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> Weißrussland - Belarus, Was kommt nach Lukaschenko und wohin treibt das Land?
stillermitleser
Beitrag 18. Sep 2011, 19:14 | Beitrag #1
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Wei�russland gilt als die letzte Diktatur in Europa. Pr�sident Lukaschenko regiert seit 1994 und l�sst die dortige Opposition massiv unter Druck setzen.
Die Wirtschaft des Landes stagniert immer mehr. China hat erst vor kurzem einen hohen Kredit gew�hrt. Mit Oberst Gaddafi und Hugo Ch�vez werden bzw. wurden gute Gesch�fte gemacht. Da stellt sich f�r mich die Frage wohin dieses Land treibt und was nach Lukaschenko kommt. Eine Situation wie in Libyen w�re f�r die Europa und Russland h�chst unerfreulich, doch Lukaschenko kann nicht ewig an der Macht bleiben.

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 5. Aug 2023, 12:29


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ZITAT
Aufpassen, dass man nicht mit der Arroganz des eigenen Weltbildes andere aburteilt
Goschi
Je fester man davon berzeugt ist, im Recht zu sein, desto natrlicher ist der Wunsch, jeden anderen mit allen Mitteln dahin zu bringen, ebenso zu denken. - George Orwell
 
Ta152
Beitrag 26. Feb 2023, 17:33 | Beitrag #2
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Es ist mittlerweile 11 Jahre her und Lukaschenko ist immer noch an der Macht.

Mir macht Belarus sorgen, egal wie mir fällt mittelfristig kein gutes Szenario ein. Mit Mittelfristig meine ich in den nächsten rund 5 Jahren.

Lukaschenko hat definitiv eine starke Opposition im Land da ist die Frage wie lange kann er die im Griff behalten. Bei größeren Ausschreitungen ständen wohl Russische Truppen in Minsk.

Lukaschenko er hat, wenn ich es richtig verstehe, mit Russland vor vielen Jahren Verträge abgeschlossen die auf einen Anschluß an Russland hinarbeiten. Da hat er aber jetzt keine lust mehr drauf (dafür aber Russland um so mehr). Stellt er sich gut mit der Opposition oder mit Russland, Verlierer ist er immer.

Wie wird "der Westen" reagieren wenn es Unruhen gibt. Oder noch klarerer Wahlfälschung oder... Ich befürchte das wird Ukraine II.


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Holzkopp
Beitrag 26. Feb 2023, 17:52 | Beitrag #3
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ich befürchte, dass im Falle von Belarus die Bereitschaft des Westens zur Unterstützung im Krisenfall gering ist. Im Gegensatz zur Ukraine ist in Belarus keine klare Westbindung erkennbar, niemand weiß wie fest die Verbindungen nach Russland sind.

Meine pessimistische Erwartung: gibt es in Belarus eine Krise, dann wird Russland das Land eingemeinden. Und zwar ohne großen Widerstand des Westens.
Das würde die strategische Lage der Ukraine deutlich verschlechtern, da dann im Norden kein Bremser mehr steht sondern faktisch Russland.

Hoffnungsvolles Szenario: Lukaschenka hält noch eine Weile durch und drangsaliert sein Volk, hält aber die Russen draußen. Wenn Russland im Ukraine-Krieg und innenpolitisch deutlich schwächer ist wagt die Opposition in Minsk den Befreiungsschlag und distanziert sich von Russland.

Überschwängliches Szenario: Der erfolgreichen Distanzierung von Russland folgt eine Vereinbarung mit der Ukraine über friedliche Nachbarschaft und Zusammenarbeit.

Problem dabei: Belarus ist alleine kaum lebensfähig, zumal es dann zwischen einem gierigen Russland und einer aufstrebenden Ukraine zerrieben wird.

Gedankenspiele...


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Das staendige Nachgeben der Klugen begruendet die Diktatur der Dummen.
 
Nightwish
Beitrag 26. Feb 2023, 17:59 | Beitrag #4
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Ich sehe auch mit Sorge nach Belarus.

Lukaschenko hat lange einen Schlingerkurs zwischen Ost und West gefahren, sich dann aber für Ost - also Russland - entschieden. Russland hat ihm für sein Land viele Wohltaten und relative wirtschaftliche Stabilität, aber auch massive Abhängigkeit gebracht. Wobei es viele Tendenzen der bewussten Abgrenzung von Russland gab und gibt. Dennoch sind zahlreiche Bereiche eng verwoben. Viele Bürger, besonders ältere, in Belarus sehen in ihm und in Putin Kümmerer, Beschützer und Garanten für Stabilität. Aus der Erinnerung habe ich "Anschluss" nicht präsent, aber auf jeden Fall etwas in Richtung Staatenbund.

Putin wird aber tatsächlich über seine Einflusssphäre wachen. Lukaschenko kann nur so weitermachen wie bisher, wenn er im Amt bleiben und seinen Kopf behalten will.

Ich denke eher an Tschechoslowakei II - weniger Ukraine II, da es keinen schwelenden militärischen Konflikt gibt und keine anti-russische Regierung, sondern es womöglich einen von einer pro-westlichen Opposition ausgehenden Umsturz gehen könnte. Dennoch wird 'die Haltung' 'des Westen' eine sehr interessante Frage sein.



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Ich habe mit Debilen gesprochen, mit Debilen die einen Schulabschluss haben und mit Debilen die einen Schulabschluss vergeben.
 
General Gauder
Beitrag 26. Feb 2023, 18:03 | Beitrag #5
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Lukaschenko ist 68 Jahre alt, kann gut möglich sein das er es noch 10 Jahre macht, die Frage ist was passiert wenn er mal nicht mehr da ist, kommt dann einer seiner Söhne, ein anderer aus dem Apparat oder übernimmt Russland dann das Ruder.
 
Broensen
Beitrag 26. Feb 2023, 18:13 | Beitrag #6
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ZITAT(Holzkopp @ 26. Feb 2023, 17:52) *
Überschwängliches Szenario: Der erfolgreichen Distanzierung von Russland folgt eine Vereinbarung mit der Ukraine über friedliche Nachbarschaft und Zusammenarbeit.

Problem dabei: Belarus ist alleine kaum lebensfähig, zumal es dann zwischen einem gierigen Russland und einer aufstrebenden Ukraine zerrieben wird.

Darin kann aber auch eine Chance liegen: Eine anti-russische Bewegung innerhalb Belarus müsste eigentlich von vornherein den Schulterschluss mit Kyiv suchen, um überhaupt eine Perspektive zu haben.
 
Salzgraf
Beitrag 27. Feb 2023, 00:56 | Beitrag #7
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Hinsichtlich Russlands Werdegang sehe ich wenig Unterschied, wann und wie Putins Herrschaft endet.
Für Weissrussland wäre eine mit sich selbst mit Machtspielchen beschäftigte Moskauer Elite die Chance aus dem Griff zu entschlüpfen.
Wenn Lukaschenko dann noch fest im Sattel sitzt, kann er mit den Moskauer Fraktionen und dem Westen "schaukeln und somit das Land aus dem Kolammergriff lösen.
Im Falle von Protesten könnte das ukrainische Vorbild Mut machen: die Macht des russischen Militärs scheint überschaubar und die Angst vor OMON/FSB deutlich geringer so daß eine freidliche Revolution passieren könnte.
 
goschi
Beitrag 27. Feb 2023, 07:40 | Beitrag #8
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ZITAT(Broensen @ 26. Feb 2023, 18:13) *
ZITAT(Holzkopp @ 26. Feb 2023, 17:52) *
Überschwängliches Szenario: Der erfolgreichen Distanzierung von Russland folgt eine Vereinbarung mit der Ukraine über friedliche Nachbarschaft und Zusammenarbeit.

Problem dabei: Belarus ist alleine kaum lebensfähig, zumal es dann zwischen einem gierigen Russland und einer aufstrebenden Ukraine zerrieben wird.

Darin kann aber auch eine Chance liegen: Eine anti-russische Bewegung innerhalb Belarus müsste eigentlich von vornherein den Schulterschluss mit Kyiv suchen, um überhaupt eine Perspektive zu haben.

Die demokratische Bewegung Belarus' hat längst den Schulterschluss mit der Ukraine gefunden, spätestens nach der Präsidentschaftswahl 2020 fand die Opposition in der Ukraine einen sicheren Ort, wo hin sie flüchten konnte.
Es gibt denn auch recht grosse Zahlen an weissrussischen Freiwilligen in der ukrainischen Armee, da eben mit einem Sieg der Ukraine über Russland auch ein Sieg der demokratischen Opposition in Belarus möglich wird.


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ZITAT(Forodir @ 31. May 2023, 20:26) *
Dass die Russen viele Verluste haben aufgrund ihrer offensiven Vorgehensweise, die sie sich bei Zapp Brannigan abgeschaut haben, ist davon unbenommen.
 
Nightwish
Beitrag 12. Mar 2023, 17:08 | Beitrag #9
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Ein Sieg der Ukraine würde die Opposition in Belarus sicherlich stärken. Die Frage ist dann aber immer noch, wie stark Russland Belarus unterminiert und dann mehr oder weniger offen selbst gegen die Opposition vorgeht oder das Land ganz offiziell "befriedet".



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Madner Kami
Beitrag 12. Mar 2023, 17:46 | Beitrag #10
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ZITAT(Nightwish @ 12. Mar 2023, 17:08) *
Ein Sieg der Ukraine würde die Opposition in Belarus sicherlich stärken. Die Frage ist dann aber immer noch, wie stark Russland Belarus unterminiert und dann mehr oder weniger offen selbst gegen die Opposition vorgeht oder das Land ganz offiziell "befriedet".


Umgekehrt haben die Russen aber auch nicht wirklich viel mit dem sie in Weißrussland arbeiten können. Die Armee ist zumindest fragwürdig loyal gegenüber Lukaschenko (und damit auch Putin, wie man ja schon mehrfach gesehen hat) und ohnehin weder groß noch gut ausgestattet und man hat schon mehrfach gesehen, dass auch nichtmilitärische Sicherheitskräfte einen fragwürdigen Wert und Loyalität in diesem Zusammenhang haben. Ohne russische Truppen wäre Lukaschenko sehr sicher schon lange nicht mehr an der Macht, soweit ich das von außen betrachten kann und da sind wir genau an dem Punkt, den Russland derzeit so garnicht abdecken kann: Eigene Truppen und Sicherheitskräfte entbehren und bei einem offenen Putsch oder natürlichem Tode Lukaschenkos, könnten sich die Russen wahrscheinlich auf nichts mehr in Weißrussland stützen, im schlimmsten Falle müssten sie sogar noch dagegen ankämpfen.

Der Beitrag wurde von Madner Kami bearbeitet: 12. Mar 2023, 17:48


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Nightwish
Beitrag 12. Mar 2023, 22:24 | Beitrag #11
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Das sind interessante Punkte, die ich schlecht einschätzen kann oder tatsächlich falsch einschätze. Den Einfluss der im Land befindlichen Russen, besonders auf Armee und Sicherheitskräfte, hatte ich bisher als eher groß angenommen, zumal die 'Kooperation' ja schon lange läuft.


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Madner Kami
Beitrag 12. Mar 2023, 22:35 | Beitrag #12
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ZITAT(Nightwish @ 12. Mar 2023, 22:24) *
Das sind interessante Punkte, die ich schlecht einschätzen kann oder tatsächlich falsch einschätze. Den Einfluss der im Land befindlichen Russen, besonders auf Armee und Sicherheitskräfte, hatte ich bisher als eher groß angenommen, zumal die 'Kooperation' ja schon lange läuft.


So groß kann der Einfluss ja nicht sein, zumindest bei der Armee. Wieviele weißrussische Armeeeinheiten stehen denn derzeit in der Ukraine? Wieviele Gefechte fanden an der weißrussisch-ukrainischen Grenze statt? Wie oft wurde aus weißrussischem Gebiet auf ukrainisches Staatsgebiet geschossen? Die Antwort auf diese Fragen ist immer die gleiche: Nada. Das sollte einen nachdenklich stimmen wenn man bedenkt, dass Russland schon sehr lange sehr viel mehr Mann und Material in den Krieg zu bringen versucht, aber Weißrussen kämpfen anscheinend vornehmlich auf der ukrainischen Seite...


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Nightwish
Beitrag 14. Mar 2023, 18:55 | Beitrag #13
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Kannst du das daran festmachen, dass die "weißrussischen Armeeeinheiten" das nicht wollen? Oder liegt es daran, dass Lukaschenko zumindest das noch verhindert? Das wäre doch ein sehr großer Unterschied und meine Meinung tendiert zu letzterem.

Ja gut, es kämpfen Weißrussen an ukrainischer Seite, aber es kümmern sich auch Russen um ukrainische Geflüchtete. Das hat nun wenig Aussagekraft in Bezug auf die Fragestellung.


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Forodir
Beitrag 14. Mar 2023, 19:03 | Beitrag #14
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ZITAT(Nightwish @ 14. Mar 2023, 18:55) *
Kannst du das daran festmachen, dass die "weißrussischen Armeeeinheiten" das nicht wollen? Oder liegt es daran, dass Lukaschenko zumindest das noch verhindert? Das wäre doch ein sehr großer Unterschied und meine Meinung tendiert zu letzterem.

Ja gut, es kämpfen Weißrussen an ukrainischer Seite, aber es kümmern sich auch Russen um ukrainische Geflüchtete. Das hat nun wenig Aussagekraft in Bezug auf die Fragestellung.


Wenn man an die Anfangszeiten des Konfliktes zurückdenkt, war das eher das Militär, das bremste und auch ziviler Ungehorsam, Lukaschenko hätte zu diesem Punkt bestimmt gerne als williger Vasall da mitgemacht, aber als der russische schnelle Erfolg ausblieb, hat er da zurückgerudert. Ein Eintritt in den Konflikt könnte auch die Stimmung im Land kippen lassen und sein Sicherheitsapparat, der zu ihm loyal ist, hat die Hände voll das zu verhindern.


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Beitrag 14. Mar 2023, 19:07 | Beitrag #15
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Folgendes dazu:

- in Belarus ist der Krieg gegen die Ukraine extrem unpopulär
- Lukaschenka hat gesehen, dass es gar für die Russen nicht läuft in der Ukraine
- die belarussischen Streitkräfte sind - abgesehen wenn ein paar Eliteeinheiten - schlechter ausgebildet und ausgerüstet wie die Russen und wohl auch schlecht motiviert
- auf ukrainischer Seite kämpfen belarussche Oppositionelle

daraus wird Lukaschenka folgern, dass ein Kriegseintritt für ihn brandgefährlich werden könnte, die Einheiiten der Armee könnten überlaufen, Partisanen könnten sich bilden und die Ukrainer oder von ihnen unterstütze belarussische Oppositionelle könnten in Belarus einfallen.

Der Beitrag wurde von Glorfindel bearbeitet: 14. Mar 2023, 23:48


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Nightwish
Beitrag 14. Mar 2023, 19:18 | Beitrag #16
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Das sehe ich ähnlich. Es ist Lukaschenko, der aus diesen Gründen auf der Bremse steht und versucht seine Macht so lange wie möglich zu erhalten und gleichzeitig Putin irgendwie, auch auf Kosten einer weiteren Einflussnahme in Belarus, nicht alle Sympathien zu verlieren. Aber eine Beteiligung am Krieg war Lukaschenko von Beginn an zu heiß, er war schon immer bestrebt, das Beste für sich herauszuholen und Putin irgendwie irgendwie hinzuhalten. Bei einem Angriffsbefehl hätte er - auch auf Grund der fragilen Situation im Land - nur verlieren können.

Ich hatte Madner Kami so verstanden, dass Armeeeinheiten den Gehorsam gegenüber Lukaschenko verweigern. Eine solche Haltung wäre mir neu. Dass "das Militär", wohl eher der Generalstab, bremst, ja. Aber das ist schon ein Unterschied in der Dimension.





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Forodir
Beitrag 14. Mar 2023, 21:09 | Beitrag #17
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ZITAT(Nightwish @ 14. Mar 2023, 19:18) *
Das sehe ich ähnlich. Es ist Lukaschenko, der aus diesen Gründen auf der Bremse steht und versucht seine Macht so lange wie möglich zu erhalten und gleichzeitig Putin irgendwie, auch auf Kosten einer weiteren Einflussnahme in Belarus, nicht alle Sympathien zu verlieren. Aber eine Beteiligung am Krieg war Lukaschenko von Beginn an zu heiß, er war schon immer bestrebt, das Beste für sich herauszuholen und Putin irgendwie irgendwie hinzuhalten. Bei einem Angriffsbefehl hätte er - auch auf Grund der fragilen Situation im Land - nur verlieren können.

Ich hatte Madner Kami so verstanden, dass Armeeeinheiten den Gehorsam gegenüber Lukaschenko verweigern. Eine solche Haltung wäre mir neu. Dass "das Militär", wohl eher der Generalstab, bremst, ja. Aber das ist schon ein Unterschied in der Dimension.


Doch, es gab Berichte, die davon handelten, dass Militäreinheiten Befehle nicht ausführten bzw. verschleppten. Das war ziemlich am Anfang so in den ersten Monaten als die Gefahr für die Ukraine bestand, dass diese Einheiten ihre Nordflanke bedrohen würden. Aufgrund dieser Vorkommnisse und der sich nicht einstellenden Erfolge für Russland ist Lukaschenko erst richtig passiv geworden.


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Madner Kami
Beitrag 14. Mar 2023, 23:40 | Beitrag #18
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ZITAT(Forodir @ 14. Mar 2023, 21:09) *
ZITAT(Nightwish @ 14. Mar 2023, 19:18) *
Das sehe ich ähnlich. Es ist Lukaschenko, der aus diesen Gründen auf der Bremse steht und versucht seine Macht so lange wie möglich zu erhalten und gleichzeitig Putin irgendwie, auch auf Kosten einer weiteren Einflussnahme in Belarus, nicht alle Sympathien zu verlieren. Aber eine Beteiligung am Krieg war Lukaschenko von Beginn an zu heiß, er war schon immer bestrebt, das Beste für sich herauszuholen und Putin irgendwie irgendwie hinzuhalten. Bei einem Angriffsbefehl hätte er - auch auf Grund der fragilen Situation im Land - nur verlieren können.

Ich hatte Madner Kami so verstanden, dass Armeeeinheiten den Gehorsam gegenüber Lukaschenko verweigern. Eine solche Haltung wäre mir neu. Dass "das Militär", wohl eher der Generalstab, bremst, ja. Aber das ist schon ein Unterschied in der Dimension.


Doch, es gab Berichte, die davon handelten, dass Militäreinheiten Befehle nicht ausführten bzw. verschleppten. Das war ziemlich am Anfang so in den ersten Monaten als die Gefahr für die Ukraine bestand, dass diese Einheiten ihre Nordflanke bedrohen würden. Aufgrund dieser Vorkommnisse und der sich nicht einstellenden Erfolge für Russland ist Lukaschenko erst richtig passiv geworden.


Ganz genau. Auf Anhieb finde ich jetzt keinen Bericht, aber ich bin mir sicher, dass wenn wir unsere Threads von Anfang März 2022 durchsuchen, wir fündig werden. Mir besonders im Gedächtnis geblieben ist eine Episode, wo Lukaschenko sich mit Generälen vor ihm an einem Tisch präsentierte und er auf einer Landkarte Fantasiestrategien präsentierte. Im gleichen Atemzug wurde in Zeitungsberichten ein ranghoher weißrussischer Militär zitiert (war glaube ich sogar der oberste Platzhirsch), der sinngemäß sagte: Machen wir nicht, weil können wir nicht, wir haben genug mit uns selbst zu tun. Ich fand es damals sehr bemerkenswert, dass da faktisch Lukaschenko, der gerade auf Kriegspfad war, öffentlich von seinen eigenen Leuten widersprochen wurde.

Weisrussland ist eine sehr merkwürdige Diktatur. Lukaschenko gibt zwar den Ton an, aber er muss auch regelmäßig zurückrudern. Der sitzt nicht ansatzweise so fest im Sattel, wie ihm lieb wäre und der ganze Sicherheitsapparat bildet mit ihm eine wankelmütige Symbiose. Manchmal kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Lukaschenko sogar eher eine Handpuppe für den Staatsapparat ist, als dass er der Puppenspieler ist. Auch das Verhältnis zu Russland ist sehr merkwürdig. Lukaschenko will bis zu seinem Ableben im Sattel sitzen bleiben und weis sehr genau, wenn man sich mit Russland zusammensetzt, war es das für seinen Platz an der Sonne. Also treibt er ein sehr offensichtliches Doppelspiel mit Moskau. Putin kann nicht so doof sein, dass ihm das nicht auch aufgefallen ist und ich bin mir sehr sicher, dass wenn Putin könnte, er Lukaschenko schon längst absägt hatte, denn auch Putin lebt nicht ewig und er möchte seinen Traum von Großrussland noch verwirklicht sehen. Dass das noch immer nicht passiert ist, spricht Bände.

(Der Form halber: Ich bin kein Weißrusslandexperte. Ich spreche die Sprache nicht, könnte noch nicht mal sagen, dass ich einen Weißrussen kenne oder jemals kennen gelernt habe. Ich beobachte nur und ziehe meine Schlüsse.)

Der Beitrag wurde von Madner Kami bearbeitet: 14. Mar 2023, 23:48


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Nightwish
Beitrag 15. Mar 2023, 13:59 | Beitrag #19
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Konkrete Berichte, wie Forodir schreibt, hatte ich tatsächlich nicht in der Erinnerung. Nur, dass es ein Abraten des Militärs zu einer militärischen Beteiligung gab. Diese merkwürdige Lagebesprechung mit der Phantasiekarte hatte ich auch noch im Kopf, aber bei mir erschien das eher einmütig, bzw. ganz im Sinne Lukaschenkos, der damit - so meine Wahrnehmung - Putin gegenüber zeigt, dass er sich der Sache annimmt, aber gleichzeitig, dass sein Land nicht in der Lage ist, an Kampfhandlungen teilzunehmen.

Dass wir dort eine sehr "merkwürdige Diktatur" sehen, empfinde ich auch so. Aber Lukaschenko hat sich eben auch durch diese vielschichtigen Interessen im Inland und sein Hin- und Her zwischen Ost und West so lange in seiner Position gehalten. Das ist eindeutig ein Doppelspiel und ich frage mich schon länger, wie lange Putin da noch mitspielt.

Die Wahrnehmung Lukaschenkos in der belarussischen Öffentlichkeit ist auch unterschiedlich. Viele Ältere halten ihn für einen Wohltäter und eine Bindung an Russland für richtig und wichtig, viele Jüngere sahen seine (früher deutlichere) Distanz zu Russland positiv, auch das soziale System, fordern aber eine Öffnung in Richtung Westen / EU und eben auch eine Demokratisierung. Auch hier zeigt sich sein Hin- und Her und die Merkwürdigkeit des Systems.

Letzteres ist meine Wahrnehmung aus meinen Weißrusslandkontakten, die aber in den letzten zwei Jahren sehr zurückhaltend geworden sind. Politischer Austausch ist leider kaum noch möglich.




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Salzgraf
Beitrag 1. Jun 2023, 08:31 | Beitrag #20
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anscheinend ist Lukaschenko jr. gerade in China, gleichzeitig sind 2 FSB-Flugzeug nach Belarus geflogen:
https://twitter.com/officejjsmart/status/1663920183881134080
 
Salzgraf
Beitrag 24. Jun 2023, 14:54 | Beitrag #21
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das belorussische Freiwilligenregiment, was in/für die Ukraine kämpft, hat für 17.00 Uhr (Kiewer Zeit?) eine Ansprache angekündigt:
https://twitter.com/WarFrontline/status/1672543908415393792

--------------
ein Flugzeug, welches Lukaschenko zugeordnet wird, hat heute 0 Uhr Minsk gen Türkei verlassen.
https://twitter.com/officejjsmart/status/1672354862191788036

die Familie scheint mehrere Flugzeuge zu besitzen:
https://twitter.com/Beefeater_Fella/status/...417790785990656

Der Beitrag wurde von Salzgraf bearbeitet: 24. Jun 2023, 14:57
 
Salzgraf
Beitrag 30. Jun 2023, 14:17 | Beitrag #22
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Überlegungen zu Optionen im Todesfalls Lukaschenkos:
https://www.dekoder.org/de/article/lukasche...zukunft-belarus

- Vereinigung mit Russland (geschätzt 20% Wahrscheinlichkeit)
- Natalja Kotschanowa momentan formal 2. im offiziellen Machtpyramide (35% Wk)
- jemand aus dem Dunstkreis Lukaschenkos (Armee, Geheimdienst, Oligarch) (35% Wk)
- die demokratische Opposition (z.B. Tichanowskaja) (10% Wk)
 
Panzerchris
Beitrag 30. Jun 2023, 17:29 | Beitrag #23
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Lukashenkos Junior spielt da keine Rolle? Er ist wohl noch zu jung um mit der Krone zu spielen.
 
Salzgraf
Beitrag 1. Jul 2023, 00:30 | Beitrag #24
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ZITAT(Panzerchris @ 30. Jun 2023, 18:29) *
Lukashenkos Junior spielt da keine Rolle? Er ist wohl noch zu jung um mit der Krone zu spielen.

fällt unter den 3. Anstrich, außer er wäre Marionette von Kotschanowa
 
Salzgraf
Beitrag 27. Feb 2024, 13:09 | Beitrag #25
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Am letzten Sonntag wurde das parlament "gewählt". Ohne Opposition war es eine Selbstbestätigung Lukaschenkos. Ergebnisse sind nicht bekannt:
https://www.mdr.de/nachrichten/welt/osteuro...lation-100.html
https://taz.de/Wahlen-in-Belarus/!5990637

weiterer Lesestoff zur aktuellen Situation:
https://taz.de/Orchestrierte-Wahlen-in-Belarus/!5991715 (Vorstellung von Oppositionellen)
https://taz.de/Politische-Gefangene-in-Belarus/!5993791 (Tot im Gefängnis)
https://taz.de/Neues-Dekret-in-Belarus/!5990955 (Schusswaffen gegen Zivilisten)

Der Beitrag wurde von Salzgraf bearbeitet: 27. Feb 2024, 13:09
 
Salzgraf
Beitrag 28. Feb 2024, 13:18 | Beitrag #26
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Lukaschenka will weitermachen, sich nicht mit Rußland vereinigen und fürchtet einen Angriff aus dem Westen:
ZITAT
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko kündigte an, für eine neue Amtszeit als Präsident zu kandidieren. Obwohl die Entscheidung viel früher getroffen und vor Neujahr im Kreml vereinbart wurde. Nun verkündet A. Lukaschenko dies offiziell und wie beiläufig nicht mehr für die Eliten, sondern für die Gesellschaft.

Die Verwaltungs- und Sicherheitseliten wussten alles im Voraus, weil A. Lukaschenko ihnen gegenüber die Forderung äußerte, durch ihre Wirksamkeit zu beweisen, dass sie nicht umsonst die Führung des Landes sind. Gleichzeitig sagte A. Lukaschenko erst kürzlich, dass die NATO-Staaten in Weißrussland einmarschieren und einen Teil des Landes erobern würden. Wir sprechen über den Bezirk Kobryn und andere Teile des Landes. Ein solches Szenario scheint unwahrscheinlich, aber A. Lukaschenko besteht darauf, dass die Länder des kollektiven Westens damit hoffen, Verwirrung in den inneren Angelegenheiten von Belarus zu stiften und die Situation zu destabilisieren.

Eine weitere laute Aussage von A. Lukaschenko betrifft Fragen der Vereinigung mit Russland. Der belarussische Präsident sagte, dass die Länder verbündet bleiben würden, von einer Fusion sei aber keine Rede.

https://t.me/wisedruidd/7267
 
Salzgraf
Beitrag 29. Feb 2024, 08:50 | Beitrag #27
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Die offizielle Präsentation der Wahlergebnisse ist für den 1. März 2024 angesetzt.
Am Samstag vor der Wahl gab es wohl einen Hack, der bewirkte, daß für Wahlenthaltung geworben wurde.
Die technischen Details und die vorläufigen Ergebnisse:

ZITAT
An einem einzigen Wahltag wurden gleichzeitig 110 Abgeordnete des Unterhauses des Parlaments und 12.514 Abgeordnete der Gemeinderäte gewählt und erhielten Mandate für eine Amtszeit von fünf Jahren.
(...)
Die Wahlbeteiligung lag bei 73,09 Prozent. 20 Abgeordnete behielten ihre Sitze – alle, die sich um eine Wiederwahl für eine neue Amtszeit bemühten, gewannen die Abstimmung. Im Unterhaus werden 37 Frauen vertreten sein (33,6 % der Gesamtzahl). In der neuen Zusammensetzung vertreten 70 Personen politische Parteien, nur 40 sind Parteilose. Die führende Partei im Repräsentantenhaus ist „Belaja Rus“ (51 Personen oder 46,4 %). Als nächstes folgen die Republikanische Partei für Arbeit und Gerechtigkeit (8 Personen oder 7,3 %), die Kommunistische Partei (7 Personen, 6,4 %) und die LDPB (4 Personen oder 3,6 %).
(...)
Angst. Die Aktivitäten der Opposition zur Störung der Wahlen waren dieses Mal groß angelegt. Buchstäblich am Vorabend der Abstimmung wurde auf Großbildschirmen eine Art Appell gestartet, der dazu aufrief, die Wahlen zu ignorieren. Sie versuchten, die Abstimmung technisch zu stören. Der Oppositionsanhänger, der für diese Aktion Zugang zu den Servern gewährte, ist bereits nach Polen geflohen. Und das Besorgniserregendste sind die Äußerungen einer Reihe von Kandidaten gegen die Ausrichtung Weißrusslands auf Russland.

https://t.me/s/Politinn Die Bloggerin ist eine putinfreundliche russische Politologin.
 
 
 

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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 18. April 2024 - 18:23