Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )

Zurück zum Board Index
104 Seiten V  « < 71 72 73 74 75 > »   
Reply to this topicStart new topic
> Vad, Precht, Varwick, Friedenstauben, Appeasementschafe oder gar Putinversteher?
Hotel Bravo
Beitrag 11. Jul 2023, 01:20 | Beitrag #2161
+Quote PostProfile CardPM
Unteroffizier
Beiträge: 80



Gruppe: Members
Mitglied seit: 22.10.2022


ZITAT(Delta @ 10. Jul 2023, 22:00) *
Wenns um meine eigene Meinung geht:

Ich habe damals nicht verstanden, warum man die Bomblet-Munition abgeschafft hat, ohne adäquaten Ersatz zu besorgen.
Das ist aber ungefähr die gleiche Diskussion wie bei der Ausphasung von diversen Wurf- und Verlegeminensystemen.
Bomblet war IMO die einzige Munitionssorte, mit der ich weiche und halbharte Flächenziele in der Tiefe (statistisch vorteilhaft) bekämpfen konnte.
Statistisch vorteilhaft bedeutet, dass ich mit einem vertretbaren Munitionsansatz ein zerschlagen-Feuerkommando auf einen gegnerischen Versorgungspunkt, Aufmarsch/Verfügrungsraum, dislozierten Gefechtsstand, etc. durchführen konnte, das auch den entsprechenden Erfolg versprach.
Weder SMArt noch HE können und konnten das in Gänze kompensieren, weil ich mit diesen Geschossen zwar eine gewisse Flächenwirkung erziele, aber im Großen und Ganzen ist dort jede einzelne Granate Punktzielbekämpfung. 50kg Granate (155mm) für ein Ziel und bei Treffer hat das irgendwo einen Nullpunkt und darum nimmt die Zerstörung quadratisch ab. Während aus 50kg Bomblet halt auf ein halbes Fussballfeld gleichmäßig handgranatengroße Zerstörung mit Hohlladungswirkung abregnet. Es gibt gute militärische Gründe, warum Bomblet bei gleichem Munitionsansatz wirksamer ist, als HE. SMArt in ausreichender Stückzahl herzustellen, war aus meiner Sicht immer utopisch.

Präzise Feuerleitung jedes einzelnen Geschoss über Drohne etc. kompensiert das Ganze etwas und macht HE gegenüber Bomblet wieder konkurenzfähig gerade, weil Bomblet von präziser Feuerleitung nicht profitiert (Bomblet profitiert aufgrund der inhärenten Flächenwirkung genauso wenig von ultrapräziser Feuerleitung wie eine Schrotflinte von einem 8x- Zielfernrohr), aber dennoch sehe ich immer noch militärisch relevante Einsatzszenare für Bomblet, wo diese Munition gegenüber geleiteter HE und SMArt im Vorteil ist.
Und wenn der Kittel wirklich brennt und die Bedrohung existenziell ist, dann sehe ich auch heute noch nach Abwägung allen für und widers Szeanre, in denen der Einsatz von Bomblet zweckmäßig ist. Sofern man die verseuchte Fläche nach Gewinn des Kriegs (oder zumindest des Raums) anständig räumt, was ich UNS™ immer unterstellt habe, dann sollte auch die Folgegefährdung für Bevölkerung nicht signifikant ansteigen.



Was gibt es da bzgl. Napalm (und Derivate) und thermobarer Sprengkoerper zu sagen? Die Ausbringung ist was Napalm betrifft schwieriger um einen geeigneten Raum abzudecken, thermobare Waffen sind da besser in der Handhabung. Die "Fehlerquote" duerfte deutlich geringer sein und damit die Raeumung des Gefechtsfeldes nach dem Krieg einfacher.
 
xena
Beitrag 11. Jul 2023, 13:25 | Beitrag #2162
+Quote PostProfile CardPM
Oberstleutnant
Beiträge: 11.914



Gruppe: Members
Mitglied seit: 03.10.2002


Thermobarische Waffen funktionieren wenn sie ihre Fracht in der Luft frei setzen und verteilen können. Explodiert so ein Ding am Boden geht die Wirkung meist eher gegen null. Dann wird ein Pulver frei gegeben und es rumst etwas, aber es kann sich nicht verteilen, sodass die thermobarische Wirkung auf Fläche erreicht wird. Wenn Napalm nicht zündet, dann gibt es eine Umweltsauerei. Den Aufschlag überlebt keine dünnwandige Napalmbombe. Es sollte in der Umgebung keiner rauchen.


--------------------
Schon seit 20 Jahren: Waffen der Welt
 
400plus
Beitrag 25. Jul 2023, 19:47 | Beitrag #2163
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 8.394



Gruppe: VIP
Mitglied seit: 24.10.2010


Guerot ist inzwischen nur noch komplett am Schwurbeln - "amerikanische Hochfinanz und der amerikanische tiefe Staat", "dieser Krieg ist für Europa selbststschädigend", der Maidan war "auch ein Putsch war, wie Daniele Ganser ja hervorragend ausführt und belegt" rofl.gif rofl.gif rofl.gif rofl.gif rofl.gif "Schweden und Finnland werden in die NATO gedrängt". Meine Fresse.
 
goschi
Beitrag 25. Jul 2023, 19:53 | Beitrag #2164
+Quote PostProfile CardPM
Herr der Dunkelheit
Beiträge: 36.459



Gruppe: Admin.WHQ
Mitglied seit: 21.04.2002


ZITAT(400plus @ 25. Jul 2023, 20:47) *
Guerot ist inzwischen nur noch komplett am Schwurbeln - "amerikanische Hochfinanz und der amerikanische tiefe Staat", "dieser Krieg ist für Europa selbststschädigend", der Maidan war "auch ein Putsch war, wie Daniele Ganser ja hervorragend ausführt und belegt" rofl.gif rofl.gif rofl.gif rofl.gif rofl.gif "Schweden und Finnland werden in die NATO gedrängt". Meine Fresse.

Selbstmitleid ist eine starke Droge hmpf.gif


--------------------
Wer zum Denken nachdenkseiten braucht, denkt auch, dass ihm ihm die Tankkarte das tanken abnimmt.

Qui tacet, consentire videtur
ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
Xizor
Beitrag 26. Jul 2023, 05:43 | Beitrag #2165
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 1.197



Gruppe: Members
Mitglied seit: 24.01.2009


ZITAT(400plus @ 25. Jul 2023, 20:47) *
"Schweden und Finnland werden in die NATO gedrängt"


Ich mein, der Punkt stimmt doch. Der Druck kommt halt von Seiten Russlands. Wie beim Großteil der pöhsen NATO-Osterweiterung.
 
PeterPetersen
Beitrag 26. Jul 2023, 07:57 | Beitrag #2166
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 3.555



Gruppe: Members
Mitglied seit: 09.11.2015


ZITAT(400plus @ 25. Jul 2023, 20:47) *
Guerot ist inzwischen nur noch komplett am Schwurbeln - "amerikanische Hochfinanz und der amerikanische tiefe Staat", "dieser Krieg ist für Europa selbststschädigend", der Maidan war "auch ein Putsch war, wie Daniele Ganser ja hervorragend ausführt und belegt" rofl.gif rofl.gif rofl.gif rofl.gif rofl.gif "Schweden und Finnland werden in die NATO gedrängt". Meine Fresse.

Wieso hat sie noch einen Professorensitz an einer deutschen Uni?

Was genau soll sie dort erforschen oder unterrichten? Schwurbelkunde?


--------------------
ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
Für alle Anwendungsfälle im "zivilen" Bereich ist eine RPG-7 doch mit einer RGW-90 etc gleichzusetzen.

 
Glorfindel
Beitrag 26. Jul 2023, 08:32 | Beitrag #2167
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Hier noch der Vortrag von Guérot in voller Länge, für diejenigen, welche es sich antun wollen.
https://www.youtube.com/watch?v=sFxxuNnYr38&t=1s
Ansonsten findet man hier auch die Höhepunkte
https://twitter.com/lena4berger/status/1683889500781522956

u.a. vergleicht sie sich mit Thomas Mann, dem die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn 1936 entzogen worden sei, weil er von einer schweren Mitschuld Deutschlands und von einer europäischen Friedensordnung gesprochen hätte...

ZITAT
(...) es geht um eine politikwissenschaftliche Analyse der amerikanischen Hochfinanz und des amerikanischen Tiefenstaats (...)

da tönt sie ja fast wie Donald Trump, der auch gegen den bösen Deep State antrat...
ZITAT
(...) dieser Krieg (...) für Europa selbstschädigend ist (...)
Natürlich ist der Krieg für Europa schädigend, v.a. weil er die europäisches Sicherheit destabilisiert, aber Guérot tut so als sei Europa bzw. die USA für den Krieg verantwortlich. Selbstschädigend kann der Krieg ja nur dann sein, wenn er von Europa geführt wird.
ZITAT
ob es auch (gemeint ist der Maidan) ein Putsch war, wie Daniele Ganser ja hervorragend ausführt und belegt (...)
Verschwörungstheoretiker aller Länder vereinigt Euch!

ZITAT
wir tun so als hätten wir eine geschlossene Allianz mit den USA für die Ukraine usw.. Das ist einfach nicht der Fall. Was wir haben, dass wir eine Allianz haben von Washington über London nach Warschau, nach Riga, nach Vilnius. Schweden und Finnland werden in den NATO gedrängt. (...) Und man könnte sagen, die Ukraine wird derzeit ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Es ist auf der letzten Konferenz in London die Strukturierung eines Investitionsrahmen an BlackRock vergeben worden (...) Diese Strategie mag eine amerikanische Strategie sein (...) sie ist für Europa massiv selbstschädigend. Wir brauchen eine eurasische Konzeption, wir brauchen den Zugang zum Osten, wir brauchen Russland, wir brauchen eine Kooperation und Friedensordnung mit Russland, wir brauchen auch die russischen Ressourcen, wir brauchen diese Pipeline, sie muss wieder aufgebaut werden. (...)

Da wird so ziemlich alles reingepackt, was man kann. Die bösen Polen und Balten spalten Europa, Finnland und Schweden schliessen sich nicht freiwillig der NATO an, die werden reingedrängt (Wirklichkeit sieht doch massiv anders aus), die Hochfinanz (Blackrock) nehmen die Ukraine aus. Sie sagt nicht, dass die Hochfinanz jüdisch ist, aber BlackRock ist massgeblich von New Yorker Juden geprägt und es ist ein gängiges antisemitisches Klischee von der bösen jüdischen Hochfinanz. Dann natürlich die bösen amerikanischen Interessen, welche versuchen Russland und Europa auseinanderzutreiben. Dem soll entgegen gewirkt werden mit einem europäisch-russischen Bündnis. hmpf.gif tock.gif
ZITAT
Ich glaube Russland - dass wird Frau Krone-Schmalz besser wissen und argumentieren können - möchte diesen geostrategischen Konflikt vor der Haustür beendet haben und ich glaube, dass Russland zu haben wäre für das Angebot einer föderalen Ordnung, einer europäischen Sicherheitsarchitektur, in der wir die Interessen mit ihm teilen und die russischen Sicherheitsinteressen respektieren. Ich hoffe, dass wir diesen Diskurs machen können. Frau Krone-Schmalz ist ja führend in dieser Diskussion und deshalb ist es ja wichtig, dass sie diesen Preis bekommt. (...)

Auch Deutschland wollte 1940 seinen Konflikt mit England beendet haben, eigentlich wollte auch das Deutsche Reich gar keinen Konflikt mit dem Westen. *

* Deutschland 1940 und Russland 2023 sind fast austauschbar

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 26. Jul 2023, 08:33


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Madner Kami
Beitrag 26. Jul 2023, 09:19 | Beitrag #2168
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 5.019



Gruppe: Members
Mitglied seit: 26.07.2008


Ich frag mich immer, woher der Wunsch nach der Achse Lisabon-Moskau kommt. Was will man mit Russland als Handels- und Bündnispartner? Was erhofft man sich davon mit einem solchen Staat zu paktieren?


--------------------
"If you get shot up by an A6M Reisen and your plane splits into pieces - does that mean it's divided by zero?" - xoxSAUERKRAUTxox
 
Slavomir
Beitrag 26. Jul 2023, 09:44 | Beitrag #2169
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 1.217



Gruppe: Members
Mitglied seit: 19.07.2010


ZITAT(Madner Kami @ 26. Jul 2023, 10:19) *
Ich frag mich immer, woher der Wunsch nach der Achse Lisabon-Moskau kommt. Was will man mit Russland als Handels- und Bündnispartner? Was erhofft man sich davon mit einem solchen Staat zu paktieren?

Gegengewicht zu USA aus reinem nicht rationellem Antuamerikanismus/Antiimperialismus/ etc.
 
Glorfindel
Beitrag 26. Jul 2023, 09:52 | Beitrag #2170
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Das hat u.a. mit dem sog. Russland-Komplex zu tun.
ZITAT(Glorfindel @ 20. Mar 2023, 12:21) *
Der Historiker Gerd Koenen schrieb von Russland-Komplex, als er auf die enge Verbindung tiefer deutscher Ängste mit überschwänglicher Bewunderung gegenüber Russland (allerdings in der Zeit bis 1945) hinwies. Sein diesbezügliches Buch hat er allerdings um ein Kapitel betreffend Ukraine-Krieg erweitert.

In der Bewunderung wird Russland zum deutschen Sehnsuchtsort, in den deutsche Philosophen und Dichter ihre romantischen Utopien einer anderen, besseren, nicht-westlichen Welt hineinprojizieren. Zum Teil stimmt das heute tatsächlich noch, wenn man da so die Äusserung einiger Russland-Bewunderer anschaut. Guérot ist auch so ein Fall. Da wird ein Russland gesehen, dass es so nicht gibt und mit der Realität nichts gemein hat.


ZITAT(Prof. Ulrike Guérot)
Insbesondere was das friedliche Zusammenleben unterschiedlichster Religionen und Kulturen angeht, verfügt der Vielvölkerstaat Russland gegenüber der EU über einen enormen Erfahrungsvorsprung.

Das ist eine so brutale Verklärung der Realität, wenn man sich anschaut, mit welchen kolonialen Methoden Russland mit seinen Minderheiten umgeht. Ich glaube, in Europa würde es da Bespiele geben, für ein Miteinander von verschiedenen Kulturen und Religion, die näherliegend und besser wären.


Ich glaube, dass zu dieser Verklärung von Russland noch Antiamerikanismus dazu kommt.. Man glaubt, dass Europa abhängig von den USA sei und dass sich Europa emanzipieren müsse und dies nur mit Russland geschehe. Nicht wenige, auch bedeutende Deutsche, glauben, dass es eine ganz besondere Verbindung zwischen Deutschland und Russland gebe (was auch nicht völlig falsch ist) und dass es die Aufgabe von Deutschland sei, diese Verbindung zu erhalten oder wieder aufzubauen.

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 26. Jul 2023, 09:52


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Madner Kami
Beitrag 26. Jul 2023, 14:42 | Beitrag #2171
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 5.019



Gruppe: Members
Mitglied seit: 26.07.2008


ZITAT(Glorfindel @ 26. Jul 2023, 10:52) *
Das hat u.a. mit dem sog. Russland-Komplex zu tun.
ZITAT(Glorfindel @ 20. Mar 2023, 12:21) *
Der Historiker Gerd Koenen schrieb von Russland-Komplex, als er auf die enge Verbindung tiefer deutscher Ängste mit überschwänglicher Bewunderung gegenüber Russland (allerdings in der Zeit bis 1945) hinwies. Sein diesbezügliches Buch hat er allerdings um ein Kapitel betreffend Ukraine-Krieg erweitert.

In der Bewunderung wird Russland zum deutschen Sehnsuchtsort, in den deutsche Philosophen und Dichter ihre romantischen Utopien einer anderen, besseren, nicht-westlichen Welt hineinprojizieren. Zum Teil stimmt das heute tatsächlich noch, wenn man da so die Äusserung einiger Russland-Bewunderer anschaut. Guérot ist auch so ein Fall. Da wird ein Russland gesehen, dass es so nicht gibt und mit der Realität nichts gemein hat.


ZITAT(Prof. Ulrike Guérot)
Insbesondere was das friedliche Zusammenleben unterschiedlichster Religionen und Kulturen angeht, verfügt der Vielvölkerstaat Russland gegenüber der EU über einen enormen Erfahrungsvorsprung.

Das ist eine so brutale Verklärung der Realität, wenn man sich anschaut, mit welchen kolonialen Methoden Russland mit seinen Minderheiten umgeht. Ich glaube, in Europa würde es da Bespiele geben, für ein Miteinander von verschiedenen Kulturen und Religion, die näherliegend und besser wären.


Ich glaube, dass zu dieser Verklärung von Russland noch Antiamerikanismus dazu kommt.. Man glaubt, dass Europa abhängig von den USA sei und dass sich Europa emanzipieren müsse und dies nur mit Russland geschehe. Nicht wenige, auch bedeutende Deutsche, glauben, dass es eine ganz besondere Verbindung zwischen Deutschland und Russland gebe (was auch nicht völlig falsch ist) und dass es die Aufgabe von Deutschland sei, diese Verbindung zu erhalten oder wieder aufzubauen.


Russland ist Teil Europas und es wäre erstrebenswert, wenn das Land Teil der europäischen Zukunft und des gesamteuropäischen Projekts wird. Aber, Antiamerikanismus hin oder her, man muss doch sehen, dass mit dem heutigen Russland kein Blumentopf zu gewinnen und keine friedliche Koexistenz möglich ist. Selbst dem Verstrahltesten sollte doch bewusst sein, was für ein kaputtes und korruptes Land das ist. Was will man damit als Partner? Russische Mafia importieren? Selbst wenn man sich auf das "Amerika hat den Krieg angezettelt"-Argument einlässt, steht dann immernoch die Kleptokratie Russland da...

Der Beitrag wurde von Madner Kami bearbeitet: 26. Jul 2023, 14:43


--------------------
"If you get shot up by an A6M Reisen and your plane splits into pieces - does that mean it's divided by zero?" - xoxSAUERKRAUTxox
 
Glorfindel
Beitrag 26. Jul 2023, 15:54 | Beitrag #2172
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Bin auf folgenden Artikel aus dem Jahre 2015 von Koenen gestossen (wobei ich ihn etwas gekürzt habe), welcher nach wie vor ziemlich aktuell ist.

Koenen beschreibt ein Jahr nach der Annexion der Krim und des Ausbruchs des Konflikts im Donbass, dass Wladimir Putin entschlossen sei, den Zerfall der UdSSR zu korrigieren. Er strebe nach einem historischen Projekt, um Russland als Grossmacht wiederherzustellen. Die Ukraine spiele dabei eine zentrale Rolle als unverzichtbares Kernstück.

Koenen betont, dass Moskau die territoriale Integrität der Ukraine nicht respektiert und durch die Separatisten das Land destabilisiert. Sogar eine "finnlandisierte" Ukraine als demokratischer Staat mit EU-Assoziation wäre für Russland nicht akzeptabel.

Die USA zeigen geringes Interesse an dem Konflikt, während die EU und NATO zusammenhalten, aber unter Druck der vielen Krisen Risse zeigen. Die deutsche Regierung Merkel/Steinmeier versuche krampfhaft als Vermittler aufzutreten, aber die eigentlichen Proben stünden noch bevor.

Koenen warnt vor der russischen Propaganda, die an historische Affekte und Mentalitäten der Deutschen anknüpfen könne und Deutschland somit anfällig für Manipulationen sei. Viele Deutsche seien nur zu gerne bereit, die Legende zu glauben, Deutschland hätte damals Gorbatschow für die Wiedervereinigung versprochen, dass es keine NATO-Osterweiterung gebe - wie das Deutschland sowas hätte versprechen können. Koenen kritisiert, dass viele Deutsche zudem bereit seien, Russland eine Sicherheits- und Einflusszone zuzugestehen, die an die Ribbentrop-Molotow-Pakt-Zeit erinnert. Viele Deutschen würden zudem sämtliche im Osten durch die Deutschen verursachten Verbrechen Russland aufs politische und moralische "Habenkonto" setzen (und dabei die anderen Völker Osteuropas wie Polen, Balten, Juden usw. vergessen).

Dann geht er auf einen Text von Baberowski ein, welcher Verständnis für Putin zeigt und ausführt, dass die Russen statt Demokratie und Chaos lieber Diktatur und Ordnung wählen. Koenen entgegnet dabei, dass Putin 15 Jahre Zeit gehabt hätte, einen Rechtsstaat aufzubauen, dies aber versäumte.

Koenen kritisiert insbesondere, dass Deutschland sich in der Vergangenheit oft Russland zugeneigt zeigte, ohne die Wurzeln von dessen imperialen Ambitionen zu verstehen.

Schliesslich beschäftigt sich Koenen mit der Selbstwahrnehmung Russlands und betont, dass das Land sich nicht seinen eigenen Herausforderungen und Fehlern stellt, sondern nach äußeren Feinden sucht. Es wird betont, dass der Westen Russland zwar verstehen soll, aber gleichzeitig die Aggression gegen die Ukraine nicht rechtfertigt und auf die imperialen Ambitionen Putins nicht eingehen sollte. Standhaftigkeit sei erforderlich, bis das neoimperiale Projekt von Putin an seine Grenzen stoße.

ZITAT(Dave76 @ 22. Mar 2015, 18:37) *
ZITAT
Russland
Was Putin treibt

Der Historiker Gerd Koenen beklagt, dass die Deutschen nicht begreifen, wie es um Russland wirklich steht. von Gerd Koenen

DIE ZEIT N° 12/2015 - 21. März 2015

(...)
Ein Jahr nach der (...) Annexion der Krim und der Entfesselung eines (...) von Russland geführten Sezessionskriegs im Donbass gibt es wenig Zweifel, dass Wladimir Putin entschlossen ist, den Zerfall der UdSSR, zu korrigieren. (...) Das (...) ist sein historisches Projekt, mit dem er in die Geschichtsbücher eingehen will: als Wiederaufrichter Russlands (...).

Es stellt die vertraglich fixierte Staatenordnung dieser nachsowjetischen Weltregion infrage und verleiht auch dem an sich vernünftigen Projekt einer Eurasischen Union den Charakter einer imperialen Neugründung. Und die Ukraine ist darin das unverzichtbare Kernstück, der Königshappen.

Daher wird die in Minsk unterschriebene Verpflichtung, die territoriale Integrität des Nachbarlandes zu respektieren (minus der Krim), zunächst auf den Versuch hinauslaufen, dieses fragile Staatswesen im Ganzen zu lähmen und zu desorganisieren, eben mithilfe der Separatisten (...). Diese hochgerüsteten Ministaaten haben sich selbst als das Piemont eines von Putin ins Spiel gebrachten neuen Staatswesens namens "Neurussland" proklamiert, mit eigener Fahne und eigenem Parlament. Und dass auf den im Netz kursierenden "historischen Karten" die Grenzen dieses Nebenreichs von Charkiw über Dnipropetrowsk und Mariupol bis Odessa reichen, wo sie Anschluss an das russische Militärprotektorat Transnistrien finden sollen, kann zumindest als konstante Drohung und Katalysator einer "hybriden" verdeckten Kriegführung in diesen Städten und Gebieten dienen. Fest steht jedenfalls eines: Selbst eine "finnlandisierte" Ukraine als ein demokratisch verfasstes, mit der EU assoziiertes, womöglich prosperierendes Staatswesen kann und will Moskau nicht hinnehmen.

Die USA sind entgegen allen Behauptungen an diesem Konflikt auf fatale Weise desinteressiert (...) Die EU und die Nato halten bisher in bemerkenswerter Weise zusammen, aber die Risse und Bruchstellen sind unter dem Druck der vielen Krisen leicht auszumachen. Sie auszutesten ist jedenfalls das weiter gehende, parallele Ziel der weltpolitischen Machtprobe, auf die Putin es jetzt anlegt.

In dieser Situation hat die Regierung Merkel/Steinmeier eine beachtliche Standfestigkeit mit nachgerade heroischen Bemühungen verbunden, soweit irgend möglich als Vermittler und Dolmetscher zu dienen (...) Man will den Gesprächsfaden (den historischen "Draht nach Moskau") nicht völlig abreissen lassen, versucht zeitgleich, rote Linien zu ziehen (...)

Aber die eigentlichen Proben aufs Exempel der deutschen Standfestigkeit stehen uns erst bevor. (...) Nur ist das Strickmuster des Informationskriegs, den Putins Russland offensiv führt, mittlerweile viel ausgeklügelter als das der sowjetischen Propaganda (...) das Instrument liefern wie eh und je wir selbst: die demokratischen Öffentlichkeiten des Westens, die den Moskauer Virtuosen samt Titelstorys, Talkshowbühnen und Internetplattformen zur Verfügung stehen - demokratische Selbstverständlichkeiten, die der Kreml seinen Kritikern keine Minute lang gönnt.

(...) wenn diese Propaganda Wirkung erzielt, dann deshalb, weil die neue, hybride Moskauer Weltpolitik an viele aktuelle und historisch verwurzelte Affekte, Mentalitäten und Erfahrungen ihrer Adressaten anknüpfen kann. Dafür ist Deutschland noch immer ein potenziell fruchtbarer Boden.

Dazu gehört an erster Stelle eine Kriegsangst und Konfliktscheu, die eine historisch erworbene zivilisatorische Errungenschaft ist - allerdings nur, insoweit dies nicht bedeutet, sich wohlstandschauvinistisch abzuschirmen und gutschweizerisch im Trockenen zu halten. (...) So blieb diese Politik in vielem blind für das Wachstum der Oppositionen und die Zerfallsprozesse in der sowjetischen Machtsphäre, die zum Umbruch von 1989 geführt haben.

Umso mehr haben die Deutschen Michail Gorbatschow verehrt wie keinen anderen ausländischen Staatsmann (...) ohne bis zum heutigen Tag zu begreifen, warum Gorbatschow in Russland der verhassteste aller ehemaligen Führer der UdSSR ist. Er wird dort aus denselben Gründen gehasst, aus denen die Deutschen ihn so verehren: als Überwinder des Kalten Kriegs und als Paten der deutschen Einheit. Viele hierzulande sind auch nur zu gern bereit, Putins Dolchstosslegende zu glauben: dass Helmut Kohl es Gorbatschow damals in die Hand versprochen habe, dass "die Nato nicht vorrücken werde" - als hätte ein deutscher Kanzler einem sowjetischen Staatschef garantieren können oder dürfen, dass für die deutsche Einheit den gerade sich befreienden Ländern Mittelosteuropas ihre in UN-Chartas und OSZE-Abkommen verbrieften Rechte auf Bündnisfreiheit und letztlich auf volle Souveränität zu verwehren seien! Eine Vorstellung, die so ahnungslos wie abgründig ist.

Ja, die stets beschworenen "Lektionen der Geschichte"! Wie glatt das geht, dass ein Gutteil der so geschichtsbewussten Bundesdeutschen bereit ist, dem heutigen Russland eine Sicherheits- und Einflusszone zuzugestehen, die in etwa dort verläuft, wo Ribbentrop (...) und Molotow (...) im August 1939 die Landkarte des östlichen Europa vom Baltikum quer durch Polen bis nach Rumänien geteilt haben. Diese Teilung Europas verlief entlang sehr alter grossdeutscher wie grossrussischer Mentalitätslinien. In Berlin wie in Moskau galten die (...) neuen Staaten Mittelosteuropas nur als ein (...) Cordon sanitaire, den die Revisionspolitiken der Weimarer Republik und der Sowjetunion gemeinsam zu durchbrechen suchten. (...) in der Formel vom störenden und künstlichen Cordon sanitaire, hat das Konstrukt einer angeblich "vorrückenden" Nato, die Russland von Europa und namentlich von Deutschland abriegeln wolle, seinen direkten historischen Vorläufer.

(...) In der tradierten Weltkriegserfahrung der Deutschen ist "Stalingrad" zur zentralen Metapher geworden. Wenn "Auschwitz" die Chiffre einer abstrakten Beschämung ist, aus der politisch nichts Eindeutiges folgt, und wenn "Dresden" als metaphysisches Strafgericht im deutschen Zivilbewusstsein eine eigentümliche Mischung aus bereitwilliger Unterwerfung und untergründigem Ressentiment hinterlassen hat, dann ist "Stalingrad" noch mit der sinnlichsten Anschauung gefüllt. In dieser Chiffre trifft sich das deutsche Durchschnittsbewusstsein mit dem neuen russischen Geschichtsdiskurs: Alle "im Osten" damals begangenen Kriegsverbrechen, ob in Polen oder im Baltikum, in Weissrussland oder in der Ukraine, und alle die immensen im Grossen Vaterländischen Krieg erbrachten Opfer der vielen Völker der UdSSR werden moralisch und politisch einem ewigen, mythischen "Russland" aufs historische Habenkonto gesetzt - genauso, wie Putin das heute für sich und sein Restimperium reklamiert.

Nur so ist es ihm überhaupt möglich, eine Politik verdeckter Aggression und offener Landnahme unter dem Banner des "Kampfs gegen den Faschismus" in der Ukraine zu führen. Erstaunlich viele Bundesbürger sind bereit, ihn darin mindestens "zu verstehen" - und so der Klarheit des gegenwärtigen Moments, die uns blendet und (zu Recht) ängstigt, auszuweichen.

"Russland verstehen" kann aber gerade nicht heissen, das, was vor unseren Augen geschieht, zu verleugnen oder wegzudiskutieren - sondern zu verstehen, was Putin und seine Machtelite im Kern antreibt. (...) Natürlich kann man hundert Versäumnisse der europäischen Politik gegenüber Russland herunterbeten, und man kann alle möglichen Rechtsbrüche, Anmassungen und Verbrechen der amerikanischen Weltpolitik aufzählen. Aber nichts davon rechtfertigt die Aggression gegen die Ukraine. Und nichts davon gibt ernstlich Anlass für die paranoiden Weltkonstruktionen, in die Putin und seine Ideologen sich und ihr Volk, und per Aussenpropaganda uns alle, jetzt einspinnen.

Jörg Baberowski hat in seinem Text "Der Westen kapiert es nicht" (...) mit einer ziemlich radikalen (...) Argumentation dafür plädiert, Russland bei der Wiederaufnahme seiner "imperialen Mission" am besten freie Hand zu lassen. (...)

(...) die grosse Mehrheit der Russen (habe) angesichts der Erfahrungen der Anarchie der neunziger Jahre eine "Diktatur" wie die Putins gern in Kauf genommen. Denn: "Das Ende der Demokratie war der Preis, der dafür entrichtet werden musste", dass eine gewisse "Ordnungssicherheit" wiederhergestellt und der Wohlstand gehoben werden konnte. Ewig herumzunörgeln, dass die grosse Mehrheit der Russen eine autoritäre einer liberalen Gesellschaftsordnung vorziehe, verstärke nur ihre Gefühle einer "tiefen Demütigung". Die westlichen Politiker und Journalisten kapierten einfach nicht, "dass Imperien andere Interessen verfolgen als Nationalstaaten, dass pluralistische Gesellschaften auf Voraussetzungen beruhen, die mühsam erarbeitet werden müssen".

Man kann natürlich fragen, wer Russland und Putin, der jetzt 15 Jahre regiert hat, daran gehindert hat, diese "Voraussetzungen" zu schaffen. Und ist die Kombination von "Diktatur", einem retortenhaften Pseudokonservativismus und einer aufgefrischten "imperialen Mission" wirklich das, was das Land jetzt braucht - oder nicht eher das Gegenteil? Hat nicht gerade Baberowski uns in seinen Arbeiten über die bolschewistische und stalinistische Nationalitätenpolitik (...) eindrücklich gezeigt, in welchem Grade die Wiederzusammenführung des "Imperiums" auf einer Vergewaltigung der russischen wie der nichtrussischen Bevölkerung beruht hat?

Dass der Westen Russland nicht versteht, mag sein. Aber versteht Russland sich selbst? Oder ist nicht vielmehr sein Kardinalproblem, dass es weder in der Lage noch dazu bereit ist, dem ins Gesicht zu schauen, was es sich zu einem grossen Teil selbst angetan hat, und wirklich zu verstehen, was die Gründe seines erneuten, ureigenen historischen Scheiterns gewesen sind? Stattdessen wird wieder fanatisch nach äusseren Feinden und deren inneren Agenten und "fünften Kolonnen" gefahndet. Sollte dieses Syndrom Jörg Baberowski nicht allzu bekannt vorkommen? (...)

Es ist wahr: Nicht wenige haben sogar diesen zaghaften Versuch einer kritischen Revision ihrer Geschichte und ihrer Biografien bereut, als die Sowjetunion, die nun einmal ihre Lebenswelt gewesen war, in der Ära Jelzin über Nacht zusammenbrach und mit ihr die bescheidenen materiellen Sicherheiten und Ersparnisse verschwanden. Dieser katastrophische Umbruch geschah in Wirklichkeit ganz von innen heraus, ohne nennenswerte äussere Feinde. Und genau das war für viele, vielleicht die meisten, allein als Gedanke unerträglich. Schon damals (...) hat das eine Unmenge trüber Verschwörungstheorien (...) nach oben gespült. Die Supermacht UdSSR war "im Felde unbesiegt" - und doch gefallen. (

(...) man kann aus den Reden Putins und seiner Stichwortgeber eine erstaunliche Zitatologie zusammenstellen, die in vielem eben doch an die deutschen Hysterien dieser Zwischenkriegszeit erinnert. Russland, heisst es da, sei heute wie seit Jahrhunderten das Objekt einer Politik der Eindämmung, die im Grunde darauf abziele, es zu zerstückeln. Dabei sei Russland schon "die grösste geteilte Nation der Welt". Die Russen müssten aufpassen, so Putins obsessive Mahnung, "sich nicht selbst zu verlieren", sonst werde ihr Land "in der Welt aufgelöst werden". Sie müssten zu den "traditionellen Werten" ihrer Geschichte zurückkehren, denen sie alle ihre historischen Siege verdankten.

Nur, was sind die "traditionellen Werte" dieser russisch-sowjetischen Geschichte? Seit Jahren hat Putin persönlich versucht, mithilfe ganzer Stäbe von Spindoktoren und Ideologiedesignern eine neue, hyperpatriotische Staatserzählung zu erarbeiten. In ihr soll alles von der realen Geschichte Russlands und seines 1917 zusammengestürzten und von den Bolschewiki gewaltsam wiederaufgerichteten Imperiums miteinander gepaart werden: der Zar und Stalin, die Kirche und die Geheimpolizei, die weissen Generäle und die roten Kommissare, die namenlosen Opfer des Terrors und ihre willigen Exekutoren. (...) darin bildet sich eben nicht nur ein mentales, sondern auch ein reales Symptom ab, das man ernst nehmen muss: das einer inneren Leere und einer fundamentalen Selbstunsicherheit.

Die heutige Russische Föderation ist, auch nachdem sie sich als Macht- und Territorialstaat berappelt hat, noch immer nur ein Staatswesen mit einem Sozialprodukt, vergleichbar dem Italiens, das zum übergrossen Teil aus Energie- und Rohstoffexporten generiert wird, in zweiter Linie aus Rüstungsgütern (...) eine Art gigantisches Scheichtum mit Raketen und Geschwadern. Es hat sich in der Ära Putin bis tief in die Gesellschaft hinein remilitarisiert, nicht zuletzt in Form paramilitärischer, von Reservisten geführter, von Priestern gesegneter, von Geheimdienstlern instruierter Verbände, die jetzt auch das Rückgrat der Donbass-Verteidiger und Neurussland-Eroberer bilden.

Aber von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat das postsowjetische Russland keine eigene zivile Industriebasis mit den dazugehörigen technologischen und wissenschaftlichen Ressourcen zu erhalten oder neu zu begründen vermocht. Das ist der fundamentale Unterschied gegenüber (...) der Volksrepublik China (...) Wenn Russland von irgendeiner Seite in seinem Bestand gefährdet wäre, dann wohl am ehesten von einem schleichenden friendly take-over durch China. (...)

"Russland verstehen" und der deutsch-russischen Verstrickungen im Krieg wie im Frieden eingedenk sein heisst gerade, sich des fatalen Zirkels bewusst zu werden, in den dieses von seinen imperialen Erbschaften erdrückte, von Phantomschmerzen geplagte Land einzuschwenken wieder im Begriff steht. Und ein sprichwörtlicher Bärendienst ist es, wenn ausgerechnet von deutscher Seite (...) dieses imperial überspannte, zugleich kollabierende und expandierende Staatswesen von Neuem in die Rolle eines Antagonisten amerikanischer oder westlicher Hegemonialansprüche gerückt wird, an der es sich schon mehrfach ruiniert hat.

Alle Angebote für Kooperation, Frieden, gute Nachbarschaft können und dürfen nicht signalisieren, man sei bereit, militärisch geschaffene Fakten schrittweise hinzunehmen. (...) Standhaftigkeit ist erforderlich, bis das neoimperiale Projekt Putins an seine inneren und äusseren Grenzen stösst - die es in Wirklichkeit längst erreicht hat.

http://www.zeit.de/2015/12/russland-wladim...e-imperialismus


Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 26. Jul 2023, 16:29


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Glorfindel
Beitrag 26. Jul 2023, 16:17 | Beitrag #2173
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


ZITAT(Madner Kami @ 26. Jul 2023, 14:42) *
(...)
Russland ist Teil Europas und es wäre erstrebenswert, wenn das Land Teil der europäischen Zukunft und des gesamteuropäischen Projekts wird. Aber, Antiamerikanismus hin oder her, man muss doch sehen, dass mit dem heutigen Russland kein Blumentopf zu gewinnen und keine friedliche Koexistenz möglich ist. Selbst dem Verstrahltesten sollte doch bewusst sein, was für ein kaputtes und korruptes Land das ist. Was will man damit als Partner? Russische Mafia importieren? Selbst wenn man sich auf das "Amerika hat den Krieg angezettelt"-Argument einlässt, steht dann immernoch die Kleptokratie Russland da...

Die von Guérot, Vad, Kujat, Wagenknecht und anderen angedachte "eurasische Partnerschaft zwischen Russland und der EU" wird es mit Putin nie geben. Das ist ein Hirngespinst. Putin hat Angst vor Freiheit und Demokratie und er wird sich im Zweifelsfall immer den autoritär regierten Staaten anschliessen. Umgekehrt sollten sich Demokratien hüten ein zu enges Verhältnis zu Diktaturen einzugehen.

Wenn Frau Professor Guérot noch im Herbst 2022 behauptet, was das friedliche Zusammenleben unterschiedlichster Religionen und Kulturen angehe, verfüge der Vielvölkerstaat Russland gegenüber der EU über einen enormen Erfahrungsvorsprung, so empfinde ich dies angesichts der russischen Geschichte, des russischen Umgangs mit Minderheiten, der Kriege in Tschetschenien und der Ukraine als eine Frechheit. In aller Bescheidenheit: als Bürger der Schweiz ist für mich Russland kein Vorbild, was den Umgang mit anderen Kulturen und Religionen angeht.

Ich weiss nicht, was Guérot reitet, wenn sie solchen Unsinn schreibt. Irgendwann ist sie in ihrem Geiste wohl falsch abgebogen. Ich kann sie jedenfalls nicht ernst nehmen.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
T.Tournesol
Beitrag 26. Jul 2023, 22:58 | Beitrag #2174
+Quote PostProfile CardPM
Fähnrich
Beiträge: 153



Gruppe: Members
Mitglied seit: 06.10.2022


ZITAT(PeterPetersen @ 26. Jul 2023, 08:57) *
...
Wieso hat sie noch einen Professorensitz an einer deutschen Uni?
...
Ihre Uni versucht ja, sie loszuwerden, aber es zieht sich.
Der Spiegel hat was dazu geschrieben, leider hinter der Bezahlschranke.
Prof. Dr. Kokolores (LINK)
ZITAT
»Schon der Anschein, die Wissenschafts- und Meinungsfreiheit nicht zu respektieren, sollte seitens einer Hochschule vermieden werden«, sagt Lambert T. Koch vom Hochschulverband. Eine Rektorin, die selbst mit einem »schwierigen Kollegen« zu tun hatte, formuliert es im Hintergrundgespräch drastischer: »Wenn es um die Wissenschaftsfreiheit geht, muss man eben auch viel Quatsch aushalten.«
 
T.Tournesol
Beitrag 26. Jul 2023, 23:19 | Beitrag #2175
+Quote PostProfile CardPM
Fähnrich
Beiträge: 153



Gruppe: Members
Mitglied seit: 06.10.2022


Trotzdem hat Frau Guérot ordentlich Reichweite. Ihr Buch über die Zeit der Coronapandemie „Wer schweigt stimmt zu“ („eine als Lebensrettung maskierte Kontrollpolitik verspielt, was das Mysterium des Lebens ausmacht“ hmpf.gif ) war immerhin Spiegel Besteller.
(Erschienen im Westend Verlag, mit illustren Autoren von den Nachdenkseiten, Sevim Dagdelen, Sahra Wagenknecht…)

Und es ist ein unheimlicher Kosmos, der sich da auftut, wenn man mal kurz anfängt zu suchen:
Ich hatte neulich auf Youtube nach einem Gespräch Wagenknecht / Florence Gaub bei Maischberger gesucht, was im Grunde wenig Überraschendes brachte („Aber die Verantwortung des NATO-Angriffsbündnis!“), stieß dabei auf einen Kommentar zu dieser Sendung von einer mir bis dato unbekannten Finanz-Youtuberin (Kristina Rieger), die auch mal eben knapp 200k Follower hat, laut Bayerischem Rundfunk gerne Verschwörungsmythen verbreitet und (Überraschung!) die Position von Frau Wagenknecht teilt. Weil ich die Dame nicht kannte, auch gegoogelt, bei Amazon ein Buch gefunden „Das System – wie wir täglich durch (blablabla) manipuliert werden“ (begeisterte Kommentare bis auf „besser in der Altpapiertonne meines Vertrauens entsorgen“) in einem Verlag mit dem Namen „Klarsicht“. Da vermutet man schon nichts Sinnvolles. Es gibt in diesem Verlag ein Kinderbuch „Friedrichs Traum von der Freiheit“ von Ernst Wolff (der in der Corona Krise „ganz offensichtlich einen Finanzfaschistischen Coup“ erkennen konnte) und TADAA – Ulrike Guérot ist dort auch verlegt „Das Phänomen Guérot“ (angebliche symbolische Hinrichtung durch so ziemlich alle Medien, weil sie sich „differenziert“ zu Corona und Ukraine äußert)

Es wäre mal interessant zu erfahren, wie groß eigentlich die Umsätze dieser Verunsicherungsindustrie sind. Das oben ist ja nur ein winziger Ausschnitt dieses Geschäftszweigs, der angeblich „gar nichts mehr sagen darf“, das aber ständig, überall und ausdauernd tut.
confused.gif
 
goschi
Beitrag 26. Jul 2023, 23:45 | Beitrag #2176
+Quote PostProfile CardPM
Herr der Dunkelheit
Beiträge: 36.459



Gruppe: Admin.WHQ
Mitglied seit: 21.04.2002


Spiegel Bestseller wird man allerdings heutzutage mit ~10'000 verkauften Büchern, das ist nicht zwingend beeindruckend viel.


--------------------
Wer zum Denken nachdenkseiten braucht, denkt auch, dass ihm ihm die Tankkarte das tanken abnimmt.

Qui tacet, consentire videtur
ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
Glorfindel
Beitrag 27. Jul 2023, 11:24 | Beitrag #2177
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


@T.Tournesol: Krissy Rieger ist schrill, ihre Titel sehen ähnlich aus wie jene von HistoryLegends, einfach im politische bzw. wirtschaftlichen Bereich mit Anklängen an Verschwörungstheorien, Massnahmekritik, prorussischer Propaganda und Genderdebatte wie:

- Skandal: Zelenskij plant gewaltsamen Einmarsch in russische Dörfer!
- Bakhmut ist gefallen | Ukraine hat den Krieg verloren!
- Der Winter wird duster: USA will Deutsche Wirtschaft zerstören!
- Tagesschau schreicht "Mutter"!
- Grünen-Ideologie: Deutsche sollen Deutschland verlassen!

Ihr Lieblingsgesprächsgast ist Ernst Wolff, der auch bei Webseite Rubikon veröffentlicht (wie auch Guérot).

ZITAT(Wiki)
Ernst Wolff (* 1950 in Tianjin/VR China) ist ein deutscher Autor. Seine oft in sogenannten Alternativmedien veröffentlichten Beiträge mit Kritik an der internationalen Finanzwirtschaft werden als verschwörungstheoretisch und antisemitisch eingeordnet.


Ich denke, sie spricht ein ähnliches Publikum an wie z.B. Ken Jebsen oder Ganser (welcher sie auch heftig verteidigt, genauso wie Guérot, mit der sie ein Interview führt).

Ja, eigentlich ist es besser, wenn man solche Leute gar nicht kennt, es ist Zeitverschwendung. Trotzdem ist natürlich Krissy Rieger - welche immer wieder betont, sie stamme aus der Ukraine (was jedoch nicht belegt ist) - ein Bestandteil der russischen Propagandamaschine, bewusst oder unbewusst, genau so wie auch andere in diesem Chat genannten, namentlich jedoch Guérot, Schwarzer, Wagenknecht. Riegers Beiträge machen jedenfalls den Eindruck als stammten sie direkt aus Prigoschins Trollfabrik.

Zu Brigadegeneral Klaus Wittmann, welcher als Kommentar zum Angriff auf die Krim-Brücke sagte: "Weiter so", sagte Rieger empört: "Das ist eine richtig miese Aussage, würde ich sagen! (...) Ich würde sagen, es ist schamlos, diesen eigentlich terroristischen Angriff auf die Krimbrücke so zu nennen, wo es auch Menschenopfer gab!"

Das ist jetzt OT:

Ich habe solche Aussagen auch von einem amerikanischen sehr rechts stehenden Journalisten gehört: "Wie schlimm, es sind zwei Zivilisten umgekommen bei diesem bösen Angriff!" und Putin hat auch gejammert, weil ein Kinder zum Weisen wurde deswegen. Ich habe für diese zwei Leute, die mit ihrem Kind auf die Krim in den Urlaub fahren, noch weniger Erbarmen als mit europäischen Touristen, welche in ein Krisengebiet fahren und dann entführt werden. Sie hätten es nicht tun müssen und es gibt genügend Bilder, von Militärfahrzeugen, welche über die Krimbrücke gebracht werden.

Wenn also Familie Kulik aus Belgorod in ein Krisengebiet, welches als Aufmarschbasis für einen Angriffskrieg reist und dabei die strategisch wichtigste Brücke zu überqueren hat, dann muss sie es in Kauf nehmen, dass sie zu einem Kollateralschaden eines ukrainischen Angriffes wird. Das russische Maulen, wie böse doch die Ukrainer sind, ist gerade lächerlich. Was glauben die Russen eigentlich? Sie könnten die ganze Zeit die Ukraine bombardieren und niemand würde zurückschlagen? Wer Wind säht, wird Sturm ernten und wer zum Schwert greift, wird durch das Schwert umkommen.




--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
PeterPetersen
Beitrag 3. Aug 2023, 16:33 | Beitrag #2178
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 3.555



Gruppe: Members
Mitglied seit: 09.11.2015


Können wir Stegner in der Überschrift hinzufügen?

ZITAT
Stegner hat Angst vor Eskalation wegen Taurus-Raketen
Ralf Stegner hat schon öfter Angst vor einer Eskalation des russischen Angriffs auf die Ukraine geäußert. Nun hat sich der SPD-Außenpolitiker gegen die Lieferung deutscher Marschflugkörper vom Typ Taurus an die Ukraine ausgesprochen. Deutschlands Interesse sei es auch, »eine Eskalation des Krieges« mit Russland zu vermeiden, sagte Stegner im Deutschlandfunk. Die Taurus-Marschflugkörper hätten eine Reichweite von 500 Kilometern. »Je größer die Reichweite, je größer sind auch die Schäden und im Zweifelsfall die Eskalationsrisiken.«

Der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, hatte diese Woche um die Lieferung der Marschflugkörper gebeten. Politiker von CDU, FDP und Grünen hatten dies unterstützt. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) lehnt eine Lieferung derzeit aber ab.


https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-russ...95-49b520cb6d5a

»Je größer die Reichweite, je größer sind auch die Schäden und im Zweifelsfall die Eskalationsrisiken.«


--------------------
ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
Für alle Anwendungsfälle im "zivilen" Bereich ist eine RPG-7 doch mit einer RGW-90 etc gleichzusetzen.

 
xena
Beitrag 3. Aug 2023, 16:50 | Beitrag #2179
+Quote PostProfile CardPM
Oberstleutnant
Beiträge: 11.914



Gruppe: Members
Mitglied seit: 03.10.2002


Der Logik von Stegner kann ich nicht folgen. Die Größe der Schäden ist unabhängig der Reichweite. Die Frage ist aber, haben die Ukrainer genug verlässliche Zieldaten für eine Waffe wie den Taurus oder Scalp (der schon geliefert wurde)? Durch die Taurus muss jetzt noch ein System in die wenigen Flugzeuge integriert werden, die die Ukraine hat. Die Taurus werden uns fehlen, da wir nicht viele von diesen haben. In einer Aktion wie in Libyen würden uns die paar Taurus genau so schnell aus gehen, wie den Franzosen damals ihre Abwurfwaffen. Wenn man Taurus liefert, dann bitte neue nachbestellen.


--------------------
Schon seit 20 Jahren: Waffen der Welt
 
Glorfindel
Beitrag 3. Aug 2023, 17:14 | Beitrag #2180
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Die Aussage ist wohl aus verschiedenen Gründen Unsinn. Die Ukraine hat SCALP bzw. Storm Shadow, eine mit Taurus vergleichbare Waffe, bereits und setzt sie auch ein und zwar erfolgreich. Die Ukraine setzt diese von SU-27 ein. Natürlich, man hat Angst, dass solche Marschflugkörper gegen die Krimbrücke eingesetzt werden. Ich vermute jetzt einmal, dass die Ukraine die Zusicherung gegeben hat, Storm Shadow nicht gegen die Krimbrücke einzusetzen. Die Schäden sind jetzt nicht so gross von Taurus. Die Ukraine setzt jetzt z.B. auch SS-21 Scarab/9K79 Totschka ein. Die haben einen Bruchteil der Reichweite von Storm Shadow, aber mindestens soviel Bums. Die Wirken aber wohl gegen andere Ziele.

Ich denke, dass man Taurus gegen operative Ziele einsetzen würde und die Chancen, dass damit zivile Ziele in Kernrussland beschossen würde, relativ klein wäre. Aber klar, auf der Krim und in Grenznähe gibt es genügend militärische Ziele, namentlich die Krimbrücke, Luftwaffenstützpunkte, Kommandoposten und Logistikpunkte.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
PeterPetersen
Beitrag 3. Aug 2023, 17:15 | Beitrag #2181
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 3.555



Gruppe: Members
Mitglied seit: 09.11.2015


ZITAT(xena @ 3. Aug 2023, 17:50) *
Der Logik von Stegner kann ich nicht folgen. Die Größe der Schäden ist unabhängig der Reichweite. Die Frage ist aber, haben die Ukrainer genug verlässliche Zieldaten für eine Waffe wie den Taurus oder Scalp (der schon geliefert wurde)? Durch die Taurus muss jetzt noch ein System in die wenigen Flugzeuge integriert werden, die die Ukraine hat. Die Taurus werden uns fehlen, da wir nicht viele von diesen haben. In einer Aktion wie in Libyen würden uns die paar Taurus genau so schnell aus gehen, wie den Franzosen damals ihre Abwurfwaffen. Wenn man Taurus liefert, dann bitte neue nachbestellen.

Man sollte so oder so neue nachbestellen.
Ostukraine ist vermutlich das am meisten gefilmte, gescannte und fotografierte Gebiet aller Zeiten. An Zieldaten wird es dank Satelliten, Drohnen und Co. (in erster Linie von der NATO natürlich) nicht fehlen.

Der Beitrag wurde von PeterPetersen bearbeitet: 3. Aug 2023, 17:31


--------------------
ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
Für alle Anwendungsfälle im "zivilen" Bereich ist eine RPG-7 doch mit einer RGW-90 etc gleichzusetzen.

 
Madner Kami
Beitrag 3. Aug 2023, 17:23 | Beitrag #2182
+Quote PostProfile CardPM
Major
Beiträge: 5.019



Gruppe: Members
Mitglied seit: 26.07.2008


ZITAT(Glorfindel @ 3. Aug 2023, 18:14) *
Die Aussage ist wohl aus verschiedenen Gründen Unsinn. Die Ukraine hat SCALP bzw. Storm Shadow, eine mit Taurus vergleichbare Waffe, bereits und setzt sie auch ein und zwar erfolgreich. Die Ukraine setzt diese von SU-27 ein. Natürlich, man hat Angst, dass solche Marschflugkörper gegen die Krimbrücke eingesetzt werden. Ich vermute jetzt einmal, dass die Ukraine die Zusicherung gegeben hat, Storm Shadow nicht gegen die Krimbrücke einzusetzen. Die Schäden sind jetzt nicht so gross von Taurus. Die Ukraine setzt jetzt z.B. auch SS-21 Scarab/9K79 Totschka ein. Die haben einen Bruchteil der Reichweite von Storm Shadow, aber mindestens soviel Bums. Die Wirken aber wohl gegen andere Ziele.

Ich denke, dass man Taurus gegen operative Ziele einsetzen würde und die Chancen, dass damit zivile Ziele in Kernrussland beschossen würde, relativ klein wäre. Aber klar, auf der Krim und in Grenznähe gibt es genügend militärische Ziele, namentlich die Krimbrücke, Luftwaffenstützpunkte, Kommandoposten und Logistikpunkte.


Wobei das auch schon reichlich makaber bis dämlich ist, wenn man drüber nachdenkt: "Oh, ihr dürft Panzer in die Luft jagen, Kommandoposten, Munitions- und Tanklager, Luftabwehrstellungen, Artillerie, Schiffe und natürlich Generäle und Soldaten, also alles was die russische Armee zu einer Armee macht. Aber wehe, ihr trefft damit diese eine Brücke dort! Wenn ihr das macht, denn bricht der Russe den dritten Weltkrieg vom Zaun!" Jane, ist klar. wallbash.gif

Der Beitrag wurde von Madner Kami bearbeitet: 3. Aug 2023, 17:24


--------------------
"If you get shot up by an A6M Reisen and your plane splits into pieces - does that mean it's divided by zero?" - xoxSAUERKRAUTxox
 
Glorfindel
Beitrag 3. Aug 2023, 18:27 | Beitrag #2183
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


ZITAT(PeterPetersen @ 3. Aug 2023, 16:33) *
Können wir Stegner in der Überschrift hinzufügen?
(...)

Ja, ich habe etwas zu Stegner nachgelesen. Diverse deutsche Medien haben Stegner vor dem 24.2.22 als Putin-Versteher betitelt, u.a. der Spiegel, die Welt, die FAZ und Der Standard. Noch im Januar 2022 meinte er ein westliches Säbelrassen gegenüber Russland zu hören.

ZITAT(DER SPIEGEL @ Januar 2022)
Das größte Handicap für Deutschlands Außenpolitik ist im Moment die Kanzlerpartei SPD. Weite Teile der Partei, das zeigt sich in dieser Krise, sind im Umgang mit Moskau in einer Nostalgie gefangen, die man eigentlich eher von der Linkspartei kennt. Dort ist die Verherrlichung autoritärer Regime an der Tagesordnung: USA böse, Russland gar nicht so schlimm.

Es ist erschreckend, wie viel Realitätsverweigerung in Bezug auf Russland derzeit aus der Kanzlerpartei zu vernehmen ist. Am Wochenende lieferte der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner auf Twitter ein Best-of dieser Geisteshaltung (...)


ZITAT(Ralf Stegner @ 16. Januar 2022)
Beunruhigende Tonlage in den meisten Kommentaren zur Außenpolitik.
Da werden deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine gefordert, im Ton des Kalten Krieges kommentiert und einseitig Aufrüstung und Sanktionsspiralen befördert, wo Diplomatie und Entspannung dringend vonnöten sind.

Stegner sah als Russland seine Truppen an der Grenze zur Ukraine in die Angriffsgrundstellung brachte, nicht die Gefahr durch Russland, sondern ein Säbelrasseln des Westens.

ZITAT(Ralf Stegner @ 22. Januar 2022)
Wettrüsten ist das Gegenteil von dem, was wir jetzt brauchen können. Ziel muss es bleiben, so schwer das nach Putins völkerrechtswidriger Aktion auch erscheinen mag, gemeinsam im Bündnis die Rückkehr an den Verhandlungstisch und eine friedliche Konfliktlösung zu bewirken.

ZITAT(Ralf Stegner @ 24. Februar 2022, 08:44)
Militärisch lassen sich Probleme nicht lösen. Eine neue Eiszeit mit Krieg+ Wettrüsten würde nicht nur europäische Friedensordnung zerstören, sondern auch Ressourcen kosten, die wir für riesige Herausforderungen bei Klimaschutz, Infrastruktur, globalen Problemen dringend brauchen.


Wahrscheinlich könnte man die Liste noch ganz lange fortführen, wenn man den Twitter-Account von Stegner genügend durchforsten würde. Stegner gehört zu jenen, welche Putin/Russland ja nichts anhaben wollten, dem Westen Säbelrasseln vorwarfen und ein "Wettrüsten", er war natürlich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und er sagte, dass einem Waffenstillstand sämtliche andere Ziele unterzuordnen seien.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Glorfindel
Beitrag 3. Aug 2023, 18:28 | Beitrag #2184
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


ZITAT(Madner Kami @ 3. Aug 2023, 17:23) *
ZITAT(Glorfindel @ 3. Aug 2023, 18:14) *
Die Aussage ist wohl aus verschiedenen Gründen Unsinn. Die Ukraine hat SCALP bzw. Storm Shadow, eine mit Taurus vergleichbare Waffe, bereits und setzt sie auch ein und zwar erfolgreich. Die Ukraine setzt diese von SU-27 ein. Natürlich, man hat Angst, dass solche Marschflugkörper gegen die Krimbrücke eingesetzt werden. Ich vermute jetzt einmal, dass die Ukraine die Zusicherung gegeben hat, Storm Shadow nicht gegen die Krimbrücke einzusetzen. Die Schäden sind jetzt nicht so gross von Taurus. Die Ukraine setzt jetzt z.B. auch SS-21 Scarab/9K79 Totschka ein. Die haben einen Bruchteil der Reichweite von Storm Shadow, aber mindestens soviel Bums. Die Wirken aber wohl gegen andere Ziele.

Ich denke, dass man Taurus gegen operative Ziele einsetzen würde und die Chancen, dass damit zivile Ziele in Kernrussland beschossen würde, relativ klein wäre. Aber klar, auf der Krim und in Grenznähe gibt es genügend militärische Ziele, namentlich die Krimbrücke, Luftwaffenstützpunkte, Kommandoposten und Logistikpunkte.


Wobei das auch schon reichlich makaber bis dämlich ist, wenn man drüber nachdenkt: "Oh, ihr dürft Panzer in die Luft jagen, Kommandoposten, Munitions- und Tanklager, Luftabwehrstellungen, Artillerie, Schiffe und natürlich Generäle und Soldaten, also alles was die russische Armee zu einer Armee macht. Aber wehe, ihr trefft damit diese eine Brücke dort! Wenn ihr das macht, denn bricht der Russe den dritten Weltkrieg vom Zaun!" Jane, ist klar. wallbash.gif

Nein. Die Chance, dass der dritte Weltkrieg losgeht, ist wohl klein. Ich vermute einfach, dass Frankreich und Grossbritannien nicht wollen, dass Storm Shadow gegen die Krimbrücke eingesetzt wird. Es wäre nämlich das ideale Ziel und ich erkläre mir so, dass die Krimbrücke nicht mit Storm Shadow angegriffen worden ist. Aber: Je länger der Krieg geht, desto grösser wird die Chance, dass die Krimbrücke in die Luft fliegt.

In der Ukraine selber, hat Russland vermutlich konventionell sehr weit eskaliert. Allerdings besteht ein Problem mit dem Targeting: Man ist nicht in der Lage, genügend militärische Ziele ausfindig zu machen, weshalb die zivile Infrastruktur angegriffen wird, was die militärischen Fähigkeiten der Ukraine weit aus geringer beeinträchtigt, wie wenn man militärische Ziele hätte. Das Bombardieren von Wohnblocks, Restaurants, Einkaufszentren, Kliniken und ähnlichem ist war reiner Terror, aber einen militärischen Nutzen hat es nicht.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
General Failure
Beitrag 3. Aug 2023, 19:44 | Beitrag #2185
+Quote PostProfile CardPM
Fähnrich
Beiträge: 144



Gruppe: Members
Mitglied seit: 27.07.2022


Ich glaube, die Angriffe gegen zivile Ziele haben auch durchaus eine militärische Komponente - man möchte verhindern, daß die Ukraine sich auf den Schutz der militärischen Ziele beschränken kann. Jeder Gepard, der Wohnblocks in Kyiv oder Dnipro schützen muß, fehlt an der Front. Und umgekehrt belastet jeder zusätzliche Flüchtling die Ukraine ökonomisch, so daß sie immer mehr am Tropf des Westens hängt, den Rußlands fünfte Kolonne wiederum durchzuschneiden sucht. Da steht schon ein - sehr zynisches - Kalkül dahinter, jenseits des reinen Terrors. Hybride Kriegsführung, sozusagen.
 
Glorfindel
Beitrag 4. Aug 2023, 16:09 | Beitrag #2186
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


ZITAT
Wir werden in absehbarer Zeit keinen Krieg führen - gegen wen denn auch?

Die Überlegung halt ich teilweise für falsch. Klar, die Ukraine kann das Material benötigen und solange die Russen dort gebunden sind, ist die Gefahr nicht so gross, dass man die Munition anderweitig braucht. Trotzdem ist ein Grundstock an Munition nötig. Das man keine Kriege führen wird auf absehbare Zeit, dass weiss auch niemand und hängt unter anderem auch von einer glaubwürdigen Abschreckung ab. Und zu dieser glaubwürdigen Abschreckung gehört, dass man auch über Munition verfügt. Jetzt schicken und später aufbauen ist der falsche Ansatz, zumal man das, was man nicht hat auch nicht schicken kann. Die Welt wird sicher nicht untergehen, wenn die Bundeswehr ein paar Taurus in die Ukraine schickt, aber man sollte sich schon überlegen, wie viele das man vorrätig haben will und dafür sorgen, dass diese auch da sind. Was die Artilleriemunition betrifft, so scheint es hier nicht gut um die Bundeswehr zu stehen, wenn man den in der Presse herumgeisternden Zahlen glauben mag. Die muss man wohl aufstocken und zwar schon jetzt.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Slavomir
Beitrag 4. Aug 2023, 16:26 | Beitrag #2187
+Quote PostProfile CardPM
Oberleutnant
Beiträge: 1.217



Gruppe: Members
Mitglied seit: 19.07.2010


https://theins.ru/politika/263990


Auf russisch, die Finanzierung der AFD durch Kreml, über den Mittelsmann Sergienko, Wege der Finanzierung (teilweise in Bar) und andere interessante Details.
 
Sensei
Beitrag 4. Aug 2023, 16:50 | Beitrag #2188
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 3.220



Gruppe: Members
Mitglied seit: 22.03.2003


ZITAT(General Failure @ 4. Aug 2023, 17:02) *
ZITAT(xena @ 4. Aug 2023, 15:38) *
ZITAT(400plus @ 4. Aug 2023, 13:22) *
Ja, aber die Frage, ob ein Taurus Stand jetzt am besten an einem ukrainischen Jet hängt oder in einem Depot in Deutschland liegt, hat trotzdem eine recht eindeutige Antwort wink.gif

Ja dann liefern wir doch alle unsere Leo II. Die stehen doch auch nur in der Garage herum und einen Konflikt wo Leos gebraucht werden, ist in absehbarer Zeit auch nicht in Sicht.

Und je entschiedener er dort gestoppt wird, desto mehr Luft haben wir. Ergo alles (!) Bundeswehrmaterial, was die Ukrainer haben wollen & was nicht schon in Einsätzen gebunden ist, per Lend-Lease in die Ukraine, und nach dem Krieg dann kompletter Neuaufbau basierend auf den Erkenntnissen aus ebendiesem. Die jetzige Kleckerpolitik ergibt überhaupt keinen Sinn - der große Konflikt, vor dem man sich immer gefürchtet hat, ist da, aber man scheut sich, das für genau diesen Zweck gehortete Material aus dem Lager zu holen & dorthin zu bringen, wo es nützlich ist - aus Angst, daß was genau passiert?

An sich bin ich SEHR bei dir!

Mit der Einschränkung: man kann und sollte nicht alles schicken.

Sondern:
1. Nur das, was die Ukraine auch haben und übernehmen möchte
2. es braucht einen Grundstock fürs Training und Fähigkeitserhalt
3. Eine gewisse Einsatzfähigkeit der BW braucht es auch weiterhin.
Nicht alles ist BV/LV.
Und es gibt auch noch Länder wie China.
Und friedenssichernde Maßnahmen wie nach einem Pakistan-Indien oder einem Iran-Krieg sind auch weiterhin, auf mittlerer Sicht, möglich.
4. Ein Angriff auf dir NATO/Balten ist auch nicht ganz auszuschließen. Es reicht ja, wenn in (Weiß-)Russland durchdreht ...

Je nach System sind aber noch erhebliche Lieferpotentiale da!
 
Amorphium
Beitrag 5. Aug 2023, 15:47 | Beitrag #2189
+Quote PostProfile CardPM
Fähnrich
Beiträge: 194



Gruppe: Members
Mitglied seit: 13.11.2014


Von dem ganzen Gegenwind hat Guerot scheinbar Intimherpes bekommen
 
Glorfindel
Beitrag 5. Aug 2023, 15:51 | Beitrag #2190
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.046



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Die Aussage des Jahres:
ZITAT
«Ich hatte einen absoluten Hautausschlag. Was eben auch zeigt, dass es zum Teil eine männliche Brutalität war»

ich kann nicht anders
rofl.gif


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
 
 

104 Seiten V  « < 71 72 73 74 75 > » 
Reply to this topicStart new topic


3 Besucher lesen dieses Thema (Gäste: 3 | Anonyme Besucher: 0)
0 Mitglieder:




Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 27. April 2024 - 17:08