling Is Ineffective, Distracting, and Detrimental to Public Safety
OHRC - Racial profiling doesn't work
Generation Progress - Racial Profiling Is Ineffective and Wrong, So Why Does It Keep Happening?

Der Beitrag wurde von skape bearbeitet: 14. Jun 2020, 22:48


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Holzkopp
Beitrag 14. Jun 2020, 23:58 | Beitrag #245
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Ich finde die Debatte -sofern sie an manchen Stellen überhaupt noch diesen Begriff verdient- entgleitet und wird unpräzise.

Vorweg: ich bin ünerzeuigt, dass der Begriff "Rassismus" an einigen Stellen falsch verwendet wird ohne das ich in Abrede stellen will das es Rassismus gibt und das dieser nicht zu tolerieren ist.

Es ist aber ein Unterschied ob man sagt "Ausländer sind minderwertige Menschen weil sie überproportional kriminell sind" oder ob man sagt "die Delinquenz von Personen mit Migrationshintergrund ist on manchen Bereichen signifikant erhöht im Vergleich zu Bürgern ohne Migrationshintergrund".

Die erste Aussage ist eine Wertung, die für mich klar eine abwertende -wegen mir auch rassistische- Konnotation hat. (Wenn man unter dem Begriff "Rasse" subsumiert "irgendwie anders als das, was ich kulturell akzeptiere")

Die zweite Aussage ist eine messbare Problembeschreibung. Und im Rahmen der Analyse wird man sogar Gründe für das Entstehen dieses Problems finden, die bereits häufig diskutiert wurden: Bildung, Sprache, Integration, sozialer Status, wirtschaftliche Sicherheit, aber auch Benachteiligung ohne sachlichen Grund ("der Türke ist faul"). Kurz: wer aus welchem Grund auch immer eher am Rand der Gesellschaft lebt neigt eher zu Delinquenz als der, der von den Segnungen der Gersellschaft leichter profitiert.
Menschen ohne reale Perspektive in diesem Land sind da eine Gruppe, aber es gibt eben auch den "äußerlich auffälligen" Menschen, der ganz objektiv weder delinquent ist noch sonst irgendwie Anlass bietet, ihn nicht als vollwertiges Mitglied dieser Gesellschaft zu akzeptieren. Leute, mir ist es völlig egal welchen Gott jemand anbetet, in welchem Land seine Mutter geboren wurde oder was er für eine Hautfarbe hat: ich verlange, dass sich jeder der in diesem Land lebt in dem breiten Korridor des akzeptablen Sozialverhaltens aufhält. Das gilt für Passdeutsche (komisches Wort) genauso wie für formale Ausländer und völlig unabhängig von Hautfarbe, Kultur oder sonstwas. Es gibt einen Konsens wie man miteinander umgeht. Der gilt doch bitte für alle.

Ich weiß, ich idealisiere. Aber das wäre doch erstmal eine Voraussetzung dafür, dass wir eine gemeinsame Erwartung formulieren.

Nächster Teil: Diskriminierung ist nicht Ungleichbehandlung. Lezzteres kann erlaubt sein, ersteres nicht. Ist wie mit den Grundrechten: Eingriffe sind erlaubt, Verletzungen nicht. Man darf erst mit 18 wählen und mit 25 eine Waffe kaufen (keine Details um das Thema psychologisches Gutachten hier bitte) Bundespräsident darf man erst mit 40 werden. Frauen müssen keinen Wehrdienst leisten, bekommen aber im Zweifel aus Sicht des Familienrechts das Sorgerecht zugesprochen.

Teile des öffentlichen Raums sind Kriminalitätsschwerpunkte. Bahnhöfe, Stadtteile oder Plätze. Und ja, es lassen sich gewisse Gruppen mit teils homogenen, teils heterogenen Merkmalen finden, die sich dort mit Neigung zur Delinquenz aufhalten. Da ist es aber dann auch völlig egal welcher sozialen oder etnischen Gruppierung diese Leute angehören: Rumpöbeln, Drogenhandel, Gewalt etc. ist für alle verboten und nicht nur für Ausländer oder "Schwarze". Und da kommt für mich der entscheidende Schritt: wenn man gegen derlei Fehlverhalten einschreitet dann doch nicht weil der Delinquent "anders" ist sondern weil er Dinge tut die nicht geduldet werden. Oder weil er dessen verdächtig ist. Letzteres kann zum Problem werden wenn man sich die Haltung erlaubt "das sind doch eh alles so Vögel, keiner von denen hat ehrliche Absichten!" Das muss man sich selbst verkneifen.

Aber andererseits, wer in einem delinquenznahen Beruf oder anderem Betätigungsfeld unterwegs ist, der erlebt ja täglich, mit welchen Gruppen er Probleme hat. Und darin liegt die Gefahr: wer immer nur mit den "Bösen" zu tun hat übersieht, dass diese ggf. eine kleine aber anstrengende Minderheit sind. Zitat zu einer Tagung der Jugendstrafrichter: "natürlich müssen Jugendrichter den Nachwuchs für abgrundtief kriminell halten. Denn sie sehen ja nur den Teil, der es bis vor ihren Richtertisch geschafft hat."

Andererseits, eigenes Erleben: wir sind in einer Wohnung, in def sich ca. 20 Personen bulgarisch- rumänischer Herkunft aufhalten, einer davon ist krank. Alles kein Problem, die Polizei kommt dazu weil eine Straftat im Raume steht. Da sagt ein Polizist: "hier im Raum ist kein Einziger, den wir nicht schonmal festgenommen haben". (wir zählten nicht dazu...)
Kurz: ist das Rassismus oder ist das erstmal frustrierende Erfahrung? Kann sich das eine aus dem anderen entwickeln? Gerade wenn man feststellt, dass Vorurteile vermeintlich zur Gewißheit werden.

"Jugendliche sind laut" ist auch ein Vorurteil. Und der Begriff "alter weißer Mann" mit der klaren Konnotation des "du bist eine fortschrittsfeindliche Ballastexistenz, stirb endlich!" finde ich absolut indiskutabel.

Gerade wird in verschiedenen Medien über "rassistische Polizeigewalt" geschrieben. Ich finde das sind zwei Begriffe. Die Rechtfertigung polizeilicher Gewaltanwendung beschränkt sich nicht auf Menschen schwarzer Hautfarbe. Und man möge trotz aller teilweise klaren Grenzüberschreitungen nicht vergessen, dass auch benachteiligte Minderheiten kein bischen mehr Recht haben, kriminell zu sein. Da war gestern so ein Fall in Atlanta glaube ich, ein angeblich Betrunkener soll festgenommen werden, ihm gelingt es, dem Polizisten den Taser zu entreißen und als er damit auf den Polizisten zu schießen versucht feuert dieser mit seiner Dienstwaffe. Der Delinquent kommt zu Tode. Der Getötete war schwarz.
Denken wir uns kurz die Hautfarbe weg: da versucht jemand auf einen Polizisten zu schießen und wir glauben zuerst, er sei nur deshalb erschossen worden weil er schwarz sei? Nicht weil er einen Polizisten beschossen hat? Anders gefragt: hätten wir die Erwartung, dass auf einen Mann, der sich genauso verhält und weiß wäre nicht geschossen würde? Weil dann wäre das rassistisch. Ob die Gewaltanwendung durch die Polizei korrekt war muss doch bitte unabhängig von der Hautfarbe geprüft werden.

Abschließend: vielleicht sehe ich das zu idealistisch. Aber das wären meine Erwartungen.






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Sanni
Beitrag 16. Jun 2020, 06:57 | Beitrag #246
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In Atlanta hat der Polizist nachdem der Verdächtige mit dem Taser geschossen hatte, dem dann flüchtendem 3mal in den Rücken geschossen. Soweit ich weiß hat ein, in der Regel nicht tödlicher Taser nur einen Schuss. Das ganze kann man sich auf einem Überwachungsvideo selber anschauen. Rassistische Motive konnte ich bei den Polizisten nicht erkennen. Eigentlich waren sie bis zu diesem Zeitpunkt relativ freundlich zu dem Verdächtigen.
Ich habe mal einen Drogenfahnder gefragt, warum an unserem Bahnhof quasi nur Menschen mit afrikanischem Aussehen auf Drogen durchsucht werden. Er hatte mir gesagt, dass der Drogenverkauf am Bahnhof von einer entsprechenden Gruppierungen durchgeführt würde und diese duldeten auch keine Konkurrenz am Bahnhof. Zusätzlich zu dem Profiling müsste aber noch verdächtiges Verhalten vorliegen. Z. B. längerer Aufenthalt auf den Bahnsteigen, ohne einen Zug zu nehmen.
Wenn man als Polizist diese Informationen hat, dann wird es schwer, kein RacialProfiling zu machen.
 
Almeran
Beitrag 16. Jun 2020, 08:51 | Beitrag #247
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ZITAT(Sanni @ 16. Jun 2020, 07:57) *
In Atlanta hat der Polizist nachdem der Verdächtige mit dem Taser geschossen hatte, dem dann flüchtendem 3mal in den Rücken geschossen. Soweit ich weiß hat ein, in der Regel nicht tödlicher Taser nur einen Schuss. Das ganze kann man sich auf einem Überwachungsvideo selber anschauen. Rassistische Motive konnte ich bei den Polizisten nicht erkennen. Eigentlich waren sie bis zu diesem Zeitpunkt relativ freundlich zu dem Verdächtigen.

Da muss man sich halt fragen, ob das gewaltsame Entziehen aus einer Verkehrskontrolle wirklich den Einsatz von tödlicher Gewalt rechtfertigt. Rassistische Motive erkennst du übrigens selten auf Videos, die Schützen schreien ja nicht "Stirb, N****". In dem Moment fällt diese Entscheidung ja nicht bewusst. Aber es kann gut sein, dass auf eine weiße Frau nicht geschossen worden wäre.

Der Beitrag wurde von Almeran bearbeitet: 16. Jun 2020, 08:51


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Der Grad unserer Erregung wächst in umgekehrtem Verhältnis zu unserer Kenntnis der Tatsachen - je weniger wir wissen, desto aufgeregter werden wir.
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brainwarrior
Beitrag 16. Jun 2020, 10:08 | Beitrag #248
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Der Einsatz tödlicher Gewalt ist vorliegend in meinen Augen nicht gerechtfertigt, der Polizist wohl zwischenzeitlich auch entlassen.

Das Opfer hat zur Gewaltanwendung als solcher jedoch erheblich beigetragen. Dass sich einer Festnahme entziehen und Polizisten mit einer Waffe angreifen eine dämliche Idee ist, weiß "jedes Kind".

Da frage ich mich schon, was da im jeweiligen Kopf vorgeht, zumal die Situation vorher zumindest dem Video nach, kontrolliert und ruhig war.

Der Beitrag wurde von brainwarrior bearbeitet: 16. Jun 2020, 10:10
 
Almeran
Beitrag 16. Jun 2020, 10:46 | Beitrag #249
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ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 11:08) *
Das Opfer hat zur Gewaltanwendung als solcher jedoch erheblich beigetragen. Dass sich einer Festnahme entziehen und Polizisten mit einer Waffe angreifen eine dämliche Idee ist, weiß "jedes Kind".

Wenn ich mich in Deutschland als weißer Mann betrunken mit Gewalt gegen eine Festnahme wehre, dabei einen Taser einsetze und dann wegrenne, werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erschossen. Damit muss ich nicht rechnen - mit Schlagstock-Einsatz, Pfefferspray oder Taser aber schon. Schlicht und ergreifend, weil in dem Fall mein Leben wertvoller ist als das Interesse des Staates an der Strafverfolgung.

Das Problem ist, das diese Abwägung bei einigen amerikanischen Polizisten scheinbar nicht stattfindet und das Leben der Anderen nicht als absolut beschützenswert angesehen wird. Das ist ein Ausbildungsproblem, dass durch bewussten oder unbewussten Rassismus noch verstärkt wird. Anders kann ich mir diese Vorfälle nicht erklären.


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brainwarrior
Beitrag 16. Jun 2020, 13:06 | Beitrag #250
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Da sind wir uns durchaus einig und spiegelt auch meine Einstellung wieder. Daher auch der unzweideutige Einleitungssatz meines Postings.

Nichtsdestotrotz wäre das Opfer noch am Leben, hätte es sich anders verhalten und die Polizisten nicht attackiert.

Deinen letzten Absatz teile ich umfänglich.

________________

Ob man gegenüber einem Asiaten oder einem Weißen unter gleichen Bedingungen dort in U S anders gehandelt hätte, wäre spekulativ.

Der Beitrag wurde von brainwarrior bearbeitet: 16. Jun 2020, 13:08
 
KSK
Beitrag 16. Jun 2020, 13:17 | Beitrag #251
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ZITAT(Almeran @ 16. Jun 2020, 11:46) *
ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 11:08) *
Das Opfer hat zur Gewaltanwendung als solcher jedoch erheblich beigetragen. Dass sich einer Festnahme entziehen und Polizisten mit einer Waffe angreifen eine dämliche Idee ist, weiß "jedes Kind".

Wenn ich mich in Deutschland als weißer Mann betrunken mit Gewalt gegen eine Festnahme wehre, dabei einen Taser einsetze und dann wegrenne, werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erschossen. Damit muss ich nicht rechnen - mit Schlagstock-Einsatz, Pfefferspray oder Taser aber schon. Schlicht und ergreifend, weil in dem Fall mein Leben wertvoller ist als das Interesse des Staates an der Strafverfolgung.

Au contraire... du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erschossen. Mit einem tödlichen Ausgang rechnen solltest du aber dennoch, wenn du dich gewaltsam (und dann auch noch unter Einsatz von Waffen) gegen einen Polizisten wendest. Glücklicherweise setzt man hier seitens der Polizei deutlich mehr daran, einen tödlichen Ausgang zu vermeiden, die Sicherheit hinter deiner Aussage halte ich aber für trügerisch.
 
Madner Kami
Beitrag 16. Jun 2020, 13:59 | Beitrag #252
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ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 14:06) *
Ob man gegenüber einem Asiaten oder einem Weißen unter gleichen Bedingungen dort in U S anders gehandelt hätte, wäre spekulativ.


Hätte man nicht. https://www.statista.com/statistics/585152/...police-by-race/



Wer sich in den USA der Polizei mit Gewalt und obendrein Waffeneinsatz versucht zu entziehen, muss damit rechnen sein Leben mit dieser Aktion beendet zu haben. Das ist absolut rassenunabhängig und liegt primär an der Ausbildung der Polizisten. Diese Ausbildung ist aber, das muss man auch bedenken, der Waffensituation und diversen anderen Realitäten der US-Gesellschaft zum Teil geschuldet. Toll ist das freilich nicht, aber vom Himmel fallen tut es auch nicht.


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Almeran
Beitrag 16. Jun 2020, 14:13 | Beitrag #253
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ZITAT(KSK @ 16. Jun 2020, 14:17) *
ZITAT(Almeran @ 16. Jun 2020, 11:46) *
ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 11:08) *
Das Opfer hat zur Gewaltanwendung als solcher jedoch erheblich beigetragen. Dass sich einer Festnahme entziehen und Polizisten mit einer Waffe angreifen eine dämliche Idee ist, weiß "jedes Kind".

Wenn ich mich in Deutschland als weißer Mann betrunken mit Gewalt gegen eine Festnahme wehre, dabei einen Taser einsetze und dann wegrenne, werde ich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erschossen. Damit muss ich nicht rechnen - mit Schlagstock-Einsatz, Pfefferspray oder Taser aber schon. Schlicht und ergreifend, weil in dem Fall mein Leben wertvoller ist als das Interesse des Staates an der Strafverfolgung.

Au contraire... du wirst mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht erschossen. Mit einem tödlichen Ausgang rechnen solltest du aber dennoch, wenn du dich gewaltsam (und dann auch noch unter Einsatz von Waffen) gegen einen Polizisten wendest. Glücklicherweise setzt man hier seitens der Polizei deutlich mehr daran, einen tödlichen Ausgang zu vermeiden, die Sicherheit hinter deiner Aussage halte ich aber für trügerisch.

Natürlich gibt es bei jeder Auseinandersetzung mit der Polizei die Möglichkeit, getötet zu werden. Genau wie bei jeder Kneipenschlägerei.

Aber wenn (5 Minuten Wiki-Recherche, kein Anspruch auf Genauigkeit) 2017 gegen immerhin 47.609 Vollstreckungsbeamte Widerstand oder Gewalt ausgeübt wurde und im gleichen Jahr nur 14 Menschen von der Polizei erschossen werden, dann kann ich mir doch relativ sicher sein, dass ein Angriff auf die Polizei mit nicht-tödlichen Waffen wie einem Taser nicht mit zwei Schuss in den Rücken oder einem Knie in der Luftröhre beantwortet werden.


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Almeran
Beitrag 16. Jun 2020, 14:18 | Beitrag #254
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ZITAT(Madner Kami @ 16. Jun 2020, 14:59) *
ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 14:06) *
Ob man gegenüber einem Asiaten oder einem Weißen unter gleichen Bedingungen dort in U S anders gehandelt hätte, wäre spekulativ.


Hätte man nicht.


Das ist ja nett, dass in totalen Zahlen nur halb so viele Afroamerikaner wie Weiße erschossen werden, aber sie machen halt nur 13% der Bevölkerung aus.


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400plus
Beitrag 16. Jun 2020, 14:33 | Beitrag #255
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ZITAT(Almeran @ 16. Jun 2020, 15:18) *
Das ist ja nett, dass in totalen Zahlen nur halb so viele Afroamerikaner wie Weiße erschossen werden, aber sie machen halt nur 13% der Bevölkerung aus.


Wobei der korrekte Vergleich nicht der Anteil an der Bevölkerung ist, sondern der Anteil an Interaktionen mit der Polizei. Im Endeffekt können ja auch zwei Aussagen wahr sein: Es gibt bei der amerikanischen Polizei ein Problem mit Rassismus, aber die Wahrscheinlichkeit, in einer Interaktion mit der Polizei ums Leben zu kommen ist für Weiße und Schwarze sehr ähnlich. Ich möchte an der Stelle nochmals auf die Forschungsergebnisse von Roland Fryer verweisen, die auf beides hindeuten.

 
goschi
Beitrag 16. Jun 2020, 18:23 | Beitrag #256
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ZITAT(400plus @ 16. Jun 2020, 15:33) *
ZITAT(Almeran @ 16. Jun 2020, 15:18) *
Das ist ja nett, dass in totalen Zahlen nur halb so viele Afroamerikaner wie Weiße erschossen werden, aber sie machen halt nur 13% der Bevölkerung aus.


Wobei der korrekte Vergleich nicht der Anteil an der Bevölkerung ist, sondern der Anteil an Interaktionen mit der Polizei. Im Endeffekt können ja auch zwei Aussagen wahr sein: Es gibt bei der amerikanischen Polizei ein Problem mit Rassismus, aber die Wahrscheinlichkeit, in einer Interaktion mit der Polizei ums Leben zu kommen ist für Weiße und Schwarze sehr ähnlich. Ich möchte an der Stelle nochmals auf die Forschungsergebnisse von Roland Fryer verweisen, die auf beides hindeuten.

aber dann kommen wir direkt wieder zum Problem des systematischen Rassismus, denn Schwarze (und auch hispanics) kommen überproportional oft "in Interaktion mit der Polizei", eben alleine aufgrund des Aussehens
Und zwar nicht nuretwas mehr, sondern eben um den Faktor X.


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ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
Madner Kami
Beitrag 16. Jun 2020, 18:36 | Beitrag #257
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ZITAT(goschi @ 16. Jun 2020, 19:23) *
denn Schwarze (und auch hispanics) kommen überproportional oft "in Interaktion mit der Polizei", eben alleine aufgrund des Aussehens


Das bleibt zu beweisen. Wenn du eine Minderheit hast die überproportional in Polizeistatistiken auftaucht, dann kann das auch andere Gründe haben als Rassismus, wie zum Beispiel die simple Tatsache, dass überproportional viele Schwarze Verbrechen begehen. Dass die Statistiken ausschließlich auf Rassismus zurück zu führen sind halte ich für unwahrscheinlich, obgleich Rassismus sicherlich eine Rolle spielt (siehe Inhaftierungen für Vergehen, die praktisch nur durch Kontrolle feststellbar sind, wie zum Beispiel der Besitz von BTM). Nur beide Seiten ergeben eine Münze.

Der Beitrag wurde von Madner Kami bearbeitet: 16. Jun 2020, 18:38


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Beitrag 16. Jun 2020, 20:57 | Beitrag #258
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ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 11:08) *
Das Opfer hat zur Gewaltanwendung als solcher jedoch erheblich beigetragen. Dass sich einer Festnahme entziehen und Polizisten mit einer Waffe angreifen eine dämliche Idee ist, weiß "jedes Kind".

Ist das so? Ich frage mal: Was rechtfertigt da tötliche Gewalt? Ein Taser ist keine tötliche Waffe, der Polizist war also nicht in Lebensgefahr. Die Person flieht anschließend und stellt keine Gefahr mehr dar.
Alternativ war der Taser als Lebensbedrohung einzustufen, dann hat der andere Polizist die Person bereits zuvor in Lebensgefahr gebracht. Diese überlebte den ungerechtfertigten Angriff und handelte in Notwehr, um bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu fliehen.
In beiden Versionen, und andere sehe ich nicht, ist die Person geflohen und stellte keine Bedrohung mehr dar. Was rechtfertigt also ihre Tötung?
Zusätzlich: Das fängt doch schon so an, dass die Person in ihrem Wagen keine Chance hatte heil aus der Sache herauszukommen. Er schlief auf einem Parkplatz, das ist für niemanden gefährlich. Er hätte auch Diabetiker sein können und wirkte deshalb "intoxicated", Polizisten können das in der Regel nicht unterscheiden. Dazu mangelt es an Ausbildung.
Und das ist das Kernproblem: Mangelhafte Ausbildung in Kombination mit strukturellem Rassismus tötet vornehmlich PoC.


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"Seit ich auf deutsche Erde trat, durchströmen mich Zaubersäfte. Der Riese hat wieder die Mutter berührt, Und es wuchsen ihm neue Kräfte." -- Heinrich Heine (1797-1856), Deutschland ein Wintermärchen, Caput I
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Beitrag 16. Jun 2020, 20:59 | Beitrag #259
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ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 14:06) *
Nichtsdestotrotz wäre das Opfer noch am Leben, hätte es sich anders verhalten und die Polizisten nicht attackiert.


An George Floyd denken und mal tief durchatmen, ob das richtig sein muss. Tipp: Er kann es nicht mehr.


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Beitrag 16. Jun 2020, 21:04 | Beitrag #260
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ZITAT(Madner Kami @ 16. Jun 2020, 19:36) *
ZITAT(goschi @ 16. Jun 2020, 19:23) *
denn Schwarze (und auch hispanics) kommen überproportional oft "in Interaktion mit der Polizei", eben alleine aufgrund des Aussehens


Das bleibt zu beweisen.


Nein. Das ist bewiesen. Aus dem oben verlinkten Artikel:

ZITAT
In addition to evidence concerning the ineffectiveness of racial profiling, it is also a practice that is logically flawed. Experts point out that even if certain crimes are mostly committed by members of a particular group, it does not mean that a particular person from that group is more likely to have committed a crime.[29] And, even if more crime is committed by a certain group that make up a small percentage of the population, it is still more likely that any given crime will have been committed by someone belonging to the majority group.[30]

In any event, statistics suggesting that a particular group commits a disproportionate amount of crime can often be skewed because of racial profiling itself. If a particular group is stopped more often, even if they are committing less crime than the rest of the population, the fact that they are scrutinized more frequently will result in higher charge rates. This then becomes the justification for profiling. Some scholars therefore argue that, at the end of the day, statistics do not tell the offending behaviour of different races, but rather they measure the actions of the entity engaging in profiling.[31]


Aus dem Subskript:
ZITAT
[29] An assistant professor of public policy at the University of California at Berkeley, Jack Glaser, points out the illogicality of racial profiling by noting that if you see a pregnant person, that person must be a woman. But, if you see a woman that does not lead to the conclusion that she is pregnant. In fact the vast majority of women will not be pregnant: J. Glaser, “The Fallacy of Racial Profiling” San Francisco Chronicle (5 December 2001).

[30] Racial profiling has been justified by arguing that some groups commit a disproportionate amount of crime, relative to their percentage in the population. However, this approach has been argued to be logically flawed, as it is actually more likely that a member of the majority group will have committed the offence. For example, if group A represents 20% of the population but commits 40% of violent crimes and group B represents 80% of the population and commits 60% of violent crimes. It is true that group A commits a disproportionate amount of violent crime. However, if a violent crime takes place, it is still more likely that it was committed by a member of group B – a 6 out of 10 chance. It would therefore make more sense to be looking for someone in group B. A profile that looks for someone in group A will be wrong more than half the time: T. Wise, “Racial Profiling and It’s [sic] Apologists” Z Magazine (March 2002), online: Z Magazine <http://www.zmag.org/Zmag/articles/march02wise.htm>.


Quelle:
OHRC


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Schwabo Elite
Beitrag 16. Jun 2020, 21:14 | Beitrag #261
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ZITAT(Madner Kami @ 16. Jun 2020, 19:36) *
Das bleibt zu beweisen. Wenn du eine Minderheit hast die überproportional in Polizeistatistiken auftaucht, dann kann das auch andere Gründe haben als Rassismus, wie zum Beispiel die simple Tatsache, dass überproportional viele Schwarze Verbrechen begehen. Dass die Statistiken ausschließlich auf Rassismus zurück zu führen sind halte ich für unwahrscheinlich, obgleich Rassismus sicherlich eine Rolle spielt (siehe Inhaftierungen für Vergehen, die praktisch nur durch Kontrolle feststellbar sind, wie zum Beispiel der Besitz von BTM). Nur beide Seiten ergeben eine Münze.


Sorry, aber das ist wie der Satz "die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte". Nein, tut sie nicht. Schwarze werden mehr kontrolliert, weil Polizei öfter in vornehmlich von Schwarzen (und Hispanics) bewohnten Gebieten eingesetzt werden. Wer viel mehr kontrolliert findet auch viel mehr Delikte, vom kaputten Hecklicht am Wagen bis hin zu BTM. Und Schwarze werden einfach an die Wand gedrückt und gefilzt, nennt sich "Stop and Frisk".
Polizeifinanzierung in den USA funktioniert vor allem über Aufklärungsquoten. Wer also pro-aktiv per Stop and Frisk oder das Anhalten von Autos mit beschädigten Rücklichtern seine Fallzahlen erhöht, generiert auch direkt Fälle, die per Bußgeldbescheid oder Verhaftung "gelöst" wurden. Dieses Verhalten macht Viertel mit vornehmlich schwarzer oder hispanic Bevölkerung zu "Cash Cows" für Polizeien.
Die Folge ist, dass Weiße wegziehen und Schwarze und Hispanics, die sich das leisten können auch. Derweil landen mehr Personen aus den Vierteln im Justizvollzug, die Folge ist, dass Familien zerbrechen und die Kaufkraft sinkt. Ergo schließen Geschäfte, die Armut nimmt zu und damit die Kriminalität. Derweil wird die Cash Cow weiter gemolken und wird um so ertragreicher, je mehr man mit dem Stiefel auftritt.
Solche Viertel ziehen Verbrechen auch von außen an. Drogenkartelle, Beschaffungskriminalität, Tötungsdelikte, all das kommt von außen zusätzlich hinzu. Und die Polizei hat daran strukturellen Anteil. Deswegen die Forderung, dass Polizei "defunded" werden muss. Quartierentwicklung muss Aufgabe von Sozialarbeitern sein, Verkehrskontrolle gehört in die Hände von Ordnungsämtern, die unbewaffnet arbeiten und gute Quartiere brauchen Kulturzentren, die staatlich gefördert werden für Jugendliche und ebenso Erwachsene.


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brainwarrior
Beitrag 16. Jun 2020, 21:27 | Beitrag #262
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ZITAT(Schwabo Elite @ 16. Jun 2020, 21:57) *
ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 11:08) *
Das Opfer hat zur Gewaltanwendung als solcher jedoch erheblich beigetragen. Dass sich einer Festnahme entziehen und Polizisten mit einer Waffe angreifen eine dämliche Idee ist, weiß "jedes Kind".

Ist das so? ........


Du hast meinen Post sicherlich nicht komplett gelesen http://www.whq-forum.de/invisionboard/inde...t&p=1426969
Falls doch, verstehe ich die gestellten Fragen

"Ist das so? Ich frage mal: Was rechtfertigt da tötliche Gewalt? Ein Taser ist keine tötliche Waffe, der Polizist war also nicht in Lebensgefahr. Die Person flieht anschließend und stellt keine Gefahr mehr dar.
Alternativ war der Taser als Lebensbedrohung einzustufen, dann hat der andere Polizist die Person bereits zuvor in Lebensgefahr gebracht. Diese überlebte den ungerechtfertigten Angriff und handelte in Notwehr, um bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit zu fliehen.
In beiden Versionen, und andere sehe ich nicht, ist die Person geflohen und stellte keine Bedrohung mehr dar. Was rechtfertigt also ihre Tötung?"


nicht. Sorry.


ZITAT
An George Floyd denken und mal tief durchatmen, ob das richtig sein muss. Tipp: Er kann es nicht mehr.


Das Bodycam-Video hast Du ja gesehen. Aktion und Reaktion sind hier klar ersichtlich. Der GF-Fall stellt sich doch wohl etwas anders dar. An einen Angriff seinerseits kann jedenfalls ich mich nicht erinnern.

Der Beitrag wurde von brainwarrior bearbeitet: 16. Jun 2020, 21:31
 
Schwabo Elite
Beitrag 16. Jun 2020, 21:44 | Beitrag #263
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George Floyd ist das Paradebeispiel dafür, dass man eben auch getötet werden kann, als Schwarzer, wenn man keinen Polizisten angreift. wink.gif


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brainwarrior
Beitrag 16. Jun 2020, 21:48 | Beitrag #264
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Das ist richtig, Sticht bei dem vorliegenden Sachverhalt m.E. jedoch nicht. Bis zur Eskalation durch die Gegenwehr und das Tasern lief das Ganze ruhig und kontrolliert ab.

Unabhängig davon dass die Tötung nicht gerechtfertigt war.

Der Beitrag wurde von brainwarrior bearbeitet: 16. Jun 2020, 21:49
 
Seneca
Beitrag 16. Jun 2020, 22:06 | Beitrag #265
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Gute Polizeiarbeit und Polizeipräsenz ist gerade in schwierigen Vierteln wichtig. Es nützt nichts, die Polizei abzuziehen und Kriminellen das Feld zu überlassen.
Pro Kopf der Bevölkerung haben die USA übrigens weniger Polizisten als Deutschland. "Defund the police" scheint da der falsche Weg zu sein. Gute Polizei gibt es nicht zum Nulltarif.
Die meisten Städte der USA bräuchten eher mehr Polizisten:
ZITAT
in a typical U.S. city, an additional $1.00 allocated toward policing would save $1.63 in costs to crime victims.

https://eml.berkeley.edu/~jmccrary/chalfin_mccrary2018.pdf
 
skape
Beitrag 16. Jun 2020, 22:32 | Beitrag #266
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ZITAT(Seneca @ 16. Jun 2020, 23:06) *
Gute Polizeiarbeit und Polizeipräsenz ist gerade in schwierigen Vierteln wichtig. Es nützt nichts, die Polizei abzuziehen und Kriminellen das Feld zu überlassen.


Höchstwahrscheinlich passiert das nicht, nein.

ZITAT
But wouldn’t crime increase without police?

One of the main arguments raised by those who oppose defunding: “What will we do about crime if police forces are made to scale back?” Advocates counter that investing in communities and providing them with resources will reduce crime on its own — for example, a 2016 report from the Obama White House’s Council of Economic Advisers found that “a 10 percent increase in wages for non-college educated men results in approximately a 10 to 20 percent reduction in crime rates.”


ZITAT
Pro Kopf der Bevölkerung haben die USA übrigens weniger Polizisten als Deutschland. "Defund the police" scheint da der falsche Weg zu sein. Gute Polizei gibt es nicht zum Nulltarif.
Die meisten Städte der USA bräuchten eher mehr Polizisten:
ZITAT
in a typical U.S. city, an additional $1.00 allocated toward policing would save $1.63 in costs to crime victims.

https://eml.berkeley.edu/~jmccrary/chalfin_mccrary2018.pdf


ZITAT
What does it mean to defund the police?

Defunding the police does not necessarily mean getting rid of the police altogether. Rather, it would mean reducing police budgets and reallocating those funds to crucial and oft-neglected areas like education, public health, housing, and youth services. (Some activists want to abolish the police altogether; defunding is a separate but connected cause.) It’s predicated on the belief that investing in communities would act as a better deterrent to crime by directly addressing societal problems like poverty, mental illness, and homelessness — issues that advocates say police are poorly equipped to handle, and yet are often tasked with. According to some estimates, law enforcement spends 21 percent of its time responding to and transporting people with mental illnesses. Police are also frequently dispatched to deal with people experiencing homelessness, causing them to be incarcerated at a disproportionate rate.


"Defund the police" bedeutet nicht, dass die Polizei aufgelöst wird, sondern dass ihr Aufgabenprofil stärker eingegrenzt wird und das Budget entsprechend gekürzt wird. Mit dem frei gewordenen Budget werden dann Organisationen gebildet, die diese Aufgaben (unbewaffnet) übernehmen. Seien es Parkvergehen oder Socialwork. Das sind zu großen Teilen Aufgaben, die in Amerika von der Polizei übernommen werden (sollen), wofür die wenigsten Polizisten ausgebildet noch geschult sind. Das scheinen sogar Polizisten selbst so zu sehen:

ZITAT
Even some cops resent society’s overreliance on them. “We’re just asking us to do too much,” said former Dallas police chief David Brown in a 2016 interview. “Every societal failure, we put it off for the cops to solve. That’s too much to ask. Policing was never meant to solve all those problems.” And the outcome can be deadly: In 2015, the Washington Post found that one in four people killed by a police officer suffered from a serious mental illness at the time of their death.


Quelle:
The Cut - What Exactly Does It Mean to Defund the Police?


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Tankcommander
Beitrag 17. Jun 2020, 07:02 | Beitrag #267
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ZITAT(Madner Kami @ 16. Jun 2020, 14:59) *
ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 14:06) *
Ob man gegenüber einem Asiaten oder einem Weißen unter gleichen Bedingungen dort in U S anders gehandelt hätte, wäre spekulativ.


Hätte man nicht. https://www.statista.com/statistics/585152/...police-by-race/



Wer sich in den USA der Polizei mit Gewalt und obendrein Waffeneinsatz versucht zu entziehen, muss damit rechnen sein Leben mit dieser Aktion beendet zu haben. Das ist absolut rassenunabhängig und liegt primär an der Ausbildung der Polizisten. Diese Ausbildung ist aber, das muss man auch bedenken, der Waffensituation und diversen anderen Realitäten der US-Gesellschaft zum Teil geschuldet. Toll ist das freilich nicht, aber vom Himmel fallen tut es auch nicht.



Stützt das nicht eher die These die USA beschäftigt Psychopathen in Uniform? bedingt durch die Ausbildung (Hemmschwelle zum Töten senken), Ex-Soldaten die dazu gedrillt wurden und auch Veteranen sind, aber auch das so welche diesen Job extra auswählen um so Machtgelüste besser ausleben zu können.

Der Floyd-Mörder soll ja schon mal wegen sadistischen Handlungen aufgefallen sein und wenn mit ner Asiatin verheiratet sein soll, kann er ja nur ein selektiver Rassist sein.

Mmn wird im diesen Thema aber sehr wenig geforscht, nur wenn jetzt die Kombination Weisser Cop und Schwarzer Verdächtiger auftritt, wird nur über Rassismus debattiert und alles andere ausgeblendet.
Das ist wahrscheinlich ein Fehler.
 
Tankcommander
Beitrag 17. Jun 2020, 07:07 | Beitrag #268
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ZITAT(skape @ 16. Jun 2020, 23:32) *
"Defund the police" bedeutet nicht, dass die Polizei aufgelöst wird, sondern dass ihr Aufgabenprofil stärker eingegrenzt wird und das Budget entsprechend gekürzt wird. Mit dem frei gewordenen Budget werden dann Organisationen gebildet, die diese Aufgaben (unbewaffnet) übernehmen. Seien es Parkvergehen oder Socialwork. Das sind zu großen Teilen Aufgaben, die in Amerika von der Polizei übernommen werden (sollen), wofür die wenigsten Polizisten ausgebildet noch geschult sind. Das scheinen sogar Polizisten selbst so zu sehen:


Also die USA gründet jetzt dort also Ordnungsamt und Politessen, wobei das wieder problematisch wird wennn diese zufällig auf bewaffnete Gangs treffen.
Was vieleicht der Grund ist warum diese Aufgaben direkt durch Polizei ausgeführt werden.
 
Stefan Kotsch
Beitrag 17. Jun 2020, 09:12 | Beitrag #269
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ZITAT(Schwabo Elite @ 15. Jun 2020, 20:59) *
ZITAT(brainwarrior @ 16. Jun 2020, 14:06) *
Nichtsdestotrotz wäre das Opfer noch am Leben, hätte es sich anders verhalten und die Polizisten nicht attackiert.


An George Floyd denken und mal tief durchatmen, ob das richtig sein muss. Tipp: Er kann es nicht mehr.

Ich denke, das muss man durch die Brille des US-Amerikaners betrachten. Also ich meine, dass jeder dort inzwischen mitbekommen haben sollte, dass es sich als unzweckmäßig erweist, dass es nicht gut ausgeht wenn man den Cops körperlichen Widerstand leistet, in welcher Form auch immer. Klar, in Deutschland wird Verhältnismäßigkeit verlangt bei der Durchsetzung polizeilicher Maßnahmen. In den USA gilt aber nun mal unverkennbar ein anderer als der deutsche Maßstab.

Für mich ist es deswegen völlig unerklärlich, dass US-Bürger durch unangebrachtes Verhalten ihr Leben aufs Spiel setzen wenn sie von der Polizei kontrolliert werden. Ist den Opfern da irgend etwas entgangen, waren die ahnungslos? Oder sehen die im körperlichen Widerstand gegen Behördenmaßnahmen ein Bürgerrecht? Wenn das der Fall ist, welche Chancen hätten dann waffenlose Politessen oder Ordnungsämter Recht und Gesetz Gehör zu verschaffen? Wenn man das Problem auf Schwarze und eine ihnen feindlich gesonnene Rassistenpolizei zusammenschrumpft, geht das ergebnislos aus. Das wäre geradezu eine Aufforderung den Anweisungen der Polizei keine Folge zu leisten. Die Situation dort liegt wohl zu Teilen deutlich hinter unserem europäischen Rechtshorizont.

Der Beitrag wurde von Stefan Kotsch bearbeitet: 17. Jun 2020, 09:13
 
Malefiz
Beitrag 17. Jun 2020, 09:46 | Beitrag #270
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So wie der (weiße) Mann, der auf einem Hotelflur erschossen wurde, weil er widersprüchlich Anweisungen der Polizei nicht Folge leisten konnte? Hat der auch sein Leben aufs Spiel gesetzt?

Das Problem liegt immer bei den Tätern, nicht bei den Opfern


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Look to your sins, Lord Renly. The night is dark, and full of terrors
 
 
 

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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 27. April 2024 - 16:01