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> Organisation des sowjetischen und russischen Mot. Schützenbataillon, Evolution der theoretischen Organisation und der Bewaffnung
Glorfindel
Beitrag 26. May 2017, 14:21 | Beitrag #1
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Ich stelle hier die theoretische Organisation des sowjetischen und russischen Mot. Schützenbataillon und dessen Bewaffnung im Laufe der Zeit vor: Die Organisation befand sich laufend im Fluss und es verschiedene Einheiten hatten aus diversen Gründen auch von der vorschriftsmässigen Organisation eine abweichende.

1970er Jahren:

- Mot. Schützenzüge waren mit RPK, RPG-7, AKM und SVD sowie mit den Schützenpanzer BTR-60 ausgerüstet. Der Dragunov-Schütze wurde in einem mehrwöchigen Kurs ausgebildet, war aber ansonsten ein normaler Mot. Schütze.
- Auf Stufe Kompanie war eine Fliegerabwehrgruppe mit SA-7 vorhanden, welche an die Züge abgegeben werden konnten.
- auf Stufe Bataillon gab es eine Mörserkompanie mit drei Züge mit je zwei 120mm Mörser. Aufgrund der vielen verfügbaren 82mm Mörser wurden auch diese oft an Stelle der 120mm Mörser verwendet
- zudem gab es ein Panzerabwehrzug mit AT-3 und SPG-9 sowie RPG-7, da die AT-3 eine weite Mindestdistanz hat.
- im Fernmeldezug gab es eine Telefongruppe sowie eine Funkgruppe. Die Funker wurden an die Kompanien vom Bataillon abgegeben.
- zudem gab es eine Sanitätsgruppe, ein Versorgungszug und eine Instandsetzungsgruppe
- das Bataillon hatte knapp 450 Mann

Ende 1970er / Anfangs 1980er Jahren:

- Einführung des AK-74 und des RPK-74 sowie des Schützenpanzers BTR-70. Die Schützengruppe wurde etwas verkleinert.
- Auf Stufe Mot. Schützenkompanie wurde eine Granatwerfergruppe mit AGS-17 aufgestellt
- der Panzerabwehrzug wurde um eine Gruppe Panzerabwehrlenkwaffen vergrössert und es wurde AT-4 eingeführt.
- das Bataillon hatte 455 Mann

Ende der 1980er Jahre

- Die Granatwerfergruppen der Kompanien wurden auf Stufe Bataillon zusammengefasst, auf Stufe Kompanie wurde ein Unterstützungszug geschaffen, zuerst mit zwei Maschinengewehrgruppen mit PKM, dann mit einer Maschinengewehrgruppe und einer Panzerabwehrgruppe mit AT-7.
- Die Fliegerabwehrwaffen wurden auf Stufe Bataillon zu einem Zug zusammengefasst, welcher ebenfalls mit BTR ausgerüstet war.
- Panzerabwehrzug wurde weiter vergrössert.
- Die Mörserkompanien wurden vergrössert: Entweder hatten sie nun zwei Züge mit je vier 120mm Mörser 2B11 oder sie hatten zwei Züge mit 82mm 2B14 Mörser und einen Zug mit Vasylok (oder sie hatten eine andere gemischte Organisation)
- Die Gefechtsfahrzeuge des Stabes wurden an den Fernmeldezug abgegeben, meistens wurde dann die Telefongruppe aufgelöste (zum Teil aber auch beibehalten).
- Zum Teil wurde die Instandsetzungskapazitäten durch eine weitere Gruppe erhöht.
- die Sanitätsgruppe erhielt (mehr) Ambulanzfahrzeuge
- das Bataillon hatte 530 Mann

Ende der 2000er Jahre

- das AK-74M wurde eingeführt, ebenso neuere RPG-7V2 und SVDS.
- Die PKM der Panzerabwehrgruppe des Unterstützungszuges wurden an die Schützenzüge abgegeben. Grund dürfte gewesen sein, dass es der Einsatz ab Lafette selten war. Es blieb lediglich eine Panzerabwehrgruppe auf Stufe Kompanie übrig. Viele Mot. Schützenkompanien hatten zudem zwei BTR-80 als Führungsfahrzeuge.
- Der Fliegerabwehrzug wurde wohl an obere Stufe abgeben, was nicht bedeutet, dass im Bedarfsfall er dem Bataillon wieder unterstellt worden wäre.
- Der Panzerabwehrzug wurde weiter vergrössert.
- Oft wurde der Versorgungszug vergrössert, meistens um eine "Sanitär/Bad"-Gruppe mit Duschen auf Lkw (DDU) etc.
- das Bataillon hatte nun zwischen 530 und 540 Mann

Ende der 2010er Jahre und später

- Auf Stufe Zug sollte das Maschinengewehr PKP das RPK ersetzen.
- Die SVD-Schützen sollten auf Stufe Brigade in einem Zug zusammengefasst werden. Dies muss allerdings nicht bedeuten, dass sie im Einsatz nicht wieder auf Stufe Bataillon, Kompanie oder Zug abgegeben werden. Möglicherweise wurde dies auch nicht so umgesetzt.
- Die Panzerabwehrwaffen Metis wurden auf Stufe Bataillon zusammengefasst und ersetzten dort den alten Panzerabwehrzug mit AT-4 und SPG-9.
- Sanitätszug sollte nun gepanzerte Sanitätsfahrzeuge erhalten.
- Schaffung eines Aufklärungszuges auf Stufe Bataillon
- Schaffung eines Pionierzug auf Stufe Bataillon
- das Bataillon hatte nun 510 Mann

Was sich feststellen lässt, ist, dass es über die Zeit von über vierzig Jahren nur zu wenig Organisationsänderungen kam und dass meistens lediglich neue Systeme eingeführt wurden, welche die alten 1:1 ersetzten. An bewährtem wurde oft sehr lange festgehalten. Für westliche Armeen nicht unbedingt zu kopieren ist die Führungs- und Logistikstruktur des Mot. Schützenbataillon, der Waffenmix ist imho allerdings überzeugend. Durch relativ wenig verschiedene Waffen wird ein sehr grossen Spektrum abgedeckt.

Gerne erhalte ich Bemerkungen, Fragen oder Berichtigungen hierzu.

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 8. May 2020, 17:02


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Alligator
Beitrag 27. May 2017, 16:03 | Beitrag #2
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ZITAT(Glorfindel @ 26. May 2017, 15:21) *
[...]
Ende der 1980er Jahre
[...]
- Die Mörserkompanien wurden vergrössert: Entweder hatten sie nun zwei Züge mit je vier 120mm Mörser 2B11 oder sie hatten zwei Züge mit 82mm 2B14 Mörser und einen Zug mit Vasylok (oder sie hatten eine andere gemischte Organisation)
[...]

Die 2B14 waren in dieser Epoche nur in Afghanistan anzutreffen. Die 2B9 waren ebenfalls ziemlich rar gesät. Hier als Beispiele, Ausstattung von (Garde-)MotSchützen-Divisionen, aus dem russischen Lexikon über die Organisation der sowjetischen Streitkräfte im letzen Jahr der SU-Existenz:

Die 59. und 180. Garde-MotSchützen-Division hatten wohl die Standardausstattung an 2S12 120mm Mörser, während 72. Garde-MotSchützen-Division noch mit dem alten 120mm Mörser obr. 1938 (M1938) ausgerüstet war. Die 25. Garde-MotSchützen-Division hatte überhaupt keine Mörser, während die 254. MotSchützen-Division und die 128. Garde-MotSchützen-Division eine geringere Anzahl an Mörsern hatten, als standardmäßig vorgesehen.
Auf der Ebene Regiment, als Beispiel für die 128. Garde-Motschützen-Division, sah es bei den MotSchützen folgendermaßen aus:

Vorschriftsgemäß sollte das 327. Garde-Motschützen-Regiment über sämtliche Mörser, 12 M1938, der Division verfügen.

Der Beitrag wurde von Alligator bearbeitet: 27. May 2017, 16:33
 
Black Hawk
Beitrag 29. May 2017, 09:39 | Beitrag #3
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Herzlichen Dank dafür xyxthumbs.gif

Du hast zufällig nicht eine Übersicht über die organisatorische Entwicklung der russischen Luftlandetruppen? Zeitraum Mitte der 90er bis heute?


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Was mach ich hier?
 
Glorfindel
Beitrag 29. May 2017, 10:34 | Beitrag #4
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ZITAT(Black Hawk @ 29. May 2017, 09:39) *
Herzlichen Dank dafür xyxthumbs.gif

Du hast zufällig nicht eine Übersicht über die organisatorische Entwicklung der russischen Luftlandetruppen? Zeitraum Mitte der 90er bis heute?

Nein, habe ich so leider nicht, da ich mich damit nicht so beschäftigte. Es soll sich auch einiges getan haben, insbesondere wurde auf Bataillonsebene ein Aufklärungszug aufgestellt und ich meine, dass es auf Kompanieebene eine Scharfschützengruppe, eine Maschinengewehrgruppe und eine Panzerabwehrgruppe aufgestellt wurden. In den gewöhnlichen Fallschirmjägerzügen soll es keine RPG-7 mehr haben, sondern nur noch RPG-18/22.


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Glorfindel
Beitrag 30. May 2017, 07:55 | Beitrag #5
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Hier noch die theoretische Organisation des Mot. Schützebataillon mit BMP:

1970er Jahre

- Das BMP-Bataillon hat im Gegensatz zum BTR-Bataillon keinen Panzerabwehrzug, da jeder BMP über eine Panzerabwehrlenkwaffe verfügt und damit über die Fähigkeit zur Panzerabwehr über weite Distanzen.

Anfangs der 1980er Jahre

- Im Gegensatz zum BTR-Bataillon hatte das Bataillon mit BMP die Granatwerfer immer auf Stufe Bataillon

1980er Jahre bis Anfangs 1990er Jahre

- Aufstellung eines Fliegerabwehrzug
- Maschinengewehrzug mit PKM in den Kompanien (anstatt des Maschinengewehr/-Panzerabwehrzug im BTR-Bataillon

Ende der 2000er Jahre

- Bataillon könnte auch anstatt der Mörserbatterie mit 120mm 2B11, eine mit 82mm 2B14 und 2B9 Vasylok haben.

ab Ende der 2010er Jahre

Organisation ist praktisch identisch mit dem Bataillon mit BTR mit Ausnahme des fehlenden Panzerabwehrzug.

Edit: Bilder repariert

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 8. May 2020, 16:45


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Glorfindel
Beitrag 20. Jun 2017, 18:06 | Beitrag #6
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Ukrainisches Mechanisiertes Bataillon mit BMP

Bataillon basiert was Ausrüstung und Organisation betrifft auf dem sowjetischen Mot. Schützenbataillon der 1980er Jahre. Transport- und Instandsetzungszug wurden zu einer Kompanie zusammengefasst, es verfügt über einen Aufklärungszug und einen Pionierzug.

ach ja: TSN-1 ist ein Laserentfernungsmesser und AC-66 ein GAZ-66 mit Sanitätskofferaufbau (welcher ausziehbar ist), KET-L ein Bergungsfahrzeug auf URAL-Basis, PAC-200 eine Feldküche auf URAL, ATMZ und ATZ sind Betriebsstofffahrzeuge, MTO sind Lastwagen mit einem Kofferaufbau mit einer Werkstatt und ansonsten sollten die Abkürzungen eigentlich bekannt sein.

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 20. Jun 2017, 18:15


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Kameratt
Beitrag 20. Jun 2017, 22:11 | Beitrag #7
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Mir fällt gerade auf, dass manche Organigramme eine Panzerjägerkompanie zeigen. Ich nehme an, es sollten eher Züge sein.
 
Glorfindel
Beitrag 20. Jun 2017, 23:35 | Beitrag #8
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Das ist richtig. Das BTR-Bataillon hat einen Panzerabwehrzug. Ich werde das anpassen.


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Kameratt
Beitrag 9. Jul 2017, 17:58 | Beitrag #9
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Die Bilder sind leider futsch.
 
Glorfindel
Beitrag 9. Jul 2017, 18:07 | Beitrag #10
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Ich weiss. Sobald ich Zeit habe, werde ich es reparieren.


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Freestyler
Beitrag 10. Apr 2018, 08:20 | Beitrag #11
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Meines Wissens verfügen die russischen Streitkräfte bereits auf taktischer Ebene über Eloka-Kräfte (einzelne Trupps bzw. Fahrzeuge), um feindliche Funkverbindungen zu stören. Sind die auf Bataillons- oder Regimentseben aufgehangen?
 
Delta
Beitrag 10. Apr 2018, 18:42 | Beitrag #12
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Meines Wissens nach verfügen die Divisionen über EloKa- Btl, die Panzerbrigade der Armee über eine EloKa-Kp in der Grundgliederung. Inweiweit diese im Rahmen einer Truppeneinteilung weiter den Rgt unterstellt oder auf Zusammenarbeit angewiesen werden entzieht sich meiner Kenntnis.
In BTG- Gliederung scheint es, dass EloKa - TE standardmäßig in der Truppeneinteilung dazu gehören, was verständlich ist, da BTG weitestgehend frei operieren.


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Thou canst not kill that which doth not live. But you can blast it into chunky kibbles.

Limitless are the ways of mankind in its virulent capacities
Ironic it may seem, for us a chance exists to see
In us also lies the capacity to transcend
 
 
 

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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 28. March 2024 - 20:25