Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )

Zurck zum Board Index
7 Seiten V  « < 4 5 6 7 >  
Reply to this topicStart new topic
> Bachmut - die Schlacht, die nicht enden will, russischer Pyrrhussieg, neues "Stalingrad" oder ein Verdun 2 0
Sensei
Beitrag 21. May 2023, 17:51 | Beitrag #151
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 3.220



Gruppe: Members
Mitglied seit: 22.03.2003


Im Stadtgebiet selber. Ein paar Häuser noch, westlich der ehemaligen Flugzeugstatue.
Aber selbst das soll wohl eher Rückendeckung für den Anzug sein.
 
Adler1986
Beitrag 22. May 2023, 10:01 | Beitrag #152
+Quote PostProfile CardPM
Grenadier
Beiträge: 14



Gruppe: Members
Mitglied seit: 12.01.2023


Im Fronabschnitt bei Bachmut soll angeblich die 3. Sturmbrigade der ukranischen Streitkräfte im Einsatz sein. ( https://www.merkur.de/politik/ticker-ukrain...r-92291536.html )
Frage: Ist diese Einheit eine der 8 für die Offensive bereitgestellten Sturmbrigaden? Nach meiner kurzen Recherche könnte das die (neue?) Asow-Brigade sein, und eine der 8 Sturmbrigaden soll angeblich ja diesen Namen auch tragen. Ist die das? Und falls ja, haben die schon neues Gerät wie Leos, Bradleys, Marder etc. im Einsatz?
Weiss da einer Genaueres?
 
400plus
Beitrag 22. May 2023, 10:04 | Beitrag #153
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 8.402



Gruppe: VIP
Mitglied seit: 24.10.2010


Nein, die neuen Brigaden gibt es hier in der Übersicht. Die 3. Sturm-Brigade gibt es schon seit Ende 2022:
https://en.wikipedia.org/wiki/3rd_Assault_Brigade_(Ukraine)
 
Glorfindel
Beitrag 22. May 2023, 10:25 | Beitrag #154
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


ZITAT(Glorfindel @ 13. May 2023, 18:34) *
(...)

Die 3. Sturmbrigade ging ais Azov-Einheiten der Territorialverteidigung hervor, welche selber bei Kriegsausbruch aus Veteranen des Azov-Regimentes der Nationalgarde geschaffen wurden. Diese Einheiten kämpften im Grosseaum Kiev zu Beginndes Krieges. Die 3. Sturmbrigade im November 2022. wurde als rasche verfügbare, gut ausgerüstete und ausgebildete vollausgestattete Brigade geschaffen. Es handelt sich damit was Ausbildung und Ausrüstung betrifft um einen Eliteverband der ukrainischen Streitkräfte.
(...)



--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Glorfindel
Beitrag 23. May 2023, 16:33 | Beitrag #155
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


ZITAT(goschi @ 23. May 2023, 10:54) *
ZITAT(Glorfindel @ 23. May 2023, 10:41) *
Wir haben in den ersten vier bis fünf Monaten des Jahres 2023 gesehen, dass die russischen Truppen an mehreren Orten vorstossen wollten, sie haben aber, mit Ausnahme von Bachmut, nur sehr begrenzte Erfolge erzielt, dabei jedoch grosse Verluste erlitten.

auch bachmut ist keine Ausnahme.
Mithilfe von zehntausenden Soldaten (und potentiell auch zehntausenden Toten) hat man es geschafft über rund 6 Monate hinweg die Ukraine um gerademal ~2km zurückzudrängen (komplett aus der Stadt heraus)
das ist das Sinnbild eines begrenzten Erfolges, für den Kreg an sich hat das keinerlei Vorteile, die Stellungen der Ukraine sind eiterhin stabil, die nächsten 2-3 Layer Verteidigung stehen längst und auch logistisch hat Bachmut keine echten Vorteile für Russland. Ausser dass sich die russische Armee blamiert und ausgeblutet hat, sowie es interne Konflikte bildete (Wagner vs. Armee, FSB vs Prigoschin, usw) und die ukrainische Moral eher gewonnen hat durch den Beweis dass man auch einem Hauptstoss lange standhalten kann hat das nichts geändert.

Eben ein Pyrhussieg, die Schlacht irgendwie "gewonnen" aber dadurch den krieg eher noch wahrscheinlicher Verloren.



ZITAT(goschi @ 23. May 2023, 11:07) *
ZITAT(General Gauder @ 23. May 2023, 12:02) *
Viele wollen ja zwischen Bachmut und Stalingrad eine Verbindung ziehen, ich würde eher sagen das Verdun das bessere Beispiel ist von wegen Weißbluten und so.

ich schrieb früh, dass bachmut mich komplett an Verdun erinnert und wurde dafür zT kritisiert biggrin.gif
Ich bleibe dabei, es ist das eigentlich sinnlose Verbrennen ganzer Frontabschnitte für einen irrelevanten Sieg, der nachhaltig die eigenen Kräfte schwächt und nur dem Status wegen einen Nutzen hat (die Forts Vaux und Doaumont warwn nach der Eroberung strategisch völlig nutzlos, ausser dass sie halt da standen und waren dann auch nicht haltbar bei der Gegenoffensive)

Russland hat an bachmut eine ganze generation Soldaten verbrannt, entweder direkt getötet oder verwundet und traumatisiert und hat mit den dort verbluteten und verbrannten Mitteln potentiell endgültig die Fähigkeit zur grossen Offensive aufgegeben.



ZITAT(Glorfindel @ 23. May 2023, 11:57) *
ZITAT(goschi @ 23. May 2023, 10:54) *
(...)
Eben ein Pyrhussieg, die Schlacht irgendwie "gewonnen" aber dadurch den krieg eher noch wahrscheinlicher Verloren.

Wenn überhaupt das als Sieg bezeichnet werden kann. Sollte die ukrainische Offensive erfolgreich sein, so würde ich Bachmut sogar strategisch als Niederlage bezeichnen.

Ja, in einzelnen Bereichen passt Verdun, sollte es den Ukrainer gelingen, Bachmut einzukesseln, wären wir dann aber tatsächlich wieder auch beim Stalingrad-Vergleich.


Dazu noch Folgendes:

ZITAT
Military analysts say that if Moscow continues to send reinforcements to defend the city, that could weaken Russian forces’ ability to hold off a broader counteroffensive that Ukraine has been planning. (...)

Now that Russia has seemingly taken the city, it must hold it.

Ukraine, however, plans to make that proposition difficult by raining artillery on Russian forces occupying Bakhmut, according to Ukrainian officials. Military analysts say that if Moscow continues to send reinforcements to defend the city, that could weaken Russian forces’ ability to hold off a broader counteroffensive that Ukraine says it is about to begin.

A British defense intelligence assessment on Saturday said Moscow had redeployed “up to several battalions to reinforce” its forces in Bakhmut, calling the deployment “a notable commitment” for Russia’s heavily stretched combat forces in Ukraine. (...)

But even as Kyiv’s forces stepped back from the block-by-block fighting, they brought in reinforcements to shore up rear positions, securing roads and supply lines west of Bakhmut. And they focused on attacking Russian positions to the north and south of the city. (...)


Gemäss der NY Times pumpen die Russen immer noch Truppen nach Bachmut rein. Natürlich, ich sehe die Analogien zu Verdun auch, wo die Deutschen versuchten die Franzosen auszubluten.

Aber für das "Reinpumpen" von Truppen in eine Ortschaft gibt es auch historische Analogien. Als berühmtes Beispiel fällt mir da die 2. Schlacht von Höchstädt (Blenheim) 1704 ein, wo die Franzosen immer mehr Truppen in die kleine Ortschaft Blindheim "pumpten" und dadurch ihr Zentrum massiv schwächten, welches schliesslich durch die alliierten Truppen unter John Churchill (Marlborough) und Prinz Eugen durchbrochen wurden.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Glorfindel
Beitrag 5. Jun 2023, 17:01 | Beitrag #156
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Offenbar gibt es auch weiter Bewegung rund um Bachmut:

ZITAT
Sladkov (russischer Kriegsreporter) says Ukraine is pressing on Russia's flanks in Bakhmut, including shelling Klishchiivka and Kurdyumivka south of Bakhmut (using UAVs for ISR and loitering munitions). He says Ukraine has infiltrated the SW corner of Bakhmut and is bringing armor.

He says this is designed to take the high ground to the south of Bakhmut, which could set up an advance towards the Vuhlehirska Power Station and threaten movement to Holmivskyi and Horlivka. He also claims Ukraine tried to advance in Vodyane and Opytne SW of Avdiivka.

He says the attacks in the Avdiivka and Vuhledar areas were mostly company size (up to battalion size in Vuhledar counting two directions), indicating that Ukraine has not committed its main effort.

https://twitter.com/RALee85/status/1665736495045693440

ZITAT
Prigozhin says Russia is losing the settlement of Berkhivka north of Bakhmut

https://twitter.com/wartranslated/status/1665683699768107010

ZITAT
The owner of PMC Wagner Prigozhin, declares that the Armed Forces of Ukraine liberated part of Berkhivka north of Bakhmut

https://twitter.com/front_ukrainian/status/...650558697369600

Zusammenfassend: Die Ukrainer versuchen nördlich und südlich von Bachmut voranzukommen und beschiessen derweilen die in den Ruinen von Bachmut festgesetzten Russen. Dies könnte auf den Versuch hinauslaufen, die in Bachmut sich befindlichen russischen Truppen einzukesseln.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Panzerchris
Beitrag 5. Jun 2023, 19:34 | Beitrag #157
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 2.026



Gruppe: Members
Mitglied seit: 28.12.2020


Schon erstaunlich, mit welcher relativen "Leichtigkeit" die ukrainischen Truppen das Gelände den Russen entreißen. Da spürt man sofort die Entschlossenheit der UA. Am Ende wird wohl nicht zu einer Einschließung kommen, da die Russen vermutlich diese Ruinenstadt aufgeben werden. Prigoshin wird vor Wut im Erdboden versinken wie Rumpelstilzchen.
 
Glorfindel
Beitrag 5. Jun 2023, 19:48 | Beitrag #158
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Da bin ich mir nicht einmal so sicher, auch wenn es den Russen bisher immer gelungen ist Umfassungen zu vermeiden. Mal abwarten.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Salzgraf
Beitrag 5. Jun 2023, 23:52 | Beitrag #159
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 1.992



Gruppe: Members
Mitglied seit: 15.04.2022


ZITAT(Panzerchris @ 5. Jun 2023, 20:34) *
Schon erstaunlich, mit welcher relativen "Leichtigkeit" die ukrainischen Truppen das Gelände den Russen entreißen. Da spürt man sofort die Entschlossenheit der UA. Am Ende wird wohl nicht zu einer Einschließung kommen, da die Russen vermutlich diese Ruinenstadt aufgeben werden. Prigoshin wird vor Wut im Erdboden versinken wie Rumpelstilzchen.

aber sein Teufelchen wird sagen "Alle Welt sieht, daß Wagner was schafft, was die russische Armee nicht halten kann: Punkt für Progoshin."
 
Salzgraf
Beitrag 6. Jul 2023, 16:59 | Beitrag #160
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 1.992



Gruppe: Members
Mitglied seit: 15.04.2022


Drohnenaufnahmen von der Stadt:
https://mstdn.social/@noelreports/110667394061748546

Die Ruinenlandschaft a la Berlin 1945 ist auch im Sommerlicht trostlos.

-------------
Sehe gerade ein Video auf dem gleichen Kanal, wo russische Motschützen ausbooten (die BMT/BMP wegfahren) und dann die Soldaten mittels Mörser/Art. aus dem Waldstreifen getrieben werden, und dann zwei Schläge ca. 5 m neben Kleingruppen niedergehen. Furchterregend beeindruckend, wie genau die insgesamt 10 Art./Mörserschläge gesetzt werden.
Aus naheliegenden Gründen keine Verlinkung.

Der Beitrag wurde von Salzgraf bearbeitet: 6. Jul 2023, 17:08
 
Glorfindel
Beitrag 8. Jul 2023, 11:56 | Beitrag #161
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Ich glaube, dass sich in Bachmut die Situation umkehrt. Die Ukrainer erobern die Höhenzüge rund um Bachmut nach und nach zurück. In der Stadt unten dürften tausende russische Soldaten sitzen in einer Ruinenlandschaft ohne funktionierende Infrastruktur. Es gibt die Vermutung, dass die Ukrainer versuchen, die in grösserer Zahl vorhandenen Einheiten der WDW zu zerstören. Die Schlacht um Bachmut geht weiter, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen: Die Russen sitzen in der Stadt und die Ukrainer rücken langsam vor (wenn auch nicht in der Stadt, sondern an den Stadträndern).


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Fitsch
Beitrag 8. Jul 2023, 12:29 | Beitrag #162
+Quote PostProfile CardPM
Fhnrich
Beiträge: 102



Gruppe: Members
Mitglied seit: 20.01.2015


Ich denke / hoffe dass sie nich die gleichen Fehler machen wie die Russen bei der Eroberung oder Paulus anno 42.

Die Ukraine ist auf die (verlustreiche) Eroberung nicht angewiesen.
Sie müssen nur den Sack zumachen und die Ausfallstraßen absichern, der Rest regelt die Zeit…..
 
Madner Kami
Beitrag 8. Jul 2023, 12:33 | Beitrag #163
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 5.019



Gruppe: Members
Mitglied seit: 26.07.2008


Wollen wir dann doch lieber wieder Bachmut mit Stalingrad vergleichen, statt Verdun? Oder warten wir lieber noch die Einschließung ab? 😋

Der Beitrag wurde von Madner Kami bearbeitet: 8. Jul 2023, 12:33


--------------------
"If you get shot up by an A6M Reisen and your plane splits into pieces - does that mean it's divided by zero?" - xoxSAUERKRAUTxox
 
Stefan Kotsch
Beitrag 8. Jul 2023, 13:43 | Beitrag #164
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 3.508



Gruppe: VIP
Mitglied seit: 10.12.2001


Russland zieht offenbar auch Kräfte aus Belarus ab und gruppiert um. Sicher auch in der Richtung Bakhmut.
Da ist noch nichts wirklich entschieden.
 
Glorfindel
Beitrag 11. Jul 2023, 06:00 | Beitrag #165
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Das ISW über die Lage in Bakhmut:

ZITAT(aus dem Englischen)
Am 10. Juli gaben ukrainische Regierungskreise bekannt, dass ukrainische Streitkräfte die Feuerkontrolle über Bakhmut und die russischen Bodenversorgungslinien (Ground Lines of Communication, GLOCs) um die Stadt herum haben. Die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, Hanna Malyar, erklärte, dass ukrainische Streitkräfte die Kontrolle über nicht näher bezeichnete Höhen um Bakhmut übernommen haben, was es ihnen ermöglicht, die Feuerkontrolle über Bakhmut selbst herzustellen. Ukrainische Regierungskreise signalisierten kürzlich, dass die Ukraine bestrebt ist, russische Truppen innerhalb der Stadt eibe Falle zu stellen, und es scheint, dass die ukrainischen Operationen in der Bakhmut-Region in den letzten Tagen darauf abzielten, die Russen in der Stadt und an den Flanken langsam einzzschliessen.

Das ISW war zuvor zurückhaltend, wenn es um Behauptungen russischer Feuerkontrolle und allgemeine Unterbrechung der ukrainischen Kommunikationslinien in und um Bakhmut ging, während russische Kräfte allmählich die Kontrolle über die Siedlung übernahmen. Ukrainische Behauptungen über die Errichtung der Feuerkontrolle könnten jedoch glaubwürdiger sein. Sowohl ukrainische als auch russische Quellen haben in den letzten Tagen darauf hingewiesen, dass die Ukraine im Bakhmut-Gebiet und an seinen südwestlichen Flanken an Boden gewinnt, einschliesslich wichtiger Geländeteile, die den ukrainischen Streitkräften einen Feuervorteil geben können. Die Angst vor ukrainischer Feuerkontrolle und unmittelbaren Bedrohungen für Bakhmut dringt auch in den russischen Informationsraum ein, und russische Milblogger haben wiederholt Angst vor der Einkesselung russischer Kräfte in Bakhmut geäussert. Russische Quellen behaupteten seit mindestens Februar, dass russische Streitkräfte die Feuerkontrolle über kritische ukrainische GLOCs rund um Bakhmut aufrechterhalten, während ukrainische Regierungskreise und Quellen keine Besorgnis über diese russischen Behauptungen äußerten, sondern sich geordnet angesichts der teuren frontalen Angriffe der Wagner-Gruppe zurückzogen. Das wiederholten Behauptungen ukrainischer Regierungskreise über die ukrainische operationelle Absicht in Bakhmut sowie die deutliche Sorge der Milblogger darüber, was diese Absicht sein könnte, legen nahe, dass die ukrainischen Gegenangriffe in diese Richtung die russische Kontrolle über Bakhmut glaubwürdig bedrohen könnten, auch wenn es noch zu früh ist, die Befreiung der Stadt vorherzusagen.


Gestern:
ZITAT(Genobst Oleksandr Syrskyi - Kommandant des ukr. Heeres)
Die Russen sitzen in Bakhmut in der Falle


ZITAT(Hanna Maliar - Stellvertretende ukr. Verteidigungsministerin)
Die ukrainischen Streitkräfte haben seit mehreren Tagen die Feuerkontrolle über die russischen Ein- und Ausgänge und die Bewegungen um die Stadt herum aufrecht. Dies wurde durch den Umstand möglich, weil beim Vorstoss unsere Truppen die dominierenden Höhen um Bakhmut eingenommen haben.



--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Glorfindel
Beitrag 11. Jul 2023, 06:15 | Beitrag #166
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Es ist sicher nicht so, dass die Russen nicht mehr aus Bachmut rauskönnen, aber die Ukrainer können bach Bachmut reinschuessen und sie rücken an den Flanken vor. Die Stadt ist aber noch weit davon entfernt, eingeschlossen zu sein.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Salzgraf
Beitrag 11. Jul 2023, 09:19 | Beitrag #167
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 1.992



Gruppe: Members
Mitglied seit: 15.04.2022


Die letzten Karten, die ich gesehen haben, haben ca. 170° der Umgebung von Bachmut in ukrainischer Hand gezeigt. Die M03/T0513 (N) könnte in Mörserreichweite der Ukrainer liegen. Die M06/T0504 (Osten) sollte noch für die Russen frei befahrbar sein.

Ich habe zuletzt eine Meldung gelesen, die ich so verstanden habe, daß Ukrainer wieder einzelne Häuser in der Stadt besetzt haben. Es klang dabei nicht nach kämpfend erobert eher nach von Russen verlassen.
 
Glorfindel
Beitrag 26. Jul 2023, 16:59 | Beitrag #168
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Die ukrainischen Streitkräfte scheinen um Bachmut herum voranzukommen, wenn auch langsam. Das ISW geht davon aus, dass es den ukrainischen Streitkräften weniger um raschen Landgewinn gehen, sondern um Abnutzung der russischen Truppen und deren Ausrüstung unter möglichster Schonung der eigenen Kräfte.
ZITAT(ISW)
Ukrainian forces continued counteroffensive operations on at least three sectors of the front and advanced on July 25. Geolocated footage published on July 25 shows that Ukrainian forces have made tactically significant gains south of Klishchiivka (7km southwest of Bakhmut). (...) Ukrainian Deputy Defense Minister Hanna Malyar reported that Russian forces are dying at a rate eight times higher than Ukrainian forces in the Bakhmut area and 5.3 times higher in the Berdyansk and Melitopol directions. ISW has previously assessed that Ukrainian counteroffensive operations aim to create an asymmetrical attrition gradient that conserves Ukrainian manpower at the cost of a slower rate of territorial gains, while gradually wearing down Russian manpower and equipment.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Glorfindel
Beitrag 6. Aug 2023, 10:39 | Beitrag #169
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Bakhmut soll nach wie vor erhebliche russische Kräfte binden, wie das ISW berichtet.

Die Geschwindigkeit der ukrainischen Vorstösse in der Bakhmut-Region hat in den letzten Wochen abgenommen. Die ukrainischen Operationen um Bakhmut führten aber zur Verlegung zusätzliche russische Verbände, die nun dort gebunden sind. Das war wahrscheinlich eines der Hauptziele der Ukrainer gewesen.

Die russische Streitkräfte setzen Elite-Verbände zur Verteidigung von Bakhmut ein, darunter Elemente der 98. Garde-Luftlande-Division, der 11. Luftlande-Brigade, der 106. Luftlande-Division und der 364. Spetsnaz-Brigade. Es gibt zudem Vermutungen, dass Elemente der 31. Luftlande-Brigade jetzt die südliche Flanke von Bakhmut verteidigen, und Aufnahmen, die nahelegen, dass Elemente der 150. motorisierten Schützendivision (8. Garde-Panzergrenzarmee, Südmilitärbezirk) kürzlich im Bereich von Bakhmut angekommen sind. Die Ankunft dieser Verbände in der Bakhmut-Region zeigt den Einsatz einer erheblicher Kräfte, die die russische Streitkräfte nun nicht zur Unterstützung von Offensiveinsätzen in den Oblasten Luhansk und Charkiw oder zur Verstärkung russischer Verteidigungsoperationen in der südlichen Ukraine einsetzen können.
https://www.understandingwar.org/background...t-august-5-2023

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 6. Aug 2023, 10:48


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Freestyler
Beitrag 11. Aug 2023, 22:29 | Beitrag #170
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 2.983



Gruppe: VIP
Mitglied seit: 15.08.2005


Bei War on the Rocks ist Michael Kofman am 08.08.2023 im Rahmen einer Einordnung der Sommeroffensive auf die Bedeutung der Schlacht um Bakhmut eingegangen:
- Die ukrainischen Streitkräfte haben in der Schlacht um Bakhmut ihre besten Truppenteile eingesetzt. Diese konnten daher nicht nur nicht aufgefrischt und mit westlichem Gerät neu ausgerüstet werden, dessen Fähigkeiten sie wahrscheinlich besser als die neu aufgestellten, unerfahrenen Brigaden hätten ausnutzen können, sondern sie erlitten in der Schlacht um Bakhmut erhebliche Verluste.
- Kofman geht von einem Verlustverhältnis von drei zu eins zugunsten der ukrainischen Verteidiger aus - aber selbst wenn das Verlustverhältnis noch höher zugunsten der ukrainischen Verteidiger ist, ist es trotzdem schlecht - denn die ukrainischen Gefallenen waren erfahrene und gut ausgebildete Soldaten, während die russischen Gefallenen mehrheitlich Gefangene mit minimaler Ausbildung waren, deren Verlust verschmerzbar war.
- Die Schlacht um Bakhmut erkaufte den russischen Streitkräften die notwendige Zeit, um die Mobiks auszubilden und auszurüsten und um die Surovikin-Linie zu errichten bzw. weiter zu verstärken, und band gleichzeitig die besten ukrainischen Truppen und nutzte diese ab.
- Pfadabhängigkeit und politische Symbolik trugen auf ukrainischer Seite dazu bei, an der Verteidigung von Bakhmut festzuhalten statt die Stadt aufzugeben, die westlich (?) liegenden Höhenzüge mit Truppenteilen geringerer Qualität zur verteidigen und die erfahrenen Truppenteile aufzufrischen.

Kofman geht davon aus, dass sich die politische und die militärische Führung nach dem Krieg für die Entscheidung, Bakhmut zu verteidigen, verantworten werden müssen, wobei unklar sei, wer die Entscheidung getroffen habe, an Bakhmut festzuhalten.

Der Beitrag wurde von Freestyler bearbeitet: 11. Aug 2023, 22:31
 
Madner Kami
Beitrag 11. Aug 2023, 22:38 | Beitrag #171
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 5.019



Gruppe: Members
Mitglied seit: 26.07.2008


ZITAT(Freestyler @ 11. Aug 2023, 23:29) *
Kofman geht davon aus, dass sich die politische und die militärische Führung nach dem Krieg für die Entscheidung, Bakhmut zu verteidigen, verantworten werden müssen, wobei unklar sei, wer die Entscheidung getroffen habe, an Bakhmut festzuhalten.


Ich denke fast, dass das so ein Ding ist, was sich verselbstständigt hat. Man hat wiederholt gegen die Russen gewonnen. Sie von Kyiv verscheucht, aus Charkiv gejagt, aus Kherson rausgekämpft. Man wollte keinen Schritt zurück akzeptieren, niemand eine (selbst begrenzt lokale und völlig unbedeutende) Niederlage verantworten. Man ist dem eigenen Mythos auf den Leim gegangen...


--------------------
"If you get shot up by an A6M Reisen and your plane splits into pieces - does that mean it's divided by zero?" - xoxSAUERKRAUTxox
 
goschi
Beitrag 12. Aug 2023, 02:45 | Beitrag #172
+Quote PostProfile CardPM
Herr der Dunkelheit
Beiträge: 36.467



Gruppe: Admin.WHQ
Mitglied seit: 21.04.2002


ZITAT(Freestyler @ 11. Aug 2023, 23:29) *
Bei War on the Rocks ist Michael Kofman am 08.08.2023 im Rahmen einer Einordnung der Sommeroffensive auf die Bedeutung der Schlacht um Bakhmut eingegangen:
- Die ukrainischen Streitkräfte haben in der Schlacht um Bakhmut ihre besten Truppenteile eingesetzt. Diese konnten daher nicht nur nicht aufgefrischt und mit westlichem Gerät neu ausgerüstet werden, dessen Fähigkeiten sie wahrscheinlich besser als die neu aufgestellten, unerfahrenen Brigaden hätten ausnutzen können, sondern sie erlitten in der Schlacht um Bakhmut erhebliche Verluste.
- Kofman geht von einem Verlustverhältnis von drei zu eins zugunsten der ukrainischen Verteidiger aus - aber selbst wenn das Verlustverhältnis noch höher zugunsten der ukrainischen Verteidiger ist, ist es trotzdem schlecht - denn die ukrainischen Gefallenen waren erfahrene und gut ausgebildete Soldaten, während die russischen Gefallenen mehrheitlich Gefangene mit minimaler Ausbildung waren, deren Verlust verschmerzbar war.
- Die Schlacht um Bakhmut erkaufte den russischen Streitkräften die notwendige Zeit, um die Mobiks auszubilden und auszurüsten und um die Surovikin-Linie zu errichten bzw. weiter zu verstärken, und band gleichzeitig die besten ukrainischen Truppen und nutzte diese ab.
- Pfadabhängigkeit und politische Symbolik trugen auf ukrainischer Seite dazu bei, an der Verteidigung von Bakhmut festzuhalten statt die Stadt aufzugeben, die westlich (?) liegenden Höhenzüge mit Truppenteilen geringerer Qualität zur verteidigen und die erfahrenen Truppenteile aufzufrischen.

Kofman geht davon aus, dass sich die politische und die militärische Führung nach dem Krieg für die Entscheidung, Bakhmut zu verteidigen, verantworten werden müssen, wobei unklar sei, wer die Entscheidung getroffen habe, an Bakhmut festzuhalten.

Halte ich alles auch für vereinfacht.

- Die Wagner-Gefangenen waren nur ein kleiner Teil der eingesetzten russischen Truppen, da gab es durchaus viele gut ausgebildete Einheiten, die da nachweislich ausgeblutet wurden.
- Man weiss, dass die Masse der verteidigenden ukrainischen Truppen durchaus auch eher frisch ausgehobene Truppen waren, was einigen protest gab
- die Verteidigung von Bachmut hätte eben nicht einfach nur am nächsten Hügel abgefangen werden können, denn das hätte das ganze nur verschoben und eben immer mehr ukrainischen Boden preisgegeben
- wieso sollte man die Hügel (das sind wirklich nur Erhöhungen, nicht besonders stark zu verteidigen) die verteidigungslage so massiv verbessern gegenüber einer durchaus gut zu verteidigenden Stadt und wieso sollte dies plötzlich mit anderen Truppen gehen?
- die Symbolik von Bachmut war beiderseits und das jetzt als grossen masterplan der Russen darzustellen halte ich auch für vereinfacht, denn das nicht einnehmen der Stadt war genauso symbolkräftig
- die Ukrainer hätten in der Teit gar keine Truppen gehabt für einen Angriff im Süden, woher sollte man die nehmen?

Kofman fällt öfters mit geradezu hysterischer Art der Schlussfolgerung auf, bei der eine Seite brillierte und die andere versagte, zudem trifft er hier mMn unzulässige Schlüsse in einer Absolutheit.


Der jetzt vielerorts plötzlich erzählte Mythos, Bachm,ut sei 4D Schach der Russen gewesen um die Ukrainer vom Angriff auf den Süden abzuhalten ist doch schlicht Bullshit.
die Russen haben dort ebenso extreme kräfte forcieren müssen, wesentlich grössere als es die ukrainer mussten und erlitten auch materiell extreme verluste, die ihnen eben auch die offensivfähigkeit raubte.
Hätte man Zeit gewinnen wollen, hätte man breite Offensiven geführt, die viele Truppen banden, nicht nur an zwei Städten.

Dazu eben, die Ausrüstung für eine Offensive bekam die ukraine erst im Frühling 2023, vorher hatte sie das moderne Gerät gar nicht rolleyes.gif
Die Russen haben die Zeit natürlich genutzt, aber das als grosse Täuschungsaktion darzustellen ist einfach lächerlich.


--------------------
Wer zum Denken nachdenkseiten braucht, denkt auch, dass ihm ihm die Tankkarte das tanken abnimmt.

Qui tacet, consentire videtur
ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
Glorfindel
Beitrag 12. Aug 2023, 06:40 | Beitrag #173
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


dito.gif

ich teile Deine Ansicht völlig, goschi.

Btw: Ich habe nur darauf gewartet, dass jemand wieder mit Kofman kommt. Kofman ist einer der bekannteren (und auch wichtigeren) Ukrainekriegsanalysten, sonst wären da z.B noch Rob Lee oder Henry Schlotman und ein paar andere. Meines Erachtens merkt man bei ihm relativ gut, dass er keinen militärischen Hintergrund hat. Er hat zwar sicher grosse Kenntnise, kennt auch die Verhältnisse vor Ort, war vor Ort und hat mit Leuten gesprochen, seine Analysen - gerade was das militärstrategische vetrifft - sind teilweise nicht sehr überzeugend und er ist zu stark von sich überzeugt. Deshalb ist es wichtig, die Argumente gegeneinander abzuwägen, verschiedene Stimmen zu hören und zu diskutieren.

Ich sehe keine Alternative zur Verteidigung von Bachmut und halte die Entscheidung, Bachmut zu verteidigen für richtig. Die Argumente von Kofman überzeugen mich ebefalls nicht und ich halte sie teilweise auch für falsch. Tatsächlich schaut es für mich eher so aus, als hätten sich die russischen Truppen bei Bachmut so erschöpft, dass sie in die defensive übergehen mussten. Durch Bachmut wurde die Krise innerhalb der russischen Streitkräfte auch verschärft in deren Folge es zum Aufstand von Wagner kam.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Freestyler
Beitrag 12. Aug 2023, 20:36 | Beitrag #174
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 2.983



Gruppe: VIP
Mitglied seit: 15.08.2005


Rob Lee ist so ziemlich auf einer Linie mit Michael Kofman - die beiden verfassen regelmäßig Artikel, diskutieren ihre Erkenntnisse in Podcasts und reisen zusammen mit Konrad Muzyka und Franz-Stefan Gady zusammen in die Ukraine. Ich meine mich zu erinnern, dass Kofman in diesem Podcast sogar erwähnt, dass Rob Lee und er beide dieser Meinung sind wink.gif Aber ja, man sollte sich alle Argumente usw. anhören - das sollte selbstverständlich sein.

ZITAT(goschi @ 12. Aug 2023, 03:45) *
Halte ich alles auch für vereinfacht.
- Die Wagner-Gefangenen waren nur ein kleiner Teil der eingesetzten russischen Truppen, da gab es durchaus viele gut ausgebildete Einheiten, die da nachweislich ausgeblutet wurden. Allen Berichten nach, an die ich mich erinnern kann, hat Wagner in Bakhmut selbst die Hauptlast der Kämpfe getragen - dass an den Flanken insbesondere VDV-Truppenteile gekämpft und die Wagner-Truppen mit Steilfeuer unterstützten, widerspricht dem ja nicht.
- Man weiss, dass die Masse der verteidigenden ukrainischen Truppen durchaus auch eher frisch ausgehobene Truppen waren, was einigen protest gab Ja, es gab Protest, aber den gab und gibt es regelmäßig (vermutlich auch zurecht, wenn man sich die Berichte bedenkt, dass neue Rekruten nur ein paar Tage ausgebildet wurden). Aber die Mehrheit der ukrainischen Brigaden bestanden schon lange vor der zweiten Invasion Russlands (s.u.).
- die Verteidigung von Bachmut hätte eben nicht einfach nur am nächsten Hügel abgefangen werden können, denn das hätte das ganze nur verschoben und eben immer mehr ukrainischen Boden preisgegeben
- wieso sollte man die Hügel (das sind wirklich nur Erhöhungen, nicht besonders stark zu verteidigen) die verteidigungslage so massiv verbessern gegenüber einer durchaus gut zu verteidigenden Stadt und wieso sollte dies plötzlich mit anderen Truppen gehen?
- die Symbolik von Bachmut war beiderseits und das jetzt als grossen masterplan der Russen darzustellen halte ich auch für vereinfacht, denn das nicht einnehmen der Stadt war genauso symbolkräftig
- die Ukrainer hätten in der Teit gar keine Truppen gehabt für einen Angriff im Süden, woher sollte man die nehmen?

Kofman fällt öfters mit geradezu hysterischer Art der Schlussfolgerung auf, bei der eine Seite brillierte und die andere versagte, zudem trifft er hier mMn unzulässige Schlüsse in einer Absolutheit.

Der jetzt vielerorts plötzlich erzählte Mythos, Bachmut sei 4D Schach der Russen gewesen um die Ukrainer vom Angriff auf den Süden abzuhalten ist doch schlicht Bullshit.
die Russen haben dort ebenso extreme kräfte forcieren müssen, wesentlich grössere als es die ukrainer mussten und erlitten auch materiell extreme verluste, die ihnen eben auch die offensivfähigkeit raubte.
Hätte man Zeit gewinnen wollen, hätte man breite Offensiven geführt, die viele Truppen banden, nicht nur an zwei Städten.

Dazu eben, die Ausrüstung für eine Offensive bekam die ukraine erst im Frühling 2023, vorher hatte sie das moderne Gerät gar nicht rolleyes.gif
Die Russen haben die Zeit natürlich genutzt, aber das als grosse Täuschungsaktion darzustellen ist einfach lächerlich.

Du liest wieder Aussagen, die weder Kofman noch ich, der seine Aussagen zusammenfasst, so getroffen haben. Niemand hat unterstellt, dass es von Anfang an Russlands Absicht war, dort die erfahrenen ukrainischen Truppenteile zu binden und abzunutzen - aber im Ergebnis hat Bakhmut vergleichsweise viele gut ausgebildete und erfahrene ukrainische Brigaden gebunden, während aus russischer Seite insbesondere Gefangene die Hauptlast der Kämpfe trugen.

Ich sehe aber auch keine hysterischen Schlussfolgerungen seitens Kofmans - dafür aber ziemlich absolute und unbelegte Aussagen von dir wink.gif Du musst mich auch nicht angreifen, weil ich Kofman (und Rob Lee) zitiere...

Bei Militaryland kann jede publizierte Karte der Schlacht um Bakhmut in der zeitlichen Abfolge anschauen. Ich hab mal die eingesetzten ukrainischen Brigaden - ohne selbstständige Bataillone u.ä. - abgeglichen: Von insgesamt 21 eingesetzten Brigaden wurden 13 (~ 60%) vor 2022 aufgestellt, teilweise sogar vor 2014, und 8 nach der russischen Invasion 2022 (~ 40%). Dabei ist noch nicht eingerechnet, dass einige der neu aufgestellten Brigaden sich aus sehr erfahrenen Soldaten zusammensetzen, z.B. die 3. Sturmbrigade. Wie hoch die Belastung der ukrainischen Brigaden war, zeigt sich auch an der häufigen Rotation / Veränderung sowie an der Zahl der gleichzeitig eingesetzten ukrainischen Brigaden: Das Stadtgebiet von Bakhmut hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von weniger als 7km, die Stadtgrenze umfasst von Norden über Osten nach Süden ca. 10km. Man geht davon aus, dass eine Brigade eine Front von 6km verteidigt (ukrainische Bataillone haben weniger Kompanien, ukrainische Brigaden aber mehr Bataillone, was sich letztendlich ausgleicht). In diesem Stadtgebiet waren laut Militaryland zeitweise bis zu fünf Brigaden gleichzeitig eingesetzt - was entweder bedeutet, dass diese nur teilweise eingesetzt waren oder aber massive Verluste erlitten hatten.

16.12.2022 - erster verfügbarer Zeitpunkt: 46. Luftlandebrigade (aufgestellt 2016), 57. motorisierte Brigade (aufgestellt 2014), 71. Jägerbrigade (aufgestellt 2022) - im rückwärtigen Raum: 241. Brigade der Territorialverteidigung (aufgestellt 2022), 58. motorisierte Brigade (aufgestellt 2017)

30.12.2022 - zwei Wochen später: 46. Luftlandebrigade, 57. motorisierte Brigade, 71. Jägerbrigade - im rückwärtigen Raum: 127. Brigade der Territorialverteidigung (aufgestellt 2022) - südlich von Bakhmut: 53. mechanisierte Brigade (aufgestellt 2014)

13.01.2023 - zwei Wochen später: 46. Luftlandebrigade und 71. Jägerbrigade - im rückwärtigen Raum: 127. Brigade der Territorialverteidigung (aufgestellt 2022) - südlich von Bakhmut: 53. mechanisierte Brigade (aufgestellt 2014), daran anschließend die 60. mechanisierte Brigade (aufgestellt 2015)

27.01.2023 - zwei Wochen später: 3. Sturmbrigade (aufgestellt 2022), 24. mechanisierte Brigade (aufgestellt 1992), 57. motorisierte Brigade, 71. Jägerbrigade - im rückwärtigen Raum: 127. Brigade der Territorialverteidigung (aufgestellt 2022) - südlich von Bakhmut: 3. Brigade der Nationalgarde (aufgestellt 2014), daran anschließend die 60. mechanisierte Brigade (aufgestellt 2015)

11.02.2023 - zwei Wochen später: 1. (aufgestellt 2014) und 3. Brigade der Nationalgarde, 3. Sturmbrigade, 127. und 241. Brigaden der Territorialverteidigung, südich anschließend 63. mechanisierte Brigade (aufgestellt 2017), nördlich anschließend die 92. mechanisierte Brigade (aufgestellt 1999)

24.02.2023 - zwei Wochen später: 3. Sturmbrigade, 93. mechanisierte Brigade (aufgestellt 1992), 1. und 3. Brigaden der Nationalgarde, 241. Brigade der Territorialverteidigung - im rückwärtigen Raum: 14. mechanisierte Brigade (aufgestellt 2014), 57. motorisierte Brigade - südlich: 127. Brigade der Territorialverteidigung - nördlich: 119. Brigade der Territorialverteidigung

10.03.2023 - zwei Wochen später, die russischen Streitkräfte haben Bakhmut nördlich, östlich und südlich eingeschlossen: 93. mechanisierte Brigade, 1. und 3. Brigaden der Nationalgarde, 241. Brigade der Territorialverteidigung - nördlich: 56. motorisierte Brigade (aufgestellt 2015) - westlich / im rückwärtigen Raum: 67. mechanisierte Brigade und 77. Luftlandebrigade (beide aufgestellt 2022) - südlich: 127. Brigade der Territorialverteidigung

24.03.2023 - zwei Wochen später: 93. mechanisierte Brigade, 3. Brigade der Nationalgarde, 241. Brigade der Territorialverteidigung, 77. Luftlandebrigade - nördlich: 67. mechanisierte Brigade - westlich/südlich: 5. Sturmbrigade (aufgestellt 2022), 127. Brigade der Territorialverteidigung

03.04.2023 - zwei Wochen später: unverändert

17.04.2023 - zwei Wochen später: wie oben, die 3. und 5. Sturmbrigade haben die 3. Brigade der Nationalgarde ersetzt

01.05.2023 - zwei Wochen später, die ukrainischen Streitkräfte kontrollieren nur noch den westlichen Teil Bakhmuts: wie oben, die 127. Brigade der Territorialverteidigung hat die 3. Sturmbrigade ersetzt

15.05.2023 - zwei Wochen später: unverändert

23.05.2023 - die ukrainischen Streitkräfte haben die Stadt geräumt: 5. Sturmbrigade und 93. mechanisierte Brigade unmittelbar westlich von Bakhmut - 67. mechanisierte Brigade nördlich
 
goschi
Beitrag 12. Aug 2023, 22:00 | Beitrag #175
+Quote PostProfile CardPM
Herr der Dunkelheit
Beiträge: 36.467



Gruppe: Admin.WHQ
Mitglied seit: 21.04.2002


ZITAT(Freestyler @ 12. Aug 2023, 21:36) *
Du liest wieder Aussagen, die weder Kofman noch ich, der seine Aussagen zusammenfasst, so getroffen haben. Niemand hat unterstellt, dass es von Anfang an Russlands Absicht war, dort die erfahrenen ukrainischen Truppenteile zu binden und abzunutzen - aber im Ergebnis hat Bakhmut vergleichsweise viele gut ausgebildete und erfahrene ukrainische Brigaden gebunden, während aus russischer Seite insbesondere Gefangene die Hauptlast der Kämpfe trugen.

Letzteres ist halt unbelegt und unzutreffend, weil das nicht stimmen kann aufgrund der eingesetzten truppen und auch nicht anhand der selbst von Wagner kommunizierten Verluste ihrer selbst (ca 1:2 Söldner zu Ex-Häftlinge) und Wagner trug nur partiell die Hauptlast, nicht über die gesamte Offensive und auch nicht über die gesamte Fläche.
Und nochmal: der Schluss der von mir kritisiert ist war, dass die verteidigung schädlich war, man hätte stattdessen die Süd-offensive führen müssen, nur nochmal: dazu war die Ukraine materiell nicht imstande.
aber schön gehst du nicht darauf ein, sondern greifst di nur etwas raus rolleyes.gif


ZITAT
Ich sehe aber auch keine hysterischen Schlussfolgerungen seitens Kofmans - dafür aber ziemlich absolute und unbelegte Aussagen von dir wink.gif Du musst mich auch nicht angreifen, weil ich Kofman (und Rob Lee) zitiere...

Doch, alleine der letzte Satz, dass jemand dafür die Verantwortung zu tragen habe, ist implizit, zusammen damit dass die Verteidigung sinnlos gewesen sei, eine hysterische Schlussfolgerung.

ZITAT
diesem Stadtgebiet waren laut Militaryland zeitweise bis zu fünf Brigaden gleichzeitig eingesetzt - was entweder bedeutet, dass diese nur teilweise eingesetzt waren oder aber massive Verluste erlitten hatten.

Also entweder Senf oder ketchup, entweder Tag oder Nacht, man weiss es nicht, aber man kann natürlich trotzdem sehr harte Schlüsse ziehen, wie du es in denem vorherigen Posting tatest? rolleyes.gif


--------------------
Wer zum Denken nachdenkseiten braucht, denkt auch, dass ihm ihm die Tankkarte das tanken abnimmt.

Qui tacet, consentire videtur
ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
Glorfindel
Beitrag 12. Aug 2023, 22:52 | Beitrag #176
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


ZITAT
Kofman geht davon aus, dass sich die politische und die militärische Führung nach dem Krieg für die Entscheidung, Bakhmut zu verteidigen, verantworten werden müssen, wobei unklar sei, wer die Entscheidung getroffen habe, an Bakhmut festzuhalten.

Das glaube ich nicht. Wieso sollte sie? Insbesondere wenn der Krieg durch die Ukraine gewonnen wird, wird sich niemand gerantworten müssen. Dann werden alle Helden sein: die Gefalleben und die Soldaten, die überlebt haben.



--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Delta
Beitrag 12. Aug 2023, 22:57 | Beitrag #177
+Quote PostProfile CardPM
Elder Forenmen
Beiträge: 7.532



Gruppe: Ehrenmoderator
Mitglied seit: 08.04.2002


Ich hab den Podcast gehört (und auch vorher schon Kofamns Analysen gelesen, die ich grundsätzlich schätze, wenn ich sie auch nicht immer teile).

Ich kann mich noch gut erinnern, wie man sich im ersten Halbjahr in der Analystenszene darüber gestritten hat, ob das sinnvoll ist, Bachmut zu vetreidigen oder ob man es nicht besser aufgibt und wo anders eine günstigere Verteidigungslinie bezieht.

Der zwischenzeitliche Ausgang der Schlacht von Bachmut im Mai und was seither passiert ist, spricht zumindest nicht dafür, dass man deswegen auf Seiten der UKR ein Verfahren eröffnen braucht:
Die Stadt wurde zwar erobert, es hat die Russen aber nicht in eine günstige Lage für Folgeoperationen gebracht. Im Gegenteil. Bachmut beibt für die RuAF ein Fass ohne Boden, UKR konnte sich auf den Höhenzügen in den Flanken behaupten, dort Gelände gut machen und nutzt dort unverändert RuAF massiv ab, ohne dort jetzt schwerpunktmäßig Energie rein zu stecken.
Wagner ist aktuell erstmal ganz vom Spielfeld genommen.
Die Verluste bei den seitens UKR eingesetzten Verbänden waren hoch, aber es ist gelungen, den Raum zu behaupten und es sind keine Truppenteile eingekesselt und vernichtet worden. Bachmut konnte immer irgendwie noch versorgt werden. UKR hat - nach dem was man empirisch so beobachten konnte - massiv seine Truppen rotiert. Von den eingesetzten Brigaden standen selten mehr als ein paar Kompanien jeweils direkt in der Stadt.

Den Raum zu behaupten war wichtig, weil die Infrastruktur einer Stadt viel bessere Möglichkeiten für eine lang andauernde Verteidigung bietet, als ein Höhenzug o.ä. Bei Aufgabe hätte man sich warscheinlich erst in der nächsten Stadt wieder festbeißen können. Und alles verlorene Gelände hätte man blutig wieder erobern müssen, inklusive der Zerstörung von weiteren UKR Ortschaften und Städten. Auch wenn die RuAF wahrscheinlich auch bei einer schnelleren Einnahme von Bachmut nicht in der Lage gewesen wären, einen operativ bedeutenden Durchbruch mit Wiederaufnahme von Bewegungskrieg zu erzielen, so wären sie doch stets weiter vorwärts geströmt.

Beide Seiten hatten im Winter Munitionsmangel. Insbesondere die UKR hat Munition für die Offensive zurück gelegt. Ich weiß nicht, ob man aus den dort einbegsetzten Truppenteilen innerhalb einiger Monate bessere Verbände machen hätte können, als man sie jetzt teilweise im Südabschnitt sieht, aber die Wahrscheinlichkeit wäre auch hoch gewesen, dass man die Voraussetzungen für eine Offensive dieses Jahr verpielt hätte, hätte man völlig unerfahrene Einheiten nach Bachmut gebracht. Da wäre ggf. die UKR irgendwann vor der Entscheidung gestanden, ob man die weiterhin sterben lässt wie die Fliegen und einen RUS Durchbruch mit Frontauflösung riskiert, oder nicht doch die Reserven frühzeitig in die Verteidigung wirft.

Das ist alles hochgradig spekulativ, aber was man im Mai sehen konnte war, dass UKR Bachmut City zwar verloren hatte, aber auch das RUS Offensivpotenzial deutlich abgenutzt war, Wagner kurz darauf vom Feld genommen wurde, die materiellen Vorassetzungen für eine großangelegte UKR geschaffen wurden und man wenig Raum (zeitich begrenzt) aufgeben musste.
Das Rauslösen und Ausrüsten der in Bachmut eingesetzten Verbände mit Westmaterial für den Sommer, das Zurücknehmen der Front, das Halten mit "grünen" Truppen... selbst wenn man das gemacht hätte, wäre es nicht ausgemacht, dass die Offensive jetzt schneller und besser liefe, aber das Risiko für die UKR, im Raum Bachmut ins Rutschen zu kommen wäre deutlich erhöht gewesen.

Daher sehe ich Kofmans Analyse und Folgerungen eher als ein Gedankenspiel (das die UKR Führung sicher auch gespielt hat), denn als eine harte Schlussfolgerung, die man zum Fakt aufbauen kann.


--------------------
Thou canst not kill that which doth not live. But you can blast it into chunky kibbles.

Limitless are the ways of mankind in its virulent capacities
Ironic it may seem, for us a chance exists to see
In us also lies the capacity to transcend
 
Madner Kami
Beitrag 12. Aug 2023, 23:19 | Beitrag #178
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 5.019



Gruppe: Members
Mitglied seit: 26.07.2008


Unterm Strich bleibt eigentlich immer nur eines: Die Ukrainer haben die Soldaten und den Willen zum Sieg. Was ihnen fehlt ist Material um den Kampf zu führen. Bakhmut und das langsame Vorankommen in der Sommeroffensive ist letztendlich ein Versagen der Unterstützer. Zu wenig, zu langsam, zu spät.


--------------------
"If you get shot up by an A6M Reisen and your plane splits into pieces - does that mean it's divided by zero?" - xoxSAUERKRAUTxox
 
Scipio32
Beitrag 13. Aug 2023, 09:38 | Beitrag #179
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 2.024



Gruppe: Members
Mitglied seit: 28.07.2014


Das und Probleme bei der Führung großer Verbände.
 
Freestyler
Beitrag 13. Aug 2023, 10:18 | Beitrag #180
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 2.983



Gruppe: VIP
Mitglied seit: 15.08.2005


ZITAT(Madner Kami @ 13. Aug 2023, 00:19) *
Unterm Strich bleibt eigentlich immer nur eines: Die Ukrainer haben die Soldaten und den Willen zum Sieg. Was ihnen fehlt ist Material um den Kampf zu führen. Bakhmut und das langsame Vorankommen in der Sommeroffensive ist letztendlich ein Versagen der Unterstützer. Zu wenig, zu langsam, zu spät.

Das ist ein bisschen zu einfach und zu einseitig, denn die Truppenteile, die modernes Material erhalten haben und daran ausgebildet wurden, konnten dessen überlegene Fähigkeiten gar nicht ausnutzen. Von den Problemen bei der Planung und Führung ganz abgesehen. Wenn du Material auf Munition beziehst, hast du definitiv recht.

Aber ja, die freie Welt sollte viel mehr Material und Munition liefern und vor allem ausbilden (Individual- und Verbandsausbildung sowie Führungsprozess).

Der Beitrag wurde von Freestyler bearbeitet: 13. Aug 2023, 12:02
 
 
 

7 Seiten V  « < 4 5 6 7 >
Reply to this topicStart new topic


1 Besucher lesen dieses Thema (Gäste: 1 | Anonyme Besucher: 0)
0 Mitglieder:




Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 29. April 2024 - 01:29