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WHQ Forum _ Flugzeuge _ Bundespolizei tankt falsch bei Nachtübung

Geschrieben von: Hummingbird 3. Sep 2019, 20:29

Die Bundespolizei verlangt von einer ihrer Hubschrauberbesatzungen über eine Million Euro Schadenersatz, weil die Knallköppe ihre EC-135 mit AvGas betankt haben und dann damit die Turbinen durchgeglüht haben. Versichert sind zwei von dreien bis 100k. Da weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll.

https://www.spiegel.de/plus/bundespolizei-beamte-tankten-falschen-sprit-bp-fordert-schadensersatz-a-00000000-0002-0001-0000-000165579685

Geschrieben von: JSS Deutschland 3. Sep 2019, 21:06

Und für soetwas meine Damen und Herren braucht man eine Dienst-Haftpflicht.

Geschrieben von: Schwabo Elite 3. Sep 2019, 21:08

Sollte man in der Tat haben.

Geschrieben von: goschi 3. Sep 2019, 21:38

ZITAT(Hummingbird @ 3. Sep 2019, 21:29) *
Die Bundespolizei verlangt von einer ihrer Hubschrauberbesatzungen über eine Million Euro Schadenersatz, weil die Knallköppe ihre EC-135 mit AvGas betankt haben und dann damit die Turbinen durchgeglüht haben. Versichert sind zwei von dreien bis 100k. Da weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll.

https://www.spiegel.de/plus/bundespolizei-beamte-tankten-falschen-sprit-bp-fordert-schadensersatz-a-00000000-0002-0001-0000-000165579685

SDie haben innerhalb einer Übung sogar zweimal AvGas getankt, nicht nur einmal.

Geschrieben von: Hummingbird 3. Sep 2019, 21:45

Bestraft gehören die ja schon für derart fahrlässige Dämlichkeit. Wenn die BPol allerdings auf das Geld besteht, dann ist die Investition in die Ausbildung auch futsch. Ich erwarte nicht wirklich, das die Forderungen letztendlich geltend gemacht werden. Die Jungs werden jetzt erst mal schwitzen gelassen. Und das mit Recht.

Geschrieben von: goschi 3. Sep 2019, 21:53

Das ist schon wirklich Inkompetenz und Fahrlässigkeit, da muss im Flug auch einiges geleuchtet haben betreffend Temperaturen in den Triebwerken.
vermutlich ist die Schadenersatzforderung auch notwendig um immerhin das Maximum aus den Haftpflichtversicherungen zu erhalten und generell Regressforderungen stellen zu können und etwas greifbares zu haben.

Geschrieben von: Hummingbird 3. Sep 2019, 21:58

Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung wie sich AvGas in einer Turbine auswirkt, aber selbst mit dem richtigen Kraftstoff, kann es recht schnell zu Überhitzungen kommen. Besonders beim Anlassen. Ich vermute die haben beim ersten Tanken nur ein bisschen getankt und das hat sich nicht groß ausgewirkt. Dann haben sie beim zweiten Mal viel mehr getankt und beim Anlassen waren dann ruckzuck die Öfen durch.

Geschrieben von: goschi 4. Sep 2019, 05:11

Nein, die Übung wurde wohl abgeschlossen und erst im Anschluss wurde es bemerkt.
Es gibt, wird anderswo berichtet, durchaus die reguläre Möglichkeit im Notfall mit AvGas zu fliegen, wenn man dann besondere Vorsichtsmassnahmen trifft. Hier wurden diese aber nicht getroffen und am Ende waren die Turbinen komplett durch.

Aber ja, es ist wohl wahrscheinlich, dass zuerst davon gar nichts bemerkt wurde (es wird ja selten vollständig nachgetankt, nur aufgefüllt) und sich dies erst gegen Ende katastrophal auswirkte, nichtsdestotrotz sagen viele Kenner, das man es wohl bemerken müsste, sass etwas nicht stimmt.

Geschrieben von: Camouflage 4. Sep 2019, 10:14

ZITAT(Hummingbird @ 3. Sep 2019, 22:45) *
Bestraft gehören die ja schon für derart fahrlässige Dämlichkeit.

Es geht ja nicht um Strafe, sondern um Schadenersatz.

ZITAT
Wenn die BPol allerdings auf das Geld besteht, dann ist die Investition in die Ausbildung auch futsch. Ich erwarte nicht wirklich, das die Forderungen letztendlich geltend gemacht werden. Die Jungs werden jetzt erst mal schwitzen gelassen. Und das mit Recht.

Bei Streifenwagen ist das mit dem Schadenersatz bei Falschbetankung zig Mal durchexerziert. Zumindest bei der Amtshaftung gegenüber Dritten kann der Dienstherr bei Vorsatz und grober Fahrlässigkeit den Beamten nicht nur in Regress nehmen, er muss das tun. Ob das im Innenverhältnis auch so ist, kann vielleicht einer der Beamten sagen.

Jedenfalls dürfte der Anspruch an die Sorgfalt beim Betanken eines Hubschraubers nicht geringer sein als beim Streifenwagen.

Und ja, dafür hat man dann halt eine Versicherung.

Geschrieben von: Praetorian 4. Sep 2019, 10:33

Viele Gasturbinen können durchaus eine Weile mit AvGas betrieben werden, in der Regel gibt es Betriebsstundenkontingente zwischen Wartungsintervallen. Kernprobleme sind das Fehlen von Schmierstoffen im AvGas und höhere Brennkammertemperaturen, dazu kommt mit der Zeit (weil AvGas nach wie vor leicht verbleit ist) eine Bleikontamination der metallischen Werkstoffe der Turbine, insbesondere der Schaufeln.

Was hier noch dazukommt, es handelt sich um eine EC135T2 mit Turboméca Arrius 2B2. Für die ist ein Betrieb mit AvGas oder ähnlich abweichenden Kraftstoffen grundsätzlich nicht zugelassen - anders als bei der zweiten Triebswerksoption PW206B2 der EC135P2, da Pratt&Whitney da wohl etwas flexibler ist.

Aus dem Flughandbuch der EC135T2:





(Jet B und TS-1 sind auch Kerosine, aber mit deutlich geringeren Gefrierpunkten für den Einsatz in arktischen Gebieten)


Geschrieben von: Camouflage 4. Sep 2019, 11:07

ZITAT(Hummingbird @ 4. Sep 2019, 11:36) *
ZITAT(Camouflage @ 4. Sep 2019, 11:14) *
Und ja, dafür hat man dann halt eine Versicherung.
Laut Spiegel ist das eben nicht von einer Versicherung gedeckt wie ich bereits schrieb.

Dann sind zwei Beamte halt unterversichert und einer gar nicht.

Man muss sich ja nicht versichern, dann trägt man das Risiko halt selber. Das ändert am Anspruch nichts.

Man kann auch mal kritisch fragen, ob die Standardversicherung durch Mitgliedschaft in einer Polizeigewerkschaft für Piloten ausreichend und angenessen ist.

ZITAT
Außerdem wird diskutiert die Schadenersatzansprüche nicht einzufordern.

Abwarten. Ich denke niemand möchte einen der Beteiligten in den persönlichen Ruin treiben.

Geschrieben von: Hummingbird 4. Sep 2019, 15:09

ZITAT(Camouflage @ 4. Sep 2019, 12:07) *
Ich denke niemand möchte einen der Beteiligten in den persönlichen Ruin treiben.
Naja, dem Vernehmen nach wurde mit den Erhobenen Schadenersatzforderungen die teuerste Option gewählt, welche möglich ist. Ob das vor Gericht so durchgewunken wird, wage ich mal zu bezweifeln. Von daher sieht es für mich schon irgendwie danach aus, das erst mal möglichst laut gepoltert wird und es dann letztendlich einen Deal geben wird.

Geschrieben von: Father Christmas 4. Sep 2019, 17:07

Hier ein Artikel ohne Paywall: https://amp.heute.at/s/falsch-getankt-polizisten-sollen-1-mio-euro-zahlen-43310805

Geschrieben von: Holzkopp 4. Sep 2019, 18:01

hier mal schnell was rausgesucht zum Thema Haftung des Beamten bei Falschbetankung, allerdings immer Autos:

https://www.michaelbertling.de/beamtenrecht/falschtanken.htm

Im Arbeitsrecht gibt es im Fall der groben Fahrlässigkeit eine Haftungsbeschränkung zur Vermeidung existenzbedrohender Haftungsrisíken. Die soll lediglich die Existenzvernichtung verhindern, darf aber trotzdem eine erhebliche Belastung darstellen. Ob das analog auch im Beamtendienstrecht so gilt hab ich spontan nicht rausgefunden.

Sprich: ob die Million fällig wird wird sich bei Aufrechterhaltung der Forderung vor Gericht klären. Und auch ob die Besatzung gesamtschuldnerisch haftet oder nur ein Teil. Das wird von den konkreten Dienstpflichten abhängen.

Drei Monatsgehälter sind für sowas übrigens ziemlich wenig, das sich die Gewerkschaft damit durchsetzt würde ich nicht wetten.

Wenn das Gericht hier grobe Fahrlässigkeit erkennt spekuliere ich eher in Richtung Jahresgehalt.


Geschrieben von: Schwabo Elite 4. Sep 2019, 19:12

ZITAT(goschi @ 3. Sep 2019, 22:38) *
ZITAT(Hummingbird @ 3. Sep 2019, 21:29) *
Die Bundespolizei verlangt von einer ihrer Hubschrauberbesatzungen über eine Million Euro Schadenersatz, weil die Knallköppe ihre EC-135 mit AvGas betankt haben und dann damit die Turbinen durchgeglüht haben. Versichert sind zwei von dreien bis 100k. Da weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll.

https://www.spiegel.de/plus/bundespolizei-beamte-tankten-falschen-sprit-bp-fordert-schadensersatz-a-00000000-0002-0001-0000-000165579685

SDie haben innerhalb einer Übung sogar zweimal AvGas getankt, nicht nur einmal.


Ah, gut, dann war's das mit der Versicherung auch. hmpf.gif

Geschrieben von: KSK 4. Sep 2019, 19:59

ZITAT(Schwabo Elite @ 4. Sep 2019, 20:12) *
ZITAT(goschi @ 3. Sep 2019, 22:38) *
ZITAT(Hummingbird @ 3. Sep 2019, 21:29) *
Die Bundespolizei verlangt von einer ihrer Hubschrauberbesatzungen über eine Million Euro Schadenersatz, weil die Knallköppe ihre EC-135 mit AvGas betankt haben und dann damit die Turbinen durchgeglüht haben. Versichert sind zwei von dreien bis 100k. Da weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll.

https://www.spiegel.de/plus/bundespolizei-beamte-tankten-falschen-sprit-bp-fordert-schadensersatz-a-00000000-0002-0001-0000-000165579685

SDie haben innerhalb einer Übung sogar zweimal AvGas getankt, nicht nur einmal.


Ah, gut, dann war's das mit der Versicherung auch. hmpf.gif

Warum das? Ich gehe davon aus, der Fehler wurde bei der ersten Falschbetankung nicht bemerkt.

Geschrieben von: Schwabo Elite 4. Sep 2019, 21:32

Das mag faktisch richtig sein, aber das müsste man erstmal plausibel durchargumentieren. Zumindest in meiner laienhaften Vorstellung sind die Zapfanlagen gut gekennzeichnet. Keine Ahnung, ob die Tankstutzen ohne weitere austauschbar sind.

Geschrieben von: goschi 4. Sep 2019, 21:42

Fehler sind durchaus möglich und die Übung war offenbar bei Nacht.

Geschrieben von: ede144 5. Sep 2019, 07:10

ZITAT(Schwabo Elite @ 4. Sep 2019, 22:32) *
Das mag faktisch richtig sein, aber das müsste man erstmal plausibel durchargumentieren. Zumindest in meiner laienhaften Vorstellung sind die Zapfanlagen gut gekennzeichnet. Keine Ahnung, ob die Tankstutzen ohne weitere austauschbar sind.


Nun wenn das immer so eindeutig wäre, würden PKW nicht auch regelmäßig falsch betankt. Ist mir auch schon mal passiert eek.gif

Geschrieben von: Forodir 5. Sep 2019, 13:22

Da wird aber dann gerne mal mit der entsprechenden Ausbildung und sorgfaltspflicht argumentiert, das sind ja keine Laien.

Geschrieben von: xena 5. Sep 2019, 16:18

Gerade in der Luftfahrt sind Treib- und Schmierstoffe peinlichst einzuhalten, weit strenger als beim Auto. Man kann davon ausgehen, dass die Piloten entsprechendes Fachwissen vermittelt bekommen haben.

Geschrieben von: Stefan Kotsch 6. Sep 2019, 15:06

Und, man riecht es ausgesprochen gut was man tankt. Hatten die Piloten vielleicht was geraucht?

Ah. War "Selbstbedienung" oder mit Tankpersonal? Wie kennen ja den vollen Hintergrund nicht, nur das Ergebnis. Irgendwas ist da faul.

Geschrieben von: goschi 6. Sep 2019, 16:30

Selbstbedienung, bei einer Nachtübung.

Geschrieben von: General Gauder 6. Sep 2019, 19:54

Ich finde es ein wenig schwirig hier im Forum darüber zu urteilen wie fahrlässig die Typen nun gewesen sind, keiner von uns war dabei, warten wir die Untersuchung doch ab.

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