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> "Russia Today" - Nachrichten aus Russland, Ehemals "Die Wirtschaft Russlands"
Thomas
Beitrag 6. Jan 2022, 07:58 | Beitrag #3631
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Von Moskau geführte Friedenstruppen sind angeblich bereits auf dem Weg nach Kasachstan. Das wäre eine erstaunliche Reaktionszeit. So gänzlich unvorbereitet.


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400plus
Beitrag 6. Jan 2022, 09:09 | Beitrag #3632
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Die positive Seite: Jedes Bataillon VDV, das als Friedenstruppe in Kasachstan ist, steht erstmal nicht für einen Einmarsch in der Ukraine zur Verfügung.
 
Stormcrow
Beitrag 6. Jan 2022, 09:33 | Beitrag #3633
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ZITAT(Seneca @ 6. Jan 2022, 05:54) *
Für die russische, staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti ist die Sache klar : Bei den Unruhen in Kasachstan ist mal wieder " der Westen " mitverantwortlich.
ZITAT
Berücksichtigt man die eifrige Beteiligung an der Berichterstattung über Ereignisse (natürlich einseitige Berichterstattung, Lügen und Provokationen) durch westliche Medien, soziale Netzwerke und sogenannte Menschenrechtsorganisationen, passen die Ereignisse in Kasachstan ganz klar in das Szenario eines Anschlags die nächste Farbrevolution in den Weiten der ehemaligen UdSSR umzusetzen .

( Ãœbersetzt mit google)
https://ria.ru/20220104/kazakhstan-1766581833.html


Wow, das ist für eine staatliche Nachrichtenagentur schon das sprachlich-politische Niveau des Irans oder Pakistans. Ganz schwach.


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ZITAT(Schwabo Elite @ 25. Sep 2016, 21:10) *
Ein ICBM-Schlag wäre eine definitive Aussage, die man nicht mehr zurücknehmen könnte.
 
SailorGN
Beitrag 6. Jan 2022, 09:57 | Beitrag #3634
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Da fragt man sich natürlich schon, mit welchen übernatürlichen Mitteln "der Westen" in Zentralasien Einfluss nehmen kann, wenn bereits seit Tagen Internet und andere Kommunikationskanaläe abgeschaltet seind und umgekehrt kaum verlässliche Nachrichten nach aussen dringen... Hat Yuri die Seiten gewechselt?

Weiterhin ist bemerkenswert, mit welcher Ignoranz die Auslöser solcher Unruhen behandelt werden. Der vordringliche Auslöser war/ist doch die massive Erhöhung der Energie (Erdgas)Preise... damit sieht der geneigte Beobachter, dass es diesen Autokratien eben nicht gelingt, genug Wohlstand zu erzeugen, dass "das Volk" ruhig bleibt. Im Gegenteil, gerade in einem Land, was Nettoexporteur von Erdgas ist so etwas hinzubekommen ist schon ne Leistung. Und dass so ein Anlass in der Regel nur ein Funke ist, der andere Sorgen und Unzufriedenheiten zum Ausbruch bringt ist auch klar.

Schlussendlich wird an der Benennung "Farbrevolution" und "Westen" auch deutlich, was man daran fürchtet: Die Entmachtung autokratischer Strukturen und die Versuche, rechtsstaatlich orientierte Politiksysteme zu etablieren.


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xena
Beitrag 6. Jan 2022, 15:28 | Beitrag #3635
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Wundert es einen noch, dass Unruhen entstehen, wenn man selbst Mengen an Erdgas und Öl fördert und nix davon beim Volk ankommt und an dann auch noch die Preise für Erdgas und Benzin vervielfacht? Da wird das Volk maximal ausgepresst. Man mal wieder nix aus der Vergangenheit gelernt.


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revolution
Beitrag 7. Jan 2022, 00:45 | Beitrag #3636
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Eine Verdopplung der LNG und Benzinpreise klingt zwar prozentual dramatisch, allerdings gehört Kazakhstan zu den Ländern, mit den niedrigsten Energiepreisen weltweit. Benzin an die eigenen Bürger quasi zum Selbstkostenpreis zu verschenken, wie das diese Länder (allen voran Venezuela und Iran) das tun, ist generell keine gute Idee. Aus der Nummer kommt keine Regierung wieder schadlos raus.
 
Seneca
Beitrag 7. Jan 2022, 12:47 | Beitrag #3637
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Kommandeur des OVKS-Einsatzkontingents in Kasachstan ist der russische Fallschirmjägergeneral Andrei Nikolajewitsch Serdjukow.

Im März 2014 kommandierte Serdjukow die russischen Truppen, die die ukrainische Halbinsel Krim besetzten. Zudem stand er unter dem Decknamen „Sedow“ an der Spitze der russischen Einheiten während der militärischen Auseinandersetzungen in Donbass im August 2015. (lt. Wikipedia)

https://armenpress.am/eng/news/1072397/

 
Scipio32
Beitrag 7. Jan 2022, 14:16 | Beitrag #3638
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Der Präsident in Kasachstan erteilt, laut Tagesschaubericht, den Sicherheitskräften die Erlaubnis ohne Vorwarnung zu schießen:

https://youtu.be/1lL5FOsEfPo

Tote gab es auf beiden Seiten, die Lage eskaliert wohl zusehends.

Der Beitrag wurde von Scipio32 bearbeitet: 7. Jan 2022, 14:16
 
SailorGN
Beitrag 7. Jan 2022, 16:19 | Beitrag #3639
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ZITAT(revolution @ 7. Jan 2022, 00:45) *
Eine Verdopplung der LNG und Benzinpreise klingt zwar prozentual dramatisch, allerdings gehört Kazakhstan zu den Ländern, mit den niedrigsten Energiepreisen weltweit. Benzin an die eigenen Bürger quasi zum Selbstkostenpreis zu verschenken, wie das diese Länder (allen voran Venezuela und Iran) das tun, ist generell keine gute Idee. Aus der Nummer kommt keine Regierung wieder schadlos raus.


Super. Wenn man auf der einen Seite Energie (die man selbst verschenkt) subventioniert, auf der anderen Seite aber nix tut, damit die eigene Bevölkerung Wohlstand selbst erarbeiten kann ist das Ganze einfach nur eine Verharmlosung der jeweiligen Zustände. Wenn Energie zwar Billig ist, man aber grundsätzlich kein Geld in der Tasche hat, dann ist die Verdoppelung im Winter (kontinentales Klima) lebensbedrohlich.
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In dem Zusammenhang: Die Entsendung der "Friedenstruppen" scheint total selbstlos zu sein... NJET!

ZITAT
Kremlin propagandist Margarita Simonyan, the editor in chief of the government-funded TV channel RT (formerly Russia Today), suggested on Twitter that in exchange for Russia’s help, Kazakhstan’s government should make several concessions, including recognizing annexed Crimea as Russian territory and returning to the Cyrillic alphabet. (Nazarbayev in 2017 ordered the official script of the Kazakh language to be switched from the Cyrillic to Latin alphabet.)


WP: Quelle


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revolution
Beitrag 8. Jan 2022, 00:50 | Beitrag #3640
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ZITAT(SailorGN @ 7. Jan 2022, 16:19) *
ZITAT(revolution @ 7. Jan 2022, 00:45) *
Eine Verdopplung der LNG und Benzinpreise klingt zwar prozentual dramatisch, allerdings gehört Kazakhstan zu den Ländern, mit den niedrigsten Energiepreisen weltweit. Benzin an die eigenen Bürger quasi zum Selbstkostenpreis zu verschenken, wie das diese Länder (allen voran Venezuela und Iran) das tun, ist generell keine gute Idee. Aus der Nummer kommt keine Regierung wieder schadlos raus.


Super. Wenn man auf der einen Seite Energie (die man selbst verschenkt) subventioniert, auf der anderen Seite aber nix tut, damit die eigene Bevölkerung Wohlstand selbst erarbeiten kann ist das Ganze einfach nur eine Verharmlosung der jeweiligen Zustände. Wenn Energie zwar Billig ist, man aber grundsätzlich kein Geld in der Tasche hat, dann ist die Verdoppelung im Winter (kontinentales Klima) lebensbedrohlich.


Nach einem quick and dirty Faktencheck sehe ich die Situation nicht so dramatisch. Pro Kopf BIP und auch das Durchschnittsgehalt haben sich in den letzten 8-10 Jahren ja auch verdoppelt.
Eine Verdoppelung von Benzinpreisen bedeutet wohl so eine Erhöhung von ca. 20 Cent pro Liter. Ob diese Situation lebensbedrohlichen Hunger auslöst? Kann ich mir eher in Einzelfällen vorstellen.
Aber das wundert mich gar nicht, weil wir ähnliche Situationen aus anderen Ländern kennen. Das Volk solcher rohstoffreichen Staaten ist es gewohnt und betrachtet es als sein gutes Recht, quasi gratis zu tanken.
Daher ist das vielleicht eher eine prinzipielle Frage über die sich der Frust entlädt. Die nächste Frage ist, ob es legitim/normal ist, deshalb auf der Straße auf Menschen zu schießen.


Der Beitrag wurde von revolution bearbeitet: 8. Jan 2022, 00:56
 
Panzerchris
Beitrag 8. Jan 2022, 07:52 | Beitrag #3641
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Wir dürfen aber nicht vergessen, daß wir dies aus großer Entfernung beurteilen. Keiner von uns lebt in Kasachstan, was es schwer macht die tatsächlichen Lebenssituationen zu erfassen. Zahlen sagen schließlich nicht alles.
Im Ãœbrigen ist das Vorgehen gegen die Demostranten typisch russisch/sowjetisch - siehe Polen und DDR 1953, Ungarn 1956, CSSR 1968, wieder Polen 1981...
 
400plus
Beitrag 8. Jan 2022, 08:50 | Beitrag #3642
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Nasarbajew hat anscheinend das Land verlassen: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland...14.html?premium
 
400plus
Beitrag 8. Jan 2022, 10:42 | Beitrag #3643
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Nasarbarjew dementiert dies. Bestätigt ist dagegen, dass der frühere Leiter des Inlandsgeheimdienstes festgenommen wurde, Vorwurf Landesverrat: https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland...3.html?GEPC=s30

 
SailorGN
Beitrag 8. Jan 2022, 13:03 | Beitrag #3644
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Das Recht gratis zu tanken kann man schon herleiten, wenn das eigene Land genug Tankinhalt herstellt. Man darf auch nicht vergessen, dass in D 2/3 des Literpreises auf staatliche Abgaben zurückzuführen sind, nicht auf "Kosten" der Industrie. Kohlenwasserstoffe sind mittlerweile in Herstellung und Logistik unschlagbar billig. Wenn ein Land seinen "Reichtum" aus Kohlenwasserstoffen bezieht kann es dort auch ohne weiteres etwas weitergeben. Und was zum Pro Kopf-Einkommen, dies beträgt im Durchschnittt(!) in Kasachstan unter 600 US$. Energiepreiserhöhungen können da ein Loch reißen.

Die Frage ist aber auch, in wie fern Billigsprit eigentlich von der Regierung genutzt urde, um nicht anderweitig "Wohlstand" zu verteilen. Ist in anderen Billigspritländern ähnlich, dort ist billige Energie eine der wenigen "Sozialleistungen" und ersetzt Anstrengungen zur Wohlstandserhöhung durch andere Maßnahmen... ist halt einfacher als richtig zu regieren. Und wenns dann nicht mehr geht bricht gleich alles zusammen, siehe Iran oder Venezuela. Dann haben große Teile der Bevölkerung gar nix mehr und in der Regel hängen ganze fragile Wirtschaftszweige am Tropf der billigen Energie. In Kasachstan könnte es die Kryptoblase sein...


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revolution
Beitrag 8. Jan 2022, 17:24 | Beitrag #3645
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ZITAT(SailorGN @ 8. Jan 2022, 13:03) *
Das Recht gratis zu tanken kann man schon herleiten, wenn das eigene Land genug Tankinhalt herstellt.


Und weil Gas und Öl im Land gefördert werden, kosten die Endprodukte Benzin und LPG nichts? Das sollte ich mal beim nächstgelegenen VW/AUDI Händler als Argument anbringen. Also zumindest ein Polo oder so sollte mir schon zustehen. Ich zahle schließlich Steuern, mit denen dieser Laden subventioniert wird. Erdgas wird zudem auch in Deutschland gefördert. Da könnte insgesamt ein Schuh draus werden. Funktioniert nicht. Schon deshalb nicht, weil ich dafür nicht auf andere Leistungen des Staates bis hin zu den Kommunen verzichten wollte. Das wäre eine Verschwendung meiner/unserer Steuern, wenn man so mit der eigenen Wirtschaftsleistung umginge.

Mit quasi-Gratis Sprit erkauft sich eine Regierung eines Erdöl produzierenden Staates als vermeintlich volksnah. Das ist die Büchse der Pandorra, weil von der Nummer kommt man nicht mehr weg, ohne dass man dafür den Volkszorn auf sich zieht. Proteste und Ausschreitungen, wie sie bei Verknappung oder Preiserhöhungen in Venezuela, Iran und Kasachstan stattgefunden haben, sind die Folge von solch populistischen Maßnahmen, denn was in die eine Richtung wirkt, wirkt in dem Fall auch in die andere. Tankstellen anzünden und in der Gegend rumballern ist ansonsten halt der Sachlage entsprechend nicht angemessen, es sei denn man fühlt sich genau aus diesem Grund verraten. Daher steht bei solchen Events dann auch oft mehr im Argen, als nur der Benzinpreis. Selbst wenn das zu Mehrkosten von 10% bei Privathaushalten führen sollte, dann erschießt man dafür doch niemanden und plündert Märkte. Daher ist der Mob durch andere Themen bereits aufgeheizt und zusätzlich nutzen Oppositionsgruppen die Gelegenheit, zu eskalieren, um die Lage gezielt außer Kontrolle zu bringen.

ZITAT
Wenn ein Land seinen "Reichtum" aus Kohlenwasserstoffen bezieht kann es dort auch ohne weiteres etwas weitergeben. Und was zum Pro Kopf-Einkommen, dies beträgt im Durchschnittt(!) in Kasachstan unter 600 US$. Energiepreiserhöhungen können da ein Loch reißen.


Der Benzinpreis hat sowieso erstmal einen gewissen steuernden Effekt auf Wirtschaft und Verbraucher. Daher haben wir uns ja alle auf die Grünen "gefreut". Denn der Hebel sitzt auch hierzulande beim Staat (Steuern). Tanken könnte auch hier recht günstig sein. Letztlich läuft das (neben den Einnahmen durch Steuern) auf einen Modernisierungsdruck hinaus, den es ja braucht. Viel nachhaltiger, als das Volk mit Gratis-Sprit zu beschenken, ist es, die Einnahmen aus der Rohstoffgewinnung (fossil, seltene Erden, egal was) in den Ausbau der Infrastruktur und den Aufbau anderer Industriezweige (2. und 3. Wirtschaftssektor) zu investieren. Statt Erdöl, kann man auch Chemische Erzeugnisse, wie Kunststoffe oder auch raffiniertes Benzin, Diesel exportieren und dadurch größere Teile der Wertschöpfungskette im Land behalten. Gerade für Entwicklungsländer liegt hier der Schlüssel zur gerechteren Verteilung des Wohlstands in der Breite. Dazu gehört auch Bildung und medizinische Versorgung, usw.

ZITAT
Die Frage ist aber auch, in wie fern Billigsprit eigentlich von der Regierung genutzt urde, um nicht anderweitig "Wohlstand" zu verteilen.


Das ist die Idee der Befürworter von niedrigen Steuern und niedrigen Zinsen. Kann man so sehen. Wenn man nicht einfach mehr Sprit verbraucht sondern stattdessen gespartes Geld in einen neuen Kühlschrank made in Kasachstan investiert, kann dieser Ansatz theoretisch aufgehen.

ZITAT
Ist in anderen Billigspritländern ähnlich, dort ist billige Energie eine der wenigen "Sozialleistungen" und ersetzt Anstrengungen zur Wohlstandserhöhung durch andere Maßnahmen... ist halt einfacher als richtig zu regieren. Und wenns dann nicht mehr geht bricht gleich alles zusammen, siehe Iran oder Venezuela. Dann haben große Teile der Bevölkerung gar nix mehr und in der Regel hängen ganze fragile Wirtschaftszweige am Tropf der billigen Energie. In Kasachstan könnte es die Kryptoblase sein...


Kann sein, muss aber nicht. In Kasachstan zum Beispiel ist mir die Situation weniger bekannt. Aber gerade die von Dir genannten sozialistisch angehauchten Beispiele Venezuela und Iran bieten ihren Bürgern tatsächlich vergleichsweise umfangreiche Sozialleistungen. Gerade Venezuela ist im südamerikanischen Ländervergleich, also relativ betrachtet, schon quasi eine Art Sozialparadies. Das ist immer eine Frage der Perspektive. Auch im Iran gibt es ja Renten und Beamtenpensionen, flächendeckende Gratis-Bildung, medizinische Grundversorgung, Sozialwohnungen, staatliche Drogenprogramme, ÖPNV, sowie Infrastrukturprogramme. Ist halt nur blöd, wenn man sich dabei verrechnet hat und Lehrer monatelang vergeblich auf ihr Gehalt warten. Finde den Fehler. Insofern sind diese radikalen Benzinsubventionen in diesen Ländern meiner Ansicht nach nicht notwendig und sogar stark kontraproduktiv. Rein symbolischer, populistischer Ansatz eben weil das konkrete Produkt ja aus Volkes Erde entspringt. Davon mal eine Rolle Rückwärts zu machen, ist ganz schwierig, kann dann eigentlich nur sukzessive gelingen. Da sind 200% über Nacht wie in Kasachstan natürlich nicht der reibungsärmste Weg. Es wäre klüger gewesen, den subventionierten Sprit auf eine limitierte Menge pro Haushalt zu begrenzen. Wer mehr verbraucht, zahlt einen realen Preis.

Der Beitrag wurde von revolution bearbeitet: 8. Jan 2022, 18:00
 
Crazy Butcher
Beitrag 8. Jan 2022, 23:48 | Beitrag #3646
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ZITAT(Panzerchris @ 8. Jan 2022, 07:52) *
Im Ãœbrigen ist das Vorgehen gegen die Demostranten typisch russisch/sowjetisch - siehe Polen und DDR 1953, Ungarn 1956, CSSR 1968, wieder Polen 1981...

Die Russen/Sowjets haben das Schießen auf Demonstranten quasi erfunden. Vor 1953 galt das blutige Niederschlagen von Demonstrationen vor allem in den zivilisierten Ländern Europas als Unsitte.


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Beitrag 9. Jan 2022, 01:21 | Beitrag #3647
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Panzerchris
Beitrag 9. Jan 2022, 08:18 | Beitrag #3648
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Ob sie es erfunden haben? In Russland ist Gewalt jeher übliche Praxis. Aber auch "zivilisierte Staaten" haben keine weiße Weste. Siehe UK in Nordirland der 70er und das Massaker von Amritsar in Britisch-Indien an 13.04.1919. Wenn man seine Interessen durchsetzen will gehört allzuoft Gewalt leider obligatorisch dazu.
 
xena
Beitrag 9. Jan 2022, 14:41 | Beitrag #3649
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Wenn Du schon 1919 erwähnst. Auch in Deutschland wurde damals auf Demos geschossen.

Und in den USA 1970 z.B. das Kent-State-Massaker und viele andere.

Der Beitrag wurde von xena bearbeitet: 9. Jan 2022, 14:44


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Panzerchris
Beitrag 9. Jan 2022, 17:04 | Beitrag #3650
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Nach offiziellen Angaben des kasachischen Gesundheitsministeriums sind bei den Unruhen bisher 164 Menschen getötet worden. Über 2200 wurden verletzt.

https://www.t-online.de/nachrichten/ausland...verletzte-.html
 
SailorGN
Beitrag 9. Jan 2022, 17:22 | Beitrag #3651
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@revolution:

Sprit gratis: Der Punkt ist so nicht richtig. Deutschland stellt einerseits nicht genug Tankinhalt her, andererseits kümmert sich das Land auf andere Weise massiv besser um seine Bürger als Russland, Iran und Venezuela zusammen. Dort wird Gratissprit als Substitut für staatliche Wohlfahrt verwendet und wenn das als letzte staatliche Maßnahme FÜR den Bürger wegfällt wundert man sich in den Palästen warum sie keiner mehr liebhat. Da fehlen in der Regel ganz andere Sachen und der sich dann entfesselnde Unmut ist nicht ursächlich in der Opposition zu suchen, sondern im Missmanagement der Regierung. Im Übrigen ist weder in Kasachstan noch im Iran klar, wer dort eigentlich derart mächtige Oppositionsgruppen sein könnten... und Kasachstan stellt ja auch klar, dass die Unruhen "aus dem Ausland" kommen, da gibts anscheinend ja keine Opposition, die sowas hinbekommt wink.gif

Verfeinern und verkaufen ist grundsätzlich eine bekannte Strategie, hat die DDR mal gefahren, billiges Öl aus der SU umwandeln und gewinnbringend nach Westen verschachert. Passt halt nur, solange die Quelle nicht versiegt. Und, gesprochen für Iran und Venezuela klappt das nur, solange man die Veredelung überhaupt selbst machen will/kann (der Iran exportiert Öl und muss aber raffinierte Produkte einführen) oder die Veredelung nicht als Postenlieferant für die eigene Kamarilla verwendet (in Venezuela ist seit Chavez der Mitarbeiterstamm in der Erdölförderung explodiert, die Fördermengen und der technische Zustand aber rapide gesunken).

Natürlich versuchen diese Länder, sich mit kosumtiven Sozialleistungen Zuspruch zu erkaufen, nix anderes sind niedrige Spritpreise. Das Problem liegt hier auf konsumtiv, das trifft insbesondere auf Iran und Venezuela und als historisches Beispiel auf die DDR zu: Diese Art der Wohlfahrt "frisst" Geld, welches einige Länder aus Rohstoffen zu generieren glauben. Damit fehlt es für investive Ausgaben und in der Regel ermutigen Länder mit diesen Systemen keine wirklich leistungsfähige Privatwirtschaft. aufgrund des Geldbedarfes wird alles, was Profit abwerfen könnte, verstaatlicht und damit in diesen Klientelsystemen langfristig ruiniert. Daher sind diese Systeme eben keine Wohlfahrtsstaaten, weil sie die eigenen, teilweise überschäumenden Versprechen nicht einhalten können... und sie gleichzeitig solange wie möglich nur für die eigenen Klientel aufrechterhalten. Jene, die umso früher in den Genuß des Verzichts kommen und "aufmucken" werden dann als "vom Ausland gesteuerte Banditen" dargestellt und wegfüsiliert, man braucht sie ja eh nicht, sind keine Mitläufer, nur Bürger die kosten.

Das Problem auch mit Kasachstan jetzt ist weniger die Unruhe an sich als vielmehr die Ignoranz, mit der die Regierungen den Ursachen begegnen. Gleiches gilt umso mehr für Iran und Venezuela. Dabei gibts in der Geschichte zahlreiche Beispiele dafür, dass Volksproteste eben weniger durch äussere Faktoren angezettelt wurden, als vielmehr internes Missmanagement Auslöser war/ist. Wie schwer das externe Anzetteln von Unruhen ist, wenn die inneren Voraussetzungen nicht gegeben, oder falsch eingeschätzt werden durfte die "linke" Guerilla und die CIA schmerzhaft im Kalten Krieg lernen....


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Beitrag 9. Jan 2022, 22:53 | Beitrag #3652
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ZITAT(Crazy Butcher @ 8. Jan 2022, 23:48) *
ZITAT(Panzerchris @ 8. Jan 2022, 07:52) *
Im Ãœbrigen ist das Vorgehen gegen die Demostranten typisch russisch/sowjetisch - siehe Polen und DDR 1953, Ungarn 1956, CSSR 1968, wieder Polen 1981...

Die Russen/Sowjets haben das Schießen auf Demonstranten quasi erfunden. Vor 1953 galt das blutige Niederschlagen von Demonstrationen vor allem in den zivilisierten Ländern Europas als Unsitte.

Galt es tatsächlich, und gilt es heute noch.


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Panzerchris
Beitrag 10. Jan 2022, 20:04 | Beitrag #3653
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Die Verhandlungen zwischen Russland und den USA in Genf sind ergebnislos geblieben. Russlands stv. Außenminister Ryabkow sagt zwar, man habe den Eindruck, daß die USA die Forderungen Russlands ernst nehme, aber erst am Freitag wolle man entscheiden, ob weitere Verhandlungen Sinn machen.

Ich persönlich glaube, daß diese Verhandlungen nur zum Schein geführt werden. Die Maximalforderungen sind nicht erfüllbar (Abzug der NATO-Truppen aus Osteuropa, Abzug aller US-Atomwaffen aus Europa, keine NATO-Mitgliedschaft für Ukr. und Georgien) und wenn es zum Scheitern kommt gibt man dem "bösen Westen" die Schuld für weitere Eskalationen.
 
revolution
Beitrag 11. Jan 2022, 02:49 | Beitrag #3654
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ZITAT(SailorGN @ 9. Jan 2022, 17:22) *
Sprit gratis: Der Punkt ist so nicht richtig. Deutschland stellt einerseits nicht genug Tankinhalt her, andererseits kümmert sich das Land auf andere Weise massiv besser um seine Bürger als Russland, Iran und Venezuela zusammen.


Keine Ahnung worauf Du dabei heraus willst. So war ja auch nicht meine Argumentationskette. Der Punkt ist, dass freier Sprit eine Ressourcenverschwendung ist. Es ist viel sinnvoller, die Einnahmen zu investieren, um die Wirtschaft zu diversifizieren und das Land auszubauen. Das bringt nachhaltigeren Wohlstand, als günstiges Autofahren. Führt auch nur nachweislich dazu, dass der Benzinverbrauch pro Kopf ausufert. Es ist daher sinnfreie Maßnahme. Das Geld kann man woanders besser anlegen. Das ist in meinen Augen schon so allgemeingültig festzustellen.

ZITAT
Dort wird Gratissprit als Substitut für staatliche Wohlfahrt verwendet und wenn das als letzte staatliche Maßnahme FÜR den Bürger wegfällt wundert man sich in den Palästen warum sie keiner mehr liebhat.


Nein. Das ist schon deshalb quatsch, weil eine Erhöhung von Sozialleistungen nicht komplexer oder teurer in der Umsetzung ist wie eine Preisreduktion an der Tankstelle und ebenfalls Entlastung für den einfachen Bürger bietet. Ansonsten lassen sich die Sozialsysteme in Venezuela und Iran aber auch wirklich nicht auf günstiges Öl reduzieren, wie Du wiederholt und falsch behauptest. Das wird auch nach der 10. Wiederholung nicht richtiger. Dein Vergleich mit Deutschland (einer der führenden Industrienationen der Welt) ist nicht realistisch. Das kann man natürlich nicht gleichsetzen. Da hast Du Dir irgendwie insgesamt die falschen Beispiele rausgesucht.
Deine weiteren Ausführungen mit Palästen sind in meinen Augen unsachlich, bzw. bedient das ein Cliches, welches gerade die von Dir zitierten post-kolonialen Situationen nicht treffend beschreibt. Tatsächlich muss man aufgrund des kulturellen Wertes einzelner Paläste und Herrenhäuser eher froh sein, dass diese im Zuge vorangegangener Revolutionen nicht niedergebrannt wurden. In den genannten Ländern wurden die Herrscher aus den Palästen und Herrenhäusern vertrieben, welche als Statthalter bzw. von Gnaden europäischer Kolonialmächte sich dort eingenistet haben, um in erster Linie die wertvollen Bodenschätze zum Vorzugspreis auszuführen. Das sind jeweils post-koloniale Szenarien. Wenn Du das nachvollziehen kannst, dann verstehst Du vielleicht auch, warum günstiges Benzin aus eigenen Analgen das eigene Volk vor allem ideologisch-historisch-populistischen adressiert, eben um sich vom vorhergehenden Herrscher symbolisch abzuheben. Im Sinne von: Das Öl gehört jetzt wieder uns allen. Das sind keine Wirtschaftsprogramme, sondern stehen diesen sogar im Weg, wie ich im Beitrag zuvor bereits ausgeführt hatte.

ZITAT
Da fehlen in der Regel ganz andere Sachen und der sich dann entfesselnde Unmut ist nicht ursächlich in der Opposition zu suchen, sondern im Missmanagement der Regierung.


Das habe ich nicht anders gesagt. Da 20 Cent für Benzin kein Grund sein kann, mit Schusswaffen auf Demos rumzufuchteln.

ZITAT
Im Übrigen ist weder in Kasachstan noch im Iran klar, wer dort eigentlich derart mächtige Oppositionsgruppen sein könnten...
und Kasachstan stellt ja auch klar, dass die Unruhen "aus dem Ausland" kommen, da gibts anscheinend ja keine Opposition, die sowas hinbekommt wink.gif


Da Du Dir Deiner Unkenntnis ja offensichtlich bewusst bist, wäre es dann nicht angebrachter, sich erst ein wenig zu informieren, bevor man eine These aufstellt?

ZITAT
Verfeinern und verkaufen ist grundsätzlich eine bekannte Strategie, hat die DDR mal gefahren, billiges Öl aus der SU umwandeln und gewinnbringend nach Westen verschachert. Passt halt nur, solange die Quelle nicht versiegt.


Das klingt logisch. Verkaufen UND Verschenken kann man nur Sachen über die man verfügt. Check. xyxthumbs.gif Nur würde ich mir darüber bei den von Dir wiederholt genannten Ländern eher weniger einen Kopf machen. Venezuela hat sogar die größten Erdölreserven der Welt. Wenn deren Erdölreserven aufgebraucht sind, dann ist der Verbrennungsmotor für Zivilisten schon lange ausgestorben. Auch angesichts der immensen Energievorräte Russlands ist die Förderfähigkeit und ggf. auch Exportfähigkeit noch eine ganze Weile sichergestellt.

Mein Punkt ist ja vor allem der, dass man die Rohstoff-Veredelung sowieso nicht früh genug voran bringen kann, als Erdölproduzierender Staat. Denn dann hat man einen deutlich höheren Teil der Wertschöpfungskette im Land gehalten. Der Export von unverarbeiteten Rohstoffen ist für Entwicklungsländer immer mangelnder Weitsicht, mangelnder technischer Infrastruktur und mangelndem Know-How geschuldet gewesen. Nur ein Narr hält Rohstoffexport bzw. ein Fokus auf den Primären Sektor (aka "Urproduktion") i.A. ernsthaft für effizient oder empfehlenswert. Im Gegenteil zeichnen sich unterentwickelte Länder durch ein auffallend hohes Gewicht des primären Wirtschaftssektors bei der Gesamtwirtschaftsleistung aus. Daran kann man Entwicklungsländer quasi auf dem Papier schon erkennen.

ZITAT
Und, gesprochen für Iran und Venezuela klappt das nur, solange man die Veredelung überhaupt selbst machen will/kann (der Iran exportiert Öl und muss aber raffinierte Produkte einführen) oder die Veredelung nicht als Postenlieferant für die eigene Kamarilla verwendet (in Venezuela ist seit Chavez der Mitarbeiterstamm in der Erdölförderung explodiert, die Fördermengen und der technische Zustand aber rapide gesunken).


Auch diese Behauptung hält dem Faktencheck nicht stand. Iran produziert derzeit ca. 110 Mio. Liter Benzin täglich, bei einem Verbrauch von ca. 85 Mio. Liter. Insofern ist diese Kapazität aktuell mehr als ausreichend und trotzdem sind noch weitere Raffinerien im Bau. Ergo besteht der von Dir eingeworfene Engpass nicht (mehr). Und in Venezuela ist die Situation nach meinem Verständnis so, dass nach der Verstaatlichung von ausländischen Anlagen, kein Equipment oder Teile mehr für Wartung und Reparatur erhalten hat. Wurde alles sofort sanktioniert und seitdem funktionierte täglich weniger. Die Anlagen standen irgendwann still. So langsam fährt Venezuela die Benzinproduktion mit Hilfe befreundeter Staaten wieder hoch. Das waren insofern glasklar technische Ursachen die nun sukzessive (von der selben angeblich unfähigen Regierung) repariert werden. Schon gar nicht klingt es überzeugend das auf eine Person wie Chavez zurückzuführen. Dass die politischen Gegner der venezolanischen Regierung inkl. der "Opposition" das jedoch als klares Versagen der Regierung darstellen ist wiederum nachvollziehbar. Ansonsten sollen ja Sanktionen exakt solche Mangeleffekte von außen herbeiführen und über die entstehende Unterversorgung eine Unzufriedenheit mit der Lebenssituation und Versorgungslage herbeiführen oder mindestens verstärken. Dann braucht es noch mal Leute die Kniften verteilen und die Sache organisieren und medial ins rechte Licht rücken. Das führt argumentativ dann natürlich auch die Verstaatlichung der Regierung ins leere. Der in Washington D.C. zum Übergangspräsidenten gewählte---äh ernannte---Guaido hat natürlich sponsorenkonform die Rücknahme dieser Maßnahmen in Aussicht gestellt. Irgendwer muss seinen "Wahlkampf" ja auch finanzieren. Das war eine so durchschaubare, bereits bekannte und damit plumpe Strategie, dass das in Venezuela auch ohne Benzin so nicht mehrheitsfähig war und der Aufstand scheiterte.

ZITAT
Diese Art der Wohlfahrt "frisst" Geld, welches einige Länder aus Rohstoffen zu generieren glauben. Damit fehlt es für investive Ausgaben und in der Regel ermutigen Länder mit diesen Systemen keine wirklich leistungsfähige Privatwirtschaft.


Absolut und genau das war ja eine Kernaussage meines vorhergehenden Beitrags. Das frisst nur Kapital, welches man viel besser einsetzen kann und führt zu exzessivem Benzinverbrauch und illegalen Exporten.
Kostet also dann alles insgesamt immer mehr.


ZITAT
aufgrund des Geldbedarfes wird alles, was Profit abwerfen könnte, verstaatlicht und damit in diesen Klientelsystemen langfristig ruiniert.


Wenn ein Staat einen eher kurzfristigen Geldbedarf hat, dann wird normalerweise privatisiert oder/und frisches Geld gedruckt. Verstaatlichung ist keine Maßnahme, die einen kurzfristigen Nutzen in Form von Geld bringt. Die Beschlagnahmung und Verstaatlichung ausländischer Öl-Unternehmen ist nur in Betracht zu ziehen, wenn bzw. da dadurch ein koloniales Korruptions-Ausbeutungs-Dingens (vgl. Anglo-Iranian Oil Company aka "BP") beendet wird, welches nicht mal den eigenen Bürgern günstigen Sprit und Teilhabe einbrachte, sondern vor allem den Menschen in industrialisierten Ländern nutzte. Länder mit entsprechender Kolonialgeschichte werden allerdings für diesen Schritt aus der 3. Welt-Falle durch die wesentlich einflussreicheren Kolonialstaaten abgestraft und der Umsturz bei der CIA in Auftrag gegeben. Genau das ist in Kuba (Sanktionen + Schweinebucht), Iran (Sanktionen + Mossadegh Sturz) und Venezuela (Sanktionen, Guaido-Putschversuch) jeweils dann auch geschehen.


ZITAT
Das Problem auch mit Kasachstan jetzt ist weniger die Unruhe an sich als vielmehr die Ignoranz, mit der die Regierungen den Ursachen begegnen.


Die konkreten Gründe und Verursacher der Eskalation in Kasachstan habe ich nicht erkannt und kann nur Vermutungen anstellen. Berichten zufolge sind die vielen Volksgruppen und mitunter bestimmte nationalistische Extremisten ein Grund, dass die staatlichen Repressionen in den letzten Jahren durch die diktatorische Zentralregierung verstärkt wurden und damit die Ausschreitungen (auch in bewaffneter Form) triggerten oder zumindest entscheidend befeuerten. Vielleicht waren auch nur eine Handvoll besonders engagierte Idioten mit Waffen dabei. Das ist ja ausreichend für eine Gewalteskalation und entsprechende Opferzahlen. Für den Sacherhalt der Benzinpreiserhöhung selbst besorgt man sich aber (mal so Profileransatz her) eigentlich keine Waffe und ballert damit Leute um. Dahinter steckt insofern wohl weniger die Motivation, den Benzinpreis zu senken, sondern eventuell sollten ganz andere Dinge grundlegend verändert werden. Die Atilla Hildmanns dieser Welt warten auf genau sowas. Wer diese Opportunisten waren, erscheint nicht umfassend aufgeklärt zu sein und wird vielleicht nie hinreichend erklärt werden. 15 Cent Rabatt auf den Bezinpreis könnte man sich zweifelsohne auch durch zivileren Protest erstreiten

Der Beitrag wurde von revolution bearbeitet: 11. Jan 2022, 04:23
 
Merowinger
Beitrag 14. Jan 2022, 00:22 | Beitrag #3655
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WeLT:
ZITAT
Die Rückverlegung der Soldaten aus Russland, Belarus, Armenien, Tadschikistan und Kirgistan soll zehn Tage lang dauern. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums erfolgt sie in enger Abstimmung mit der kasachischen Seite. Es liefen zudem Vorbereitungen dafür, dass die Militärtechnik sowie andere Spezialmittel wieder an ihre Standorte zurückverlegt würden, hieß es. Russland hatte den Angaben zufolge in den vergangenen Tagen auch mehr als 2000 Zivilisten ausgeflogen, darunter neben eigenen Staatsbürgern auch Ausländer.

Wieso das jetzt? Faktisches Asyl oder gar Deportation, oder doch nur erschreckte Russen? Seltsam.
 
Merowinger
Beitrag 14. Jan 2022, 18:54 | Beitrag #3656
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Nach einer Woche diplomatischem Theaterdonner wurde offensichtlich die nächste Stufe im playbook aktiviert. ARD:
ZITAT
Mehrere Webseiten der ukrainischen Regierung sind in der Nacht Ziel einer massiven Cyberattacke geworden. Das Bildungs- und Forschungsministerium in Kiew teilte auf seiner Facebook-Seite mit, die Webseite des Ministeriums sei nach der "umfassenden" Attacke vorübergehend abgeschaltet.

Auch die Webseite des Außenministeriums konnte nicht aufgerufen werden. Am frühen Morgen waren dort vorübergehend die Worte "Habt Angst und rechnet mit dem Schlimmsten" in ukrainischer, russischer und polnischer Sprache zu lesen. Auch die Webseiten des Katastrophenschutzministeriums und des Kabinetts waren nicht erreichbar.

Dazu kommen neue russische Manöver und die - leider absehbare - Ansage aus Moskau, dass ersteinmal keine weiteren Gespräche geplant oder sinnvoll seien. Unterdessen hatte auf NATO Seite Dänemark bereits nachgelegt mit einer Fregatte und zusätzlichen 4x F16 für das Baltikum und die Ostsee.

Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 14. Jan 2022, 19:01
 
Seneca
Beitrag 14. Jan 2022, 20:53 | Beitrag #3657
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Es gibt wohl auch russische Vorbereitungen für eine weitere Eskalationsstufe:
ZITAT
Den USA liegen Informationen vor, die darauf hindeuten, dass Russland eine Gruppe von Aktivisten für die Durchführung einer Operation unter falscher Flagge in der Ostukraine in Position gebracht hat, sagte ein US-Beamter am Freitag gegenüber CNN, um einen Vorwand für eine Invasion zu schaffen.

Der Beamte sagte, die USA hätten Beweise dafür, dass die Agenten in der städtischen Kriegsführung und im Einsatz von Sprengstoffen zur Durchführung von Sabotageakten gegen Russlands eigene Stellvertreterkräfte ausgebildet seien.

https://edition.cnn.com/2022/01/14/politics...flag/index.html
 
Panzerchris
Beitrag 15. Jan 2022, 07:05 | Beitrag #3658
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Solche verdeckten Operationen mit der Absicht, der Gegenseite die Schuld in die Schuhe zu schieben erinnern an den Ãœberfall auf den Sender in Gleiwitz. Damals wurde ein Ãœberfall auf den Radiosender fingiert in polnischen Uniformen, um den Angriff auf Polen zu rechtfertigen.

Wegen der steigenden russischen Aktivitäten in der Ostsee hat Schweden seine militärischen Maßnahmen auf der Insel Gotland verstärkt. In der Stadt Visby patroullieren Soldaten und Fahrzeuge in Kompaniestärke.

https://www.t-online.de/nachrichten/ausland...die-ostsee.html
 
Merowinger
Beitrag 15. Jan 2022, 19:47 | Beitrag #3659
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Schweden fordert die Bevölkerung auf, verdächtige Beobachtungen an Land und See zu melden.

B*LD schreibt:
ZITAT
Hintergrund: Russland verlegte am Mittwoch drei seiner schweren Landungsschiffe von der Nordmeer-Halbinsel Kola in die Ostsee. Sie würden zum Einsatz kommen, sollte Putin einen Angriff auf die schwedische Ostsee-Insel planen. Seitdem ist die schwedische Armee in Alarmbereitschaft. [...] „Sollte Russland etwas gegen die baltischen Länder planen, müsste es vorher Gotland einnehmen, um hier seine S-400-Raketen zu stationieren. Damit wäre der schwedische Luftraum für Nato-Flugzeuge geschlossen, die die baltischen Länder unterstützen wollten.“


Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 15. Jan 2022, 20:16
 
Holzkopp
Beitrag 15. Jan 2022, 23:51 | Beitrag #3660
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Wenn Russland tatsächlich auf schwedischem Staatsgebiet militärische Operationen startet oder wie da eben zitiert Flugabwehrsysteme stationiert ist das eine Eskalation, die weit über das hinausgeht, was man sich bisher zu denken traut.

Wie kommt man auf diese Idee, bzw. was stützt diese Befürchtung?

Die Ukraine militärisch zu drangsalieren ist das eine, aber Schweden? Ok, mit den Landungsbooten da zu nerven und die Schweden zu provozieren ist das eine, aber eine wirklich offensive Operation? Das kann doch operativ nicht unbeantwortet bleiben und das wird man in Russland auch wissen. Wer kommt bei der B*LD auf diese Idee?


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Das staendige Nachgeben der Klugen begruendet die Diktatur der Dummen.
 
 
 

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