Logistik im Kalten Krieg, Wie kommt's von Mampf zu Kampf? Einstellungen

[400plus]

Angeregt von der Diskussion um die Logistik der SKB- wie sah die Planung der Bundeswehr eigentlich damals^tm im Kalten Krieg aus? Nehmen wir einmal die Heeresstrutkur IV.

Damals hatte:
- jede Brigade je eine Nachschub-und Instandsetzungskompanie
- jede Division ein Nachschub- und Instandsetzungsbataillon (inkl. Transportkompanie)
- Jede Korps ein
-- Nachschubkommando mit einem Nachschub- und zwei Transportbataillonen + Korpsdepots und anderen Einheiten
-- Instandsetzungskommando mit drei Instandsetzungsbataillonen + anderen Einheiten

Wie sah dann aber die Logistikkette aus?
Das Korps-Nachschubbataillon richtet Versorgungspunkte ein, aus denen die Korpstruppen versorgt werden?
Transportbataillone holen Material aus den Depots und transportieren sie an die Divisionen?
Divisionsnachschubbataillone richten Versorgungspunkte für die Divisionstruppen ein?
Die Transportkompanien bringen Material an die Brigaden, und die Brigadenachschubkompanie richtet einen Versorgungspunkt für die Brigade ein?

Wie lief es bei der Instandsetzung? Werden komplexere Schäden schrittweise "nach oben" weitergegeben? Also Instandsetzungskompanie Brigade repariert was sie kann. Instandsetzungsbataillon Division kümmert sich um die Divisionstruppen und um das, was die Brigadefähigkeiten übersteigt? Instandsetzungskommando kümmert sich um die Korpstruppen und das, was selbst die Division nicht mehr reparieren kann?

[Reitlehrer]

Zumindest zum Nachschub kann ich etwas beitragen:

Damals galt das Abholprinzip. Zugeführt wurde nur auf besonderen Befehl.

Die Brigaden wurden durch die NschKp der Brigaden und die DivTrp durch die 2. Kp des NschBtl der Division versorgt.
Diese Kp hießen Unterstützende Einheiten kurz UE.

Hier holten die Kunden, die zu versorgenden Btl, die angeforderten Nachschubgüter ab.

Die UE deckten sich wiederum bei den Direktanforderungsberechtigten Einheiten (DAB Einheiten) ein.

Die waren die

3. Kp für Mat

4. und 5. für Munition und Betriebsstoff

6 und 7. Kp TrspKp

Die 3., 4 und 5. versorgten sich dann aus den Depots. Für den Transport standen die TrspZg der TrspKp zur Verfügung.
Bei Verlegungen konnte aber auch Unterstützung durch TrspBtl erforderlich sein, um die Mengen an Material zu bewegen.

Die UE waren beweglicher. Geplant war eine Verlegung so alle 24 Std. Wobei eine Verlegung immer zu Lasten der Versorgung geht, da dann nicht versorgt werden kann.

Die UE bestanden aus

- der Umschlagstaffel
- TrpZg 250t 25x10t (DivTrp 150t)
- TrspZg 100t 20x5 davon 15 x TA4.600l, bei der Brig eigentlich 112t, da in der "gepanzerten TrspGrp 6x2t (Unimog statt ursprünglicher geplanter "Fuchs") dazu kamen

Die Umschlagstaffel bestand aus

-Nachweis und Betriebszug
-MatZg
-AT-Zg (Austauschteile)

Theoretisch waren Mat-Zg und AT-Zg autonom mobil, da das MAT auf den Fahrzeugen gelagert wurde.
In der Praxis war allerdings, insbesondere bei den Austauschteilen, soviel da, dass eine größere Menge abgesetzt gelagert wurde und bei einer Verlegung die TrspZg einspringen mussten.

Die UmStff war im Prinzip eine Kp und wurde von einem Hptm geführt.
Entsprechend war der Chef zumindest der Planstelle nach Major.

Der volle V Umfang einer UE lag bei rund 320 Soldaten.

Im Frieden waren die 4.5.6.und 7.Kp Geräteeinheiten
Dabei war die 6.Kp mit einem TrspZg 15 x Stw 18.000l teilaufgestellt, der der 2.Kp angegliedert war.

Eine Ausnahme bildete die Artillerie, da da diese ihre ArtMun nicht über die UE, sondern direkt von der DAB Einheit und ggf. sogar aus dem Depot bezog.
Gewehrmunition allerdings dann wieder von der UE

Die Divisionen waren also für Ihre Versorgung nicht von Korpstruppen abhängig, sondern versorgten sich selbst aus den Depots.

[400plus]

Vielen Dank! Die Abholung durch die Btl geschah dann durch die Materialbewirtschaftungszüge in der jeweiligen 1./?

Und das Korps-Nachschubbataillon war dann entsprechend nur für die Korpstruppen zuständig? Hatten die Transportbataillone noch weitere Aufgaben außer der Unterstützung bei der Verlegung?

[kato]

Ergänzend:

• Dieses Konzept, das den Schwerpunkt von den Brigaden auf die Divisionsnachschubbataillone als Anforderungsberechtigte legte, wurde 1972 mit Heeresstruktur III eingeführt.
• Auf Korpsebene war das beschriebene Konzept ebenso prinzipiell vorhanden, allerdings mit Modifikationen:
  
  • Die UE-Kompanie und die beiden Transportkompanien waren in ein separates Transportbataillon verlagert und anders gegliedert. Dieses Bataillon führte eine Geräteumschlagkompanie, zwei Transportkompanien Mat und je eine Kompanie Straßentankwagen für Flugbetriebsstoff und Wasser, mutmaßlich waren dazu Teile der beschriebenen Funktion der Umschlagstaffel in die Stabskompanie verlagert.
  • Dieses "Umschlagbataillon" war wohl UE-Versorgungseinheit für alle Korpstruppen (also für etwa doppelt soviele Einheiten wie bei den Divisionstruppen, dementsprechend doppelt so groß). Nur die Heeresflieger hatten eigenständige Versorgungsstaffeln.
  • Das Nachschubbataillon des Korps führte anstelle dieser drei Kompanien eine zweite Kompanie Mat. Diese war m.W. DAB speziell für die Ersatzteilversorgung der Instandsetzungseinheiten.
  • Es gab zusätzlich ein zweites Transportbataillon (fünf Transportkompanien). Dessen Aufgabe war primär das Auffüllen der ca 15-20 Korpsdepots und ggf weiterer Umschlagpunkte, aus denen sich die DAB-Einheiten bedienten. Aufgefüllt wurde aus vom Territorialheer betriebenen Zentralen Umschlagpunkten und Depots. Zusätzlich standen wohl diese Transportkompanien für Verlagerungen zur Verfügung, ggf. auch in den Divisionen unterstützend.

Der Beitrag wurde von kato bearbeitet: 1. Jan 2024, 15:46

[Reitlehrer]

Vielen Dank! Die Abholung durch die Btl geschah dann durch die Materialbewirtschaftungszüge in der jeweiligen 1./?

Und das Korps-Nachschubbataillon war dann entsprechend nur für die Korpstruppen zuständig? Hatten die Transportbataillone noch weitere Aufgaben außer der Unterstützung bei der Verlegung?

Ja, genau die holten bei den UE ab.
Allerdings auch die Gruppen der selbstständigen Kp.

Zum Korps kann ich weniger sagen, da in der Ausbildung wenig thematisiert.
Evtl. finde ich in alten Unterlagen noch etwas.

[400plus]

Vielen Dank euch beiden!

[feather]

Vielen Dank! Die Abholung durch die Btl geschah dann durch die Materialbewirtschaftungszüge in der jeweiligen 1./?

Und das Korps-Nachschubbataillon war dann entsprechend nur für die Korpstruppen zuständig? Hatten die Transportbataillone noch weitere Aufgaben außer der Unterstützung bei der Verlegung?

Ja, genau die holten bei den UE ab.
Allerdings auch die Gruppen der selbstständigen Kp.

Zum Korps kann ich weniger sagen, da in der Ausbildung wenig thematisiert.
Evtl. finde ich in alten Unterlagen noch etwas.

Materialbewirtschaftungszüge in der jeweiligen 1./?

Grundsätzlich richtig, wobei zur der Zeit es keine MatBewZg gab, sondern in den damaligen StabVersKp der Btl (ich sprech hier jetzt für PzGren), nur Gruppen, sprich Mun-Grp, TrspGrp, MatGrp, EAGGrp usw.
Das wurde ~2015 bei der Umgliederung der StabVersKp in die VersUstgKp alles in den MatBewZg zusammengefasst.