Willkommen, Gast ( Anmelden | Registrierung )

Zurück zum Board Index
 
Reply to this topicStart new topic
> Informationsoperationen, Was ist das eigentlich?
Glorfindel
Beitrag 22. Dec 2023, 21:42 | Beitrag #1
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Eigentlich wollte ich einen Thread zum Kommando Cyber- und Informationsraum, schreiben, kam dann aber zum Schluss, dass das Thema immer noch wenig fassbar ist:

ZITAT(Internetseite des CIR)
Auftrag:
Der Cyber- und Informationsraum der Bundeswehr ist als eigenständiger militärischer Organisationsbereich aufgestellt. Das Kommando Cyber- und Informationsraum ist das Führungskommando dieses jüngsten Organisationsbereiches. Im Kommando werden inhaltlich alle Aspekte der Weiterentwicklung des Organisationsbereichs und der Aus- und Weiterbildung des Personals verantwortet. Das Kommando ist auch Dienstsitz des Inspekteurs CIRCyber- und Informationsraum und seines Vertreters, der in seiner Funktion als Chief Information Security Officer die Gesamtverantwortung für die Informationssicherheit der Bundeswehr inne hat. Wichtiger Bestandteil im Kommando Cyber- und Informationsraum ist die Ausgestaltung moderner Arbeitsplätze in einem ebenso modernen wie auch zukunftsorientierten Arbeitsumfeld. Hier positioniert sich die Bundeswehr sehr bewusst auf Augenhöhe mit modernen IT Informationstechnik-Unternehmen, um bei der Nachwuchsgewinnung auch zukünftig punkten zu können.

https://www.bundeswehr.de/de/organisation/c...nformationsraum
Für ein Kommando, dem das Zentrum operative Kommunikation der Bundeswehr untersteht, reichlich viel blabla ohne viel Inhalt.

ZITAT
Nach der Definition des Aufbaustabes ist der CIR: „ein komplexes System und vereint in sich den Cyber-Raum, das Elektromagnetische Spektrum und das Informationsumfeld.“ Ausgangspunkt des CIR ist die Information. Im Informationsraum wird sie durch Menschen geteilt und aufgenommen, im Cyber-Raum durch Maschinen. Für diesen Aufsatz werde ich das elektromagnetische Spektrum als eigenen Teil des CIR ausklammern, da es eine Spezialmaterie darstellt, deren Erläuterung mehr Raum,gerade auf technischer Seite, beansprucht. Die deutsche Regierung definiert den Cyber-Raum als„virtueller Raum aller weltweit auf Datenebene vernetzten bzw. vernetzbaren informationstechnischen Systeme. Dem Cyber-Raum liegt als öffentlich zugängliches Verbindungsnetz das Internet zugrunde, welches durch beliebigeandere Datennetze erweitert werden kann.“ Eine wichtige Erkenntnis ist somit, dass der Cyber-Raum zwar physische Komponenten besitzt, selbst aber ein digitaler Raum ist, der keine eigene physische Sphäre hat. Der Informationsraum definiert sich durch das Informationsumfeld, „den Raum, in dem Informationen aufgenommen, verarbeitet und weitergegeben werden.

https://webcache.googleusercontent.com/sear...roid-samsung-ss

Nach Defimition der Schweizer Armee:
ZITAT
Information = Personen, Organisationen, Einrichtungen oder Objekte,
aus welchen nachrichtendienstlich verwertbare Informationen
gewonnen werden können.


ZITAT
Informationsoperation = Summe aller geplanten und geführten Aktionen, unterstützt durch die Nachrichtentätigkeiten, mit dem Ziel, den Entscheidfindungsprozess eines Gegners zu stören, zu beeinflussen oder zu zerstören. Gleichzeitig wird der eigene Prozess verbessert und gegen die Auswirkungen solcher Aktionen und unbeabsichtigter und zufälliger Ereignisse geschützt.


ZITAT
Informationsraum = (Operations-) Raum, in dem sich Personen bewusst und/oder unbewusst Informationen verfügbar halten und austauschen.


Siehe auch Joint Chiefs of Staff Publication 3-13, Information Operations
ZITAT
The information environment is the aggregate of individuals, organizations, and systems
that collect, process, disseminate, or act on information. This environment consists of three
interrelated dimensions which continuously interact with individuals, organizations, and
systems. These dimensions are the physical, informational, and cognitive.


und auch gemäss obgenannter Publikation
ZITAT
Unter Informationsoperationen versteht man die Gesamtheit der integrierten Aktionen von operationeller Informationsführung (BW-Terminologie) bzw. psychologischen Operationen, elektronischer Kriegführung, Computernetzwerkoperationen, militärischer Täuschung und operationeller Sicherheit. Ziel ist es jeweils, die (menschlichen wie automatisierten) Entscheidfindungsprozesse eines Gegners zu beeinflussen, zu stören, zu korrumpieren oder an sich zu reissen und die eigenen Prozesse zu schützen.


diese basiert auf der Definition Infornationwarfare gemäss Institute for the Advanced Study of "Information Warfare" (IASIW):
ZITAT
Information Warfare is the offensive and defensive use of information and information systems to exploit, corrupt, or destroy an adversary's information and information systems, while protecting one's own. Such actions are designed to achieve advantages over military or business adversaries


Oberst Markus Reisner:
ZITAT
„Cognitive Warfare“ ist der Versuch die Meinung zu einem Konflikt durch gezielte Propaganda zu beeinflussen. Im derzeitigen Ukraine-Krieg spielt diese Art der Einsatzführung eine besondere Rolle.

Zur Einordnung des Begriffes muss man sich zunächst mit der modernen Kriegsführung befassen. Traditionell gibt es die Domänen Landkriegsführung, maritime Kriegsführung und Luftkriegsführung. In den letzten Jahrzehnten hat auch der Weltraum zunehmend an Bedeutung gewonnen. Zum einen durch die Satellitenkommunikation, zum anderen durch die Schaffung der Möglichkeit der gezielten Navigation z. B. von Raketensystemen. Zwei weitere Domänen, die immer wichtiger werden, sind der Cyberraum und der Informationsraum. Sie durchdringen alle anderen Domänen nahezu ohne Zeitverzug und de facto sind wir selbst permanent Teil dieser Domäne. Wir konsumieren Medien und bilden uns eine Meinung, welche unser Handeln beeinflusst.

Wie alle anderen Domnänen ist auch die traditionelle, mechanisierte Form der Kriegsführung einer Digitalisierung unterworfen. Das bedeutet, dass es innerhalb einer Einsatzstruktur (z. B. der Landstreitkräfte) eine stark ausgeprägte Sensor- und Empfängerkommunikation gibt, die eine Wirkung ohne Zeitverzug ermöglicht. Das ist jedoch nur ein Zwischenschritt zu einer weiteren Form, die bereits als Zukunft der Kriegsführung beschrieben wird: Der Krieg um unsere Haltung in unseren Köpfen. Das kostbarste Gut hierbei ist die Information und deren Interpretation.

Begriffe, wie hybride Kriegsführung, kognitive Kriegsführung, Informationskriegsführung und Cyberkriegsführung sind heute weit verbreitet. Der Schnittpunkt dieser unterschiedlichen Formen ist die Information, mithilfe derer beeinflussende Operationen stattfinden.

https://www.truppendienst.com/themen/beitra...-unsere-meinung

Ich versuche zusammenzufassen:
Informationsoperationen sind Aktionen, die darauf abzielen, den Entscheidungsprozess eines Gegners zu beeinflussen.und die eigenen Entscheidungsprozesse vor Einflussbahme des Gegners zu schützen. In Informationsoperationen werden "Informationen als Waffen" verwendet.

Informationsoperationen sind ein komplexes Thema, relativ abstrakt und wenig fassbar, auch aufgrund der schwammigen Definition. Cyber- und Informationsraum ist imho nicht dasselbe und Computer Network Operations betreffen nur teilweise Information Operations. Nachdem wir bzw. unsere Gesellschaft permanent gegnerischen Informationsoperationen ausgesetzt, muss man sich Gedanken über solche Operationstypen machen. Meines Erachtens benötigt man eine Kommunikations- und Informationskriegsführungsstrategie um wirksame Info Ops durchführen zu können.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
Freestyler
Beitrag 22. Dec 2023, 22:53 | Beitrag #2
+Quote PostProfile CardPM
Hauptmann
Beiträge: 2.983



Gruppe: VIP
Mitglied seit: 15.08.2005


Muss ich mir Sorgen machen, wenn ich das Zitat von Reisner automatisch mit österreichischem Akzent gelesen habe? biggrin.gif

ZITAT(Glorfindel @ 22. Dec 2023, 21:42) *
Für ein Kommando, dem das Zentrum operative Kommunikation der Bundeswehr untersteht, reichlich viel blabla ohne viel Inhalt.

Nicht überraschend. Aus meiner Sicht diente die Aufstellung von CIR als eigener Organisationsbereich durch die damalige Verteidigungsministerin Ursula van der Leyen primär dazu, sich politisch zu profilieren und das mittels eines modernen, aber gleichzeitig möglichst unmilitärischen Bereichs. Dazu zählte auch die Umbenennung des Führungsunterstützungskommandos in Kommando Informationstechnik und der Führungsunterstützungsbataillone in Informationstechnikbataillone. Da ein neuer Organisationsbereich auch mit einem Stab mit vielen neuen Home Office-fähigen Dienstposten für Stabsoffiziere einhergeht, gab es vermutlich wenig Widerstand von dieser Seite.

Und so Bezeichnungen wie Kommando Informationstechnik-Services der Bundeswehr sind durchaus wild - was die FührungsunterstützungsInformationstechnikbataillone von Fernmeldebataillonen unterschiedet bzw. warum man beide braucht, ist mir auch noch nicht klar, vielleicht kann Delta da etwas Licht ins Dunkle bringen confused.gif Stellen Fernmelder die taktische Führungsfähigkeit sicher, Führungsunterstützer die strategische/zwischen Einsatzland und Heimat?

Die einzige Dienststelle, die innerhalb des CIR tatsächlich Informationsoperationen wie von Glorfindel beschrieben, durchführt, ist das Zentrum für operative Kommunikation. Die machen aber auch OSINTPresseschau. Computer Network Operations dienen nach meinem Verständnis der Aufklärung/Beschaffung und fallen in Deutschland eigentlich ins Ausgabengebiet des BND?

Der Beitrag wurde von Freestyler bearbeitet: 22. Dec 2023, 22:58
 
Glorfindel
Beitrag 22. Dec 2023, 23:41 | Beitrag #3
+Quote PostProfile CardPM
Divisionär
Beiträge: 10.051



Gruppe: Moderator
Mitglied seit: 10.09.2003


Dass da ganz viele Fernmeldebataillone sind, habe ich auch festgestellt, auch wenn die anders genannt werden und eigentlich nichts mit CIR zu tun haben. Führungsunterstützung ≠ Cyberraum.

Ich denke auch, dass Computer Network Operations nicht zwingend Info Ops sind und eher davon getrennt werden sollten. Ich denke, diese Vermischung ist der Durchführung von Info Ops abträglich. Info Ops benötigen nicht Manpower, sondern Brainpower. Dafür braucht man nicht mal zwigend CNO.

Dann haben wir noch elekronische Kriegsführung und zwar teilweise auf taktischer Stufe (auch wenn es "Schule für strategische Aufklärung" heisst.). Und das ist Military Intelligence/Electronic Warfare, aber weder Cyber- noch Informationsraum, auch wenn das Elekromagnetische Spektrum gemäss Aufbaustab zum Cyber- und Informationsraum gehören soll.

Klar, man könnte alles C4I nennen, die Frage, ob es zusammenpasst stellt sich auch dann.

Im Ãœbrigen habe ich nichts dagegen Cyberoperations und Info Ops auf strategischer Stufe anzusiedeln. Dann aber als Operationskommandos.


--------------------
Europeans who remember their history understand better than most that there is no security, no safety, in the appeasement of evil (Ronald Reagan)
 
 
 

Reply to this topicStart new topic


1 Besucher lesen dieses Thema (Gäste: 1 | Anonyme Besucher: 0)
0 Mitglieder:




Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 28. April 2024 - 15:11