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> Strategiewechsel im Irak?
Hummingbird
Beitrag 12. Nov 2006, 17:28 | Beitrag #1
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Ich will hier mal einen Thread schaffen der den Strategiewechsel im Irak (sofern der zustande kommt) beleuchtet.

Nachdem Rumsfeld rausgeschmissen wurde ist ja mit einem Strategiewechsel zu rechnen.

Die Stimmen die nach einer Teilung des Irak rufen werden immer lauter.

Auf jeden Fall dürfte die Zukunft des Irak für die Zukunft der ganzen Region mit entscheidend sein. Interessantes Thema, wie ich finde. Wie steht ihr zu der Problematik?


QUOTE
Zwei Tage nach dem Rücktritt von Donald Rumsfeld als US-Verteidigungsminister ist das Pentagon dabei, die Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit zu verändern. Es sei eine "ehrliche Bestandsaufnahme" der Strategien im Irak und im "Kampf gegen den Terror" notwendig, sagte der Chef des Vereinigten Generalstabs, Peter Pace. Es müsse geprüft werden, "was funktioniert, was nicht funktioniert, was den Fortschritt verhindert, und was wir ändern müssen, um die selbst gesetzten Ziele zu erreichen". Bislang hatte das US-Militär es vermieden, öffentlich an den verfolgten Strategien zu zweifeln.

Medien berichteten unter Berufung auf Pentagonkreise ergänzend, dass eine Gruppe hochrangiger Militärs über Alternativen im Irak und im "Kampf gegen den Terror" nachdenke. Die "New York Times" schrieb, es seien bereits eine Reihe unkonventioneller Vorschläge in die Diskussion eingebracht worden. Details wurden jedoch nicht bekannt. Auch General Pace verweigerte nähere Auskünfte: Eine öffentliche Debatte würde nur den Feinden Amerikas nutzen.
tagesschau.de
 
General Gauder
Beitrag 13. Nov 2006, 18:29 | Beitrag #2
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Also ich glaube eine Teilung des Iraks wäre für die Menschen die dort leben wohl das beste, die Frage ist nur ob die mehrheit das auch will? Ich meine wie würden wir reagieren, wenn ihrgend so ein Ami uns sagen würde teilen wir Deutschland doch einfach in 3 teile, also ich weis nicht.

General Gauder
 
Warhammer
Beitrag 13. Nov 2006, 19:07 | Beitrag #3
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Wie haben wir denn reagiert, als man uns gesagt hat "Wir teilen euch jetzt in 2 Teile."? wink.gif


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Beitrag 13. Nov 2006, 19:20 | Beitrag #4
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Das kann man imho net vergleichen, die Deutschen waren immer ne sehr homogene Nation, was der Irak bzw. die Irakis nicht sind.
 
U-Genix
Beitrag 13. Nov 2006, 19:35 | Beitrag #5
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Fähnrich
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Theoretisch: Klasse. Man teilt das Land mitten durch die Achse Schiiten/Sunniten. Dann müssen die sich auch nich dauernd auffe Köppe kloppen, dann hamse ja alle ihr eigenes Land
Pranktisch gibts aber nen Haufen Probleme:
- Was ist mit Bagdad. Es liegt ziemlich auf der besagten Achse, und beherbegt beide Konfessionen.
- Was ist mit den Minderheiten im jeweils anderen Gebiet? Es werden nicht viele sein, soll man sie umsiedeln? Werden sie das wollen?
- Vermutlich würde sich der eine Teil (kp kann Sunniten und Schiiten nicht auseinanderhalten - die die auch die Iraner sind) stark radikalisieren, vielleicht sogar sich mit dem Iran vereinigen.
usw. Das ist keine leichte Sache und die Verantwortlichen sollten es sich GANZ genau überlegen ob sie das durchziehen wollen.


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lastdingo
Beitrag 13. Nov 2006, 20:25 | Beitrag #6
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Die Volksgruppensituation ist ein bissl anders.


Norden - Kirkuk und weiter nördlich:
Sunnitische Kurden. Kurden sind keine Araber. De facto sind sie eh schon in Selbstverwaltung, der Gedanke einer Regierung durch Baghdad ist ohne Bürgerkrieg utopisch.
Ausländische Verwandte: Kurden in Türkei und Iran, wenige Kurden in Syrien.
Problem: Wenn die ihre Unabhängigkeit bekommen, bedeutet das Stress mit der Türkei, da die "ihre" Kurden unterdrückt und deren Unabhängigkeitsbestrebung in einer Art Bürgerkrieg unterdrückt.
Öl: Viel.

Mitte - Baghdad etc.
Sunnitische Araber. Die Volksgruppe, die bisher die anderen gruppen dominiert bzw. unterdrückt hat. Haupttreiber des Widerstands gegen Besatzer.
Ausländische Verwandte: Am Ehesten die Syrer, aber prinzipill natürlich auch die weiter südlich lebenden Araber.
Problem: Nicht lebensfähig außer in großer Armut. Die Volksgruppe, die am Ehesten zu Al Kaida passt, v.a. aber die, die die größte Motivation hat, einen Gesamtirak zu erhalten - denn ohne den gibt's kein Ölreichtum unter die Familie zu verteilen.
Öl: Praktisch nix.

Süden - Basra, aber auch große Teile des südlichen Iraks bis kurz vor Baghdad und in Teile von Baghdad hinein.
Schiitische Araber. De facto durch bisher stillhaltende Milizen eh nicht von einer Zentralregierung abhängig zu machen. Sind aber auch nciht gleichzusetzen mit den iranern, denn es sind wie gesagt Araber, eine Anschlussidee an den Iran ist typisch westlicher Blödsinn aus dummen Angstträumen.
Problem: Als Schiiten in der arabischen Welt isoliert, brauchen und bekommen Unterstützung aus dem iran (= kein Freund der Amis). Wurden 1991 von Bush sen. verarscht, als der sie zum Aufstand aufstachelte und dann im Stich ließ. Sauer auf die Amis. Immer noch.
Öl: Viel.


Also ich würde ja auch sagen "teilt sie auf". Nur letztlich ist in der Region alles ne Wahl zwishen Pest und Cholera, man muss schon so dämlich sein wie Bush, um sich freiwillig überhaupt da einzumischen.


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Hummingbird
Beitrag 13. Nov 2006, 22:14 | Beitrag #7
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In meinen Augen ist die Teilung das was ohnehin gerade passiert.
Ob der Ami das nun will oder nicht. Die können nur noch versuchen das Gesicht zu wahren indem sie ihren Stempel auf die Teilung setzen und „ehrenvoll“ abziehen.

Das ganze steht und fällt natürlich mit der Verteilung der Ölressourcen.
Das es in den sunnitischen Gebieten überhaupt kein Öl gibt ist so nicht richtig. Jedenfalls ist der Großteil der Infrastruktur der Ölindustrie außerhalb der sunnitischen Gebiete. Der sunnitische Bevölkerungsanteil ist jedoch auch nicht so hoch. Man müsste das also so aufteilen das alle zufrieden sind.
Erfolgsaussichten? Äußerst fragwürdig.

Wie werden Syrien und Iran sich verhalten?

Was wird die Türkei tun?
Praktisch gibt es diesen freien Kurdenstaat bereits. Die Kurdengebiete im Irak haben ihre eigene Regierung und ihre eigene Armee. Auf der einen Seite stellt ein freier Kurdenstaat eine Gefahr für das türkische Unterdrückungsregime in der Osttürkei dar. Auf der anderen Seite könnte die Türkei auch von einer Kooperation profitieren. Die Kurden könnten als Energielieferant und Puffer gegen Sunniten und Schiiten dienen.
 
BlueSteel
Beitrag 13. Nov 2006, 22:16 | Beitrag #8
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Fragt sich bloss, ob eine Teilung facto auch gleich Frieden zwischen den Minderheiten untereinander bedeutet.


Was ist z.b. dann, wenn eine der Volksgruppen sich in der Zuweisung benachteiligt fühlen sollte, und die Situation genauso wie am Gaza-Streifen oder auf der Westbank eskaliert?


Man sollte auch vielleicht nicht ganz die Saddam-Anhänger unterschätzen. In welchem der Gebiete würde man die denn zuweisen?
 
Steel-Claw
Beitrag 13. Nov 2006, 23:11 | Beitrag #9
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QUOTE(lastdingo @ 13. Nov 2006, 20:25) [snapback]851996[/snapback]
Nur letztlich ist in der Region alles ne Wahl zwishen Pest und Cholera, man muss schon so dämlich sein wie Bush, um sich freiwillig überhaupt da einzumischen.

dito.gif


Politik geht immer dem Weg des kurzfristig geringsten Widerstandes und eine Teilung des Landes ist ein Riesending - allein bei der Grenzziehung würde es wahrscheinlich schon tierisch Stress geben. Nene, GI Joe wird auch in Zukunft seinen Kopf hinhalten dürfen oder das ganze Land versinkt im Chaos.
Bush kann sich echt gratulieren, jetzt klebt ihm dieses Hornissennest wie getackert am Hintern. Eine einfache Lösung gubt es nicht.
Das einzige, was mir einfällt: So viele Soldaten nach Baghdad schicken, bis da Ruhe ist. Und wenn es 100.000 braucht, dann müssen da halt 100.000 hin. Sonst hocken die USA auch in 50 Jahren noch da, ohne dass sich was geändert hat.


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Hummingbird
Beitrag 13. Nov 2006, 23:39 | Beitrag #10
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Die Amerikaner haben die Kräfte um Räume freizukämpfen, aber nicht um sie danach zu halten. Dafür war ja ursprünglich die neue irakische Armee und Polizei vorgesehen. Diese ISF erreicht aber bis heute nicht die Leistungsfähigkeit die man sich davon erhofft hat. Ich halte es auch für zweifelhaft ob sich das in Zukunft noch ändern wird. Langsam müssten die Karten eigentlich mal gemischt sein. Damit meine ich dass sich potenzielle Kämpfer auf die zahlreichen Gruppen wie Militär, Polizei, Milizen, etc. verteilt haben sollten. Ich glaube nicht dass die ISF personell noch wirklich nennenswerte Zugewinne erzielen wird.
Also müssten die Truppen aus dem Ausland kommen. Wer soll die schicken? Das scheidet somit also aus.
 
Steel-Claw
Beitrag 13. Nov 2006, 23:49 | Beitrag #11
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Aus den USA ...
Den irakischen Sicherheitsbehörden trau ich nicht unbedingt viel zu. Die sind doch von vorne bis hinten unterwandert, illoyal und korrupt - korrigiere man mich, wenn ich das falsch sehe.


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Warhammer
Beitrag 13. Nov 2006, 23:52 | Beitrag #12
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Und wenn man sich mal ansieht, wieviele alleine schon bei der Bewerbung draufgehen, nicht zu reden von den Kämpfen später im Dienst, kann ich nachvollziehen warum man da nicht hin will.


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Hummingbird
Beitrag 14. Nov 2006, 00:04 | Beitrag #13
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Die von sunnitischen Milizen kontrollierten Gebiete sind teilweise no-go-areas für Koalitionstruppen. Die wirklich militärisch zu kontrollieren würde so viel Truppen, Zeit und Geld fordern das es sich politisch in den USA nicht durchsetzen lässt. Das zeigt sich doch gerade recht deutlich an der aktuellen Debatte. Immer mehr Amerikanern ist es scheißegal was aus dem Irak wird. Wie soll da eine Verstärkung des Kontingents begründet werden?
Nee, - da bin ich mir ziemlich sicher das dies bestimmt nicht passieren wird.
 
PaganEthos
Beitrag 14. Nov 2006, 08:20 | Beitrag #14
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Ich denke, man sollte den Irak teilen. Zentren wie Bagdad, welche für mehrere Konfessionen wichtig sind, werden ein eigener Staat, von allen 3 Verwaltet. Ich hoffe, da lernt man von Israel. Das selbe mit dem Öl, die Förderung wird von allen 3 verwaltet und organisiert, der Gewinn prozentual auf Anzahl Einwohner verteilt.

Das grösste Problem bei so einer Lösung sehe ich in dem Kurdenstaat, das gibt Ärger mit der Türkei.

Auf alle Fälle muss diese Massnahme aber vom Irakischen Volk selbst kommen.
 
Warhammer
Beitrag 14. Nov 2006, 14:35 | Beitrag #15
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Von allen drei Verwaltet?
Das klingt für mich eher nach ner Arena, als nach ner Lösung.
So Mad Max mäßig:
"Das ist die Donnerkuppel (aka Bagdad). Drei gehen rein. Einer kommt wieder raus." wink.gif biggrin.gif


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PaganEthos
Beitrag 14. Nov 2006, 16:05 | Beitrag #16
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QUOTE(Warhammer @ 14. Nov 2006, 14:35) [snapback]852108[/snapback]

Von allen drei Verwaltet?
Das klingt für mich eher nach ner Arena, als nach ner Lösung.
So Mad Max mäßig:
"Das ist die Donnerkuppel (aka Bagdad). Drei gehen rein. Einer kommt wieder raus." wink.gif biggrin.gif



wieso nicht? schau mal was z.b. in jerusalem abgeht. da war ja ursprünglich auch angedacht ne art neutrale zone zu schaffen. wäre sicher nicht die dümmste lösung. nix mit mad max, man teilt sich einfach alles durch 3. gleiche rechte, gleiche pflichten. fertig schluss.

Der Beitrag wurde von PaganEthos bearbeitet: 14. Nov 2006, 16:07
 
Pille1234
Beitrag 14. Nov 2006, 17:34 | Beitrag #17
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QUOTE(PaganEthos @ 14. Nov 2006, 16:05) [snapback]852126[/snapback]
wieso nicht? schau mal was z.b. in jerusalem abgeht. da war ja ursprünglich auch angedacht ne art neutrale zone zu schaffen. wäre sicher nicht die dümmste lösung. nix mit mad max, man teilt sich einfach alles durch 3. gleiche rechte, gleiche pflichten. fertig schluss.

Das darauf noch niemand gekommen ist...


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Hummingbird
Beitrag 14. Nov 2006, 17:54 | Beitrag #18
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Also wenn ich mir so anschaue was im Irak los ist, dann drängt sich mir die Befürchtung auf das eine strikte Abgrenzung der verschiedenen Gruppen die einzige Lösung ist.

Womit wir wieder bei Glorfindels Idee mit Mauern, Stacheldraht und Minenfeldern wären.
Sicherlich keine „schöne“ Lösung.

Gerade heute wieder wurden gezielt etwa 100 Sunniten aus dem Bildungsministerium entführt.
Tagtäglich sterben um die 100 Menschen. Wie soll das weitergehen?

Bush hat das Problem das die Teilung bedeutet dass er eingestehen müsste, dass er total versagt hat. Man sagt ja dass man erst besiegt ist wenn man seine Niederlage eingestanden hat.

Solange man auf Konfrontationskurs mit dem Iran ist, wird es sicherlich auch schwierig diesen in den Stabilisierungsprozess mit einzubinden, so wie es Blair fordert.

Der Beitrag wurde von Hummingbird bearbeitet: 14. Jan 2007, 09:12
 
Hummingbird
Beitrag 15. Nov 2006, 05:15 | Beitrag #19
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Interessantes Interview mit der ARD-Korrespondentin Golineh Atai

QUOTE
tagesschau.de: Frau Atai, sind die Bedingungen, die Blair für eine neue Partnerschaft mit Syrien und Iran genannt hat, für beide Länder akzeptabel?

Golineh Atai: Ich finde die Bedingungen nicht sehr realistisch. Die Unterstützung Syriens für die Rebellen im Irak ist nicht eindeutig. Es gibt Teile des Geheimdienstes, die terrorwillige Männer an der Grenze festnehmen. Andere sympathisieren mit ihnen und lassen sie in den Irak einreisen. Syrien hat kein Interesse an einem Chaos im Irak - abgesehen von dem Interesse, die amerikanischen Kräfte dort zu binden. Das Volk wiederum hat kein Interesse an einer Demokratie à la Irak. Die hat sie eher abgeschreckt und die Unterstützung für die eigene Führung wachsen lassen.

Die Herrschaft von Assad ist durch die Vorgänge im Nachbarland paradoxerweise zementiert worden. Damaskus versucht nun, durch seinen Einfluss im Libanon sich wieder regional zu profilieren und seinen Aktionsradius zu erweitern. Warum sollten sie davon Abstand nehmen?

tagesschau.de: Ist das Angebot für Teheran attraktiv?

Atai: Alle Karten sind im Moment in der Hand Teherans. Die Iraner suchen allenfalls mittelfristig ein Chaos im Irak, damit die Amerikaner beschäftigt sind. Langfristig streben sie eine Festigung der schiitischen Herrschaft im Irak an. Iran hat die Chance, seinen Einfluss und seine Ideologie auszudehnen. Auch hier muss man fragen: Warum sollten sie das für ein bisschen Dialog aufgeben? Teheran sieht sich nicht als Bittsteller - ganz im Gegenteil. Es will als Regionalmacht anerkannt werden und sein Nuklearprogramm ohne Sanktionsandrohung fortsetzen.

tagesschau.de: Was müsste man Syrien bieten, um eine konstruktivere Rolle in der Region zu spielen?

Atai: Beide Länder könnten einen hohen Preis für eine Partnerschaft fordern. Syrien brennt natürlich die Frage nach einer Rückgabe der von Israel besetzten Golan-Höhen auf den Nägeln. Sie haben ein Interesse daran, dass die US-Sanktionen aufgehoben werden, weil das Land wirtschaftlich am Boden liegt. Auch seine diplomatische Isolierung möchte Syrien durchbrechen. Damaskus wartet deshalb auf Signale aus Washington. Die syrische Führung möchte in den Nahost-Friedensprozess eingebunden werden und sähe es sicher gerne, wenn man zumindest verbal die Rolle Syriens als Regionalmacht würdigt

tagesschau.de: Wann würde es für Iran interessant, den USA und Großbritannien aus dem Desaster im Irak heraus zu helfen?

Atai: Die USA haben schon versucht, Iran mit wirtschaftlichen Anreizen zu locken und einen Beitritt zur Welthandelsorganisation WTO angeboten. Das reicht aber nach meiner Ansicht nicht aus. Iran hat erkannt, dass er gerade jetzt seinen Einfluss ausdehnen kann - eben wegen des Chaos im Irak. Aussichtsreicher wäre es, wenn man beiden Ländern das ideologische Fahrwasser abgraben und eine neue, internationale Palästina-Friedensoffensive starten würde und dabei Jordanien und Ägypten einbezöge. Alle anderen Anreize scheinen mir im Moment zu schwach.

tagesschau.de: Ist es geschickt, dass Blair den Irak-Konflikt mit der Atomfrage verknüpft, wo er doch etwas von Iran will?

Atai: Das ist ungeschickt und setzt Iran in eine Verhandlungsposition. Es ist auch ungewiss, inwieweit Iran darauf eingehen werden. Im US-Außenministerium hieß es, Iran sei derzeit nicht "auf Empfang geschaltet". Das würde ich doppelt und dreifach unterstreichen. Die Gelegenheiten, die es vielleicht noch im Frühjahr für Gespräche gab, hat man inzwischen mit starken Worten und Cowboy-Verhalten vollends verloren.

tagesschau.de: Ist Blairs Rede so gesehen auch ein Dokument der Hilflosigkeit?

Atai: Ja - und zwar in mehrfacher Hinsicht. Es zeigt die Hilflosigkeit im Vergleich zu den USA, da es nicht in der Hand der Briten liegt, ob ein Kurswechsel eingeleitet wird. Und es offenbart die Hilflosigkeit gegenüber Iran, weil man so tut, als würde man aus der Position des Stärkeren sprechen. Tatsächlich ist Blair längst in der Position des Schwächeren. Die Iraner werden sich auf keine Bedingung einlassen, die zum Stopp der Urananreicherung führt. Was könnte man ihnen auch bieten? Das Atomprogramm ist für Iran eine Frage des nationalen Selbstverständnisses. Die einzige Chance liegt darin, Iran und Syrien den ideologischen Wind aus den Segeln zu nehmen und die Palästinenser-Frage anzugehen.

Die Fragen stellte Eckart Aretz, tagesschau.de
[Quelle]
 
PaganEthos
Beitrag 15. Nov 2006, 09:23 | Beitrag #20
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QUOTE(Pille1234 @ 14. Nov 2006, 17:34) [snapback]852137[/snapback]

Das darauf noch niemand gekommen ist...



was spricht dagegen, ausser dass die schiiten was dagegen haben werden? confused.gif
 
nikko
Beitrag 15. Nov 2006, 10:09 | Beitrag #21
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QUOTE(PaganEthos @ 15. Nov 2006, 09:23) [snapback]852250[/snapback]

QUOTE(Pille1234 @ 14. Nov 2006, 17:34) [snapback]852137[/snapback]

Das darauf noch niemand gekommen ist...



was spricht dagegen, ausser dass die schiiten was dagegen haben werden? confused.gif


UTOPIE wink.gif , vorher konventiert die hamas zum judentum
nikko

ps das mit der donnerkuppel kommt dem recht nah biggrin.gif

Der Beitrag wurde von nikko bearbeitet: 15. Nov 2006, 10:09


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DON `T MESS WITH THE TEDS
 
PaganEthos
Beitrag 15. Nov 2006, 10:54 | Beitrag #22
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Eine Begründung wäre schön.

Wenn man ein friedliches zusammenleben ausschliessen kann gibts eigentlich nur noch 3 Möglichkeiten:

1) Man setzt Sadam wieder ein und lässt ihn gewähren

2) Man hat ein Anwendungsgebiet für einen Haufen Massenvernichtungswaffen gefunden.

3) Endlich einen günstigen Ersatz für Tierversuche gefunden.


Alternativ kann man natürlich auch so weitermachen wie bisher. Eine Lösung wird es so aber kaum geben. mata.gif

Der Beitrag wurde von PaganEthos bearbeitet: 15. Nov 2006, 10:57
 
lastdingo
Beitrag 15. Nov 2006, 23:05 | Beitrag #23
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Hmm, keine Ahnung, wo ich das sonst abladen könnte...

Auf Seiten 26-28 ist ein sehr interessanter Artikel, der über einen ziemlich unorthodoxen britischen Ansatz im Südirak berichtet.


http://www.nxtbook.com/nxtbooks/mh/dti1106/


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Hummingbird
Beitrag 16. Nov 2006, 16:54 | Beitrag #24
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Interessanter Artikel. xyxthumbs.gif

Ist natürlich kein Modell das auf den gesamten Irak übertragen werden könnte, jedoch erfreulich zu sehen das britischen Verbandsführern gewisse Freiheiten zugestanden werden.

Und die Story mit den UAV Operators die ihre Drohne in den Merlin crashen und zurück an den Absender geschickt werden ist rofl.gif hmpf.gif
 
Hummingbird
Beitrag 5. Dec 2006, 03:55 | Beitrag #25
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Am Mittwoch ist es soweit und die Baker Kommission veröffentlicht ihre Empfehlung zur Irak Strategie.

United States Institute of Peace lol.gif
 
Hummingbird
Beitrag 7. Dec 2006, 19:15 | Beitrag #26
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download PDF (902 KB)

Auch interessant: http://www.usip.org/pubs/specialreports/sr174.html

Der Beitrag wurde von Hummingbird bearbeitet: 7. Dec 2006, 19:17
 
Tarek
Beitrag 7. Dec 2006, 19:57 | Beitrag #27
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@Lastdingo: Klasse Artikel, danke für den Link.
 
Radar
Beitrag 8. Dec 2006, 20:26 | Beitrag #28
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N 24

QUOTE
Iraks Kurden kritisieren Baker-Strategie

Die Vorschläge der unabhängigen Baker-Kommission für die künftige Irak-Politik der USA sind bei den irakischen Kurden auf Protest gestoßen.Der Präsident des kurdischen Autonomiegebietes im Nordirak, Massud Barsani, hält vor allem die angestrebte Stärkung der Zentralregierung in Bagdad für inakzeptabel. Eine solche Regelung würde die Regionen benachteiligen, hieß es in einer Erklärung, die am Freitag in Erbil verbreitet wurde.

Barsani kritisiert darin auch, dass allein Bagdad Zugriff auf die Einnahmen aus der Öl-Industrie haben solle. Die Mitglieder der von Ex-Außenminister James Baker und dem Demokraten Lee Hamilton geleiteten Kommission hätten zudem das Kurdengebiet im Irak gar nicht besucht. Daher hätten sie sich kein richtiges Bild von der Lage machen können. Barsani warf der Kommission vor, sie wolle "dem irakischen Volk falsche Lösungsversuche aufzwingen".
Seit dem Sturz des Regimes von Diktator Saddam Hussein versuchen die Kurdenparteien, die nordirakische Stadt Kirkuk und die umliegenden Ölfelder ihrem Autonomiegebiet zuzuschlagen. Die meisten Araber und Turkmenen, die in Kirkuk leben, wollen das verhindern. (N24.de, nz)


Also zumindest eine der beteiligten Parteien scheint gar keine bis wenig interesse an einem einheitlichem u.U. überhaupt noch an einem Irak zu haben.
Das hilft natürlich ungemein. hmpf.gif


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Beitrag 10. Dec 2006, 12:21 | Beitrag #29
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Imho wird man nen Kurdenstaat aus Interesse am NATO-Partner Türkei nie zulassen.
 
Radar
Beitrag 10. Dec 2006, 12:50 | Beitrag #30
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Haben die USA da denn überhaupt noch die Wahl ob sie es zulassen oder sind nicht die Kurden schon längst dabei Fakten zu schaffen mit dem Wissen daß die Koalition es sich nicht leisten können es sich mit noch einer Kraft im Irak zu verscherzen, und deshalb eher den Ärger mit der Türkei aushalten würden.
Vielleicht ist das auch einer der Gründe warum die USA so vehement eine EU-Mitgliedschaft der Türkei unterstützen.


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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 19. April 2024 - 22:07