Karl-Theodor zu Guttenberg, Zukunftsprognose Einstellungen

[Wodka]

Man sieht sehr schön die Manipulationen von Springer und eine dubiose Facebookgruppe mit ‎302,400 (likes). Wie wird es weitergehen, wird er das dauerhaft aussitzen können? Wie kann es sein, dass ein Politiker wegen seiner Gradlinigkeit geschätzt wird, dann aber genauso vor und zurückrudert wie alle anderen auch (Bomben auf Tanklaster)? Wie kann es sein, dass jemand (angeblich) im Volk hohe Zustimmung erhält, der nicht einmal die Einleitung seiner Dissertation selbst schreiben kann? Ah und Probleme mit den Fussnoten hat er scheinbar auch.

[Parsifal]

Bleiben wir doch mal am Thema. Die Frage ist doch ob ein Mensch in einer verantwortungsvollen und vorbildhaften Funktion tragbar ist, wenn er gravierende Verfehlungen bei der Abschlußprüfung seiner Berufsausbildung aufweist. Man stelle sich vor ein Berufsausbilder/Meister in einer deutschen Firma gilt als harter Hund und setzt sehr hohe Maßstäbe an seine Auszubildenen, alle sind nach seiner Lehre entweder die topqualifizierten Leute oder eben herausselektiert. Irgendwann erweist es sich dass dieser Mensch seinen Berufsabschluß auf irgendeine Art erschlichen hatte. Er verliert seine Zulassung als Ausbilder und kann gehn. Dass er jahrelang seinen Auszubildenen ein guter Lehrherr war, das ist ab diesem Tag egal.
Wenn sowas rauskommt, dass er trotzdem weiter ausbildet kann das für die jeweilige Firma nicht nur ein Imageschaden werden sondern auch der Entzug der Lehrerlaubnis überhaupt. Somit steht dann nicht nur der Ausbilder auf der Strasse sondern die Firma darf sich ihre Auszubildenen für die nächsten Jahre beim Arbeitsamt holen und dort gibts an jungen Fachkräften eben oft nur das was andere freisetzen (nicht haben wollen - krass ausgedrückt). Das kann dann die Folge haben dass man die Leute eben nicht mehr an den firmenspezifischen Produkten und Verhältnissen ausbildet sondern neue Facharbeiter jedesmal grundlegend neu einlernen muss - solange muss ich aber den Facharbeiter per Tarif bezahlen und nicht mit vllt. "nur" 800€+arbeitnehmeranteilige Sozialversicherungen im 3. Lehrjahr. Das zieht einen Rattenschwanz an Kosten hinter sich her.

Der Imageschaden für die Regierung und die jeweiligen Parteien ist jetzt da weil man an ihm festhält. Für die Universität wirds eng - weil es nun heißen wird dort kann man sich seinen Titel kaufen. Die Akademiker die dort ihren Doktor gemacht haben werden sich nun auch Gedanken machen dürfen ob nicht der Vorgesetzte oder der ungeliebte Kollege/Konkurrent doch mal in der Dissertation nachschaut. Der Bürger wird wiedereinmal bestätigt dass "die dort oben" alles schmierige Autoverkäufer sind. Dankeschön, alles klasse gemacht in Deutschland - wieder ein Sargnagel am Staat.
Sicher ist das alles was Guttenberg tat verglichen mit dem Dreck den Franz Josef Strauß am Bein hatte ein Pups, Lockheed, Spiegel, Finanzbetrug usw. seinen hier nur mal erwähnt aber trotzdem ist es genug dass er unerträglich ist. Komischerweise sind es Leute wie Strauß und Guttenberg die salbungsvolle Worte verwendeten - sicher jeder auf seine Art - in denen es um Ehre Anstand, Vaterland und solch, leider eben durch diesen Personenkreis, sinnentleertes Blabla ging. Wo ist denn bei den Herren der CSU Ehre zu finden? Selbst ein Seehofer kann in der konservativen werteorientierten CSU Ministerpräsident von Bayern werden obwohl er fremdging. Jeder Linke (SPD, Grüne, Linke) der solches wagte würde sich umschauen wie es von der CSU Kritik hagelte. Mir solls Privatleben von Seehofer hier egal sein, aber man kann nicht in einer wertekonservativen Partei der Parteivorsitzende sein, welche für sich postuliert eine wichtige Funktion in der deutschen Parteienlandschaft zu haben wenn man nicht vorbildlich vorangeht - das ist doch ein Widerspruch. Wein trinken und Wasser predigen. Wer nimmt den die Schwätzer aus meinem schönen Bundesland noch ernst wenn sich dann mit der Zeit immer herausstellt dass es fast durchweg Strauchdiebe und Heuchler sind?

Kennt jemand Hans Zehetmair? Das ist der nette ältere Herr der Vorsitzender der Hanns-Seidel-Stiftung und des Rates für deutsche Rechtschreibung₁ ist. Baujahr 1936, das heißt er war 50/51 Jahre alt (also nicht im Pubertären Alter, sondern in der Blüte seines Politikerlebens und er war nicht in der NPD oder einer sonstigen Nazipartei sondern der wertkonservativen CSU) als er folgendes Im Fernsehen sagte:

Homosexualität bezeichnete er 1987 im Bayerischen Fernsehen als "contra naturam [...] und im Grunde [..] krankhaftes Verhalten" und ergänzte, dass "dieser Rand [...] ausgedünnt werden [muß]."

Sicher in den 80ern waren die Zeiten andere, aber der Mensch als Mensch hatte trotzdem seine Menschenrechte und nur weil der konservative Wähler etwas "zünftiges" hören will muss ich ihm nicht nach dem Mund reden und jeden Müll erzählen. Sowas Homophobes war in den 80ern sicher auch schon Menschenvarachtend. Dieser Typ wurde später übrigens Kultusminister in Bayern - lässt doch tief blicken, oder?.

₁Meine Quelle dafür ist übrigens Wikipedia. Ich könnte hier reihenweise Leute aus Bayern aufzählen, die Mist gemacht haben und trotzdem hohe Ämter begleitet hatten, dagegen müsste ein Joschka nach mancher Leute Denke hier im Forum ja fast schon ein Waisenknabe sein weils bei ihm nur ein paar Steine ging die flogen.

Der Beitrag wurde von Parsifal bearbeitet: 28. Feb 2011, 17:16

[Elliot]

Bleiben wir doch mal am Thema. Die Frage ist doch ob ein Mensch in einer verantwortungsvollen und vorbildhaften Funktion tragbar ist, wenn er gravierende Verfehlungen bei der Abschlußprüfung seiner Berufsausbildung aufweist.

Promotion != Abschlussprüfung der juristischen Ausbildung

Das Ende von Guttenbergs Studienzeit war offiziell das erste juristische Staatsexamen. Gerüchteweise hat er es mit "kleinem Prädikat" bestanden. Das kleine Prädikat gibt es nur in Bayern. Das ist ein mittelmäßiger Abschluss. Das erste juristische Staatsexamen machte ihn zum Diplom-Juristen oder Magister iuris. Das Ende des Studiums bedeutet das Ende der Ausbildung bis zum ersten berufsqualifizierenden Abschluss, der hier die juristischen Berufe nicht einschließt.*

Allerdings, und jetzt wird es kompliziert, ist Guttenberg damit kein Volljurist. Dazu bräuchte er das zweite Staatsexamen, welches er nicht ablegte. Nur der Volljurist oder Rechts-Assessor darf theoretisch die klassischen juristischen Berufe inklusive Richteramt und Notar ergreifen. Das zweite Staatsexamen erreicht man nach einer Referendarzeit und dem erfolgreichen Ablegen einer Prüfung.
Und ja, es ist durchaus möglich nur das erste juristische Staatsexamen zu haben und darauf folgend zu promovieren. Was, wenn man davon ausgeht, dass die Ausbildung zum Juristen NICHT mit dem ersten Staatsexamen *irgendwie* endet, die interessante Konsequenz hätte ohne Abschluss der Ausbildung Dr. iur oder Professor der Rechtswissenschaften werden zu könnnen.

* Nach dem ersten Staatsexamen bekommt man i.d.R. kein Bafög mehr. Was das Ausbildungsende andeutet.

Der Beitrag wurde von Elliot bearbeitet: 28. Feb 2011, 18:09

[Wodka]

Bleiben wir doch mal am Thema. Die Frage ist doch ob ein Mensch in einer verantwortungsvollen und vorbildhaften Funktion tragbar ist, wenn er gravierende Verfehlungen bei der Abschlußprüfung seiner Berufsausbildung aufweist.

Promotion != Abschlussprüfung der juristischen Ausbildung

Das Ende von Guttenbergs Studienzeit (=Ausbildung) war offiziell das erste juristische Staatsexamen*. Gerüchteweise hat er es mit "kleinem Prädikat" bestanden. Das kleine Prädikat gibt es nur in Bayern. Das ist ein mittelmäßiger Abschluss.

Mittelmässig ist zu hart formuliert, ein "Befriedigend" im oberen Bereich kann für den Staatsdienst oder für eine Karriere in "Großkanzleien" genügen. Die Spanne von 6,5 Punkten zu 8,99 Punkten ist recht groß. Der Notendurchschnitt in Baden Württemberg liegt bei vielen Klausuren bei 5,xx Punkten. Ein richtiges Prädikat erreichen nur zirka 15 % der Juristen.

Das erste juristische Staatsexamen machte ihn zum Diplom-Juristen oder Magister iuris (manchmal, das kommt auf die Uni an, macht ihn das zu gar nichts**).

Allerdings, und jetzt wird es kompliziert, ist Guttenberg damit kein Volljurist. Dazu bräuchte er das zweite Staatsexamen, welches er nicht ablegte. Der Volljurist oder Rechts-Assessor darf theoretisch die klassischen juristischen Berufe inklusive Richteramt und Notar ergreifen. Das zweite Staatsexamen erreicht man nach einer Referendarzeit. Das Referendariat wiederum ist ein Bastard aus Beruf und Ausbildung.

Eine Ausbildung in der Praxis, vergleichbar mit einer "normalen" Berufsausbildung. Der Referendar schuldet keine Arbeitsleistung, sondern das Ziel des Referendariats ist alleine seine Ausbildung. Ausbildungsziel ist das Bestehen der zweiten juristischen Staatsprüfung und damit die Befähigung zum Richteramt. Dieses Ausbildungsziel ist natürlich lebensfremd, deswegen wird inzwischen auch Wert auf eine "anwaltliche" Ausrichtung der Ausbildung gelegt.

Und ja, es ist durchaus möglich nur das erste juristische Staatsexamen zu haben und darauf folgend zu promovieren.

* Nach dem ersten Staatsexamen bekommt man i.d.R. kein Bafög mehr.

Braucht man als Rechtsreferendar auch nicht, da man während dieser Zeit vom Staat "bezahlt" wird. Die Finanzierung einer Promotion ist ein anderes Thema.

**Bayreuth macht Personen mit 1. Juristischem Staatsexamen zum Diplom Juristen.

Ja, den Titel könnte ich unter anderem auch führen, aber ich verzichte darauf.

Der Beitrag wurde von Wodka bearbeitet: 28. Feb 2011, 18:15

[Elliot]

langer Beitrag

Quintessenz meines Beitrages, den ich inzwischen übrigens massiv modifiziert habe, ist eine andere.

Die juristische Ausbildung endet je nach Sichtweise entweder mit dem ersten oder mit dem zweiten juristischen Staatsexamen. Keinesfalls endet sie mit dem Dr. iur.

@Madner Kami
Quintessenz meines Beitrages weiter oben:
Guttenberg hat nichts strafrechtlich relevantes getan um sein Mandat zu verwirken. Das heißt, er ist in seiner Funktion als direkt gewählter Abgeordneter seinem Gewissen und seinen Wählern bei der nächsten Wahl verpflichtet. Kritisieren, angreifen usw. darfst du und die Presse ihn so viel du willst. Forderungen sein Mandat im BT zurückzugeben halte ich für übertrieben. Das betrifft explizit nicht seinen Ministerposten. Der Rest ist Zivilrecht.


Der Beitrag wurde von Elliot bearbeitet: 28. Feb 2011, 18:48

[Wodka]

langer Beitrag

Quintessenz meines Beitrages, den ich inzwischen übrigens massiv modifiziert habe, ist eine andere.

Die juristische Ausbildung endet je nach Sichtweise entweder mit dem ersten oder mit dem zweiten juristischen Staatsexamen. Keinesfalls endet sie mit dem Dr. iur.

Ja, Guttenberg bleibt (Diplom-)Jurist, aber eben er ist eben kein Assessor und vermutlich ist auch sein "Prädikat" den Namen nicht wert.