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> Der Soldat im Winter (und sein Zeugs)
Funker Andreas
Beitrag 15. Feb 2021, 18:40 | Beitrag #1
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Das Wetter und mehrere Berichte über die neue ganzjährige Kampfbekleidung der Schweizer, haben mich dazu angeregt, über die Kampfbekleidung und -ausrüstung der Soldaten im Winter nachzudenken.
Hierbei beschäftigt mich gerade die Trageweise von Kleidung und Schutzweste. Mir fällt nämlich immer wieder auf, dass nahezu alle Soldaten auch im Winter ihre Schutzweste ÜBER der Winterbekleidung tragen und die neuen Ausrüstungssysteme (auch die der Bw) auf diese Trageweise ausgerichtet sind.

Ich habe im Einsatz (war vor wenigen Jahren ab Anfang Dezember in Afghanisten) festgestellt, dass mir die Trageweise Schutzweste über Uniform im Winter überhaupt nicht zusagt. Für mich hatte diese Trageweise zu viele Nachteile und kaum Vorteile:

Nachteile Schutzweste über Kleidung:
- Wenn man Kleidung wechseln will, muss man die Weste immer wieder aus- und wieder anziehen. Gegebenenfalls muss man auch die Größe umstellen. Im Sommer mit Combat Shirt ist das kein Problem, im Winter kann es sehr lästig und zeitraubend werden.
- Nässeschutzkleidung. Wenn man die Nässeschutzjacke unter der Weste anzieht, hat man eine wasserdichte Barriere zwischen Körper und Weste. Das heißt, dass der Körper entweder überhitzt, wenn man in Bewegung ist, oder man in den Ruhephasen sehr schnell anfängt zu frieren, weil der Schweiß den Körper auskühlt. Und den Reißverschluss zum Auslüften kann man auch nicht mal eben schnell aufmachen.
- Kälteschutzbekleidung. Hier sehe ich das Problem, dass die Kleidung, die Luft speichern und den Körper warm halten soll, durch die Schutzweste komprimiert wird und die Isolierung somit nicht mehr gegeben ist. Außerdem ist hier wieder das Problem, dass der Schweiß in der Kleidung nicht verdunsten kann.
- Die Schutzweste, die im Sommer mit Combat Shirt passte, wird im Winter mit dicker Kleidung zu klein sein.

Vorteil:
- Man kann seine Magazintaschen usw. an der Schutzweste anbringen.


Am Anfang des Einsatzen, also im afghanischen Winter, habe ich viel mit der dienstlichen Ausrüstung herumprobiert. Aber ich konnte mich nicht damit anfreunden, da die Nachteile für mich zu schwerwiegend waren. Gerade die Nachteile, die beim Tragen der Kälte- und Nässeschutzbekleidung auftreten, empfinde ich als schwerwiegend und die waren auch ausschlaggebend, dass ich wieder auf mein seit fast zehn Jahren im Dienst genutztes System zurückgegangen bin.

Ich ging also wieder dazu, die Schutzweste UNTER der Ãœberbekleidung zu tragen.
- Am Körper trug ich ein Kunstfaser-Unterhemd, bei Bedarf darüber einen meiner zwei Woolpower-Pullover (unterschiedliche Dicken).
- Darüber die Schutzweste.
- Darüber meinen privaten umgenähten Smock (Innenfutter raus, Tasche am Hintern und die Taschen rechts und links ab).
- Darüber die Trageausstattung, in meinem Fall ein selbst zusammengestelltes Koppel / Battlebelt / wie-auch-immer.
- Als Zwischen- oder Oberschichten hatte ich dann den dienstlichen Nässeschutz, meine private Woolpower-Jacke und die dienstliche Kälteschutzjacke. Alle sind groß genug, um problemlos über der Weste angezogen zu werden.

Kälte- und Nässeschutzbekleidung kann ich bei diesem System wesentlich flexibler einsetzen. Die Kälteschutzbekleidung wird nicht von der Weste zusammengedrückt und hält mich besser warm, da nur die Kleidung unter der Weste durchgeschwitzt wird. Ich kann den vorderen Reißverschluss zum Lüften öffnen. Bei Bedarf kann ich die Kälteschutz- oder die Nässeschutzjacke über oder unter Smock und Koppel tragen.

Welche Erfahrungen habt ihr im Winter mit Schutzwesten gemacht? Wie arbeitet ihr damit? Gibt es vielleicht Vorteile, die ich bei der Trageweise Weste ÃœBER Kleidung noch nicht erkannt habe?
 
 
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Antworten (1 - 14)
Merowinger
Beitrag 15. Feb 2021, 18:57 | Beitrag #2
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Kunstfaser auf der Haut? Also in der Marine wird das niemand gutheissen.

Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 15. Feb 2021, 18:58
 
Thomas
Beitrag 15. Feb 2021, 22:09 | Beitrag #3
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Die Marine an Bord hat nach Abschaffung der letzten Cabrios (Sauseboote) auch eher weniger Probleme mit Tagelang in der Kälte stehen, sitzen oder liegen.... wink.gif

Da wird es eher kuschlig bei Feuer im Schiff, oder dem guten alten Neustädter Atomgranaten Steckschuß.


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03.03.1980 - 03.02.2024 RIP
verstorben in der Charite Berlin
 
ramke
Beitrag 15. Feb 2021, 23:00 | Beitrag #4
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Meine Erfahrung ist eher: so steht (Stand) es in der zdv, so wird es getragen!


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Nur echt mit "Edit"
 
Funker Andreas
Beitrag 16. Feb 2021, 08:10 | Beitrag #5
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ZITAT(Merowinger @ 15. Feb 2021, 18:57) *
Kunstfaser auf der Haut? Also in der Marine wird das niemand gutheissen.


Der Großteil der Kälte- und Nässeschutzbekleidung des Heeressoldaten der Bundeswehr besteht aus Kunstfaser. Die Hülle der dienstlich gelieferten Schutzweste besteht aus Kunstfaser.
Bis die Hitze durch all das durch ist und ich mir Sorgen um mein Kunstfaserunterhemd machen muss, bin ich schon lange tot.



ZITAT(ramke @ 15. Feb 2021, 23:00) *
Meine Erfahrung ist eher: so steht (Stand) es in der zdv, so wird es getragen!


ZDv gibt es seit Jahren nicht mehr, die wurden schon vor Jahren umbenannt. Und nach der Anzugordnung der Bundeswehr darf man nicht gehen. Wenn ich mich recht entsinne, steht da nicht einmal die Kälteschutzjacke von Flecktarn von Carinthia drin. Und die Jacke wird schon seit mehreren Jahren ausgegeben.



Können wir jetzt wieder zum Thema zurückkehren?
 
stoenggi
Beitrag 16. Feb 2021, 08:14 | Beitrag #6
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Das war genauso meine Erfahrung als wir von den Splitterschutz-Westen auf eine einfache Schutzweste umgerüstet wurden. Im Winterdienst am liebsten Shirt, evtl Rollkragenpulli und dann die Weste. Darüber dann Kälteschutz usw. und dann die Gefechtsweste. Dadurch waren nicht alle Wärmeschützenden Kleidungsstücke durchgeschwitzt, der Wärmehaushalt wesentlich besser zu managen.

Btw: Bei vielen Kevlar-Paketen in den Westen ist de rSchutz im Nassen Zustand heruntergesetzt. Insofern müsste der Nässeschutz oft eh darüber getragen werden.
 
Famas
Beitrag 16. Feb 2021, 10:53 | Beitrag #7
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Ind em Zusammenhang sieht man immer wieder Bilder von Soldaten, die scheinbar ihr normales Outfit (Combatshirt + PC) tragen und eine Winterjacke darüber tragen, die einfach vorne offen gelassen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das gesund ist, bzw wirklich vor dem Auskühlen bewahrt.


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Den Landefall führt der Fallschirmjäger im Liegestütz durch. Das Messer verbleibt dabei im Mund.
 
Funker Andreas
Beitrag 16. Feb 2021, 13:20 | Beitrag #8
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Das kann durchaus zweckmäßig sein, um sich in Ruhephasen warm zu halten. Wenn es dann wieder losgeht, kann man die Jacke ausziehen und überhitzt dann nicht.
 
Nite
Beitrag 16. Feb 2021, 18:47 | Beitrag #9
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ZITAT(Funker Andreas @ 16. Feb 2021, 13:20) *
Das kann durchaus zweckmäßig sein, um sich in Ruhephasen warm zu halten. Wenn es dann wieder losgeht, kann man die Jacke ausziehen und überhitzt dann nicht.

Das.

Macht man ja bei anderen hochintensiven Tätigkeiten im Winter nicht anders.


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#flapjackmafia #GuaranaAntarctica #arrr #PyramidHoneyTruther
 
Funker Andreas
Beitrag 17. Feb 2021, 08:57 | Beitrag #10
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ZITAT(stoenggi @ 16. Feb 2021, 08:14) *
Das war genauso meine Erfahrung als wir von den Splitterschutz-Westen auf eine einfache Schutzweste umgerüstet wurden. Im Winterdienst am liebsten Shirt, evtl Rollkragenpulli und dann die Weste. Darüber dann Kälteschutz usw. und dann die Gefechtsweste. Dadurch waren nicht alle Wärmeschützenden Kleidungsstücke durchgeschwitzt, der Wärmehaushalt wesentlich besser zu managen.

Btw: Bei vielen Kevlar-Paketen in den Westen ist de rSchutz im Nassen Zustand heruntergesetzt. Insofern müsste der Nässeschutz oft eh darüber getragen werden.


Ich habe es damals auf meinem Feldwebellehrgang (war im tiefsten Winter) kennengelernt. Seitdem trage ich die Schutzweste unter der Oberbekleidung, vom Combat Shirt im Hochsommer mal abgesehen.
Bei den Bundeswehr-Schutzwesten ist die Weichballistik in einer wasserdichten Hülle. Das Problem fällt also weg.
Trotzdem ändert es nicht daran, dass sich die Schutzwestenhülle bei Regen gerne mit Wasser vollsaugt. Da hilft dann wieder die Nässeschutzjacke.
 
Elster
Beitrag 17. Feb 2021, 16:34 | Beitrag #11
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ZITAT(Funker Andreas @ 15. Feb 2021, 18:40) *
- Darüber meinen privaten umgenähten Smock (Innenfutter raus, Tasche am Hintern und die Taschen rechts und links ab).
- Darüber die Trageausstattung, in meinem Fall ein selbst zusammengestelltes Koppel / Battlebelt / wie-auch-immer.


Das klingt nach einer zweckmäßigen Lösung! Hast du von Smock und Trageausstattung noch Fotos? Das würde mich mal interessieren.




Hier mal ein Bild von der Schutzweste Infanterie modifiziert (Quelle), die momentan in den Einsätzen getragen wird. Neben dem schmaleren Schnitt sieht man auch noch die zugehörige Chest Rig. Man kann also seine Taschen direkt an der Weste befestigen oder die Weste unter der Oberbekleidung tragen und dann die Chest Rig anziehen. Das halte ich für eine sinnvolle Möglichkeit.
 
Funker Andreas
Beitrag 17. Feb 2021, 17:00 | Beitrag #12
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Ausrüstung
Das war meine Ausrüstung am Anfang des Einsatzes, an einem milden Tag. Die dienstliche Kampfjacke, lang wurde bald darauf durch den umgenähten Smock ersetzt. Aktuelle Bilder kann ich erst einstellen, wenn ich in ein paar Wochen wieder in der Kaserne bin.

Die Schutzweste, modifiziert hatte ich auch im Einsatz. Die ist schon ein Fortschritt, allerdings auch schon wieder technisch veraltet. MOLLE wird mittlerweile eingelasert (dadurch sind moderne Westen auch weniger voluminös), das Chest-Rig wird nur noch mit zwei Steckschnallen und Klett angebrach und der Schnellabwurf ist viel zu umständlich.
Außerdem hat mich gestört, dass es die Anschlagshilfen (ich glaube, so heißen die) nur für eine Seite beiliegen. Wenn man mit der schwachen Seite schießen muss, rutscht die Schulterstütze auf der Weste herum und hat keinen Widerstand.
 
Elster
Beitrag 17. Feb 2021, 21:44 | Beitrag #13
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Okay, das sieht schön leicht und beweglich aus wink.gif

Das Fazit zur Schutzweste sehe ich ebenso. Das Ding ist weit davon entfernt, perfekt zu sein. Aber immerhin ist sie ein großer Fortschritt im Vergleich zu ihren Vorgängern!
 
W.-Brandt
Beitrag 17. Feb 2021, 22:31 | Beitrag #14
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Das Panel und die Schnallen kann man weg machen was die meisten auch machen. Auch ist die Weste identisch zur IdZ-ES Weste.
Beim A0 rutscht es noch aber mit dem A3 und der Konvexen Gummi Auflage an der Schulterstütze braucht man auch die beiden Anschlagshilfen nicht und setzt die Schulterstütze direkt auf die Platte.
 
Funker Andreas
Beitrag 18. Feb 2021, 09:19 | Beitrag #15
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ZITAT(Elster @ 17. Feb 2021, 21:44) *
Okay, das sieht schön leicht und beweglich aus wink.gif



Die Schutzweste war nur ein bisschen leichter, das meiste Gewicht kommt ja von der Ballistik. Und ob mein Koppel so viel leicht war, im Vergleich zu Chest-Rig und Pistolengürtel oder Oberschenkelholster, glaube ich auch nicht.
Aber ich habe das Gewicht besser über den ganzen Körper verteilt. Statt das ganze Gewicht am Oberkörper zu tragen und somit auch die Wirbelsäule mit dem ganzen Gewicht zu belasten, wird das Gewicht des Koppels auf die Hüfte verteilt, wie beim Beckengurt eines Rucksacks. Außerdem kann ich darüber meine Kälteschutzjacke ziehen und komme trotzdem noch gut an alle Taschen ran.

Nachteil hier ist natürlich, dass man nicht unbedingt bequem in Fahrzeugen sitzt.



ZITAT(W.-Brandt @ 17. Feb 2021, 22:31) *
Das Panel und die Schnallen kann man weg machen was die meisten auch machen. Auch ist die Weste identisch zur IdZ-ES Weste.
Beim A0 rutscht es noch aber mit dem A3 und der Konvexen Gummi Auflage an der Schulterstütze braucht man auch die beiden Anschlagshilfen nicht und setzt die Schulterstütze direkt auf die Platte.


Ich hatte dann wohl noch die erste Version. Ich habe meine Weste erst im Einsatz bekommen und dazu dann die alten IdZ-Taschen und die -Ãœberwurfweste. Meine Nachfolger hatten schon die Westenn mit MOLLE-Taschen.
Die neue Schulterstütze kam dann auch erst zum Ende des Einsatzes. Die gefiel mir sehr gut, allein schon das konvexe Gummipolster ist eine große Verbesserung.
 
 
 

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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 28. March 2024 - 12:51