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> Rücksteuerung
Stefan Kotsch
Beitrag 28. Apr 2008, 19:11 | Beitrag #1
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Kann mal jemand von den LEO2 Leuten sagen, was sie technisch/definitiv unter der Rücksteuerung verstehen, die ja im LEO 2 integriert wurde. Wird nur die Eigenbewegung berücksichtigt oder auch die Zielbewegung?
Welche Erfahrungen gibt es aus dem Übungsbetrieb mit der Rücksteuerung.

Der Beitrag wurde von Stefan Kotsch bearbeitet: 28. Apr 2008, 19:14
 
Fennek
Beitrag 28. Apr 2008, 19:49 | Beitrag #2
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Nur die Eigenbewegung. Zielbewegung ist Dynamischer Vorhalt.

Erfahrungen? Hat immer funktioniert und auch gut beim Treffen geholfen. Als ich mal vergessen hatte die anzumachen hab ich sonstwohin geschossen.
 
Delta
Beitrag 28. Apr 2008, 20:32 | Beitrag #3
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Die Ruecksteuerung macht genau 2 Dinge um die Eigenbewegung des Leoparden in die Feuerleitrechnung miteinzubeziehen:
1. Querbewegung zum Ziel rausrechnen,
2. Distanzaenderung zum Ziel mitkalkulieren.
Aktiviert wird die Ruecksteuerung durch Betaetigung des Laser-E-Messers. Danach wird fuer 10s oder 225m eigene Wegstrecke (je nachdem was zuerst eintritt) mitgerechnet und der errechnete Versatz stetig aufs EMES gegeben, das dadurch die Waffe nachzieht. Funktioniert demnach nur in Stab Ein. An Sensoren sind beteiligt der Turmstellungsgeber, der die Stellung Turm zu Wanne aufnimmt, und der Geschwindigkeitsmesser im Getriebe.
Fuer den Richtschuetzen stellt sich das folgendermassen dar:
Eigener Panzer faehrt schraeg oder quer zum Ziel, aufgrund der Bewegung des Panzers im Raum wandert das EMES staendig seitlich aus dem Ziel aus. Muesste der Richtschuetze jetzt ohne Ruecksteuerung schiessen, muesste er um zu Treffen ca. Zielhinterkante anvisieren, so dass die Quergeschwindigkeit, die das Geschoss mitbekommt, selbiges ueber die Flugzeit seitlich in die Zielmitte versetzt. Er hat aber Ruecksteuerung an, lasert, darauf bleibt die Optik fuer die angesprochene Zeit quasi unbeweglich auf dem Ziel stehen. Das macht schonmal das Zielen unmittelbar zur Schussabgabe leichter. Weiter muss er selber die Verschleppung nicht einrechnen, er haelt einfach stur auf Zielmitte. Den Rest macht die Feuerleitanlage, inklusive die Distanzaenderung auf den Aufsatz zu geben. Gehoert halt zur Philosophie des Leopard 2, dass der Richtschuetze keinen Dunst von Ballistik und Schiesslehre haben muss, so lange er in Stab Ein schiesst. Er haelt immer auf Zielmitte, lasert, (drueckt dynamischen Vorhalt) schiesst und trifft.

Gerade die Ruecksteuerung funktioniert wunderbar und zuverlaessig; moechte man nicht missen, wenn man dieses Helferlein mal kennengelernt hat. Gerade auch, weil es als Richtschuetze sauschwer ist, mitzubekommen, in welche Richtung man sich eigentlich gerade bewegt, wenn man nur nen paar Grad Bildausschnitt mit 12xVergroesserung zum gucken hat.

Der Beitrag wurde von Delta bearbeitet: 28. Apr 2008, 20:37


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Stefan Kotsch
Beitrag 29. Apr 2008, 09:33 | Beitrag #4
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ZITAT
Eigener Panzer faehrt schraeg oder quer zum Ziel, aufgrund der Bewegung des Panzers im Raum wandert das EMES staendig seitlich aus dem Ziel aus. Muesste der Richtschuetze jetzt ohne Ruecksteuerung schiessen, muesste er um zu Treffen ca. Zielhinterkante anvisieren, so dass die Quergeschwindigkeit, die das Geschoss mitbekommt, selbiges ueber die Flugzeit seitlich in die Zielmitte versetzt.


Beim Leo1A5 habe ich, trotz fehlender Rücksteuerung, aus der Bewegung auf bewegliche Ziele in Flanken- oder Schrägfahrt immer Zielmitte geschossen. Da ist kein Unterschied zum Leo2
Vorhalte und Verschleppung sollten also keine Aufgabe der Rücksteuerung sein. Das erscheint mir auch logisch, denn die Vorhalte und die Verschleppung wird aus der Richtgeschwindigkeit von Turm und Waffe sowie der Munitionsart errechnet.
 
Warhammer
Beitrag 29. Apr 2008, 16:29 | Beitrag #5
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Das hatten wir doch schon mal vor Ewigkeiten hier, oder?
Der dynamische Vorhalt macht die Rücksteuerung Redundant. Man kann theoretisch auch die ganze Zeit den dynamischen Vorhalt nutzen. Deswegen machen das Umsteiger von Leo1 auf Leo2 auch häufig so.

Sagen wir mal so, sobald sich das Ziel bewegt nutze ich den dynamischen Vorhalt, egal ob ich mich gerade selber bewege oder nicht.
Wenn nur ich mich bewege das Ziel aber nicht, dann laser ich nur ganz normal und kann dann anklopfen.

Beim dynamischen Vorhalt berechnet die FLA ja automatisch die Zielbewegung mit ein, dass bedeutet ja im Endeffekt wird die Eigenbewegung gleich mit berechnet, da ja sowieso der Mittelwert der Turmbewegung als Grundlage genommen wird. Damit ist es egal, ob sich beim dynamischen Vorhalt der Turm bewegt, weil man selber fährt, oder weil das Ziel sich bewegt (oder halt beide).

Hat man mein Gebrabbel verstanden? smile.gif


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nordkind
Beitrag 15. Jan 2023, 21:29 | Beitrag #6
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Mich interessiert das Thema brennend und dies scheint die einzige Stelle im Internet zu sein, wo die Details zur Feuerleitanlage des Leo 2 so ausführlich behandelt werden! Ich hoffe die Experten sind noch im Lange und wissen Rat!

Deswegen hier meine Frage:

Wenn ich es richtig verstehe, dann ist die Rückführung in etwa eine "Point Stabilization - Stabilisierung mit berücksichtigung der Eigenbewegung"", ähnlich wie in dem folgenden Bild beschrieben. Mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass selbst das Delta-D (die Entfernungsänderung durch Eigenbewegung) des Fahrzeugs mit eingerechnet wird.

Siehe Bild für Point Stabilization "Stabilisierung mit berücksichtigung der Eigenbewegung":
https://www.kotsch88.de/feuerleit/mbt70/mbt...lisator-1-1.jpg

Daraus folgere ich:

1. Der Leo 2 führt ohne aktivierte Rücksteuerung eine herrkömmliche Stabilisierung (Siehe Bild) durch. Damit wandert das Visier bei horizontaler Bewegung zum Ziel vom Ziel fohrt.

2. Bei Aktivierung der Rücksteuerung wird Delta-D und Winkeländerung zum Ziel eingerechnet, sodass das Visier auf einem stehenden Ziel verweilen würde. Die FLA berechnet Vorhalt für stehendes Ziel und wendet diesen an.

3. Bei aktiviertem dynamischem Vorhalt hält der Schütze selbstständig das Visier auf dem Ziel und die FLA errechnet den Vorhalt und wendet diesen an. Dies ist sowohl für stehende als auch bewegliche Ziele einsetzbar.
-> Bei Fahrt über stark vertikal unebenes Gelände wird das Visier jedoch nach oben und unten vom Ziel weg wandern. Reiner dynamischer Vorhalt sollte also besser nur auf ebenem Grund genutzt werden.

4. Dynamischer Vorhalt ist sowohl MIT als auch OHNE Rücksteuerung nutzbar
-> Bei Nutzung MIT Rücksteuerung, muss nur noch die Bewegung des Ziels vom Schützen nachgesteuert werden. Die Eigenbewegung des Fahrzeugs wird von der Rücksteuerung bereits kompensiert. Bei Fahrt über stark vertikal unebenes Gelände sorgt die FLA autark dafür, dass die Kanone vertikal auf das Ziel rückgeführt wird.


1. Frage: Habe ich die Funktionsweise so korrekt beschrieben?

2. Frage: Ist es korrekt, dass die Rücksteuerung auch VERTIKAL korrigiert? Oder korrigiert sie nur horizontal?

Danke und viele Grüße!

 
Fennek
Beitrag 15. Jan 2023, 22:32 | Beitrag #7
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Hallo!

Keine Gewähr mehr für die Richtigkeit meiner Aussagen.

1. Korrekt
2. Korrekt. Rücksteuerung ist quasi Delta-D plus horizontaler Verschiebung (zu einem stehenden Ziel).
3. Nicht ganz korrekt. Deine Überlegung stimmt zwar. Ich kann es nicht mehr hundertprozentig sagen, aber wenn ich meine Hand dafür ins Feuer legen müsste, würde ich vermuten dass der dynamische Vorhalt nur bei Stab Ein funktioniert, sprich dynamischer Vorhalt ohne Stabilisierung ist nicht möglich. Der dynamische Vorhalt ist für stehende Ziele nicht notwendig. Der Haltepunktversatz durch die Eigenbewegung wird bereits über die Rücksteuerung berücksichtigt. Aber ja, theoretisch kann der dynamische Vorhalt bei stehendem Ziel die Rücksteuerung überflüssig machen, dies ist das oben von Warhammer beschriebene Prinzip. Der Richtschütze muss dann 3(?) Sekunden lang das stehende damit die Waffennachführanlage genug Informationen hat um den Haltepunkt entsprechend zu berechnen. Mit Rücksteuerung wäre dies nicht nötig. Sobald sich das Ziel aber bewegt, kann der dynamische Vorhalt die Rücksteuerung nicht mehr einfach so ersetzen, da der Feuerleitrechner nun keine Bezugsgröße mehr hätte um die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen sich und dem Ziel zu berechnen, sondern weiter so tun würde als würde ein stehender Panzer auf ein fahrendes Ziel schießen. Erst das Zusammenspiel aus Rücksteuerung und dynamischem Vorhalt ergibt hier die höchste Trefferwahrscheinlichkeit.
4. Rücksteuerung, dynamischer Vorhalt, Stabilisierung und Verkantungskorrektur arbeiten bei voll funktionsfähiger Feuerleitanlage zusammen, um sämtliche Arten von Ziel- und Eigenbewegungen zu kompensieren. Teilweise kann ein System das andere ersetzen, aber keines kann das andere vollständig ersetzen.

1. s.o.
2. Nein, die Rücksteuerung speist ihre Informationen aus dem Tachogeber und dem Seitenstellungsgeber, und kompensiert daher ausschließlich horizontale Bewegungen. Aber da sie immer mit der Stabilisierung zusammenarbeitet, werden beide Bewegungen kompensiert.
 
Panzerchris
Beitrag 16. Jan 2023, 08:50 | Beitrag #8
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Der dynamische Vorhalt funktioniert nur in Stab ein. In der Betriebsstufe Beobachten (eins niedriger) muß man stets einen Feuerhalt durchführen und den Vorhalt selber ermitteln. Deshalb ist es auch so wichtig, daß man das Strichbild auswendig kennt. Je nach Munitionssorte hält man an der Vorderkante des Zieles an (KE) oder bei der MZ 2,5 Strich vor dem Ziel. Ich hoffe, mein Gedächtnis hat mich nicht im Stich gelassen.
 
Stefan Kotsch
Beitrag 18. Jan 2023, 20:09 | Beitrag #9
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Vertikale Rücksteuerung macht eigentlich wenig Sinn. Dazu ist die in der vertikalen Ebene zurückgelegte "Wegstrecke" viel zu unbedeutend. Der dynamische Vorhalt ist da in der Vertikalen sinnvoller zu nutzen.
 
 
 

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Vereinfachte Darstellung Aktuelles Datum: 23. April 2024 - 19:57