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> Auswirkungen der Angriffe auf die russische Ă–l-Industrie, Kommt es zu einem Preisanstieg von Treibstoff deswegen?
Glorfindel
Beitrag 11. Apr 2024, 09:58 | Beitrag #1
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Ich finde, es ist ein eigenes Thema wert, weil es immer wieder kommt. Die Ukraine greift immer wieder russische Infrastrutkur der Öl-Industrie an, sei es Raffinerien, sei es Terminals zum Erdölexport. Die Frage stellt sich, welchen Einfluss hat dies auf die Produktion von raffieneriertem Öl in Russland sowie auf die russische und weltweite Wirtschaft. Die Stimmen häufen sich, dass die Schläge empflich waren für die russische Wirtschaft und dass es zu einem weltweiten Anstieg des Ölpreises kommen könnte. Dass die Fraktion "Wagenknecht" auf den Wagen auspringen wird und den Sanktionen gegen Russland die Schuld gibt, ist wohl absehbar.

Ein kĂĽrzlicher Bericht in der NZZ:
ZITAT
Die magische Grenze von 100 Dollar für ein Fass Rohöl ist wieder in Griffweite. Am Freitag stieg der Preis für die Nordsee-Erdölsorte Brent über die Marke von 90 Dollar je Fass – zum ersten Mal seit vergangenem Oktober. (...)

Christof Rühl hat aber eine zunächst beruhigende Botschaft. «Der Erdölpreis ist gar nicht so hoch, wenn man die Teuerung berücksichtigt», sagt Rühl, der an der Columbia University in New York zu Energiethemen forscht und früher der Chefökonom des Energiekonzerns BP war. Der jetzige Preis für Brent liegt dabei im Durchschnitt der vergangenen zwanzig Jahre. (...)

Der Preissprung in den vergangenen Tagen lässt sich vor allem auf die Aussicht auf eine Eskalation der Lage im Nahen Osten zurückführen. Die Bombardierung der iranischen Botschaft in Syrien durch Israel erhöhte die Gefahr eines Vergeltungsschlags Teherans. (...)

Die grössere Gefahr könnten aber die ukrainischen Attacken auf russische Erdölinfrastruktur sein. Durch Drohnenangriffe gelang es der Ukraine nach einer Schätzung der Nachrichtenagentur Reuters, gut 14 Prozent der russischen Raffineriekapazitäten in den ersten drei Monaten des Jahres lahmzulegen. Dies könnte zudem langfristige Auswirkungen haben, weil russische Raffinerien teilweise auf westliche Güter und Dienstleistungen angewiesen sind, um die Anlagen flottzumachen. (...)

Zuvor herrschte im Westen die Angst vor, dass Russland die Erdölexporte stark drosselt, um die Preise nach oben zu treiben. Dies kam nicht zustande. Jetzt signalisiert vielmehr die Ukraine, dass sie in diesem Spiel auch mitreden kann. Es handelt sich um eine neue Qualität von Angriffen gegen Raffinerien und Exportanlagen. Ein Erdölhändler eines führenden Handelshauses meinte gar: «Es ist völlig unklar, was passieren wird.» Das sei eine Situation, die ungewöhnlich sei.


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ramke
Beitrag 11. Apr 2024, 10:16 | Beitrag #2
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Vielleicht könnte die Ukraine das auch als den ultimativen Hebel nutzen um Russland klar zu machen, dass deren Wirtschaft bzgl Export von Öl auf sehr wackeligen Beinen steht. Ich denke, dass die Länder die importieren dann auch auf Russland zugehen können und ihnen den Rat gibt, darauf einzugehen.


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Nur echt mit "Edit"
 
Glorfindel
Beitrag 11. Apr 2024, 10:23 | Beitrag #3
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Ich glaube nicht, dass die Russen/Putin auf sowas eingehen werden. Aber es könnte zum Faktor werden.


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PeterPetersen
Beitrag 11. Apr 2024, 10:28 | Beitrag #4
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Wie es denn damals mit Irak (Desert Storm) gelaufen? Hat man damals Saddams Ölanlagen geschont um Ölexporte nicht zu beeinträchtigen?


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ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
Für alle Anwendungsfälle im "zivilen" Bereich ist eine RPG-7 doch mit einer RGW-90 etc gleichzusetzen.

 
Delta
Beitrag 11. Apr 2024, 11:06 | Beitrag #5
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Wir mĂĽssen sehen, in welcher Geschwindigkeit und Umfang das weiter geht.

Derzeit sollen die Schäden an Raffinerien zum Ausfall von ca. 15% der Produktionskapazität geführt haben.
Und die Angriffe gehen tendenziell immer tiefer in den russischen Raum.
Dadurch dass oft die gleichen vulnerablen Hochwertsysteme wie die Destillationstürme angegriffen werden, dürfte das den Druck auf Reperaturpersonal und benötigtes Material/Bauteile erhöhen. Ob eine Fertigung der Ersatzteile in Russland möglich ist, weiß ich nicht. Vermutlich nur begrenzt.

Die Angriffe auf Raffinerien haben mehrere fĂĽr Russland negative Effekte:

Weniger Ölprodukte wie Benzin, Diesel, etc., die unmittelbar benötigt werden, um Panzer, LKW, Eisenbahn, Kraftwerke, Fabriken zu betreiben. (Das wenigste davon kann mit Rohöl befeuert werden)
Damit Potenzial, die russiche Kriegswirtschaft und KriegsfĂĽhrung zu verlangsamen.

Vermindertes Einkommen aus Ölprodukten, da diese bei Knappheit zunächst selbst benötigt werden. Damit weniger Devisen/Tauschmittel, um kriegswichtige Güter zu importieren.

Notwendigkeit das nicht verarbeitete Öl zu lagern (nur begrenzt möglich), oder auf dem Markt zu verscherbeln. Das drückt eher den Preis für (russisches) Rohöl und schmälert die Marge und könnte zu Spannungen mit der OPEC (im "OPEC plus"-Format) führen, die derzeit eher eine Drosselung der Förderung anstreben, um den Preis hochzuhalten.

Grundsätzlich scheinen die begrenzten Lagerkapazitäten Russlands eine Achillesferse der Ölförderung insbesondere in den Permafrostregionen zu sein. Steht oder stockt der Fluss in dem ewig langen Pipelinesystem kann das kaum zu übersehnden Schäden von der Förderquelle bis zur Abnahmestation bedeuten. Geplantes Abschalten von Ölförderung im Permafrost scheint zwar möglich, benötigt aber Zeit und Expertise und kostet Geld. Mein lieblings-Onkel-Doom peter Zeihan berichtet darüber in regelmäßigen Abständen.

Also ja, das ist ein strategisches Risiko fĂĽr Russland mit dem Potenzial, richtig weh zu tun.


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Delta
Beitrag 11. Apr 2024, 11:08 | Beitrag #6
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ZITAT(PeterPetersen @ 11. Apr 2024, 11:28) *
Wie es denn damals mit Irak (Desert Storm) gelaufen? Hat man damals Saddams Ölanlagen geschont um Ölexporte nicht zu beeinträchtigen?


Saddam hat in Kuweit den ganzen Scheiß selbst gesprengt und in Brand gesetzt. Bin mir nicht mehr sicher, was die USA im Südirak gemacht haben, aber war IIRC nicht auf General Schwarzkopfs bucket-list, weil das auch die Bewegung seiner eigenen Truppen behindert/gefährdet hätte.

Außerdem wollte man ihn ja nicht aushungern, sondern einfach sein Militär zu Brei hauen.

/Tyke hat im anderen Thread ein Artikel verlinkt, wonach bei Desert Storm verarbeitende Ă–linfrastruktur angegfriffen wurde.

Der Beitrag wurde von Delta bearbeitet: 11. Apr 2024, 11:14


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Beitrag 11. Apr 2024, 11:27 | Beitrag #7
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ZITAT(PeterPetersen @ 11. Apr 2024, 11:28) *
Wie es denn damals mit Irak (Desert Storm) gelaufen? Hat man damals Saddams Ölanlagen geschont um Ölexporte nicht zu beeinträchtigen?

Die Luftangriffe der Koalition zielten auch auf die Ölanlagen. Und ja, die Angriffe auf die Infrastruktur kann man als systematisch bezeichnen, die Wasser-, Elektrizitäts- und Kommunikationsinfrastruktur wurde fast vollständig zerstört. Am Ende des Krieges sollen ca. 80% der Produktionskapazitäten der Ölindustrie zerstört worden sein. Da die Angriffe auf die Infrastruktur (also auch die zivile) dazu gedacht waren, die bestehenden Sanktionen zu unterstützen und Saddam in die Knie zu zwingen, hat man sicher nicht die Ölexporte im Blick gehabt und den (zeitweisen) Verlust an irakischen Öl mit einkalkuliert.
 
PeterPetersen
Beitrag 11. Apr 2024, 11:42 | Beitrag #8
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Und was soll dann die Diskussion um die UA Angriffe auf RU Infrastruktur? Bei aller Antipathie für Trump, die Demokraten sind ebenfalls echte Heuchler. Ja, wir unterstützen euch aber nur so, dass es Russland nicht zu sehr schadet, könnte ja sonst was passiert.



Und genau diese Heuchelei ist Teil von Putins Strategie.


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ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
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Glorfindel
Beitrag 11. Apr 2024, 13:38 | Beitrag #9
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Ich glaube, ich kann die Amis (und die anderen) schon verstehen, welche befürchten, dass der Ölpreis steigen könnte. Ich verstehe allerdings auch die Ukraine, weil die Ölinfrastruktur eignet sich sehr gut als Ziel und bisher zeigte sich Russland auch nicht in der Lage etwas dagegen zu tun.

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Was den Golfkrieg betrifft, so folgte man damals der Theorie von John Warden. Der gegnerische Staat wird als System in fünf Ringe desaggregiert. Das Zentrum bildet die Führung. Die nächsten Kreise sind die Wirtschaft, die Infrastruktur, die Bevölkerung und die Streitkräfte des Gegners. Entsprechend diesem Kreissystem erfolgt der Einsatz der Luftwaffe gegen diese Ziele konzentrisch. Schwerpunkte auf. Die Zerstörung dieser Schwerpunkte ist gemäss Warden kriegsentscheidend. Im Zentrum sind als Schwerpunkte die gegnerische Einsatzführungbzw. deren Kommunikationsverbindungen zu bezeichnen. Der Angriff auf diese Schwerpunkte kann bzw. soll parallel erfolgen. Gemäss dieser Theorie soll das gegnerische "Gesamtsystem" aus dem Gleichgewicht gebracht werden, indem eben die verschiedenen Ringe gleichzeitig angegriffen werden. Ich kann mir vorstellen, dass die Angriffe auf die irakische Infrastruktur unter diesem Gesichtspunkt zu sehen sind.


Allerdings brachten im Irakkrieg eher die Angriffe auf die gegnerischen Truppen, d.h. den äussersten Ring, den Sieg, und nicht gegen die Infrastruktur.


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Merowinger
Beitrag 11. Apr 2024, 17:15 | Beitrag #10
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Wäre es denn "besser" wenn die Ukraine stattdessen die Elektrizitätsversorgung in Russland attackierte?

Bei den genannten 15% Schaden ist (mir) unklar auf welchen Zeitraum sich die Zahl bezieht: Für einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr? Wenn Technologie und Produkte - für höhere Preise bei geringerer Qualität - aus der Türkei oder generell dem globalen Süden importiert werden können, dann kann Russland seine Raffinerien über kurz oder lang wieder in vollständig in Betrieb nehmen.

Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 11. Apr 2024, 17:15
 
ramke
Beitrag 11. Apr 2024, 17:24 | Beitrag #11
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Gott bewahre, aber ein Angriff auf die Elektrizität in Russland hätte zur Folge, dass man nicht mehr aufm CS server rush b lesen muss.


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Glorfindel
Beitrag 11. Apr 2024, 17:40 | Beitrag #12
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ZITAT
Wäre es denn "besser" wenn die Ukraine stattdessen die Elektrizitätsversorgung in Russland attackierte?

Die Auswirkungen der Drohnenangriffe sind zwar unklar, ich glaube aber, dass tatsächlich hier eine Schwachstelle der Russen ist und glaube nicht, dass Angriffe auf die Elektrizitätsversorgung "besser" wären. Ich gehe davon aus, dass die Ukrainer sehr genau überlegt haben, was sie mit ihren beschränkten Mitteln angreifen. Der Umstand, dass z.B. die USA besorgt sein soll deswegen, deutet gerade daraufhin, dass die Drohnenangriffe wirkungsvoll sind.


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PeterPetersen
Beitrag 11. Apr 2024, 18:11 | Beitrag #13
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ZITAT(Merowinger @ 11. Apr 2024, 18:15) *
Bei den genannten 15% Schaden ist (mir) unklar auf welchen Zeitraum sich die Zahl bezieht: FĂĽr einen Tag, eine Woche, einen Monat, ein Jahr?

Gesamte Produktionskapa. Gilt so lange die Anlage inoperabel bleiben.
Die notwendigen Ersatzanlagen liegen nicht auf Lager. Russland kann wohl nur primitive Version selber bauen. Da die Anlagen aus Amerika importiert wurden. Es gab auch schon mindestens einen Fall wo Produktion eingestellt werden mĂĽsste, da die Wartungsfirma (Honeywell) nicht mehr in RU aktiv sein darf.

Quelle ist RU Opposition


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ZITAT(Almeran @ 11. Oct 2022, 11:29) *
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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 29. April 2024 - 18:02