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WHQ Forum _ Politik-und Geschichteforum _ Wer weiß es?

Geschrieben von: Schwabo Elite 15. Feb 2011, 10:43

Auch in Politik und Geschichte gibt es Fragen, die sich einem nicht direkt erschlie�en oder solche, die keiner langen Diskussion bed�rfen. Aber trotzdem brennen sie unter den Fingern�geln. Darum er�ffne ich mal - in Anlehnung an die Fachforen - den allgemeinen PuG Fragenthread.



Und beginne selbst mit einer Frage: smile.gif

Hat jemand aktuelle Infos zu GSVP und dem europ�ischen Vorhaben einer Europaarmee nach 2007? Die Wiki-Links hab ich abgegrast.

Geschrieben von: otmich 15. Feb 2011, 19:43

Hast du die auch schon durch?

http://www.google.de/search?q=gsvp&ie=utf-8&oe=utf-8&aq=t&rls=org.mozilla:de%3a%6ffficial&client=firefox-a

http://www.google.de/search?hl=de&client=firefox-a&hs=aok&rls=org.mozilla:de%3a%6ffficial&q=esvp+eins%C3%A4tze&revid=1275313961&sa=X&ei=CMFaTdKiB8qa8QOztenVDw&ved=0CGAQ1QIoBA

http://www.google.de/search?hl=de&client=firefox-a&hs=aok&rls=org.mozilla:de%3a%6ffficial&q=esvp+entwicklung&revid=1275313961&sa=X&ei=CMFaTdKiB8qa8QOztenVDw&ved=0CF4Q1QIoAg

Mfg

Geschrieben von: Schwabo Elite 15. Feb 2011, 21:14

Ja, danke. smile.gif

Geschrieben von: General Gauder 20. Feb 2011, 10:16

Im Antiken Griechenland gab es meine ich eine "Elite" Phalanx eines Stadtstaates dessen Mitglieder alle Homosexuell waren,
damit sie im Kampf mehr für einander tun. Sie sollen ähnlich Professionell wie die Spartaner gewesen sein
Nun meine Frage
Ich habe davon irgendwann mal bei wiki gelesen wie Hieß diese Einheit und zu welchem Staat gehörte sie ich glaube es war Theben
Kann mir da jemand weiterhelfen

General Gauder

Geschrieben von: Parsifal 20. Feb 2011, 10:47

http://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_Schar_%28Theben%29


Geschrieben von: General Gauder 20. Feb 2011, 11:57

Danke xyxthumbs.gif

General Gauder

Geschrieben von: Malefiz 22. Feb 2011, 00:22

Im Artikel hier auf der Hauptseite zur He 111 bin ich auf folgenden Satz gestoßen, der mich ein wenig stuzig machte :

"In der Luftschlacht um England erwies sich die Defensivbewaffnung aber als unzureichend. Nur wenige Tage, bevor man auf britischer Seite hätte aufgeben müssen, zog man sich sich auf deutscher Seite aus den Bombenangriffen zurück, da die Verlustzahlen untragbar erschienen. Damit ging diese bedeutende Schlacht zugunsten des Königreiches aus"

Gibt es dazu belastbare Quellen? Habe auf die schnelle nichts finden können, was darauf hinweist, dass England gegen Ende der Luftschlacht um England auf dem Zahnfleisch ging. Finde ich auch wenig logisch, warum sollte man heute noch genügend Jagdflieger haben um dem Feind hohe Verluste zufügen zu können, um morgen auf einmal aufgeben zu müssen? Die Treibstoffversorgung war vielleicht, den U-Booten geschuldet, nicht optimal, aber ausreichend. Piloten hatte man genug (auch wenn man weniger ausbildete als Deutschland) und die Flugzeuge waren auch noch da. Kann mir auch nicht vorstellen, dass England in der Lage gewesen wäre, bereits kurz nach einer beinahe-Niederlage schon Luftangriffe auf deutsches Gebiet zu fliegen.

Geschrieben von: Seydlitz 22. Feb 2011, 00:55

Mit "aufgeben müssen" ist in dem Zusammenhang wohl keine komplette Kapitulation Englands gemeint. Eher die Aufgabe eines kleinen teils Südenglands durch die RAF. Also das Eringen der Luftherschaft in dem Bereich durch die Luftwaffe.

Aber auch so darf dieses Zitat angezweifelt werden.

Geschrieben von: xena 22. Feb 2011, 03:14

Damit ist nicht die Aufgabe Englands gemeint, sondern der Zusammenbruch der Luftverteidigung. Die RAF stand damals tatsächlich kurz vor dem Zusammenbruch und die Nazis waren (wie üblich) zu blöd es zu sehen. Da fehlte einfach die Geduld ein Ziel durchzuziehen. Zu große Verluste waren damals noch schlechte Propaganda. Man hatte wohl Angst, daß sowas nicht spurlos zuhause vorrüber lief und hätte für Unmut sorgen könnte. Einen Angriffskrieg wird von einer Bevölkerung nur solange ohne Murren hingenommen, wie die Propaganda Siege melden kann. Die Luftschlacht von England ging aber der Propaganda zu lange um noch glaubhaft die Verluste entschuldigen zu können. Wenn die damals schon geahnt hätten, was noch auf sie zukommt...

Geschrieben von: Freshonia Sonnenmais 22. Feb 2011, 12:17

Wie wurde Post/Pakete im WK II. ausgetauscht? Also wenn jemand aus Deutschland sagen wir mal etwas nach Moskau schicken will.
Bei begrenzten Konflikten zwischen zwei Staaten würde man sicherlich über Drittstaaten das verschicken können - was, aber wenn im Zuge eines totalen Krieges alles in zwei Lager zerfällt?

Wenn über Dritte: gab es das organisiert, oder musste man jemanden kennen, zu dem man es schickt und er gibt es erneut auf?

Geschrieben von: Schwabo Elite 22. Feb 2011, 13:17

In begrenztem Umfang ging das über das Rote Kreuz und diplomatische Dienste in neutralen Staaten. Vor allem die Schweiz, Schweden u. ä.

Geschrieben von: HGAbaddon 22. Feb 2011, 16:13

Ich erinnere mich dumpf an eine Vorlesung zum WKI in welcher mein Prof meinte, dass es erstaunlich lange noch während des Krieges regulären Waren Verkehr auch zwischen verfeindeten Ländern gab (Gummi über England an Deutschland z.B.). Müsste man aber verifizieren.

Geschrieben von: kato 22. Feb 2011, 16:24

Lenin schickte im ersten Weltkrieg seine Korrespondenz nach St. Petersburg auf ziemlich kompliziertem Weg - von der Schweiz (neutral) über Deutschland nach Kopenhagen (neutral), dort per Post weiterverschickt nach Helsinki, und von dort per Kurier nach St. Petersburg.

Geschrieben von: nobody 22. Feb 2011, 18:47

Ich habe eine Frage zur Propaganda im 2. Weltkrieg bzw. auch gnerell.
Was ist mit den Soldaten passiert, die den "Überläuferangeboten" des Gegeners folge leisteten? Sind sie als normale Kriegsgefangene behandelt worden (ev. sogar mit Vorzügen) oder was wurde mit ihnen gemacht?
Einfaches Beispiel: Ein deutscher Landser läuft in Stalingrad zu den Russen über und sagt er sein kein Kommunist, könne aber nicht mehr dem verbrecherischen Regime seinen Landes folgen.

Hier mal was ich bisher interessantes gefunden habe:

ZITAT
Die Rote Armee befand sich mitten in Angriffsvorbereitung, als Flugblätter und Durchsagen zum Überlaufen aufforderten und Simulationspropaganda die Angst der Soldaten vor dem Einsatz zur Selbstverstümmelung und Simulation von Krankheiten und Verletzungen verleiten wollte. Die größte Schwierigkeit der Überläufer bestand offensichtlich darin, die eigenen Hindernisse zu überwinden und sich nicht gegenüber anderen Soldaten zu verraten. Während eines Angriffes und gegenüber einem bereits erschütterten Feind war deshalb diese Art Gefechtsfeldpropaganda am wirkungsvollsten. Die größten Lautsprecherwagen konnten mit einer 1.000 Watt Anlage unter günstigsten Bedingungen bis zu 9.000 Meter weit senden. Die übrigen Lautsprecherleistungen lagen zwischen 300 und 3.000 Metern Reichweite.
Genaue Überläuferstatistiken liegen für dieses Unternehmen nicht vor. Es gibt jedoch Vermutungen, die sich auf Überläuferzahlen und Gefangenenaussagen der Wehrmacht stützen, dass allein die Rote Armee den Personalbestand von elf Divisionen durch die deutsche Propaganda verloren hat. Eine einzige Propagandakompanie mit Lautsprecherwagen soll im Jahr 1941 12.000 Überläufer gewonnen haben. Insbesondere die Lautsprecherdurchsagen mit Musik der verschiedenen Völker der Sowjetunion und einem Soldatenchor von freiwilligen Gefangenen scheinen die Rotarmisten angesprochen zu haben. Dabei haben aber sicherlich auch die schwer einzuschätzende Einstellungen der Völker in der damaligen Sowjetunion und ihre Unzufriedenheit mit dem stalinistischen Regime geführt.

http://jagdwaffennetzwerk.blogspot.com/2010/12/kriegspropaganda-im-zweiten-weltkrieg.html

Ich halte übrigens die Aussage [FETT] für ziemlich übertrieben. Hat jemand bessere Quellen?
Ist ein interessantes Thema wie ich finde.

Geschrieben von: Dave76 22. Feb 2011, 19:10

ZITAT(xena @ 22. Feb 2011, 03:14) *
Damit ist nicht die Aufgabe Englands gemeint, sondern der Zusammenbruch der Luftverteidigung. Die RAF stand damals tatsächlich kurz vor dem Zusammenbruch und die Nazis waren (wie üblich) zu blöd es zu sehen. Da fehlte einfach die Geduld ein Ziel durchzuziehen. Zu große Verluste waren damals noch schlechte Propaganda. Man hatte wohl Angst, daß sowas nicht spurlos zuhause vorrüber lief und hätte für Unmut sorgen könnte. Einen Angriffskrieg wird von einer Bevölkerung nur solange ohne Murren hingenommen, wie die Propaganda Siege melden kann. Die Luftschlacht von England ging aber der Propaganda zu lange um noch glaubhaft die Verluste entschuldigen zu können. Wenn die damals schon geahnt hätten, was noch auf sie zukommt...

Malefiz fragt allerdings vollkommen zu Recht nach belastbaren Quellen, du bist keine. Wenn man sich mal bei den in jüngerer Zeit erschienen Arbeiten zu diesem Thema der einschlägigen (Militär-)Historiker umsieht, so formt sich dort doch ein etwas anderes Bild, als das von dir beschriebene.
Stellvertretend hierzu zitiere ich mal eine Passage aus Richard Overys The Battle of Britain - Myth and Reality; Penguin 2000:

ZITAT
The true balance of forces was never properly understood on either side. The result was a mutual misperception that played a critical part in the conduct of the battle. Throughout the summer, indeed ever since the outbreak of war, German Air Intelligence, run by Colonel Josef ‘Beppo’ Schmidt, had greatly underestimated the size of the RAF and the scale of British aircraft production. Across the Channel the Air Intelligence division of the Air Ministry consistently over estimated the size of the German air enemy and the productive capacity of the German aviation industry. As the battle was fought, both sides exaggerated the losses inflicted on the other by an equally wide margin. However, the intelligence picture formed before the battle encouraged the German Air Force to believe that such losses pushed Fighter Command to the very edge of defeat, while the exaggerated picture of German air strength persuaded the RAF that the threat it faced was larger and more dangerous than was actually the case.
German misperception encouraged first complacency, then strategic misjudgement. The shift of targets from air bases to industry and communications was taken because it was assumed that Fighter Command was virtually eliminated. On 16 September, the day after the mauling inflicted on the daylight bomber raids against London, Goering announced that Fighter Command had just 177 operational aircraft left. German Air Intelligence estimated that there were only 300 British fighters left altogether, including reserves, and a monthly output of 250. On 19 September Fighter Command had an actual operational strength of 656; there were 202 aircraft in immediate reserve, 226 in preparation; output of fighters between 7 September and 5 October was 428.19 The discrepancy was critical. German airmen were ordered to fight in September as if Fighter Command had been all but eliminated; the reality was a level of attrition so high that the German Air Force could not sustain it for more than a few weeks. The casualties of this paradox were German aircrew who fought a battle that bore little relation to the one their commanders told them to expect.

Geschrieben von: Malefiz 22. Feb 2011, 21:25

Danke an Dave

Habe jetzt auch nochmal alles durchgesehen, was ich so zum Zweiten Weltkrieg hier habe auf der Suche nach Angaben dazu. War alles ein wenig dürftig (habe aber auch keine explizite militärhistorische Literatur zum Thema da, eine Lücke die ich vielleicht schließen sollte), und fand nirgendwo die Aussage, Großbrittanien sei irgendwann tatsächlich oder gefühlt durch Fehlinformation nahe einer Niederlage oder dem Zwang des Aufgebens der Luftherrschaft über die Küste/Küstenteile gewesen. Tatsächlich bestätigt sich mir das Bild, dass der von Dave zitierte Abschnitt zeichnet.

Geschrieben von: Schub 23. Feb 2011, 21:56

Für die Luftfrage ein sehr informativer Link: http://hss.ulb.uni-bonn.de:90/2005/0581/0581.pdf Titel: Die Luftwaffe im Kampf um die Luftherrschaft.
Entscheidende Einflussgrößen bei der Niederlage der Luftwaffe im Abwehrkampf im Westen und über Deutschland im Zweiten Weltkrieg unter besonderer Berücksichtigung der Faktoren „Luftrüstung“, „Forschung und Entwicklung“ und „Human Ressourcen“.

Geschrieben von: Palatin 1. Mar 2011, 09:30

Was ich mich schon häufiger fragte: Warum wurden nach Nordamerika eigentlich Sklaven aus Afrika "importiert" und nicht die einheimische Urbevölkerung versklavt? Waren die zu rebellisch? Oder wurden die doch versklavt und es gab nicht genug? Oder war es rechtlich nicht möglich?

Geschrieben von: kato 1. Mar 2011, 12:35

ZITAT(Palatin @ 1. Mar 2011, 09:30) *
Oder wurden die doch versklavt und es gab nicht genug?

Das. Wobei es verschiedene Ansätze gibt, warum in Nordamerika der recht schwunghafte Handel mit indigenen Sklaven im 18ten Jahrhundert verschwand; viele dieser "Denkansätze" sind allerdings ziemlich rassistisch angehaucht, noch halbwegs akzeptabel ist die Variante, daß afrikanische Sklaven immuner gegen Malaria und andere auf den Plantagen verbreitete Krankheiten waren. Im karibischen Raum und in Südamerika (wo der Großteil des Sklaveneinsatzes in Amerika, >90%, stattfand) wurde die indigenen Sklaven schlicht durch Arbeit ausgerottet, der "Verbrauch" war dort enorm.

Geschrieben von: Schwabo Elite 1. Mar 2011, 14:20

Ich denke vielmehr, dass der Afrikahandel bereits ein etablierteres System war. Das alte Dreiecksmuster war ja Massenprodukte aus Europa nach Afrika zu bringen, dort Sklaven zu kaufen, die in Amerika gegen Baumwolle und ev. Holz zu tauschen und in Europa das wieder an den Mann zu bringen. Die Bevölkerungsdichte in Afrika, sowie die Infrastruktur (Sklavenmärkte) und die Tradition halte ich für Standortvorteile. Es gab zwar auch Europäer, die direkt Sklaven gejagt haben, aber in der Regel ging es über nordafrikanische und zentralafrikanische Mittelsmänner. Die Sklaven kamen auch aus dem Inland, und wurden über lange Strecken an die Küstenorte getrieben. Das System wuchs mit der frühen Neuzeit, war aber bei der Entdeckung Amerikas bereits alt. Denn Sklave aus Zentralafrika wurde über Jahrhunderte nach Nordafrika gebracht.

Gezielt so ein System in Amerika aufzubauen zu wollen ist eine anachronistische Idee. Sobald jemand Sklaven für Amerika sucht (also in den frühen Jahren der Kolonien) beauftragt er Versorgungsschiffer die Sklaven zu liefern. Der wird ihm bekannte Plätze ansteuern. Eine eigene Sklavenjagd mit Handelsplatz zu etablieren ist wirtschaftlich nicht möglich. Die unmittelbaren indigenen Nachbarn braucht man ja auch für andere Dinge, und will sie sich durch Sklaverei nicht zum Feind machen. Immerhin handelt man mit Indianern, missioniert sie, nutzt sie als Diplomaten zu den nächstfolgenden Ethnien etc. Nicht zu letzt kennen die Indianer das Hinterland besser; Gefangene aus der Fremde sind besser zu kontrollieren und fallen auf der Flucht auch eher auf.

Dennoch gab es Sklaverei von, durch und mit Indianern. Die Zahl lag aber wohl deutlich unter den etwa 11 Millionen importierten Afrikanern: http://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei_bei_den_Indianern_Nordamerikas und http://en.wikipedia.org/wiki/Slavery_among_the_indigenous_peoples_of_the_Americas.


Für die Grundlagen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Sklavenhandel
http://en.wikipedia.org/wiki/Slave_trade
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantischer_Sklavenhandel
http://de.wikipedia.org/wiki/Atlantischer_Dreieckshandel
http://en.wikipedia.org/wiki/Triangular_trade

Geschrieben von: Nite 1. Mar 2011, 15:24

ZITAT(Schwabo Elite @ 1. Mar 2011, 14:20) *
Gefangene aus der Fremde sind besser zu kontrollieren und fallen auf der Flucht auch eher auf.

Dieser Gedanke bringt mich auf eine andere Frage:
Nach meinem Kenntnisstand hat man im römischen Reich Hilfstruppen (Auxilia) zum Teil gezielt möglichst fern der Heimat eingesetzt, gerade mit dem Hintergedanken Meutereien oder Fraternisierung mit der lokalen Bevölkerung zu verhindern.
Dazu meine Fragen stimmt das überhaupt (dass man hier von Fall zu Fall entscheiden muss, und es durchaus auch Auxilia gab welche gerade aufgrund von Ortskenntnissen etc. rekrutiert worden sind ist mir auch klar), und falls ja:
Wie war bei diesen Verbänden der Personalersatz geregelt? Ich denke z.B. an einen numidischen Reiterverband welcher irgendwo an der Donau eingesetzt war: hat man hier wirklich den Weg auf sich genommen Personalersatz aus der Heimat der Verbände heranzuführen, oder hat man die Verbände mit lokal angeworbenen Rekruten aufgefüllt, so dass ursprüngliche (Volks-)Bezeichnungen mit der Zeit zu reinen Traditionsbezeichnungen geworden sind?

Geschrieben von: kato 1. Mar 2011, 15:32

Ersatzrekrutierung erfolgte vor allem bei Garnisonstruppen vor Ort. Ab einem gewissen Zeitpunkt (noch vor Caesar) waren die Auxiliartruppen auch eh stark standardisiert und unterschieden sich effektiv nur noch durch die Traditionsnamen.

Edit: Vom Hintergedanken her spielte sicher auch eine Rolle, dass durch die Verpflichtung als Auxiliartruppen eben diese Männer im wehrfähigen Alter ihrer jeweiligen Volksgruppe nicht mehr für Aufstände, eigenständige Militäraktionen und so was zur Verfügung standen. Bis diese biologisch ersetzt waren, war die Bevölkerung dann zumindest theoretisch in das römische Reich hereingewachsen.

Geschrieben von: Nite 1. Mar 2011, 15:34

ZITAT(kato @ 1. Mar 2011, 15:32) *
Ab einem gewissen Zeitpunkt (noch vor Caesar) waren die Auxiliartruppen auch eh stark standardisiert und unterschieden sich effektiv nur noch durch die Traditionsnamen.

Zum Teil ja.
Ich ging jetzt allerdings eher von den "spezialisierten Kräften" aus welche man gerade rekrutiert hat um Fähigkeitslücken in der Struktur des römischen Heeres zu schließen (numidische und sarmatische Kavallerie, kretische Bogenschützen etc.)

Geschrieben von: kato 1. Mar 2011, 15:42

Waren die nicht nur primär für einzelne Kampagnen/Kriege eingesetzt?

Geschrieben von: Schwabo Elite 1. Mar 2011, 16:21

Die Auxiliartruppen wurden weitgehend standardisiert, wie schon gesagt. Daher beschreibe ich das mal - nach meinem Stand - für die frühe und hohe Kaiserzeit (also bis ins 3. Jh.). Auxiliartruppen sind demnach Truppen nicht-römischer Reichsbewohner. Die existierenden und neu ausgehobenen Truppen - meist im Rahmen von Kampagnenplanungnen, zusammen mit Legionen - wurden regional ausgehoben, meist aus der gesamten Provinz, und dann in den Sammlungsraum verbracht. Also z. B. syrische Bogenschützen für eine Kampagne gegen die Parther und Trajan (mal fiktiv).

Wurde die Eroberung erfolgreich beendet, wurden Einheiten zurückgelassen, um als Garnision zu dienen. Die obigen Syrer könnten also dann für eine Weile in der neu gegründeten Provinz Assyria gestanden haben, zusammen mit zwei Legionen und weiteren Auxiliarverbänden, Kavallerie und Infanterie. Verluste wurden lokal ausgeglichen, immerhin war der Dienst in den Auxiliartruppen lukrativ für alle diejenigen, die im zivilen Leben finanzielle Not litten. Nach 25 Jahren Dienst erhielt man das Römische Bürgerrecht, meist auch Land oder Geld. Die Armee absorbierte so einen Teil der poltisch brisanten Volksmasse, die sonst wegen eigener Nöte zu Revolten geneigt hätte.

Bei neuen Konflikten in anderen Reichsteilen, oder, wie Falle der Provinz Assyria, nach dem Verlust einer Provinz, wird die Einheit, so sie noch existiert, an einen anderen Ort verbracht oder (z. B. bei hohen Verlusten) mit anderen Einheiten verbunden. So können syrische Schützen dann etwa in Britannien landen. Mit sich bringen sie ihr Können, ihre spezialisierte Ausrüstung und häufig auch spezielle kulturelle Bräuche. Letztere stammen oft aus dem Ursprungsland der Einheit (hier Syrien), werden aber auch von den lokalen Rekruten - als Teil des Esprit de corps - fortgetragen.

Die Auxilia sind, wie richtig gesagt, spezialisierte Truppentypen, die taktische Sonderfähigkeiten mit sich bringen, die man auf dem Schlachtfeld nicht missen möchte, obwohl man die Masse der Truppen mit Römischem Bürgerrecht nicht daran ausbildet. Dennoch sind die Auxiliartruppen den Legionen verhältnismäßig gleich ausgerüstet (sofern die Spezialgebiete dies zulassen). Gelegentlich darf man wohl auch von besseren Rüstungen ausgehen, in etwa bei der Kavallerie, die in den Legionen traditionell schwache gepanzert war.

Nicht zu verwechseln mit den Auxiliartruppen sind aber lokal rekrutierte Truppen, die als Numeri (oder auch Bandae) bezeichneten Hilfstruppen. Diese Truppen wurden in der Regel in Grenzprovinzen aus regionalen, oft auch jenseits des Limes lebenden, Männern angeheuert. Sie blieben für gewohnlich unter der direkten Kontrolle ihrer indigenen Anführer (im Gegensatz zu Auxiliartruppen, deren Offiziere Römer waren, wenn auch oft solche aus der entsprechenden Provinz), waren aber Legionen oder Legionsgruppen anhängig, da die Kommandeure der Legionen ja auch Grenzabschnittskommandanten waren. Die Numeri dienten so eher als Spezialisten im militärischen Alltag ihrer Gegend. So etwa für Patrouillen jenseits des Limes, als Späher oder Liasontruppen. Ihre Loyalität war vermutlich nicht immer eindeutig, aber die römischen Investitionen auch geringer. Um Rekruten kümmerten sich die Anführer selbst, meist in ihrem Stammesgebiet und auch jenseits der Grenze. Außer Lohn, Proviant und eventuell etwas Ausrüstung, waren die römischen Verpflichtungen gering. Anführer konnten wohl noch das Bürgerrecht erwarten, vielleicht waren sie auch schon damit ausgestattet (iche denke an Männer wie Arminius), aber die Krieger durften kaum darauf hoffen. In sofern galt hier das persönliche Band zwischen den Mitgliedern der Numeri mehr. Ihr Assimilationsgrad dürfte auch geringer gewesen sein, und die Einheiten überstanden wohl den Tod ihres Führers nur, wenn genügend Krieger verblieben, um weiter als Einheit zu zählen.

In sofern sind Auxlia und Numeri völlig unterschiedliche "Teilstreitkräfte". Die einen sind Linientruppen aus nicht-Römern, die auch spezielle Fähigkeiten haben können, die anderen sind Hilfstruppen aus Fremden und nicht-römischen Reichsbewohnern, die angeworben werden, um auf "operativer Ebene" Vorteile zu erhalten. Die Auxilia sind voll in das Nachschubwesen integriert (der Sold aber schlechter), die Numeri sind Nites Ortskundige, die aber abseits der Armeestruktur existieren. Sie können aber auch sehr eng an einen einzelnen römischen Kommandanten gebunden sein, wenn dieser sie von einem befreundeten, einheimischen Fürsten hat ausheben lassen.

Seit Caracalla im 3. Jh. sind dann die Grenzen zwischen Auxilia und Legionen noch unschärfer, da der Kaiser alle Reichsbewohner zu römischen Bürgern erklärt. Am Ende des 3. Jh. hat sich (auch dadurch) das Heer völlig umstrukturiert. Es gibt nur noch Grenztruppen (Limitanei) und Reaktionstruppen (Comitatenses).

Geschrieben von: Nite 1. Mar 2011, 16:42

Danke für den Überblick xyxthumbs.gif

Geschrieben von: mr.trigger 29. Mar 2011, 22:33

Was ist eigentlich mit all den Waffen, Gerät, usw. aus dem 2.WK passiert? Wurden die Sachen vernichtet, verschrottet, gehörten sie den Alliierten?

Geschrieben von: goschi 30. Mar 2011, 21:53

wessen Sachen?

Geschrieben von: mr.trigger 30. Mar 2011, 23:45

Allgemein eigentlich, auch die Siegermächte haben nach dem Ende des Krieges ja nicht mehr den selben Bedarf gehabt wie während des Krieges. Die Frage nach dem Besitz bezieht sich allerdings natürlich auf die Hinterlassenschaften der Achsenmächte.
Man findet ja immer wieder so kleine Hinweise hier und da über Schiffe, Prototypen, auch mal k98 in Israel, usw. aber das sind nie die Massen an Material die nach dem Krieg vorhanden gewesen sein müssen.

Geschrieben von: Ferrus_Manus 31. Mar 2011, 10:52

ZITAT(mr.trigger @ 31. Mar 2011, 00:45) *
Allgemein eigentlich, auch die Siegermächte haben nach dem Ende des Krieges ja nicht mehr den selben Bedarf gehabt wie während des Krieges. Die Frage nach dem Besitz bezieht sich allerdings natürlich auf die Hinterlassenschaften der Achsenmächte.
Man findet ja immer wieder so kleine Hinweise hier und da über Schiffe, Prototypen, auch mal k98 in Israel, usw. aber das sind nie die Massen an Material die nach dem Krieg vorhanden gewesen sein müssen.


Tja, in den USA haben sie Kampfflugzeuge und Ersatzteile dafür zum Spottpreis verkauft. Damit bestreiten sie heute die Luftrennen. Oder sie haben ihre Sherman-Panzer an andere Nationen gegeben. Es ist also nichts weggekommen. Und was keiner mehr brauchte fiel dem Schweißbrenner und der Schrottpresse zum Opfer.

Geschrieben von: Paddisson 31. Mar 2011, 11:30

Afaik haben sie im im Pazifik nicht mehr benötigte Flugzeuge von den Trägern ins Wasser geschmissen. Dazu kann ich aber mehr sagen wenn ich heute Abend Zugriff auf meine Literatur habe.

Geschrieben von: Malefiz 31. Mar 2011, 14:30

ZITAT(mr.trigger @ 31. Mar 2011, 00:45) *
Allgemein eigentlich, auch die Siegermächte haben nach dem Ende des Krieges ja nicht mehr den selben Bedarf gehabt wie während des Krieges. Die Frage nach dem Besitz bezieht sich allerdings natürlich auf die Hinterlassenschaften der Achsenmächte.


Das Kriegsgerät fiel samt und sonders mit der Entwaffnung der dt. Streitkräfte den Allierten zu, die dann frei darüber verfügten. Verschrotten, verkaufen, weiternutzen, demilitarisieren usw. Man hat nichts nicht gemacht, denn irgendwo musste der ganze Plunder ja hin.




Geschrieben von: Nordschlag2 2. Apr 2011, 11:00

Ich hätte mal ne Frage bezüglich KSK und GSG9:

Beide Einheiten werden ja in der Terrorbekämpfung ausgebildet und daher Frage ich mich WANN bzw WO welche Einheit zum Einsatz kommt wenn es einen Ernstfall gibt.
Wird das etwa so gehandhabt das Innerhalb von Deutschland das GSG9 zum Einsatz kommt und wenn im Ausland Deutsche Staatsbürger als Geiseln genommen werden man das KSK schickt?

Geschrieben von: Nite 2. Apr 2011, 13:02

Prinzipiell ist das KSK die Kommandoeinheit der Bundeswehr, während die GSG9 die Spezialeinheit der Bundespolizei ist.
Grundsätzlich ist damit die GSG9 primär für polizeiliche Einsätze im Inland vorgesehen. Überschneidungen treten hinsichtlich der Auslandseinsätze der BPol/GSG9 auf, wobei hier im Prinzip eine einfache Faustformel bei der Beurteilung gilt: handelt es sich um eine polizeiliche Lage => GSG9, hat die Lage einen klar militärischen Charakter => KSK.
Reell verschwimmen diese Grenzen natürlich gerne mal, hinzu kommt noch Kompetenzgerangel zwischen Ministerien und Institutionen und schlicht und ergreifend die Tatsache dass ein Einsatz der GSG9 im Gegensatz zu einem Einsatz der Bw nicht vom Bundestag abgesegnet werden muss.

Geschrieben von: stillermitleser 2. Apr 2011, 16:30

In Afrika waren bei einem Zwischenfall in Algerien GSG 9 und KSK vor Ort, zusammen trainiert wird auch schon seit Jahren und einige GSG-9 Beamte haben einen langjährigen Hintergrund in Kampfeinheiten der Bundeswehr. Daher sind die Grenzen oft verschwommen. Wäre ein gemeinsamer Auslandseinsatz möglich in der eine der beiden Einheiten den äusseren Kreis und eine anderen den inneren Kreis, sprich Zugriff bildet?

Geschrieben von: Hummingbird 2. Apr 2011, 16:40

Beim Kompetenzgerangel zweier Ministerien liegt es beim Kanzleramt ein Machtwort zu sprechen. Solange wir auf dem Posten niemanden vom Schlage einer Margaret Thatcher haben, wird das aber so bald nichts.

Geschrieben von: Nite 2. Apr 2011, 16:54

ZITAT(stillermitleser @ 2. Apr 2011, 17:30) *
Wäre ein gemeinsamer Auslandseinsatz möglich in der eine der beiden Einheiten den äusseren Kreis und eine anderen den inneren Kreis, sprich Zugriff bildet?

Unnötiges Chaos.
Der innere Ring sollte schon aus Gründen der Absprachen und Kommunikation von der zugreifenden Einheit gestellt werden, während der äußere Ring ein Auftrag für Infanterie/BePo ist, schon allein aus Gründen der benötigten Manpower

Geschrieben von: Nordschlag2 2. Apr 2011, 16:58

Nehmen wir mal als Beispiel die Entführung des Flugzeugs Landshut 1978. WENN es damals das KSK schon gegeben HÄTTE, wer dann statt dem GSG9 das KSK zum Einsatz gekommen? Ja? Nein? Vielleicht? Weil genau das Beispiel brennt mir unter den Nägeln smile.gif

Geschrieben von: Nite 2. Apr 2011, 17:09

Genau klären kann man derartige was-wäre-wenn-Fragen nie, allerdings war die Situation in Mogadischu damals alles andere als eine militärische Lage (friedliches Umfeld, kooperierende lokale Sicherheitskräfte etc.), insofern wäre der Auftrag auch wenn die Bw damals schon CT-Kapazitäten gehabt hätte wohl an die GSG9 gegangen.

Geschrieben von: Nordschlag2 2. Apr 2011, 17:49

ZITAT(Nite @ 2. Apr 2011, 16:09) *
Genau klären kann man derartige was-wäre-wenn-Fragen nie, allerdings war die Situation in Mogadischu damals alles andere als eine militärische Lage (friedliches Umfeld, kooperierende lokale Sicherheitskräfte etc.), insofern wäre der Auftrag auch wenn die Bw damals schon CT-Kapazitäten gehabt hätte wohl an die GSG9 gegangen.


Das wollte ich wissen, danke dir smile.gif

Geschrieben von: DemolitionMan 20. May 2011, 17:17

Hat jemand einen Tipp parat, wo ich etwas über das Problem der Invalidenversorgung nach dem ersten Weltkrieg finden kann?

Geschrieben von: stillermitleser 10. Jun 2011, 19:22

Gab es so etwas wie den Volkssturm des dritten Reiches auch in anderen Ländern der Achsenmächte?

Geschrieben von: Schwabo Elite 10. Jun 2011, 22:48

Hunderte von Bombern wurden direkt vom Band wiederverwertet. Ein paar Hundert Schiffe und Boote wurden bei den Atomversuchen zerstört, Panzer hat man verkauft, umgebaut, verschrottet oder weiterverwendet. Handfeuerwaffen wurden eingelagert oder weiter benutzt. Weggekommen ist nix, außer die Dinge, die man an Widerstandskämpfer "verloren" hat. Der Kalte Krieg fing ja direkt an...

Geschrieben von: Shakraan 10. Jun 2011, 23:40

Eine Seite und knapp 1 1/2 Monate zu spät wink.gif

@stillermitleser: joa, mir is zumindest mal die britische http://en.wikipedia.org/wiki/Home_Guard_%28United_Kingdom%29 bekannt, die Analog zum Volkssturm bei einer Invasion des Heimatlandes zum Einsatz gekommen wäre, siehe gleich erster Absatz des Wikiartikels: "...local volunteers otherwise ineligible for military service, usually owing to age, hence the nickname 'Dad's Army..."

Geschrieben von: Schwabo Elite 10. Jun 2011, 23:52

UK ist aber keine Achsenmacht. wink.gif

Vergleichbare Formationen zum Volkssturm gab es so nicht bei den anderen Achsennationen. Das dürfte damit zusammenhängen, dass derene Widerstandskraft meist schneller gebrochen wurde (Rumänien, Bulgarien) oder die Kontrolle durch Deutschland übernommen wurde (Italien). Ob etwas Vergleichbares von Japan konkret in Gang gesetzt wurde weiß ich nicht. Mir ist nur bekannt, dass eine Bewaffnung von Zivilisten geplant war. In wie weit dass Milizverbände, oder nur Sabotagetrupps gewesen waren, müssten Andere ergänzen.

Die Homeguard wurde indes wirklich eingesetzt und war nicht nur dem Volkssturm vergleichbar. Die konkrete Umsetzung war einerseits viel weiter, die Verbände bestanden ja für Jahre, andererseits darf die Bewaffnung streckenweise als noch provisorischer gelten.

Geschrieben von: stillermitleser 11. Jun 2011, 10:00

@Shakraan und Schwabo Elite. Danke für die schnellen Antworten. Ich bin eher durch Zufall auf die Frage gekommen da ich im Netz immer nur Bilder des Volkssturm und der Home Guard finden konnte. In Ungarn gab es zwar zum Ende des Krieges die Milizen der Pfeilkreuzler. Doch da es sich um einen Parteiververband handelte habe ich diese Miliz mal aussen vor gelassen. Bezüglich Japans finde ich das Thema ziemlich interessant. Schon im hinblick auf die Planungen des japanischen Militärs im Falle einer US-Invasion.

Geschrieben von: stillermitleser 27. Jun 2011, 19:27

Welche Rolle spielen das Bajonett und das Kampfmesser noch auf dem modernen Gefechtsfeld?
Gibt es dazu Untersuchungen oder Erfahrungsberichte?
Mit "modernem Gefechtsfeld" meine ich die Kriege und Konflikte seit Vietnam.

Geschrieben von: Dave76 27. Jun 2011, 19:40

http://en.wikipedia.org/wiki/Bayonet#Modern_use

Geschrieben von: SLAP 27. Jun 2011, 19:42

"Rifle Evaluation Study" 1977

ZITAT
There is no evidence, except for isolated instances, of the bayonet being used in recent combat to produce casualties. That it is effective for psychological purposes in combat has not been established factually but is widely accepted by experienced infantrymen. It is a valuable tool for use in control of civil disturbances since it can be used actually or as a threat without resort to gunfire.

Geschrieben von: stillermitleser 28. Jun 2011, 18:16

@SLAP und Dave76 Danke für die Antworten. Schade das es scheinbar nur Studien in englischer Sprache gibt.
Es ist für mich ein Stück weit erstaunlich wie sehr sich das Bajonett und das Kampfmesser in allen Armeen in der Welt bis heute gehalten hat.
Der psychologische Faktor ist da erstaunlich hoch. Wie ist das Führen des KM 2000 z. Z. eigentlich beim aktuellen Kontingent ISAF geregelt?
Habe in letzter Zeit kein Bild deutscher Soldaten mit KM 2000 oder einem anderen Kampfmesser bzw. Bajonett gesehen. Kann aber auch sein das ich es übersehen habe.

Geschrieben von: Nite 29. Jun 2011, 14:43

Was daran liegen dürfte das das Teil ein riesiger, schwerer Prügel ist den niemand braucht wink.gif.
Ist ja nicht so dass der Soldat von heute nicht sowieso schon genug Krempel mit rumschleppen muss.

Geschrieben von: stillermitleser 6. Sep 2011, 20:39

Dienten während des I. und II. Weltkrieges einzelne US-Bürger im kaiserlichen Heer und der Wehrmacht bzw. Waffen-SS?

Geschrieben von: mr.trigger 7. Sep 2011, 18:13

ZITAT(stillermitleser @ 6. Sep 2011, 21:39) *
Dienten während des I. und II. Weltkrieges einzelne US-Bürger im kaiserlichen Heer und der Wehrmacht bzw. Waffen-SS?

http://de.wikipedia.org/wiki/American_Free_Corps

Geschrieben von: stefanpaul65 7. Sep 2011, 18:32

ZITAT(stillermitleser @ 6. Sep 2011, 20:39) *
Dienten während des I. und II. Weltkrieges einzelne US-Bürger im kaiserlichen Heer und der Wehrmacht bzw. Waffen-SS?

Einzelne ja...http://de.wikipedia.org/wiki/American_Free_Corps

Geschrieben von: stillermitleser 7. Sep 2011, 19:06

Danke für die Info. xyxthumbs.gif Auf die Bezeichnung wäre ich nie gekommen.

Geschrieben von: Thomy 12. Oct 2011, 20:31

Ist es irgendwo geregelt, wie die NATO reagiert, wenn zwei Mitglieder eine kriegerische Auseinandersetzung haben (Türkei und Griechenland z.B.)?

Geschrieben von: jooogii 12. Oct 2011, 21:09

Meines Wissens gibt es da keine vertragliche Regeln, da die NATO ja ein Bündnis gegen einen äußeren Feind ist.
Es gab einige Konflikte zwischen Großbritannien und Island um Fischgründe/Kabeljau. Die USA wollten ein Austritt Islands aus der NATO bzw. Schließung von Stützpunkten verhindern und übten daher Druck auf England aus; das ganze wurde dann diplomatisch gelöst. Aber die NATO bzw. NATO-Gremien waren daran nicht beteiligt.

Geschrieben von: Schwabo Elite 21. Oct 2011, 10:54

Weiß jemand wann folgenden US Divisionen mit dem M1 Abrams und M2 Bradley ausgestattet wurden:

1st Cavalry Division
2nd Armored Division
5th Infantry Division

Meinen Angaben nach wurden die Divisionen nicht auf einmal ausgerüstet, waren aber 1989 komplett umgestellt. Mich interessiert das Jahr, wann die erste Brigade vollständig auf die neuen Typen umgestellt war. Bei der 5th Infantry Division brauche ich nur das Jahr für den M1, da 1989 der M113 wohl noch genutzt wurde.

Danke!

Geschrieben von: DemolitionMan 21. Oct 2011, 19:07

1st Cav: war eine der Testeinheiten, vollzog so von 81-83 die Umstellung.
2AD: die 3 Brig, 2AD (Fwd) bekam die M1 und M2 so um 84/85, der Rest stellte etwas später auf M1 um
5ID weiß ich grad nicht.

Geschrieben von: Schwabo Elite 24. Oct 2011, 13:30

Okay, das hilft schonmal etwas. Die 5ID stellte wohl 1988 um, so meine Recherchen. Die beiden 2AD Brigaden wären noch interessant.

Geschrieben von: stillermitleser 8. Nov 2011, 16:28

Ich bin schon seit längerer Zeit auf der Suche nach farbigen Abbildungen der Schufo-Uniform und der Dienstgradabzeichen des http://de.wikipedia.org/wiki/Reichsbanner_Schwarz-Rot-Gold, konnte aber leider bisher nichts im Netz finden. Sie soll, im Gegensatz zu den Uniformen der anderen Wehrverbände, recht "bunt" gewesen sein.

Kann mir hier vielleicht jemand helfen? Eine Abbildung der Dienstgradabzeichen würde mir auch schonmal reichen.

Bereits im voraus herzlichen Dank für eure Bemühungen smile.gif

Geschrieben von: stillermitleser 5. Feb 2012, 12:57

Ich habe einen kurze Frage zu den Deserteuren der syrischen Streitkräfte, von denen man immer wieder liest.

Sind das ganze Einheiten die da überlaufen (wie die schon in Libyen vorgekommen ist) oder handelt es sich um einzelne Soldaten?
Falls es sich um ganze Einheiten handelt, ist bekannt welche Einheiten übergelaufen sind?

Geschrieben von: Father Christmas 5. Feb 2012, 13:21

Teilweise laufen ganze Einheiten (Zugstärke ggf. höher) über. Welche dabei sind, weiß ich nicht.

Geschrieben von: mr.trigger 13. Jun 2012, 22:31

Hätte jemand Informationen woher die Türkei zwischen 1923 und 1945 ihr Waffen bezog? (Vielleicht sogar mit zitierbarer Quelle smile.gif )

Geschrieben von: kato 9. Sep 2012, 22:48

Die Bundesregierung hatte und hat für den Spannungs- und Verteidigungsfall eine strategische Transportreserve an LKWs, die sich aus Speditionen mit entsprechendem Bereitstellungsvertrag ergibt. Irgendwo im Internet fliegt der Umfang dieser Transportflotte (in Tonnen und Fahrzeugen) rum, aufgeschlüsselt nach Bundesländern. Der Gesamtumfang liegt, wenn ich mich richtig erinnere bei ca 1.000-1.500 bereitzustellenden Fahrzeugen und 15.000 bis 20.000 Tonnen Kapazität.

Mir ist nur leider der korrekte Name für diese strategische Reserve entfallen um diese ergoogeln zu können. Hätte den jemanden?

Geschrieben von: Dave76 10. Sep 2012, 09:09

^ Transportorganisation des Bundes (TOB):

http://www.bag.bund.de/cae/servlet/contentblob/11786/publicationFile/3248/Zivile_Notfallvorsorge.pdf

Geschrieben von: kato 10. Sep 2012, 19:16

Ah, danke!

Komisch, irgendwie hatte ich die Zahlen alle mit einer Null weniger im Kopf. Vermutlich wäre ich aber spätestens über das Verkehrssicherstellungsgesetz irgendwann selbst drauf gekommen...

Geschrieben von: kato 11. Sep 2012, 20:03

Gab es jemals in der Bundesrepublik seit 1949 auf Länderebene Bestrebungen von Politikern landeseigene Streitkräfte einzuführen?

(mit Ausnahme des bekannten Falls Bayerns, wo ca 1953 von einigen Politikern Anspruch auf ein eigenes nationales EVG-Kontingent erhoben wurde)

Geschrieben von: kato 20. Sep 2012, 07:09

Nimmt die Bundeswehr eigentlich wie früher noch 16jährige?

Geschrieben von: Nite 20. Sep 2012, 12:13

Also wir hatten ~2008 einen 17jährigen in unsere Kompanie bekommen.
Der hat dann Einverständniserklärungen von Mutti gebraucht dass er mit zum Schießen oder auf den Truppenübungsplatz darf... rofl.gif

Geschrieben von: kato 20. Sep 2012, 17:10

Ich frag hauptsächlich wegen der "bw adventure camp"-Werbung in der Bravo, mit Teilnahme ab 16. Die beiden "bw adventure camps" dieses Jahr finden beim GebJgBtl 232 und beim TakLwAusbKdo Decimomannu statt.

Wir hatten 1999/2000 zwei 16- und einen 17-jährigen in der Grundausbildung. Einer ist nach vier Wochen gegangen, der zweite hat den Wehrdienst durchgezogen, der dritte ist 2010 als HFw ausgeschieden.

Geschrieben von: HGAbaddon 20. Sep 2012, 17:19

Zu meiner Zeit gab es schon Besuchstage für Schüler bei der Bundeswehr. Ich hab das Gefühl, dass das nix anderes ist, nur reißerischer aufgemacht...

Geschrieben von: goschi 20. Sep 2012, 17:39

ZITAT(HGAbaddon @ 20. Sep 2012, 18:19) *
Zu meiner Zeit gab es schon Besuchstage für Schüler bei der Bundeswehr. Ich hab das Gefühl, dass das nix anderes ist, nur reißerischer aufgemacht...

Wir hatten doch in der Vergangenheit sicher zwei dutzend Threads wo Leute Schüler-Praktika bei der Bundeswehr machten, ich meine Eagle und evtl. auch Commander haben sowas mal gemacht, sdw nicht auch?
lange her, unendliche Tiefen des WHQ, erinnert sich sonst noch wer daran? biggrin.gif

Geschrieben von: Glorfindel 20. Sep 2012, 17:44

ich meinte HANS hat sowas gemacht.

Geschrieben von: Almeran 20. Sep 2012, 17:45

ZITAT(goschi @ 20. Sep 2012, 18:39) *
ZITAT(HGAbaddon @ 20. Sep 2012, 18:19) *
Zu meiner Zeit gab es schon Besuchstage für Schüler bei der Bundeswehr. Ich hab das Gefühl, dass das nix anderes ist, nur reißerischer aufgemacht...

Wir hatten doch in der Vergangenheit sicher zwei dutzend Threads wo Leute Schüler-Praktika bei der Bundeswehr machten, ich meine Eagle und evtl. auch Commander haben sowas mal gemacht, sdw nicht auch?
lange her, unendliche Tiefen des WHQ, erinnert sich sonst noch wer daran? biggrin.gif

Hier, ich, in der 11. Klasse bei den Heeresfliegern in Laupheim. Weiß aber nicht mehr ob ich deswegen einen Thread erstellt habe wink.gif

Geschrieben von: kato 20. Sep 2012, 18:06

Gut, Truppenpraktikanten hatten wir auch einen. War das einzige mal, dass wir auf der Schießbahn in Deckung gegangen sind, weil einem vom "überraschenden" Rückschlag die Arme samt Pistole in die Luft gerissen wurden...

ZITAT(HGAbaddon @ 20. Sep 2012, 18:19) *
Ich hab das Gefühl, dass das nix anderes ist, nur reißerischer aufgemacht...

Nicht wirklich reißerischer - subtiler. Jede "Anzeige" auf dieser Seite (als Zusammenfassung) ist eine für die "adventure camps":
http://www.bravo.de/specials/bw/adventure-camps

Geschrieben von: mr.trigger 17. Oct 2012, 20:23

Da ich immer wieder auf Photos von Wehrmachtsoldaten in Breeches stoße, aber bisher noch keine Regelmäßigkeit feststellen konnte, würde es mich interessieren welchen Regel das Tragen dieser Hosen unterlag?

Geschrieben von: Nite 17. Oct 2012, 21:30

Breeches waren Teil des Dienstanzugs für Feldwebel und Offiziere, wobei im Feld zum Teil auch Standard-Uniformhosen getragen wurden.

Geschrieben von: mr.trigger 17. Oct 2012, 22:53

Danke! xyxthumbs.gif

Geschrieben von: mr.trigger 10. Nov 2012, 11:55

Unterliegt die Rüstungsindustrie in anderen EU-Staaten eigentlich ähnlichen politischen Auflagen wie in Deutschland?

Geschrieben von: kato 10. Nov 2012, 15:43

Im Bezug auf Export etc?

Insgesamt gibt es für Mitgliedsländer der Europäischen Union eine 2008 formulierte sogenannte "Gemeinsame Position", die allen Mitgliedsländern mit Deutschland vergleichbare politische Auflagen hierfür auferlegt. Und dazu auch noch auferlegt, dass sich die Mitgliedsländer untereinander absprechen müssen, wenn das Zielland nach einem Exportverbot versucht bei einem anderen Mitglied dasselbe Zeug einzukaufen.


Als Beispiel die Umsetzung politischer Auflagen in Frankreich:

Dort werden entsprechende Entscheidungen durch den Premierminister getroffen, dem dabei das CIEEMG-Kommittee vorher hierzu Empfehlungen bezüglich des Ziellandes ausspricht. Die CIEEMG bestehen aus dem Generalsekretär für Nationale Verteidigung, sowie dem Auswärtigen-/Europaministerium, Wirtschaftsministerium und dem Verteidigungsministerium. Die CIEEMG spricht dabei sowohl allgemeine Empfehlungen aus als auch situationsspezifische anhand der Existenz von Embargos, Menschenrechtsverletzungen, Konflikten/Kriegen etc des Ziellandes. Jeder Export wird dabei zweimal bewertet und kann auch abgelehnt werden, einmal bei der Unterzeichnung von Verträgen durch französische Militärindustriebetriebe (müssen durch den Generalsekretär für nationale Verteidigung als Vertreter von Regierung und Premierminister abgesegnet werden), und einmal beim tatsächlichen Export (für den der Zollministeriale als Vertretung des Premierministers auf Basis der Entscheidung des CIEEMG-Kommittees eine Exportgenehmigung erteilen muß).


Geschrieben von: mr.trigger 10. Nov 2012, 23:26

xyxthumbs.gif Vielen Dank, genau das was ich gebraucht habe. smile.gif

Geschrieben von: mr.trigger 1. Jan 2013, 16:14

Hat wer eine Quelle zur Hand über die Größe der britischen und französischen Streitkräfte zwischen 1945 und 1958? Gesamtzahlen ohne Teilstreitkräfte würden mir absolut reichen. Ich möchte einfach schauen wie sich die Armeen in der Frühphase der EU-Integration entwickelt haben.

Geschrieben von: ramke 1. Jan 2013, 20:57

ZITAT(kato @ 20. Sep 2012, 18:06) *
Gut, Truppenpraktikanten hatten wir auch einen. War das einzige mal, dass wir auf der Schießbahn in Deckung gegangen sind, weil einem vom "überraschenden" Rückschlag die Arme samt Pistole in die Luft gerissen wurden...

ZITAT(HGAbaddon @ 20. Sep 2012, 18:19) *
Ich hab das Gefühl, dass das nix anderes ist, nur reißerischer aufgemacht...

Nicht wirklich reißerischer - subtiler. Jede "Anzeige" auf dieser Seite (als Zusammenfassung) ist eine für die "adventure camps":
http://www.bravo.de/specials/bw/adventure-camps


Unsere Praktikanten die ich betreuen durfte, durften nicht mal ein Magazin in der Hand halten. Befehl vom Chef. Kein Wunder, dass die sich ab da fortan nicht mehr weiter interessiert haben. Aber die Grüne Ausbildung mit geliehener Ausrüstung, die durften sie mit machen.

Geschrieben von: sdw 1. Jan 2013, 22:42

ZITAT(goschi @ 20. Sep 2012, 17:39) *
sdw nicht auch?


tock.gif

Never ever... noch net mal den Gedanken daran verschwendet jemals... ich hatte und habe da andere Beziehungen, mit denen man mehr mitkriegt als bei einem Schülerpraktikum. biggrin.gif

Geschrieben von: Almeran 17. Jan 2013, 22:55

Habe gerade auf reddit eine mir etwas unwahrscheinlich erscheinende Story gelesen. Grob: Die USA hatten im Kalten Krieg Kampfschwimmer im Einsatz, die regelmäßig in russischen Häfen Schiffe durch Haftminen ausgeschaltet haben und dabei ging auch das ein oder andere schief (http://www.reddit.com/r/AskReddit/comments/16r2rx/whats_a_secret_you_have_sworn_never_to_tell_but/c7ynocy)

Kann da was dran sein? Es würde ja auffallen, wenn der sowjetischen Marine plötzlich im Hafen die Schiffe um die Ohren fliegen. Ich habe davon noch nie etwas gehört, vllt weiß ja jemand was.

Geschrieben von: stillermitleser 10. Feb 2013, 18:50

ZITAT(kato @ 20. Sep 2012, 07:09) *
Nimmt die Bundeswehr eigentlich wie früher noch 16jährige?


Mit Einverstädnis der/des Erziehungsberechtigten kann man sich mit Vollendung des 17 Lebensjahres freiwillig zur Bundeswehr melden.
Wurde durch die UNO in der Vergangenheit schon kritisiert.
http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Kindersoldaten/bundeswehr.html

ZITAT
Nimmt die Bundeswehr Minderjährige in ihre Reihen auf?

Ja, jährlich werden mehrere hundert 17jährige Jungen und Mädchen in die Bundeswehr aufgenommen, die sich freiwillig dafür gemeldet haben. Dies widerspricht dem Prinzip der UN-Kinderrechtskonvention, nach dem alle Menschen unter 18 Jahren Kinder sind und besonderen Schutz und besondere Rechte genießen - die Kinderrechte also. Damit ist der Dienst im Militär unvereinbar. Doch westliche Regierungen, darunter Deutschland, haben eine Ausnahmeregelung im betreffenden Zusatzprotokoll der Konvention von 2002 erwirkt, nach der staatlichen Armeen die Rekrutierung von über 16jährigen Freiwilligen unter bestimmten Bedingungen erlaubt ist. Die allermeisten Staaten halten sich dennoch freiwillig an die Grenze von 18 Jahren. Daß Deutschland dazu nicht bereit ist, ist aus unserer Sicht und auch aus der Sicht des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes bedauerlich, denn es weicht den 18-Jahres-Standard für Kinderrechte auf.


Quelle: Interview: Michael Schulze von Glaßer junge Welt, 5. August 2009

Geschrieben von: Schwabo Elite 10. Feb 2013, 18:54

16 war's nie, soweit ich mich erinnere.

Geschrieben von: jooogii 26. Feb 2013, 20:58

Mal ne Frage zu den Wahlen in Italien: Wie kommt es dazu, dass in den zwei Parlamentskammern unterschiedliche politische Lager die Mehrheit haben?

Ich hab mir den Wikipediaartikel zum italienischen Wahlrecht durchgelesen; werde daraus aber nicht richtig schlau.
Haben die Italiener etwa beim Senat eine andere Partei gewählt, als bei der Abgeordnetenkammer? Einen Wähler in Deutschland, der als Erststimme einen SPD-Kandidaten wählt und als Zweitstimme die CDU, kann ich ja verstehen, aber wie kommt dieses unterschiedliche Wahlergebnis in Italien zustande?

Edit: Könnte es eine Folge des unterschiedlichen Wahlalters sein? Abgeordnetenkammer ab 18 und Senat ab 25 Jahren aktives Wahlrecht?

Geschrieben von: mr.trigger 26. Feb 2013, 21:26

Es hat verschiedene Faktoren. Das italienische Wahlrecht allgemein und das für den Senat insbesondere sind etwas ungewöhnlich. Vereinfacht gesagt ist es so, dass im Senat höhere Hürden bestehen und die verhältnismäßig stärkste Partei unverhältnismäßig viele Stimmen bekommt, das System liegt irgendwo zwischen Mehrheits- und Verhältnissytem. Dann addiere noch Wahlalter, Koalitionshürden, etc. und du bekommst ein Ergebnis wie von gestern.

Geschrieben von: Almeran 26. Feb 2013, 21:28

ZITAT(jooogii @ 26. Feb 2013, 20:58) *
Mal ne Frage zu den Wahlen in Italien: Wie kommt es dazu, dass in den zwei Parlamentskammern unterschiedliche politische Lager die Mehrheit haben?

Ich hab mir den Wikipediaartikel zum italienischen Wahlrecht durchgelesen; werde daraus aber nicht richtig schlau.
Haben die Italiener etwa beim Senat eine andere Partei gewählt, als bei der Abgeordnetenkammer? Einen Wähler in Deutschland, der als Erststimme einen SPD-Kandidaten wählt und als Zweitstimme die CDU, kann ich ja verstehen, aber wie kommt dieses unterschiedliche Wahlergebnis in Italien zustande?

Edit: Könnte es eine Folge des unterschiedlichen Wahlalters sein? Abgeordnetenkammer ab 18 und Senat ab 25 Jahren aktives Wahlrecht?



Die Abgeordnetenkammer wird national, der Senat regional gewählt, die stärkste Kraft bekommt jeweils (national für Abgeordnete, regional für Senatoren) einen Bonus und erhält 55% der zu vergebenen Sitze, sollte ihr Ergebnis unter 55% liegen.

Im Jahr 2013 lag Mitte-Links (Bersani) national mit 29,54% vor Mitte-Rechts (Berlusconi) mit 29,18%. Dank des schicken Bonus erhält Mitte-Links aber 55% der Sitze in der Abgeordnetenkammer. Regional sah das ähnlich aus, mit beiden Parteien um die 30%. Es gibt hier allerdings auch nur regionale Boni (stärkste Partei bekommt 55% der Senatssitze dieser Region), die sich entsprechend ausgleichen. Somit haben beide großen Bündnisse 117 Sitze im Senat. Im Abgeordnetenhaus haben wir also eine klare Mehrheit für Mitte-Links, im Senat sind beide Fraktionen gleich stark. Jetzt kommt es darauf an was die drittstärkste Kraft, angeführt von einem Komiker, mit ihren 54 Senatssitzen aus 23% bekommt. Der krasse Unterschied (54 Sitze für 23% der Stimmen, 117 Sitze für ~30% erklärt sich über die regionalen Boni, die wohl am häufigsten den großen Koalitionen zugefallen sind).

Ich bin weder Experte für Wahlrecht oder Italien, habe aber zumindest 3 Jahre Politikwissenschaft studiert. Den Beitrag hier habe ich mir aus den Wiki-Artikeln zum Wahlrecht sowie zur Wahl 2013 zusammengereimt, kann dafür also keine Garantie übernehmen.

Geschrieben von: Fausti85 26. Feb 2013, 21:28

bla bla bla ich war zu langsam.


Geschrieben von: Freestyler 6. Aug 2013, 11:50

Eine Frage, die immer wieder mal im Zusammenhang mit (De-)Kolonialisierung, insbesondere in Afrika, auftaucht: Wie hoch war der Einfluss der Kolonialherrschaft bei der Ausprägung der ethnischen / tribalen Strukturen? Der deutsche http://de.wikipedia.org/wiki/Hutu vertritt den Ansatz, dass die belgischen und deutschen Kolonialherren aus einer sozialen Struktur Stämme gebildet hätten:

ZITAT
In vorkolonialer Zeit gab es in Ruanda und Burundi ein Nebeneinander der sozialen Gruppen der Tutsi, Hutu und Twa, deren Sozialstruktur sich in dieser Rangfolge über den sozialen Status ergab. Während die Tutsi überwiegend Viehzüchter waren und die Twa als Jäger und Sammler lebten, betrieben die Hutu vornehmlich Landwirtschaft und stellten die Mehrheit der Bevölkerung. Eine vertikale Durchlässigkeit zwischen den sozialen Gruppen war gegeben; beispielsweise durch den Erwerb von Vieh war sozialer Aufstieg möglich. Alle drei Gruppen sprechen Kinyarwanda.
Erst während der Kolonialherrschaft Deutschlands (bis 1916) und des Völkerbundsmandats Belgiens (ab 1923) über Ruanda wurde der Zugehörigkeit von Menschen zu den Gruppen der Hutu, Tutsi oder Twa eine ethnische Bedeutung zugeschrieben. Die Einteilung in (vermeintliche) Ethnien und das Bilden einer herrschenden Volksgruppe als Oberschicht dienten den Kolonialherren zur Organisation der Kolonialverwaltung im Sinne der von Deutschen und Belgiern praktizierten indirekten Herrschaft. 1934 galt als ein Kriterium für die Zuordnung zu den Hutu oft der Besitz von unter zehn Rindern. Häufig legten die Behörden die Zugehörigkeit zu einer Gruppe auch nach dem Aussehen der Menschen fest.

Der englische Wikipedia-Artikel zur http://en.wikipedia.org/wiki/Origins_of_Tutsi_and_Hutu ist dagegen wesentlich differenzierter (und ich tendiere auch eher dieser differenzierten und politisch weniger aufgeladenen Aussage zu glauben):

ZITAT
Ugandan scholar Mahmoud Mamdani identifies at least four distinct foundations for studies that support the "distinct difference between Hutu and Tutsi" school of thought: phenotype, genotype, cultural memory of inhabitants of Rwanda, and archeology/linguistics. Most political scientist have formed a consensus, there is no difference between Hutus or Tutsis. Both groups share the same culture, language, history and religion. The only difference is an artificially forced schism equivalent to a class divide or cast system.

Hat jemand zu dieser ganzen Thematik eine wissenschaftliche Ausarbeitung, die einen Überblick über diese Frage gibt? Aktueller Anlass war eine Aussage eines Dozenten, dass die Ausdifferenzierung zwischen Zulus und Xhosa in Südafrika, einschließlich unterschiedlicher Sprachen, eine Folge der Kolonialisierung wäre...

Geschrieben von: sailorGN 6. Aug 2013, 15:13

Oha, da war mal was...

Hab jetzt "nur" einen pseudoethnologischen Reisebericht aus den 50igern hier, aber daraus geht hervor, dass die Xhosa einen auffallend anderen Dialekt gegenüber anderen Bantus haben... dabei fallen die Klicklaute auf, die so woanders nicht vorkommen... aber ich glaube das Buch ist nicht zitierfähig.

Geschrieben von: kato 6. Aug 2013, 15:37

Probiers mal mit

Bürgerkrieg und Völkermord in Ruanda. Ethnischer Klassenkonflikt und Bevölkerungswachstum
Dießenbacher, Hartmut
Aus Politik und Zeitgeschichte : APuZ Vol. 44, No. 31 (1994), p. 14-23

Edit: Oder, wenn mans findet:

Le genocide des Rwandais tutsis: trois questions d'histoire
Vidal, Claudine
Afrique contemporaine; avr.-juin 95, Vol. 174, p8-20

Geschrieben von: Nite 6. Aug 2013, 16:44

ZITAT(sailorGN @ 6. Aug 2013, 16:13) *
Oha, da war mal was...

Hab jetzt "nur" einen pseudoethnologischen Reisebericht aus den 50igern hier, aber daraus geht hervor, dass die Xhosa einen auffallend anderen Dialekt gegenüber anderen Bantus haben... dabei fallen die Klicklaute auf, die so woanders nicht vorkommen... aber ich glaube das Buch ist nicht zitierfähig.

Was so auch nicht stimmt.
Mal davon abgesehen dass sametliche Nguni-Sprachen (Xhosa, Swazi, Zulu, Sotho, Ndebele) so eng miteinander verwandt sind dass die Sprecher einander verstehen koennen, so sind auch in saemtlichen Auspraegungen dieser Sprachfamilie Klicklaute enthalten.
Lediglich der Grad der Nutzung von Klicklauten innerhalb der einzelnen Sprachen variiert betraechtlich.

Geschrieben von: sailorGN 6. Aug 2013, 19:13

Alles klar, wie gesagt, nicht das aktuellste Werk hier.

Geschrieben von: Father Christmas 6. Aug 2013, 21:06

Keine Ahnung ob ichs aus Dallaires "Shaking hands with the devil" oder einem anderen UN-hat-versagt-Buch hab, Die Belgier sollen die Hutus und Tutsies aber nach ihrer Körpergröße sortiert haben. Hochgewachsen Tutsi, eher nicht hochgewachsen Hutu. Neben Veranlagung, spielt natürlich auch die Ernährung eine Rolle, ob jemand wächst oder nicht...

Egal.

Geschrieben von: xena 6. Aug 2013, 22:51

Wundern würde es mich wirklich nicht, wenn der Konflikt auf die Kolonasition zurück geht, in dem man ziemlich naiv einfach entsprechende Leute zu einer Gruppe zählte und andere zu einer anderen und sich das System bis heute gehalten hat. Es ist schon traurig genug, dass diese Völker heute nicht in der Lage sind sich aus diesen Zwängen zu befreien.

Geschrieben von: mr.trigger 7. Aug 2013, 10:52

Hast du schon mal Ashcroft, Griffiths, Tiffin:The Post-colonial Studies Reader (London/New York 2006) durchgeblättert? Ist zwar allgemeiner gehalten aber es könnte sich was finden.

Geschrieben von: Freestyler 8. Aug 2013, 13:46

ZITAT(xena @ 6. Aug 2013, 23:51) *
Wundern würde es mich wirklich nicht, wenn der Konflikt auf die Kolonasition zurück geht, in dem man ziemlich naiv einfach entsprechende Leute zu einer Gruppe zählte und andere zu einer anderen und sich das System bis heute gehalten hat. Es ist schon traurig genug, dass diese Völker heute nicht in der Lage sind sich aus diesen Zwängen zu befreien.

Bei derartig komplexen Sachverhalten sind monokausale Erklärungen aber selten zutreffend. Ich zweifle nicht daran, dass die Kolonialherrschaft ethnische Gegensätze nochmal verschärft hat, aber die komplette Konstruktion ethnischer Gruppen ohne Grundlage halte ich für zu weit hergeholt. Insbesondere wenn die Erklärung, wenn so zutreffend, politisch aufgeladen ist und ermöglicht, die ethnischen Gegensätze der Kolonialherrschaft zuzuschreiben und damit Verantwortung abzuwälzen.

Edit: Hat jemand Zugriff auf den von Kato geposteten Artikel von Hartmut Dießenbacher und könnte den einscannen? Mein Zugang zu deutschsprachiger Literatur ist grade etwas eingeschränkt und die BPB hat die Ausgabe online nicht verfügbar...

Geschrieben von: mr.trigger 13. Jan 2014, 02:07

Sind Truppenstärke für BW und NVA für 1989 mit 495 000 bzw. 155 000 korrekt?

Geschrieben von: Stormcrow 13. Jan 2014, 11:58

Für die BW gibt PCallahans OrBat 1989 494.300 Mann an, die 1989er Auflage von Die Streitkräfte der NATO auf dem Territorium der BRD 487.000.

Für die NVA habe ich keine aktuellen Zahlen gefunden (DemolitionMans OrBat ist leider nicht mehr verfügbar gewesen), ich habe aber von ~175.000 Mann für 1986 gehört, insofern scheint mir Deine Zahl nicht unwahrscheinlich zu sein.

Geschrieben von: mr.trigger 13. Jan 2014, 15:38

xyxthumbs.gif Danke

Geschrieben von: xena 13. Jan 2014, 17:30

Military Balance sagt zur DDR 179.000 Mann, davon 94.500 Wehrdienst leistende.
Für die BRD sagt Military Balance 485.800 Mann, davon 228.850 Wehrdienst leistende. Darin sind auch alle Militärangehörige in den Ministerien und anderen Organisationen, was für die DDR hingegen nicht so klar ist.

Geschrieben von: kato 20. Jan 2014, 19:47

Im http://www.fbg.de/Jahresabschluss2011.htm der FBG ist zu lesen:


so dass die tatsächlich transportierte und abgegebene Gesamtmenge wieder in der Größenordnung der verfügbaren Kapazität lag.
[...]
Insgesamt waren die transportierten und abgegebenen Mengen mit ca. 5,92 Mio. m³ zwar leicht rückläufig.


Läßt sich hieraus die Gesamtkapazität der Tanklager der FBG ablesen? Die Tanquid hat in den von der IVG übernommenen Lagern 2,72 Mio m³ Lagerkapazität, wobei diese nicht alle, aber in der Kapazität überwiegend per Pipeline erschlossen sind. Hieße dies, die FBG sowie weitere an das (nationale) Pipelinenetz angeschlossene Firmen* verfügen über mindestens weitere rund 3,2 Mio m³ Lagerkapazität? Welche Tanklager (außer den NATO-Tanklagern und bekannten wie Farge) betreibt die FBG überhaupt noch selbst?

Die NATO zeigt http://www.nato.int/nato_static/assets/pdf/pdf_2009_01/20091109_ceps_2009.pdf an die CEPS angeschlossene Tanklager inkl. "nationaler" Tanklager auf, Stand 2009 - ist dies noch aktuell?

Zweite Frage: Wie siehts eigentlich mittlerweile mit der vor ca 8 Jahren mal angedachten CEPS-Anbindung des 1500 m³ Tanklagers der Shell am Flughafen Hahn aus?


* z.B. Oiltanking in Honau mit 245t m³

Geschrieben von: Father Christmas 20. Jan 2014, 20:57

Bremen-Farge ist geschlossen.
Ich versuch grad im Zuge eines "Betriebsausflugs" mal eine Führung zu bekommen, bei dem ganzen 'Ärger' mit dem Umweltschutz vor Ort, wird das aber eher nichts werden.

Geschrieben von: Stormcrow 22. Jan 2014, 01:42

Durch den Mali-Thread: Gibt es eigentlich eine Regelung für die Zeiten, in denen die EU-Battlegoups "vakant" sind?
Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/EU_Battlegroup#Einsatzperioden.

Geschrieben von: General Gauder 20. Feb 2014, 22:41

Gibt es eigentlich irgendwo eine Auflistung der eingesetzten Divisionen bei der Niederschlagung des Prager Frühling seitens der Warschauervertrags Staaten?

Geschrieben von: reznik 17. Jun 2014, 07:50

Grüß Euch,

kennt jemand eventuell eine Auflistung, in der die Anzahl aller im Zweiten Weltkrieg eingesetzten Soldaten und alle eingesetzten Panzer, Flugzeuge und Schiffe sowie deren Verluste enthalten sind? Habe etwas in der Art noch nicht gefunden, abgesehen von den Verlusten an Menschen.

Geschrieben von: Nightwish 14. Jul 2014, 20:08

Gibt es außer dem "er bietet dem imperialistischen Westen die Stirn und wollen Frieden"-Gebrabbel irgendwelche grundlegenden politischen Gründe für die "Solidarität mit Bashar Al-Assad und dem syrischen Volk"-Bekenntnisse im rechten Lager?

Mit Saddam waren sie ja auch solidarisch und mit den Palästinensern sind sie es ja auch immer mal. Wobei da der anti-israelische Aspekt da eine deutliche Rolle spielt. Bei Assad wäre der ja relativ weit hergeholt. Oder?

Gruß

Nightwish

Geschrieben von: Schwabo Elite 14. Jul 2014, 20:22

ZITAT(Nightwish @ 14. Jul 2014, 21:08) *
Gibt es außer dem "er bietet dem imperialistischen Westen die Stirn und wollen Frieden"-Gebrabbel irgendwelche grundlegenden politischen Gründe für die "Solidarität mit Bashar Al-Assad und dem syrischen Volk"-Bekenntnisse im rechten Lager?

Mit Saddam waren sie ja auch solidarisch und mit den Palästinensern sind sie es ja auch immer mal. Wobei da der anti-israelische Aspekt da eine deutliche Rolle spielt. Bei Assad wäre der ja relativ weit hergeholt. Oder?


Im Gegenteil, Syrien war und ist der Hauptakteur staatlicher anti-Israel-Politik im Nahen Osten. Seit Ägypten auf Friedenskurs ging, Jordanien praktisch mitzog und Irak anfing andere benachbarte Länder anzugreifen, hat sich vor allem Syrien und den Assads durch die Kooperation mit den Palästinensern hervorgetan (Stichwort: Hisbollah). Schwerer als der gemeinsame Standpunkt gegen Israel dürfte aber die gesamtpolitische Ausrichtung auf sozialistisch-nationalistische Staaten mit einer autokratischen Struktur wiegen. Die Baath-Bewegung ist im Prinzip eine arabische Variante des ethnozentrischen Führerstaates, wie er Europa und die Türkei von den 1920ern bis in die 1940er (und darüber hinaus, s. Spanien) regiert hat. Das ist in Syrien natürlich eine Farce, weil man gerade dort immer wieder das friedliche Zusammenleben aller religiösen und ethnischen Gruppen betont hat. Aber der Anspruch einen sozialistischen Nationalstaat zu schaffen, der von einem mächtigen Präsidenten geführt wird, besteht trotzdem.

Ich weiß nicht, ob die Rechten so weit denken, oft reicht ein "anti-Europa" oder "anti-Amerika" ja bereits aus. Vor allem in Kombination mit "anti-Israel". Im Syrischen Bürgerkrieg kommt noch dazu, dass die zögerliche Haltung westlicher Staaten in der Tat zum Konflikt beigetragt haben dürfte. Zumal Assad sehr früh von "ausländischen und islamistischen Einflüssen" gesprochen hat. Da sich dies nun seit geraumer Zeit bewahrheitet hat, können Assad-Befürworter für sich verbuchen "es gewusst zu haben" etc. pp.

Geschrieben von: Nightwish 14. Jul 2014, 20:38

Danke für deine umfassenden Ausführungen. Mir war, ohne das geprüft zu haben, in Erinnerung, dass Assad eher als eine vermittelnde Kraft in der Gegend gesehen wurde. Auch, oder gerade weil er Einfluss auf die Palästinenser hat.


ZITAT
Ich weiß nicht, ob die Rechten so weit denken, oft reicht ein "anti-Europa" oder "anti-Amerika" ja bereits aus. Vor allem in Kombination mit "anti-Israel". Im Syrischen Bürgerkrieg kommt noch dazu, dass die zögerliche Haltung westlicher Staaten in der Tat zum Konflikt beigetragt haben dürfte. Zumal Assad sehr früh von "ausländischen und islamistischen Einflüssen" gesprochen hat. Da sich dies nun seit geraumer Zeit bewahrheitet hat, können Assad-Befürworter für sich verbuchen "es gewusst zu haben" etc. pp.


Ein komplexes Begründungsgerüst von rechter Seite hatte ich auch nicht erwartet. Es war mir nur auf den ersten Blick weniger verständlich, als "Solidarität mit den Palästinensern".

Gruß

Nightwish

Geschrieben von: Schwabo Elite 25. Feb 2015, 17:06

Hat jemand zufällig eine Liste zur Hand, wieviele ausgemusterte Fahrzeuge (KPz, SPz etc.) die Bundeswehr noch in Depots liegen hat, bzw. die unverschrottet und (theoretisch) reaktivierbar noch gelagert sind?

Geschrieben von: schießmuskel 25. Feb 2015, 19:14

http://www.welt.de/wirtschaft/article131724549/Panzer-Schnaeppchenjagd-im-Bundeswehr-Depot.html

Leider keine detaillierte Liste, aber ein Artikel der sich mit dem Thema befasst. Dort ist die rede von 9000 Fahrzeugen von denen 70% einsatzbereit sind. bis 2017 soll die zahl auf 13000 steigen.

Geschrieben von: Schwabo Elite 25. Feb 2015, 22:21

Danke, den kenn ich. Leider eben keine Details. Und nicht ganz klar, ob da auch Pkw dazugehören. Immerhin zählen sie auch Schlafsecke bei Welt. wallbash.gif

Geschrieben von: schießmuskel 25. Feb 2015, 23:02

Man kann ja mal grob erfassen was vor 20 Jahren so an gepanzerten Fahrzeugen im Bestand war.

Ca.
2000 Leopard 2
2000 Leopard 1
2000 Marder
1000 Fuchs
1000 Jaguar
4000 m113
400 Gepard
400 Luchs
400 m109
250 Mars
200 Roland

Das macht ca. 13500 wenn man davon ausgeht, das mindestens die Hälfte verkauft oder verschrottet ist, dürften noch gut an die 5000+ Geräte vorhanden sein.

Geschrieben von: Schwabo Elite 26. Feb 2015, 00:17

Mir ging es um belegbare und belastbare Zahlen, keine Fantasieprodukte. Wieviel je angeschafft wurde weiß ich selbst. Dafür gibt es IISS-Berichte.

Geschrieben von: kato 26. Feb 2015, 06:14

Der jährliche UNODA-Bestandsbericht wird da das einzige sein, was du ohne eine Geheimhaltungsklassifizierung kriegen wirst. Jeweils mit Stand Ende des vergangenen Jahres, Aktualisierung für Ende 2014 erfolgt so gegen Juli diesen Jahres.

http://www.un.org/disarmament/convarms/Register/

Ungepanzerte Fahrzeuge sowie gepanzerte Nicht-Gefechts-Fahrzeuge sind hierin nicht vermerkt. Wenn man von den alten, damals von GeoPowers geleakten, BwPlänen ausgeht, sollten diese im Bereich 7.000-8.000 aktive Fahrzeuge liegen (vor der Transformation sah die Ausplanung um die 6.500 Endziel nach Reduzierung für ca jetzt vor, wobei da sowas wie die Eagle nicht drin sind; 2003 warens ca 22.000), was vermutlich ganz gut - inklusive gepanzerten Fahrzeugen - mit den 9.000 derzeit HIL-betreuten Fahrzeugen zusammenpasst.

BwFuhrparkService, also PKWs, würde ich bei diesen Zahlen eher außen vor sehen (werden deren Fahrzeuge durch die HIL betreut?).

Reservebestände ungepanzerter Fahrzeuge wird es praktisch nicht geben, außer dem was halt grad die VEBEG verschleudert. Bei denen stehen ja teilweise die letzte Zeit Unimogs und MANs schon fast bataillonsweise drin.

Geschrieben von: schießmuskel 26. Feb 2015, 08:32

ZITAT(Schwabo Elite @ 26. Feb 2015, 00:17) *
Mir ging es um belegbare und belastbare Zahlen, keine Fantasieprodukte. Wieviel je angeschafft wurde weiß ich selbst. Dafür gibt es IISS-Berichte.


Wenn du belastbare zahlen und Bestandslisten willst, musst du dich an Verteidigungsministerium wenden. Hier kann man entweder auf öffentliche Quellen zurückgreifen oder bekannte zahlen zugrundelegen und subtrahieren.

Wie du siehst war meine Rechnung sogar ziemlich akkurat.

Geschrieben von: Schwabo Elite 26. Feb 2015, 10:42

@kato
Danke, mir ging es um die gepanzerten Fahrzeuge. Den Link zu UNODA hab ich per PN bekommen. smile.gif

Geschrieben von: Schwabo Elite 26. Feb 2015, 10:51

ZITAT(schießmuskel @ 26. Feb 2015, 08:32) *
ZITAT(Schwabo Elite @ 26. Feb 2015, 00:17) *
Mir ging es um belegbare und belastbare Zahlen, keine Fantasieprodukte. Wieviel je angeschafft wurde weiß ich selbst. Dafür gibt es IISS-Berichte.


Wenn du belastbare zahlen und Bestandslisten willst, musst du dich an Verteidigungsministerium wenden. Hier kann man entweder auf öffentliche Quellen zurückgreifen oder bekannte zahlen zugrundelegen und subtrahieren.

Wie du siehst war meine Rechnung sogar ziemlich akkurat.


Deine Rechnung war keine Rechnung, sondern ein raten, weil Du keine Quellen angibst und wahllos mit Prozenten und Zahlen arbeitest. wink.gif Und belastbare Zahlen kriegt man durch Recherchen. Dazu muss man wissen, wo man sucht, wie kato und PNs gezeigt haben. Das BMVg würde mir nur die gleichen Zahlen nennen, da ich keine Clearnce besitze. wink.gif

Geschrieben von: 400plus 8. Apr 2015, 10:11

Keine Ahnung, ob ich hier richtig bin, aber ich versuch's mal wink.gif Lese gerade ein wenig über die Schlacht von Kursk 1943. Der Angriff traf die Sowjets ja genau da, wo sie es erwartet hatten, und ihr Gegenangriff an quasi der gesamten Ostfront begann relativ bald, nachdem die deutsche Offensive ins Stocken geraten war. Das war wohl genauso geplant, denn immerhin hatten sie von Mai-Juli keine größeren Operationen unternommen, während "Zitadelle" immer wieder verschoben wurde. Weiß jemand, ob es sowjetische Pläne für den Fall gab, dass gar keine deutsche Offensive gekommen wäre? Hätte Stalin auch bis August/September/... gewartet? Oder gab es klare Vorgaben, nur bis zu einem gewissen Zeitpunkt zu warten und dann selbst den ersten Angriff durchzuführen?

Geschrieben von: sailorGN 8. Apr 2015, 11:14

Die grundsätzliche operative Bedeutung des Bogens war beiden Seiten bewusst... daher auch der massive Ausbau auf sowj. Seite und die Bereitstellung der "Steppen"Front als operative Reserve. Es gab bereits im Februar einen Versuch der Zentralfront (nördlicher Abschnitt des Bogens) nach Norden gegen Orel vorzustossen, was misslang. Nach den dt. Angriffen gab es sowohl am Nordansatz als auch im Süden Offensiven der RA ("Kutusow" und "Rumiantsew"). Gemäß einem Stavkabefehl aus dem März 43 war keine Offensive vorgesehen, ohne dass es zuvor einen Angriff gab. Ziel war es, die dt. Kräfte zu binden, auszudünnen und anschliessend durch Gegenoffensiven zu schlagen. Im Grunde eine Kopie von "Saturn" (Stalingrad), nur in einem noch größeren Gebiet.

Die ganze Planung war auf die Abwehr eines Angriffes ausgerichtet, worauf Gegenoffensiven von bis zu drei Fronten erfolgen sollten. Die Bindung, Kesselung und damit Vernichtung bedeutender (Offensiv)Verbände der Wehrmacht war das Ziel, wobei ab Juli auch massiv die Partisanen eingebunden wurden... Mit dem "Schienenkrieg" sollte der Rückzug der Verbände vor allem im Norden am Rückzug gehindert werden. Sowohl der Schienenkrieg als auch die Gegenoffensive im Norden begannen am 12. Juli. Daran ist auch zu erkennen, dass eine alleinige Offensive ohne vorherigen Angriff nicht geplant war, weil man ja sonst die Partisanen genutzt hätte VOR der Offensive die Logistik der Deutschen zu schwächen...

Geschrieben von: 400plus 8. Apr 2015, 12:04

Ja, das ist mir bewusst, aber die Frage ist eben: Wie lange hätte man auf den deutschen Angriff gewartet? "Zitadelle" wurde ja mehrfach verschoben, was wenn im August immer noch kein Angriff erfolgt gewesen wäre?

Geschrieben von: sailorGN 8. Apr 2015, 13:07

Das ist eine wirkliche "was wäre, wenn..." Frage, da den Russen sehr wohl bekannt war, was die Deutschen planten: Zum einen gab es Hinweise von den Briten, die Infos aus "Ultra" (was nicht nur Marine-, sondern vor allem LuftwaffenInfos umfasste) weitergaben. Zweitens (und wichtiger) gab es noch den Spionagering Luzy, über den die Info bereits im Juni bzw. 1 Juli nach Russland gelangte. Darüber hinaus gab es eine Menge anderer Quellen im taktischen Bereich (Von Kommunikationsanalyse über Gefangene/Überläufer bis hin zu Partisanen und Agentennetzen im besetzen Teil Russlands), welche den Aufmarsch bestätigten.

Edit: Einen Befehl mit "Nicht später als" wird man nicht finden, soviel Initiative wurde selbst Frontkommandeuren nicht zugestanden. Die Order kamen idR von Stavka, bei wirklich wichtigen Offensiven (wie bspw. um Leningrad) direkt von Stalin.

Geschrieben von: Heckenschütze 16. Apr 2015, 18:08

Bin auf einen Tagesschaubericht zur Operation Libelle gestoßen. Dabei wurde gesagt, es hätte sich um das zweite Feuergefecht der Bundeswehr gehandelt. Jetzt frage ich mich, welches war dann das erste? Hat jemand eine Idee, Somalia vielleicht?

Geschrieben von: 400plus 16. Apr 2015, 18:33

Hm, Wikipedia sagt: (http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Libelle#cite_note-1)
"Der Schusswechsel während der Evakuation in Tirana wird als erstes Gefecht der Bundeswehr seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet."

Geschrieben von: kato 17. Apr 2015, 06:59

Den ersten Schusswaffeneinsatz und den ersten Getöteten gab es in Belet Huen 1993 bzw. 1994 - jeweils allerdings kein "Gefecht", da dabei keine "Gegenwehr" stattfand. Dort fanden übrigens auch die ersten "vergleichbaren" Einsätze statt - durch Fallschirmjäger gesicherte MedEvac-Flüge bei und nach Gefechten italienischer Truppen.

Bei Tirana geht man im allgemeinen wohl davon aus, dass dies der zweite Vorfall war (nach obigem in Somalia 1994), bei dem - unbestätigt - eine Person durch einen Bundeswehrsoldaten im scharfen Schuss getötet wurde. Der dritte Vorfall war in Prizren 1999, danach wohl erst wieder in Afghanistan. Evtl. bezieht man sich auf diese Abfolge.

Geschrieben von: goschi 17. Apr 2015, 07:07

Gab es in Somalia nicht den Fall, dass jemand durch einen BW-Soldaten am Toreingang erschossen wurde? Mir liegen Medienberichte im Hinterkopf, die sich um eine recht grosszügige Entschädigung dessen Familie drehten, obwohl festgestellt wurde, dass der Soldat zu Recht geschossen hat, meintest du diesen Fall mit "unbestätigt"?

Geschrieben von: kato 17. Apr 2015, 07:11

Mit unbestätitgt meine ich, dass in Tirana davon ausgegangen wird, dass Personen mit Schüssen verletzt oder getötet wurden.

1994 in Belet Huen ist bestätigt. Es versuchten damals zwei Somalier in ein Bundeswehr-Depot einzubrechen und wurden von einem Wachposten nach Warnschüssen und weiterem Vordringen dann gezielt beschossen. Eine der beiden Personen starb. Ähnliche Vorfälle gab es dort bereits seit Bestehen des Depots, wobei zuvor Warnschüsse immer ausreichend waren.

Geschrieben von: Nite 17. Apr 2015, 09:59

Man hat in Tirana später die SUVs aus denen auf die Bw-Soldaten das Feuer eröffnet wurde sichten können.
Ich hab die Fotos mal gesehen, die Dinger waren ganz schön durchlöchert und wenn man bedenkt dass das Feuer mit G3 und MG3 eröffnet wurde kann man davon auausgehen dass es zumindest Verletzte gab. Genau nachvollziehen wird man es aber nie können

Geschrieben von: Nite 8. Jun 2015, 01:46

Angesichts der Kommunalwahlen in Sachsen:
Hat jemand Infos wer oder was sich hinter "Gemeinsam für Dresden" und "Unabhängige Bürger für Dresden" (die beiden stärksten OB-Kandidaten im ersten Wahlgang) verbirgt?
Hat sich geklärt, Kandidaten der Linken bzw. der FDP.
Dann schließt sich allerdings die Frage nach dem warum an. Dresdener Eigenart?

Geschrieben von: kato 31. Aug 2015, 23:01

Ein bischen hats mit Politik zu tun. Bei einer Ansicht einer Karte mit Postleitzahlenbereichen ist mir eine Häufung von ländergrenzenübergreifenden Postleitzahlenbereichen bei mir in der Gegend aufgefallen.

- Die PLZ 69434 umfasst in Hessen die Stadt Hirschhorn, dessen Stadtteil Langenthal und das nach Staatsvertrag mit Baden-Württemberg dauerhaft gemeindefreie Gebiet* Michelbuch, dessen Einwohner zu Hirschhorn gehören (soweit logisch). Dazu kommt aber auf der anderen Seite der Grenze in Baden-Württemberg die selbständige Gemeinde Heddesbach und der Ort Brombach, der zu Hirschhorns Nachbarstadt Eberbach gehört und eine Exklave bildet.
- In der Umgebung gibt es außerdem die PLZ 64754, zu der ein weiterer Ort Eberbachs, Badisch Schöllenbach (auch eine Exklave) sowie die hessische Gemeinde Hesseneck gehört. Interessanterweise wird in vielen PLZ-Karten Badisch Schöllenbach nicht als zu dieser PLZ gehörig geführt, sondern als Exklave des PLZ-Bereichs der Kernstadt.
- Am Rhein, ein paar km westlich, gehört die zu Baden-Württemberg gehörende Kollerinsel (Ortsteil von Brühl) zum PLZ-Bereich 67166 des rheinland-pfälzischen Otterstadt. Die Kollerinsel ist erst seit 1833 linksrheinisch gelegen, und gehörte bereits zuvor bis 1830 zu Otterstadt.
- Viernheim, zu Hessen gehörend, beinhaltet in seinem Postleitzahlenbereich das zur Nachbarstadt Heddesheim und damit zu Baden-Württemberg gehörende Gut Neuzendorf - was etwas seltsam ist, da dazwischen entlang der Landesgrenze eine Autobahn verläuft, und man um von Viernheim nach Neuzenhof zu kommen entweder durch Heddesheim oder dessen Ortsteil Muckensturm fahren muss.

Interessanterweise kommt das dagegen nicht dort vor wo es Sinn machen würde. Also beispielsweise beim zwischen Hirschhorn und Eberbach geteilten Badisch/Hessisch Igelsbach, oder bei Ober-Laudenbach, das eine hessische Exklave in einer baden-württembergischen Exklave in Hessen ist.

Gibt es außerhalb der Kurpfalz noch andere heutige Postleitzahlenbereiche in Deutschland, die moderne Ländergrenzen überschreiten, gegebenenfalls auch welche die wie 69434 auch historische Grenzen vollkommen ignorieren?

Geschrieben von: xena 31. Aug 2015, 23:16

An der Ostgrenze von BW zu BY gibt es das PLZ Gebiet 88xxx das Länderübergreifend ist (Oberschwaben auf BW Seite und Teile von Schwaben auf BY Seite). Kurz hinter der 88 kommt ein großer Sprung zu 78xxx

Geschrieben von: kato 1. Sep 2015, 06:42

Naja, bei NNxxx ist länderübergreifend eh praktisch Usus. Ging mir mehr um einzelne Bezirke.

Geschrieben von: Almeran 1. Sep 2015, 08:53

Bei den ganzen Exklaven frage ich mich: Warum begradigt man da nicht mal die Grenze?

Geschrieben von: kato 1. Sep 2015, 18:23

Um etwas auszuholen...

Die Staatsverträge, mit denen die Grenzen in diesem Gebiet festgelegt wurden, wurden zum Großteil geschlossen bevor die Gebiete vor rund 200 Jahren durch Baden und Hessen annektiert wurden. Da die Aufteilung anhand der vorherigen Grenzen erfolgte, waren diese damit erst mal festgeschrieben.

Die Teilung von Igelsbach beispielsweise - das Dorf hat einen unmittelbar aneinander grenzenden hessischen und einen baden-württembergischen Teil, und beide Teile sind nur über dieselbe Sackgassen-Straße anfahrbar - liegt bereits rund 600 Jahre zurück, ebenso die Teilung von Hessisch- und Badisch-Schöllenbach (da läuft die Grenze immerhin einen Bach entlang, der halt quer durchs Dorf verläuft...).
Die Grenzziehung in Oberlaudenbach ist ein einziger Witz: https://de.wikipedia.org/wiki/Territoriale_Besonderheiten_in_S%C3%BCdwestdeutschland_nach_1810#/media/File:OberlaudenbachKarte.png - weiß ist Gemeinde Laudenbach (Baden-Württemberg), gelb ist Stadt Heppenheim (Hessen). Die Grenzziehung ist so rund 550 Jahre alt, als dummerweise im Verkaufsvertrag für Laudenbach diverse Gebiete "vergessen" wurden.

Eine Begradigung der Grenzen ist großteils schlicht nicht notwendig, da man sich damit auf kommunaler Ebene arrangiert hat und es beispielsweise seit den 70ern sogar grenzübergreifende Schulbezirke gibt (bspw. gehen Heddesbachische Grundschüler in Hirschhorn zur Schule, Heddesbach und Hirschhorn betreiben gemeinschaftlich einen Kindergarten in Langenthal etc; in Kleingemünd gibt es Häuser die zwei Adressen haben, an die Post zugestellt wird - eine offizielle in Neckarsteinach "Außerhalb xx" und eine inoffizielle in Neckargemünd "Merianstraße xx"). Problematisch wird es hauptsächlich bei Landesangelegenheiten, also beispielsweise bei polizeilicher Zuständigkeit - für Neckarsteinach ist nicht der 2 km entfernte Polizeiposten Neckargemünd in Baden-Württemberg zuständig, sondern das rund 30 Minuten Fahrtzeit entfernte Wald-Michelbach in Hessen.

Es gab teilweise Bestrebungen hauptsächlich in den 70ern, die Grenze dort, wo größere Bevölkerungen betroffen sind, zu begradigen. Da diese allerdings im Rahmen von größeren Plänen Bundesländer zu "verschieben" entstanden - gerne mit einer Auflösung oder Zusammenlegung von Hessen oder Rheinland-Pfalz - wurde diese durch die damaligen Landesregierungen niedergeschmettert (in RLP war das damals ein Herr Kohl, Helmut).
Das Ganze hatte eine weitere Dimension darin, dass diese Pläne meist von aus dem roten Mannheim stammenden Landespolitikern in der Stuttgarter Regierung stammten und im Regelfall im Grunde nur darauf ausgelegt die Kurpfalz als Teil nur noch eines Bundeslandes (statt dreien) wiederzuvereinigen. Das ganze hat ein wenig die Stimmung bzgl. Grenzveränderungen in diesem Gebiet versaut, und die etwas separatistischen Bestrebungen der in den 80ern dann gegründeten Metropolregion Rhein-Neckar helfen da natürlich auch nicht (die Metropolregion hat recht versteckt in ihren Planungen einen Verweis auf ein unabhängiges Bundesland oder eine Gleichstellung hierzu).

Geschrieben von: ChrisCRTS 3. Sep 2015, 22:14

Eine Frage, da das Thema aktuell ist, wie viele Flüchtlinge aus Libyen gibt es in D bzw. in EU?
Mann sieht "nur" Syrer, Iraker, Eritreer etc.
Ich hab gegoogelt aber nichts passendes gefunden.

Geschrieben von: Nite 3. Sep 2015, 22:35

Weiß jemand ob es Studien oder quantitative Analysen zum Thema Wechselwirkung zwischen (staatlichen) Erfolgsmeldungen und Terror-Anschlägen gibt?

Hintergrund ist dass ich dank regelmäßigem BBC Africa- und al Jazeera-Konsum den Eindruck habe dass hier gerade in der Auseinandersetzung zwischen Nigeria und Boko Haram eine Korrelation besteht. Nach meinem subjektiven Eindruck kommt es kurz nach jeder nigerianischen Jubelmeldung dass der Konflikt so gut wie gewonnen sei zu einem Anschlag/Angriff seitens Boko Haram, wie um zu sagen "Nö!"

Geschrieben von: kato 4. Sep 2015, 07:09

ZITAT(ChrisCRTS @ 3. Sep 2015, 23:14) *
Eine Frage, da das Thema aktuell ist, wie viele Flüchtlinge aus Libyen gibt es in D bzw. in EU?

Falls du dich auf libysche Staatsangehörige beziehst: Das sind so wenige, dass sie nicht in Statistiken auftauchen. Im Bereich 2.500-3.000 pro Jahr EU-weit, Deutschland nimmt davon etwa 20% auf.

Eurostat hat http://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/6888001/3-18062015-CP-DE.pdf eine Pressemeldung für die ersten drei Monate 2015 veröffentlicht, in der Libyen als signifikanter Herkunftsstaat nur für Malta auftaucht. Der Umfang liegt dabei ähnlich wie im Vorjahr.

Aus Libyen im Sinne eines Zuflussstaates machten in den ersten 3 Monaten dieses Jahres etwa 20.000 rüber, wovon etwa 3-4% libysche Staatsangehörige waren.

Geschrieben von: Father Christmas 4. Sep 2015, 07:26

Zusätzlich dazu nimmt Deutschland im Zuge eines bilateralen Abkommens, seit dem Sturz Gadaffis kriegsgeschädigte, libysche Staatsbürger zur medizinischen Behandlung auf. Die Verletzten werden in Deutschland bis zum Abschluss ihrer Behandlung untergebracht (Hotels). Die Kosten von Behandlung und Unterkunft trägt die Republik Libyen.
Das sind so gesehen keine Flüchtlinge, es sind dennoch allein für Berlin etwa 1.000 Personen.

Geschrieben von: ChrisCRTS 4. Sep 2015, 09:11

ZITAT(kato @ 4. Sep 2015, 08:09) *
Falls du dich auf libysche Staatsangehörige beziehst: Das sind so wenige, dass sie nicht in Statistiken auftauchen. Im Bereich 2.500-3.000 pro Jahr EU-weit, Deutschland nimmt davon etwa 20% auf.


Das wollte ich, danke für eure antworten!

Geschrieben von: mr.trigger 4. Sep 2015, 10:00

ZITAT(Nite @ 3. Sep 2015, 23:35) *
Weiß jemand ob es Studien oder quantitative Analysen zum Thema Wechselwirkung zwischen (staatlichen) Erfolgsmeldungen und Terror-Anschlägen gibt?

Hintergrund ist dass ich dank regelmäßigem BBC Africa- und al Jazeera-Konsum den Eindruck habe dass hier gerade in der Auseinandersetzung zwischen Nigeria und Boko Haram eine Korrelation besteht. Nach meinem subjektiven Eindruck kommt es kurz nach jeder nigerianischen Jubelmeldung dass der Konflikt so gut wie gewonnen sei zu einem Anschlag/Angriff seitens Boko Haram, wie um zu sagen "Nö!"

Das alte Afrika-Problem, deswegen erst eine Gegenfrage: Würdest du die nigerianische Regierung so einschätzen, dass sie Erfolge erfindet oder nur sehr aufbauscht, sie aber Boko Haram tatsächlich schwächen? Vor allem auch ob da Unterschiede zwischen Auslands- und Inlandsmedien besteht.
Denn je nachdem könnten sich die Hauptursachen für neue Anschläge unterscheiden. Quasi, wollen sie nigerianische "Propaganda" Lügen strafen oder Rache nehmen für den Tod ihrer Anhänger? Zu letzterem kenne ich eine Studie über die Reaktion auf die gezielte Tötung von al-Qaeda Anführern (Abu Musab al-Zarqawi, Abu Ayub al-Masri, Anwar al-Awlaki und bin Laden) und diese kommt zu dem Schluss, dass es keine direkten Reaktionen gab. (Hepwort: Terrorist retaliation? An analysis of terrorist attacks following the targeted killing of top-tier al Qaeda leadership, In: Journal of Policing, Intelligence and Counter Terrorism, 2014 Vol. 9). Ich meine es müsste auch einiges im Bereich Israel und Palästinenser geben (Spirale der Gewalt) aber aus dem Stand fällt mir jetzt kein konkreter Titel ein, lässt sich aber sicher leicht finden.


Geschrieben von: Nite 4. Sep 2015, 22:39

ZITAT(mr.trigger @ 4. Sep 2015, 11:00) *
ZITAT(Nite @ 3. Sep 2015, 23:35) *
Weiß jemand ob es Studien oder quantitative Analysen zum Thema Wechselwirkung zwischen (staatlichen) Erfolgsmeldungen und Terror-Anschlägen gibt?

Hintergrund ist dass ich dank regelmäßigem BBC Africa- und al Jazeera-Konsum den Eindruck habe dass hier gerade in der Auseinandersetzung zwischen Nigeria und Boko Haram eine Korrelation besteht. Nach meinem subjektiven Eindruck kommt es kurz nach jeder nigerianischen Jubelmeldung dass der Konflikt so gut wie gewonnen sei zu einem Anschlag/Angriff seitens Boko Haram, wie um zu sagen "Nö!"

Das alte Afrika-Problem, deswegen erst eine Gegenfrage: Würdest du die nigerianische Regierung so einschätzen, dass sie Erfolge erfindet oder nur sehr aufbauscht, sie aber Boko Haram tatsächlich schwächen? Vor allem auch ob da Unterschiede zwischen Auslands- und Inlandsmedien besteht.
Denn je nachdem könnten sich die Hauptursachen für neue Anschläge unterscheiden.

Prinzipiell nehme ich nicht an dass die nigerianische Regierung Erfolge erfindet. Die Operationen sind also real.
Die Frage ob diese Aktionen Boko Haram schwächen ist so nicht einfach zu beantworten. Prinzipiell ist Boko Haram keine Terrororganisation sondern, ähnlich wie IS (dem sich Boko Haram inzwischen ja auch angeschlossen hat) oder tschetschenische Gruppierungen, eine Miliz welche auch zu Terrorismus als Mittel zum Zweck greift. Insofern richten sich die meisten nigerianischen Erfolge gegen den "paramilitärischen Arm" von Boko Haram, nach dem Motto "Ortschaft X befreit", "Angriff bei Y abgewehrt". Bei den Verlusten von Boko Haram handelt es sich wahrscheinlich zum Großteil also um leicht ersetzbare Milizionäre mit rudimentären Fähigkeiten. Ersetzbares Fußvolk. Die Frage inwieweit dies Boko Haram nachhaltig schwächt ist also sehr komplex, meiner Meinung nach haben wir es hier im Moment mit einem Stillstand zu tun bei dem keine Seite nennenswerte nachhaltige Erfolge erzielt. Die in meinen Augen ungesunde Fixierung der Nigerianer auf militärische Mittel ist wiederum ein Thema für sich.
Defintiv werden nigerianische Erfolge in meinen Augen jedoch aufgebauscht bis zur Lächerlichkeit, aktuelles Beispiel:
"Nigerian general in charge of defeating Boko Haram says the militant group has been "significantly degraded" and could be wiped out by 2016." (http://www.bbc.co.uk/programmes/p03115s0)
Wer den Konflikt verfolgt und sich wenn auch nur laienhaft mit dem Thema COIN befasst wird denke ich erkennen wie illusorisch derartige Aussagen sind.

Zum Unterschied zwischen Inlands- und Auslandsmedien kann ich leider nichts sagen, da ich nigerianische Medien nur in absoluten Ausnahmefällen konsumiere.

ZITAT(mr.trigger @ 4. Sep 2015, 11:00) *
Quasi, wollen sie nigerianische "Propaganda" Lügen strafen oder Rache nehmen für den Tod ihrer Anhänger?

Das wäre wie gesagt die Frage. Ersteres ist meine Hypothese (die natürlich auch falsch sein kann).

ZITAT(mr.trigger @ 4. Sep 2015, 11:00) *
Zu letzterem kenne ich eine Studie über die Reaktion auf die gezielte Tötung von al-Qaeda Anführern (Abu Musab al-Zarqawi, Abu Ayub al-Masri, Anwar al-Awlaki und bin Laden) und diese kommt zu dem Schluss, dass es keine direkten Reaktionen gab. (Hepwort: Terrorist retaliation? An analysis of terrorist attacks following the targeted killing of top-tier al Qaeda leadership, In: Journal of Policing, Intelligence and Counter Terrorism, 2014 Vol. 9). Ich meine es müsste auch einiges im Bereich Israel und Palästinenser geben (Spirale der Gewalt) aber aus dem Stand fällt mir jetzt kein konkreter Titel ein, lässt sich aber sicher leicht finden.

Danke, ist auf jeden Fall einmal ein Anfang.
Die Studien müssen sich nicht mit Nigeria befassen. Durch Nigeria bin ich nur zu der Fragestellung gekommen, aber solange Faktoren annähernd vergleichbar sind spielt es eigentlich keine Rolle auf welchen Konflikt sich die Arbeiten beziehen.

Geschrieben von: mr.trigger 8. Sep 2015, 10:54

Ich hab versucht der Frage noch ein bisschen nachzugehen, aber es scheint mir so, als ob es zur konkreten Wechselwirkung tatsächlich nichts gibt. Islamistische Gruppen benutzen zwar das Wort "Rache" gerne in ihrer Propaganda aber ein konkreter Zusammenhand mit Erfolgsmeldungen scheint mir nicht gegeben.
Mir sind noch die Vergeltungsluftangriffe während des WW2 (Doolittle Raid, Baedeker Blitz, ...) eingefallen. Diese kämen vom Propagandakonzept in die Nähe. Mit COIN hat es natürlich dann wieder sehr wenig zu tun und zeitlich besteht auch eine gewisse Distanz.

Speziell für Nigeria sehe ich außerdem ein Problem bei der Zuordnung durch die Menge der Angriffe. Wenn man sich http://www.start.umd.edu/gtd/search/Results.aspx?page=1&search=nigeria&count=100&charttype=line&chart=overtime&ob=GTDID&od=desc&expanded=yes#results-table einen Überblick über Angriffe im November und Dezember 2014 ansieht, wird es schwer diese als Reaktion einer Erfolgsmeldung zuzuweisen. Da müsste man wohl eher im Detail an die Sache heran gehen. Vor allem müsste man die Frage klären welche Rolle internationale Aufmerksamkeit für Boko Haram hat und inwieweit sie internationale Medien überwachen. Dann könnte man sich anschauen ob auf Erfolgsmeldungen Angriffe erfolgen, die in ihrer Art und Weise darauf ausgelegt sind Widerhall in internationalen Medien zu finden. Könnte aber ein interessanter Aufsatz werden, wenn du gerade Zeit übrig hast.

Geschrieben von: Father Christmas 8. Sep 2015, 11:33

Diese Gruppierungen versuchen den sunnitischen Islam eine Opferrolle aufzudrücken. Zur Rechtfertigung der eigenen Taten werden allgemein Handlungen gegen den Islam und auch über die Zeit hinweg herangzogen. Wenn es also keinen konkreten Anlass gibt, nimmt man also auf die Gesamtsituation mit den Schlachten der letzten dreihundert Jahre Bezug.

Geschrieben von: mr.trigger 8. Sep 2015, 12:39

Ich würde sagen, der Begriff Rache in Propagandamaterial spricht einfach generell Leute mit einfach strukturierten Denkmustern an. Auf den sunnitischen Islam lässt sich dies jedoch nicht reduzieren. Die Hezbollah zum Beispiel hat Israel im Januar dieses Jahres Rache geschworen für israelische Luftangriffe in Syrien.

Geschrieben von: Nite 8. Sep 2015, 16:21

Den Begriff Rache würde ich hier eher vermeiden, da Rache emotional ist und immer auch Irrationalität mitschwingt, während es bei der Thematik um die es mir geht wenn überhaupt um politisch kalkulierte Aktionen geht und keine Kurzschlussreaktionen.
Ich denke aber es wird wirklich das beste sein in einem ersten Schritt Angriffe und Medienberichte zu katalogisieren.

Geschrieben von: Father Christmas 2. Feb 2016, 09:04

Hallo.
Ich bin der festen Überzeugung in "Der Archipel Gulag" gelesen zu haben, dass in der Sowjetunion, in den 30er oder 40er Jahren, im Zuge einer Strafrechtsreform vergessen wurde, den Freispruch mit zu übernehmen. Dieser Mißstand soll dann nach zwei Jahren geändert korrigiert worden sein. Hat jemand zu dieser Kuriosität gerade ein paar Quellen zur Hand, die mehr Informationen dazu bieten?

Danke!

smile.gif

Geschrieben von: Freestyler 16. Apr 2016, 11:36

Gemäß dem Verteidigungskonzept der Himmeroder Denkschrift sollte ein sowjetischen Angriff auf Westdeutschland zunächst von den westallierten Infanteriedivisionen aufgefangen werden, und dann ein Gegenangriff durch die aufzustellenden, sechs westdeutsche Panzerkorps nach Ostdeutschland (und eventuell noch weiter) vorgetragen werden (so beschrieben durch Franz Uhle-Wettler). Die anfängliche Verteidigung und Verzögerung durch die westallierten Infanteriedivisionen sollte entlange natürlicher und künstlicher Verteidigungslinien erfolgen. Gibt es genauere Informationen, wie diese künstlichen Verteidigungslinien aussehen sollten?

Geschrieben von: Parsifal 16. Apr 2016, 12:54

Das wichtigste lässt sich aus Wikipedia entnehmen. Von dort aus kannst du das Inet durchwühlen...

https://de.wikipedia.org/wiki/Himmeroder_Denkschrift

ZITAT
II. Grundlegende Betrachtungen zur operativen Lage der Bundesrepublik

Im zweiten Kapitel wird zunächst die sowjetische Bedrohung analysiert. Die Expertengruppe kommt zu dem Schluss, dass die Sowjetunion jederzeit und ohne weitere Vorbereitungen zum Angriff auf Westeuropa schreiten kann. Ihr Ziel müsse es sein, schnell in den Besitz der gesamten Atlantikküste von Narvik bis zu den Pyrenäen zu kommen, um eine Lage zu schaffen, in der sie die Reaktionen des Westens in Ruhe abwarten können. Wann ein solcher Angriff beginne, sei nicht absehbar, wobei die Sowjetunion nicht leichtfertig handeln würde.

Der Westen habe nur völlig unzureichende Verteidigungsmöglichkeiten. Es bedürfe eines operativen Plans für die Gesamtverteidigung Westeuropas, in den amerikanische und deutsche Beiträge eingebunden seien. Europa müsse so weit wie möglich im Osten verteidigt werden. Die Verteidigungsbereitschaft müsse sehr schnell hergestellt werden können. Es komme darauf an, drei operative Schwerpunkte zu bilden, die verteidigt werden müssten. Die Dardanellen müssten gehalten werden, um der Sowjetunion das Eindringen ins Mittelmeer und das Einwirken auf dortige Seeverbindungslinien zu verwehren und den Westmächten das Eindringen ins Schwarze Meer zu erlauben. Das Gebiet Tagliamento-Alpen-Süddeutschland müsse gehalten werden, um von dort aus nach Westdeutschland eingedrungene Kräfte aus der Flanke bedrohen zu können. Das Gebiet Schleswig-Holstein-Dänemark-Südskandinavien versperre den sowjetischen Streitkräften den Austritt aus der Ostsee und ermögliche dem Westen Operationen gegen den sowjetischen Nordflügel und in der Ostsee.

Da es nicht möglich sei, einen sowjetischen Angriff entlang natürlicher Verteidigungslinien östlich des Rheins aufzuhalten, sei eine bewegliche Verteidigung mit offensiven Elementen aufzubauen, unter anderem mit dem Ziel, den Kampf so bald wie möglich nach Ostdeutschland zu tragen. Das solle durch Befestigungen und Sperren entlang der Grenzen unterstützt werden.

In der Praxis komme es darauf an, eine Verteidigung zu organisieren, die die Sowjetunion nicht ohne vorherige Heranführung zusätzlicher Truppen nach Westen überwinden könne. Die Beobachtung derartiger Kriegsvorbereitungen gebe dem Westen Zeit, Verstärkungen heranzuführen. Damit sei ein Angriff mit erheblichen Risiken verbunden, die die Sowjetunion von ihrer Absicht abhalten würden.


"Natürlich" dürfte somit geklärt sein.
"Künstlich" darüber schweigt sich der Artikel aus.

Hierzu hilft dir dann folgende Seite wohl etwas:

http://www.geschichtsspuren.de/artikel/34-verkehr/135-sperren-wallmeister.html

edit:

Zitat aus dem Artikel:

ZITAT
In den "Richtlinien für Anlage und Unterhaltung Vorbereiteter Sperren und Lähmungen" von 1968 findet sich die folgende Definition: "Vorbereitete Sperren werden entsprechend der Sperrplanung in geeigneten Geländeräumen und Objekten angelegt. Bei ihrer Auswahl ist entscheidend, daß die erwartete Wirkung ihre Anlage rechtfertigt. Sperreinbauten werden in Verkehrswegen und ihren Kunstbauten, vor allem an Stellen, deren Umgehung örtlich nicht möglich ist (z.B. Lücken in Geländehindernissen) oder deren Umgehung durch weitere Maßnahmen erschwert werden kann (z.B. durch Minensperren), vorgenommen."

Geschrieben von: Father Christmas 26. May 2016, 18:37

.

Geschrieben von: mr.trigger 30. May 2016, 15:40

Gibt es eine Seite auf der man sich ältere Versionen von aktuellen Gesetzestexten ansehen kann? Das Ziel wäre sich die Entwicklung einzelner Paragraphen anzusehen.

Geschrieben von: Father Christmas 30. May 2016, 16:09

Um welchen Paragraphen geht es konkret?

Geschrieben von: Glorfindel 30. May 2016, 16:39

ZITAT(Freestyler @ 16. Apr 2016, 11:36) *
(...) wie diese künstlichen Verteidigungslinien aussehen sollten?

Künstliche Verteidigungslinie tönt so nach Maginotlinie. Da wird möglicherweise Panzergräben und Panzersperren (Stahlspinnen (=Tschechenigel), Toblerone (=Höckerlinie) verstärkt allenfalls durch Bunker gedacht worden sein, . Solche Geländehindernisse finden sich z.B. in der Schweiz noch zu Hauf. Im Weiteren natürlich Minenfelder, Stacheldrahtverhaue, Baum- und Holzhindernisse und weitere künstliche Hindernisse zu einer solchen "künstlichen Verteidigungslinie" gehören. Ich würde das dann aber eher "Verteidigung entlang natürlicher und künstlicher Hindernisse" nennen.

Geschrieben von: kato 30. May 2016, 16:49

ZITAT(mr.trigger @ 30. May 2016, 16:40) *
Gibt es eine Seite auf der man sich ältere Versionen von aktuellen Gesetzestexten ansehen kann?

Grundsätzlich - je nach Gesetzbuch: Über https://dejure.org/ gehen, "Vorherige Gesetzesfassungen" verlinkt dann auf http://lexetius.com/, wo vorherige Gesetzesfassungen desselben Paragraphen dann abrufbar sind. Als Beispiel http://lexetius.com/StGB/103,3. Die Zeiträume der älteren Fassungen sind anklickbar.

Geschrieben von: mr.trigger 31. May 2016, 12:43

@Father Christmas
§ 2 AufenthG
§ 5 AufenthG
§ 25 AufenthG
§ 29 AufenthG
§ 60 AufenthG
§ 62b AufenthG

@kato
Vielen Dank, das ist perfekt. xyxthumbs.gif

Geschrieben von: Styx 31. May 2016, 20:07

ZITAT(Glorfindel @ 30. May 2016, 17:39) *
ZITAT(Freestyler @ 16. Apr 2016, 11:36) *
(...) wie diese künstlichen Verteidigungslinien aussehen sollten?

Künstliche Verteidigungslinie tönt so nach Maginotlinie. Da wird möglicherweise Panzergräben und Panzersperren (Stahlspinnen (=Tschechenigel), Toblerone (=Höckerlinie) verstärkt allenfalls durch Bunker gedacht worden sein, . Solche Geländehindernisse finden sich z.B. in der Schweiz noch zu Hauf. Im Weiteren natürlich Minenfelder, Stacheldrahtverhaue, Baum- und Holzhindernisse und weitere künstliche Hindernisse zu einer solchen "künstlichen Verteidigungslinie" gehören. Ich würde das dann aber eher "Verteidigung entlang natürlicher und künstlicher Hindernisse" nennen.


In Deutschland gabs dafür die Wallmeisterkompanien, die waren für die Unterhaltung der vorbereiteten künstlichen Sperren zuständig. Gab ja alles mögliche an vorbereiteten Sperren.

Geschrieben von: kato 31. May 2016, 21:42

Wallmeister waren und sind (in der Bundeswehr) in Truppstärke, vor 1973 in Gruppenstärke organisiert. Eine hypothetische Kompanie Wallmeister hätte selbst in den Hochzeiten des Kalten Krieges wohl locker ein komplettes Territorialkommando abgedeckt. Zum Zeitpunkt der Himmeroder Denkschrift auf die sich bezogen wird gab es allerdings weder Bundeswehr noch Wallmeister.

Ich empfehle bzgl. des zeitlichen Kontexts mal http://www.nato.int/docu/stratdoc/eng/a500328d.pdf rein zu schauen, da sich direkt darauf bezogen wird:

The only major natural obstacles to the passage of land forces
into Western Europe from the east are the River Elbe from the Bohemian
border and the River Rhine from Switzerland to the North Sea. Between
these two rivers there are a number of minor obstacles which could be
used for delaying an enemy advance. It is not considered that the
construction of an artificial defense line across Germany is either
practical or desirable, but considerable advantage may be gained by
the improvement of natural obstacles by artificial means.

(page 48)

Die NATO sah dabei eine Verteidigung von Westdeutschland - eh nicht als alliiert angesehen - an dessen Ostgrenze nicht vor. Die Himmeroder Denkschrift als deutscher "Gegenentwurf" sah nebulös die Schaffung eben solcher von der NATO angesprochener (abgelehnter) künstlicher Sperren vor um die Verteidigung Deutschlands vom Rhein nach Osten zu verlegen. Eine weitere Ausführung dazu gab es nicht; diese wurde erst Mitte der 50er mit Schaffung der Bundeswehr angelegt und umgesetzt in Form der darauffolgend geschaffenen Sperrstrukturen mit rund 6000 vorbereiteten Brücken-, Trägersteck-, Fall-, Trichter- und Minenzellensperren, die als Hindernisse Feindmärsche an definierten Punkten zur Bekämpfung aufhalten sollten.

Die Himmeroder Denkschrift ist dabei - bzgl. zu schaffender deutscher Truppen - zusätzlich auch im Kontext der damals in Entstehung befindlichen Europäischen Verteidigungsgemeinschaft und der hierfür unabhängig, in Ergänzung oder im expliziten Gegenentwurf zur NATO anzulegenden - aufgrund des Scheitern der EVG nie ins Detail ausgeführten - Verteidigungsplanungen zu sehen.

Obiges Dokument der NATO dürfte übrigens auch für die interessant sein, die sich für die Verteidigungskonzepte anderer Regionen der NATO im frühen kalten Krieg interessieren.

Geschrieben von: goschi 12. Jul 2016, 17:20

Ich suche etwas zum thema "Akzeptanz von Folter"
Ich meine vor einer Weile (gefühlt in den letzten 1-3 Jahren, kann mich aber täuschen) Artikel zu dem Thema gelesen, oder auch im Radio gehört zu haben, die auf Untersuchungen Bezug nahmen, dass in der westlichen Welt die Akzeptanz von Folter wieder steigt.
Es wurde vermeintlich auch darauf Bezug genommen, dass dazu auch die Darstellung in den Medien (Film, Fernsehen, Videospielen) eine gewichtige Rolle dazu spielt und allgemein die Akzeptanz von Folter steigt, je mehr man der Darstellung dieser im täglichen Umfeld ausgesetzt ist, vor allem wenn sie quasi als positiv oder notwendig geschildert wird, dieser Bezug ist es, der mich vor allem Interessiert. Ausserdem ging es AFAIk darum, dass die USA in der Ära bush hier eine Büchse der Pandorra erneut öffneten.
Ich bin mir aber ob der Zusammenhänge absolut nicht mehr sicher und es ist möglich, dass die Erinnerung mich hier zu Fehlinterpretationen verleitet.

Weiss jemand gerade, was ich meine?
Eine erste Suche führte mich u.a. zu https://books.google.ch/books?id=3eCid6-C36YC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false aber nach erstem Überfliegen scheint das das nicht ganz widerzugeben, was ich suche, vor allem habe ich definitiv nur eine (gute und ausführliche) Zusammenfassung in einem Medium wahrgenommen.

Geschrieben von: pagat 12. Jul 2016, 20:14

Hallo,

ich bin da mal auf einen (leider) französischen Bericht zu dem Thema gestossen:

http://www.lemonde.fr/international/article/2014/05/13/amnesty-denonce-la-glorification-de-la-torture-a-la-television_4415667_3210.html

cheers

pagat

Geschrieben von: mr.trigger 12. Jul 2016, 23:32

Anfang des Jahres gab es da Diskussionen bei der Nominierung des Kandidaten der Republikaner. Könnte es in diesem Zusammenhang gestanden sein?

Geschrieben von: goschi 13. Jul 2016, 03:57

Nein, ist definitiv schon etwas älter, aber natürlich möglich, dass der Bezug der gleiche ist.

Geschrieben von: hpd1311 25. Dec 2016, 14:44

Wie eröffne ich ein neues Thema?

Besteht Interesse auch an geschichtlichen Dingen der weiteren Vergangenheit?

Geschrieben von: Praetorian 12. Mar 2017, 15:54

Warum hat sich in der (deutschen) Presse durchgesetzt, Erdoğan einschließlich seines zweiten Vornamens Recep Tayyip Erdoğan zu benennen? Es handelt sich nicht um einen Doppelnamen wie beispielsweise bei Frank-Walter Steinmeier, Tayyip ist ein klassischer zweiter Vorname (nach seinem Großvater). Angela Merkel ist üblicherweise nicht als Angela Dorothea Merkel zu finden.

Gibt es in der Türkei andere Gewohnheiten bezüglich der Nennung weiterer Vornamen, die gegebenenfalls übernommen wurden, ist es eine entwickelte Gewohnheit oder liegen andere Gründe vor?

Geschrieben von: 400plus 12. Mar 2017, 16:06

Das ist meiner Beobachtung nach nicht nur in der deutschen Presse so. Auffällig ist auch, dass das Stadion in seiner Heimatstadt ebenfalls den vollen Namen trägt: https://de.wikipedia.org/wiki/Recep_Tayyip_Erdo%C4%9Fan_Stad%C4%B1

Atatürk wird auch meistens als "Mustafa Kemal Atatürk" bezeichnet, oder? Die https://en.wikipedia.org/wiki/Turkish_name erwähnt die Frage, erklärt sie aber leider nicht: "Some Turkish people with two given names are commonly referred to with just one of these names while others are referred to with both. For example, the writer Ferit Orhan Pamuk is commonly known simply as Orhan Pamuk, but another writer, Ahmet Hamdi Tanpınar, is known with both given names."

Geschrieben von: kato 12. Mar 2017, 18:14

http://rmd.dra.de/arc/doc/REM_RDK_43.pdf.
3.5.3
Arabische, persische und türkische Namen werden vollständig, d.h. inkl. vorgegebener bzw. bekannter Vornamen angesetzt.


Generell muss man fürs Türkische dazu sagen, dass ein zweiter Vorname, der auf den Großvater verweist, eher bei reaktionär-konservativen Familien verbreitet ist und keineswegs üblich, sondern recht selten. Es handelt sich dabei im Ansatz um eine Umgehung des Verbots von Stammesnamen als Vornamen, das 1934 eingeführt wurde.

Zu Atatürk kurz: Mustafa ist der Vorname, Kemal der Nachname (im Sprachgebrauch vor 1934: Beiname; erst als Jugendlicher "verliehen"). Atatürk ist ein verliehener Ehrenname, grob genutzt wie - bei derselben Person, Mustafa Kemal - zuvor Mustafa Kemal Bey (Feldwebel) und Mustafa Kemal Pascha (Offizier).

Geschrieben von: schießmuskel 12. Mar 2017, 20:12

In der Türkei ist es üblich Menschen bei ihrem Vornamen zu nennen, der Erdogan ist für die Türken Tayip. Wenn man höflich sein möchte verwendet man auch den Vornamen mit dem Zusatz Bey bei Männern und Hanim bei Frauen.
Also Tayip Bey in dem Fall.

Geschrieben von: Drehkreuz 8. Jul 2017, 23:35

Ich packe es mal hier hinein:
http://m.spiegel.de/politik/deutschland/verteidigungsministerium-stoppt-bundeswehr-liederbuch-a-1147482.html
Der Artikel ist zwar schon beinahe zwei Monate alt, dennoch: In dem Artikel ist die Rede davon, das das Bundeswehr-Liedbuch überarbeitet wird, und mit dieser Überarbeitung eventuell/ wahrscheinlich Lieder wie "Schwarzbraun ist die Haselnuss", das Westerwaldlied, das Panzerlied sowie weitere wegfallen werden. Frage aus reinem Interesse: Hat jemand Infos dazu, ob und welche Lieder aus dem Buch herausfallen werden? Und wann mit der neuen Version des Buches zu rechnen ist?

MfG Drehkreuz

(Edit: Wusste nicht, wo ich es sonst hinpacken soll, wenn das hier fehl am Platze ist, bitte verschieben)

Geschrieben von: kato 14. Jul 2017, 20:09

War eigentlich zur heutigen Parade zum Bastille-Tag auch die Bundeswehr wieder in Paris dabei? Falls ja von welchem Bataillon?

Geschrieben von: 400plus 14. Jul 2017, 21:35

So wie ich http://www.leblogtvnews.com/2017/07/les-horaires-et-les-troupes-du-defile-de-ce-14-juillet-2017-a-paris.html lese, waren dieses Jahr die Amis an der Reihe.

Geschrieben von: 400plus 21. Aug 2017, 18:49

Ich lese gerade den sechsten Band von "Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg" (handelt mehr oder weniger vom Jahr 1942). Darin ist die Rede von einem dann doch nicht durchgeführten "Unternahmen Derfflinger", grob gesagt eine Zangenoperation mit dem Ziel, die sowjetischen Verbände zwischen den Frontausbuchtungen von Demjanks und Rschew einzukesseln. Leider geht der Band nicht sehr weit ins Detail- weiß jemand, wie weit diese Planungen fortgeschritten waren- war das mehr ein "könnte man mal machen", oder gab es konkrete Pläne, ggfs. mit Kräfteansatz etc?

Geschrieben von: Godfather_A 8. Sep 2017, 12:52

Kennt jemand eine Wahlumfrage zur Bundestagswahl, welche "Sonstige Parteien" aufschlüsselt?

Geschrieben von: kato 8. Sep 2017, 17:11

Die "Sonstigen Parteien" werden deshalb generell nicht aufgeschlüsselt, da deren Resultate unterhalb der 95%-Genauigkeit der Umfragen liegen. Letztere liegt je nach Selbsteinschätzung der Umfrageinstitute zu ihrer Methodologie zwischen 1,2 und 2,5% (für Parteien an der 5%-Hürde). Würde man also einer sonstigen Partei ein Ergebnis von z.B. 1,5% vorhersagen wäre diese Aussage vollkommen wertlos, da mit der Fehlertoleranz diese immer noch bei 0,0% landen könnte; ebenso kann jeder Partei, der 0,0% vorhergesagt werden immer noch bei 2% oder mehr landen.

Geschrieben von: Maxwell 11. Sep 2018, 08:47

Moin zusammen,
hat jemand schon mal das Intrepid Sea, Air & Space Museum besichtigt?
Werde ende des Monats rüber und überlege, ob sich ein Besuch lohnt.

Geschrieben von: Hummingbird 11. Sep 2018, 11:12

Ist uneingeschränkt zu empfehlen.

Geschrieben von: Schwabo Elite 14. Nov 2018, 18:18

@Scipio
So einen Dreck, wie in dem letzten Post, will ich hier nicht sehen. Quellenkritik ist hier zumindest rudiment#r Pflicht.

Geschrieben von: Scipio32 13. Jul 2019, 19:58

Ich hab mal eine Frage. Ich möchte mich gerne näher mit Russland beschäftigen um zu verstehen wie die Leute dort so "ticken", könnt ihr mir dazu Literatur oder etwas ähnliches empfehlen?

Geschrieben von: Nite 11. Jul 2020, 17:08

Die Franzosen hatten hatten bis in die 90er diverse Verbände die mit der Bezeichnung "choc" (Schock) versehen waren, z.B. die 11e demi-brigade parachutiste de choc.
Da meine Französisch-Kenntnisse leider für frz. Originalquellen noch nicht so ganz ausreichen, hat hier zufällig jemand Infos was es damit auf sich hat?
Wie haben sich diese "de choc"-Truppenteile von anderen Truppenteilen doktrinär unterschieden?

Beispiele bei anderen Staaten für diese und ähnliche Bezeichnungen gibt es ja, z.B. die Schock-Truppenteile der Roten Armee, die Sturmdivisionen der Wehrmacht oder die Luftsturmtruppen im Ostblock, auch wenn hier zum Teil unterschiedliche Konzepte zugrunde lagen.

Geschrieben von: kato 11. Jul 2020, 21:12

ZITAT(Nite @ 11. Jul 2020, 18:08) *
Wie haben sich diese "de choc"-Truppenteile von anderen Truppenteilen doktrinär unterschieden?

Das Bataillon de choc (ohne Nummerierung, es gab damals nur eins!) wurde 1943, anfangs als Bataillon d'assaut, in Algerien aufgestellt und diente als Sammelbecken für alles was man an geeigneten Spezialtruppen im Land fand. Vorgesehene Aufgabe waren luft- und wassergelandete Kommandounternehmungen, auch zur Unterstützung der Resistance, im besetzten Frankreich - ausgebildet wurde dabei z.B. für Sabotage-Einsätze durch kleine Kommandotrupps. 1943-1944 wurde das Bataillon auch als Spezialkräfte zur Unterstützung der Landungen auf Korsika, Elba und schließlich Südfrankreich verwendet, um jeweils wenige Stunden vor Landung gezielt bestimmte Küstenartilleriestellungen auszuschalten - das dabei schon mal mit Einsätzen im Kompanierahmen.

Anfang Januar 1945 wurde dieses Bataillon mit zwei bunten Freiwilligenverbänden mit Kommandoallüren zum "1er Regiment de Choc Aeroporte" (1tes Luftlandeschockregiment) zusammengefasst. Hierbei waren die beiden anderen Bataillone, jeweils in "de choc" umbenannt, wohl als spezialisierte Jägertruppe zur Unterstützung des Spezialkräftebataillons vorgesehen. Ein einziger Großeinsatz in dieser Form folgte unmittelbar im Raum Colmar bis Ende Februar, in Deutschland wurde der Verband nicht eingesetzt.

Im Rahmen der Demobilisierung sowie der Umnutzung der spezialisierten Truppen in Indochina wurde Ende 1945 bis Anfang 1947 diese übergreifende Vermischung schrittweise wieder aufgelöst. Die Bezeichnung "de Choc" fiel faktisch zurück an das wieder allein stehende Spezialkräftebataillon, die spezialisierte Einsatztruppe wurde als 42e Demibrigade Parachutiste (ohne choc - wobei die Bataillone das noch führten) separat gestellt und im wesentlichen als Fallschirmjäger behandelt. In den nächsten Jahrzehnten wanderte die Bezeichnung etwas, wurde aber immer nur noch für "Spezialkräfte" verwendet - vor allem im Algerienkrieg im Umfang deutlich aufgepumpt, damals gab es zwei Demibrigaden "de choc". Lediglich von 1999 bis 2013 ruhte die Bezeichnung wohl; seitdem wird das Kommandoausbildungszentrum CNEC wieder als 1er Regiment de Choc bezeichnet. Diese Einheit führte die Bezeichnung bereits seit 1964, aufgestellt aus aus dem Algerienkrieg zurückgekehrter Truppe.

Zusätzlich gab es von 1985 bis 1993 das "11e Regiment de Parachutiste Choc" als scheinbare Wiederaufstellung einer Kampftruppe unter dem Namen - wobei das allerdings keine Heereseinheit war. Es handelte sich in diesem Zeitraum um eine durch die DGSE aufgestellte Tarneinheit für deren Kommandotruppe.

(edit '21: Umlaute-fix)

Geschrieben von: Nite 13. Jul 2020, 13:32

Besten Dank xyxthumbs.gif

Geschrieben von: Nite 14. Sep 2020, 12:31

Nachdem wir einen Thread zum Polizeiwesen in den USA haben, mal eine Frage zu Frankreich, insbesondere Paris:
In Paris ist ja eine Reihe bewaffneter Formationen unterwegs (Police National, Gendarmerie, Militär bei Op Sentinelle, zum Teil Police Municipal in den umliegenden Gemeinden), sind hier die Aufgaben und Zuständigkeiten klar abgegrenzt oder gibt es eine Art "Joint Command" in dem das alles koordiniert wird?
Am Flughafen Charles de Gaulle patrouillieren beispielsweise sowohl Legionäre im Rahmen von Sentinelle als auch CRS (Police National).

Geschrieben von: kato 15. Sep 2020, 00:53

Die Zuständigkeiten sind an sich klar abgegrenzt. Die Soldaten dienen nur als Wach- und Sicherungstruppe im Objektschutz, für jegliche Strafverfolgung oder sonstige Vollzugsmaßnahmen ist ausschließlich die Police Nationale und Gendarmerie zuständig. Ganz perfekt sauber unterschieden ist es allerdings nicht - es kam in der Vergangenheit durchaus öfter vor, dass Soldaten in Paris im Rahmen eines Jedermann-Rechts (so würde mans wohl in Deutschland nennen) bei "normalen" Straftaten eingriffen und Tatverdächtige bis zum Eintreffen der Polizei festhielten.

Ein übergreifendes Kommando zwischen Militär und Zivil gibt es nicht, im Rahmen des formellen Amtshilfe-Ersuchens geben die örtlichen Zivilbehörden der eingesetzten Taskforce im wesentlichen das zu bewachende Objekt vor und das wars. Zu Polizei und Feuerwehr gibt es lediglich auf der Ebene der Taskforces (die gut 2000 Soldaten umfassen) Verbindungsoffiziere, drunter nicht. Die Taskforces hatten dabei in der Vergangenheit durchaus schon mal je bis zu 500 zu bewachende individuelle Objekte - operativ werden diese dabei aber auch eher beweglich bestreift.

Die in der Ile de France eingesetzten Taskforces unterstehen dem Gouverneur Militaire de Paris, dem Standortkommando von Paris. Außerhalb der Ile de France - Sentinelle ist ja im Prinzip landesweit angelegt - werden die Taskforces durch das Äquivalent eines Kreisverbindungskommandos vor Ort unterstützt.

(edit '21: Umlaute-fix)

Geschrieben von: Nite 15. Sep 2020, 16:54

Danke xyxthumbs.gif

Geschrieben von: Scipio32 3. Nov 2020, 21:49

Hi Leute,

ich möchte mal einmal mehr euer Wissen bemühen um mir etwas zu erklären, was ich nicht verstehe. Ich habe heute mal wieder ein bisschen in der Wikipedia geblättert und bin dabei auf folgenden Artikel gestößen: https://de.wikipedia.org/wiki/Ge_(Waffe) Bei der Waffe handelt es sich um eine Stangenwaffe chinesischer Herkunft die auch als Dolch-Hellebarde bezeichnet wird. Ähnliche Waffen gab es auch außerhalb Chinas soweit so unspektakulär. Was mich allerdings aufhorchen ließ war folgender Abschnitt im Artikel:

ZITAT
Die faszinierendste Tatsache ist, dass diese und andere Waffen wie Schwerter und Pfeilspitzen dieser Zeit verchromt waren, was in Europa erst im Jahre 1920 gelang. Die Chromschicht war nach modernen Messungen zehn- bis 15 Mikrometer dick. Die Klingen, die als Grabbeigaben gefunden wurden, waren nach über 2000 Jahren kaum korrodiert. Schwerter, die gefunden wurden, waren noch scharf.


Das klinkt sehr faszinierend allerdings habe ich weder in der englischen Wikipedia noch in der angegebenen online zugänglichen Quelle einen Hinweis auf die Verchromung gefunden. Daher meine Frage an euch habt ihr schon mal davon gehört, dass man im Antiken China schon das Verchromen von Metallgegenständen beherrscht hat?

Geschrieben von: Freestyler 17. Mar 2021, 10:43

Kann man irgendwo die Heeresdienstvorschrift 300/1 Truppenführung der Wehrmacht online lesen, herunterladen oder als Neudruck bestellen?

Geschrieben von: Nite 5. Aug 2021, 19:47

Kennt jemand eine gute Darstellung/Analyse von Operation Sturm/Operacija Oluja auf deutsch oder englisch?

Geschrieben von: SailorGN 5. Aug 2021, 22:34

ZITAT(Scipio32 @ 3. Nov 2020, 21:49) *
Hi Leute,

ich m�chte mal einmal mehr euer Wissen bem�hen um mir etwas zu erkl�ren, was ich nicht verstehe. Ich habe heute mal wieder ein bisschen in der Wikipedia gebl�ttert und bin dabei auf folgenden Artikel gest��en: https://de.wikipedia.org/wiki/Ge_(Waffe) Bei der Waffe handelt es sich um eine Stangenwaffe chinesischer Herkunft die auch als Dolch-Hellebarde bezeichnet wird. �hnliche Waffen gab es auch au�erhalb Chinas soweit so unspektakul�r. Was mich allerdings aufhorchen lie� war folgender Abschnitt im Artikel:

ZITAT
Die faszinierendste Tatsache ist, dass diese und andere Waffen wie Schwerter und Pfeilspitzen dieser Zeit verchromt waren, was in Europa erst im Jahre 1920 gelang. Die Chromschicht war nach modernen Messungen zehn- bis 15 Mikrometer dick. Die Klingen, die als Grabbeigaben gefunden wurden, waren nach �ber 2000 Jahren kaum korrodiert. Schwerter, die gefunden wurden, waren noch scharf.


Das klinkt sehr faszinierend allerdings habe ich weder in der englischen Wikipedia noch in der angegebenen online zug�nglichen Quelle einen Hinweis auf die Verchromung gefunden. Daher meine Frage an euch habt ihr schon mal davon geh�rt, dass man im Antiken China schon das Verchromen von Metallgegenst�nden beherrscht hat?


Schau mal hier:

https://www.nature.com/articles/s41598-019-40613-7

Zusammenfassung: Bei den Lacken, mit denen die Figuren (es handelt sich ausschließlich um Bronzen aus der Tonfigurenarmee) waren sehr hohe Chromanteile nachgewiesen. Diese sind dann auf ausgewählte Waffenteile "migriert" und wurden dann per "cherrypicking" publiziert. Es handelt sich um Ausnahmen, die nicht bewusst so hergestellt wurden. Der Erhaltungszustand der Bronze ist auf andere Faktoren (Zusammensetzung der Bronze selbst, Verarbeitung und Bodenbeschaffenheit) zurückzuführen. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass wirklich alte Bronzen teilweise noch benutzbar sind und oftmals deutlich besser aussehen als zeitgleiches Eisen.

Geschrieben von: Scipio32 7. Aug 2021, 12:02

Ah, danke für die Antwort.

Geschrieben von: General Gauder 9. Sep 2021, 16:00

Ich habe mal eine spezielle Frage zur Bundestags Wahl dieses Jahr, die Union hat ja Historisch schlechte Umfrage Werte und auch die CSU in Bayern ist jetzt wohl unter 30% in Bayern gesunken, meine Frage ist nun wie viel % muss die CSU eigentlich schaffen um die 5% Hürde des Bundestages zu schaffen? Hat da jemand irgendwelche Zahlen zur Hand bzw. einen groben Richtwert?

Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 16:06

Grob: Rund https://www.bundestag.de/parlament/bundestagswahl/wahlberechtigte-laender-823462, 75% Wahlbeteiligung => 45 Millionen Stimmen. Bayern hat rund 9,4 Millionen Wahlberechtigte, unter der Annahme der gleichen Wahlbeteiligung wären das 7 Millionen Stimmen. Die CSU braucht für 5% der bundesweiten Stimmen 2,25 Mio stimmen, oder rund 32% der bayrischen Stimmen.

Aber nicht vergessen: In den Bundestag einziehen wird sie aufgrund der Grundmandatsklausel sowieso (vgl. PDS 1994, DP in den Frühjahren der Republik). Sie wäre dann aber keine eigene Fraktion, sondern lediglich eine Gruppe, wobei ich nicht weiß, ob das konkrete Auswirkungen hätte, man bildet ja ohnehin eine gemeinsame CDU/CSU-Fraktion. Es gäbe aber wahrscheinlich keinen CSU-Bundestagsvizepräsidenten.

Geschrieben von: Madner Kami 9. Sep 2021, 16:12

ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 17:00) *
Ich habe mal eine spezielle Frage zur Bundestags Wahl dieses Jahr, die Union hat ja Historisch schlechte Umfrage Werte und auch die CSU in Bayern ist jetzt wohl unter 30% in Bayern gesunken, meine Frage ist nun wie viel % muss die CSU eigentlich schaffen um die 5% Hürde des Bundestages zu schaffen? Hat da jemand irgendwelche Zahlen zur Hand bzw. einen groben Richtwert?


Kommt drauf an, wieviele Wahlberechtigte wählen gehen. Gehen wir mal von 75% aus, dann wären das für die CSU bei 60,4 Millionen Wahlberechtigten etwa 2,265 Millionen Stimmen. Bayern hat knapp 9,4 Millionen Wahlberechtigte, also müsste die CSU in Bayern knapp 24,09% der Stimmen holen. Ich finde leider keine getrennte Listung wie hoch die Wahlbeteligung in Bayern ist, aber gehen wir der Einfachheit halber von den gleichen 75% aus, dann müsste die CSU "bereinigt" sogar 32,13% der bayerischen Stimmen erhalten, um nicht an der 5%-Hürde der Bundestagswahl zu scheitern.

Geschrieben von: General Gauder 9. Sep 2021, 16:21

Danke für die Antworten, ich habe selbst auch ein bisschen nachgeschaut, um eine Fraktion Bilden zu können braucht eine Partei 5% der Sitze im Bundestag, diese können auch über Direktmandate erlangt werden. Im letzten Bundestag waren für die 5% Hürde im BT 36 Direktmandate nötig, die CSU hatte bei der letzten Bundestagswahl 46 Direktmandate, sollte man einen ähnlichen Wert wieder erlangen müsste es damit auch eine CSU Fraktion im Bundestag geben bzw. die CSU bildet ja zusammen mit der CDU eine Fraktion.

Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 17:01

46 könnte dieses Mal sogar knapp werden, der Bundestag wird dieses Jahr wahrscheinlich nochmal deutlich größer wegen der ganzen Ausgleichsmandate. Gut möglich, dass wir die 900er-Grenze überschreiten...

Bayern ist da ja ein schönes Beispiel. Mit 46 Wahlkreisen sollten die theoretisch 92 MdB haben. Jetzt lass die CSU mal 30% der Zweistimmen kriegen, aber alle Wahlkreise gewinnen, und schon hast du mehrere Dutzend Ausgleichsmandate, bis der Zweistimmenanteil und die 46 Wahlkreissieger im Gleichgewicht sind.

Geschrieben von: General Gauder 9. Sep 2021, 18:04

Auf jeden Fall wird es spannend werden.
Bezüglich der größe des BT tja irgendwie ist das System nicht ganz uasgereift das Listen als auch direkt gewählte Abgeornete im gleichen Plenum sitzen. Aber ich schätze mal das es quasi unmöglich wäre das jetzige System zu ändern.

Geschrieben von: Broensen 9. Sep 2021, 19:08

ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 19:04) *
Bezüglich der größe des BT tja irgendwie ist das System nicht ganz uasgereift das Listen als auch direkt gewählte Abgeornete im gleichen Plenum sitzen.

Das Problem würde durch eine Trennung doch nur noch größer. Dann würden zu den Zweitstimmen-Kandidaten die Direktmandate zusätzlich hinzukommen, statt wie aktuell quasi von diesen abgezogen zu werden. Ein Trennung der beiden Mandatsformen liefe also entweder auf eine noch höherer Abgeordnetenzahl hinaus oder aber auf eine viel geringeres Gewicht der Zweitstimmen und somit eine massive Verlagerung zu Ungunsten der Nicht-Volksparteien.
Das System ist halt nicht auf eine Vielparteien-Landschaft zugeschnitten, in der Direktmandate nur von einigen dieser Parteien gewonnen werden. Aber das ändert sich ja so langsam.
Eine Verbesserung innerhalb dieses Systems kann nur die Reduzierung der Wahlkreise bringen, an die natürlich die Vorteilsnehmer nicht ran gehen wollen.

Geschrieben von: goschi 9. Sep 2021, 19:19

ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 19:04) *
Aber ich schätze mal das es quasi unmöglich wäre das jetzige System zu ändern.

natürlich ist es möglich
Es gab einen von linke, Grünen und FDP gemeinsam getragenen Vorschlag dazu, der vor allem die "traditionelle Altmacht der Volksparteien" beenden würde
Die aktuelle Regierung aus SPD und Union haben das aber versenkt (weil sie weit, weit überprooprtioanl eigentlich als einzige, von der ungleichheit profitieren) und es gab eine nur minimale Wahlrechtsreform, die aber die Überhangmandate zumindest reduzieren sollte. (ein Effekt könnte sein, dass Armin laschet nicht in den Bundestag gewählt wird, weil er nur Listenplatz 1 und kein Direktmandat hat und die CDU vermutlich in NRW mehr Direktmandate als Zweitstimmenanteil haben wird und damit keiner aus der Liste dran kommt)

Geschrieben von: General Gauder 9. Sep 2021, 19:29

ZITAT(goschi @ 9. Sep 2021, 20:19) *
ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 19:04) *
Aber ich schätze mal das es quasi unmöglich wäre das jetzige System zu ändern.

natürlich ist es möglich
Es gab einen von linke, Grünen und FDP gemeinsam getragenen Vorschlag dazu, der vor allem die "traditionelle Altmacht der Volksparteien" beenden würde
Die aktuelle Regierung aus SPD und Union haben das aber versenkt (weil sie weit, weit überprooprtioanl eigentlich als einzige, von der ungleichheit profitieren) und es gab eine nur minimale Wahlrechtsreform, die aber die Überhangmandate zumindest reduzieren sollte. (ein Effekt könnte sein, dass Armin laschet nicht in den Bundestag gewählt wird, weil er nur Listenplatz 1 und kein Direktmandat hat und die CDU vermutlich in NRW mehr Direktmandate als Zweitstimmenanteil haben wird und damit keiner aus der Liste dran kommt)

Richtig und Faktisch ist es unmöglich das System richtig zu reformieren da SPD und Union eben vom alten System profitieren und es somit eine Reform immer abblocken werden.

ZITAT(Broensen @ 9. Sep 2021, 20:08) *
ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 19:04) *
Bezüglich der größe des BT tja irgendwie ist das System nicht ganz uasgereift das Listen als auch direkt gewählte Abgeornete im gleichen Plenum sitzen.

Das Problem würde durch eine Trennung doch nur noch größer. Dann würden zu den Zweitstimmen-Kandidaten die Direktmandate zusätzlich hinzukommen, statt wie aktuell quasi von diesen abgezogen zu werden. Ein Trennung der beiden Mandatsformen liefe also entweder auf eine noch höherer Abgeordnetenzahl hinaus oder aber auf eine viel geringeres Gewicht der Zweitstimmen und somit eine massive Verlagerung zu Ungunsten der Nicht-Volksparteien.
Das System ist halt nicht auf eine Vielparteien-Landschaft zugeschnitten, in der Direktmandate nur von einigen dieser Parteien gewonnen werden. Aber das ändert sich ja so langsam.
Eine Verbesserung innerhalb dieses Systems kann nur die Reduzierung der Wahlkreise bringen, an die natürlich die Vorteilsnehmer nicht ran gehen wollen.

Man könnte die Direktmandate auch einfach abschaffen, das meinte ich damit. Man muss sich halt für ein system entscheiden und das Parteien Parlament sagt zumindest mir erheblich mehr zu als ein direkt gewähltes Parlament da man in letzten mit großer warscheinlichkeit wesentlich weniger Vielfalt hätte als in erstem und zweitens kommen in erstem auch sagen wir mal uncharismatische Leute ins Parlament die nicht unbedingt gut ankommen bzw. die Menschen mit nehmen können dafür aber sehr kompetent sind.

Aber wie gesagt es ist sehr unwarscheinlich bis unmöglich das unser Parlamentarisches System Reformiert wird.

Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 20:08

ZITAT(goschi @ 9. Sep 2021, 20:19) *
Die aktuelle Regierung aus SPD und Union haben das aber versenkt (weil sie weit, weit überprooprtioanl eigentlich als einzige, von der ungleichheit profitieren)


ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 20:29) *
Richtig und Faktisch ist es unmöglich das System richtig zu reformieren da SPD und Union eben vom alten System profitieren und es somit eine Reform immer abblocken werden.


Inwiefern profitieren sie denn vom System, wenn es wie bei der letzten Wahl (also in dem System der Reform 2013) vollen Ausgleich und keine Überhangmandate mehr gibt? Ich sehe ein, dass die Volksparteien früher davon profitiert haben, weil es damals durch Überhangmandate zu Verzerrungen zugunsten der großen Parteien kam. Aber seit es den vollen Ausgleich gibt? Der Haupteffekt dürfte sein, dass für die großen Parteien die Wahlkreisauswahl zentraler ist, weil man z.B. als CDU-Politiker fast nur noch über ein Direktmandat in den Bundestag kommt, während für die kleinen Parteien der Listenplatz entscheidend ist. Aber einen direkt zählbaren Vorteil kann ich im 2013er-System nicht erkennen.

In der 2021er-Version ist das natürlich anders, da haben sich Union und SPD einen Vorteil verschafft, indem nicht mehr jedes Überhangmandat ausgeglichen wird.

Die einfache Lösung wäre in meinen Augen: Vergrößerung der Wahlkreise und Reduzierung ihres Anteils auf ein Drittel statt wie bisher die Häfte. Das sollte in den meisten Fällen alle Überhangmandate eliminieren, und die wenige, die übrig bleiben, kann man dann recht einfach ausgleichen.

Geschrieben von: General Gauder 9. Sep 2021, 20:39

ZITAT(400plus @ 9. Sep 2021, 21:08) *
ZITAT(goschi @ 9. Sep 2021, 20:19) *
Die aktuelle Regierung aus SPD und Union haben das aber versenkt (weil sie weit, weit überprooprtioanl eigentlich als einzige, von der ungleichheit profitieren)


ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 20:29) *
Richtig und Faktisch ist es unmöglich das System richtig zu reformieren da SPD und Union eben vom alten System profitieren und es somit eine Reform immer abblocken werden.


Inwiefern profitieren sie denn vom System, wenn es wie bei der letzten Wahl (also in dem System der Reform 2013) vollen Ausgleich und keine Überhangmandate mehr gibt? Ich sehe ein, dass die Volksparteien früher davon profitiert haben, weil es damals durch Überhangmandate zu Verzerrungen zugunsten der großen Parteien kam. Aber seit es den vollen Ausgleich gibt? Der Haupteffekt dürfte sein, dass für die großen Parteien die Wahlkreisauswahl zentraler ist, weil man z.B. als CDU-Politiker fast nur noch über ein Direktmandat in den Bundestag kommt, während für die kleinen Parteien der Listenplatz entscheidend ist. Aber einen direkt zählbaren Vorteil kann ich im 2013er-System nicht erkennen.

In der 2021er-Version ist das natürlich anders, da haben sich Union und SPD einen Vorteil verschafft, indem nicht mehr jedes Überhangmandat ausgeglichen wird.

Die einfache Lösung wäre in meinen Augen: Vergrößerung der Wahlkreise und Reduzierung ihres Anteils auf ein Drittel statt wie bisher die Häfte. Das sollte in den meisten Fällen alle Überhangmandate eliminieren, und die wenige, die übrig bleiben, kann man dann recht einfach ausgleichen.

Wenn die CSU nicht mehr die 5% Hürde überschreitet und quasi auf Direktmandate angewiesen ist, diese aber erheblich reduziert werden würden, verliert sie im Bund erheblich an Macht das wird sie also nicht mit tragen und die CDU als Schwester Partei die im Bund auf eine starke CSU angewiesen ist wird mit ziehen. Die SPD sicherlich könnte zu einer Reform bereit sein das stimmt schon. Sollte die Union bei der nächsten Regierung mit dabei sein so wird sie auf dem jetzigen System bestehen um die eigene Macht zu sichern und ich kann mir nicht vorstellen das es den anderen Parteien so sehr drauf an kommt als das sie eine mögliche Regierung platzen lassen würden.

Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 20:48

Naja, das wäre auch eine extreme Reform. Nichtmal der von goschi genannte Vorschlag von FDP, Grünen und der Linken ging so weit.

Geschrieben von: Merowinger 9. Sep 2021, 20:50

Vielleicht sollte die Bundesversammlung das Wahlrecht ausarbeiten und beschliessen. So wie jetzt kann es auf jeden Fall nicht weiter gehen.

Geschrieben von: kato 9. Sep 2021, 20:56

ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 21:39) *
Wenn die CSU nicht mehr die 5% Hürde überschreitet und quasi auf Direktmandate angewiesen ist [...]

Sobald eine Partei drei Direktmandate (also 1 Prozent) bundesweit holt werden ihre Bundestagsmandate nach dem vollen Zweitstimmenanteil berechnet. Die Partei ist in diesem Fall nicht auf Direktmandate "angewiesen".


Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 20:57

ZITAT(kato @ 9. Sep 2021, 21:56) *
ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 21:39) *
Wenn die CSU nicht mehr die 5% Hürde überschreitet und quasi auf Direktmandate angewiesen ist [...]

Sobald eine Partei drei Direktmandate (also 1 Prozent) bundesweit holt werden ihre Bundestagsmandate nach dem vollen Zweitstimmenanteil berechnet. Die Partei ist in diesem Fall nicht auf Direktmandate "angewiesen".


Ich hatte Gauder so verstanden, dass er die Erststimme komplett abschaffen wollte und es damit eine reine Listenwahl wäre, und dann würde es für die CSU tatsächlich kitzlig. Allerdings gäbe es da immer noch die Möglichkeit einer bundeslandspezifischen (statt nationalen) 5%-Hürde, wie 1949. Sehe jetzt aber gerade, dass ich mich da verlesen hatte, im zweiten Post sprach er nur von einer erheblichen Reduzierung. Hast Recht, 3 Direktmandate sollte die CSU in Bayern eigentlich immer holen, und wenn es mal soweit ist, dass das in Zweifel steht, dann braucht man sich auch um die CSU als Machtfaktor keine Gedanken mehr machen wink.gif

Geschrieben von: kato 9. Sep 2021, 21:04

Einfach das Baden-Württembergische Wahlrecht einführen.

Wir haben nur eine Stimme. Und schaffen es trotzdem Direktmandate und Parteienmandate, sowie Ãœberhang- und Ausgleichsmandate zu haben.




Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 21:10

ZITAT(kato @ 9. Sep 2021, 22:04) *
Wir haben nur eine Stimme. Und schaffen es trotzdem Direktmandate und Parteienmandate, sowie Ãœberhang- und Ausgleichsmandate zu haben.


... und einen Landtag, der nominell um fast 30% zu groß ist biggrin.gif

Geschrieben von: Broensen 9. Sep 2021, 21:10

ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 20:29) *
Man könnte die Direktmandate auch einfach abschaffen, das meinte ich damit. Man muss sich halt für ein system entscheiden und das Parteien Parlament sagt zumindest mir erheblich mehr zu als ein direkt gewähltes Parlament da man in letzten mit großer warscheinlichkeit wesentlich weniger Vielfalt hätte als in erstem und zweitens kommen in erstem auch sagen wir mal uncharismatische Leute ins Parlament die nicht unbedingt gut ankommen bzw. die Menschen mit nehmen können dafür aber sehr kompetent sind.

Achso, dann bin ich sogar deiner Meinung.
Die Direktmandate sind ein ursprünglich mal gut gedachtes Mittel, das aber im heutigen Bundestag seinen ursprünglichen Sinn weitestgehend verloren hat. Einziger erstrebenswerter Effekt, der mMn noch besteht, ist eine gewisse Sicherstellung der Land/Stadt-Balance in den Flächenländern. Ohne die Direktmandate könnte es z.B. dazu kommen, dass aus Niedersachsen fast nur Leute aus dem Ballungsraum Hannover in den Bundestag kommen, während die ländliche Nordseeküste nicht vertreten wird.
Ansonsten muss man feststellen, dass zum Einen die Abgeordneten doch eher ihrer Partei bzw. deren Wählerschaft als der Gesamtheit ihrer Wahlkreisbevölkerung verbunden agieren und zum Anderen in den Wahlkreisen eigentlich kaum eine echte Auswahl besteht, da kaum noch jemand wirklich die Person wählt, sondern lediglich den Vertreter, den die präferierte Partei aufstellt. Und selbst da ist man dann eingeschränkt, weil schon vorher klar ist, dass nur ein oder zwei Parteien überhaupt Chancen haben, das Direktmandat zu erlangen.

Geschrieben von: Broensen 9. Sep 2021, 21:17

ZITAT(400plus @ 9. Sep 2021, 21:57) *
Ich hatte Gauder so verstanden, dass er die Erststimme komplett abschaffen wollte und es damit eine reine Listenwahl wäre, und dann würde es für die CSU tatsächlich kitzlig.

Was meint ihr denn, wie schnell es dann eine bundesweite Partei namens "CDU/CSU" oder "Die Union" gäbe, deren Landesverbände dann die gewohnten Namen tragen würden? Als ob ausgerechnet die Schwarzen sich von irgendwelchen Wahlregeln die Machtoptionen einschränken lassen würden.

Geschrieben von: Merowinger 9. Sep 2021, 21:17

Ohne eine gehörige Portion Direktmandate fände ich die Wahl viel zu unpersönlich, zu abgehoben. Es ist ein bisschen ähnlich der Direktwahl der Oberbürgermeister. Es soll schon „meinen Abgeordneten“ geben, selbst wenn er dann von der falschen Partei ist – aber nicht so wie bei der Europawahl mit riesigen und nur theoretischen Wahlkreisen.

Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 21:21

Ein anderer theoretischer Vorteil der Wahlkreise ist, dass regional starke Parteien so einfacher auf Bundesebene vertreten werden können. In der Geschichte der BRD gab es dafür mehrere Beispiele wie z.B. die DP und die Bayernpartei in den frühen Jahren, die PDS 1994 oder halt die CSU. Inzwischen ist für das Argument nur noch die CSU relevant, aber das kann sich ja auch wieder ändern.

Geschrieben von: Broensen 9. Sep 2021, 21:55

ZITAT(400plus @ 9. Sep 2021, 22:21) *
Ein anderer theoretischer Vorteil der Wahlkreise ist, dass regional starke Parteien so einfacher auf Bundesebene vertreten werden können. In der Geschichte der BRD gab es dafür mehrere Beispiele wie z.B. die DP und die Bayernpartei in den frühen Jahren, die PDS 1994 oder halt die CSU. Inzwischen ist für das Argument nur noch die CSU relevant, aber das kann sich ja auch wieder ändern.

Ach, dafür können wir doch auch einfach die Bayern zur nationalen Minderheit erklären. Ohne 5%-Hürde schafft die CSU es auch ohne Direktmandate noch über die Zweitstimmen in den Bundestag.

Geschrieben von: General Gauder 9. Sep 2021, 22:05

ZITAT(400plus @ 9. Sep 2021, 21:57) *
ZITAT(kato @ 9. Sep 2021, 21:56) *
ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 21:39) *
Wenn die CSU nicht mehr die 5% Hürde überschreitet und quasi auf Direktmandate angewiesen ist [...]

Sobald eine Partei drei Direktmandate (also 1 Prozent) bundesweit holt werden ihre Bundestagsmandate nach dem vollen Zweitstimmenanteil berechnet. Die Partei ist in diesem Fall nicht auf Direktmandate "angewiesen".


Ich hatte Gauder so verstanden, dass er die Erststimme komplett abschaffen wollte und es damit eine reine Listenwahl wäre, und dann würde es für die CSU tatsächlich kitzlig. Allerdings gäbe es da immer noch die Möglichkeit einer bundeslandspezifischen (statt nationalen) 5%-Hürde, wie 1949. Sehe jetzt aber gerade, dass ich mich da verlesen hatte, im zweiten Post sprach er nur von einer erheblichen Reduzierung. Hast Recht, 3 Direktmandate sollte die CSU in Bayern eigentlich immer holen, und wenn es mal soweit ist, dass das in Zweifel steht, dann braucht man sich auch um die CSU als Machtfaktor keine Gedanken mehr machen wink.gif

Diese erhebliche einschränkung war auf deinen Vorschlag bezogen die Direktmandate von der hälfte auf ein drittel zu reduzieren, ich selbst bin immer noch für die generelle abschaffung der Direktmandate.


ZITAT(Broensen @ 9. Sep 2021, 22:10) *
ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 20:29) *
Man könnte die Direktmandate auch einfach abschaffen, das meinte ich damit. Man muss sich halt für ein system entscheiden und das Parteien Parlament sagt zumindest mir erheblich mehr zu als ein direkt gewähltes Parlament da man in letzten mit großer warscheinlichkeit wesentlich weniger Vielfalt hätte als in erstem und zweitens kommen in erstem auch sagen wir mal uncharismatische Leute ins Parlament die nicht unbedingt gut ankommen bzw. die Menschen mit nehmen können dafür aber sehr kompetent sind.

Achso, dann bin ich sogar deiner Meinung.
Die Direktmandate sind ein ursprünglich mal gut gedachtes Mittel, das aber im heutigen Bundestag seinen ursprünglichen Sinn weitestgehend verloren hat. Einziger erstrebenswerter Effekt, der mMn noch besteht, ist eine gewisse Sicherstellung der Land/Stadt-Balance in den Flächenländern. Ohne die Direktmandate könnte es z.B. dazu kommen, dass aus Niedersachsen fast nur Leute aus dem Ballungsraum Hannover in den Bundestag kommen, während die ländliche Nordseeküste nicht vertreten wird.
Ansonsten muss man feststellen, dass zum Einen die Abgeordneten doch eher ihrer Partei bzw. deren Wählerschaft als der Gesamtheit ihrer Wahlkreisbevölkerung verbunden agieren und zum Anderen in den Wahlkreisen eigentlich kaum eine echte Auswahl besteht, da kaum noch jemand wirklich die Person wählt, sondern lediglich den Vertreter, den die präferierte Partei aufstellt. Und selbst da ist man dann eingeschränkt, weil schon vorher klar ist, dass nur ein oder zwei Parteien überhaupt Chancen haben, das Direktmandat zu erlangen.


Direkt Mandate sind kein Garant dafür das dies nicht eintritt, z.B. tritt in meinem Nachbar Wahlkreis ein Typ von der AFD an der über 100km weit weg wohnt, das System würde nur dann klappen wenn die entsprechenden Kandidaten in den Wahlkreisen auch wirklich Wohnen würden.

ZITAT(400plus @ 9. Sep 2021, 22:21) *
Ein anderer theoretischer Vorteil der Wahlkreise ist, dass regional starke Parteien so einfacher auf Bundesebene vertreten werden können. In der Geschichte der BRD gab es dafür mehrere Beispiele wie z.B. die DP und die Bayernpartei in den frühen Jahren, die PDS 1994 oder halt die CSU. Inzwischen ist für das Argument nur noch die CSU relevant, aber das kann sich ja auch wieder ändern.

Für diese Fälle kann man die generelle 5% Hürde ja veringern so das regionale Parteien eine reelle Chance hätten. außerdem würde es verhindern das wie 2013 15,8% der abgegebenen Stimmen nicht im BT vertreten sind bzw. waren. Die Zersplitterung des Plenums welche die 5% Hürde ja eigentlich verhindern soll haben wie ja schon jetzt mit 7 Parteien in 6 Fraktionen eine mögliche Regierung benötigt mit sehr großer warscheinlichkeit ein dreier Bündniss.

Geschrieben von: Schwabo Elite 9. Sep 2021, 22:35

ZITAT(goschi @ 9. Sep 2021, 20:19) *
Die aktuelle Regierung aus SPD und Union haben das aber versenkt (weil sie weit, weit überprooprtioanl eigentlich als einzige, von der ungleichheit profitieren) und es gab eine nur minimale Wahlrechtsreform, die aber die Überhangmandate zumindest reduzieren sollte.

Dass die SPD auch nur annähernd so viele Direktmandate holt, ist lange her: Das Verhältnis aktuell ist 231:58. Ja, der Rest holt noch weniger Direktmandate, aber 2017 und 2013 war die Karte fast schwarz.

https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/mdb_zahlen_19/direktmandate_landeslisten-529512

Geschrieben von: Broensen 9. Sep 2021, 22:45

ZITAT(General Gauder @ 9. Sep 2021, 23:05) *
Direkt Mandate sind kein Garant dafür das dies nicht eintritt, z.B. tritt in meinem Nachbar Wahlkreis ein Typ von der AFD an der über 100km weit weg wohnt, das System würde nur dann klappen wenn die entsprechenden Kandidaten in den Wahlkreisen auch wirklich Wohnen würden.

Ja das stimmt, aber zumindest wurde der Mandatsträger von den Menschen der entsprechenden Region gewählt und ist dieser verpflichtet, auch wenn er woanders lebt. Aber ich bin ja auch für eine Abschaffung der Erststimme. Eventuell ließe sich ein besserer regionaler Proporz auf anderem Weg erreichen, z.B. in dem man Bezirks- statt Landeslisten aufstellt. Also statt 16 Landeslisten und 299 Wahlkreis-Mandaten dann nur 38 Bezirkslisten entsprechend der NUTS-2-Regionen.

Geschrieben von: 400plus 9. Sep 2021, 22:50

ZITAT(Schwabo Elite @ 9. Sep 2021, 23:35) *
Dass die SPD auch nur annähernd so viele Direktmandate holt, ist lange her: Das Verhältnis aktuell ist 231:58. Ja, der Rest holt noch weniger Direktmandate, aber 2017 und 2013 war die Karte fast schwarz.

https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/mdb_zahlen_19/direktmandate_landeslisten-529512


Wobei es bei den Überhangmandaten ja nicht nur auf die Anzahl, sondern auch die geographische Verteilung ankommt. Mein Mk.1 Eyeball sagt mir, dass es nach dem alten (prä-2013) System wahrscheinlich auch 2017 in Niedersachsen und Bremen Überhangmandate für die SPD gegeben hätte.

Geschrieben von: goschi 10. Sep 2021, 13:22

ZITAT(Schwabo Elite @ 9. Sep 2021, 23:35) *
ZITAT(goschi @ 9. Sep 2021, 20:19) *
Die aktuelle Regierung aus SPD und Union haben das aber versenkt (weil sie weit, weit überprooprtioanl eigentlich als einzige, von der ungleichheit profitieren) und es gab eine nur minimale Wahlrechtsreform, die aber die Überhangmandate zumindest reduzieren sollte.

Dass die SPD auch nur annähernd so viele Direktmandate holt, ist lange her: Das Verhältnis aktuell ist 231:58. Ja, der Rest holt noch weniger Direktmandate, aber 2017 und 2013 war die Karte fast schwarz.

https://www.bundestag.de/abgeordnete/biografien/mdb_zahlen_19/direktmandate_landeslisten-529512

Trotzdem war der Wille diese Vorteilsnahme von Macht zu erhalten und vermutlich die Hoffnung, die Verhältnisse wieder verschieben zu können.
Die Absage an die (sehr breit in der Politikwissenschaft positiv bewertete) Wahlrechtsreform war leider einer der (vielen) unschönen Momente der SPD-Koregierung, wo es um Sicherung der eigenen Position und nicht der Stabilisierung des Bundestages. (ich weiss, dass das Argument "starke SPD ist aber ein Faktor der Stabilisierung des BT" da gerne vorgebracht wird, aber es bleibt undemokratisch, hier Vorteile zu nehmen. wink.gif )

Geschrieben von: ChrisCRTS 29. Dec 2021, 13:36

Hallo an alle

Eine Frage.
Kenn jemand das buch " Der Eisbrecher" von Viktor Suworow?
Was haltet ihr davon?
Danke

Geschrieben von: Merowinger 29. Jan 2022, 16:41

Warum liegt Italien so klar vor Deutschland und sogar noch vor der Türkei im global firepower index?
https://www.globalfirepower.com/countries-listing.php

EDIT: Aha, man hübsch https://www.globalfirepower.com/countries-comparison-detail.php?country1=germany&country2=italy. Interessant.

Geschrieben von: Nite 30. Jan 2022, 11:29

ZITAT(Merowinger @ 29. Jan 2022, 16:41) *
Warum liegt Italien so klar vor Deutschland und sogar noch vor der Türkei im global firepower index?
https://www.globalfirepower.com/countries-listing.php

EDIT: Aha, man hübsch https://www.globalfirepower.com/countries-comparison-detail.php?country1=germany&country2=italy. Interessant.

Die Aussagekraft dieser Quartettkartenvergleiche ist doch eher fragwürdig

Geschrieben von: Freestyler 9. Feb 2022, 21:36

Ich suche Informationen zu den Lehrgängen und Ausbildungen, die im Kalten Krieg durch die Jägerausbildungszentren und Pionierausbildungszentren durchgeführt wurden. Weiß da jemand was genaues (also Bezeichnung, Inhalt, Dauer usw.)?

Geschrieben von: 400plus 15. Apr 2022, 22:15

Kann mir jemand in einfachen Worten erklären, was genau das Multinationale Kommando Operative Führung in Ulm im Verteidigungsfall machen würde, und wie es sich von einem NATO-Korps unterscheidet/unterscheiden würde?

Geschrieben von: kato 16. Apr 2022, 00:29

ZITAT(400plus @ 15. Apr 2022, 23:15) *
Kann mir jemand in einfachen Worten erklären, was genau das Multinationale Kommando Operative Führung in Ulm im Verteidigungsfall machen würde, und wie es sich von einem NATO-Korps unterscheidet/unterscheiden würde?

Im "echten V-Fall" gliedert das Kommando in die Funktion JSEC (Joint Support and Enabling Command) um und ist im wesentlichen dafür zuständig NATO-Truppen und NATO-Logistikgüter durch den EU-Raum zu bringen - also Routen planen, Transport organisieren, Sicherungstruppen u.ä. durch EU-Länder beistellen lassen, Versorgungspunkte entlang der Strecke etablieren und Genehmigungen der zu durchfahrenden Länder einholen. Das Kommando ist dabei direkt SACEUR unterstellt auf derselben Ebene wie die operativen Heeresgruppen-Kommandos JFC Brunssum und JFC Neapel, und damit quasi eine Stufe "über" den NATO-Korps.

Funktion ist dann dafür sorgen, dass die irgendwo an der Atlantikküste abgeladene US-Division es dann auch bis in ihren Verfügungsraum an der Ostflanke schafft, genauso wie die hinterher zulaufenden Verbrauchsgüter und Munition. Für den Transport über den Atlantik selbst ist das JFCNF (selbe Ebene) zuständig, das ähnlich aus dem Kommando 2nd Fleet (USN) umgliedert.

Im "Nicht-V-Fall" dient das Kommando als eines von mehreren Korpskommandos im Sinne der operativen Führung von Truppen im Umfang mehrerer Divisionen in einem multinationalen Einsatz, mitsamt verlegbarem Gefechtsstand. Hierbei steht das Kommando in dieser Funktion sowohl EU als auch NATO zur Verfügung, und rotiert wie die anderen Korpskommandos durch die entsprechenden Bereitschaftsstati.

Daneben gibt es noch die OHQ-Funktion für die EU, aber das ist mehr eine Zweitverwendung des Personals unter Umgliederung und Verlegung.

Geschrieben von: 400plus 16. Apr 2022, 06:28

Vielen Dank!

Geschrieben von: Amorphium 19. Aug 2022, 15:24

Ich hatte hier mal vor ein paar Jahren von einem Bundeswehrgeneral der 80er Jahre gelesen, der, wenn ich mich recht erinnere, deutlich mehr Jägertruppen gefordert hatte und weniger mechanisierte Truppen, da ein eventueller Angriff der Sowjetunion auch in bebautem/bewaldeten Gelände abgewehrt werden muss und die Mannstärke der Bundeswehr durch den Fokus auf Technologie zu niedrig sei. Der Typ war leider auch relativ weit rechts und hatte glaube ich auch einen Bruder, der ebenfalls ein hohes Tier in der Bundeswehr war, sagt das jemandem etwas?

Geschrieben von: dochiq 19. Aug 2022, 15:29

Reinhard Uhle-Wettler?

https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Uhle-Wettler

Edit: ... oder halt sein Bruder: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Uhle-Wettler
Der Rechtsdrall scheint wohl in der Familie zu liegen.

Geschrieben von: Stormcrow 19. Aug 2022, 15:48

Verdammte Ninjas! biggrin.gif
Ja, das war Uhle Wettler d. J. Kein angenehmer Zeitgenosse,

Hier SPIEGEL-Artikel von 1980 dazu: https://www.spiegel.de/politik/wer-wirft-den-feind-aus-der-rhoen-a-191e6f7c-0002-0001-0000-000014324516

Geschrieben von: Amorphium 19. Aug 2022, 15:48

ZITAT(dochiq @ 19. Aug 2022, 16:29) *
Reinhard Uhle-Wettler?

https://de.wikipedia.org/wiki/Reinhard_Uhle-Wettler

Edit: ... oder halt sein Bruder: https://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Uhle-Wettler
Der Rechtsdrall scheint wohl in der Familie zu liegen.

Ja genau, danke!
Gibts zu "Gefechtsfeld Mitteleuropa, Gefahr der Übertechnisierung von Streitkräften" irgendwo einen guten Kommentar/Einordnung oder ähnliches?

Geschrieben von: Freestyler 19. Aug 2022, 16:25

Ich hab das Buch zuhause und kann das nur empfehlen, ebenso wie "Höhe- und Wendepunkte deutscher Militärgeschichte".

"Gefechtsfeld Mitteleuropa" ist sehr gut und basiert auf nachvollziehbaren militärgeschichtlichen (2. Weltkrieg, Koreakrieg) und topografischen Untersuchungen (Sichtweite/Kampfentfernung, Verstädterung, Bewaldung).

Der deutliche Rechtsdrall ist mir bewusst, ich konnte bei beiden Büchern aber nichts revanchistisches o.ä. erkennen. Uhle-Wettler schrieb beide in den 1980ern, also bevor er - zumindest offen/öffentlich - nach Rechts abdriftete.

Edit: Uhle-Wettler hat bereits in den 1960ern als Major mit "Leichte Infanterie im Atomzeitalter" seine Forderungen aufgestellt: https://www.spiegel.de/politik/leichte-infanterie-a-3ba5068d-0002-0001-0000-000045589360

Geschrieben von: Amorphium 19. Aug 2022, 16:35

Vielen Dank smile.gif

Geschrieben von: Malefiz 6. Feb 2023, 17:29

Kann mir jemand den genauen Unterschied zwischen dem "Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit" und dem "Ehrenkreuz der Bundeswehr in besonderer Ausführung" erklären? Ich werde nicht so recht schlau daraus, welche Taten denn jetzt das Eine oder das Andere nach sich ziehen. Aus den Texten zu den Verleihungen auf Wikipedia werde ich auch nicht schlau, da offenbar ja beides bei besonderem Verdienst bei Feindkontakt verliehen wird.

Geschrieben von: Holzkopp 11. Jun 2023, 20:07

*rauskram, da ich die Frage gerade entdeckt habe*

Wenn ich das richtig verstanden habe ist das "Ehrenkreuz für Tapferkeit" die höchste Auszeichnung. Die Sonderform "Gold in besonderer Ausführung" kann verliehen werden für Pflichterfüllung unter Gefahr für Leib und Leben, wobei hier noch keine "Tapferkeit" erforderlich ist.

Zitat:

ZITAT
Zur Verleihung des Ehrenkreuzes der Bundeswehr für Tapferkeit als höchste Form des Ehrenzeichens der Bundeswehr muss das normale Maß der Grundpflicht gemäß § 7 Soldatengesetz (SG) deutlich überschritten werden. Dies setzt bei außergewöhnlicher Gefährdung von Leib und Leben ein mutiges, standfestes und geduldiges Verhalten voraus, mit dem der militärische Auftrag erfüllt wird.


zum Vergleich die Sonderformen:

ZITAT
Darüber hinaus können die bisher verliehenen Ehrenkreuze der Bundeswehr für besonders herausragende Leistungen soldatischer Pflichterfüllung, insbesondere hervorragende Einzeltaten, als Sonderform (roter Rand) in Silber (ohne Gefahr für Leib und Leben) und in Gold (unter Gefahr für Leib und Leben) verliehen werden.


Und nochmal zum Ehrenkreuz für Tapferkeit:

ZITAT
Aus der Begründung für die Tapferkeitsauszeichnung muss eindeutig hervorgehen, dass die auszuzeichnende Tat weit über das normale Maß der „Grundtapferkeit“ (Grundpflicht gemäß § 7 des Soldatengesetzes) hinausgegangen ist. Es ist konkret zu beschreiben, inwieweit angstüberwindendes, mutiges Verhalten bei außergewöhnlicher Gefährdung von Leib und Leben erforderlich war, um den militärischen Auftrag zu erfüllen. Dabei ist gegebenenfalls auch herausragendes Führungsverhalten in der konkreten Einsatzsituation sowie selbständiges, entschlossenes und erfolgreiches Handeln in einer ungewissen Situation nachvollziehbar darzustellen.


Für mich würde sich daraus ergeben, dass das Ehrenkreuz für Tapferkeit immer eine gefechtsartige Leistung voraussetzt, die Tapferkeit als militärische Herausforderung explizit würdigt und nicht "nur" das Handeln unter Gefahr. Das kann auch die Rettung von Personen oder ähnlichers sein, die zwar Lebensgefahr begründet aber noch nicht Tapferkeit als typische soldatische Leistung.

Hier gibts ausführliche informationen inkl. einer Übersichtsbroschüre der Bundeswehr dazu:

https://www.bundeswehr.de/de/ueber-die-bundeswehr/selbstverstaendnis-bundeswehr/orden-auszeichnungen-bundeswehr/ehrenzeichen-bundeswehr

Geschrieben von: Malefiz 10. Jul 2023, 07:35

Merci smile.gif

Geschrieben von: muckensen 10. Jul 2023, 16:44

Die erste Verleihung des Ehrenkreuzes für Tapferkeit überhaupt erging an mehrere Fallschirmjäger, die nicht im Gefecht gestanden hatten. Nach einem Selbstmordanschlag hatte die sich an Bord eines Mungo befindliche Munition begonnen umzusetzen, dennoch retteten die Soldaten mehrere Kameraden von dem brennenden Fahrzeug oder aus seiner unmittelbaren Nähe (die Berichte sind hier ungenau), außerdem retteten/bargen sie mehrere afghanische Kinder, die ebenfalls zu Schaden gekommen waren.

Geschrieben von: Hotel Bravo 11. Aug 2023, 02:24

"Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hob in seiner Würdigung hervor, dass die beiden Kommandosoldaten Hauptmann Andreas F. (Name geändert) und Stabsfeldwebel Matthias G. (Name geändert) unter Einsatz ihres eigenen Lebens während der militärischen Evakuierungsoperation in Kabul in Afghanistan im August 2021 zahlreiche deutsche Staatsbürger und Schutzbefohlene gerettet haben. Der damalige Führer des Einsatzverbandes Militärische Evakuierungsoperation Kabul, Brigadegeneral Jens Arlt, hatte die beiden Soldaten aufgrund dieser Leistungen für die hohe Auszeichnung vorgeschlagen."

https://www.bundeswehr.de/de/organisation/heer/aktuelles/hoechste-auszeichnung-fuer-zwei-kommandosoldaten-5663620






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