Moderne Söldner, Sammelthread |
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Moderne Söldner, Sammelthread |
13. Oct 2005, 13:34 | Beitrag
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Oberstleutnant Beiträge: 15.459 Gruppe: VIP Mitglied seit: 13.01.2005 |
<font color='#000000'>Von stern.de:
ZITAT S�ldner Die Hunde des Krieges Olaf, Dirk und Norman verdienen ihr Geld beim Einsatz Im Irak. Sie eskortieren Ingenieure oder schieben Wache zum Schutz der Armee. Sie fahren wie die Teufel und schie�en auch so - drei Deutsche im Dienst des Pentagons. Bevor es losgeht, hat Dirk sich Handschuhe angezogen, Olaf ein Kaugummi und Norman einen Lolli in den Mund geschoben. Wenn sie fahren, dann m�glichst mit 150 km/h und dauerndem Spurwechsel. Wer vor ihnen im Weg ist, wird einmal angehupt. Wer nicht schnell genug von der Stra�e kommt, wird gerammt, dann beschossen. Sie m�gen Autos ohne kugelsichere Scheiben, denn "da kann man besser durchschie�en". Nach drau�en. Seit �ber einem Jahr verdienen Dirk G., Olaf B. und Norman B. ihr Geld im Irak. Als S�ldner. Drei von mehr als 20 000, die das Pentagon zur Fortsetzung des Krieges mit privaten Truppen bezahlt. Meistens gehen ihre Fahrten gut. Manchmal nicht. Wie an jenem Mittag des 25. August 2004, als ein Team mit Olaf und Norman in Bagdad zwei Wasserbauingenieure zu ihrer Baustelle eskortierte. Als sie ankamen, sah Norman einen der Bauarbeiter hektisch in sein Mobiltelefon sprechen: "Da hat er uns wohl angek�ndigt." Kaum waren die Sicherheitsleute mit ihren "Schutzpersonen" auf dem R�ckweg, tauchte auf einer Br�cke 150 Meter vor ihnen eine Gruppe Bewaffneter auf. Olaf gab es gerade per Funk durch, da schossen die Iraker schon. Und die Deutschen schossen zur�ck, durch die Scheiben. "Die Iraker hatten mit gepanzerten Fahrzeugen gerechnet", freut sich Norman. "Aber die sind zu unbeweglich, und man kann nicht durchs Fenster rausschie�en. Bei unseren leichten Jeeps schon." Ihr Konvoi wurde von der Br�cke beschossen, aus H�usern zur Rechten, aus Fahrzeugen, die von beiden Seiten auf sie zufuhren. Sie erwiderten das Feuer bei voller Fahrt, w�hrend die M�nner am Br�ckengel�nder Handgranaten warfen und jemand versuchte, eine Panzerfaust in Position zu bringen. Norman: "Den haben wir als Ersten erledigt und dann die Fahrzeuge neutralisiert." Der einzige gepanzerte Wagen mit den beiden Ingenieuren bekam zwei Treffer in den K�hler ab und war nicht mehr fahrf�hig. "Den habe ich bei 130 Stundenkilometern gerammt und anderthalb Kilometer weit geschoben, raus aus der "kill zone". Die Amerikaner haben uns dann diesen Namen gegeben: "The Wall of Steel", weil es das ist, was wir hinter uns gelassen haben: eine Menge zerst�rter Fahrzeuge. Eine Menge verletzter, toter Rebellen. Man sprach so von 25 Angreifern, wobei best�tigt 16 umkamen." Olaf: "16, best�tigt von der US-Armee." Norman: "Bis dato war das der gr��te Anschlag auf zivile Besch�ftigte. Aber jetzt ist die Zahl auch schon getoppt." F�r ihn sei es nicht der erste Angriff gewesen, "aber der beeindruckendste, was die Leistung unseres Teams angeht! Jeder wusste, was er zu tun hatte!" Datum und Ort des Angriffs haben sie sich auf die eine Seite der Brust t�towieren lassen. Auf der anderen steht die Blutgruppe. Es sind ihre letzten Tage im fr�hherbstlichen Deutschland. Sechs Wochen Urlaub, drei Monate Irak, das ist der Rhythmus von Olaf, Norman und Dirk. Bald wird es wieder losgehen: mit dem Zug �ber Frankfurt zur US-Luftwaffenbasis Ramstein, mit dem Transportflugzeug nach Kuwait, weiter zum Camp Anaconda n�rdlich von Bagdad, zwischendurch tagelanges Warten, schlie�lich mit dem Helikopter nach Kasik: in ein gigantisches Armeelager in der Steppe nordwestlich von Mosul. 5000 Soldaten der "New Iraqi Army" sollen hier den Krieg lernen. Aber vorsichtshalber werden sie bewacht von 300 kurdischen Peshmerga und 20 internationalen S�ldnern im Dienste des Pentagon - darunter S�dafrikaner, ein Neuseel�nder und die Deutschen. Bezahlt wird ab dem ersten Tag im "theatre", wozu bereits Kuwait geh�rt. Rund 18 000 US-Dollar verdient Norman in einem Monat. Sofern er ihn �berlebt. "Waffen stellt die Firma. Anbauteile bringen wir mit", sprich Zielfernrohre, Ersatzmagazine, Sturmwesten. Auch in Deutschland �ben sie immer wieder auf einem Schie�stand. Vor allem um ihre Bewegungen abzuspulen, ohne nachdenken zu m�ssen. Sie positionieren sich auf einer Bahn mit versetzten Deckungsw�nden und st�rzen los. Norman ruft: "Bumm, bumm, bumm." Olaf ruft: "Bumm, bumm." Einer l�uft vor zur n�chsten Deckung, der andere gibt ihm Feuerschutz. Norman: "Bumm, bumm, bumm." Olaf: "Train hard, fight easy! Man muss das automatisieren, Waffenwechsel, Magazine wechseln, immer wieder." Auf dem Boden liegen Patronenh�lsen. Norman: "Wenn man beschossen wird, zieht sich alles zusammen. Das Blut geht aus den H�nden ins K�rperinnere. Das Adrenalin wird literweise reingepumpt, das Geh�r ist weg. Unter absolutem Stress muss alles automatisch gehen, auch der Magazinwechsel mit klammen Fingern. Das funktioniert nur, wenn man das ge�bt hat ohne Ende." Habt ihr Menschen get�tet? Norman: "Wahrscheinlich ja." Olaf: "Genau wei� ich das nicht." Norman: "Doch, sicherlich." Olaf: "Du ja." Dirk: "Man h�lt in Bagdad nicht an und guckt, was passiert ist. Wo die Kugel ankommt, das ist teilweise nicht nachvollziehbar. Dar�ber nachdenken kann man hinterher." Als S�ldner m�chte er trotzdem nicht gelten: "F�r mich ist das Selbstverteidigung, das ist nicht mein Krieg. Aber wenn wir einen Konvoi bewachen und angegriffen werden, schie�en wir eben zur�ck". Norman sieht das etwas anders: "Wenn S�ldner zu sein bedeutet, dass ich Geld f�r das bekomme, was ich tue, okay, dann bin ich ein S�ldner. Aber ich bin bei einer ganz normalen Firma angestellt. Nur ist mein Arbeitsplatz halt im Irak." Ein Arbeitsplatz, f�r den sie sich per E-Mail beworben haben. Lebenslauf, ein paar Referenzen, "aber das Wichtigste sind nat�rlich Empfehlungen von unseren Kollegen", sagt Norman. Die Firma wollte wissen, wo man schon gearbeitet, gek�mpft und geschossen hat. Es gab eine �berpr�fung, aber nicht einmal ein Einstellungsgespr�ch. Sondern nach der Einstellung den Marschbefehl via E-Mail. Man kenne sich halt untereinander. W�hrend die anderen beiden auf Umwegen in den Krieg kamen, war f�r Norman schon als Kind klar: "Ich will Soldat werden. Nicht Feuerwehrmann oder Lokomotivf�hrer, sondern Soldat." Nach der Realschule ging er bald zur Bundeswehr, anschlie�end zu einer US-Eliteeinheit. Dort blieb er ein paar Jahre: als Scharfsch�tze in Kolumbien gegen Guerrilleros, beim Dschungelkampf-Training in Franz�sisch-Guayana mit der franz�sischen Fremdenlegion, bei Geheimoperationen in Bosnien - wo sich einmal, nach dem Abseilen aus dem Hubschrauber in komplett schwarzer Montur, seine Kontrahenten ohne einen Schuss ergaben, "weil wir aussahen wie vom Mars". Auf und �ber der Anrichte im heimatlichen Wohnzimmer nehmen US-Orden, Abzeichen und Zeugnisse eine halbe Wand ein. Es gebe da einen Film, f�llt ihm ein, "Eine Frage der Ehre", wo "ein Soldat der Marines sagt: Das ist die Art, wie wir leben wollen! Und so will ich auch leben: klare Regeln, denen ich gern folge. Der Spruch der Marines ,semper fidelis", immer treu - dazu stehe ich". Bei der Bundeswehr waren alle drei. Aber w�hrend Olaf, der J�ngste, f�r Jahre dort blieb und Dirk sp�ter als Bodyguard auf Ralf Schumacher und andere Formel-1-Fahrer sowie Delegationen der israelischen Botschaft in Berlin aufpasste ("die hatten meine Nummer aus dem Branchenfernsprechbuch"), ist Norman seit 1989 von Krieg zu Krieg gezogen. F�r die Branche machte die US-Invasion den Irak zum gelobten Land: Kaum war Bagdad erobert, erkannten die Amerikaner, dass sie viel zu wenig Soldaten hatten. Erst kamen Hunderte, dann Tausende S�ldner. Mittlerweile stellen die privaten K�mpfer Dutzender Firmen mit rund 20 000 Mann das zweitgr��te Truppenkontingent, noch vor den Briten. Die gro�en Firmen hei�en "Custer Battles" oder "Blackwater" und haben �ber 1000 K�mpfer nebst Hubschraubern vor Ort. Seit den napoleonischen Kriegen sind S�ldner kaum mehr so wichtig gewesen. Der Krieg wird privatisiert - und entgleitet der Kontrolle: Noch immer gilt im Irak jenes �bergangsgesetz, das Paul Bremer, US-Statthalter in Bagdad bis Juni 2004, erlassen hatte. Es erkl�rt alle "Private Military Contractors" im Dienste der Amerikaner f�r immun gegen�ber der irakischen Justiz. Wer eine Gefahr erkennt, darf sich verteidigen. Aber was ist eine Gefahr? "Wir sind ja nicht dazu verdammt, erst auf uns schie�en zu lassen", sagt Norman. Und: "Es gibt ja eh noch keine Gerichtsbarkeit." Vor Jahren schon hatten sich die drei bei einem Schutzeinsatz in Bosnien kennen gelernt. �ber einen Ex-Kollegen von damals kam Mitte 2004 der goldene Anruf: Ob sie nicht in den Irak kommen wollten? Konvois besch�tzen. Sie kamen. Nach Taji, in ein US-Lager 30 Kilometer n�rdlich von Bagdad. Zust�ndig daf�r, ihre "Schutzpersonen" lebend von A nach B zu bringen, wobei sie oft mehrmals am Tag beschossen wurden. Einmal raste ein Iraker auf sie zu, hielt nicht, wurde beschossen, rammte eine Betonsperre, kletterte blut�berstr�mt aus seinem Wrack und sagte nur: "No brakes." Sein Auto hatte keine funktionierenden Bremsen. Ob er �berlebt hat, wei� Dirk nicht. Eigentlich sei er "ein sehr friedvoller Mensch. Aber was die Verteidigung von mir, meiner Schutzperson oder meinen Kollegen angeht, damit habe ich noch nie einen Gewissenskonflikt gehabt". Angst schon eher, wei�e Kn�chel von der Anspannung am Steuer des ersten Wagens im Konvoi, dessen Fahrer entscheiden muss: "Ramme ich das Auto vor mir? Wechsle ich, wenn sich der Verkehr staut, auf die Gegenfahrbahn? Halte ich gar an?" Eine Angst, die gl�ubig mache. Nicht gerade an Gott, aber an kleine Rituale: "Ich habe immer als Erstes meine Handschuhe angezogen, feucht gemacht, dann das Lenkrad geknetet, um den Griff zum Auto zu f�hlen." Olaf: "Ich bin nie ohne Kaugummi losgefahren." Norman: "Und ich nie ohne Lolli!" Olaf: "Das ist so: Man f�hrt das erste Mal raus, Kaugummi im Mund, und alles geht gut. Ab dann f�hrt man immer mit Kaugummi." Man glaube, findet Norman, ans Schicksal. "Ich jedenfalls denke schon daran, dass es irgendwo eine Kugel gibt mit meinem Namen darauf. Wenn es so weit ist, dann ist es so weit. Aber meist sagt man sich: Heute ist kein Tag zum Sterben. Heute wird nichts passieren. Und so ist es dann auch. Man glaubt - an das Team!" Semper fidelis, immer treu. Das Team, da sind sie sich einig, "ist alles f�r uns, wie Familie, abgesehen von Frau und Kindern, die sind eher heilig. Aber das Team ist die Familie." Dass man sich blind aufeinander verlassen k�nne, dass einem niemand in den R�cken falle! "Im Ernstfall stirbt das Individuum", sagt Norman, "das Team �berlebt!" Mit der zivilen Welt "habe ich so meine Probleme, definitiv! Zivilisten sehen alles in Graut�nen, ich sehe schwarz-wei�. Diese Oberfl�chlichkeit, und jeder ist nur auf seinen Vorteil aus, furchtbar! Bei uns hat Freundschaft noch einen Wert!" Es ist die Suche nach einer heilen Welt. Um die zu finden, ziehen sie in den Krieg. Wenn sie dann heimkommen, "muss ich ihn manchmal auffangen und unterst�tzen", erz�hlt Normans Freundin Daniela. "Er ist sehr unsicher im zivilen Leben. Ich denke mal, M�nner wie er brauchen eine starke Frau an ihrer Seite." Eine Krankenschwester, so wie sie und viele der Frauen seiner Kollegen. Im ausgebauten Bauernhaus steht ein wei�es Sofa auf dem Parkettboden, Danielas Sattel h�ngt �ber dem Gel�nder, ein Schaukelpferd f�r die zweieinhalbj�hrige Tocher steht neben einem Pl�schl�wen, daneben lehnt die schusssichere Weste. Auf der Anrichte steht ein Foto: Norman mit seiner Tochter im Arm. "Er ist schon ein Kuschelb�r", sagt Daniela. "Es hei�t ja immer: harte Schale, weicher Kern. Aber bei ihm ist das wirklich so, ich habe mich von Anfang an absolut geborgen gef�hlt." Was er mache, sei halt "sein Job. Viele verstehen das nicht, aber f�r mich w�re es leichter, ihn im Kampf zu verlieren, als wenn er irgendwo vom Auto umgefahren w�rde. Im Kampf zu sterben ist halt ehrenhaft. Das w�re f�r mich leichter zu ertragen". Anfangs verwirrte der Wechsel von der Front ins Privatleben die S�ldner. Als Norman einmal aus Bosnien heimkam und durch einen U-Bahnhof ging, ratterte ein Presslufthammer los: "Da bin ich zu Boden gehechtet." Als Olaf aus Bagdad heimkehrte, h�tte er den vor ihnen einscherenden Lieferwagen von der Stra�e gerammt, "wenn ich am Steuer gesessen h�tte". Mittlerweile sei es leichter. "Wenn wir deutschen Boden betreten, ist der Krieg vorbei." Was sie nicht davon abh�lt, auch in Schleswig-Holstein mit geladener Waffe unterwegs zu sein. Man wisse ja nie. Urlaub in der Ferne h�lt Norman f�r "viel zu gef�hrlich. Ich kenne die Welt. Die Welt ist schlecht! Urlaub ist f�r mich, wenn ich zu Hause bin, bei Frau und meiner Tochter". Auf dem Tisch liegt ein Bierdeckel: "God will judge our enemies. We'll arrange the meeting." Gott wird �ber unsere Feinde richten. Wir organisieren das Treffen. "S�ldner", begeistert sich Norman, "das ist eine Wachstumsbranche! Alle Armeen der Welt betreiben "Outsourcing" und brauchen uns!" Weil aber selbst im Pentagon langsam die Mittel knapp werden, d�rften sich Tausende hochbezahlte Mietk�mpfer im Irak demn�chst nach neuen Bet�tigungsfeldern umsehen: etwa in Afrika, um beim einen oder anderen Putsch tatkr�ftig mitzuhelfen. "Aber so was machen wir nicht", da sind die drei sich einig. Stattdessen haben sie, quasi als Alterssicherung, zusammen mit einem Kollegen in L�beck eine "Bodyguard Akademie" gegr�ndet, um ihresgleichen auszubilden. Norman allerdings w�rde es reizen, wieder nach Kolumbien zu gehen: "Gro�artiges Land! Wundersch�n dort, auch mit den Menschen komme ich besser aus. Au�erdem gibt es in manchen Gegenden eine 100-prozentige Chance, angegriffen zu werden! Im Irak steht es immer 50 zu 50." Wieso sind die 100 Prozent besser? "Weil es klarer ist, �berschaubarer. Im Irak muss ich mir jedes Mal anh�ren: Du hast schon wieder auf Zivilisten geschossen! Aber woher soll ich das wissen? Stand doch nicht drauf! Die von der FARC in Kolumbien tragen Uniformen, die sind eine richtige Armee. Wir sind da nat�rlich auf der guten Seite, die auf der schlechten!" Eine kurze Pause entsteht. "Aber letztlich machen die ihren Job und ich meinen. Wenn man gro�artige Moralvorstellungen hat, sollte man sich von diesem Job fernhalten!" Christoph Reuter Bild: http://img.stern.de/_content/54/71/547129/Hun500_500.jpg (Bild automatisch entfernt) Bild: http://img.stern.de/_content/54/71/547129/Hund500_500.jpg (Bild automatisch entfernt)</font> Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 5. Aug 2023, 12:30 -------------------- "avenidas/avenidas y flores/flores/flores y mujeres/avenidas/avenidas y mujeres/avenidas y flores y mujeres y/un admirador" - Eugen Gomringer
"Two possibilities exist: either we are alone in the Universe or we are not. Both are equally terrifying." - Arthur C. Clarke Proud member of Versoffener Sauhaufen™! #natoforum |
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3. Mar 2006, 14:54 | Beitrag
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Oberleutnant Beiträge: 2.098 Gruppe: Members Mitglied seit: 16.10.2004 |
QUOTE Wie Söldner zu Geschäftleuten wurden Dario Azzellini 03.03.2006 \"Sicherheitsdienstleister\" bieten eine große Angebotspalette an und verändern die Kriegsführung Bezahlte Erbringer von militärischen Dienstleistungen sind in der Kriegsgeschichte nicht unbekannt. Über Jahrhunderte, ja sogar Jahrtausende ist der Einsatz von Söldnern überliefert und ihr Ruf ist nicht der beste. Daher versuchen PMCs (Private Military Company) auch stets sich durch ihre eigene Präsentation vom unsauberen Image der Söldner abzuheben. So ist auf fast allen Webseiten von PMCs und in ihren Broschüren und Erklärungen zu lesen, dass sie stets im Rahmen nationaler und internationaler Gesetze agierten, nur in den Dienst völkerrechtlich anerkannter Subjekte treten, die Achtung der Menschenrechte ein striktes Gebot im Rahmen ihrer Tätigkeiten darstellt und sie zudem für \"Demokratie und Frieden\" arbeiten. Der Lobbyverband, in dem sich zahlreiche PMCs zusammen geschlossen haben nennt sich irreführender Weise sogar \"International Peace Operations Association\" (IPOA) Während sich die traditionellen Söldner alleine oder in kleinen Gruppen verdingten und als \"Abschaum\" der Gesellschaft angesehen wurden, überführte die Erfindung der PMCs Anfang der 90er Jahre das Geschäft in einen vermeintlich \"sauberen\" Wirtschaftsbereich. Damit können sie auch offen rekrutieren, ihre Dienstleistungen auf dem Weltmarkt anbieten und dort um Aufträge konkurrieren. Dies veränderte auch einen weiteren Umstand: Söldner zeichneten sich in der Neuzeit dadurch aus, dass ihnen die Legitimität fehlte, die Soldaten, als vermeintliche Repräsentanten der modernen Staatlichkeit genießen. Militärische Dienstleister gibt es nun schon einige Jahrzehnte lang, doch sie waren meist auf logistische Aufgaben beschränkt. Innerhalb von wenigen Jahren entstanden Hunderte von Firmen, meist von Ex-Militärs aus Spezialeinheiten gegründet, und das Geschäft weitete sich rasant aus. Plötzlich waren auch die ehemaligen Söldner vermeintlich seriöse Geschäftsleute, ihre Unternehmen sind legal, operieren mit Gewerbeschein und schließen ganz offiziell Verträge mit Regierungen und transnationalen Konzernen. Das bietet ihren Mitarbeitern Schutz vor legaler Verfolgung. Die private Militärintervention ist juristisch abgesichert. Der größte Teil der PMCs stammt aus den USA, weitere Schwerpunktländer sind Großbritannien, Israel und Russland. Sie finden sich aber auch in Deutschland, wie etwa die Firma Optronic, angeklagt wegen illegaler Waffenverkäufe, rekrutiert sie Zivilisten als Statisten für besonders realistische Militärübungen der US Army. Aber auch in anderen europäischen Staaten und letztlich auf allen Kontinenten finden sich PMCs. Man muss allerdings zwischen verschiedenen Unternehmenstypen unterscheiden. Die US-amerikanischen PMCs sind vollständig in das militärisch-politische Konzept und Vorgehen der US-Regierung eingebunden. Die Firma MPRI (1), nach dem ersten Krieg gegen den Irak von hochrangigen US-Militärs gegründet, die mit dem Slogan wirbt, über \"mehr Generäle pro Quadratmeter zu verfügen als das Pentagon\", hat sogar einen ständigen Sitz bei allen Zusammenkünften des Pentagon. Die US-amerikanischen PMCs agieren nicht ohne die ausdrückliche Zustimmung des Pentagon. Das andere Extrem stellen die russischen Militärdienstleister dar, die meist über umfangreiche eigene Bewaffnung, bis hin zu Kampfflugzeugen, Kampfhubschraubern und Panzern verfügen. Sie bieten ihre Leistungen völlig frei auf dem globalen Markt an und kamen bisher vor allem auf dem afrikanischen Kontinent zum Einsatz. So kann es beispielsweise zu Situationen wie im Krieg zwischen Eritrea und Äthiopien Ende der 1990er Jahre kommen, als Äthiopien von dem russischen Flugzeugbauer Sukhoi Kampfflugzeuge, inklusive russischem Wartungspersonal und Piloten, unter Leasingvertrag nahm und diese sich ihrerseits von der Luftwaffe Eritreas unter Vertrag genommenen russischen Piloten gegenüber sahen. Die PMCs wuchsen im vergangenen Jahrzehnt rasch, es entstanden wahrhafte Großkonzerne wie etwa DynCorp (2) oder Kellogg, Brown & Root (3). Teilweise sind sie sogar an der Börse quotiert, kleinere Unternehmen wurden von größeren aufgekauft. Eine wachsende Anzahl von militärischen \"Dienstleistungen\" sind nach und nach in die Angebotspalette integriert worden. Eine Vorstellung über das Anwachsen dieses Sektors vermitteln die Relationen zwischen Soldaten und PMC-Mitarbeitern auf den Schlachtfeldern des vergangenen Jahrzehnts. Beim ersten Krieg gegen den Irak soll noch eine von hundert auf dem Schlachtfeld anwesenden Personen ein Angehöriger eines PMC gewesen sein, in Afghanistan eine von 50 und im aktuellen Irakkrieg soll es bereits einer von fünf oder sechs sein. Diese Entwicklung wurde durch verschiedene Faktoren begünstigt. Der Zusammenbruch des Ostblocks und das Ende des Ost-West-Konflikts hinterließen eine unipolare Welt mit einer einzigen militärischen Supermacht und Millionen von hoch ausgebildeten, arbeitslosen Militärspezialisten. Im Zuge der \"Globalisierung\" und des entfesselten Runs auf Märkte und Ressourcen nahm die Zahl der militärischen Konflikte und Akteure weltweit zu, von denen kaum einer den klassischen Kriegen zwischen zwei Staaten entspricht. Zugleich wuchs in den ungeschützten Trümmerfeldern gescheiterter Entwicklungsstrategien von Ost und West der Bedarf transnationaler Unternehmen nach privatem militärischen Schutz ihrer Anlagen und Geschäfte. Und auch die militärischen Sicherheitskonzepte der meisten Industriestaaten sowie der Nato wurden umgeschrieben und waren nicht mehr nur auf Landesverteidigung ausgerichtet, sondern auf eine weltweite schnelle Intervention und den globalen Schutz ihrer Interessen. Eine ideale Ausgangssituation für das Geschäft mit privaten Militärdienstleitungen. Die Aktivitäten, die PMCs übernehmen, sind breit gefächert. Sie reichen vom Betreiben militärischer Ausbildungscamps, wie es etwas die US-Firma Cubic (4) macht, über die Ausbildung von Soldaten im In- und Ausland zur Organisierung der Besprühung von vermeintlichen Koka- und Schlafmohnpflanzungen in Lateinamerika, der Wartung von Kriegsgerät bis hin zum Bau und dem Management des US-Militärgefängnisses in Guantanamo. Grob lassen sich die Militärischen Dienstleister in drei Gruppen bzw. Tätigkeitsfelder einteilen[1]: * Ausbildung und Consulting, * Dienstleistungen im Bereich Technik und Logistik * Kampfeinsätze Allerdings sei darauf hingewiesen, dass zahlreiche Tätigkeiten ineinander übergehen und nicht klar voneinander zu trennen sind. Die Trennung ist häufig dem Umstand geschuldet, unter rechtlich bedenklichen Umständen zu agieren. So sind Kampfhandlungen für PMCs, die in Kolumbien im Namen des Pentagon oder der DEA agieren, untersagt. Aber Firmen wie Air Scan (5) leisten beispielsweise eine logistische Dienstleistung für die kolumbianische Armee und die Erdölunternehmen Occidental Oil und Ecopetrol. Air Scan übernimmt die Auswertung der Überwachungsflüge und Radaranlagen und gibt Informationen zu Einsätzen an Piloten der kolumbianischen Armee weiter. Diese führt auf der Grundlage dieser Informationen dann Bombardements aus. Formal handelt es sich um eine Dienstleistung im Bereich Technik. Die drei Sektoren unterscheiden sich in der Regel auch in ihrer Entfernung zur Front. Im Irak allerdings, wo nahezu das gesamte Land zur Front wurde, ist die klare Unterscheidung in diese drei Kategorien schwierig geworden. Ausbildung und Consulting Bezüglich der Ausbildung und des Consulting handelt es sich letztlich um einen privat organisierten Transfer staatlich generierten militärischen Know-hows. Teilweise eben in Situationen in denen Armeen nicht offen agieren können oder in denen eine direkte Militärpräsenz nicht gerne gesehen ist. So etwa als MPRI in Kroatien die Beratung der kroatischen Truppen in ihrer Militäroffensive zur Vertreibung von 200.000 Serben aus der Krajna und anschließend die Ausbildung der kroatischen Armee übernahm. Im Irak etwa übernimmt Dyncord die Ausbildung der neu geschaffenen Armee und Polizei. Der Vorteil für die US-Regierung liegt hier auch in der Ausweitung der eigenen Militärstandards und Normen, was eine Kooperation erleichtert. Dienstleistungen im Bereich Technik und Logistik Diese Dienstleistungen sind breit gefächert und reichen von der Zubereitung der Mahlzeiten für Soldaten bis zur Handhabe hochkomplizierter Waffensysteme. So versorgt Kellogg, Brown & Root (KBR), Tochterunternehmen von Halliburton (6), dessen ehemaliges Vorstandmitglied Dick Cheney heute Vizepräsident der USA ist, das US-Militär im Irak u.a. mit Lebensmitteln, Wasser und Treibstoff und übernimmt Waffentransporte. Darüber hinaus erhielt KBR weitere Großaufträge für Wiederaufbaumaßnahmen, den Bau von Kriegsgefangenenlagern und logistische Dienstleistungen für die US Army. Mutterkonzern Halliburton gehört im Irak mit Milliardenaufträgen zu den Großverdienern. Dienstleistungen für die US Army im Irak bietet aber auch die Express- und Logistiktochter der Deutschen Post DHL (7). Das Unternehmen führt täglich vierzehn Flüge, mit jeweils 250 - 300 Tonnen Ladekapazität, in den Irak durch. Die Anzahl der DHL-Mitarbeiter im Irak stieg rapide von sieben auf 138 an. Zunächst bestand die zentrale Aufgabe von DHL in der Auslieferung der Post für die US-Soldaten, mittlerweile transportiert das Unternehmen verschiedenste Güter, die vom US-Militär und von unter Vertrag stehenden Unternehmen gebraucht werden. Da verwundert es nicht, dass Paul Gillett, DHL-Country Manager im Irak, Südafrikaner und Ex-Militär ist. Doch nicht nur er, die meisten der 18 \"ausländischen Experten\" im irakischen DHL-Team haben einen militärischen Hintergrund. Zusätzlich wurde eine Gruppe ehemaliger britischer Soldaten engagiert, die von einem \"Sicherheitsmanager\" koordiniert auf das Geschäft der Posttochter aufpassen. Auch im Hochtechnologiebereich ist die Beschäftigung von Fachpersonal privater Unternehmen von zentraler Bedeutung. Immer mehr Hersteller von Kriegsgerät liefern die Experten zur Bedienung und Wartung desselben gleich mit. Somit können auch komplizierte Waffensysteme sofort zum Einsatz kommen, ohne dass zunächst noch Soldaten dafür ausgebildet werden müssen. Angesichts der rapiden Weiterentwicklung von Militärtechnologie stehen die zivilen Angestellten der Entwickler von Krieggeräten eindeutig im Vorteil gegenüber Militärs bezüglich ihres Fachwissens. So wurden die im Irak eingesetzten Predator-Drohnen von Zivilpersonal bedient. Ebenso liefern Unternehmen wie Lockheed Martin ( oder Northrop Grumman (9) für den Betrieb ihrer Waffensysteme notwendiges Personal, Mechaniker und Techniker, gleich mit. Und aus Lateinamerika ist beispielsweise erkannt, dass sämtliche auf dem Kontinent von der USA betriebenen Radarstationen von PMCs betrieben werden. Kampfeinsätze Der Einsatz von PMCs in Kampfsituationen hat im Irak im Vergleich zu vorherigen Konflikten und Kriegen stark zugenommen. Die vermeintliche Nicht-Beteiligung von PMCs an Kampfhandlungen bzw. am unmittelbaren Krieggeschehen ist immer verschwommener. Etwa wenn PMCs formal als \"Sicherheitsunternehmen\" für \"Sicherheitsaufgaben\" engagiert werden, die Sicherheitsaufgaben aber darin bestehen, in einer Kriegssituation militärische Ziele und sogar Militärs vor Feindangriffen militärisch zu schützen. Bis zum Irakkrieg gehörten direkte Kampfeinsätze eher zur Ausnahme. Eine vermittelte Beteiligung kam, wie bereits beschrieben, zwar vor, war aber meist an Aufgaben in den Bereichen Logistik bzw. Consulting gekoppelt. Oder aber es handelte sich um verdeckte militärische Kampfhandlungen, die Bestandteil der Verträge für Sicherheitsdienstleistungen mit Rohstoffkonzernen waren (siehe etwa Kolumbien, Kongo, Angola u.a.). Im Irak übernehmen PMCs hingegen auch vermehrt direkte Kampfaufträge. Auch viele Militärgefängnisse werden von Privatfirmen betrieben und sogar Verhörspezialisten und Dolmetscher werden über PMCs angestellt. Sollte es jemand wundern, warum bezüglich der Foltervorfälle im Abu-Ghraib-Gefängnis im Irak nur zehn Soldaten angeklagt wurden, so ist die Erklärung einfach. Ein Großteil der Verhöre und auch der Gefängnissicherheit oblag Mitarbeitern der privaten Militärunternehmen Caci (10) und Titan (11). Gegen diese geht die US-Regierung juristisch nicht vor. Einige Anwälte und Menschenrechtsorganisationen in den USA versuchen, im Namen irakischer Kläger und mit irakischen Zeugen gegen Mitarbeiter der beiden Firmen zu klagen. Die umfassende Tätigkeit der privaten Militärdienstleistungsunternehmen im Irak zeigt, dass die Privatisierung des Krieges längst weit in den Bereich der militärischen Kampfhandlungen vorgedrungen ist. Die \"neuen Söldner\" verrichten bereits heute einen Großteil der Kriegsführung. Für diese Tätigkeiten werden weiterhin Soldaten benötigt, die sich im Geschäft des Krieges auskennen. Der Kurswert ehemaliger Angehöriger von Militärdiktaturen wird demnach weiter steigen. Dass jedoch gerade mit ihrer Hilfe der Aufbau von Demokratie gelingen kann, glaubt man wahrscheinlich nur noch im Pentagon. Privatisierung aus Gründen der Kostenersparnis? Die Privatisierung militärischer Dienstleistungen folgt – gemäß des offiziellen Diskurses – der Kostenrationalisierung. Laut neoliberaler Parameter soll der Markt Leistungen grundsätzlich zu besseren Preisen anbieten können als der Staat. Ob im Outsourcing von Militäraufgaben tatsächlich der viel beschworene ökonomische Vorteil liegt, ist allerdings ausgesprochen fraglich. Die zum Einsatz kommenden Waffen werden entweder vom Auftraggeber angeboten oder demselben in Rechnung gestellt. Die Auswahl der Rekruten und Ausbildung der Militärs bleiben Aufgabe der nationalen Armeen und werden nicht von PMCs übernommen. So kostet zum Beispiel die 18-monatige Ausbildung eines US-amerikanischen Green Beret rund 250.000 US-Dollar. Wenn dieser Soldat anschließend zu einer PMC wechselt, ist mindestens das Dreifache des vorherigen Lohnes fällig – und angesichts der guten Bezahlung wechseln immer mehr Profis zu den Privaten. Zugleich werden die vermeintlichen finanziellen Einsparungen auch durch andere Geschehnisse in Zweifel gestellt. PMCs sind als Unternehmen darauf ausgerichtet, den größtmöglichen Profit bei geringstem Einsatz zu erwirtschaften. Damit gerät die Frage des Ausmaßes an \"gelieferter\" Sicherheit zwangsläufig zu einer Kosten-Nutzen-Rechnung und wird damit von einem Allgemeingut zu einer Frage der Finanzstärke. Sicherheit ist nicht mehr für jeden, sondern wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. So hat die Halliburton-Tochterfirma Kellogg, Brown & Root (KBR) schon im Zuge der Balkaneinsätze nicht ausreichende Leistungen geboten haben. KBR hatte im Balkankrieg sieben Verträge mit der US Army abgeschlossen, bei vier von ihnen sollen die in Rechnung gestellten Summen zu hoch gewesen sein. Die restlichen drei Verträge wurden schließlich anderen Firmen übertragen bzw. von der US Army selbst ausgeführt. Das ist kein Einzelfall. Im Irak berechnete Halliburton beispielsweise über einen Vertrag mit der KBR der US Army mehrfach zu 40 Prozent überhöhte Benzinkosten. Obwohl die Army feststellte, dass Halliburton im Irak für die nicht ausgeschriebenen Verträge mindestens 250 Millionen Dollar zuviel verlangt hat, erhielt (12) das Unternehmen vor kurzem bis auf 10 Millionen Dollar die gesamte gefordert Summe in Höhe von 2,4 Milliarden Dollar – mit der Begründung, dass eben nicht alles perfekt laufen müsse, um das Geld zu erhalten. Anstatt der Kostenersparnis dient das Outsourcing im Kontext der neuen Militärdoktrin primär dazu, mehrere Kriege gleichzeitig führen zu können und Militäreingriffe der öffentlichen Kontrolle zu entziehen. Kontrolle der Aktivitäten von PMCs Wenn die demokratische und parlamentarische Kontrolle transnationaler und internationaler Aktivitäten in anderen Sektoren unter den von der Globalisierung vorgegebenen Bedingungen bereits extrem erschwert wurden, trifft dies auf den Geschäftszweig der PMCs in verstärktem Maße zu. Nationale Kontrollmechanismen verschwinden, bzw. entwickeln sich nicht im gleichen Maße, wie Internationalisierung und Privatisierung, während keine internationalen Kontrollmechanismen entstehen. Regierungen und damit auch das Militär sind dem Parlament gegenüber Rechenschaftspflichtig, Privatfirmen nicht. Sie sind es nur gegenüber ihrem Auftraggeber. So lassen sich durch die Nutzung von PMCs auch versteckte Auslandseinsätze durchführen. Da nur Aufträge mit einem Volumen von mehr als 50 Millionen Dollar dem US-Senat vorgelegt werden müssen, überschreiten Aufträge an PMCs so gut wie nie diese Summe, so können sie jeder demokratischen Kontrolle entzogen werden. Das Pentagon verfügt mit dem Einsatz von PMCs in zahlreichen Regionen (wie etwa Kolumbien) auch über eine direkte Kontrolle und einen direkten Zugriff auf das Kampfgebiet, während es gleichzeitig Fragen oder Kritik zurückweist, da es sich um Privatunternehmen handelt. Die Unternehmen selbst wiederum unterliegen einer Schweigepflicht. Die Beteiligung von Zivilisten an Kampfhandlungen und ihr Status, bringt u.a. weitreichende kriegsvölkerrechtliche Probleme mit sich. Es wird ein Rahmen weitgehender Straflosigkeit organisiert. Können Militärs für ihre Handlungen vor die Militärjustiz gestellt werden, so ist das im Fall der PMC-Mitarbeiter nicht möglich. Sie können nur vor der Ziviljustiz angeklagt werden, die ist aber in den meisten Einsatzgebieten entweder nicht existent bzw. funktionsfähig oder nicht an einer Verurteilung interessiert. Zusätzlich koppeln die meisten PMCs ihre Einsätze an einen Vertrag mit den Institutionen des Landes in dem der Einsatz vorgenommen wird, der ihnen Immunität zusichert. Das bedeutet das schwere Verbrechen ungestraft bleiben. So etwa als die US-amerikanische PMC Air Scan 1998 im Rahmen der Bodenüberwachung aus der Luft einer bedeutenden Erdölpipeline in Kolumbien die Bombardierung des Dorfes Santo Domingo mit 18 zivilen Toten zu verantworten hatte oder als Angestellte der Northrop Grumman Tochter Aviation Development, die die US-Radaranlagen in Peru betreiben, 2001 ein ziviles Kleinflugzeug einer US-amerikanischen Missionarin zum Abschuss frei gaben. Gegenüber der Öffentlichkeit bietet der Einsatz von PMCs große Vorteile. Regierungen müssen sich bei unangenehmen oder illegalen Verwicklungen oder dann, wenn es zu Toten oder Verletzten bei den Einsätzen kommt, nicht verantworten, da es sich ja nicht um Angehörige der Streitkräfte handelt. So werden im Irak auch die Statistiken gefallener Militärs niedriger gehalten. Die schätzungsweise mindestens 500 bis 1000 gefallenen Angehörigen von PMCs tauchen weder in Militär- noch in anderen Statistiken auf. Viele der in Medien und US-Erklärungen als \"Zivilisten\" benannten Opfer von Anschlägen, Angriffen und Entführungen, sind nur formal Zivilisten. In Wahrheit handelt es sich um Angehörige verschiedenster militärischer Dienstleister. Es entwickeln sich zugleich auch zweifelhafte Kooperationen zwischen Nationalstaaten und transnationalen Konzernen auf militärischem Bereich in der gemeinsamen Nutzung und Finanzierung von PMCs in Einsatzgebieten (siehe etwa Kolumbien, Angola, Irak u.a.). Der schnelle Zugriff auf Militärexperten jeder Art macht es auch möglich, wirtschaftliche Macht noch schneller als bisher in militärische Macht und ökonomische Vorherrschaft zu verwandeln. Die Beispiele Afghanistan und Irak zeigen allerdings deutlich, dass die Vorstellung des vollends automatisierten Krieges, der totalen militär-technologischen Übermacht und dadurch eines schnellen \"sauberen\" Sieges ohne Verluste auf der eigenen Seite ein Traum bleibt. Selbst der Einsatz der modernsten Kriegsmaschinerie der USA und einer Vielzahl von hochspezialisierten PMCs vermochte die Situation weder zu befrieden, geschweige denn zu kontrollieren. Und eine Grundproblematik besteht ohnehin beim Einsatz von PMCs: Welches Interesse können PMCs überhaupt an einer stabilen, friedlichen Situation haben, wenn diese für sie gleichbedeutend ist mit einem Auftrags- und Einnahmerückgang? Literaturangaben [1] Singer, Peter W.: Corporate Warriors. The Rise and Ramifications of the Privatized Military Industry, in: International Security, Vol. 26, No. 3, Winter 2001/2002. Links (1) http://www.mpri.com/ (2) http://www.dyn-intl.com/ (3) http://www.halliburton.com/kbr/index.jsp (4) http://www.cubic.com/ (5) http://www.airscan.com/ (6) http://www.halliburton (7) http://www.dhl.com/ ( 8 ) http://www.lockheedmartin.com (9) http://www.northropgrumman.com/ (10) http://www.caci.com/ (11) http://www.titan.com/home.html (12) http://www.nytimes.com/2006....ct.html Telepolis Artikel-URL: http://www.telepolis.de/r4/artikel/22/22149/1.html Copyright © Heise Zeitschriften Verlag |
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