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Nite
Beitrag 31. Jan 2023, 19:54 | Beitrag #2641
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ZITAT(goschi @ 31. Jan 2023, 19:30) *
Da sind amerikanische Sachbücher wesentlich ... ja unterhaltsamer, zugänglicher und dabei keineswegs fachlich flach.

Das ist genau der Punkt.
In Deutschland wird nach wie vor insinuiert dass populärwissenschaftlich automatisch minderwertig bedeutet, dabei werden Erkenntnisse nicht schlechter nur weil sie für den Laien verständlich oder gar (Frevel!) ansprechend präsentiert werden.


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400plus
Beitrag 31. Jan 2023, 21:02 | Beitrag #2642
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Unterschiede im Sprachgebrauch helfen da auch. Amerikanische Wissenschaftler versuchen idR auch ihre Paper einfach und verständlich formuliert zu halten. Das heißt nicht, dass man auf Fachsprache verzichtet, aber halt die Sätze kurz und prägnant hält. Die deutsche Wissenschaftsprache ist da historisch leider anders- Schachtelsätze, Passivkonstruktionen etc. Popper hat sich da gerne (zurecht) lustig gemacht.

Auch der Paperstil ist anders und mehr "to the point", als das deutsche "im Folgenden wird zunächst X...", am besten noch 2 Seiten später gefolgt von "In diesem Abschnitt wurde X..."

Der Beitrag wurde von 400plus bearbeitet: 31. Jan 2023, 21:03
 
Thomas
Beitrag 31. Jan 2023, 21:07 | Beitrag #2643
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Zur Ehrenrettung der deutschen Wissenschaft möcht ich anbringen, daß zum Beispiel im Bereich der Naturwissenschaften derlei Veröffentlichungen sprachlich eher verständlich sind. Da meine liebe Frau aktuell an ihrer Bachelorarbeit im Bereich der Geisteswissenschaften schreibt, fällt mir massiv auf, daß dort ein Hang dazu besteht, den absolut gleichen Sachverhalt 25 mal anders zu nennen, es als eigene Erkenntnis zu verkaufen, und dann möglichst lange und unverständliche Sätze zu schreiben.


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xena
Beitrag 1. Feb 2023, 01:22 | Beitrag #2644
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ZITAT(goschi @ 31. Jan 2023, 18:30) *
Da sind amerikanische Sachbücher wesentlich ... ja unterhaltsamer, zugänglicher und dabei keineswegs fachlich flach.

Deswegen lese ich ja in Sachen Geschichte und Wehrtechnik fast ausschließlich englisch. Es moralisiert keiner, man bleibt sachlich, egal wie schmutzig es zu geht. Man bekommt Infos und keiner tut so als sei alles Verschlusssache, ohne es selbst mal probiert zu haben ob es tatsächlich so ist. Keiner handelt nach voreiligem Gehorsam. Man lebt seine informationelle Freiheiten aus.



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muckensen
Beitrag 2. Feb 2023, 00:39 | Beitrag #2645
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Ja, diesen Snobismus kenne ich. Ich habe mich mal mit der ganzen Arroganz eines abgebrochenen Geschichtsstudiums erdreistet, Historiker-Kumpels folgendes Buch zu empfehlen: 'Warfare in Medieval Europe c.400-c.1453' von Bernard S. und David S. Bachrach, zwei US-amerikanischen Historikern, die über das frühe und hohe Mittelalter im HRR forschen. Das Buch versteht sich als Mittelding aus populärwissenschaftlicher Literatur und Lehrbuch, es richtet sich an Laien, die sich schon etwas auskennen, oder Experten mit anderer Spezialisierung, die schnell etwas zum Thema nachschlagen wollen; daher enthält das Buch nur einen recht kleinen Apparat, der außerdem hauptsächlich aus Verweisen zur weiterführenden Lektüre besteht. Insgesamt gibt es nur etwa ein Dutzend Fußnoten, und Himmel, Arsch und Zwirn: "So wenige Fußnoten? Kann man nicht ernst nehmen‼"

Das Buch kann man übrigens allen ans Herz legen, die sich für das Mittelalter interessieren. Es ist nicht nur militärhistorisch interessant, sondern eröffnet auch eine breitere Perspektive, weil die Autoren die Kriegsführung vor allem als administrativ und wirtschaftlich anspruchsvolles Unterfangen begreifen, das also auch Rückschlüsse zulässt auf die Leistungsfähigkeit eines Staatswesens.

Was das Militärische anlangt, räumen sie mit vielen Vorurteilen auf, z.B. zeigen sie, dass der Begriff der "infanteristischen Revolution" falsch ist, weil auch lange vor den Flamen von Courtrai, den schottischen Schiltrons und den Kampfwagen der Hussiten die Infanterie stets die beherrschende Macht auf dem Schlachtfeld war. Auch zeigen sie, dass die Umbrüche zwischen Antike und Frühmittelalter nicht so radikal verliefen, wie oft kolportiert wird.

Man kann also viel daraus lernen, umso mehr, wenn man sich in die empfohlene Literatur weiter einliest.

Einziger Nachteil: Wohl bedingt durch die Spezialisierung der Autoren, begehen die beiden Etikettenschwindel. Die Darstellung endet bis auf ein, zwei Seiten Material mit dem Hochmittelalter; anders als der Titel nahelegt, kommt das Spätmittelalter quasi nicht vor.

P.S.: Wer das nicht sowieso macht – o.g. Titel habe ich für Kindle gekauft. Ist zwar schöner, ein "echtes" Buch in Händen zu halten, aber wenn man fünfzig Euro sparen kann …

Der Beitrag wurde von muckensen bearbeitet: 2. Feb 2023, 00:42


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ZITAT(ramke @ 13. Jan 2023, 20:09) *
Bald heisst es, Leopard Panzer werden nur geliefert wenn der Jadeaffe vor Vollmond zurück im Tempel ist.

 
muckensen
Beitrag 9. Feb 2023, 01:10 | Beitrag #2646
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ZITAT
Was lest ihr gerade?
'Soldatenglück' von Robert Sedlatzek-Müller. Mit einer Menge Wut im Bauch. Ich wusste, dass man ihn und seine Veteranen-"Generation" hat hängen lassen, aber nicht wie sehr.

Dass der Explosionsunfall von Kabul am 06.03.02 auf unfassbare Fahrlässigkeit zurückzuführen war, wusste ich auch nicht. Schon seltsam, da sitzt du als völlig unbedarfter Laie in puncto Sprengstoffe und denkst beim Lesen: Augenblick mal, die "meißeln" überlagerten Sprengstoff mit einem Schraubendreher von der Wand der Rakete? Kann das gutgehen?

Nebenbei, weiß jemand, was an dem Gerücht dran ist (oder zu Sedlatzek-Müllers Zeiten dran war), dass die Diensthundeschule ausgediente Diensthunde, die von ihren Führern nicht gekauft werden, einfach tötet, trotz des Versprechens, sich um sie zu kümmern? Kann ich mir fast nicht vorstellen. Das ist doch PR-Selbstmord, wenn so etwas heutzutage herauskommt, von der Außenwirkung her schlimmer als jedes Geburtstagsständchen für den Führer.

Der Beitrag wurde von muckensen bearbeitet: 9. Feb 2023, 08:42


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ZITAT(ramke @ 13. Jan 2023, 20:09) *
Bald heisst es, Leopard Panzer werden nur geliefert wenn der Jadeaffe vor Vollmond zurück im Tempel ist.

 
Andr
Beitrag 18. Feb 2023, 21:22 | Beitrag #2647
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Darkness Descending (Ken Jones)
Surival Story - Nachdem der Autor von einer Lawine erfasst wurde musste er mit gebrochenem Bein 3 Tage lang durch die Wildnis kriechen. Das ganze zeigt was der menschliche Körper durchmachen kann wenn auch der Wille da ist.


Caimano69 - Sabbia e polvere (Mario Chima)
Autobiografie: Anfangs etwas zur Geschichte der italienischen Kampfschwimmer, dann etwas über das Auswahlverfahren und verschiedene Übungen anschliessend geht es um die Task Force 45 in Afghanistan (daher der Titel "Sand und Staub")
 
400plus
Beitrag 11. Mar 2023, 09:17 | Beitrag #2648
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William Royston Geise: The Confederate Military Forces in the Trans-Mississippi West, 1861-1865: A Study in Command
 
Glorfindel
Beitrag 13. Mar 2023, 00:03 | Beitrag #2649
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Gerade gelesen:

ZITAT
«Der Magier im Kreml» von Giuliano da Empoli ist ein auf realen Personen und wahren Begebenheiten basierender Roman. Die Beichte Wadim Baranows, des fiktiven, einflussreichsten Beraters Putins, und die Innenansicht eines immer tödlicheren Machtzentrums. (...)
Man nennt ihn den «Magier im Kreml». Der rätselhafte Vadim Baranow war Regisseur und Produzent von Reality-TV-Shows, bevor er zur grauen Eminenz von Putin wird. (...)

Dieser Roman führt uns ins Zentrum der russischen Macht, wo permanent Intrigen gesponnen werden. Und wo Vadim, der zum wichtigsten Spindoktor des Regimes geworden ist, ein ganzes Land in ein politisches Theater verwandelt, in dem es keine andere Realität als die Erfüllung der Wünsche des Präsidenten gibt. Doch Vadim ist kein gewöhnlicher Ehrgeizling: Der Regisseur, der sich unter die Wölfe verirrt hat, gerät immer tiefer in die Machenschaften des Systems, das er selbst mit aufgebaut hat, und wird alles daransetzen, um dort wieder herauszukommen. (...)


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Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
400plus
Beitrag 20. Mar 2023, 21:18 | Beitrag #2650
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Hewitt/Bergeron (Hrsg): Confederate Generals in the Western Theater, Vol. 1
 
400plus
Beitrag 4. Apr 2023, 15:04 | Beitrag #2651
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Das übliche Thema, aber mal auf Deutsch: Maurer: Die Schlacht von Gettysburg
 
muckensen
Beitrag 17. May 2023, 18:50 | Beitrag #2652
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ZITAT
Was lest ihr gerade?
Die Thomas Cromwell-Trilogie von Hilary Mantel: 'Wölfe', 'Falken', 'Schatten & Licht'.

Grandios geschrieben und wohltuend anders als alle anderen historischen Romane. Die Bücher sind auch deshalb interessant, weil sie (ob es die Autorin wollte oder nicht) den Beginn des englischen Sonderwegs nachfühlbar machen, dieses Nicht-zu-Europa-gehören-Wollen. Allerdings ging selbst einem gottlosen Weltmenschen wie mir spätestens ab Band zwei Mantels (in vielen Interviews bekundeter) Anti-Katholizismus auf die Nerven: Alle Sympathieträger sind englische Protestanten, alle Bösewichter (gern auch unter Verdrehung historischer Fakten, wie bei Thomas Morus) sind Katholiken und/oder Ausländer, und es wird wirklich keine Gelegenheit zu einem abfälligen Kommentar ausgelassen (die Autorin spricht den Leser oft direkt an).
Trotzdem, die Bücher wurden zu Recht mit Preisen überhäuft.

Außerdem: 'Agincourt 1415. The Archer's Story' von Anne Curry.

Räumt mit vielen Falschvorstellungen auf, sehr lesenswert, wenn man sich für das Mittelalter interessiert.

Der Beitrag wurde von muckensen bearbeitet: 17. May 2023, 18:51


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ZITAT(ramke @ 13. Jan 2023, 20:09) *
Bald heisst es, Leopard Panzer werden nur geliefert wenn der Jadeaffe vor Vollmond zurück im Tempel ist.

 
ramke
Beitrag 25. May 2023, 18:56 | Beitrag #2653
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Kleine Abwechslung, hab einer feuerwehrkameradin zum Abitur "fight club" geschenkt um die Leere im Kopf auszugleichen. Habs noch am selben Abend durchgelesen. Hab das vor 15 Jahren mal gelesen und empfand es da deutlich länger. Hat 220 Seiten, aber scheinbar wurde da was gekürzt. Ich hab die englische Ausgabe jetzt und die deutsche damals.


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Wraith187
Beitrag 25. May 2023, 19:53 | Beitrag #2654
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Simon Scarrow - Eagles of the Empire Series

ZITAT
The Eagles of the Empire series centres upon two main protagonists, Quintus Licinius Cato and Lucius Cornelius Macro, who are both Roman soldiers. Macro, a veteran with nearly 15 years' service (at the start of the first novel) in the Roman Army, has recently been appointed to the Centurionate. Cato is in his teen years, grew up in the Imperial Palace as a slave, and at the start of the series joins the Eagles as Macro's Optio. The first book starts in 42 AD. The books cover the experiences of the two soldiers, initially as experienced centurion and new optio, in battles in Germania and the invasion of Britain by Claudius as part of the Legio II Augusta. The 6th book The Eagle's Prophecy has them serving as part of the Imperial Navy east of Italy. The 7th and 8th put them in Rome's eastern provinces as agents of the Emperor's secretary Tiberius Claudius Narcissus. The 9th sees them shipwrecked on the island of Crete, fighting against a full-scale uprising. The 11th is set in Rome with the leads hoping to save the emperor from the shady Liberators. The Blood Crows is set once again in Britannia. The two protagonists are faced with defeating tribal rebels.

Die Bücher sind so ziemlich Schema-F aber leidlich unterhaltsam und die Zeit bis zum Einschlafen geht ohne Aufregung vorbei.


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Nite
Beitrag 25. May 2023, 23:01 | Beitrag #2655
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ZITAT(ramke @ 25. May 2023, 19:56) *
Kleine Abwechslung, hab einer feuerwehrkameradin zum Abitur "fight club" geschenkt um die Leere im Kopf auszugleichen. Habs noch am selben Abend durchgelesen. Hab das vor 15 Jahren mal gelesen und empfand es da deutlich länger. Hat 220 Seiten, aber scheinbar wurde da was gekürzt. Ich hab die englische Ausgabe jetzt und die deutsche damals.

Oder du wurdest einfach älter und reifer wink.gif
Fight Club ist mit 15 total tiefsinnig und philosophisch, mit 25 dann bestenfalls noch "ganz okay, nichts besonderes"


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ramke
Beitrag 26. May 2023, 15:30 | Beitrag #2656
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Jetzt 37 und es ist nur noch "meh". Würde den Film jetzt sogar als besser bezeichnen, trotz des anderen endes.


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Stefan Kotsch
Beitrag 17. Jun 2023, 12:47 | Beitrag #2657
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Hab gerade Herz der Finsternis von Joseph Conrad gelesen. Naja, ist sprachlich ein bissel angestaubt. Aber es ist der Stoff von dem Apocalyse Now gemacht wurde. Deswegen hatte mich das interessiert.
Ja, man erkennt ganz klar den späteren Film, der sogar einige Sprüche und auch die Person Kurtz nahezu direkt aus dem Buch übernommen hat, den Plot in einigen Teilen sowieso.
 
400plus
Beitrag 10. Aug 2023, 21:46 | Beitrag #2658
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Donald Stoker: "The Grand Design: Strategy and the US Civil War".
 
ramke
Beitrag 11. Aug 2023, 14:30 | Beitrag #2659
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Lohnt sich das? Ich hab die Grant Biographie endlich durch und wollte eigentlich als nächstes Lee oder für zwischendurch etwas über Operation PLUTO lesen. Vielleicht schieb ich das von dir noch dazwischen, wenn es sich denn lohnt.


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Schwabo Elite
Beitrag 12. Aug 2023, 11:32 | Beitrag #2660
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ZITAT(Nite @ 31. Jan 2023, 20:54) *
ZITAT(goschi @ 31. Jan 2023, 19:30) *
Da sind amerikanische Sachbücher wesentlich ... ja unterhaltsamer, zugänglicher und dabei keineswegs fachlich flach.

Das ist genau der Punkt.
In Deutschland wird nach wie vor insinuiert dass populärwissenschaftlich automatisch minderwertig bedeutet, dabei werden Erkenntnisse nicht schlechter nur weil sie für den Laien verständlich oder gar (Frevel!) ansprechend präsentiert werden.


Die Erkenntnisse werden nicht schlechter, aber mit der Präsentation verschwindet dann in fast allen Fällen auch die Überprüfbarkeit, weil - da sind wir bei Absatzzahlen, ansprechender Präsentierung und Kostendrückung - schlicht darauf verzichtet wird. Das Problem bei "populärwissenschaftlich" und "Sachbuch" war immer die Intransparenz. Und weil Leser schon immer glauben, was sie lesen und per se erst mal zu faul zum Reflektieren sind, geschweige denn selbst suchen wollen, wie eine Information entstanden ist, endet beim populärwissenschaftliche Sachbuch die Informationsgewinnung für den Leser mit dem Ende des Buches. Und dann nimmt der Leser das so mit und hinterfragt es erst mal nie wieder. So haben wir dann den bekannten Effekt des "aber das steht so da bei [Internet, Autor, Buch etc.]". Das geht bis in die Schulen so, wo Lehrende unterrichten, was in Lehrbüchern steht und nicht, was dem aktuellen Wissenschaftsstand entspricht.


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goschi
Beitrag 12. Aug 2023, 12:24 | Beitrag #2661
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Sorry, aber das ist eine genau typische, herablassende Beurteilung.

James McPhersons Für die Freiheit sterben, ein wohl ziemliches Standardwerk dieser Form der gut konsumierbaren, "populärwissenschaftlichen" Aufbereitung (des US Bürgerkriegs) hat von 1'000 Seiten 150 Seiten Anhang mit Literaturverzeichnis, Zitate-herkunft, usw. usf.
Alles ist sauber belegt und dokumentiert, auf wissenschaftlichem Niveau, nichtsdestotrotz ist alles ohne dies gut lesbar und verständlich.
Und gerade die englische Form von solchen Büchern hat das meines Empfindens nach immer.


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Wer zum Denken nachdenkseiten braucht, denkt auch, dass ihm ihm die Tankkarte das tanken abnimmt.

Qui tacet, consentire videtur
ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
400plus
Beitrag 12. Aug 2023, 12:59 | Beitrag #2662
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ZITAT(ramke @ 11. Aug 2023, 15:30) *
Lohnt sich das? Ich hab die Grant Biographie endlich durch und wollte eigentlich als nächstes Lee oder für zwischendurch etwas über Operation PLUTO lesen. Vielleicht schieb ich das von dir noch dazwischen, wenn es sich denn lohnt.


Bin erst auf S. 50, aber bisher macht es einen guten Eindruck, man merkt Stoker aber an, dass er Professor für Strategie ist, bisweilen dozentiert er ein wenig und erwähnt alle paar Seiten wieder, wie wichtig die Unterscheidung zwischen taktischem, operativen und strategischem Denken ist und wie das damals noch nicht verstanden war. Aber als Gesamtdarstellung der strategischen Probleme und Erwägungen scheint es mir bisher sehr interessant. Clausewitz-Fans kommen auf jeden Fall auf ihre Kosten wink.gif Falls die Lee-Biographie die von Guelzo ist, würde ich aber die empfehlen biggrin.gif

ZITAT(Schwabo Elite @ 12. Aug 2023, 12:32) *
Das geht bis in die Schulen so, wo Lehrende unterrichten, was in Lehrbüchern steht und nicht, was dem aktuellen Wissenschaftsstand entspricht.


Natürlich benutzen Lehrer Lehrbücher, dafür sind sie ja da. Und wenn man es nicht hinkriegt, Lehrbücher gemäß dem aktuellen Stand der Wissenschaft zu schreiben, ist das auch wieder Ausdruck eines Wissenschaftssystems, das dafür keine Anreize setzt, weil es kein großes Interesse hat, außerhalb der eigenen Blase zu wirken.

Der Beitrag wurde von 400plus bearbeitet: 12. Aug 2023, 13:01
 
xena
Beitrag 12. Aug 2023, 13:47 | Beitrag #2663
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ZITAT(goschi @ 12. Aug 2023, 11:24) *
Sorry, aber das ist eine genau typische, herablassende Beurteilung.

Es gibt durchaus auch viele Autoren die einfach nur kompetent und glaubwürdig sind. Denen glaubt man es und wenn man sich die Mühe macht zu recherchieren, dann findet man auch so Quellen für bestimmte Behauptungen. Aber weiterführende Literaturangaben sind schon gut, wenn diese dabei sind und meist ist das auch der Fall, nur eben ohne Fußnoten. Dann muss man schon selber die Stellen finden. Aber deswegen sind es eben populärwissenschaftliche Bücher, weil sie ohne halbe Seiten mit Fußnoten den Lesefluss nicht behindern und wer mehr will, findet in den Literaturhinweisen auch mehr, die der Autor benutzt hat.


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Nightwish
Beitrag 13. Aug 2023, 10:41 | Beitrag #2664
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Ein Problem bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen ist doch inzwischen auch, dass im Prinzip jeder ein Buch zu einem Thema herausbringen kann. Das ist sicherlich gut, weil es viele Menschen gibt die sich - auf welche Art und Weise auch immer - ein Spezialwissen erarbeitet haben, dass sonst nicht verfügbar wäre.

Wissenschaftler - also Personen die ein (fachbezogenes) Gebiet studiert haben, in dem Bereich forschen und lehren und in der Regel Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens beherrschen schreiben häufig für Wissenschaftler oder zumindest im akademischen Bereich auf einem vergleichbaren Niveau - da es bei Veröffentlichungen immer auch um Reputation geht. Zumindest in Deutschland. Das was man über den normalen Buchhandel beziehen kann, ist häufig die konsumtaugliche Variante wissenschaftlicher Arbeiten, die populärwissenschaftliche, und fordert dennoch vom Konsumenten eine gewisse intellektuelle Fähigkeit, Grundlagenwissen und eine gewisse Leidensfähigkeit. Manche können das besser umsetzen, manche weniger gut. Das wird im wissenschaftlichen Studium aber eben auch nicht gelehrt.

Problematisch wird es, wenn Personen mit nichtakademischen Hintergrund, z. B. Sammler, Sondler, Hobbyarchäologen etc. ein 'wissenschaftliches' Buch herausbringen, sich aber nicht die Mühe machen ein Quellenstudium zu betreiben, dies nicht beherrschen oder auch keinen Zugang zu Sammlungen bekommen, die Wissenschaftlern zugänglich sind. Diese schreiben dann vielleicht nicht so abgehoben, manchmal aber leider eher radebrechend. Und (leider) halten sich viele dann für Wissenschaftler. Die wissenschaftliche Qualität ist uneinheitlich. Manchmal merkt man dies recht schnell, manchmal aber erst, wenn man versucht Aussagen abzugleichen. Ermöglicht es aber vielen, das oben angesprochen "Spezialwissen", z. B. regional Kontexte, abzubilden.

Schwierig zu bewerten insgesamt. Ich finde die Übergänge zwischen 'wissenschaftlichem' und 'populärwissenschaftlichem' Werk häufig fließend, manchmal eindeutig. Es gibt viele Graustufen und es gibt natürlich auf Leserseite die unterschiedlichsten Ansprüche.

Schulische Lehrbücher sind zwangsläufig wissenschaftlich reduziert und dafür da, dass Lehrkräfte und Schüler damit arbeiten. Aber auch bei den Schulbuchverlagen muss 'neues Wissen' erstmal ankommen. Wenn Schulen z. B. eine Buchausleihe haben, werden z. B. die Bücher für (mindestens) drei Jahre Laufzeit angeschafft. In der Zeit kann viel passieren. Das System ist vergleichsweise Träge, das ist ein Problem. Das entbindet die Lehrkräfte aber nicht davon, sich selbst auf einen aktuellen Stand zu halten. Lehrkräfte in Deutschland haben in der Regel ein wissenschaftliches Studium durchlaufen, ein Referendariat und sind in der Lage sich über das eingeführte Fachbuch hinaus zu informieren. Aber ja, manche sind da sicher anders als andere. In den Vorgaben für das Zentralabitur gibt es in der Regel Verweise für relativ aktuelle - auch wissenschaftliche - Pflichtlektüre. Es ist also nicht so, dass in den Schulen Mit dem Kenntnisstand von 1990 gearbeitet wird. Das hier geschriebene ist da etwas zu pauschal, meiner Meinung nach.







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lerne leiden, ohne zu klagen

manchmal geht der Horizont über die klassische BW-Schiessausbildung hinaus (Goschi)

Ich habe mit Debilen gesprochen, mit Debilen die einen Schulabschluss haben und mit Debilen die einen Schulabschluss vergeben.
 
400plus
Beitrag 13. Aug 2023, 11:16 | Beitrag #2665
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ZITAT(Nightwish @ 13. Aug 2023, 11:41) *
Wissenschaftler - also Personen die ein (fachbezogenes) Gebiet studiert haben, in dem Bereich forschen und lehren und in der Regel Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens beherrschen schreiben häufig für Wissenschaftler oder zumindest im akademischen Bereich auf einem vergleichbaren Niveau - da es bei Veröffentlichungen immer auch um Reputation geht. Zumindest in Deutschland. Das was man über den normalen Buchhandel beziehen kann, ist häufig die konsumtaugliche Variante wissenschaftlicher Arbeiten, die populärwissenschaftliche, und fordert dennoch vom Konsumenten eine gewisse intellektuelle Fähigkeit, Grundlagenwissen und eine gewisse Leidensfähigkeit. Manche können das besser umsetzen, manche weniger gut. Das wird im wissenschaftlichen Studium aber eben auch nicht gelehrt.


Der Punkt ist ja gerade, dass das amerikanische (oder allgemein englischsprachige) Wissenschaftssystem den Spagat zwischen Lesbarkeit für die Masse und wissenschaftlicher Qualität besser hinkriegt als das deutschsprachige. Und deswegen gibt es halt Hunderte von gut lesbaren wissenschaftlichen Fachbüchern zum Amerikanischen Bürgerkrieg, aber nur wenige zu 1866 oder 70/71. Und selbst wenn man was über Stalingrad lesen will, greift man halt besser zu Beevor ;-)
 
Nightwish
Beitrag 14. Aug 2023, 14:18 | Beitrag #2666
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Ja, die genannten Forschungsbereiche machen es deutlich.


Aber woran liegt es? Werden im Studium entsprechende Kompetenzen vermittelt oder ist die akademisch-universitäre 'Haltung' eine andere? Ich habe in den USA keine Einblicke.


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Almeran
Beitrag 14. Aug 2023, 15:16 | Beitrag #2667
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ZITAT(Nightwish @ 14. Aug 2023, 15:18) *
Ja, die genannten Forschungsbereiche machen es deutlich.


Aber woran liegt es? Werden im Studium entsprechende Kompetenzen vermittelt oder ist die akademisch-universitäre 'Haltung' eine andere? Ich habe in den USA keine Einblicke.

Ich würde das Problem generell in unserem Verhältnis zu Sprache sehen. Das ist ja nicht nur die Wissenschaft. Die allermeisten halbwegs gebildeten Deutschen verfallen in eine seltsam gedrechselte Sprache, sobald sie mit sozial höhergestellten Personen (am besten mit Abhängigkeitsverhältnis) oder Ämtern und Behörden schriftlich kommunizieren. Die meisten hier tun das wahrscheinlich auch.

Aus "Hallo Herr Vermieter, seit einigen Tagen funktioniert die Heizung nicht mehr. Können Sie bitte einen Techniker beauftragen und mir den Termin mitteilen?" wird dann "Sehr geehrter Herr Vermieter, seit 4 Tagen funktioniert die Heizung nicht mehr ordnungsgemäß. Ich möchte Sie daher bitten, einen Techniker zu beauftragen und mich darüber in Kenntnis zu setzen, wann die Reparatur voraussichtlich stattfinden wird."

Wir möchten damit gebildet wirken und unsere soziale Stellung betonen, da wir in Deutschland komplizierte Satzkonstruktionen in der Schriftsprache eben mit akademischer Bildung und einer hohen sozialen Stellung assoziieren. Das gleiche Phänomen gibt es in der Wissenschaft auch, je komplizierter die Sprache, desto höher das vermeintliche Ansehen. Einen wissenschaftlichen Mehrwert hat das selten bis nie.

Ähnlich verhält es sich mit dem Denglisch der Business-Welt und dem Behördendeutsch. Damit wird Zugehörigkeit zu einer Gruppe signalisiert und es dient auch einer Abgrenzung nach außen. Niemand muss so sprechen oder schreiben, um seinen Inhalt zu transportieren. Das ist (unterbewusst) gewollt.



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Der Grad unserer Erregung wächst in umgekehrtem Verhältnis zu unserer Kenntnis der Tatsachen - je weniger wir wissen, desto aufgeregter werden wir.
- Bertrand Russell, Eroberung des Glücks
 
goschi
Beitrag 14. Aug 2023, 16:03 | Beitrag #2668
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Herr der Dunkelheit
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ZITAT(Almeran @ 14. Aug 2023, 16:16) *
ZITAT(Nightwish @ 14. Aug 2023, 15:18) *
Ja, die genannten Forschungsbereiche machen es deutlich.


Aber woran liegt es? Werden im Studium entsprechende Kompetenzen vermittelt oder ist die akademisch-universitäre 'Haltung' eine andere? Ich habe in den USA keine Einblicke.

Ich würde das Problem generell in unserem Verhältnis zu Sprache sehen. Das ist ja nicht nur die Wissenschaft. Die allermeisten halbwegs gebildeten Deutschen verfallen in eine seltsam gedrechselte Sprache, sobald sie mit sozial höhergestellten Personen (am besten mit Abhängigkeitsverhältnis) oder Ämtern und Behörden schriftlich kommunizieren. Die meisten hier tun das wahrscheinlich auch.

Aus "Hallo Herr Vermieter, seit einigen Tagen funktioniert die Heizung nicht mehr. Können Sie bitte einen Techniker beauftragen und mir den Termin mitteilen?" wird dann "Sehr geehrter Herr Vermieter, seit 4 Tagen funktioniert die Heizung nicht mehr ordnungsgemäß. Ich möchte Sie daher bitten, einen Techniker zu beauftragen und mich darüber in Kenntnis zu setzen, wann die Reparatur voraussichtlich stattfinden wird."

Wir möchten damit gebildet wirken und unsere soziale Stellung betonen, da wir in Deutschland komplizierte Satzkonstruktionen in der Schriftsprache eben mit akademischer Bildung und einer hohen sozialen Stellung assoziieren. Das gleiche Phänomen gibt es in der Wissenschaft auch, je komplizierter die Sprache, desto höher das vermeintliche Ansehen. Einen wissenschaftlichen Mehrwert hat das selten bis nie.

Ähnlich verhält es sich mit dem Denglisch der Business-Welt und dem Behördendeutsch. Damit wird Zugehörigkeit zu einer Gruppe signalisiert und es dient auch einer Abgrenzung nach außen. Niemand muss so sprechen oder schreiben, um seinen Inhalt zu transportieren. Das ist (unterbewusst) gewollt.

mit dem Aufkommen der Wissenschaftskommunikation, von Podcasts über Scienceslams und Youtubekanälen zu Büchern junger Autor:innen von Rainer Remfort und Nicholas Wörl (Methodisch Inkorrekt), Mai Thi Nguyen Kim (Mailab) hin zu Giulia Enders (Darm mit Charme) bekamen gerade die, die so kompetent, motiviert und engagiert Wissenschaft verständlich aber eben korrekt vermitteln immer wieder gerade aus der etablierten Wissenschaftscommunity Gegenwind.
Da werden Scienceslams oder Podcasts als zu profan abgetan, Wissenschaftskommunikation als eh unnötig angesehen, man mache das ja für die gebildete Wissenschaftscommunity, die kriegen das schon mit, usw.
Das besserte sich zwar, aber man merkt das immer noch zu oft, wie sowas belächelt, statt begrüsst wird.

Da ist leider in vielen Bereichen eine grosse Ignoranz und Arroganz vorhanden, meistens gemischt, dass man gerade eben gar nicht für "das gemeine Volk" sondern elitaristisch ausschliessend für seine eigenen Peers das mache.
und da sehe ich, nebst dem was du schriebst, schon grosse unterschiede in der Einstellung zwischen Angloamerikanischer und Deutschsprachiger Wissenschaftscommunity, denn in ersterer ist eben gerade verständlich formulieren oft explizit auch Ausbildungsinhalt, das geht ja schon bei Rhetorikkursen los und endet dann bei Lehr-Inhalten wie gutem und gefälligen Präsentieren. Darüber wird sich dann hier gerne die Nase gerümpft rolleyes.gif

Red mal mit Professoren hier, was sie davon halten mal auszubilden, wie man eine gute, kurze Powerpointpräsentation macht (ja, darf auch OpenSource-Alternative sein wink.gif ), wie man da dann angeschaut wird...

Das merkt man ja auch, dass schon in der Schule Länge eher positiv als negativ konnotiert wird, eine Arbeit muss X lang sein, eine Promotion besser gleich 3Y, kurz ist direkt negativ, lang positiv besetzt.



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Wer zum Denken nachdenkseiten braucht, denkt auch, dass ihm ihm die Tankkarte das tanken abnimmt.

Qui tacet, consentire videtur
ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
400plus
Beitrag 14. Aug 2023, 16:25 | Beitrag #2669
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ZITAT(goschi @ 14. Aug 2023, 17:03) *
Das merkt man ja auch, dass schon in der Schule Länge eher positiv als negativ konnotiert wird, eine Arbeit muss X lang sein, eine Promotion besser gleich 3Y, kurz ist direkt negativ, lang positiv besetzt.


Genauso wie dieser typische Dreiklang "Im nächsten Abschnitt werde ich das tun... in diesem Abschnitt tue ich das... in diesem Abschnitt habe ich das getan", der alles unnötig aufbläht. Oder die Idee, dass man sachliche Texte am besten ohne "ich" schreibt, was dann bestenfalls in einem leicht lächerlichen pluralis majestatis ("Wir sehen in Tabelle 1, dass..."), schlimmstenfalls in einem überordenden Gebrauch des Passivs endet.
 
xena
Beitrag 14. Aug 2023, 16:31 | Beitrag #2670
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Warum z.B. amerikanische Wissenschaftler so gute populärwissenschaftliche Bücher schreiben können sehe ich eher darin begründet, dass es dort normal zu sein scheint nebenher was dazu zu verdienen. Erfolg im Verdienen hat man, wenn man sich dem Markt anpasst. Wer schlecht schreibt verkauft nichts und verdient nichts. Vielleicht ist das auch die in die Wiege gelegte Kultur des 15 Minuten im Rampenlicht stehen wollen. wie auch immer, ist mir diese Haltung wesentlich sympathischer, weil man sich so, auch ohne zum wissenschaftlichen Betrieb zu zählen, ganz gut über Sachverhalte informieren kann.

Deutschland ist da schon eher irgendwie so bräsig, hausmeisterisch, langweilig, träge. Ich lese, ehrlich gesagt, selbst über europäische Themen lieber englische Literatur, weil die einfach flüssiger, flotter geschrieben ist, selbst wenn sie aus dem englischen Übersetzt wurde. Von Deutschen Autoren meide ich vieles.


ZITAT(goschi @ 14. Aug 2023, 15:03) *
mit dem Aufkommen der Wissenschaftskommunikation, von Podcasts über Scienceslams und Youtubekanälen zu Büchern junger Autor:innen von Rainer Remfort und Nicholas Wörl (Methodisch Inkorrekt), Mai Thi Nguyen Kim (Mailab) hin zu Giulia Enders (Darm mit Charme) bekamen gerade die, die so kompetent, motiviert und engagiert Wissenschaft verständlich aber eben korrekt vermitteln immer wieder gerade aus der etablierten Wissenschaftscommunity Gegenwind.
Da werden Scienceslams oder Podcasts als zu profan abgetan, Wissenschaftskommunikation als eh unnötig angesehen, man mache das ja für die gebildete Wissenschaftscommunity, die kriegen das schon mit, usw.
Das besserte sich zwar, aber man merkt das immer noch zu oft, wie sowas belächelt, statt begrüsst wird.

Volle Zustimmung. Diese Podcasts sind ja aus der amerikanischen populärwissenschaftlichen Kultur entstanden und tragen sie nun auch in anderen Sprachen weiter. Die Ablehnung gibt es ja auch eher bei uns, weniger auf der anderen Seite des Teiches. Aber es bessert sich tatsächlich so langsam etwas. Irgend jemand muss ja mal anfangen, damit sich etwas ändert.

Der Beitrag wurde von xena bearbeitet: 14. Aug 2023, 16:35


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