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> Twitter..., ausgelagert aus dem PuG
muckensen
Beitrag 13. Dec 2023, 01:46 | Beitrag #151
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Twitter kann gar nicht früh genug in der Versenkung verschwinden, finde ich. Schon vor Elon Musk war die Plattform eine Gefahr für die Demokratie – und genauso ironisch wie die Tatsache, dass die Öffentlichkeit erst angesichts von Musks Konversion vom Liebling der Grünen zum Trumpisten darauf aufmerksam geworden ist, ist der Umstand, dass Twitter überhaupt zum Feindbild der Rechten in den USA mutieren konnte.

Denn selbst wenn es Jack Dorsey ernst gewesen sein sollte damit, Hasspropaganda und Falschinformation zu bekämpfen, wirklich funktioniert hatte das schon unter seiner Ägide nicht (und vielleicht ist es auch gar nicht möglich, diese Datenflut wirksam zu durchkämmen und einen Instant Microblogging-Dienst zu betreiben). Unter Dorsey hat man publikumswirksam ein paar Demagogen gesperrt, trotzdem konnte z.B. der Islamische Staat Twitter die ganze Zeit über nutzen, von rechts- und linksextremen Propagandisten nicht zu reden. Manchmal waren selbst Hinrichtungsvideos tagelang verfügbar, trotz vielfachen Meldungen der User.

Meiner Meinung nach hat der "Arabische Frühling", bei dem Twitter eine – überschätzte – Rolle spielte, den Westen blind gemacht für die Gefahr, die von Twitter ausging und ausgeht – eine Gefahr, die noch ignoriert wurde, als die ersten Demagogen schon auf Twitter ihre Gefolgschaft sammelten oder Aufmerksamkeitshuren live Abstimmungsergebnisse geheimer Wahlen aus unseren Parlamenten posteten. Plötzlich war Twitter die Zukunft der Demokratie, und ein Gutteil des politischen Miteinanders wurde virtuell an einen Anbieter ausgelagert, der sein Geld damit verdient, Nutzerdaten zu "verwerten", und der zum Missbrauch geradezu einlädt.

Twitter baut auf kürzesten Textschnipseln auf, verbreitet durch einen auf (einträglichen) Krawall gebürsteten Algorithmus, Komplexes bis zur Unkenntlichkeit verstümmelnd und den Kontext in der Timeline ausblendend. Das trägt nicht nur zur schrumpfenden Aufmerksamkeitsspanne der Menschen bei, es suggeriert auch, dass jede komplexe Frage leicht beantwortet werden kann, und leistet damit dem Populismus Vorschub.

Und was wahr ist, entscheidet der Follower Count. Er entscheidet nicht nur über die Reichweite der "Fakten", durch ihn kann der Account-Inhaber auch den Diskurs kontrollieren und sogar formen. Da kann jemand den größten Scheiß erzählen, aber wenn er 250.000 Follower hinter sich hat, wer will ihm da noch widersprechen und sich den Tag ruinieren? Denn dazu ist die Funktion "Tweet zitieren" letztlich da, damit kann der Account-Inhaber seine Follower zu den Fahnen rufen, die sich dann für Likes in die Schlacht stürzen. Kein Wunder, dass viele Wähler heute glauben, Wahlen würden "gestohlen". Sie bewegen sich ja nur noch in ihrer Blase, wo die aus den Wahlen hervorgegangene Mehrheitsmeinung als Minderheit auftritt und von solchen Massen niedergeknüppelt wird, dass der Eindruck entstehen muss, man hätte die Mehrheit auf seiner Seite.

Natürlich hätte es nie so weit kommen dürfen, dass immer mehr Menschen ihre Informationen aus 140 bzw. 280 Zeichen auf Twitter beziehen anstatt aus glaubwürdigen Quellen. Klar, da stellen sich bei manchen schon die Nackenhaare auf: Was ist eine glaubwürdige Quelle, wer entscheidet das? Aber tatsächlich lässt sich ein objektiver Maßstab finden, jedenfalls näherungsweise: Objektiv – oder zumindest: wahrscheinlich objektiver – ist diejenige Quelle, der ein Schaden droht, wenn sie Falschinformationen verbreitet. Das ist bei vielen klassischen Medien (noch) der Fall, aber nicht auf Twitter. Nicht einmal, wenn es um Accounts von bekannten Personen geht. Auf Twitter kannst du lügen und irreführen, was das Herz begehrt, auf dein Einkommen durch Twitter und deine Reichweite wirkt sich das selten aus.

Und das ist nicht die Schuld von Elon Musk, auch wenn der es jetzt auf die Spitze treibt. Ich glaube, es ist vor allem die Schuld von Politik und Gesellschaft, die allzu bereitwillig auf den Twitter-Zug aufgesprungen sind und ihn damit scheinbar vertrauenswĂĽrdig gemacht haben. Denn warum sollte man einer Plattform z.B. nur wegen Gestalten wie Trump misstrauen, wenn auch alle anderen Regierungschefs der Welt sie benutzen?

Der Beitrag wurde von muckensen bearbeitet: 13. Dec 2023, 02:06


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ZITAT(ramke @ 13. Jan 2023, 20:09) *
Bald heisst es, Leopard Panzer werden nur geliefert wenn der Jadeaffe vor Vollmond zurĂĽck im Tempel ist.

 
400plus
Beitrag 13. Dec 2023, 16:41 | Beitrag #152
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ZITAT
"With the company still burning cash and $1.3-1.5 billion in annual interest due over the past year, I had expected Twitter to live on borrowed time," Bryan wrote in a note to clients. She said that even if Twitter tapped the loans available to it at the beginning of the year, the company may be almost out of options. "The year is over, so Twitter's cash may be nearly if not already dried up—along with Elon Musk's options," Bryan wrote.

[...]

"The only thing we're waiting on is for Elon to cry uncle," said Bryan. In her view — which is based on 30 years of investing in distressed assets — any equity in the company has already been erased by Musk's antics. As for the debt, the banks have been unable to unload it at 85 cents on the dollar, and she thinks they'll be lucky to get 40 cents. By all accounts, Twitter has a credit problem, and Bryan said that calls for a run-of-the-mill restructuring solution: bankruptcy. When Musk tires of robbing Peter to pay Paul, he will default on his Twitter loans. Then the consortium of banks that own the debt can accelerate it — standard debt agreements come with clauses that allow lenders to force a borrower to pay all of an outstanding loan back if certain requirements (like payment) are not met. Once that wire is tripped, Twitter can declare bankruptcy.


BusinessInsider
 
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Beitrag 6. Feb 2024, 19:21 | Beitrag #153
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