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> Sanis auf U-Booten
BlueSteel
Beitrag 17. Aug 2008, 00:30 | Beitrag #1
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Folgendes hab ich mich vorallem in der Sequenz aus "Das Boot", wo der Obersteuermann nach einem Flugzeugangriff verwundet, und vom Sani bis zum Ende des Films versorgt wird gefragt:


- Welche Medizinischen Möglichkeiten hatte eigentlich damals ein Bordsani während des 2.WK auf U-Booten um Verletzte zu versorgen, wie halt eben z.b. bei dem Fliegerangriff aus dem Film und wo lagen seine Grenzen des machbaren? Hatte er gegen extreme Schmerzen sowas wie Penicillin und/oder Morphium dabei?
Und was gab es sonst noch an Medizinischen Utensilien an Bord welche dem Sani zur Verfügung standen?

- Hätte der Kommandant bei sehr schwerletzten Mannschaftsmitgliedern auch entscheiden dürfen umzukehren oder den nächsten Hafen anzulaufen um diese an Land Medizinisch versorgen zu lassen?

- Wie sieht das heute auf den U-Booten der Deutschen Marine oder anderer Nationen aus?



Weiss jemand von euch der auf nem U-Boot oder bei der Marine dient oder gedient hat mehr darüber?
Danke schonmal im Vorraus smile.gif

Der Beitrag wurde von BlueSteel bearbeitet: 17. Aug 2008, 08:31
 
General Gauder
Beitrag 17. Aug 2008, 08:40 | Beitrag #2
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ZITAT(BlueSteel @ 17. Aug 2008, 01:30) *
Folgendes hab ich mich vorallem in der Sequenz aus "Das Boot", wo der Obersteuermann nach einem Flugzeugangriff verwundet, und vom Sani bis zum Ende des Films versorgt wird gefragt:


- Welche Medizinischen Möglichkeiten hatte eigentlich damals ein Bordsani während des 2.WK auf U-Booten um Verletzte zu versorgen, wie halt eben z.b. bei dem Fliegerangriff aus dem Film und wo lagen seine Grenzen des machbaren? Hatte er gegen extreme Schmerzen sowas wie Penicillin und/oder Morphium dabei?
Und was gab es sonst noch an Medizinischen Utensilien an Bord welche dem Sani zur Verfügung standen?

- Hätte der Kommandant bei sehr schwerletzten Mannschaftsmitgliedern auch entscheiden dürfen umzukehren oder den nächsten Hafen anzulaufen um diese an Land Medizinisch versorgen zu lassen?

- Wie sieht das heute auf den U-Booten der Deutschen Marine oder anderer Nationen aus?



Weiss jemand von euch der auf nem U-Boot oder bei der Marine dient oder gedient hat mehr darüber?
Danke schonmal im Vorraus smile.gif

Nach meinem Wissen gibt es auf den U-Booten der Klasse 206 keinen Arzt.
Zumindest meinte ein Bekannter von mir das confused.gif
Aber das wird eigentlich dadurch gedeckt,
das ich mal in einer Doku gesehen habe wie eine Fregatte einen Verletzten U-Boot Fahrer an Bord genommen hat
weil sie ihn nicht auf dem Boot versorgen konnten.


General Gauder
 
BlueSteel
Beitrag 17. Aug 2008, 13:16 | Beitrag #3
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ZITAT(General Gauder @ 17. Aug 2008, 09:40) *
Aber das wird eigentlich dadurch gedeckt,
das ich mal in einer Doku gesehen habe wie eine Fregatte einen Verletzten U-Boot Fahrer an Bord genommen hat
weil sie ihn nicht auf dem Boot versorgen konnten.


General Gauder


Wäre heutzutage ja bestimmt auch mit einem Heli möglich verletzte Crewmitglieder aufzunehmen.
Aber was ist, wenn mal kein Heli zur Verfügung steht oder ein U-Boot sich Ausserhalb Küstennaher Gewässer befindet? hmpf.gif
 
hanuta
Beitrag 17. Aug 2008, 14:28 | Beitrag #4
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ZITAT(BlueSteel @ 17. Aug 2008, 13:16) *
ZITAT(General Gauder @ 17. Aug 2008, 09:40) *
Aber das wird eigentlich dadurch gedeckt,
das ich mal in einer Doku gesehen habe wie eine Fregatte einen Verletzten U-Boot Fahrer an Bord genommen hat
weil sie ihn nicht auf dem Boot versorgen konnten.


General Gauder


Wäre heutzutage ja bestimmt auch mit einem Heli möglich verletzte Crewmitglieder aufzunehmen.
Aber was ist, wenn mal kein Heli zur Verfügung steht oder ein U-Boot sich Ausserhalb Küstennaher Gewässer befindet? hmpf.gif


Im Kriegsfall stirbt dann halt einer, auf dem "normalen" Gefechtsfeld kann auch nicht jeder optimal versorgt werden
 
SailorGN
Beitrag 17. Aug 2008, 15:05 | Beitrag #5
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Toller Kommentar, Knoppers und dazu so sachlich und themenvorantreibend rolleyes.gif

206A und 212A haben keinen Dok an Bord, da ist das WO-Aufgabe. D.h. die Wos bekommen ein paar Wochen San-Unterricht mehr, inkl. kleinerer Eingriffe, regelmäßige Weiterbildung und ne anständige Ausstattung. Bei schweren Fällen wird ausgeflogen oder an andere Schiffe abgeben. Grundsätzlich ist das aber sehr selten. 212A hat darüber hinaus noch n SanMeister dabei, welcher ausgebildeter Rettungssani ist.


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Azero
Beitrag 17. Aug 2008, 17:20 | Beitrag #6
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ZITAT(BlueSteel @ 16. Aug 2008, 23:30) *
Hatte er gegen extreme Schmerzen sowas wie Penicillin und/oder Morphium dabei?

Penicillin gegen starke Schmerzen hatte er bestimmt nicht dabei.

Erstens, weil Penicillin® kein Schmerzmittel ist sondern ein Antibiotikum und zweitens weil dieses Antibiotikum zu Zeiten des 2. Weltkrieges nur den Amerikanern zur Verfügung stand, weil es erst kurz zuvor entdeckt wurde. Auf deutscher Seite hatte man als Antibiotikum ausschließlich Sulfonamide in Verwendung.

Als starkes Analgetikum wird in der Bordapotheke Eukodal® (Wirkstoff: Oxycodon-HCL), ein hochwirksames, vollsynthetisches Opioid vertreten gewesen sein. War auf deutscher Seite damals das Schmerzmittel der Wahl.


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Dragon46
Beitrag 20. Aug 2008, 11:17 | Beitrag #7
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Auf die U-Boot-Fragen möchte ich auch mal eingehen, als Interessent der U-Boote der Kriegsmarine

- Deutsche U-Boote hatten per Definition keine Sanis an Bord. Diese Aufgabe wurde von den Funkern ausgeübt, die über eine entsprechende Ausbildung verfügten.
- Ärzte waren auf U-Booten normalerweise nicht vorgesehen. Als die Verwundungen durch Fliegerangriffe häufiger wurden, wurde eine zeitlang den U-Booten Bordärzte mitgegeben. Diese Praxis hielt aber nicht lange an, da zu viele Ärzte mit den Booten untergingen.
- Versorgungs-U-Boote vom Typ XIV hatten ständig einen Arzt an Bord, der die Verwundeten der Kampfboote übernahm und behandelte. Bei schweren Verletzungen/Erkrankungen blieb der Seemann auf der Milchkuh, und ein Seemann stieg als Ersatz auf das Kampfboot um.
- Die Ausrüstung der Bordsanis umfasste neben klassischen Sachen wie Pflaster/Verbände u. a. auch Operationsbesteck (ich weiss, dass im Notfall auch Amputationen im Boot durchgeführt wurden) und Mittel gegen Geschlechtskrankheiten bzw. Filzläuse. Interessant wäre hier, ob der Sanitätskasten den im Heer verwendeten entsprach
- Bei erkrankten oder verwundeten Mannschaftsmitgliedern wurde primär der BdU informiert. Dieser konnte dann weitere medizinische Anweisungen geben, ein Treffen mit einem heimkehrenden U-Boot zu vereinbaren (um den Seemann abgeben zu können) oder gleich den Rückmarsch befehlen. Hier klingt mir auch der Bericht eines U-Boot-Funkers in den Ohren. Er fragte sich, ob die sich frei anbietenden Prostituierten (vor denen aufgrund Geschlechtskrankheiten gewarnt wurde) eine Geheimwaffe der Engländer seien. Denn würden mehrere Besatzungsmitglieder krank, könne das Boot nicht planmäßig auslaufen, bei Feststellen der Erkrankung auf See müssten die Boote umkehren.
- Primär wurde jedoch versucht, die Besatzungsmitglieder im Boot zu behandeln. Ich weiss von Geschlechtskrankheiten, Blinddarmreizungen etc., die behandelt werden konnten, ohne den Seemann abgegeben zu müssen.
- Es ist auch ein Fall bekannt, bei diesem ein durch Fliegerangriff verletzter Bootsmann nach Amputation des Fusses auf Anweisung des BdU an der spanischen Küste abgesetzt wurde, dort wartete dann bereits medizinisches Personal.

Noch Fragen? Einfach fragen smile.gif
 
BlueSteel
Beitrag 21. Aug 2008, 11:30 | Beitrag #8
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Erstmal vielen Dank soweit für eure Antworten! smile.gif


Ich war übrigens vorgestern auf dem U-434 im Hamburger Hafen. Dort erfuhr ich das zu Sowjetzeiten auf dem U-Boot 2 Ärzte mit an Bord waren. Der Tisch in der Offiziersmesse wurde im Notfall sogar als OP-Tisch umfunktioniert.Es gab über dem Tisch sogar spezielle OP-Lampen. Diese kann man auch heute dort noch sehen. Allerdings kann ich nicht sagen wie es auf anderen Sowjetischen U-Booten war, da U-434 auch nur ein Spionage-Uboot mit Dieselantrieb und daher kein Jagd-Uboot war.


@ SailorGN

Welche primäre Aufgabe hat denn der SanMeister an Bord neben der Notfallversorgung sonst noch?

@ Dragon46

Was hatte der Sani (bzw. Funker) sonst noch an Arzneimitteln oder Medikamenten dabei?

Der Beitrag wurde von BlueSteel bearbeitet: 21. Aug 2008, 11:34
 
Praetorian
Beitrag 25. Aug 2008, 19:38 | Beitrag #9
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In diesem Zusammenhang vielleicht interessant - die September-Ausgabe von MarineForum wird mit einem Artikel "Medizinische Versorgung an Bord" erscheinen.


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SailorGN
Beitrag 4. Oct 2008, 14:06 | Beitrag #10
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Nun, die wichtigste Aufgabe ist neben San seine Funktion als Lenkstandsgaenger. Damit ist er auch in eine der beiden Wachen eingebunden. Dazu kommt die Verantwortung fuer den gesamten San-Bestand(medis und Geraete) bis auf die BTMs (die beim KDT sind). Damit ist der Herr/die Dame schon gut ausgelastet. Was er noch zu tun bekommt weiss ich nicht, kommt auf den jeweiligen Rollenplanan. Achja, im HAfen uebernimmt er die sanitaetsdienstliche Weiterbildung der Besatzung.


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Dragon46
Beitrag 22. Oct 2008, 21:44 | Beitrag #11
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ZITAT(BlueSteel @ 21. Aug 2008, 11:30) *
@ Dragon46

Was hatte der Sani (bzw. Funker) sonst noch an Arzneimitteln oder Medikamenten dabei?


Das ist eine gute Frage, die ich nicht beantworten kann. Mir sind nur einzelne Medikamente aus Berichten bekannt. Zum Teil behalf man sich sich mit "Hausmitteln": Bei Blinddarmreizungen verwendete man Eispackungen, bei Verstopfungen wurde ein Einlauf gesetzt.

In diesem Rahmen sei auch Marinestabsarzt Paul Pfaffinger genannt. Er war als Bordarzt auf der Flakfalle U-441 eingesetzt. Als durch schwere Luftangriffe das gesamte Brückenpersonal und alle Offiziere getötet oder verwundet wurden, übernahm er das Kommando über das Boot und brachte es sicher nach Brest zurück. Dafür wurde er mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. U-441 hatte auf dieser Fahrt 10 Gefallene und 13 Verwundete zu beklagen, dies bedeutete zeitgleich das Ende des Konzeptes "Flakfalle".

Grüße

Dragon46
 
 
 

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