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> Vad, Precht, Varwick, Friedenstauben, Appeasementschafe oder gar Putinversteher?
Glorfindel
Beitrag 6. Feb 2023, 19:37 | Beitrag #1171
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Diplomatie statt Eskalation – diese Forderung wird im Ukrainekrieg häufig von links erhoben. Der Diplomat Wolfgang Sporrer zeigt mögliche Wege zu offiziellen Verhandlungen auf – und warnt vor zu optimistischen Erwartungen auf eine schnelle Lösung des Konflikts.
ZITAT
War dieser Krieg unabwendbar? Das glaube ich überhaupt nicht. Man darf ja nicht vergessen, dass es zwischen Russland und der Ukraine keine fundamentalen Konflikte territorialer oder ethnischer Art gibt, die so bedeutsam wären, dass sie zwangsläufig einen Krieg hätten herbeiführen müssen. Es wird auch nicht um Ressourcen gekämpft. Deswegen habe ich diesen Krieg auch immer für vermeidbar und eine Verhandlungslösung für erreichbar gehalten. (...)

Für das Scheitern der Minsker Abkommen gab es drei hauptsächliche Gründe. Erstens wurde die tatsächliche Konfliktlage im Minsker Abkommen gar nicht thematisiert. Es wurde sozusagen fingiert, dass es in der Ukraine zwischen Russen und Ukrainern eine Art ethnischen Konflikt gäbe oder gegeben habe, und dass es darum zum Ausbruch von Gewalt gekommen sei. Und durch Beilegung dieses angeblich ethnischen Konfliktes könnte die Gewalt beendet werden. (...)

Stattdessen ging es darum, dass Russland über die innen- und außenpolitische Orienterung der Regierung in Kiew Einfluss ausüben wollte. Im Minsker Vertrag hat man aber stattdessen diese Fiktion eines ethnischen Konflikts konstruiert, obwohl Russland eigentlich nichts daran lag, irgendwelche Autonomierechte für die Ostukraine, für russischsprachige oder ethnisch russische ukrainische Bürger zu bekommen. (...)

Der zweite Grund für das Scheitern war die technisch niedrige Qualität der Minsker Vereinbarungen. Es gab viel zu wenig Raum für ihre Verifizierung, und auch die Sequenzierung von verschiedenen Maßnahmen blieb bis zuletzt umstritten, da sich das Abkommen selbst dazu ausschweigt.

Der dritte Grund für das Scheitern – und das klingt jetzt vielleicht banal, ist aber wahr – besteht darin, dass man sich seit Ende 2019 wegen der Coronapandemie nicht mehr persönlich treffen konnte. So wenig die Minsker Vereinbarungen in der Praxis tatsächlich umgesetzt wurden, so hatten sie doch einen vertrauensbildenden Charakter.

Allein schon die Tatsache, dass die Parteien um einen Tisch gesessen haben, hatte eine deeskalierende Wirkung. Das funktioniert online nicht. Dafür braucht es Kaffeepausen, gemeinsame Essen, inoffizielle Kontakte und dergleichen. Wenn diese Aspekte wegfallen, ist ein solcher Prozess zum Scheitern verurteilt. Mit dem Minsker Prozess ging daher auch ein Frühwarninstrument für eine Eskalation des Konflikts verloren. (...)

Russland war der Meinung, dass es über eine Art von Einflusssphäre verfügen sollte, wie das Großmächte oft für sich in Anspruch genommen haben, und war deshalb der Ansicht, zumindest ein Vetorecht über die außenpolitische und geopolitische Ausrichtung der Ukraine zu haben, ohne diesen Anspruch aber jemals wirklich offen zu artikulieren. (...) Niemand wollte zum damaligen Zeitpunkt aussprechen, dass Russland einfach kein Recht auf eine Einflusssphäre hat. Und die russische Seite wollte auch nicht aussprechen, dass sie sehr wohl an ein solches Recht in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft glaubt.

Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass es hier eine geopolitische Komponente gibt, die bei den Verhandlungen ebenfalls nie angesprochen wurde. Es gibt ein Zitat von Zbigniew Brzeziński, dem ehemaliger Sicherheitsberater im Weißen Haus, einem der wirklich großen Theoretiker und auch Praktiker der internationalen Beziehungen: »Man kann nicht überbetonen, dass Russland ohne die Ukraine aufhört, ein Imperium zu sein, doch durch die Beeinflussung und Unterjochung der Ukraine wird Russland automatisch zum Imperium.« Diese geopolitische Realität wurde nie thematisiert, obwohl es da auch nicht um echte Tabus geht. Jedem ist klar, dass Russland ein Imperium sein will und jedem ist klar, dass die USA dies verhindern wollen. (...)

Die Ukraine hätte einen eigenen Pfad einschlagen können, etwa mit einem EU-Beitritt, aber ohne Mitgliedschaft in der NATO, oder einem Assoziierungsabkommen. Es standen da viele Türen offen. Ich glaube nur, dass diese Türen seit dem 24. Februar 2022 verschlossen sind.

Eine Neutralität der Ukraine zwischen Russland und dem Westen ist keine realistische Option mehr, einfach weil dies in der Ukraine von einer großen Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr akzeptiert würde.
(...)

Man darf aber auch nicht vergessen, dass Diplomatie oft nur ein Mittel ist, um sozusagen ein Heftpflaster auf eine Wunde zu kleben und eine konkrete Situation etwas zu verbessern. Diplomatie ist nicht unbedingt nur die Kunst, Konflikte ein für alle Mal zu lösen. Denn die Möglichkeit, diesen Konflikt endgültig beizulegen, sodass am Ende alle zufrieden sind, sehe ich praktisch nicht mehr. (...)

Westen eigentlich einen Konsens über das strategische Ziel in diesem Konflikt, innerhalb der NATO, aber auch zwischen der NATO und der Ukraine?

Es gibt im Westen überhaupt keinen Konsens über das Kriegsziel. Es gibt zwar einen breiten Konsens darüber, dass die Ukraine nicht einfach verlieren darf. (...) Zu großen Teilen ist man sich auch einig, dass die Ukraine so lange unterstützt wird, bis die Gebiete, die ab dem 24. Februar 2022 besetzt wurden, mit militärischen Mitteln befreit werden konnten oder bis es zu einem anderen Kompromiss kommt, dem die Ukraine zustimmt.

Die große Uneinigkeit beginnt bei der Frage, ob die Ukraine militärisch und politisch in die Lage versetzt werden soll, auch die Krim, inklusive des russischem Flottenstützpunkts Sewastopol, zu erobern. (...) Ich glaube, es gibt aber überhaupt keine Einigkeit darüber, wie lange diese Unterstützung anhalten und welches Endziel mit dieser Unterstützung erreicht werden soll.

Auch die Position der USA ist recht unklar. Die offiziellen Äußerungen von US-Regierungsvertretern, etwa von General Milley über Verteidigungsminister Austin bis hin zu Präsident Biden, gehen weit auseinander. (...) Ich glaube aber, dass die gegenwärtige Uneinigkeit des Westens vernachlässigbar sein wird im Vergleich zu dem Dissens, den es darüber geben wird, wie die Europäische Union und der Westen mit einem Nachkriegs-Russland verfahren sollten. (...)

Einige sind der Ansicht, die Beziehungen sollten so rasch wie möglich normalisiert werden. Doch es gibt auch Stimmen, die argumentieren: Russland wird unser ewiger Feind bleiben, oder jedenfalls für Generationen, und sollte am besten aufgespalten werden, beziehungsweise muss vom Planeten verschwinden.

Warum ist eine politische, nicht-militärische Konfliktlösung zurzeit sehr unwahrscheinlich? Zum einen, weil beide Parteien die Option, miteinander über eine Konfliktbeilegung zu verhandeln, mehr oder weniger ausgeschlossen haben – die Ukraine per Gesetz, die Russen per Vorbedingungen.

Zweitens sind wir durch die Waffenlieferungen in einer sehr besonderen Situation. In diesem Abnutzungskrieg sind beide Seiten der Meinung, dass die Zeit auf ihrer Seite sei. Russland glaubt, über eine Produktionssteigerung eigener Waffen, plus eventuell einer weiteren Mobilisierung, die Armee stärken zu können. Die Ukraine glaubt hingegen, je mehr Waffen aus dem Westen kämen, desto stärker werde die eigene Position.

(...) Wenn beide Seiten glauben, dass sie gewinnen, wird es keine Verhandlung bezüglich einer politischen Konfliktlösung geben.

Was kann man trotzdem tun? Man kann versuchen, die bereits bestehenden Gesprächskanäle, also den Dialog in Istanbul, auf andere Themen auszuweiten, zum Beispiel auf Entflechtungszonen rund um Atomkraftwerke. Daran haben beide Seiten Interesse. Man könnte Waffenstillstände an verschiedenen Orten rund um Krankenhäuser und Schulen vereinbaren. Man könnte kurze, temporäre Waffenstillstände zur Ernte, zur Aussaat, zum Schulbeginn oder zu Ostern beschließen. Ostern wäre ein toller Beginn für so etwas. Es geht darum, kleine Schritte zu gehen und die Kunst des Möglichen zu praktizieren. (...)

Zweitens könnte man durch diese sehr langsame Arbeit zu einer gewissen Wiederherstellung von Vertrauen zwischen den Seiten beitragen, das ja vor allem gegenüber der Russischen Föderation – zu Recht – praktisch vollständig verloren gegangen ist. Wenn man am Ende des Krieges, und es wird dieses Ende geben, irgendeine Art von Abkommen haben will, braucht es eine minimale Gesprächsbasis. (...)

Drittens hätten solche Verhandlungen über kleine Deeskalationsschritte eine sehr wichtige Frühwarnfunktion. Wenn beide Seiten, die USA und der Westen und vielleicht noch etliche andere Vermittler wie China regelmäßig in einem Raum sitzen, um sich jede Woche auszutauschen, sich anzuschreien, um Sitzplätze zu streiten, aber dann auch Kaffee miteinander zu trinken, bekommt man ein besseres Gespür für die Lage. So könnte das Eskalationspotenzial verringert werden.

Durch ein solches Vorgehen würden sich Vorteile ergeben, zu Kosten, die für alle eigentlich bei null liegen. Keine Seite müsste Zugeständnisse machen, aber alle Parteien müssten ohne Vorbedingungen in diese Verhandlungen gehen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt haben jedoch, wie gesagt, beide Seiten kein Interesse, das zu tun. In beiden Ländern würde eine solche Initiative gerade nicht sehr positiv aufgenommen werden. (...)

Bei diesem Konflikt geht es sehr stark darum, ob man ihn von oben betrachtet oder von unten, aus der Perspektive der direkt betroffenen Menschen, den Menschen im Kampfgebiet, aber auch aus der Perspektive von Menschen im Globalen Süden, die in vielfacher Weise vom Krieg tangiert werden. Von oben betrachtet, heißt: militärisch, rechtlich und moralisch. Und wenn man den Konflikt von oben betrachtet, also in militärischen, moralischen und rechtlichen Kategorien, ist ganz klar, was zu tun ist, nämlich sich mit allem, was man hat, auf die Seite der Ukraine zu stellen, bis zu dem Ende, das die Ukraine wünscht. Wenn man ihn aber eher pragmatisch, von unten, aus der Perspektive der direkt Leidenden, und aus dem Globalen Süden betrachtet, kann die moralische Abwägung eine andere sein. Dieses Dilemma ist derzeit für keinen politischen Entscheidungträger einfach aufzulösen.


https://jacobin.de/artikel/es-kommt-darauf-...rrer-interview/


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Scipio32
Beitrag 6. Feb 2023, 21:13 | Beitrag #1172
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Hm... der Herr Diplomat ist der Ansicht, dass dieser Krieg nicht unvermeidlich war, wenn ich mir dann allerdings die Aussagen und veröffentlichten Dokumente allen voran dieses unsägliche Schreiben "Was man mit der Ukraine machen soll" (so hieß das glaube ich) ins Gedächtnis rufe zeichnet sich vor meinen Augen das Bild einer lange vorbereiteten Eroberung. Vor diesem Hintergrund kann ich ihm nicht zustimmen.

Möchte mir jemand wiedersprechen?
 
Glorfindel
Beitrag 6. Feb 2023, 23:10 | Beitrag #1173
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Ich finde das Interview tatsächlich interessant. Was Putins Pläne betrifft, so glaube ich tatsächlich auch, dass Putin - wie er selber sagte - den Zusammenbruch der Sowjetunion als grösste Katastrophe für Russland empfand, welche er rückgängig machen will und das er ursprünglich glaubte, der Westen bzw. Teile davon würden ihn dabei sogar unterstützen.

Der Krieg wäre schon vermeidbar gewesen, aber bereits 2015 stellten sich die Weichen auf Krieg. Putin wollte keine unabhängige Ukraine und diese wollte nach Westen. Ein Ausgleich war (aus Sicht Putins) kaum mehr möglich.

Natürlich: ist meine persönliche Einschätzung, gibt auch Gründe, dass anders zu sehen.


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xena
Beitrag 6. Feb 2023, 23:47 | Beitrag #1174
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Die Weichen haben sich schon vor 2014 auf Krieg gestellt. Mit der Annektion der Krim war das klar und ich denke, dass die Russen das von da schon geplant haben. Die Ukrainer konnten unmöglich still stehen, wenn es im Donbas brennt und auch noch die Krim weg genommen wird. Das müssen die Russen auch kapiert haben und die nächsten Schritte schon vor der Krim geplant haben.

Die Russen werden auch nicht klein beigeben. Sie werden es sicherlich zu einer Entscheidung bringen wollen. Wenn sie die Ukraine für ein Imperium brauchen, dann werden sie sicherlich alles daran setzen das auch zu erreichen. Das würde eine Generalmobilmachung bedeuten, weil anders geht es nicht und das werden sie auch bald kapieren, denke ich. Wie viele Waffen wird der Westen dann wohl noch liefern können?

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Der Beitrag wurde von xena bearbeitet: 6. Feb 2023, 23:48


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Schon seit 20 Jahren: Waffen der Welt
 
PeterPetersen
Beitrag 7. Feb 2023, 05:11 | Beitrag #1175
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Russland befindet sich de facto im Zustand einer Generalmobilmachung. Die Rüstungsbetriebe produzieren an Kapazitätsgrenze, es werde so viele Fahrzeuge aus der Lagerung genommen wie es die Instandsetzungskapazitäten erlauben, es werden neue Reparaturwerke gebaut und so viele Menschen mobilisiert wie man ausbilden und ausrüsten kann. Viel mehr geht da nicht.

Der Westen kann mehr als genug Waffen liefern, wir reden über 1,5% Welt BIP vs. über 50% Welt BIP, hier geht es um wollen und nicht um können.

Der Beitrag wurde von PeterPetersen bearbeitet: 7. Feb 2023, 05:15


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ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
Für alle Anwendungsfälle im "zivilen" Bereich ist eine RPG-7 doch mit einer RGW-90 etc gleichzusetzen.

 
Sensei
Beitrag 7. Feb 2023, 07:02 | Beitrag #1176
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Der Westen könnte nicht einmal deutlich mehr liefern - wenn er denn wollte.

ABER BIP übersetzt sich nicht gleich in Produktionskapazität.
Und: wir sind noch sehr, sehr weit entfernt von einer Kriegswirtschaft.

Was setzte KWM als Produktionskapazität für Leo 2 für 2024 an?
Zwei Stück pro Monat?!
 
PeterPetersen
Beitrag 7. Feb 2023, 07:52 | Beitrag #1177
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BIP lässt sich gut zur Abschätzung des möglichen Potenzials nutzen. Russland hat absolut keine Chance mehr Rüstungsgüter zu produzieren als der Westen, erst recht nicht in gleicher technologischer Qualität. Die Kapas der westlichen Rüstungsbetriebe befinden sich auf dem absoluten Minimum. Mach eine Bestellung über z.B. 2000 Leopards mit dem Vermerk, dass man bereit ist um so höheren Preis zu zahlen je früher geliefert wird sowie im Zweifel die Kosten für späteren Überkapazitäten zu tragen - und staune was dann plötzlich bei KMW/RM möglich ist. Mach das gleiche bei Nexter und General Dynamics und schon sieht Uralvagonzavod daneben wie ein Witz aus.

Russland braucht massive Unterstützung Chinas, um seine Kapazitäten auszubauen

Der Beitrag wurde von PeterPetersen bearbeitet: 7. Feb 2023, 09:59


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ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
Für alle Anwendungsfälle im "zivilen" Bereich ist eine RPG-7 doch mit einer RGW-90 etc gleichzusetzen.

 
Scipio32
Beitrag 7. Feb 2023, 09:07 | Beitrag #1178
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Ich sehe nicht, dass da irgendjemand den Willen dazu hat. Außerdem möchte ich darauf hinweisen das Teile westlicher Rüstungsgüter ebenfalls aus China kommen.
 
wARLOCK
Beitrag 7. Feb 2023, 09:34 | Beitrag #1179
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ZITAT(PeterPetersen @ 7. Feb 2023, 07:52) *
Mach eine Bestellung über z.B. 2000 Leopards mit dem Vermerk, dass man bereit ist um so höheren Preis zu zahlen je früher geliefert wird sowie im Zweifel die Kosten für späteren Überkapazitäten zu tragen - und staune was dann plötzlich bei KMW/RM möglich ist.


Flankiert von einer aufs notwendige Minimum reduzierten Bürokratie versteht sich.


Nur mal zum Vergleich: hier um die Ecke in Harsewinkel baut Claas pro Tag jeweils 6-10 Mähdrescher und Häcksler plus eine vermutlich ähnliche Anzahl Xerion. Die Kisten sind zwar nicht ganz so schwer wie ein Leopard, aber mit Sicherheit nicht weniger komplex. Die Leo-Produktion auf einen Wert von bspw 1Fz pro (Werk)Tag zu steigern halte ich dahingehend für machbar. (und notwendig!)

Der Bedarf der Ukraine ist viel größer als das was der Westen/Europa gerade mühsam zusammenkratzt. Spätestens wenn die verfügbaren/entbehrlichen A4/A5/A6 verbraucht sind wird man sich etwas überlegen müssen. Zumal sich die Staaten auch ehr von ihren Beständen trennen würden, wenn sie wüssten, dass zeitnah Ersatz zu erwarten ist.


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nchtern betrachtet, sah es besoffen besser aus
 
Elbroewer
Beitrag 7. Feb 2023, 13:29 | Beitrag #1180
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@ wARLOCK Ich habe Ende der 80er Jahre Im Traktoren- und Häckslerbau gelernt. Das hat mir beim technischen Dienst und bei der Instandhaltung meines Marders, der auf eine Bedienung durch Wehrpflichtige ausgelegt war, sehr geholfen. Die Elektronik war übersichtlich. Heute stecken die Kisten voll mit Elektronik. Da kann der Bauer bzw. Agrarunternehmer am Computer die Ausbringung der Saat und den zielgerichteten Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmittel via Satellit steuern und seine Leute und den Zustand seiner Fahrzeuge überwachen. Die Fahrzeuge ziehen GPS-gesteuert, ohne dass der Fahrer groß eingreifen muss, ihre Furchen. Und das Innenleben ist auch nicht ohne. Das kann man schon gut vergleichen. Wobei für mich ein Mähdrescher komplexer ist.
 
Scipio32
Beitrag 7. Feb 2023, 15:51 | Beitrag #1181
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Macht da auch die Zulieferindustrie mit, daher ist den überhaupt genügend Material verfügbar?
 
Panzerchris
Beitrag 7. Feb 2023, 16:28 | Beitrag #1182
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Bei uns in Motorenwerk in Kölleda ist eine Halle entkernt worden, da dort später mal Batterien produziert werden sollen. Theoretisch wäre dort Platz um Motoren für mil. Fahrzeuge zu bauen. Nur bei der Logistik muss man sich was überlegen, wie man statt 4-Zylinder nun 12 Zylinder unterzubringen.
 
Thomas
Beitrag 7. Feb 2023, 17:19 | Beitrag #1183
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Habt ihr da keine Laufkatzen an der Decke bzw. Hallenkrane?


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wARLOCK
Beitrag 7. Feb 2023, 17:36 | Beitrag #1184
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ZITAT(Scipio32 @ 7. Feb 2023, 15:51) *
Macht da auch die Zulieferindustrie mit, daher ist den überhaupt genügend Material verfügbar?


Muss denen halt Spaß machen. (Sprich: es muss sich lohnen)

Natürlich gibt's da Flaschenhälse und die müssen identifiziert werden. Wenn es wirklich nicht möglich sein sollte bestimmte Komponenten in ausreichender Stückzahl zu beschaffen, dann muss ein Substitut her.

Da aber aktuell noch neue Leos ausgeliefert werden scheint die Produktionskette intakt zu sein und ich hätte durchaus Hoffnung, dass es gar nicht so fürchterlich kompliziert wäre den Ausstoß zu erhöhen.


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Panzerchris
Beitrag 7. Feb 2023, 17:52 | Beitrag #1185
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ZITAT(Thomas @ 7. Feb 2023, 17:19) *
Habt ihr da keine Laufkatzen an der Decke bzw. Hallenkrane?

Nein. Die Bänder sind am Boden montiert und Kräne haben wir kaum. Immerhin wiegt der Motor des Leo2 6 Tonnen. Dafür ist die Hallenkonstruktion nicht ausgelegt. Man bräuchte sicher einen 10t-Kran, um einen fertigen Motor auf einen LKW und ins Versandlager zu verladen. Und für den Versand braucht man ebenfalls eine Freifläche, den im Hochregal kann man den nicht parken. Doch, kann man, aber nur einmal. wink.gif
 
PeterPetersen
Beitrag 7. Feb 2023, 20:34 | Beitrag #1186
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Nach Steffen Korte nun auch Olga Petersen von der AfD als zugeschalteter Gast in einer russischen Propagandasendung.
https://twitter.com/francis_scarr/status/16...Ol_9MqMQ8BwvgTA

Einen treuen Verbündeten hat der Kreml in Deutschland auf jeden Fall, die AfD....

Von Proletariern aller Länder (Losung der Bolschewiki) zu Neo-Faschisten aller Länder vereinigt euch....


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ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
Für alle Anwendungsfälle im "zivilen" Bereich ist eine RPG-7 doch mit einer RGW-90 etc gleichzusetzen.

 
Elbroewer
Beitrag 8. Feb 2023, 16:52 | Beitrag #1187
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Dummerweise wird sich das wohl nicht negativ auf das Wahlergebnis auswirken. Was sagen denn die Herren Stabsoffiziere a.D. wie z.B. Herr Lucassen dazu? Herr Bystron war ja auch während einer Dienstreise nach Litauen in Weißrussland, ohne es der zuständigen Stelle im Bundestag anzuzeigen. Die Herrschaften sind schon top.
 
Nite
Beitrag 8. Feb 2023, 17:07 | Beitrag #1188
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ZITAT(Elbroewer @ 8. Feb 2023, 16:52) *
Was sagen denn die Herren Stabsoffiziere a.D. wie z.B. Herr Lucassen dazu?

Was sollen die dazu sagen? "Nech"?
Die Stabsoffiziere a.D. in der AfD sind beim Putinverstehertum ganz vorne mit dabei.
(Stabs-)Offizier (a.D.) und Russland-Fan ist kein Widerspruch, im Gegenteil. Ich würde tippen das 25-30% in die Richtung ticken, und ihnen zur Seite stehen mindestens weitere 25-30% deren Horizont nicht über den eigenen Tellerrand hinausreicht ("das geht uns nichts an", "keine Waffen an die Ukraine weil mein kleiner Bereich hat zu wenig").


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Beitrag 9. Feb 2023, 09:18 | Beitrag #1189
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Neuer komplett abstruser Vergleich von Wagenknecht: International beaufsichtigte Abstimmung im Donbas "wie im Saarland nach dem Zweiten Weltkrieg". Puh, der Vergleich hinkt nicht mehr, der hat schon beide Beine verloren und blutet am Straßenrand aus...

https://twitter.com/maischberger/status/1623451965920346124
 
Glorfindel
Beitrag 10. Feb 2023, 12:40 | Beitrag #1190
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Wagenknecht und Schwarzer haben sich zusammen getan, um ein "Manifest für den Frieden" (schon das Wort Manifest ist passend):

(mit ein paar Anmerkungen meinerseits:
ZITAT
Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine. Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land.
Das gilt hauptsächlich für die von Russland besetzten bzw. von Russland beschossenen Gebiete.

Und auch viele Menschen in ganz Europa haben Angst vor einer Ausweitung des Krieges. Sie fürchten um ihre und die Zukunft ihrer Kinder.
Die Gefahr ist wohl nicht so gross, solange die Russen in der Ukraine gebunden sind, können sie sonst eher wenig Unheil anrichten.


Die von Russland brutal überfallene ukrainische Bevölkerung braucht unsere Solidarität. Aber was wäre jetzt solidarisch?
Man könnte damit argumentieren, solidarisch wäre es, die Ukraine politisch, militärisch und wirtschaftlich zu unterstützen.

Wie lange noch soll auf dem Schlachtfeld Ukraine gekämpft und gestorben werden?
Vermutlich wird solange gekämpft, bis die Russen eingesehen haben, dass sie nicht gewinnen können bzw. bis sie besiegt sind und oder die Ukraine geräumt haben.

Und was ist jetzt, ein Jahr danach, eigentlich das Ziel dieses Krieges?
Aus Ukrainischer/Westlicher Sicht? "Die Wiederherstellung der Souveränität der Ukraine über das gesamte Staatsgebiet" dürfte das militärische Hauptziel sein. Über das ursprünglich russische Kriegsziel lässt sich nur spekulieren, sicher ein Regime Change und vermutlich Schaffung einer Ukraine als Satellitenstaat Russlands mit dem Endziel diese mehrheitlich wieder an Russland anzugliedern. Man muss davon ausgehen, dass die Russen bereit sind/waren alle, die diesem Ansinnen entgegenstehen zu vertreiben, zu vernichten oder umzusiedeln.

Die deutsche Außenministerin sprach jüngst davon, dass „wir“ einen „Krieg gegen Russland“ führen. Im Ernst?
Also Russland führt einen "Krieg" gegen den Westen, also nicht Völkerrechtlich im Sinne eines bewaffneten internationalen Konflikt, sondern mit anderen Mitteln (Krieg gegen die Ukraine, Drohungen gegen den Westen, Falschmeldungen, Beeinflussung von Politikern und von Wahlen, Unterstützung von radikalen Parteien etc.) und der Weste schlägt zurück mit Sanktionen, Waffenlieferungen, Verbot russischer Propaganda usw.

Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen? Noch versichert der deutsche Kanzler, er wolle weder Kampfjets noch „Bodentruppen“ senden. Doch wie viele „rote Linien“ wurden in den letzten Monaten schon überschritten?

Es ist zu befürchten, dass Putin spätestens bei einem Angriff auf die Krim zu einem maximalen Gegenschlag ausholt. Geraten wir dann unaufhaltsam auf eine Rutschbahn Richtung Weltkrieg und Atomkrieg? Es wäre nicht der erste große Krieg, der so begonnen hat. Aber es wäre vielleicht der letzte.
Die Russen/Putin haben die Krim selber in den Konflikt reingezogen und zwar in mehreren Bereichen. Das wissen auch die Russen. Es ist zudem nicht ersichtlich, wie die Russen mit Atomwaffen die Krim verteidigen wollten. Schliesslich ist anzumerken, dass wenn die Russen wegen der Krim, welche sie gewaltsam besetzt haben und Basis gegen den Angriff gegen die Restukraine nutzen, einen Atomkrieg anfangen würden, sie auch wegen anderen, kleinen Konflikt Atomwaffen einsetzen könnten. Mit diesem Denken kommt man einfach nicht weiter. Russland wird nicht untergehen, wenn es die Krim nicht mehr hat. Das wissen auch die Russen.

Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen. Das sagt auch der höchste Militär der USA, General Milley. Er spricht von einer Pattsituation, in der keine Seite militärisch siegen und der Krieg nur am Verhandlungstisch beendet werden kann. Warum dann nicht jetzt? Sofort!
Die Ukraine kann durchaus den ganze Krieg gewinnen. General Milley mag eine ungeschickte Bemerkungen gemacht haben (genau weil die Bemerkung wie hier missbraucht und aus dem Zusammenhang gerissen wird), mit genügender Unterstützung durch den Westen, kann die Ukraine den Krieg gewinnen. Milley machte im Übrigen keine Verbindung zur Atombewaffnung, sondern er sagte, dass es eine sehr schwierige Aufgabe wäre, die Russen wieder komplett aus der Ukraine zu vertreiben, dass auf der anderen Seite die Chancen, dass Russland die Ukraine auf dem Schlachtfeld besiegen könne, praktisch gleich null sei. Ob jetzt Russland "die grösste Atomacht der Welt" sei, sei jetzt dahingestellt, sie haben vielleicht am meisten Atomwaffen.

Verhandeln heißt nicht kapitulieren. Verhandeln heißt, Kompromisse machen, auf beiden Seiten. Mit dem Ziel, weitere Hunderttausende Tote und Schlimmeres zu verhindern. Das meinen auch wir, meint auch die Hälfte der deutschen Bevölkerung. Es ist Zeit, uns zuzuhören!
Ein Kompromiss dürfte kaum möglich sein. Die Forderungen der Russen lassen kaum einen Kompromiss zu. Im Übrigen sagen die Russen mehr oder weniger unverblümt, sie würden einen Waffenstillstand einzig zum Aufrüsten nutzen, um danach später wieder zuschlagen zu können.

Wir Bürgerinnen und Bürger Deutschlands können nicht direkt auf Amerika und Russland oder auf unsere europäischen Nachbarn einwirken. Doch wir können und müssen unsere Regierung und den Kanzler in die Pflicht nehmen und ihn an seinen Schwur erinnern: „Schaden vom deutschen Volk wenden“.
Das sagen die, die seit Jahren dazu aufrufen, Russland nur mit Samthandschuhen anzufassen. Siehe dieser Chat und die Aussagen von Unterzeichner dieses Manifestes zu Russland vor dem 24.2.2022.

Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.
Ein Kuschen vor einem aggressiven, faschistischen Diktator kann den Frieden nicht sichern, wenn wir schon die Geschichte heranziehen, sei auch daran erinnert.

Ein paar Bekannte hier haben auch unterschrieben, wie Peter Brandt, Peter Gauweiler, Margot Kässmann, Ulrika Guérot, Oskar Lafontain, Gisela Marx, Michael von Schulenburg, Martin Sonneborn, Hans von Sponeck, Wolgang Streek, Günter Verheugen, Erich Vad, Johannes Varwick.

https://www.change.org/p/manifest-f%C3%BCr-frieden
https://twitter.com/SWagenknecht?ref_src=tw...e-jetzt-2744827

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 15. Sep 2023, 07:57


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tommy1808
Beitrag 10. Feb 2023, 13:21 | Beitrag #1191
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ZITAT(Glorfindel @ 10. Feb 2023, 12:40) *
Ein paar Bekannte hier haben auch unterschrieben, wie Ulrika Guérot, Gisela Marx, Michael von Schulenburg, Erich Vad, Johannes Varwick.

https://www.change.org/p/manifest-f%C3%BCr-friedenhttps://twitter.com/SWagenknecht?ref_src=tw...e-jetzt-2744827


besonders schöne finde ich ja das Frau Wagenknecht in blau Auftritt.

Gruß
Thomas


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Russia's Blyatskrieg
 
Madner Kami
Beitrag 10. Feb 2023, 13:24 | Beitrag #1192
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Sie will sich halt als Alternative darstellen.


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Glorfindel
Beitrag 10. Feb 2023, 14:23 | Beitrag #1193
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Wagenknecht und Schwarzer verbreiteten imho nicht nur immer wieder Putin-Propaganda (bezüglich Schwarzer wurde in diesem Thread bereits darauf hingewiesen, bezüglich Wagenknecht dürfte dies wohl allgemein bekannt sein), sondern auch Verschwörungstheorien, insbesondere in Bezug auf die USA. Ich halte sie deshalb beide für "toxisch" und verstehe deshalb nicht, wie man einem Manifest aus der Feder dieser zwei (ich vermute, dass auch Johannes Varwick am Text mitgearbeitet hat, weil dieser bereits vorher sehr ähnlich tönte) zustimmen kann, ausser dass man ganz bewusst in diese Ecke gestellt werden möchte.


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Merowinger
Beitrag 10. Feb 2023, 17:16 | Beitrag #1194
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Perfekt, Tino Chrupalla hat nun auch unterzeichnet. Die Autoren werden sich ganz schwer freuen.
 
Glorfindel
Beitrag 10. Feb 2023, 17:30 | Beitrag #1195
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Ich habe ein paar dieser Unterzeichner gegoogelt. Es fällt auf, das bis auf einer von denen, ein realitätsferner Pazifist, alle entweder kruden Verschwörungstheorien nachhangen in Bezug auf die USA und oder Verständnis für die Annexion der Krim hatten und sich gegen Sanktionen wendeten.

Jürgen Todenhöfer: meint, dass der Westen die Ukraine-Krise mitverursacht hat, sieht/sah Russland als den geborenen strategischen Partner Europas und als Ursache des Krieges in der Ukraine eine US-Verschwörung
ZITAT
Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine und der Annexion der Krim durch Russland forderte Todenhöfer im April 2014 eine Konferenz zur Neuordnung des Verhältnisses zwischen Russland und dem Westen. Er bezeichnete die Russische Föderation als den „geborenen strategischen Partner Europas“ und schlug einen Vertrag mit Russland über die Unantastbarkeit der Grenzen in der Region vor. Dieser kann laut Todenhöfer aber nur erreicht werden, wenn die NATO auf eine Erweiterung in die Ukraine und auf einen Raketenabwehrschirm „vor der Nase Russlands“ verzichte.

Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine wies Todenhöfer im Oktober 2022 auf einer Querdenker-Demonstration in Stuttgart den USA und nicht dem russischen Präsidenten Putin die Verantwortung für den Krieg zu. Zur Veranstaltung erschien er mit uniform gekleideter Entourage, Parteifahne und von Trommelwirbeln begleitet. Länge und Ichbezogenheit seiner Rede führten dazu, dass sich während seiner Ansprache ein erheblichen Rückgang der ursprünglich 5.000 Teilnehmer einstellte. Todenhöfer forderte die Bundesregierung zum Rücktritt auf.

https://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCrgen_T...and_und_Ukraine

Peter Gauweiler: hat Verständnis für die russische Position, dass viele Gebiete der Ukraine eigentlich gar nicht zur Ukraine gehören und sah die Wirtschaftssanktionen als Säbelrasseln als falsch an.
ZITAT
Zur Frage der russischen Politik gegenüber der Krim äußerte Gauweiler Verständnis für die russische Position. Im Münchner Merkur berief er sich am 14. September 2014 auf einen Brief Solschenizyns von 1991 an Boris Jelzin, in dem Solschenizyn „Noworossija“ (Neurussland) und viele andere Gebiete der Ukraine jenseits des Dnepr als geschichtlich niemals zur Ukraine gehörig bezeichnete. Die Grenzziehungen Lenins seien widersinnig und rein taktisch motiviert gewesen. Solschenizyn befürwortete Volksabstimmungen in allen umstrittenen Gebieten der Ukraine: „Ein jedes Gebiet soll selbst bestimmen, wohin es gehören will“.

Während der Annexion der Krim durch Russland kritisierte Gauweiler im März 2014 das Verhalten der deutschen Regierung gegenüber Russland. Wirtschaftliche Sanktionen und eine größere Truppenpräsenz, die gefordert wurden, bezeichnete er als „Säbelrasseln“ und „gefährliche Kraftmeierei“. USA und EU hätten Deutschland „in eine gefährliche Drohungseskalation gebracht“. Der Westen habe nach dem Fall des Eisernen Vorhangs das neue Russland ignoriert und ständig frustriert.[42]

Beim politischen Aschermittwoch im März 2014 sagte Gauweiler: „Wir sind für die Partnerschaft. Wir sind für die Partnerschaft mit Kiew, aber Moskau gehört genauso zu Europa dazu und wir lassen nicht zu, dass das europäische Russland von Kiew, von anderen, ausgegliedert wurde. Wir sind für die Zusammenarbeit mit Russland.“ Gauweiler forderte eine Rückbesinnung der deutschen Politik auf die „richtungsbestimmende Klugheit“ von Franz Josef Strauß und zitierte zustimmend seinen Ausspruch: „Wenn Deutschland und Russland gute Beziehungen hatten, dann war das immer gut für Europa.“

Am 12. September 2014 reiste Gauweiler nach Moskau, um als Vorsitzender des Bundestags-Unterausschusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik das „Jahr der Sprache und Literatur in Russland und in Deutschland“ zu eröffnen. Während seines Besuchs kritisierte er die Sanktionspolitik gegen Russland. Diese sei eine feige Politik, die in die falsche Richtung gehe sagte er am 12. September 2014. Die Erfahrungen im Iran und im Irak hätten gezeigt, dass solche Strafmaßnahmen nicht wirkten. Es sei nötig, Brücken zu bauen und miteinander zu reden. Man müsse nicht alles akzeptieren, aber die Gegenseite verstehen. „Russland gehört zu Europa! Sanktionen sind der falsche Weg.“Gauweiler sprach in Moskau auch mit Vertretern von Kirchen, mit Managern und mit hochrangigen Politikern, darunter mit dem russischen Parlamentspräsidenten Sergei Naryschkin.

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Gauweil..._durch_Russland

Bernhard Trautvetter: verbreitet Putin-Propaganda, die Krim-Krise sei Reaktion auf einen massiven Rechtsbruch der NATO gewesen (Staatsstreich in Kiev), die Warnung vor einem Angriff Russlands auf die Ukraine sei ein Säbelrasseln gewesen und gleiche der Rechtfertigung "des Angriffkrieges" von Kaiser Wilhelm II. gegen Russland (1. Weltkrieg).
ZITAT
ZITAT
Die NATO-Propaganda verortet die Verantwortung für den Ukrainekrieg durch das Ausblenden ihrer eigenen Expansions-Politik alleine auf russischer Seite. Sie gewinnt durch ihre regelmäßige Infiltration des Nachrichtenmanagements eine immer breitere Mehrheit der westlichen Öffentlichkeit – bis hinein in die Linkspartei. Von Bernhard Trautvetter.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=90907

ZITAT
Vor dem Gespräch zwischen Wladimir Putin und Joe Biden übt sich die Nato in Desinformation: In der aktuellen Krise warnen transatlantische Kräfte aufgrund einer Truppenkonzentration in Westrussland vor einem Überfall Russlands auf die Ukraine. Das Säbelrasseln gegen Russland weckt auch böse historische Erinnerungen. Von Bernhard Trautvetter.
(...)
Die Warnung des Nato-Generalsekretärs, Russland werde einen hohen Preis für eventuelle ‘weitere’ (‘further’) Aggressionen bezahlen, hatte das Nato-Narrativ zur Grundlage, Russland habe die Ukraine mit der Aufnahme der Krim in sein Territorium einseitig angegriffen. Dies ist eine brandgefährliche Desinformation. Seit sieben Jahren ist die Krim-Krise die Legitimation für alle Eskalationsschritte der Nato gegen Russland, inklusive der Aufstellung neuartiger und ‘gebrauchsfreudiger’ nuklearer Arsenale in Europa, die allerdings schon auf dem Chicago-Gipfel 2012 beschlossen worden waren. Die Legitimation für die Eskalation gegen Russland aufgrund der Krim-Krise ist genau die Desinformation, die die Nato Russland vorwirft: Die Krim-Krise war nicht der Ausgangspunkt, oder in den Worten des heutigen Bundespräsidenten Steinmeier die ‘Büchse der Pandora’, sondern eine Reaktion auf einen vorausgehenden massiven Rechtsbruch des Westens in der Ukraine: Monate vor der Krim-Krise ersetzte eine sogenannte pro-westliche ‘Übergangsregierung’ die Vorgängerregierung Janukowitsch und führte das große Land vor der russischen Westgrenze Schritt für Schritt in die Orientierung auf die Nato, wobei auch noch Neonazis halfen [6]. Das verfassungsgemäße Quorum einer Dreiviertel-Mehrheit für diesen Regierungswechsel wurde verfehlt, somit erfüllt er die Kriterien eines Staatsstreichs.
(...)
Das Säbelrasseln aller transatlantischen Kräfte gegen Russland weckt böse Erinnerungen an die Zeit vor etwas mehr als einhundert Jahren: Kaiser Wilhelm rechtfertigte den Angriffskrieg gegen Russland zu Beginn des 1. Weltkrieges mit einem Aufmarsch der russischen Armee hinter ihrer Westgrenze.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=78621

ZITAT
Der offiziellen Darstellung von Russland als machthungrigem Imperium, das zuschlägt, wenn es die Gelegenheit durch westliches Zaudern hat, stellt ein aktuelles Papier der Initiative “Friedensratschlag” eine andere Position entgegen – demnach sei der Krieg Russlands auch eine Antwort auf die von der Friedensbewegung seit langem kritisierte NATO-Osterweiterung und westliche Aufrüstungs- und Konfrontationspolitik, von der sich Russland zunehmend existenziell bedroht gefühlt habe. Tragisch sei, dass auch die LINKE nun Abstand von Positionen der Friedensbewegung nehme. Von Bernhard Trautvetter.
https://www.nachdenkseiten.de/?p=85409


Wolfgang Streeck sieht den Ukrainekrieg als nichts mehr als einen Nebenschauplatz einer viel grösseren Geschichte, dem Gefecht zwischen einer aufsteigenden und einer sich im Niedergang befindlichen Grossmacht.
ZITAT
Unspeakably awful as it is for the Ukrainian people, the current fighting in the Donbas is no more than a sideshow in a much larger story: that of an approaching shoot-out between a declining and a rising would-be global hegemon. One function served by the war in this context is the consolidation of the US hold over its European allies, who are required as backing for the American ‘pivot to Asia’ (Obama) – to what used to be the South China Sea and is now referred to by the loyal Western mediacracy as the Indo-Pacific. The task for Europe is to prevent Russia taking advantage of the US turning its armed attention to other corners of the world – and, if need be, to join the US on its Asian expedition (something for which the UK is actively preparing).

https://newleftreview.org/sidecar/posts/means-of-destruction
ZITAT
Die westliche Einigkeit gegenüber der russischen Aggression stellt sich Streeck als Effekt des amerikanischen Imperialismus dar. Den „Abstieg des europäischen Staatensystems in die Barbarei des Krieges“ bestimmt er eingangs als das, was er erklären will. Sein Bild vom „unerbittlichen Ringkampf am Rande des Abgrunds, in dem schließlich beide Seiten von der Klippe stürzen“, wird manchen Leser als skandalöse Relativierung von Putins Entfesselung des Krieges abstoßen. Den russischen Angriff nennt Streeck zwar „mörderisch“, aber schief ist schon seine Formulierung, er gelte einem Land, mit dem Russland einmal einen gemeinsamen Staat geteilt habe. Das klingt so, als machte es die Invasion besonders barbarisch – dabei ist die Wiederherstellung dieser staatlichen Einheit das ausdrückliche Kriegsziel Putins, das er nach eigenem Bekunden nicht nur zur Abwehr westlicher Provokationen verfolgt, sondern zur Restauration eines vermeintlichen historischen Normalzustandes.

Streeck kommt der Leugnung der Existenz der ukrainischen Nation nahe, wenn er die Ukraine höhnisch ein zwischen erstaunlich vielen Oligarchen gespaltenes Haus nennt.
https://www.faz.net/aktuell/wissen/geist-so...59748.html#void


Jürgen Grässlin, ein Pazifist, sticht etwas mit einer anderen Meinung hervor. Er empfahl den Ukrainer gewaltfreien Wiederstand, weil er sich sicher war, dass die russischen Soldaten diesen nicht niederschiessen würden
ZITAT
Die Menschheitsgeschichte beweist: Vielfach war gewaltfreier Widerstand nachhaltiger und wirkungsvoller als die gewaltsame Konfliktaustragung. Wie wäre es zum beispielsweise, wenn Zehntausende weiß gekleideter Frauen und Männer in der Ukraine mit weißen Friedensfahnen die Zufahrtswege in die Städte durch ihre Sitzblockaden versperren würden? Ich bin mir sicher: Russische Panzerfahrer würden diesen gewaltfreien Widerstand nicht niederwalzen oder zusammenschießen!

Wir bitten alle Bürger*innen der Ukraine: Bringt den zivilen Mut auf, protestiert, blockiert, leistet gewaltfreien Wiederstand!


Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 14. Feb 2023, 14:52


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Glorfindel
Beitrag 10. Feb 2023, 17:49 | Beitrag #1196
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Prof. Ulrike Guérot, welche für ihre empathielosen Äusserungen bei Lanz in Erinnung bleibt, tut sich auch jetzt noch durch antiamerikanische Verschwörungstheorien hervor, sieht Russland als Vorbild für Europa und glaubt, dass Russland den Wirtschaftskrieg gewinnen könnte. Ihre Aussagen triefen nur so von Antiamerikanismus und sie sieht Russland kulturell viel näher an Europa als die USA.

ZITAT
Wir haben versucht (...) nachzuzeichnen, dass Europa sich (...) politisch, kulturell und wirtschaftlich verloren hat und beide Projekte von 1989, die Europäische Union (EU) als politisches Projekt sowie eine kooperative Friedensordnung mit Russland, gescheitert sind. Erstens wegen der von der EU versuchten, aber letztlich gescheiterten Demokratisierung ihrer Strukturen sowie der ebenso gescheiterten sozialen Säule der EU, die sich gegen den neoliberalen Bauplan der EU nicht durchsetzen konnte.

Zweitens wegen des deutschen Versagens, sein Versprecheneinzulösen und die politische Union Europas zusammen mit einer europäischen Finanzverfassung durchzusetzen. Und drittens schließlich wegen der geschickten, wenn auch sublimierten amerikanischen Unterwanderung eines politisch geeinten Europas und einer kooperativen Friedensordnung mit Russland.

Was also tun an diesem Wendepunkt der europäischen Geschichte (...)? (...) Europa müsste zu neuer Selbstständigkeit erwachen. Aber wie, während es geradezu kopflos in sein eigenes Verderben läuft und sich in einer Mischung aus Überstürzung (North Stream 2 nicht einschalten), Propaganda („Putins Imperialismus“) und Moral („Werte verteidigen“) eine selbstschädigende Politik nach der anderen beschließt, weil in patriotischem Überschwang nicht thematisiert werden darf und kann, dass die amerikanischen und europäischen Interessen in diesem Krieg nicht kongruent sind?

Wohin will Europa sich orientieren im 21. Jahrhundert? Will es sich zufriedengeben mit der Rolle eines westlichen Außenpostens der USA in Eurasien? (...) Möchte es geklammert sein an den Schürzenzipfel einer Großmacht und ehemaligen Ordnungsmacht („Weltpolizei“), deren Ruhm, Macht und Einfluss, aber auch deren kulturelle Anziehungskraft mit jedem Tag mehr dahinschwindet? (...)

Sahra Wagenknecht hat in mehreren Interviews ausbuchstabiert, dass die europäische Sanktionspolitik nicht Russland, sondern nur Europa selbst schadet. Die russische Wirtschaft ist nicht eingebrochen, die Nichtinbetriebnahme von North Stream 2 hat Russland nicht geschadet, während Europa die absurdesten Wege bemühen muss, um an Gas zu kommen. Der Rubel ist nicht inflationiert, sondern stark, während der Euro derzeit rasant an Wert verliert. Die russischen Staatsschulden sind beherrscht, die russischen Warenhäuser voll: Die Sanktionspolitik, Russland von Kapital — und vom Handel — abzuschneiden, ist gescheitert. (...) Weswegen Russland den Wirtschaftskrieg sogar gewinnen könnte: Es stehen Rohstoffe gegen Finanzmarktblasen.

Das heutige Amerika steht, in loser Folge, für von einer woken Agenda eingekesselte Universitäten mit entsprechenden Denk- und Sprechverboten, für eine durch immer repressivere Homeland-Security-Politik ebenso verschreckte wie überwachte Gesellschaft, für religiöse Fundamentalisten (Evangelikale), für nie gelöste Rassenprobleme („Black-Lives-Matter“), für regressive Frauenpolitik und Emanzipation (siehe die Abtreibungsverbote in den meisten amerikanischen Bundesstaaten, schlimmer als in Malta, Polen oder Irland), für die Todesstrafe, für eine soziale Verwahrlosung („Rostgürtel“ um die einstigen großen Städte wie Detroit oder Chicago) und für eine Oligarchisierung ungeahnten Ausmaßes („The 1-Porcent“), für eine Kleptokratie und einen Deep Staate („Tiefenstaat“), der losgelöst von irgendeiner demokratischen Legitimation und Kontrolle vermeintlich staatliche „Interessen der USA“ global durchsetzt, und schließlich für einen GAFA-Komplex, der sich einer fast brachialen transhumanistischen und biopolitischen Agenda sowie einer hemmungslosen Digitalisierung („Metaverse“) verschrieben hat. Es würde den Rahmen dieses Essays sprengen, hier die auffälligen Perversionen, Blind Spots oder Selbstgerechtigkeiten des westlich-amerikanischen „Liberalismus“ zu diskutieren, der gerade auf dem Weg ist, autokratisch zu werden, ohne es zu merken.

Nichts davon ist kulturell oder politisch für Europa anziehend, nichts steht in Resonanz mit den Traditionslinien der europäischen Geistesgeschichte, nichts davon würde man mit europäischen Werten assoziieren, die wenigsten Europäer wollen so leben.

Will, ja kann Europa strategisch und ökonomisch von den USA im 21. Jahrhundert abhängiger sein als im 20. Jahrhundert, ohne die kulturelle Hegemonie mit den USA zu teilen? Denn kulturell (...) verbindet den Westen über den Atlantik hinweg nicht mehr viel. Doch die Kultur ist das eigentliche Fundament jeder Beziehung. Eine „nur“ strategische oder ökonomische transatlantische Beziehung, so pragmatisch sie sein mag, ist auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt, weil sie da Abhängigkeiten schafft, wo geistige Entfremdung herrscht.

https://www.rubikon.news/artikel/verrat-an-europa

ZITAT
Insbesondere was das friedliche Zusammenleben unterschiedlichster Religionen und Kulturen angeht, verfügt der Vielvölkerstaat Russland gegenüber der EU über einen enormen Erfahrungsvorsprung. (...)

Und für die europäische Erweiterungsagenda braucht es die komplette politische Reorganisation des einstigen Cordon sanitaire, jener territorialen Pufferzone zwischen Europa und Russland, wenn die Europa den bevorstehenden Schnitt in ihren Leib vom Baltikum zum Schwarzen Meer nicht akzeptieren möchte.

Der aktuelle Krieg, geführt um eine historisch geradezu absurde territoriale Integrität der Ukraine, könnte also dafür genutzt werden, Europas überfällige Loslösung von seinen nationalstaatlichen Konturen zu befördern, die seit 1989 das Versprechen war. So besehen wäre der Krieg in der Ukraine die Möglichkeit für eine wahre europäische Katharsis, nämlich zu sich selbst zu finden — wenn Europa bereit ist, seine Denkrichtung zu ändern. (...)

Von der Renaissance und dem Humanismus bis zur Aufklärung bieten sich für das zukünftige Europa zahlreiche Erinnerungsorte, die einem neuen Europa Identität, Tiefe und Lebendigkeit verleihen könnten. Die autonome europäische Kunst stellt ein besonderes Kulturmerkmal Europas dar (...) Ein Europa, das wieder anknüpfen könnte an die Kunst und den Geist der Renaissance würde mühelos eine Brücke nach Russland bauen können. Denn Russland hat im 18. und 19. Jahrhundert insbesondere über die Literatur, Musik und die Philosophie seine Zugehörigkeit zu Europa gesucht und gefunden.

https://www.rubikon.news/artikel/europaische-katharsis


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Glorfindel
Beitrag 10. Feb 2023, 18:38 | Beitrag #1197
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Es zeigt sich, dass eine grosse Mehrheit der Appeasement-Verfechter Amerika als grossen Drahtzieher im Hintergrund sehen, welcher entgegen den Interessen von Europa die Fäden spinnt und oder Verständnis für Russland und Putin haben und ein mögliches Bündnis von Europa mit Russland gegen China und oder die USA sehen.

Denjenigen, welche Amerika als Drahtzieher im Hintergrund sehen, welchen Russland in einen Krieg gegen die Ukraine gelockt haben soll, u.a. um an Bedeutung in Europa nicht zu verlieren, ist zu entgegnen, dass es auch die anderen gibt, die meinen, die USA würden die Ukraine nur halbherzig unterstützen, weil sich fürchteten, nach einem Sieg der Ukraine gegen Russland in Europa nicht mehr gebraucht zu werden.

Denjenigen, welche glaubten, Europa könne ein Bündnis mit Russland eingehen, ist zu entgegnen, dass ein Bündnis von Demokratien mit einer Diktatur eine Illusion ist. Ein Russland unter Putin wird wohl in den allermeisten Fällen das Bündnis mit China suchen und nicht mit den USA oder mit Europa. Putin hat viel zu viel Angst vor den freien Ländern und Diktatoren können es besser unter sich. Das sieht man auch beim Umgang von Putin mit Erdogan, welche grundsätzlich keine grossen geopolitischen Positionen teilen, die es aber trotz allem schaffen, Abreden zu treffen.


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Seneca
Beitrag 10. Feb 2023, 19:54 | Beitrag #1198
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" rubikon news" ist eine prorussische Verschwörungstheoretikerseite, die AIDS-Leugnern und Impfgegnern eine Bühne gibt. Es wird dort viel von russischen Staatssendern übernommen. Ein Beispiel: Im Mai 2020 zeigte Rubikon eine von russischen Hakern vollständig gefakte antiamerikanische Tirade eines polnischen Offizier, die auf rt veröffenticht wurde. Die Übersetzung ins Deutsche für Rubikon übernahm ein Verschwörungstheoretiker, der für russische Staatssender übersetzt.
https://www.psiram.com/de/index.php/Rubikon_News

Der Beitrag wurde von Seneca bearbeitet: 10. Feb 2023, 19:55
 
Nite
Beitrag 10. Feb 2023, 19:54 | Beitrag #1199
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Ich trage diesen Aufruf als Erstunterzeichner mit (auch wenn das eine ungewöhnliche Allianz ist und ich solche Petitionen eigentlich eher skeptisch sehe): die Stossrichtung stimmt! #250223Berlin.

@JohannesVarwick (Twitter)


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Larsseehans
Beitrag 10. Feb 2023, 20:08 | Beitrag #1200
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kann man irgendwo sehen ob da bekannte nazis mit unterschrieben haben?

das wäre es mir wert die auf twitter zu entblocken und es den unter die nase zu reiben.
 
 
 

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