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Divisionär Beiträge: 10.263 ![]() Gruppe: Moderator Mitglied seit: 10.09.2003 ![]() |
Ich möchte hier die Frage diskutieren, welche Szenarien für ein Ende des Ukrainekrieges möglich sind. Ich schlage vor, dass wir hier mit Hauptszenarien arbeiten und Unterszenarien:
Mögliche Hauptszenarien für das Jahre 2023: echtes Friedensabkommen Die Ukraine, Russland und der Westen können ein echtes Friedensabkommen schliessen, welches alle Fragen für die Zukunft beantwortet. Unterszenarien wären z.B. - die Krim und der Donbass (inkl. Landverbindung zur Krim) werden russisches Staatsgebiet. - der Donbass wird wieder ukrainisch, über den Status der Krim wird in 10 Jahren abgestimmt (faktisch damit russisch) - der Donbass und die Krim werden zu autonomen Gebieten, Stationierung von Friedenstruppen. Denkbar ist hier ganz vielen. Bewertung: Sehr unwahrscheinlich Waffenstillstand Aufgrund einer Pattsituation und dem wirtschaftlichen Schaden durch den Krieg wird ein vorübergehender Waffenstillstand ausgehandelt. Die Kampfhandlungen nehmen ab. Unterszenarien wären dann z.B. - brüchiger Waffenstillstand - Einsatz von Friedenstruppen zur Absicherungen des Waffenstillstandes - eine Art koreanische Lösung mit sehr stark gesicherter Demarkationslinie, kalter Krieg zwischen der NATO und Russland Bewertung: Eher unwahrscheinlich Militärisch Pattsituation, Krieg geht weiter Militärisch kommt es zu einer Pattsituation, die Kampfhandlungen gehen jedoch weiter. Unterszenarien: - Stellungskrieg, Einfrierung der Front - leichte Geländegewinne für eine der beiden Kriegsparteien Bewertung: Eher wahrscheinlich Militärischer Sieg der Ukraine Die Ukraine kann die russischen Streitkräfte militärisch schlagen. Unterszenarien: - unkoordinierter Zusammenbruch der russischen Streitkräfte in der Ukraine - Kapitulation der russischen Truppen in der Ukraine - nur die Krim kann militärisch gehalten werden Bewertung: Nicht mehr völlig unwahrscheinlich Militärischer Sieg Russlands Russland kann die ukrainischen Streitkräfte militärisch schlagen, so dass die Ukraine kapitulieren muss. Russland kann weitgehend seine territorialen Ansprüche durchsetzen. Unterszenarien: - Russland annektiert den Grossteil der Ukraine und schafft eine autonome Teilrepublik Ukraine innerhalb der russischen Föderation. Das Gebiet um Lemberg bleibt allenfalls noch ein ukrainischer Rumpfstaat. - nur "Neurussland" wird russisch - Möglichkeit, dass trotz eines militärischen Sieges von Russland Partisanenkrieg weitergeht. Bewertung: Extrem unwahrscheinlich Überschwappen den Kriegs auf die NATO und oder Intervention der USA Unterszenarien: - Konventioneller Schlagabtausch zwischen Russland und der NATO und oder USA. Russland wird konventionell geschlagen. - Russischer Atomschlag in der Ukraine, konventionelle Antwort der NATO und oder USA. Russland wird konventionell geschlagen. - Atomarer Schlagabtausch mit wenigen kleineren Nukleargefechtsköpfen. Schlimme Schäden in der Ukraine und in einigen europäischen und russischen Gebieten. Allenfalls gewisse kleinere Auswirkungen aufs Klima - Atomarer Schlagabtausch. Vernichtung Teilen von Europa, USA und Russland Bewertung: sehr unwahrscheinlich (kleinerer konventioneller Schlagabtausch bis extrem unwahrscheinlich (schlimmstes Szenario) Ende des Krieges durch Zusammenbruch Russlands im Inneren / Umsturz Russland kann den Krieg aus innenpolitischen Gründen nicht mehr führen - Volkserhebung infolge wirtschaftlichem Zusammenbruch oder infolge anderer Unzufriedenheit - Ausbruch von Machtkämpfen nach dem Tode Putins - Putsch aus Kreisen des Sicherheitsapparts Bewertung: sehr unwahrscheinlich Links: https://www.businessinsider.de/politik/welt...aut-experten-c/ https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ukra...fe%20in%20Sicht. https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/sze...-matthias-horx/ https://www.watson.ch/digital/international...liche-szenarien Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 16. Feb 2023, 10:57 -------------------- Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
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Divisionär Beiträge: 10.263 ![]() Gruppe: Moderator Mitglied seit: 10.09.2003 ![]() |
ZITAT Frederick Lanchester war ein vielseitiger Mensch: (...) – es gab wenig, was den britischen Erfinder nicht interessierte. Mit seinen Patenten wurde er nie reich, doch seine Formeln zur Berechnung des Ausgangs von Militärschlachten, aufgestellt zu Beginn des Ersten Weltkriegs, gelten bis heute. Krieg ist auch Mathematik, der Verteidigungskampf der Ukrainer eine Integralrechnung. Am Ende der Gleichung steht, wer gewinnt und wann. (...) Lanchesters Gesetze sind makaber, aber ernst. (...) Seine erste Gleichung: Die Zahl der Soldaten der einen Armee geteilt durch die Zeit eines Gefechts ergibt die Verluste der anderen Armee (Verletzte und Tote), multipliziert mit dem Faktor ihrer Wirksamkeit (technische Überlegenheit, Kampfmoral). Das heisst: Beide Armeen verlieren in konstanten Raten Soldaten, doch die kleinere kann über die grössere gewinnen, wenn sie effektiver kämpft. Diese einfache, lineare Formel gilt allerdings nur, wenn das Gefecht in einem festen Rahmen verläuft – ein Panzer gegen einen anderen zum Beispiel. Ist eine Schlacht dynamisch – alle gegen alle zur selben Zeit –, kann sich die kleinere Armee auch nicht mehr durch bessere Feuerkraft retten. Die Grösse ist nun entscheidend. Die Kampfkraft steigt proportional zu ihr. Sie wächst mit den Verlusten, welche die grössere Armee der kleineren zufügt. (...) Die russische Armee war zu Kriegsbeginn im Februar 2022 der ukrainischen zahlenmässig überlegen. Schätzungsweise 195 000 russische Soldaten griffen an, 145 000 ukrainische Soldaten standen ihnen gegenüber, die Selbstverteidigungskräfte ukrainischer Zivilisten nicht eingerechnet. Die Schlacht um Mariupol im Frühjahr oder um die Stadt Sewerodonezk im Donbass im Juni zeigte, dass Grösse und schiere Feuerkraft auf russischer Seite entscheidend sein konnten. (...) Lanchesters Formel erwies sich als richtig. Gesamt betrachtet aber erlitten die russischen Truppen weitaus grössere Verluste als die ukrainischen. (...) Denn der ukrainischen Armee gelang es dank westlicher Militärhilfe, durch präzise Feuerkraft Truppen und Logistik auf russischer Seite zu treffen. Auch die russische Verlustrate folgt den Lanchester-Gesetzen. Nach sechs Monaten Krieg glichen die Ukrainer so die Überlegenheit der Russen aus, stellte Vikram Mittal fest, ein Ökonom, der an der amerikanischen Militärakademie in West Point unterrichtet. In einem Beitrag für «Forbes» im September 2022 zeichnete Mittal - Lanchester folgend - zwei Kurven und machte eine Prognose: Die russischen Kräfte fallen stetig ab, von knapp 200 000 zu Beginn des Krieges auf etwa 20 000 am 400. Tag, also am 30. März 2023 – einen Krieg könnten die Russen mit einer solch kleinen Armee nicht mehr führen, er wäre zu Ende! Die Verlustkurve der Ukrainer dagegen flacht rasch ab, von knapp 150 000 auf etwa 90 000 zum Ende dieses Monats. Die heutigen Zahlen sind natürlich anders. Denn die russische Führung fing die Verluste durch eine Mobilisierung von möglicherweise 350 000 Zivilisten und durch die Rekrutierung von mehreren zehntausend Häftlingen bei der Privatarmee Wagner auf. Eine zweite grosse Mobilmachung wird erwartet. Die Ukraine wiederum mobilisiert fortwährend und stockte ihre Armee auf geschätzte 700 000 Soldaten und Soldatinnen auf. Genug Menschen für viele weitere Gefechte. Lanchesters Gesetze sind zugegebenermassen sehr vereinfachend. Marcus Keupp hält davon wenig. Solche Formeln, so sagt der Militärökonom, der an der Militärakademie der Schweizer Armee an der ETH Zürich lehrt, könnten keinen Krieg wie jenen in der Ukraine erklären. (...) Doch das Ende dieses Krieges auszurechnen, sei einfach, behauptet Keupp. Man müsse sich nur die russischen Verlustquoten bei gepanzerten Fahrzeugen ansehen und dann von Kriegsbeginn im Februar 2022 zu jenem Monat oder Tag hinunterzählen, an dem diese Armee nicht mehr einsatzfähig sei. Das geht so: Russland ist mit geschätzt 2900 Kampfpanzern in den Krieg gegen die Ukraine gezogen. Die dokumentierten Verluste belaufen sich (...) auf derzeit 1845. Zehn Prozent an nicht georteten zerstörten Panzern könne man noch hinzuzählen, sagt Keupp. Teilt man die Gesamtzahl durch die bisher 388 Kriegstage, ergibt sich ein Verlust von täglich fünf Panzern für die russische Armee. Bei Schützenpanzern und anderen gepanzerten Fahrzeugen belaufen sich die Verluste im Durchschnitt auf täglich sieben. Keupp rechnete zum Punkt, an dem der russischen Armee Panzer ausgehen werden, und kam auf den 23. Juni dieses Jahres. «Das ist mein prognostizierter Zeitraum für das Ende der russischen Reserven.» Von diesem Punkt an blieben Russlands Armee lediglich noch einsatzfähige Panzer, die sie anderswo im Land stationiert und nicht schon in die Ukraine entsandt habe, sowie T62-Panzer aus den fünfziger und sechziger Jahren. Diese könnten im Tempo von etwa einem Stück am Tag instand gesetzt werden. (...) Und alle diese Panzer blieben hoffnungslos unterlegen gegenüber den westlichen Kampfpanzern, über welche die Ukraine bis dahin verfügen werde. Im Oktober, so sagt Keupp, sei der Krieg dann vorbei. Russland habe keine Mittel mehr, um ihn am Boden weiterzuführen. Lässt sich das Kriegsende tatsächlich so einfach berechnen? Lang gediente Militärs wie Jürgen Schnell, ehemals Generalleutnant und später Dozent für Militärökonomie an der Universität der Bundeswehr in München, sieht sich eher an einem Roulettetisch, wenn er den Ausgang eines Krieges abschätzen soll. Schnell hält die Monte-Carlo-Simulation, ein Standardverfahren zur Berechnung von Wahrscheinlichkeiten und benannt nach dem gleichnamigen Casino in Monaco, für sinnvoller als mathematische Gefechtsmodelle wie die Lanchester-Gesetze. Kriegssituationen werden viele Male simuliert, bis der wahrscheinlichste Ablauf ermittelt ist. Andere Faktoren wie Verlustquoten, Kosten, Durchhaltefähigkeit werden einbezogen. Das Ergebnis in der Ukraine: ein Abnützungskrieg mit geringen Geländegewinnen für beide Seiten. Dieser Krieg sei viel zu komplex, Russlands Potenzial an Ressourcen noch nicht erschöpft, sagt Schnell. Seiner Einschätzung nach wird der Krieg deshalb noch länger dauern – «mindestens ein Jahr». Also Frühjahr 2024. Vieles kann bis dahin geschehen. Der ukrainischen Armee könnte in diesem Frühjahr tatsächlich eine Offensive gelingen, (...) Was aber, wenn beiden Seiten die Munition ausginge? (...) Ebenso, wenn beide Parteien erkannten, dass sie keinen Sieg erringen können. Die Folge wäre ein Waffenstillstand, ein Remis. https://magazin.nzz.ch/empfehlungen/am-23-j...rieg-ld.1731165 Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 8. May 2023, 22:33 -------------------- Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
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