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> Extremismus im KSK, und seine Folgen
KSK
Beitrag 17. Aug 2020, 12:22 | Beitrag #121
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ZITAT(Thor=LWN= @ 17. Aug 2020, 07:55) *
Die Seedorfer machen nicht nur "klassische Fallschirmjägerei", sondern haben auch den Auftrag MilEvac zu betreiben. Dies geschieht zu einem großen Teil über den Seeweg. Bereits 2002 haben wir mit den damals noch "Oldenburgern" durchaus viel geübt. Die Strandmeisterei steckte in den ersten Kinderschuhen. OHK mußten wir erst noch lernen und auch das Fallobst mußte mit ganz neuen Geländeformen klarkommen. Deiche. Hafenanlagen. Wie nimmt und sichert man eine Schleuse. Etc. pp. Und dann kam noch Salzwasser hinzu. Es stellte sich heraus, daß fast deren komplette Elektronik zwar wasserdicht war, aber nicht salzfest.

Und dann kam der Tag, als wir sie das erste mal ins Moor gehetzt haben.

Die Nordgermanische Tiefebene bietet schwieriges Gelände ganz eigener Art.

Und deswegen macht es tatsächlich Sinn, daß die genau dort stationiert sind, wo sie sind.

Danke für den Einblick xyxthumbs.gif

Vor rund 10 Jahren hörte man immer wieder Seedorfer, die mit der Distanz nach Altenstadt unzufrieden waren, das können aber durchaus Einzelmeinungen sein.
 
Merowinger
Beitrag 17. Aug 2020, 12:41 | Beitrag #122
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Mag aber durchaus auch ein bisschen an der Perspektive von Thor liegen. ;-)
 
Thomas
Beitrag 17. Aug 2020, 16:42 | Beitrag #123
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Ich habe zu keinem Zeitpunkt behauptet, daß die damit glücklich waren. Die wurden immer wieder von "richtigen" Fallschirmjägern damit aufgezogen, daß sie ja gar keine Berge kennen. Und wenn du für jedes Sprungtraining erstmal eine Kompanie einpacken und nach Altenstadt verlasten darfst, um dir da Sprüche anzuhören, dann ist das bestimmt total toll.

Ich als marinierter und Spezialisierter habe da natürlich meine eigene Meinung zu.


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400plus
Beitrag 17. Aug 2020, 16:59 | Beitrag #124
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ZITAT(Thor=LWN= @ 17. Aug 2020, 17:42) *
Die wurden immer wieder von "richtigen" Fallschirmjägern damit aufgezogen, daß sie ja gar keine Berge kennen.


Zählt das, was es im Saarland so gibt, in Altenstadt denn als "Berge"? (durchaus ernst gemeinte Frage)
 
Thomas
Beitrag 17. Aug 2020, 19:34 | Beitrag #125
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Da mußt du das Fallobst fragen. Ich bin dafür der falsche Ansprechpartner. Ich hatte mehr mit den humanen Einwegdrohnen Typ Gummiarsch zu tun.


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Nite
Beitrag 18. Aug 2020, 09:26 | Beitrag #126
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ZITAT(400plus @ 17. Aug 2020, 17:59) *
ZITAT(Thor=LWN= @ 17. Aug 2020, 17:42) *
Die wurden immer wieder von "richtigen" Fallschirmjägern damit aufgezogen, daß sie ja gar keine Berge kennen.


Zählt das, was es im Saarland so gibt, in Altenstadt denn als "Berge"? (durchaus ernst gemeinte Frage)

Nein.


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Nite
Beitrag 18. Aug 2020, 09:30 | Beitrag #127
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ZITAT(KSK @ 16. Aug 2020, 19:05) *
Es ist ohnehin ein Kuriosum, warum die Fallschirmjäger in Seedorf sind, weit weg vom eigenen Ausbildungszentrum.

Auch wenn die Punkte von Thor valide sind, so ist der Grund für die Stationierung vor allem historisch gewachsen.
Zu Zeiten der 1. Luftlandedivision waren die FschJg über ganz Deutschland verteit:
25 im Schwarzwald
26 im Saarland
27 im hohen Norden

Seit Ende des Kalten Krieges werden Standortentscheidungen vor allem aus politischen Gründen getroffen, man denke nur an den Divisionsstab der DSO in Regensburg damit Bayern nach Auflösung der 1. Gebirgsdivision weiterhin einen Divisionsstab hat.


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400plus
Beitrag 18. Aug 2020, 09:51 | Beitrag #128
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Im Endeffekt ist eher die Frage, warum Altenstadt damals ausgewählt wurde, denn wirklich günstig lag es aus Sicht der LLBrig nie...

Es stand ja auch einmal die Verlegung nach Oldenburg zur Debatte, meine ich.
 
kato
Beitrag 18. Aug 2020, 11:17 | Beitrag #129
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ZITAT(Nite @ 18. Aug 2020, 10:30) *
Seit Ende des Kalten Krieges werden Standortentscheidungen vor allem aus politischen Gründen getroffen

Auch während des Kalten Krieges wurden Standortentscheidungen aus politischen Gründen getroffen, gerade die Luftlandebrigaden wurden - ähnlich wie die Divisionsartillerie und ähnliches - durchaus zum "Auffüttern" von wirtschaftlich nicht so besonderen Gegenden verwendet.

ZITAT(400plus @ 18. Aug 2020, 10:51) *
Im Endeffekt ist eher die Frage, warum Altenstadt damals ausgewählt wurde

Hatte bestimmt gar nichts damit zu tun dass das der Heimatkreis des politischen Wirkens von Franz Josef Strauss seit 1945 war und er zuvor von 43 bis 45 in der Kaserne Dienst tat.

 
Schwabo Elite
Beitrag 20. Aug 2020, 13:04 | Beitrag #130
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ZITAT(kato @ 18. Aug 2020, 12:17) *
Auch während des Kalten Krieges wurden Standortentscheidungen aus politischen Gründen getroffen, gerade die Luftlandebrigaden wurden - ähnlich wie die Divisionsartillerie und ähnliches - durchaus zum "Auffüttern" von wirtschaftlich nicht so besonderen Gegenden verwendet.


Das ist theoretisch richtig, aber der Kuchen war eben größer. Im KK hatte jedes Kaff (wirklich) wenigstens einen Sammelplatz für Mob-Einheiten mit Gerätehaus. Und in jedem Städtchen war wenigstens irgendeine Einheit stationiert. Die Stäbe waren dementsprechend leichter so zu verteilen, wie sie militärisch sinnvoll waren. Das hat aufgehört. Da LV/BV aber zwischendurch auch irrelevant war, fiel militärischer Sachverstand halt auch nicht ins Gewicht.


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Nite
Beitrag 20. Aug 2020, 14:10 | Beitrag #131
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Um beim Beispiel LL-Truppe zu bleiben: bei 3 von Nord nach Süd verteilten Brigaden ist es relativ egal wo der Divisionsstab sitzt, im Zweifelsfall sind 2 Brigaden immer weit weg.
Bei einer Brigade an der Küste und einer im Saarland macht es hingegen militärisch wenig Sinn die Division in der bayerischen Provinz, kurz vor der tschechischen Grenze, zu dislozieren.


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ramke
Beitrag 20. Aug 2020, 15:12 | Beitrag #132
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Etwas offtopic: Wurde nicht eine Luftlandedivision wegen Waffenhandel kurz nach der Wende in die mangelgenommen? Da gab's doch Mal diesen Fall irgendwann 1990/91 als die die Bestände der DDR Aufnahmen. Oder vertue ich mich da voll?

Der Beitrag wurde von ramke bearbeitet: 20. Aug 2020, 15:16


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Nur echt mit "Edit"
 
kato
Beitrag 20. Aug 2020, 15:37 | Beitrag #133
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Die "Brigade an der Küste" war von 1994 bis 2002 operativ der Multinational Division Central (NATO/WEU) unterstellt, und nicht als Kampftruppe dem damaligen KLK/4.Div in Regensburg zugeordnet. Zuvor befand sich die LLBrig 27 seit der nachträglichen Anhängsel-Aufstellung 1970 in Lippstadt und der Divisionsstab 1. LLDiv seit 1964 in Bruchsal.

Im Rahmen "Heer der Zukunft", als die LLBrig 31 nach Auflösung MND© zurück als Kampftruppe unter nationales Kommando kam und man damit wieder eine dritte Brigade "hatte", wurde als Standortentscheidung eben diese in Niedersachsen belassen und der Stab Division Schnelle Kräfte dafür zentral in Stadtallendorf disloziert.

 
400plus
Beitrag 20. Aug 2020, 16:10 | Beitrag #134
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Wobei Regensburg jetzt auch für eine Division mit zwei Brigaden in Calw und Saarlouis eher originell war, zumal wenn man mit Bruchsal was hat, das quasi auf halbem Weg zwischen beiden liegt wink.gif

Der Beitrag wurde von 400plus bearbeitet: 20. Aug 2020, 16:11
 
Whuffo
Beitrag 4. Sep 2020, 06:11 | Beitrag #135
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Schwarzwälder Bote: Schließung des KSK-Standorts derzeit nicht geplant


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400plus
Beitrag 16. Sep 2020, 11:32 | Beitrag #136
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Tagesschau: In Zukunft sollen die Überprüfungsintervalle für Personen in sicherheitsempfindlichen Bereichen kürzer werden. Verstärkt sollen dabei auch soziale Medien unter die Lupe genommen werden.
 
Holzkopp
Beitrag 24. Sep 2020, 16:27 | Beitrag #137
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Ich packe es mal hier rein:

SPIEGEL: MAD-Chef Gramm wird abgelöst

ZITAT
Offiziell wird Christof Gramm in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Faktisch aber hat Kramp-Karrenbauer den Verwaltungsjuristen gefeuert. Die Ministerin war am Donnerstag eigens nach Köln zum Sitz des MAD gefahren und hatte ein langes Gespräch mit Gramm geführt.

Schon in den vergangenen Monaten hatte sie dem Präsidenten des MAD verdeutlicht, dass sich seine Behörde keine weiteren Pannen bei der Verfolgung von rechtsextremen Soldaten in den Reihen der Bundeswehr leisten dürfe. Gramm musste also mit seiner Entlassung rechnen.


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Das staendige Nachgeben der Klugen begruendet die Diktatur der Dummen.
 
400plus
Beitrag 24. Oct 2020, 13:25 | Beitrag #138
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Standort Calw bleibt wahrscheinlich erhalten: SWR
 
Seneca
Beitrag 25. Oct 2020, 11:46 | Beitrag #139
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Die Wehrbeauftragte Högl äußert sich positiv über das KSK:
ZITAT
Ich gehe davon aus, dass der Zwischenbericht keinerlei Anlass bieten wird, die Zukunft des Verbands infrage zu stellen. Es wäre auch falsch, das KSK aufzulösen. Wir brauchen die Spezialkräfte.



Interessant ist, welche (Fang-)Fragen die KSK Anwärter während des Auswahltests in der "Höllenwoche" beantworten müssen:
ZITAT
Högl: Es gab eine ganz interessante Situation nach 45 Kilometern Nachtmarsch. Da waren die Soldaten total erschöpft. Sie durften nur ganz kurz durchatmen, dann ging es weiter zum Abseilen. In dieser Situation kamen dann Psychologen und verwickelten die Bewerber in Vier-Augen-Diskussionen.... Kann der Klimawandel überhaupt mit Demokratie gestaltet werden? Müssen Leute, die nach Deutschland kommen ihre Religion aufgeben, um sich anzupassen? Muss Deutschland vor Einwanderung geschützt werden?


https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/...n-17016429.html

Der Beitrag wurde von Seneca bearbeitet: 25. Oct 2020, 11:47
 
Scipio32
Beitrag 25. Oct 2020, 12:37 | Beitrag #140
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ZITAT
Interessant ist, welche (Fang-)Fragen die KSK Anwärter während des Auswahltests in der "Höllenwoche" beantworten müssen:
ZITAT
Högl: Es gab eine ganz interessante Situation nach 45 Kilometern Nachtmarsch. Da waren die Soldaten total erschöpft. Sie durften nur ganz kurz durchatmen, dann ging es weiter zum Abseilen. In dieser Situation kamen dann Psychologen und verwickelten die Bewerber in Vier-Augen-Diskussionen.... Kann der Klimawandel überhaupt mit Demokratie gestaltet werden? Müssen Leute, die nach Deutschland kommen ihre Religion aufgeben, um sich anzupassen? Muss Deutschland vor Einwanderung geschützt werden?


Sind die Antworten bei so einer Erschöpfungssituation überhaupt verwertbar?
 
Holzkopp
Beitrag 25. Oct 2020, 12:49 | Beitrag #141
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Na ja, der Artikel ist da relativ unpräzise. Und es macht schon einen Unterschied, ob jemand die Demokratie als wesentliches Verfassungsprinzip ablehnt oder ob er er eine migrationskritische Haltung hat.

Mir fällt da so spontan ein "bekommen die Anwärter bei FRONTEX eigentlich die gleichen Fragen gestellt?" oder "fragen Sie mich das jetzt weil geplant ist, die Spezialkräfte der Bundeswehr im Jagdkampf an der deutsch-tschechischen Grenze gegen Schleuser einzusetzen?"

Auch wenn mir da der Einblick fehlt: ob ein Soldat Klimawandel, Umweltschutz oder Migration als drängendes Thema ansieht ist irrelavant. Entscheidend ist, ob er als Waffenträger und Soldat jederzeit bereit ist, die verfassungsmäßige Ordnung anzuerkennen und auch notfalls gegen seine eigene gesellschaftspolitische Überzeugung zu verteidigen.
Im Gegensatz zum Demokratieprinzip ist Migration nämlich keine Staatszielbestimmung. Aber wer natürlich seine migrationskritische Haltung außerhalb der Werte der Verfassung auszuleben gedenkt, der kann nicht Teil unserer Streitkräfte sein.

Das gilt sinngemäß für alle anderen politisch- gesellschaftlichen Fragestellungen auch.

Der Beitrag wurde von Holzkopp bearbeitet: 25. Oct 2020, 12:50


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Das staendige Nachgeben der Klugen begruendet die Diktatur der Dummen.
 
400plus
Beitrag 25. Oct 2020, 15:10 | Beitrag #142
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ZITAT(Scipio32 @ 25. Oct 2020, 12:37) *
Sind die Antworten bei so einer Erschöpfungssituation überhaupt verwertbar?


Gerade die Erschöpfungssituation macht die Antworten doch interessant. Bei einem ruhigen Interview im schön klimatisierten Büro können sich viele ihre Antworten vorher zurechtlegen, vielleicht sogar auswendig lernen und allgemein auf der Hut sein und "gewünschte" Antworten abgeben, selbst wenn sie nicht ihren tatsächlichen Überzeugungen entsprechen. Nach 45km Nachtmarsch ist dann nicht mehr die Energie dar, um ein Schauspiel aufrecht zu erhalten, und es rutscht einem vielleicht seine tatsächliche Meinung durch und er zeigt dadurch, dass er vielleicht nicht ganz so auf dem Boden des GG steht, wie er bisher vorgegeben hat. Gerichtlich verwertbar dürfte das wahrscheinlich nicht sein, aber darum geht es hier ja auch nicht.

ZITAT(Holzkopp @ 25. Oct 2020, 12:49) *
Auch wenn mir da der Einblick fehlt: ob ein Soldat Klimawandel, Umweltschutz oder Migration als drängendes Thema ansieht ist irrelavant. Entscheidend ist, ob er als Waffenträger und Soldat jederzeit bereit ist, die verfassungsmäßige Ordnung anzuerkennen und auch notfalls gegen seine eigene gesellschaftspolitische Überzeugung zu verteidigen.
Im Gegensatz zum Demokratieprinzip ist Migration nämlich keine Staatszielbestimmung. Aber wer natürlich seine migrationskritische Haltung außerhalb der Werte der Verfassung auszuleben gedenkt, der kann nicht Teil unserer Streitkräfte sein.

Das gilt sinngemäß für alle anderen politisch- gesellschaftlichen Fragestellungen auch.


Das stimmt, allerdings war die von Högl genannte Frage beim Klimawandel ja auch "Kann der Klimawandel überhaupt mit Demokratie gestaltet werden?" Wenn da dann ein Bewerber vom Führerprinzip schwärmt, hat die Frage durchaus angeschlagen ;-) Die Migrationsfrage scheint offener gestellt worden zu sein, aber die Grundidee ist denke ich die, die du auch nennst- migrationskritisch sein ist das eine, aber weckt die Antwort Zweifel daran, dass der Bewerber seine Migrationskritik immer verfassungskonform vertreten wird?

Die andere Frage ist natürlich, ob diese Fragen "nur" der Aussiebung im Hinblick auf die Verfassungstreue dienen, oder ob es auch darum geht zu schauen, ob jemand nach 45km Nachtmarsch noch eine kohärente Argumentationslinie hinkriegt.
 
Markus11
Beitrag 25. Oct 2020, 15:28 | Beitrag #143
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ZITAT(400plus @ 25. Oct 2020, 15:10) *
Die andere Frage ist natürlich, ob diese Fragen "nur" der Aussiebung im Hinblick auf die Verfassungstreue dienen, oder ob es auch darum geht zu schauen, ob jemand nach 45km Nachtmarsch noch eine kohärente Argumentationslinie hinkriegt.


Ich denke eher Zweiteres. Es gibt keine objektiv richtige Haltung zu Demokratie, Migration, oder Klimawandel (ok, das schon eher). Viel interessanter als die Antworten, sind das Verhalten bei der Befragung, und wie logische Schlüsse gezogen werden, bzw. bis zu welchem Grad sie noch dazu in der Lage sind Informationen zu verarbeiten.

Wesentlich aufschlussreicher wäre wohl mit den Kameraden als Gleicher unter Gleichen saufen zu gehen, und zu sehen ob da jemandem etwas "rausrutscht".
 
400plus
Beitrag 25. Oct 2020, 15:36 | Beitrag #144
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ZITAT(Markus11 @ 25. Oct 2020, 15:28) *
ZITAT(400plus @ 25. Oct 2020, 15:10) *
Die andere Frage ist natürlich, ob diese Fragen "nur" der Aussiebung im Hinblick auf die Verfassungstreue dienen, oder ob es auch darum geht zu schauen, ob jemand nach 45km Nachtmarsch noch eine kohärente Argumentationslinie hinkriegt.


Ich denke eher Zweiteres. Es gibt keine objektiv richtige Haltung zu Demokratie, Migration, oder Klimawandel (ok, das schon eher).


Also bei der Demokratie lässt Art. 20 GG jetzt nicht so viel Spielraum wink.gif
 
Markus11
Beitrag 25. Oct 2020, 15:50 | Beitrag #145
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ZITAT(400plus @ 25. Oct 2020, 15:36) *
ZITAT(Markus11 @ 25. Oct 2020, 15:28) *
ZITAT(400plus @ 25. Oct 2020, 15:10) *
Die andere Frage ist natürlich, ob diese Fragen "nur" der Aussiebung im Hinblick auf die Verfassungstreue dienen, oder ob es auch darum geht zu schauen, ob jemand nach 45km Nachtmarsch noch eine kohärente Argumentationslinie hinkriegt.


Ich denke eher Zweiteres. Es gibt keine objektiv richtige Haltung zu Demokratie, Migration, oder Klimawandel (ok, das schon eher).


Also bei der Demokratie lässt Art. 20 GG jetzt nicht so viel Spielraum wink.gif


Auch das Grundgesetz ist keine heilige unfehlbare Schrift (um etwas polemisch zu sein). Art. 20 GG ist "richtig" weil man sich als Gesellschaft darauf geeinigt hat es so zu handhaben, das bedeutet aber nicht dass es allumfassend (im Sinne von weltweit) die einzige "korrekte" Antwort ist.

Wenn in einem hypothetischen Szenario morgen irgendeine Katastrophe eintreten würde und alle Menschen aus Europa verschwunden wären, würde eine nachfolgende Zivilisation leere Bibliotheken vorfinden, und darin Gesetzestexte und auch Physikbücher finden. Der Inhalt der Physikbücher würde sich in jedem Fall 1 zu 1 mit ihren eigenen Erkenntnissen decken "wie die Welt ist", ob die nachfolgende Zivilisation (oder meinetwegen Aliens, um es noch abstrakter zu machen) unabhängig von den Europäern die Gesetzestexte ebenso als "richtig" anerkannt, lässt sich nicht vorhersagen.

Wir haben uns als Gesellschaft darauf geeinigt dass das Grundgesetz für uns verbindlich ist, und jeder der für den Staat arbeiten will sollte sich tunlichst daran halten, es ist (und kann nicht) absolut richtig sein, denn was Moral und Gesetze sind, wird von der jeweiligen Zivilisation bestimmt.
 
Havoc
Beitrag 25. Oct 2020, 15:53 | Beitrag #146
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Ich glaube nicht, dass es jetzt darum geht, wie der befragte Soldat zu den einzelnen Punkten steht. Antworten auf Fragen wie z.B. zum Klimawandel, Umweltschutz oder Migration ergeben ein Gesamtbild. Aus Studien weiß man, welche Ansichten zu diesen Fragen z.B. bei den Reichsbürgern überwiegen, so dass das mit solchen Fragen erstellte Gesamtbild eine Aussage erlaubt, ob der Gefragte tendenziell eine antidemokratische Gesinnung hat oder nicht.
Das die Fragen in einem Erschöpfungszustand gestellt wurden, hat vermutlich damit zu tun, dass man so die innere Zensur bei den befragten Soldaten herabsenken wollte. Auch wenn Psychologen einer Schweigepflicht unterliegen dürften gerade die mit einer antidemokratischen Gesinnung in einem geistig wachen Zustand eher politisch korrekt als wahrheitsgemäß antworten, aus Angst ihrer Karriere zu schaden. Aus dem Grund würden auch Fragen im Stil "Ist die BRD Ihrer Meinung nach eine GmbH?" oder "Sollten Flüchtlinge / Flüchtende an der Außengrenze mit Waffengewalt gestoppt werden?" oder "Sind Vernichtungslager einer Erfindung der Siegermächte?" kaum zu einem verwertbaren Ergebnis führen, da kaum ein Soldat mit klaren Verstand diese während seiner Dienstzeit mit "Ja" beantworten wird, selbst wenn er diesen tatsächlich so zustimmen würde.
 
Markus11
Beitrag 25. Oct 2020, 15:58 | Beitrag #147
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ZITAT(Havoc @ 25. Oct 2020, 15:53) *
Ich glaube nicht, dass es jetzt darum geht, wie der befragte Soldat zu den einzelnen Punkten steht. Antworten auf Fragen wie z.B. zum Klimawandel, Umweltschutz oder Migration ergeben ein Gesamtbild. Aus Studien weiß man, welche Ansichten zu diesen Fragen z.B. bei den Reichsbürgern überwiegen, so dass das mit solchen Fragen erstellte Gesamtbild eine Aussage erlaubt, ob der Gefragte tendenziell eine antidemokratische Gesinnung hat oder nicht.
Das die Fragen in einem Erschöpfungszustand gestellt wurden, hat vermutlich damit zu tun, dass man so die innere Zensur bei den befragten Soldaten herabsenken wollte. Auch wenn Psychologen einer Schweigepflicht unterliegen dürften gerade die mit einer antidemokratischen Gesinnung in einem geistig wachen Zustand eher politisch korrekt als wahrheitsgemäß antworten, aus Angst ihrer Karriere zu schaden. Aus dem Grund würden auch Fragen im Stil "Ist die BRD Ihrer Meinung nach eine GmbH?" oder "Sollten Flüchtlinge / Flüchtende an der Außengrenze mit Waffengewalt gestoppt werden?" oder "Sind Vernichtungslager einer Erfindung der Siegermächte?" kaum zu einem verwertbaren Ergebnis führen, da kaum ein Soldat mit klaren Verstand diese während seiner Dienstzeit mit "Ja" beantworten wird, selbst wenn er diesen tatsächlich so zustimmen würde.


Schweigepflicht gilt nicht wenn anzunehmen ist dass die Begehung einer Straftat bevorsteht oder zu erwarten ist, und da es sich um ein Eignungsverfahren handelt, sowieso nicht (dem Arbeitgeber gegenüber).

Der Beitrag wurde von Markus11 bearbeitet: 25. Oct 2020, 15:58
 
400plus
Beitrag 25. Oct 2020, 16:00 | Beitrag #148
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ZITAT(Markus11 @ 25. Oct 2020, 15:50) *
Wir haben uns als Gesellschaft darauf geeinigt dass das Grundgesetz für uns verbindlich ist, und jeder der für den Staat arbeiten will sollte sich tunlichst daran halten, es ist (und kann nicht) absolut richtig sein, denn was Moral und Gesetze sind, wird von der jeweiligen Zivilisation bestimmt.


Einverstanden, aber die Hervorhebung ist zentral. Da es um die Auswahl von sehr speziellen Staatsdienern gibt, geht es nicht um objektive Richtigkeit, sondern um die Treue zur Verfassung, und innerhalb derer ist das Demokratieprinzip nicht verhandelbar.
 
Nite
Beitrag 25. Oct 2020, 16:03 | Beitrag #149
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ZITAT(Markus11 @ 25. Oct 2020, 15:50) *
Auch das Grundgesetz ist keine heilige unfehlbare Schrift (um etwas polemisch zu sein). Art. 20 GG ist "richtig" weil man sich als Gesellschaft darauf geeinigt hat es so zu handhaben, das bedeutet aber nicht dass es allumfassend (im Sinne von weltweit) die einzige "korrekte" Antwort ist.

Doch, für einen Soldaten gemäß Soldatengesetz und Eid eben schon


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Lalbahadur
Beitrag 25. Oct 2020, 20:17 | Beitrag #150
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Welche Form des Grundgesetzes ist den dann sakrosankt für den Soldaten gemäß seinem Eid ? Immer nur die aktuellste ? Dann stellt sich die Frage was geschieht wenn das Grundgesetz derart verändert wird, dass es mit dem ursprünglich durch den Eid angedachten Sinn nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen ist. Seit seiner Entstehung ist bereits jeder zweite Artikel des Grundgesetzes geändert worden, und viele davon sogar mehrfach. Allein für die Aufstellung der Bundeswehr wurden 7 Artikel geändert und 9 neu eingeführt. Oder nehmen wir den Artikel 16a, der von seiner ersten Formulierung her durch immer weiter gehende Ergänzungen im Prinzip völlig verändert wurde bis dahin, dass der heute den ursprünglichen Gedanken des Artikels völlig aufgehoben hat.

Welchem Grundgesetz also wird der Soldat aufgrund Eid für immer und absolut gehorsam folgen?


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JAI MAHA KALI
 
 
 

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