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> "Russia Today" - Nachrichten aus Russland, Ehemals "Die Wirtschaft Russlands"
400plus
Beitrag 31. Dec 2021, 18:12 | Beitrag #3601
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ZITAT(xena @ 31. Dec 2021, 16:51) *
Zahn um Zahn oder Backe hin halten?


Backe hinhalten ist einfach, wenn es die ukrainische Backe ist.
 
xena
Beitrag 31. Dec 2021, 18:15 | Beitrag #3602
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Die Sowjetunion ist damals zerfallen. Das System hat sich aufgelöst. Die Russen und alle in der ehemaligen Sowjetunion hatten keinen Plan wie es weiter gehen sollte und ĂŒberhaupt gab es keinerlei Erfahrung mit der Auflösung eines Staates. Man gab sich auch keine Zeit die VerhĂ€ltnisse fĂŒr alle zufriedenstellend zu lösen. Das nenne ich zweifelhafte Situation. Da noch fĂŒr immer und ewig geltende VertrĂ€ge schließen zu wollen halte ich durchaus fĂŒr wenig seriös. SĂ€mtliche Konflikte in der Region sind Nachwehen dieser Auflösung die nicht durch Beharren auf inzwischen veraltete VertrĂ€ge gelöst werden können. Unter diesen Bedingungen kann kein vernĂŒnftiges Selbstbestimmungsrecht zwischen TĂŒr und Angel ausgeĂŒbt werden. Dazu braucht es Zeit und ein Zusammenfinden.

Und wenn Du schon von doppelter Moral sprichst. Ja, das trifft auf uns EuropÀer schon zu.


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General Gauder
Beitrag 31. Dec 2021, 18:35 | Beitrag #3603
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Sorry aber das ist doch quatsch, sowohl den Balten als auch den Ukrainer gefĂ€llt ihre unabhĂ€ngigkeit sehr wohl, einzig und allein Russland will diese Gebiete zurĂŒck haben gegen den Willen dieser Völker hier einfach von veralteten VertrĂ€gen zu schreiben ist schon ein starkes stĂŒck, vor allem wenn man bedenkt das du dem Westen ignoranz vorwirfst.
Was du hier vorschlĂ€gst ist ein MĂŒnchener Abkommen 2.0 und das darf es einfach nicht wieder geben, die Zeiten in dehnen die vermeintlichen GroßmĂ€chte ĂŒber das Schiksal der kleinen entschieden haben ist halt vorbei.

Der Beitrag wurde von General Gauder bearbeitet: 31. Dec 2021, 18:37
 
Panzerchris
Beitrag 31. Dec 2021, 20:25 | Beitrag #3604
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Russland hatte 30 Jahre Zeit die Verbrechen der Sowjetzeit aufzuarbeiten, gerade gegenĂŒber den baltischen und westlichen Satellitenstaaten. Stattdessen trauerte man seiner vergangenen GrĂ¶ĂŸe nach, versucht mit der Vernichtung der Akten ĂŒber die GuLags dieses Verbrechen am eigenen Volk aus der Geschichte zu löschen. Die NATO ist keine Bedrohung fĂŒr Russland, aber Putin hat sie schon vor mindestens 10 Jahren wieder zu einer erklĂ€rt. Er ist halt ein ewig Gestriger. Die ganze Situation in Russland erinnert durchaus an Deutschland der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts.
 
SLAP
Beitrag 31. Dec 2021, 20:48 | Beitrag #3605
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Es ist unerhört, wie Russland aus einem angeblichen Wortbruch "des Westens" einen Anspruch auf das Gebiet der ehemaligen Sowjetstaaten erhebt.


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SailorGN
Beitrag 31. Dec 2021, 22:14 | Beitrag #3606
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@xena: Nein. Die jetzigen Konflikte sind die Nachwirkungen der zaristischen und vor allem auch der bolschewikischen Expansion. Dabei wurde alles unterjocht, was bei drei nicht auf den BĂ€umen war. Die SU ist an diesen internen ethnischen Konflikten mit zerbrochen.Das wird vom Kreml wieder mal ignoriert, im Grunde will man alles haben, wo jemals ein Kosak einen Pferdehuf hat setzen lassen. Dass die Völker entlang des Weges eigene Rechte haben wollen, wird einfach als eine Frage des möglichst großen KrĂ€fteansatzes gesehen. Da argumentiert man mit dem "Freiheitswillen" der "Russen" im Donezbecken... um die Freiheitswillen bspw. in Tschetschenien blutig zu unterdrĂŒcken. Freiheit und SouverĂ€nitĂ€t sind dem Kreml nur was wert, wenn es Freiheit und SouverĂ€nitĂ€t des Kremls bedeuten. Denn auch die Russen sind dem Kreml im Grunde egal, derzeit noch egaler als zu Zeiten der Sowjetunion. Was den Zusammenbruch der SU und das Schicksal der Russen anging, sehr tragisch und sicher vergleichbar mit den ZusammenbrĂŒchen der anderen OstblocklĂ€nder... aber die Russen um ihre Anteilsscheine an den "Volkseigenen Betrieben" gebracht haben sie andere Russen... und die sitzen im Kreml mit am Tisch.


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Phade
Beitrag 31. Dec 2021, 22:39 | Beitrag #3607
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Nur ein kleiner Einwurf: Wir sollten hier m.E. nicht den Fehler machen, von „den Russen“ zu sprechen. Die aktuelle „Politik“ wird von einer kleptokratischen Elite diktiert, die ausschließlich ihr finanzielles Wohl im Auge hat. Sie bemĂŒht nur absurde Geschichtsverdrehung, um diese - nach innen wie außen - bestmöglich zu maskieren. Oder jedenfalls hinreichend Zweifel zu sĂ€en.


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ZITAT(Holzkopp @ 21. Jan 2023, 00:23) *
Scholz erinnert mich an jemanden, der so lange auf den Fahrplan schaut bis der Bus ohne ihn abfĂ€hrt. (...) Scholz ist eine personifizierte Form von geistiger Tetraplegie. Und ich dachte Merkel wĂ€re schon der Inbegriff der EntschlußimmobilitĂ€t und des strategischen Kreisverkehrs.
 
Havoc
Beitrag 31. Dec 2021, 23:13 | Beitrag #3608
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ZITAT(Phade @ 31. Dec 2021, 22:39) *
Nur ein kleiner Einwurf: Wir sollten hier m.E. nicht den Fehler machen, von „den Russen“ zu sprechen. Die aktuelle „Politik“ wird von einer kleptokratischen Elite diktiert, die ausschließlich ihr finanzielles Wohl im Auge hat. Sie bemĂŒht nur absurde Geschichtsverdrehung, um diese - nach innen wie außen - bestmöglich zu maskieren. Oder jedenfalls hinreichend Zweifel zu sĂ€en.


Danke fĂŒr den Hinweis, aber wir haben querschnittlich schon so viel Hirn, dass wirklich jedem hier klar ist, dass in diesem Kontext mit "Russen" nicht die russische Bevölkerung sondern die russische Regierung gemeint ist. Den von Dir angesprochene Fehler muss man schon gewollt machen.
 
Phade
Beitrag 1. Jan 2022, 08:02 | Beitrag #3609
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Alles gut, es geht nicht darum, jemanden hier Enthirnung zu unterstellen. Soviel Denkleistung kannst du mir meinerseits unterstellen. ;-)

Es geht mir darum, den ideologischen Überbau der Putin-Clique nicht allzu ernst zu nehmen. In meinen Augen ist das in weiten Teilen schlicht nichts anderes als der Versuch, die eigenen (persönlichen) Interessen zu verschleiern, eine Scheindebatte sozusagen. Frohes Neues btw.


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ZITAT(Holzkopp @ 21. Jan 2023, 00:23) *
Scholz erinnert mich an jemanden, der so lange auf den Fahrplan schaut bis der Bus ohne ihn abfĂ€hrt. (...) Scholz ist eine personifizierte Form von geistiger Tetraplegie. Und ich dachte Merkel wĂ€re schon der Inbegriff der EntschlußimmobilitĂ€t und des strategischen Kreisverkehrs.
 
xena
Beitrag 1. Jan 2022, 15:00 | Beitrag #3610
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Diese Doppelmoral des Westens wird doch im Umgang mit Russland so richtig sichtbar. Klar handeln die Russen nicht gerade nach westlichem Vorbild. Aber tun wir das selbst auch? Wir regen uns ĂŒber die Russen auf, aber was im Jemen passiert ist uns scheiß egal. Einer der Beteiligten wird in keinster Form sanktioniert, mit dem anderen will man wieder GesprĂ€che aufnehmen um Sanktionen wieder aufzuheben, aber nicht wegen Jemen, sondern wegen deren Atomprogramm. China handelt Ă€hnlich restriktiv wie die Russen und dĂŒrften in Zukunft Russlands Stelle in einem Kalten Krieg einnehmen. Aber sie werden hofiert. Ab und zu werden bei Staatsbesuchen mal so ganz kleinlaut paar Sachen angesprochen und das wars schon. Business ist wichtiger als Menschenrechte. Wie steht es um die Selbstbestimmung der Vöker in Mali? Die Islamisten sind ja auch Malis und wollen ihren eigenen Weg gehen. Das ist uns dann aber wohl auch nicht recht. Und so zieht es sich hin.

Wenn man den WĂ€hlern gegenĂŒber, also dem einfachen Volk, das eigene Handeln als die Aufrechterhaltung der westlichen Werte und Erhaltung der Selbstbestimmung anderer Völker verkauft mag das noch Sinn machen. Aber hier in diesem Forum beschĂ€ftigen wir uns doch stĂ€ndig damit. Wir sind hier unter uns. Ihr glaubt doch diese ganzen AmmenmĂ€rchen nicht selbst, oder?

Insofern sehe ich Russland nur als SĂŒndenbock, weil die schon immer das Feindbild waren. Ohne Russland als Feindbild hat die NATO keine Daseinsberechtigung. Es gibt rund um Europa niemanden der einem einzelnen europĂ€ischen Staat gefĂ€hrlich werden könnte. Wobei heute auch China Feindbild sein mĂŒsste, viel mehr als die Russen. Die Russen rasseln nur, sind aber keine wirkliche Bedrohung fĂŒr uns. Im Gegenteil. Die Russen brauchen uns. Die Chinesen sind weit weg, aber deren Bedrohung ist immer mehr spĂŒrbar nur nicht fĂŒr den eindimensional denkenden fassbar. Da ist es leichter stĂ€ndig die Russen als die alles entscheidende Bedrohung vorzufĂŒhren.

ZITAT(SailorGN @ 31. Dec 2021, 21:14) *
@xena: Nein. Die jetzigen Konflikte sind die Nachwirkungen der zaristischen und vor allem auch der bolschewikischen Expansion. Dabei wurde alles unterjocht, was bei drei nicht auf den BĂ€umen war.

So gesehen sind alle Konflikte auf der Welt Nachwirkungen des europÀischen Imperialismus, weil wir jeden unterjocht haben der nicht bei drei auf den BÀumen war.
Nein. Die Konflikte sind teils unabhĂ€ngig der Russen aktiv und auch unabhĂ€ngig von Putin. Und diese Konflikte mĂŒssen bereinigt werden, u.U. durch Grenzbereinigungen, die nicht durch alte Grenzen beeinflusst werden, die von KolonialmĂ€chten gezogen wurden, also in diesem Fall von Russland.

ZITAT(SailorGN @ 31. Dec 2021, 21:14) *
Freiheit und SouverÀnitÀt sind dem Kreml nur was wert, wenn es Freiheit und SouverÀnitÀt des Kremls bedeuten.

Passt auch gut zum Westen, wie oben schon beschrieben. Merkst Du was? Wir sind gar nicht so unterschiedlich, nur auf eine andere Art.

Im Grunde wollen wir doch nur, dass es an unseren Grenzen ruhig ist. Die Ukraine ist unmittelbar an der EU Grenze. WÀre die Ukraine am anderen Ende Russlands, wÀre uns das ziemlich egal.


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General Gauder
Beitrag 1. Jan 2022, 15:40 | Beitrag #3611
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Es gibt eben einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Jemen und dem Baltikum, mit dem einen haben wir quasi keine Beziehung der andere ist NATO und EU Mitglied den Unterschied solltest du schon sehen können.
Und die Ukraine ist eben von fundamentalen Wert fĂŒr unsere Verteidigungs Strategie als Pufferstaat zwischen uns und Russland. Und die Ukraine hat uns eben auch gezeigt das Russland wieder dazu bereit ist mit Krieg seine Politik durch zu setzen. Das Verhalten von Russland erinnert uns eben sehr stark an das Verhalten Deutschlands in den 30er Jahren und wohin das gefĂŒhrt hat wissen wir ja alle.
Und das selbstbestimmungsrecht der Völker es ist halt schon ein gewaltiger unterschied ob ein demokratischer Staat durch ein Abkommen einem bestimmten BĂŒndnissystem beitritt bzw. aus einem anderen austritt oder ob Bewaffnete Rebellen welche in der Minderheit sind mit Waffengewalt der Mehrheit ihren Willen aufzwingen wollen.
 
Panzerchris
Beitrag 1. Jan 2022, 17:12 | Beitrag #3612
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Das Argument Pufferstaat muß man dann in beide Richtungen denken. Wenn es danach ginge, dĂŒrfte die Ukraine eben kein NATO-Mitglied werden und neutral bleiben. Allerdings waren im KK die Ostblockstaaten auch als Puffer zwischen dem "bösen" Westen und der UdSSR gedacht.
Ob eine neue Festlegung der Grenzen hilft ist fraglich - siehe Kosovo: Hier wurde ein Staat ins Leben gerufen, den es vorher nie gab, der wirtschaftlich gar nicht ĂŒberlebensfĂ€hig ist und nur am finanziellen Tropf der EU hĂ€ngt. Da hĂ€tten man das Kosovo auch Albanien angliedern können, denn die Kosovaren sind nichts anderen als Albaner in einer serbischen Provinz. Nur darauf hĂ€tte sich Serbien genausowenig eingelassen. Man kann es halt niemanden recht machen. Putin ist fĂŒr mich ein gebranntes Kind. Mit ihm neue VertrĂ€ge zu schließen, dessen Einhaltung auch ĂŒberprĂŒft werden kann sehe ich mit ihm nicht. Solange der an der Macht ist bleibt er ein Störenfried.
 
Seneca
Beitrag 1. Jan 2022, 17:54 | Beitrag #3613
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Der finnische PrÀsident lehnt Putins Forderungen an NATO-Staten und Ukraine in seiner Neujahrsansprache klar ab:
ZITAT
The ultimatums Russia gave to the U.S. and NATO in December concern Europe. They are in conflict with the European security order. Spheres of interest do not belong to the 2020s. The sovereign equality of all states is the basic principle that everyone should respect.


Und Finnland habe die Wahlfreiheit, eine NATO-Mitgliedschaft zu beantrgen, sollten die Finnen dies so beschließen.
ZITAT
And let it be stated once again: Finland’s room to manoeuvre and freedom of choice also include the possibility of military alignment and of applying for NATO membership, should we ourselves so decide. NATO’s business is the so-called Open Door policy, the continuance of which has been repeatedly confirmed to Finland, also publicly.

https://www.presidentti.fi/en/speeches/pres...1-january-2022/

Ich interpretiere dies auch als Botschaft Richtung Russland , dass eine Zusammenarbeit Finnlands mit der NATO enger werden wĂŒrde, sollte Putin die Ukraine noch stĂ€rker angreifen.
 
Stefan Kotsch
Beitrag 1. Jan 2022, 20:21 | Beitrag #3614
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ZITAT(xena @ 31. Dec 2021, 15:00) *
Im Grunde wollen wir doch nur, dass es an unseren Grenzen ruhig ist. Die Ukraine ist unmittelbar an der EU Grenze. WÀre die Ukraine am anderen Ende Russlands, wÀre uns das ziemlich egal.

Also so eine Art von Isolationismus? Wir kapseln uns ein und lassen alle Unbill draußen. Wird das funktionieren? Eigentlich doch nur, wenn einem egal ist wie sich das eigene System entwickelt (oder wenn man davon ausgeht, dass die Systeme des "Westens" und Russlands im Grund fĂŒr den BĂŒrger egal sind, weil alles eh nur Doppelmoral usw usf.)

 
xena
Beitrag 1. Jan 2022, 22:47 | Beitrag #3615
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ZITAT(Stefan Kotsch @ 1. Jan 2022, 19:21) *
ZITAT(xena @ 31. Dec 2021, 15:00) *
Im Grunde wollen wir doch nur, dass es an unseren Grenzen ruhig ist. Die Ukraine ist unmittelbar an der EU Grenze. WÀre die Ukraine am anderen Ende Russlands, wÀre uns das ziemlich egal.

Also so eine Art von Isolationismus? Wir kapseln uns ein und lassen alle Unbill draußen. Wird das funktionieren? Eigentlich doch nur, wenn einem egal ist wie sich das eigene System entwickelt (oder wenn man davon ausgeht, dass die Systeme des "Westens" und Russlands im Grund fĂŒr den BĂŒrger egal sind, weil alles eh nur Doppelmoral usw usf.)

Isolationismus ist der falsche Begriff. Es geht darum Europa sicher zu machen und dazu gehören nun mal auch die unmittelbar an Europa grenzenden LĂ€nder. Das sind ja nicht viele. Der Rest ist in Übersee in Afrika oder noch in Asien. Europa kann sich nur entwickeln, wenn Ruhe herrscht, auch an den Grenzen. Nur darum geht es.


ZITAT(General Gauder @ 1. Jan 2022, 14:40) *
Es gibt eben einen fundamentalen Unterschied zwischen dem Jemen und dem Baltikum, mit dem einen haben wir quasi keine Beziehung der andere ist NATO und EU Mitglied den Unterschied solltest du schon sehen können.

Das Baltikum wird gar nicht wirklich bedroht. Die Russen machen doch nur einen Rasselschauplatz auf um besser in der Ukraine agieren zu können. Und in der Ukraine geht es doch auch nur um:

ZITAT(Panzerchris @ 1. Jan 2022, 16:12) *
Das Argument Pufferstaat muß man dann in beide Richtungen denken. Wenn es danach ginge, dĂŒrfte die Ukraine eben kein NATO-Mitglied werden und neutral bleiben.


Und nein. Wenn es um westliche Werte geht, dann muss auch der Jemen wichtig sein, denn dort sterben Menschen und es gibt dort keine Sicherheit fĂŒr die Jemeniten. Dann mĂŒssen auch alle an die Kandarre genommen werden, die im Jemen die Gewalt puschen. Wird das gemacht? Nein. Warum? Weil es dort nichts, aber auch absolut nichts gibt das fĂŒr Europa von Interesse wĂ€re. Saudi Arabien hingegen ist fĂŒr Europa und andere LĂ€nder wichtig mit denen Europa viel Geld verdient und damit unser Wohlstand gesichert wird. Plötzlich gelten die Werte nicht mehr und man macht auch nichts um diese umzusetzen.
In der Ukraine ist fĂŒr uns auch nichts zu holen. Die will man nicht in der NATO und auch nicht in der EU. Die sind nur wichtig weil sie unmittelbar an Europa grenzen und schon interessiert man sich fĂŒr westliche Werte, angeblich. GĂ€be es zwischen Europa und Russland sichere Pufferstaaten, dann wĂ€ren uns die Russen und das Regime dort völlig egal, weil es dann keine unmittelbare Bedrohung geben wĂŒrde und kein Thema mehr wĂ€re. Ohne der eingeredeten Bedrohung des Baltikum wĂ€ren uns die Menschenrechte in Russland genau so egal wie sie es in China sind.


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SailorGN
Beitrag 2. Jan 2022, 13:02 | Beitrag #3616
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@Xena: Dann widersprichst du dir selbst mit dem (what about-)Argument Jemen. Wenn uns nur Europa und die Grenzen dessen interessieren sollten, dann hat die Betrachtung der Ukraine (als Grenze Europas) ihre Berechtigung, die Ignoranz ggĂŒ. dem Jemen aber auch (keine Grenze Europas, am AdW). Demnach sollte es "uns" egal sein, was in Afrika oder Zentralasien passiert, weil weit weg.

Das Argument Pufferstaat ist falsch. Europa braucht die Ukraine nicht als Pufferstaat gegen Russland, weil Europa generell nicht aggressiv gegen Russland agieren will. Warum auch? Die Ukraine ist fĂŒr Europa wichtig, weil sie an die EU grenzt, dort viele Menschen leben und es ein WohlstandsgefĂ€lle gibt. Das bedeutet, die EU ist als Arbeits- und Lebensraum fĂŒr ukrainische Menschen interessant, vor allem jetzt, wo die Polen langsam zu Wohlstand kommen (und nicht mehr jede "Drecksarbeit" in Europa machen wollen). Gleichzeitig sind die ArbeitskrĂ€fte aus der Ukraine fĂŒr Europa interessant, genauso wie die dort noch tĂ€tige PrimĂ€rindustrien (Montan, Landwirtschaft, Grundstoffe). Die Ukraine ist ein attraktiver Markt fĂŒr europĂ€ische Produkte und ein potentielles Produktionsland fĂŒr Europa. MilitĂ€risch gĂ€be es an der Ukraine ĂŒberhaupt kein Interesse, wenn die Politik des Kremls eine andere wĂ€re... im Gegenteil. Ein offeneres Russland wĂ€re fĂŒr die Ukraine als Transitland auch von Vorteil. Wenn in Europa das BedĂŒrfnis nach "EinflusssphĂ€ren" und "Pufferstaaten" so groß wĂ€re, wie es Russland unterstellt (in einer bemerkenswerten Spiegelung der eigenen Psyche) dann hĂ€tte man die Ukraine bereits 2012 in die Nato aufnehmen mĂŒssen UND Finnland entsprechend ermutigt. Hat man aber nicht, im Gegenteil. 2012 hat Merkel aus RĂŒcksicht auf Russland die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine verhindert/verzögert. Soviel zum "Drang" der Nato nach Osterweiterung.

Westliche Werte: Wenn man "westliche Werte" absolut durchsetzen wollen wĂŒrde, wĂ€re man wieder beim Kolonialismus des 19. Jahrhunderts ("the white mans burden"). Dann mĂŒsste man ĂŒberall dort, wos nicht lĂ€uft einmarschieren und den bösen Buben in die ...Leistengegend treten. Macht man aber nicht, weil das mit der SouverĂ€nitĂ€t anderer LĂ€nder nicht zusammenpasst. Der Vorwurf, man wĂŒrde nichts wegen Jemen tun ist dabei ein reiner Strohmann, denn es wird nicht gesagt, was man tun sollte. Es gibt bereits Maßnahmen wie Sanktionen und diplomatische Initiativen gegen die Kriegsparteien. Die wirtschaftliche Bedeutung Saudi-Arabiens und das Potential des Irans fĂŒr die Weltwirtschaft werden mit der Decarbonisierung der westlichen Wirtschaft rapide abnehmen, damit auch deren Einfluss auf internationalem Parkett... und bei beiden Kriegsparteien bröckelt es intern schon, woran man sieht, das bestimmte "westliche" Werte eben keine Doppelmoral sind, sondern universell wertgeschĂ€tzt werden.

Letzteres sieht man auch in Russland. Der Kreml versucht alles, diese universellen Werte und BedĂŒrfnisse als "westlich" zu entwerten, damit sie möglichst nicht von der russischen Bevölkerung eingefordert werden. Denn es wĂŒrde bedeuten, dass man selbst "dran" wĂ€re, schluss mit Bereicherung auf allen Ebenen der politisierten Verwaltung.


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Panzerchris
Beitrag 2. Jan 2022, 17:08 | Beitrag #3617
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ZITAT(SailorGN @ 2. Jan 2022, 13:02) *
Die wirtschaftliche Bedeutung Saudi-Arabiens und das Potential des Irans fĂŒr die Weltwirtschaft werden mit der Decarbonisierung der westlichen Wirtschaft rapide abnehmen, damit auch deren Einfluss auf internationalem Parkett...


Das bleibt abzuwarten. Es gibt kontrete PlĂ€ne, im Nahen Osten, auch in SA "grĂŒnen Wasserstoff" zu produzieren. Wenn es so kommt, wĂŒrden die Wahabiten in Riad nach wie vor eine Menge Macht in HĂ€nden halten und mit den Einnahmen aus Europa und Nordamerika weiter Terror und religiöse Intoleranz in der Welt finanzieren.
 
SailorGN
Beitrag 4. Jan 2022, 13:28 | Beitrag #3618
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FĂŒr den "GrĂŒnen Wasserstoff" mĂŒssten aber auch die Araber bei fast Null anfangen... und grĂŒnen Wasserstoff kann man ĂŒberall produzieren, wo man Wasser und Strom hat. Die afrikanischen KĂŒstenstaaten könnten sich auch dafĂŒr anbieten... Viel gefĂ€hrlicher sind die Einnahmen aus Investitionen in aller Welt, dazu muss man nĂ€mlich selbst kein Genie sein.
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Interview mit Wolfgang Ischinger, MĂŒnchner SiKo zu Russland


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xena
Beitrag 4. Jan 2022, 14:04 | Beitrag #3619
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Die Afrikaner haben aber nicht das Geld um zu investieren. Das mĂŒssten also wieder westliche Firmen machen und dann wandert das Geld wie ĂŒblich wieder zurĂŒck in den Westen. Mal wieder so eine moderne Form des Kolonialismus. Die Araber haben Geld wie Heu und sie haben viel Sonne. Ideal um selbst zu investieren und fĂŒr sonnenkollektorbasierte Stromerzeugung und die Möglichkeit daraus Wasserstoff zu erzeugen.


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revolution
Beitrag 4. Jan 2022, 14:54 | Beitrag #3620
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ZITAT(SailorGN @ 2. Jan 2022, 13:02) *
Westliche Werte: Wenn man "westliche Werte" absolut durchsetzen wollen wĂŒrde, wĂ€re man wieder beim Kolonialismus des 19. Jahrhunderts ("the white mans burden"). Dann mĂŒsste man ĂŒberall dort, wos nicht lĂ€uft einmarschieren und den bösen Buben in die ...Leistengegend treten.


Ne, das stimmt nicht. Man kann seine kulturellen Eigenheiten, Ethik- und Moralvorstellung auch wahren, kommunizieren und gegenĂŒber Dritten zur Anwendung bringen, ohne die Kanone auszupacken. Es sei denn es ist in irgendeiner Form Gefahr in Verzug, weil gerade ein Völkermord passiert o.Ă€.

ZITAT
Macht man aber nicht, weil das mit der SouverÀnitÀt anderer LÀnder nicht zusammenpasst.


Es gibt tatsÀchlich nur wenige souverÀne LÀnder. Deutschland gehört seit der Niederlage im 2. WK bspw. nicht mehr dazu.
WÀre Deutschland ein souverÀnes Land, wÀren die Beziehungen zu Russland aus Eigeninteresse viel besser.

ZITAT
Der Vorwurf, man wĂŒrde nichts wegen Jemen tun ist dabei ein reiner Strohmann, denn es wird nicht gesagt, was man tun sollte. Es gibt bereits Maßnahmen wie Sanktionen und diplomatische Initiativen gegen die Kriegsparteien. Die wirtschaftliche Bedeutung Saudi-Arabiens und das Potential des Irans fĂŒr die Weltwirtschaft werden mit der Decarbonisierung der westlichen Wirtschaft rapide abnehmen, damit auch deren Einfluss auf internationalem Parkett... und bei beiden Kriegsparteien bröckelt es intern schon, woran man sieht, das bestimmte "westliche" Werte eben keine Doppelmoral sind, sondern universell wertgeschĂ€tzt werden.


Dann informiere Dich doch mal bei Ärzte ohne Grenzen oder anderen seriösen NGO. Die werden berichten, dass man im Jemen eine humanitĂ€re Katastrophe und entsetzliches Elend erlebt. Gleichzeitig ist sehr deutlich, dass Saudi Arabien und VAE diesen Krieg nicht gewinnen können bzw. dass es keine militĂ€rische Lösung zu ihren Gunsten geben wird. Sei als freundlicher Berater, Freund, VerbĂŒndeter oder auch ĂŒber den humanistischen Ansatz finden sich genug GrĂŒnde, hier verbal oder handeln zu intervenieren. Und nur am Rande. Auch wenn in den westlichen Medien immer im gleichen oder Nachsatz das Wort "Iran" fĂ€llt, wenn das Wort "Houthi" genannt wird. Der Iran ist keine Kriegspartei und die Houthi sind auch keine "Proxies" die im Auftrag Irans irgendwelchen fremdbestimmten Unfug machen oder Söldnern. Das ist Propaganda zur Kriegslegitimierung. Der Iran liefert offenbar Waffen und Ausbildung. So gesehen wĂ€ren dann nĂ€mlich die USA, GB, Frankreich ebenso Kriegspartei hoch x.

ZITAT
Letzteres sieht man auch in Russland. Der Kreml versucht alles, diese universellen Werte und BedĂŒrfnisse als "westlich" zu entwerten, damit sie möglichst nicht von der russischen Bevölkerung eingefordert werden. Denn es wĂŒrde bedeuten, dass man selbst "dran" wĂ€re, schluss mit Bereicherung auf allen Ebenen der politisierten Verwaltung.


Russland hat weniger Sorgen westliche Werte (was soll das sein) von eigenen Bevölkerung fern zu halten. Hier geht es vorrangig um Geopolitik und EinflusssphĂ€ren zwischen GroßmĂ€chten.

Der Beitrag wurde von revolution bearbeitet: 4. Jan 2022, 15:01
 
xena
Beitrag 4. Jan 2022, 15:30 | Beitrag #3621
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Vor allem ist diese alte Leier Jemen als Strohmanargument zu bezeichnen, wann auch immer man es nennt, auch wieder so eine ĂŒberhebliche westliche Art sich der Verantwortung zu entziehen. Warum geht man nach Mali und warum nicht nach Jemen? Und was soll das fĂŒr ein Argument mit der Dekarbonisierung sein? Was nutzt des Jemen, wenn die kriegstreibenden LĂ€nder in 50 Jahren dekarbonisiert werden? Das Problem besteht jetzt und nicht in 50 Jahren. Nach diesem Argument könnte man auch die Ukraine links liegen lassen und sagen, in 50 Jahren wird die Welt dekarbonisiert sein und Russland wird dann das Geld ausgehen um weiter in der Ukraine Probleme zu machen.


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Merowinger
Beitrag 4. Jan 2022, 15:54 | Beitrag #3622
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Weil Mali fĂŒr Frankreich und uns klar wichtiger ist, weil fĂŒr Euopa der afrikanische Kontinent Vorrang hat, weil Mali vom Zerfall bedroht ist und dort deshalb Wirkung noch vor dem Eintritt der eigentlichen Katastrophe entfaltet werden kann, weil man nicht auf allen Hochzeiten dieser Welt tanzen kann und will, sich nicht mit SA und den VAE anlegen will, und weil D sich ĂŒber die Welthungerhilfe sowie per Waffenembargo auch im Jemen engagiert.

Können wir zurĂŒck zum Fadenthema Russland?

Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 4. Jan 2022, 16:38
 
Panzerchris
Beitrag 4. Jan 2022, 16:50 | Beitrag #3623
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Der Terrorismus in Mali ist vor allem eine Gefahr fĂŒr die wirtschaftlichen Interessen Frankreichs. Im östlichen Nachbarland Niger hat Frankreich eine sehr wichtige Uranmine, die dem französischen Staatskonzern Orano (frĂŒher AREVA) gehört. Da Frankreich rund 70% seines Stroms aus Atomkraft gewinnt, wĂ€re es fĂŒr unseren Nachbarn eine existezielle Katastrophe, wenn Terroristen den Bergbau und Transport unterbrechen. Auch fĂŒr Europa hĂ€tte dies gravierende wirtschaftliche Folgen.
 
xena
Beitrag 4. Jan 2022, 19:57 | Beitrag #3624
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Da schau her. Es ist nicht lange her, da hat man es als alte Kamelle abgetan, wenn man das Öl als Motivator angegeben hat. Was denn nun? Dann spielen also doch Rohstoffe eine Rolle? Genau darauf wollte ich ja hinaus. Jetzt habt ihr mir das abgenommen. Also spielen die sogenannten westlichen Werte nur dann eine Rolle, wenn unser Wohlstand bedroht ist, sei es wegen Rohstoffe oder Terrorismus der exportiert wird. Was exportiert die Ukraine? Nix was uns von Wert wĂ€re. Und dann muss man sich hier, wo wir es doch alle besser wissen, irgend welche Beruhigungs-Propaganda fĂŒrs unbedarfte Volk anhören. Traurig wenn man das auch noch selbst glaubt.


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SailorGN
Beitrag 4. Jan 2022, 23:22 | Beitrag #3625
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Jawohl, das neue Jahr ist keine Woche alt und schon kommt die Leier von der eingeschrĂ€nkten SouverĂ€nitĂ€t. Am besten noch mit Gysi/SchĂ€ublezitat? Deutschland hat seine SouverĂ€nitĂ€t spĂ€testens seit 2+4 voll zurĂŒck. Die EinschrĂ€nkungen durch internationale VertrĂ€ge sind selbstgewĂ€hlt, man gibt einen Teil der SouverĂ€nitĂ€t ab um andere Vorteile zu erringen. Bestes Beispiel GB: Die haben wieder mehr SouverĂ€nitĂ€t seit dem Brexit und damit auch leere Regale, weniger PflegekrĂ€fte und ein BIP-Minus von 4% allein durch den Brexit. Aber man ist souverĂ€n... schmeckt viel besser als frisches GemĂŒse, macht auch schlanker. In wie fern Deutschland aus Eigeninteresse ein besseres VerhĂ€ltnis mit der derzeitigen Kreml-Crew haben sollte ist mir ein RĂ€tsel... vieleicht wenn man auf SM-Erpresserspiele steht? Die Großen Hoffnungen der deutschen Wirtschaft in Russland sind alle nicht eingetreten, genausowenig wie die Hoffungen bzgl irgendwelcher "Investoren/Biznessmanni" in Deutschland. NorthstreamII ist das beste Beispiel fĂŒr diese NaivitĂ€t. Dass Schröder das Ding eingefĂ€delt hat ist schlimm genug, aber das Merkel weiter machte... strategischer Blindflug.

Der Kreml hat sehr wohl Angst vor Dingen wie Mitbestimmung, ReprĂ€sentation, fairen Wahlen und politischer Verwantwortung. Nicht umsonst wird dort jede Regung der Zivilgesellschaft regelmĂ€ĂŸig niedergeknĂŒppelt, Organisationen nach Gusto als "extremistisch" eingestuft und ĂŒber "auslĂ€ndischer Agent" abgestempelt. Es gibt fĂŒr Putin nix Schlimmeres als eine "Farbenrevolution", durch dass er und seine Kamarilla aus den Villen geworfen wird und ihre Rolex verlieren...

OT: Nein, die Iraner sind Kriegspartei. Es wurden ballistische Raketen des Iran eingesetzt und keiner kann mir erzĂ€hlen, dass die Houthis in der Lage sind, diese Teile operativ selbststĂ€ndig ohne Personal aus dem Iran einzusetzen... oder dass der Iran so naiv wĂ€re diese Waffen "zur freien VerfĂŒgung" wegzugeben. Gleiches gilt fĂŒr die AShM, welche die "Houthis" erfolgreich gegen die Saudis eingesetzt haben.



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Merowinger
Beitrag 4. Jan 2022, 23:33 | Beitrag #3626
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@Xena: Es geht um Interessen UND Werte. Die Kunst ist, beides ĂŒbereinander zu bringen. Worum es jedoch nicht geht: NUR Werte. In erster NĂ€herung betrachtet herschte in einer Weltordnung ohne Werte das pure Rechte des StĂ€rkeren, und das wĂ€re fĂŒr eine demokratische Mittelmacht wie Deutschland gar nicht gut. Also ist eine werte- und regelbasierte internationale Politik gleichzeitig in unserem Interesse.

Bei Nordstream I und II sehe ich klar ein begrĂŒndetes deutsches Interesse. Europapolitisch betrachtet ist die Angelegenheit ein Wespennest, z.T. begrĂŒndet und z.T. nicht (aus meiner Sicht und mit Blick auf diverse andere pipelines).


Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 4. Jan 2022, 23:45
 
SailorGN
Beitrag 5. Jan 2022, 10:53 | Beitrag #3627
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@xena: ich bin echt enttĂ€uscht, das mit der Uranmine war hier bereits vor Jahren Thema und sollte jeder Person, die sich nĂ€her mit Frankreichs Interessen in Afrika beschĂ€ftigen bekannt sein. Vieleicht hĂ€tte PSL drĂŒber schreiben sollen? Und nein, die Bedrohung durch islamistisch motivierte FreischĂ€rler in der Region fĂŒr die Mine war Beifang, nicht Hauptgrund fĂŒr den MilitĂ€reinsatz. Wichtiger ist fĂŒr Europa dort, dass der Sahara-Extremismus (Also der Import fundamentalistischer islamischer Doktrinen) aggressiv nach SĂŒden ausschlĂ€gt und die fragilen Staaten Westafrikas bedroht (Bokoharam zB). Damit wiederrum sind neue Probleme fĂŒr Europa absehbar, ein Großteil der FlĂŒchtlinge im westlichen Mittelmeer sind Westafrikaner. NatĂŒrlich versucht Europa, Westafrika zu stabilisieren, was aber unter Einfluss islamistischer Terrormilizen deutlich schwerer ist... und wiederrum Menschen von dort zur Flucht nach Europa antreibt. Gleichzeitig sind die "Rechtsfreien" RĂ€umen in der Sahara eine Bedrohung fĂŒr die nordafrikanischen Staaten... diese ganze Region ist eher an Europa gekoppelt und hat mehr Menschen als der Jemen. NatĂŒrlich kann ich alles tun, um mein Gartenhaus zu retten, aber wenn gleichzeitig das Wohnhaus brennt ist anderes egal.

Ansonsten wird deine reine BinÀrdenke langsam echt öde. Als ob es immer NUR um Rohstoffe oder NUR um Werte geht. WÀre zu einfach... ist es aber nicht.


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revolution
Beitrag 5. Jan 2022, 20:21 | Beitrag #3628
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@SailorGN
ZITAT
@xena: ich bin echt enttĂ€uscht, das mit der Uranmine war hier bereits vor Jahren Thema und sollte jeder Person, die sich nĂ€her mit Frankreichs Interessen in Afrika beschĂ€ftigen bekannt sein. Vieleicht hĂ€tte PSL drĂŒber schreiben sollen? Und nein, die Bedrohung durch islamistisch motivierte FreischĂ€rler in der Region fĂŒr die Mine war Beifang, nicht Hauptgrund fĂŒr den MilitĂ€reinsatz. Wichtiger ist fĂŒr Europa dort, dass der Sahara-Extremismus (Also der Import fundamentalistischer islamischer Doktrinen) aggressiv nach SĂŒden ausschlĂ€gt und die fragilen Staaten Westafrikas bedroht (Bokoharam zB). Damit wiederrum sind neue Probleme fĂŒr Europa absehbar, ein Großteil der FlĂŒchtlinge im westlichen Mittelmeer sind Westafrikaner.


Salafismus und Wahabismus kommt ĂŒber Ägypten, Saudi Arabien und die VAE nach Afrika. Wie man aus der Entwicklungshilfe weiß, stecken hinter solchen (Impf-, Schulungs-, Ideologie-, Missionierungs-,) Kampagnen sehr viel Aufwand, wenn sie sich in kurzer Zeit annĂ€hernd so erfolgreich ausbreiten wollen, wie die diese radikalislamische Denkschule in Afrika. Die Ursache dieses Problems lĂ€sst sich zunĂ€chst am Wirksamsten ĂŒber Druck an der Wurzel bekĂ€mpfen. Gleichzeitig beklagt man die Ausbreitung Chinas in Afrika. Manchmal sind also die wirtschaftlichen Handlungsursachen so auffallend dominant und gleichzeitig diametral gegenĂŒber den eigenen Werten und den mittel-langfristigen Interessen, dass das Vorgehen in der Einzelbetrachtung schwer nachvollziehbar wird. Es kann eigentlich keine Idee aus Europa gewesen sein, sich am Sturz von Gaddafi in Libyen oder Assad in Syrien zu beteiligen. Danach kam ĂŒberraschenderweise eine FlĂŒchtlingswelle. Überraschenderweise war in Saudi Arabien, Israel, VAE einfach wenig Platz FlĂŒchtlingslager und daran konnten Politiker und Diplomaten dieser Welt nichts Ă€ndern. Hart. Vor diesem Hintergrund bekĂ€mpfen in Mali ein paar Hilfstruppen ganz punktuell einen Ameisenhaufen, den man auf anderen Ebenen stillschweigend in der Breite von ganz oben duldet und mittrĂ€gt. Das ist ein OT Referenzbeispiel fĂŒr konsequentes Handeln von EuropĂ€ern entgegen ihrer eigenen Interessen.

Bei den Erdgas-Oligarchen aus Russland zeigt man gern reflexartig die ZĂ€hne, sanktioniert Personen und Unternehmen, weist Diplomaten aus, usw. als wĂŒrde die Mauer noch stehen. Schön wĂ€re eine europĂ€ische Vermittlungsinitiative mit der Russland und die USA dazu gebracht werden, die gegenseitig aufgekĂŒndigten Sicherheitsabkommen wieder abzuschließen? Stattdessen beteiligt man sich mit Worten (Franzosen und Amis mit MilitĂ€r) an einer Eskalationsspirale wo es nix zu gewinnen gibt. Warum? Bei der Ukraine scheint also umgekehrt zunĂ€chst der geopolitisch und ideologisch begrĂŒndete Wille, die NATO Außengrenzen nochmals zu erweitern, keine wirtschaftliche Betrachtung der Lage zuzulassen. Zweifelsohne steigt der Energieverbrauch derzeit im Zuge der EnergiewĂ€nde und Digitalisierung erheblich an. Die Preise und die Nachfrage steigen, auch Saison-bereinigt, tendenziell weiter. Ich bin auch mal gespannt, wie lange es dauert, bis man feststellt, dass nicht jeder ein E-Auto fahren können wird. Die Infrastruktur und die notwendigen Ressourcen sind dafĂŒr nicht ausreichend.

Insofern gebe ich Dir Recht, dass mal wirtschaftliche Interessen, mal sicherpolitische Interessen und mal ideologische Interessen die Außenpolitik prĂ€gen. DarĂŒber sind wir auch nicht abweichender Meinung, nur darf man in einem freien Land auch hinterfragen ob die im Einzelfall angesetzte Gewichtung so wirklich Sinn macht. Ich verstehe nicht, was die NATO mit der Ukraine will außer eine neue Baustelle. Ich verstehe das halt nicht.

Der Beitrag wurde von revolution bearbeitet: 5. Jan 2022, 21:31
 
Merowinger
Beitrag 5. Jan 2022, 21:52 | Beitrag #3629
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Die NATO hat Mitglieder wie die baltischen Staaten, und die sind begrĂŒndet besorgt und hoffen mittels SolidaritĂ€t sich auch selbst schĂŒtzen zu können. Polen liegt an und zwischen Baltikum und der Ukraine und ist doppelt betroffen, sogar dreifach wenn man die direkte Grenze mit Belraus hinzuzieht. Allein schon diese Perspektive begrĂŒndet ein Interesse am Schicksal der Ukraine.

Umgekehrt möchte vor allem die Ukraine unbedingt etwas mit der NATO haben. Irgendwie nachvollziehbar. ;-)


Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 5. Jan 2022, 22:19
 
Seneca
Beitrag 6. Jan 2022, 05:54 | Beitrag #3630
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FĂŒr die russische, staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti ist die Sache klar : Bei den Unruhen in Kasachstan ist mal wieder " der Westen " mitverantwortlich.
ZITAT
BerĂŒcksichtigt man die eifrige Beteiligung an der Berichterstattung ĂŒber Ereignisse (natĂŒrlich einseitige Berichterstattung, LĂŒgen und Provokationen) durch westliche Medien, soziale Netzwerke und sogenannte Menschenrechtsorganisationen, passen die Ereignisse in Kasachstan ganz klar in das Szenario eines Anschlags die nĂ€chste Farbrevolution in den Weiten der ehemaligen UdSSR umzusetzen .

( Übersetzt mit google)
https://ria.ru/20220104/kazakhstan-1766581833.html
 
 
 

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