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Divisionär Beiträge: 10.263 ![]() Gruppe: Moderator Mitglied seit: 10.09.2003 ![]() |
Ich möchte hier gemeinsam militärische Erkenntnisse aus dem Ukrainekrieg zusammentragen (für die politischen Erkenntnisse bräuchte es wohl einen eigenen Thread). Viele dieser Dinge sind eigentlich altbekannt, die westeuropäischen Streitkräfte wollte es einfach nicht wissen. Ich versuche einmal brainstormmässig ein paar Dinge zusammen zu tragen, die mir aufgefallen sind. Ihr könnte dabei sicher auch helfen.
Edit: die späteren Hinzufügungen werde ich werde ich kennzeichnen bzw. Verlinken. Führung - die russischen Fehlleistungen haben einen plastisch vor Augen geführt, 1. Weshalb eine zentrale Führung wichtig ist, 2. Das richtig ausgeführt, die Auftragstaktik der Befehlstaktik überlegen ist. Das bedingt aber mitdenkenden Soldaten. 3. Das der menschliche Faktor immens wichtig ist. - Nur eine einheitliche Führung (inkl. der Einbindung aller paramilitärischen Kräfte) garantiert einheitliches, und damit effizientes, Handeln - Drahtleitungen haben nach wie vor eine Bedeutung für die Führung, da sie weniger Störungsanfällig sind als Funk. - Künstliche Intelligenz gewinnt an Bedeutung. - Wichtigkeit des beschleunigter Informationsfluss/elektronisches Truppenführungs- und Informationssystem Cyberwarfare - Cyber findet statt, die Entscheidung wird schlussendliche jedoch von Kampftruppen am Boden erzwungen. Elektronische Kriegsführung - Angesichts der Omnipräsenz von Drohnen und dem Einsatz von satellitengelenkter Munition erhält die elektronische Kriegführung höhere Bedeutung denn je. Infanterie - eine solide Infanterieausbildung ist das A und O jeder Armee - Territorialverteidigungskräfte haben einen grossen Wert, wenn sie richtig eingesetzt werden. - Westliche Panzerabwehrwaffen sind in der Lage jeden russischen Kampfpanzer zu vernichten. Ich denke hier u.a. an MBT NLAW und Javelin. Man ist da auf dem richtigen Weg. Es braucht aber eine geeigneten Mix an Panzerabwehrwaffen verschiedener Reichweiten. Ein Fokus sollte hier auch noch die Entwicklung von NLOS-Panzerabwehrwaffen grösserer Reichweite gelegt werden. Panzer - Der Kampfpanzer ist nach wie vor aus dem modernen Gefecht nicht wegzudenken. Wenn er aber nicht richtig geschützt wird, ist er sehr verwundbar. Panzer alleine sind extrem verletzlich, das A und O ist das Einbinden in eine koordiniert agierende Truppe, dann aber sind sie sehr effektiv[/url]. - Das Fehlen von modernen Kampfschützenpanzer ist einer der grossen Nachteile der Ukraine Artillerie - Artillerie ist immer noch "der Gott des Krieges", verursacht immer noch die meisten Verluste und ist unabdingbar im erfolgreichen Kampf der verbundenen Waffen - "operatives Feuer", auf Seiten der Ukraine v.a, HIMARS und SS-21 ist von grosser Wichtigkeit um Ziele, u.a. logistische Basen, ausserhalb des eigentlichen Kampfraumes bekämpfen zu können. Dies insbesondere dann, wenn die Luftwaffe dies nicht erledigen kann. - Präzisionsgeschosse sind teuer, aber herkömmlichen massiv überlegen (gilt natürlich auch für luftgestützte Waffen) - es braucht nebst Präzisionsgeschossen auch normale Stahlgranaten und zwar in grosser Menge - Bedeutung von Cruise Missiles über eine Reichweite von 500km um operative oder gar strategische Ziele bekämpfen zu können. Flugabwehr - MANPADS verursachen immer noch die meisten Abschüsse. Ein dichtes Netz von MANPADS führt zu hohen Verlusten an Kampfhelikoptern und Erdkampfflugzeugen. - Die Zeit der bemannten Kampfhelikoptern neigt sich vermutlich dem Ende zu. - Flugabwehr ist nicht zu vernachlässigen und es braucht alle Stufen, d.h. MANPADS, Flugabwehrkanonen, Flugabwehr mittlerer Reichweite und Flugabwehr grosser Reichweite. Effektive Flugabwehr ist in der Lage den Handlungsspielraum der gegnerischen Luftwaffe stark einzuschränken. - Flugabwehrkanonen haben nach wie vor ihre Berechtigung und zwar auch solche mit kleinerem Kaliber - Selbst eine Infanterie-Kompanie braucht, wenn sie keine eigenen Drohnen-CM hat, gar nicht erst die Kaserne verlassen. Drohnen - Drohnen sind nicht mehr wegzudenken und zwar auf keiner Stufe mehr. - Drohnen werden bewaffnet und zwar Drohnen jeglicher Grösse. Dies bedingt z.T. aber die Entwicklung entsprechender Munition, wenn man nicht improvisieren will. - Drohnenabwehr ist nicht zu vernachlässigen und zwar auch auf verschiedenen Stufen (inkl. Antdrohnen-Gewehre (Jammer)) - Drohnen sind in der Lage in einzelnen Bereichen andere Mittel zu verdrängen (u.a. z.T. bemannte Aufklärungsfahrzeuge, Kampfhelikopter usw.) - Kommerzielle Billigdrohnen haben sich als besser erwiesen als ein Teil der teureren Loitering Munitions. Pioniere: - Minenkampf - Panzerabwehrminen sind essentiell für jede Verteidigung - Minenräumfähigkeiten sind wichtig für jede Armee im Angriff bzw. Gegenangriff - Schanzen rettet Leben Logistik - in einem full-scake-war gilt: egal mit wie viel Munitionsverbrauch du planst - du brauchst mehr; egal wieviele Panzer Du hast, Du brauchst mehr - geschützte und geländegängige Fahrzeuge sind von grosser Bedeutung für die unmittelbare Versorgung der Truppen an der Front. - die schiere Masse zählt oft. Die modernsten Waffensysteme scheitern, wenn ihnen nach wenigen Wochen die Munition ausgeht oder deren Produktion unverhältnismässig teuer ist. Die Armeen müssen wegkommen von perfekt entwickelten, aber leicht zerstörbaren Waffen, wenn es günstigere Alternativen gibt, dessen Überlegenheit in seiner Menge besteht. Ausbildung - die Ausbildung der Truppen und der militärischer Führer ist von zentraler Bedeutung und steht auf einer Stufe wie die Operationen. Es braucht deshalb entsprechende Konzepte, was sollen die Soldaten/Chefs können und wie bringt man es diesen möglichst effizient und schnell bei. - Stäbe bzw. Stabsmitarbeiter können nicht so einfach ausgebildet werden wie Soldaten oder Unteroffiziere, sie sind aber von eminenter Bedeutung. Es braucht deshalb entsprechende Institutionen und Prozesse, um genügend und fähige Stäbe/Stabsmitarbeiter zu erhalten. Taktik - Sperren sind elementar, aber nicht beaufsichtigte Sperren sind wertlos - Verkehrsachsen bleiben zentral, in der Offensive wie Defensive. Operationen - Luftlandungen (und amphibische Landungen) sind Hochrisikooperationen mit potenziell strategischen Auswirkungen umd müssen durch alle verfügbaren Kräfte sofort zerschlagen werden. Strategisch - Wer willens und in der Lage ist, selbst zu kämpfen, dem wird auch geholfen. Wer nicht kämpft, kann nicht auf Hilfe hoffen. - Staaten benötigen eine sicherheitspolitische Strategie und Stellen, welche sich mit dieser befassen. - Staaten benötigen Stellen, welche sich mit sicherheitspolitischen Herausforderungen beschäftigen und die Politik aktiv warnen, wenn Gefahren am Horizont auftauchen. - die Kriegsvorräte müssen sich an den industriellen Fähigkeiten orientieren bzw. sie müssen so angelegt sein, das sie solange genügen, bis die Industrie auf Kriegswirtschaft umgestellt ist. - die zivile Industrie bietet teilweise bessere, einfachere und v.a. auch günstigere Lösungen an als die militärische Industrie (Drohnen, Satelliten). Sie ist als Schlüsselbereich für Innovation und Technologie zur Lösung militärischer Fragen einzubeziehen. Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 19. May 2024, 12:52 -------------------- Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
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Hauptmann Beiträge: 2.672 ![]() Gruppe: Members Mitglied seit: 17.07.2012 ![]() |
Genau darauf wollte ich hinaus. Dass moderne Systeme das eben nicht mehr brauchen, weil sie durch Vernetzung das gleiche Ergebnis erzielen können. Womit die logistische Versorgung das einzige Thema sein dürfte. Aber ob die Geschütze nun zusammen von der Stellung zum Ladeplatz fahren oder unabhängig voneinander, macht ja keinen Unterschied. Im Gegenteil: Sie kommen nicht alle gleichzeitig da an und der Platz wird dadurch auch wieder schwerer aufzuklären.
Wobei mich dann auch mal interessieren würde, ob nicht für einzeln agierende Haubitzen dann sogar ein direktes Treffen mit einem LKW zum Aufmunitionieren direkt von der Ladefläche sinnvoll sein könnte, ggf. mit Hilfsmitteln auf dem Lkw, wie ich es hier vorgeschlagen hatte. |
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Hauptmann Beiträge: 4.550 ![]() Gruppe: VIP Mitglied seit: 14.11.2010 ![]() |
Genau darauf wollte ich hinaus. Dass moderne Systeme das eben nicht mehr brauchen, weil sie durch Vernetzung das gleiche Ergebnis erzielen können. Womit die logistische Versorgung das einzige Thema sein dürfte. Aber ob die Geschütze nun zusammen von der Stellung zum Ladeplatz fahren oder unabhängig voneinander, macht ja keinen Unterschied. Im Gegenteil: Sie kommen nicht alle gleichzeitig da an und der Platz wird dadurch auch wieder schwerer aufzuklären. Wobei mich dann auch mal interessieren würde, ob nicht für einzeln agierende Haubitzen dann sogar ein direktes Treffen mit einem LKW zum Aufmunitionieren direkt von der Ladefläche sinnvoll sein könnte, ggf. mit Hilfsmitteln auf dem Lkw, wie ich es hier vorgeschlagen hatte. Der einzige Grund warum wir das so machen ist das wir den Zug zusammen haben, damit er reagieren kann, wenn auf Erdfeind gestoßen wird. Trotz allem ist ja der rückwärtige Raum nicht zu 100% sicher. Technisch gesehen spricht nichts dagegen, die Logistik ist da auch nicht das Problem, wobei rein aus Gründen des Zeitmanagements man das schon machen sollte. Aber es spricht absolut nichts dagegen, auch ein einzelnes Geschütz zum Ladeplatz zu schicken, wenn es sein muss. Das Treffen mit dem LKW ist ja eigentlich wie man das früher machte, das wäre ein Rückschritt. Der LKW mit Besatzung muss warten, das ist unnötig und wird ja inzwischen vermieden. Hilfsmittel muss ich sagen halte ich wirklich nichts davon, alles, was dadurch schneller geht, muss durch Komplexität erkauft werden und letztendlich muss dann auch so etwas irgendwie beladen oder vorbereitet werden, das einfachste und effektivste ist nach wie vor die Beladung mit der Hand. Soldaten sind flexibel, können Dinge selbständig erkennen und ein großartiger Ausbildungsaufwand zum Schleppen von Geschossen ist auch nicht notwendig. Dann lieber diese mit irgendeinem Hebegeschirr unterstützen. Bevor das Argument Personal kommt, ich brauche die Soldaten sowieso zur Sicherung. Wie gesagt, ich halte tatsächlich das deutsche Modell für durchdacht und flexibel. In der Bw fehlt halt leider nur das Personal im Friedensdienst. Der Beitrag wurde von Forodir bearbeitet: 22. Jan 2023, 17:47 -------------------- Niemand hat gesagt das es Spaß machen muss!
“You have attributed conditions to villainy that simply result from stupidity.” |
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Hauptmann Beiträge: 4.209 ![]() Gruppe: WHQ Mitglied seit: 13.08.2003 ![]() |
[...] Hilfsmittel muss ich sagen halte ich wirklich nichts davon, alles, was dadurch schneller geht, muss durch Komplexität erkauft werden und letztendlich muss dann auch so etwas irgendwie beladen oder vorbereitet werden, das einfachste und effektivste ist nach wie vor die Beladung mit der Hand. Soldaten sind flexibel, können Dinge selbständig erkennen und ein großartiger Ausbildungsaufwand zum Schleppen von Geschossen ist auch nicht notwendig. Dann lieber diese mit irgendeinem Hebegeschirr unterstützen. [...] MLRS/HiMARS sind da eigentlich ganz gute Beispiele. Die Container lassen sich mit einem am LKW angebrachten Kran verladen. Das Spezielgeschirr zur Aufmunitionierung befindet sich direkt am Werfer. -------------------- "There are children on Promethea who can't afford ammo, you know."
"Thanks to denial, I'm immortal." "...die kriegst du nicht, Alter!" |
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