Wer weiß es?, Der allgemeine PuG Fragenthread |
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Wer weiß es?, Der allgemeine PuG Fragenthread |
15. Feb 2011, 10:43 | Beitrag
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Generalmajor d.R. Beiträge: 19.265 Gruppe: Moderator Mitglied seit: 10.06.2002 |
Auch in Politik und Geschichte gibt es Fragen, die sich einem nicht direkt erschlie�en oder solche, die keiner langen Diskussion bed�rfen. Aber trotzdem brennen sie unter den Fingern�geln. Darum er�ffne ich mal - in Anlehnung an die Fachforen - den allgemeinen PuG Fragenthread.
Und beginne selbst mit einer Frage: Hat jemand aktuelle Infos zu GSVP und dem europ�ischen Vorhaben einer Europaarmee nach 2007? Die Wiki-Links hab ich abgegrast. Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 4. Aug 2023, 20:08 -------------------- Sapere Aude & Liber et Infractus
"He uses statistics as a drunken man uses lamp-posts... for support rather than illumination." - Andrew Lang (1844-1912) "Seit ich auf deutsche Erde trat, durchströmen mich Zaubersäfte. Der Riese hat wieder die Mutter berührt, Und es wuchsen ihm neue Kräfte." -- Heinrich Heine (1797-1856), Deutschland ein Wintermärchen, Caput I Quidquid latine dictum, altum videtur. -- Nενικήκαμεν! -- #flapjackmafia |
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1. Mar 2011, 16:21 | Beitrag
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Generalmajor d.R. Beiträge: 19.265 Gruppe: Moderator Mitglied seit: 10.06.2002 |
Die Auxiliartruppen wurden weitgehend standardisiert, wie schon gesagt. Daher beschreibe ich das mal - nach meinem Stand - für die frühe und hohe Kaiserzeit (also bis ins 3. Jh.). Auxiliartruppen sind demnach Truppen nicht-römischer Reichsbewohner. Die existierenden und neu ausgehobenen Truppen - meist im Rahmen von Kampagnenplanungnen, zusammen mit Legionen - wurden regional ausgehoben, meist aus der gesamten Provinz, und dann in den Sammlungsraum verbracht. Also z. B. syrische Bogenschützen für eine Kampagne gegen die Parther und Trajan (mal fiktiv).
Wurde die Eroberung erfolgreich beendet, wurden Einheiten zurückgelassen, um als Garnision zu dienen. Die obigen Syrer könnten also dann für eine Weile in der neu gegründeten Provinz Assyria gestanden haben, zusammen mit zwei Legionen und weiteren Auxiliarverbänden, Kavallerie und Infanterie. Verluste wurden lokal ausgeglichen, immerhin war der Dienst in den Auxiliartruppen lukrativ für alle diejenigen, die im zivilen Leben finanzielle Not litten. Nach 25 Jahren Dienst erhielt man das Römische Bürgerrecht, meist auch Land oder Geld. Die Armee absorbierte so einen Teil der poltisch brisanten Volksmasse, die sonst wegen eigener Nöte zu Revolten geneigt hätte. Bei neuen Konflikten in anderen Reichsteilen, oder, wie Falle der Provinz Assyria, nach dem Verlust einer Provinz, wird die Einheit, so sie noch existiert, an einen anderen Ort verbracht oder (z. B. bei hohen Verlusten) mit anderen Einheiten verbunden. So können syrische Schützen dann etwa in Britannien landen. Mit sich bringen sie ihr Können, ihre spezialisierte Ausrüstung und häufig auch spezielle kulturelle Bräuche. Letztere stammen oft aus dem Ursprungsland der Einheit (hier Syrien), werden aber auch von den lokalen Rekruten - als Teil des Esprit de corps - fortgetragen. Die Auxilia sind, wie richtig gesagt, spezialisierte Truppentypen, die taktische Sonderfähigkeiten mit sich bringen, die man auf dem Schlachtfeld nicht missen möchte, obwohl man die Masse der Truppen mit Römischem Bürgerrecht nicht daran ausbildet. Dennoch sind die Auxiliartruppen den Legionen verhältnismäßig gleich ausgerüstet (sofern die Spezialgebiete dies zulassen). Gelegentlich darf man wohl auch von besseren Rüstungen ausgehen, in etwa bei der Kavallerie, die in den Legionen traditionell schwache gepanzert war. Nicht zu verwechseln mit den Auxiliartruppen sind aber lokal rekrutierte Truppen, die als Numeri (oder auch Bandae) bezeichneten Hilfstruppen. Diese Truppen wurden in der Regel in Grenzprovinzen aus regionalen, oft auch jenseits des Limes lebenden, Männern angeheuert. Sie blieben für gewohnlich unter der direkten Kontrolle ihrer indigenen Anführer (im Gegensatz zu Auxiliartruppen, deren Offiziere Römer waren, wenn auch oft solche aus der entsprechenden Provinz), waren aber Legionen oder Legionsgruppen anhängig, da die Kommandeure der Legionen ja auch Grenzabschnittskommandanten waren. Die Numeri dienten so eher als Spezialisten im militärischen Alltag ihrer Gegend. So etwa für Patrouillen jenseits des Limes, als Späher oder Liasontruppen. Ihre Loyalität war vermutlich nicht immer eindeutig, aber die römischen Investitionen auch geringer. Um Rekruten kümmerten sich die Anführer selbst, meist in ihrem Stammesgebiet und auch jenseits der Grenze. Außer Lohn, Proviant und eventuell etwas Ausrüstung, waren die römischen Verpflichtungen gering. Anführer konnten wohl noch das Bürgerrecht erwarten, vielleicht waren sie auch schon damit ausgestattet (iche denke an Männer wie Arminius), aber die Krieger durften kaum darauf hoffen. In sofern galt hier das persönliche Band zwischen den Mitgliedern der Numeri mehr. Ihr Assimilationsgrad dürfte auch geringer gewesen sein, und die Einheiten überstanden wohl den Tod ihres Führers nur, wenn genügend Krieger verblieben, um weiter als Einheit zu zählen. In sofern sind Auxlia und Numeri völlig unterschiedliche "Teilstreitkräfte". Die einen sind Linientruppen aus nicht-Römern, die auch spezielle Fähigkeiten haben können, die anderen sind Hilfstruppen aus Fremden und nicht-römischen Reichsbewohnern, die angeworben werden, um auf "operativer Ebene" Vorteile zu erhalten. Die Auxilia sind voll in das Nachschubwesen integriert (der Sold aber schlechter), die Numeri sind Nites Ortskundige, die aber abseits der Armeestruktur existieren. Sie können aber auch sehr eng an einen einzelnen römischen Kommandanten gebunden sein, wenn dieser sie von einem befreundeten, einheimischen Fürsten hat ausheben lassen. Seit Caracalla im 3. Jh. sind dann die Grenzen zwischen Auxilia und Legionen noch unschärfer, da der Kaiser alle Reichsbewohner zu römischen Bürgern erklärt. Am Ende des 3. Jh. hat sich (auch dadurch) das Heer völlig umstrukturiert. Es gibt nur noch Grenztruppen (Limitanei) und Reaktionstruppen (Comitatenses). -------------------- Sapere Aude & Liber et Infractus
"He uses statistics as a drunken man uses lamp-posts... for support rather than illumination." - Andrew Lang (1844-1912) "Seit ich auf deutsche Erde trat, durchströmen mich Zaubersäfte. Der Riese hat wieder die Mutter berührt, Und es wuchsen ihm neue Kräfte." -- Heinrich Heine (1797-1856), Deutschland ein Wintermärchen, Caput I Quidquid latine dictum, altum videtur. -- Nενικήκαμεν! -- #flapjackmafia |
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