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> Elterngeld und Steuern, Es ist einfach so passiert...
tommy1808
Beitrag 11. Jul 2023, 13:22 | Beitrag #61
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ZITAT(Malefiz @ 7. Jul 2023, 21:56) *
ZITAT(400plus @ 7. Jul 2023, 18:38) *
Das dann gerade da wieder abzuschaffen ist dann schon sehr kontraproduktiv. Nicht jede Politikmaßnahme, die primär Sachzielen dient, muss immer umverteilend sein, Umverteilen klappt über Steuern und Transfers besser. Aber das ist den Deutschen leider immer schwer zu vermitteln.


Abgeschafft wird gar nichts. Die Grenze für das Elterngeld sinkt nur von 300.00€ zu versteuernden Einkommen auf 150k€. Das entspricht ca 180k€ brutto. Erstens betrifft das vermutlich ohnehin nur eine kleine Minderheit der Paare, die über Kinder nachdenken und zweitens sollten Paare die derart viel Geld verdienen prinzipiell auch ohne staatliche Unterstützung klarkommen.

Ich verstehe nur nicht, warum es eine harte Grenze ist. Wer einem Euro weniger verdient kriegt alles, wer einem Euro mehr verdient nichts. Ist irgendwie sinnlos und setzt Fehlanreize (zB schon vor der ersten Schwangerschaft in Teilzeit gehen um drunter zu bleiben)


DAS!

Bei den alten 500k und den momentanen 300k kann man noch ohne weiteres sagen 20k mehr oder weniger machen da keinen Unterschied, egal wie sich das Einkommen verteilt oder wie die Vermögenssituation ist.

Zukünftig dann:
Familie wohnt im geerbten Haus, oder hat das Haus mit Erbe bezahlt (oder mit Lottogewinn, wie auch immer), Partner 1 verdient knapp 120k, Partner 2 knappe 60k, in der Elternzeit immer noch 120k Einkommen, immer noch bezahltes Wohneigentum und Höchstsatz Elterngeld oben drauf.
Familie wohnt zur Miete, nie was geerbt, beide verdienen sehr gut, aber eben etwa gleich, gute 90k. Miete muss weiter gezahlt werden, verbleibendes Einkommen ist 90k, Elterngeld gibt es Null.

Grenze kann man ja vielleicht machen, aber dann bitte anhand des in der Elternzeit verbleibenden Einkommens minus Wohnraumkosten. Letztes natürlich nicht unbegranzt, aber geeignete Tabellen gibt es ja z.B. aus dem Wohngeldbereich schon jetzt.

Insgesamt: Mords Wind um ~300 Millionen/Jahr.

Wir haben geschätzte 100 Milliarden Steuerhinziehung/Jahr und die Vermögenssteuer ist ausgesetzt, obwohl es den (Mit-)Auslöser 53% Spitzensteuersatz schon länger nicht mehr gibt.

Gruß
Thomas


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T.Tournesol
Beitrag 11. Jul 2023, 14:38 | Beitrag #62
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ZITAT(tommy1808 @ 11. Jul 2023, 14:22) *
Familie wohnt zur Miete, nie was geerbt, beide verdienen sehr gut, aber eben etwa gleich, gute 90k. Miete muss weiter gezahlt werden, verbleibendes Einkommen ist 90k, Elterngeld gibt es Null.

Bei gemeinsam 180k sollte das Elterngeld aber eigentlich nicht den Ausschlag geben. Genug Geld sollte da trotz Miete und fehlendem Erbe vorhanden sein. Wer so verdient, hat auch in den Jahren davor meist nicht schlecht verdient und auch in Zukunft kann mit Einkommen gerechnet werden. Die Familienplanung und die Frage, wer sich um die Kinder kümmert, hängt dann bitte nicht am Elterngeld, wenn man das rational (und partnerschaftlich) angeht.

ABER so rational ist ja nicht jeder und auch beim 2 x 90k Einkommen hat so mancher Angst vor Verarmung. Und wer so verdient, ist ggf. auch nicht in einem Umfeld unterwegs, wo man mit der Aussage "Lieber Arbeitgeber, ich bin jetzt mal für 7 Monate freigestellt in Elternzeit, bei dem guten Gehalt kann ich mir das ja leisten smile.gif " so richtig gut dasteht. Dann doch lieber "Oh je, so viel Minus beim Gehalt - ein Glück, dass der Staat Elterngeld zahlt und Familie ist ja irgendwie auch wichtig." Das spricht dann den Schnäppchenjäger und die Freunde ganz legaler Steuertricks an.
Insofern sehe ich das Elterngeld in diesen Einkommensklassen eher als einen Motivationstrick an, damit gerade Väter sich ohne gefühlten Gesichtsverlust um die Familie kümmern können.
 
tommy1808
Beitrag 11. Jul 2023, 15:18 | Beitrag #63
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ZITAT(T.Tournesol @ 11. Jul 2023, 13:38) *
ZITAT(tommy1808 @ 11. Jul 2023, 14:22) *
Familie wohnt zur Miete, nie was geerbt, beide verdienen sehr gut, aber eben etwa gleich, gute 90k. Miete muss weiter gezahlt werden, verbleibendes Einkommen ist 90k, Elterngeld gibt es Null.

Bei gemeinsam 180k sollte das Elterngeld aber eigentlich nicht den Ausschlag geben. Genug Geld sollte da trotz Miete und fehlendem Erbe vorhanden sein.


Natürlich richtig. Nur hat die "bedürftige" Familie 1 am Ende des Erziehungsjahres halt 35~40k mehr auf dem Konto, ohne Wohneigentum zu berücksichtigen, davon die Hälfte vom Elterngeld, als die 2. Familie, die ganz Objektiv deutlich weniger Einkommen hatte.

Gruß
Thomas


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Russia's Blyatskrieg
 
Almeran
Beitrag 11. Jul 2023, 15:50 | Beitrag #64
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Es ist am Ende auch ziemlich egal, wer wieviel Geld bekommt oder nicht. Man kann immer Fälle konstruieren, wo es jemand nicht bekommt, obwohl er es braucht oder es nicht braucht, aber bekommt.

Das Elterngeld ist ein politisches Instrument zur Förderung von Geburten und der gleichberechtigteren Aufteilung der Betreuung im ersten Jahr und es ist ausnahmsweise mal ein politisches Instrument, das nachweislich funktioniert. Es ist schon mit Elterngeld absolut erbärmlich, wie wenige Väter sich Zeit für die Familie nehmen wollen/können, mal ganz unabhängig vom Einkommen.

Eigentlich müsste man endlich mal den Elterngeldsatz an die Lohnsteigerung koppeln und die verpflichtenden Partner-Monate für den Erhalt der vollen Dauer auf mindestens 4 Monate, eher 6 Monate erhöhen. Damit es für alle Paare wirtschaftlich möglich wird, dass beide Partner 1) zusammen und alleine für längere Zeit Verantwortung für das Kind übernehmen und 2) die Aufteilung auch im weiteren Leben des Kindes gerechter wird und 3) die Frau früher wieder möglichst umfassend ins Berufsleben einsteigen kann und 4) wir von diesem elendigen Automatismus weg kommen, dass die Frau 12 Monate daheim bleibt, die Väter sich für 2 Monate mit dem WoMo durch Italien anschließen und danach wieder im Büro verschwinden, während die Frau in Teilzeit geht, weil etwas anderes gesellschaftlich nicht gesehen, gewollt und gefördert wird.

Denn mit der 1.800€ Deckelung bleibt auch der Alleinverdiener mit 50k nicht länger als zwingend notwendig daheim, weil es sonst einfach wirtschaftlicher Selbstmord ist. Und so zementieren wir uns, gefördert vom Staat, in diesem beschissenen Rollenmodell fest, das für Männer und Frauen nur Nachteile hat.

Stattdessen tun wir so, als wäre alles in Butter und die einzige Frage rund ums Elterngeld wäre, ob auch Spitzenverdiener davon profitieren dürfen.

Der Beitrag wurde von Almeran bearbeitet: 11. Jul 2023, 15:52


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Liberalmeran.

Der Grad unserer Erregung wächst in umgekehrtem Verhältnis zu unserer Kenntnis der Tatsachen - je weniger wir wissen, desto aufgeregter werden wir.
- Bertrand Russell, Eroberung des Glücks
 
Autolyse
Beitrag 11. Jul 2023, 19:00 | Beitrag #65
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ZITAT(Reitlehrer @ 10. Jul 2023, 20:02) *
ZITAT(Autolyse @ 10. Jul 2023, 19:34) *
ZITAT(Broensen @ 10. Jul 2023, 17:58) *
Die Quersubventionierung über den Steuerzuschuss führt bei den genannten Gruppen mit Versorgungswerken und Pensionskassen zu einem Ausgleich für die fehlende Solidarität im Rahmen der ihnen gewährten Sonderrechte.

Die Entstehung der Versorgungswerke geht (auch) auf Adenauer zurück, weil man das unstete Pack nicht in der echten Angestelltenversicherung haben wollte. Das ein Sonderrecht zu nennen, weil es sich positiver entwickelt hat ist schon mutig.


Versorgungswerke haben Ärzte, Apother, Rechtsanwälte und Architekten. Ob die jetzt "unstetes Pack" sind?

Liegt evtl. eine Verwechslung mit der Künstersozialkasse vor?

Nein. Es war ganz klar das Ziel, dass man sämtliche Freiberufler aus der Rentenversicherung raushaben wollte, deswegen wurde die Möglichkeit zur freiwilligen Versicherung gestrichen und man wurde mit Überschreiten der Jahresentgeltgrenze zwingend versicherungsfrei (Artikel 1 § 4 I Nr. 1 i.V.m. § 5 I 1 des Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetzes). Künstler waren nach Artikel 1 § 2 Nr. 3 Variante 3 und Nr. 4 des Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetzes ja sogar explizit in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen.


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Man stelle sich mal vor Wilhelm Conrad Röntgen hätte mit Nachnamen Leutheusser-Schnarrenberger geheißen. Wieviel Arbeitszeit jeden Tag im Gesundheitssystem verlorenginge.
ZITAT(Goschi)
Und für echte Männer und überhaupt, DAMALS™ war alles besser!
 
Reitlehrer
Beitrag 12. Jul 2023, 10:44 | Beitrag #66
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ZITAT(Malefiz @ 10. Jul 2023, 15:03) *
ZITAT(400plus @ 10. Jul 2023, 14:00) *
ZITAT(Malefiz @ 9. Jul 2023, 08:57) *
Der Löwenanteil des Bundeshaushalts (mehr als ein Viertel) sind Zuschüsse zur Rentenversicherung, die in der Höhe notwendig ist weil sich die letzten (grob geschätzt) 30 Jahre verschiedenste Bundesregierungen beharrlich weigern dieses offensichtliche Problem endlich Mal anzugehen, anstatt einfach "Wir gießen Geld drauf" zu sagen


Jop, aber eine richtige Reform würde quasi für jede Partei ein paar bittere Kröten haben, entsprechend ist "lass mal wieder weiter Geld draufgießen und hoffen, dass die nächste Regierung es angeht" immer wieder die Lösung.


Eigentlich ist das rechtlich auch schwierig, da es sich bei der Rentenversicherung eben um eine Versicherung handelt. Normalerweise zahlen diejenigen Prämien für eine Versicherung, die dann auch Ansprüche gegen die Versicherung erwerben. In Deutschland gibt es aber jede Menge Steuerzahler, die aus der Rentenversicherung keinen Cent sehen werden.


Grundsätzlich ist es richitg, dass es sich um eine Versicherung handelt, genauer um eine umlagefinanzierte Kasse. Dabei sollten dannjeweils die Einnahme durch Beiträge und und Ausgaben sich im Gleichgewicht befinden.
Allerdings gibt "politische Ausgaben" die nicht durch Beitragszahlungen gedeckt sind. Hier zunächst mal die Mütterrente. Eine Frau erhält für jedes Kind, dass sie geboren hat und dass älter als drei Jahre geworden ist, drei Rentenpunkte gut geschrieben. Da es sich dabei um eine Fördermaßnahme der Familienpolitik handelt ist diese auch aus dem Steuertopf zu bezahlen.
Weiterhin wären da die Renten für Aussiedler, denen Beitragszeiten in Osteuropäsche Rentensystem anerkannt werden und letzlich auch die Renten, die auf Zahlungen in das DDR Rentensystem basieren, da ja auch hier keine Beitragszeiten in das Bundesdeutsche Rentensystem bestehen.

Noch ein kleiner Hinweis zur Mütterrente.

Die Kindererziehungszeiten werden nur auf Antrag erfasst. Dazu muss das Formbaltt V800 der Deutschen Rentenversicherung ausgefüllt werden.

Auch als Hinweis an Thomas. Es empfiehlt sich die jährliche Renteninformation zu prüfen, ob die Kindererziehungszeiten erfasst wurden.
Zu finden als " Beitragszeit mit Pflichtbeiträgen wegen Kindererziehung"

Bei drei Kindern sind das dann neun Rentenpunkte. Bei einem Rentenwert von aktuell 37,60€ entspricht das bereits einer monatlichen Rente von 338,4€.
Auch wichtig im Hinblick auf eine evtl. Erwerbsminderungsrente, da dazu von den letzten 60 Monaten 36 Monate mit Pflichtbeiträgen belegt sein müssen und zu den Pflichtbeiträgen zählen eben auch die Kindererziehungszeiten..
 
Phade
Beitrag 12. Jul 2023, 11:12 | Beitrag #67
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Das sind gute Hinweise. Wenn ich mich nicht irre (Reitlehrer wird mich korrigieren), können Beamte diese Kindererziehungszeiten "äquivalent" geltend machen, d.h. ihre Pensionsansprüche auf Antrag entsprechend erhöhen.


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ZITAT(Holzkopp @ 21. Jan 2023, 00:23) *
Scholz erinnert mich an jemanden, der so lange auf den Fahrplan schaut bis der Bus ohne ihn abfährt. (...) Scholz ist eine personifizierte Form von geistiger Tetraplegie. Und ich dachte Merkel wäre schon der Inbegriff der Entschlußimmobilität und des strategischen Kreisverkehrs.
 
Ta152
Beitrag 12. Jul 2023, 13:30 | Beitrag #68
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ZITAT(Phade @ 11. Jul 2023, 09:13) *
ZITAT(Madner Kami @ 11. Jul 2023, 00:06) *
ZITAT(400plus @ 10. Jul 2023, 22:14) *
unterproportionale Kopplung der Lebensarbeitszeit an die Lebenserwartung ("für 3 Jahre mehr Lebenserwartung ein Jahr mehr arbeiten)


Gerade das fällt den unteren Einkommensschichten massiv auf die Füße, denn deren Jobs sind in der Regel physisch anspruchsvoll und entsprechend körperlich schädigend. Als Bauarbeiter, zum Beispiel, kannst du einfach nicht bis 67+ arbeiten. Auch in meinem Job (Supermarkt auf der Fläche) gehen viele alte Kollegen bereits jetzt mit erheblichen Abzügen in die Frührente, weil sie körperlich einfach nicht mehr können.


Diese Personen dürften aber eher weniger ein Problem mit dem Ansammeln von Lebensarbeitszeit haben, da sie ausbildungsbedingt deutlich eher anfangen, oder?


Wenn sie nicht zwischendurch mehrfach Arbeitslos sind oder Schwarz arbeiten oder...


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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 27. April 2024 - 21:05