Um anzufangen hier ein Artikel zu den ukr. Überwasserdrohnen von H I Sutton:
Die maritimen Drohnen der Ukraine, kleine mit Sprengstoff beladenen Boote, haben einen überproportionalen Einfluss auf den Krieg im Schwarzen Meer.
Obwohl die Ukraine nicht die erste war, die solche Drohnen einsetzte, hat ihre Nutzung die maritime Welt überrascht und beschleunigt die unausweichliche Verbreitung bewaffneter unbemannter Seedrohnen (USVs) weltweit.
Infolgedessen hat Russland umfangreiche Verteidigungsmaßnahmen ergriffen, darunter physische Barrieren an Hafeneingängen, Montage von Maschinengewehre, den Einsatz von Seeüberwachungsflugzeugen im Zusammenspiel mit Helikoptern. Dennoch hat die Initiative im Moment die Ukraine.
Russland hat spezielle Einheiten mit Hubschraubern gebildet, um die USVs mit Raketen und Maschinengewehren zu bekämpfen. Es wurden auch Flugzeuge vom Typ Flanker (Bordkanone) eingesetzt, deren Effektivität jedoch unklar ist.
Hochwertige russische Schiffe werden jetzt im Schwarzen Meer eskortiert, und Konvois sind mehrfach von USVs angegriffen worden. In Reaktion darauf versucht Russland, verschiedene Verteidigungsstrategien zu entwickeln, darunter den Einsatz von FPV von Patrouillenbooten aus.
Trotz der Bemühungen Russlands beeinflussen die ukrainischen maritimen Drohnen weiterhin maßgeblich den Krieg im Schwarzen Meer und reduzieren die Fähigkeiten der russischen Marine. Die Initiative liegt weiterhin bei der Ukraine, während Russlands Verteidigungsmaßnahmen reaktiver Natur sind. Die nächsten Entwicklungen dürften also eher von der Ukraine als von Russland ausgehen.
Ich frage mich, was dies für die Ostsee zu bedeuten hat und ob dort im Konfliftfall, zumindest im östlichen Teil, Schiffe überhaupt noch gross eine Rolle spielen.
Auch wenn die Drohnen nur schwer mit Radar zu orten sind, so sollten sie durch Sonar zu hören sein. Wenn das Aufstöbern dieser Drohnen aber so schwer ist, dann muss das Meer durch Schiffsverkehr dort recht laut sein, sodass es schwer ist die Geräusche der Drohnen vom Rest zu trennen. Es ist ja nicht so, dass die Russen in Sachen Sonar völlig unbefangen wären. Ähnlich dürfte es dann wohl auch in der Ostsee zugehen. Das würde aber auch ein Problem in Sachen Torpedoortung bedeuten. Wir werden nach dem Krieg wohl mehr erfahren, wenn das alles aufgearbeitet wird.
Er schreibt ja auch, dass auf dem Papier die Überwasserdrohnen weniger gefährlich wirkten als dass sie in Wirklichkeit sind.
Die Übderwasserdrohnen sind günstig und im Bereich dessen was die Ukraine innovativ entwickeln und herstellen kann. SCALP und Storm Shadow waren allerdings wesentlich effektiver gegen die Schwarzmeerflotte, deshalb mache ich ein Fragezeichen hinter die Wirksamkeit der USV. Sind sind aber auf jeden Fall eine wertvolle Bedrohung.
Für die Ostsee müssen sich alle Anrainerstaaten Gedanken über den Schutz ihrer Häfen machen. Unsere Marine hat noch jede Menge zu tun.
Die ukrainische Seekriegsführung hat dazu geführt, dass die Schwarzmeerflotte mehr oder weniger in den Häfen blockiert ist. Von dem her setzte ich da eigentlich kein Fragezeichen zum Einsatz der Überwasserdrohnen.
Flugkörper wie StormShadow haben das Problem, dass man Ziele sehr genau und zeitnah aufklären muss... mit den Drohnen fährt man zu einem vermuteten Liegeplatz/Reede, schaut nach was es gibt und greift dann an. Dafür spricht meiner meinung nach auch die Art der vernichteten und beschädigten Schiffe/Boote im vergleich zu den durch StormShadow bekämpften Einheiten.
Sonar: Hilft da nicht viel, das sind kleine, hochtourige E-Motoren und Schrauben, die sind nicht so laut und vor allem trägt die Hochfrequenz nicht weit. Aktiv wird man die Unterwasserdrohnen auch kaum kriegen, das Zielmaß ist ziemlich klein.
Ich denke, es zeigt sich auch hier: der Verbund von verschiedenen Antischiffswaffen (land- und schiffsgrstützte Cruise Missiles, Überwasserdrohnen, Drohnen etc.) ist wesentlich gefährlicher, wohl auch weil Schwächen in der Abwehr gezielter ausgenützt werden können.
Wird wohl wieder Zeit für Netzkästen um die Schiffe und Netzsperren an Hafenzufahrten.
Frage: Sind Netzsperren aus dem westlichen Arsenal für die Absicherung von Hafenzufahrten komplett verschwunden?
Auf deutscher Seite ja, auf der amerikanischen nicht. Bei Briten und Franzosen kann ich das aus dem Kopf nicht sagen.
Ich tue es einmal hier rein:
Mit 4 ungezielten 'Rocket Flamethrower ' wird man allerdings noch nicht viel Wirkung entfalten. Das ist erst einmal eine psychologische Waffe.
Effektive ASM wiegen dagegen meist mehr, als diese kleinen Drohnenschiffe sinnvoll tragen können.
Aber: mal sehen wie sich das alles entwickelt
"Force protection", also der Schutz eigener Kräfte/Schiffe gegen Sabotage, "Kleinstangriffe" und unkonventionelle Angriffe auf See und im Hafen war anfang der 2000er der neue heiße shice in den Operationslehrgängen. Die USS Cole hats gezeigt und da war ne Zeitlang richtig großes Kino: Mauern aus Seecontainern an Piers, Sperren nach See mit riesigen Pontons/Fendern, Ölsperren... dazu ne Menge Kohle für Detektion und Abwehr von Tauchern, Drohnen, Schnellbooten inklusive umfangreicher Testkampagnen auch durch die Deutsche Marine/Bundeswehr. Nach 2010 hab ich davon nicht mehr viel bis gar nix gehört, obwohl es auch entsprechende Prospekte und Andeutungen bzgl. der Ausrüstung ("Taucherdetektion") dt. Einheiten gab. Leider habe ich auch dienstlich erfahren, dass tolle Technologie und sinnvolle Ausstattung eben nur sehr selten den Weg an Bord als Nachrüstung findet. Gut ist ja, dass das MLG seinen Weg auf die Einheiten gefunden hat, vieleicht muss man nochmal Anzahl und Einbauorte prüfen, aber grundsätzlich ist das ein Ansatz auch gegen die Kajak-Drohnen.
Force Protection ist ja auch wichtig, dass sieht man gerade bei Russland.
(Noch wichtiger als bei Schiffen, weil noch verwundbarer dürfte dies bei Flugzeugen sein.)
Naja, bei Flug- und Seehäfen weiss man das ja schon länger, nicht umsonst gibts entsprechende Sicherungskräfte... Das Problem bei Schiffen ist, dass sie mit wenig Aufwand auch auf Reeden, im Küstenbereich und an choke points bekämpfbar sind. Gerade im Rahmen von Joint Ops mit dem Heer erfordert dabei nicht nur besondere Einheiten (Nein, nicht nur Docklandeschiffe, sondern insbesondere auch kleine Mehrzweckeinheiten, Boote und dergls ), sondern auch ein deutlich anderes Bedrohungsgefühl als der Große Seekrieg. Minenkrieg geht in die gleiche Richtung wie Drohnenkrieg... im Grunde wird versucht, die russische Marine aus den Gewässern zu verdrängen, den Auftrag zu stören (und prestigeträchtig Hochwertziele anzuzünden). Die russische Marine ist darauf nicht (mehr) vorbereitet. Das erstaunt insofern als das eine Erfahrung aus dem 2. Weltkrieg das Zusammenwirken von relativ leichten Marinekräften (Zerstörern und ein paar Kreuzern) mit Booten und Flussmonitoren und der Armee erfolgreich umgesetzt wurde... zumindest im Schwarzen Meer, tlw. im Polarmeer und 45 auch am Amur/Pazifik.
Die Lehre ist klar: Kleine und Kleinsteinheiten haben immer noch ihre Bedeutung, insbesondere beim zunehmenden Fokus auf kleinere Operationen. Flussbrückenköpfe zu erkämpfen, zu halten und zu versorgen braucht Expertise, die ich so derzeit weder bei der Marine noch bei den Pionieren sehe. Dazu kommt die Frage nach dem (schwimmenden) Material, straßenverlastbare Boote mit einem Mindestmaß an Schutz (RHIBs zählen da nicht zu) und der Möglichkeit, schnell Gruppen oder palettenweise Nachschub abzuladengehören auch dazu. Für Küstenbereiche sind Schnellboot-ähnliche Einheiten wieder zu betrachten, insbesondere mit Mehrzweckrohrwaffen und guter Sensorik können einerseits Bodentruppen direkt unterstützt und andererseits gegen Drohnen geschützt werden. Mit den Landing CRaft Support (Large) gabs sowas in der Richtung im 2. Weltkrieg auf alliierter Seite schonmal.
Stimmt. Wobei der Ukraine es relativ gut gelungen ist, die russische Marine in den Häfen zu binden oder zumindest einen grossen Bogen um die ukrainische Küste zu machen.
Auch das mit den Klein- und Kleinsteinheiten trifft zu. Küstenbereich und entlang de Dnepr operieren die Ukrainer relativ erfolgreich mit kleinen Motorbooten. Sie haben ja bereits eine Kommandoaktion auf der Krim durchgeführt. Einige der kleineren russischen Einheiten, insbesondere die Raptor-Kampfboote wurden zudem von der Ukraine relativ erfolgreich mit Drohnen bekämpft. Diese sind (noch) schwach geschützt gegen die Bedrohung aus der Luft, wenn sie auf dem offenen Meer operieren
kurze Beschreibung ukrainischer Seedrohnen.
http://www.hisutton.com/Guide-To-Underwater-Attack-Drones.html
Der Autor publiziert sowhl historische Fotos als auch aktuelle Meldungen zum Seedrohnenkrieg:
https://nitter.net/CovertShores
Die Bedrohung durch Drohnen wird ein interessantes Problem insbesondere für die Buster Boote der F125, aber auch für die zukünftigen 10 Kampfboote.
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