"Russia Today" - Nachrichten aus Russland, Ehemals "Die Wirtschaft Russlands" Einstellungen

[Merowinger]

Ökonomisch handelt gerade Russland recht kompetent.

Fiskalisch wahrscheinlich ja, ökonomisch nein z.B. wegen der neuen Welle von quasi-Verstaatlichungen (Stand jetzt bei beinahe 70%) und der unveränderten Rohstoffexportwirtschaft mit ungenügenden Investitionen in die dafür benötigte Technik und Infrastruktur. Hier treffen auch die Sanktionen.

Mangelnde Rechtssicherheit, Überregulierungen, Korruption und generell das Recht des Stärkeren sind weiterhin starke Hindernisse.

Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 13. Oct 2017, 11:13

[Schwabo Elite]

Da zaristische oder stalinistische Verbindungen zu suchen kann auch nur dir einfallen...

Wieso? Der Ort ist eine Ansammlung architektonischer Juwele aus der Zeit von 1905 bis 1939. Natürlich will man sich bei Olympia lieber damit als mit Beton Brutalismus der Chruschtschow-Ära präsentieren. Und dass Putin bewusst an das zaristische Russland anknüpft und Stalin als Führer rehabilitiert, ist weder eine neue noch meine Idee.

[Crazy Butcher]

Weil die Architektur in dem Fall allenfalls optisch den Austragungsort aufwerten und nicht irgendwelche Ideologien repräsentieren soll.

[Nite]

Das Drumherum der oylmpischen Spiele ist immer auch Repräsentation von Politik, in Diktaturen umso mehr.

[Merowinger]

Diktatur trifft es nicht: Russland liegt irgendwo zwischen "defekter Demokratie" und "autoritärem Regime".

Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 13. Oct 2017, 14:12

[Crazy Butcher]

Sieh das bloß nicht so differenziert, das könnte ihn belasten.

Sotschi hat landschaftlich und klimatisch großes Potential auch für ausländische Touristen interessant zu sein /werden. Daher wurde es als Austragungsort ausgewählt. Nicht, weil man damit zaristischen oder stalinistischen Prunk propagieren wollte.

Der Beitrag wurde von Crazy Butcher bearbeitet: 13. Oct 2017, 14:20

[Schwabo Elite]

Weil die Architektur in dem Fall allenfalls optisch den Austragungsort aufwerten und nicht irgendwelche Ideologien repräsentieren soll.

Architekur ist immer ideologisch aufgeladen. Sie ist Zeitgeist, Menschenbild und politisches Programm der Bauherren in Form gebracht.

[Crazy Butcher]

Für Architekten und Geschichtsinteressierte vielleicht. Für den Durchschnittsbürger ist ein Gebäude entweder schön oder nicht. Solange es keine besondere Sehenswürdigkeit ist, ist es den meißten egal wann es erbaut wurde oder welcher Baustil Pate gestanden hat. Ebenso die politische Ausrichtung zum Zeitpunkt der Grundsteinlegung. Meiner Wissens hat auch keiner Sotschi als Austragungsort beworben und dabei die Architektur der Stalinzeit herausgestellt. Klima, Berge, Strand und Party - das zählt für Touristen.
Mit Inszenierung unter Rückgriff auf die stalinistische Ära hat das nichts zu tun.

[SailorGN]

Architektur und Machtinszenierung in ausgewählten Räumen interessieren den Durchschnittbürger nicht bewusst, beeinflussen ihn aber. Gerade jemand wie Putin beherrscht dieses Konglomerat von Raum, Ausstattung, Ritual, Persönlichkeit und vorbestimmter Wirkung perfekt. Allein die Fernsehberichte über irgendwelche Reden/Sitzungen in "alten" zaristischen Räumen, Kadetten, die ihm die Türm öffnen, der Kontrast alter Pracht und seinem biznez-schlichtem Auftreten... Da steckt ne Menge drin. Auf Sotchi bezogen geht es wohl weniger um die internationale Wirkung als vielmehr intern die Kontinuität von Stalins liebster Dacha, der "Sommerhauptstadt" der sowj. Nomenklatura hin zum jetzigen Machthaber aufzuzeigen. Die dortigen Investitionen stehen in keinem Verhältnis zu den rational zu erwartenden Touristenzahlen... Wenn die Gelder überhaupt so verwendet wurden. Um Sotchi wirklich dauerhaft als (internationalen) Touri-Spot zu etablieren braucht es mehr als nur Infrastruktur... nämlich eine Servicekultur und grundsätzliche Offenheit. Diese zu entwickeln hat auch an anderen Plätzen Jahre, wenn nicht Jahrzehnte gedauert... oder man konnte sich nur durch massives Preisdumping als Spot etablieren.

[Kameratt]

Was wäre denn die Alternative zu Sotschi? Moskau und Sankt Petersburg wäre zu einfältig und von der Geografie nicht passend. Und Ural oder Sibirien ist mitten im nirgendwo und alleine mit den Begriffen kann man vielen Menschen Angst einjagen. Daher war die Entscheidung für Sotschi nur folgerichtig, weil der Ort sowohl eine bestehende Tourismus-Infrastruktur als auch Potential für weiteren Ausbau mitbringt.
Ich glaube übrigens nicht, dass Sotschi sich über Preisdumping etablieren können wird. Die Russen selbst präferieren ja eher die Türkei oder Ägypten, wenn es billig sein soll und es die Sicherheitslage zulässt.

[xena]

Die Krim hätte die Chance für russische Massentouristen attraktiv zu werden. Aber das kann erst was werden, wenn die Brücke fertig ist und der Durchschnittsrusse mit Bus/Bahn und eigenem Auto anfahren kann. Die Insel hat ein mildes Klima und eine schöne Landschaft an der Küste. Wenn sie das richtig anpacken, kann ein guter Teil des Touristengeldes im Land bleiben...

[Kameratt]

Es ist eine Halbinsel, verdammt nochmal!
Der Vorteil der Krim ist, dass sie wesentlich trockener ist als Sotschi mit 400 vs 1700mm Jahresniederschlag.
Der Nachteil: Sie eignet sich nicht für Wintersport und kommt aufgrund der politischen Lage nicht als Austragungsort für internationale Sportereignisse infrage.

[Seneca]

Der deutsche Schauspieler Lars Eidinger, Darsteller des Zaren Nikolaus II. im Film "Mathilde" des russische Regisseur Alexej Utschitel, wird massiv bedroht und verzichtet deshalb an der Premiere des Filmes in Russland teilzunehmen.
Besonders aktiv bei der Diffamierung Edingers ist die Ex-Ukrainerin Natalja Poklonskaja, die 2014 nach der russischen Besetzung der Krim von Moskau zur "Generalstaatsanwältin" der Krim ernannt wurde. Mittlerweile ist sie Duma-Abgeordnete der Pro-Putin-Partei "Einiges Russland".
Lars Eidingers offener Brief an den Regisseur wurde in der ZEIT veröffentlicht:

Wie Du weißt, bezichtigt mich Natalja Poklonskaja hartnäckig, ich sei ein schwuler deutscher Pornodarsteller und Satanist. Im Internet kursieren Videos, in denen man sieht, wie sie Bilder von mir in die Kamera hält. Obwohl ich nicht genau verstehe, was sie sagt, sehe ich einen Hass in ihrem Gesicht, der mich wirklich erschreckt. Ich habe Angst vor diesen Leuten, weil ihr Hass so irrational und fanatisch ist. Sie ist umgeben von Menschen, die sie gegen mich aufhetzen könnte. Menschen, die offensichtlich nicht davor zurückschrecken, Häuser und Autos anzuzünden, und die dabei in Kauf nehmen, Leute wie mich zu verletzen. Sie hat mich zu ihrem Feind auserkoren und zur Zielscheibe ihres Hasses gemacht.

http://www.zeit.de/2017/42/lars-eidinger-a...age=10#comments

[Schwabo Elite]

Fünf vor acht / Waldai-Konferenz: Drei Stunden diskutieren mit Putin

Eine Kolumne von Theo Sommer

Die Ukraine-Krise, Russlands Beziehungen zu China und den USA: Auf einer Konferenz in Sotschi gibt Wladimir Putin ungewohnt ausführliche Einblicke in seine Weltsicht.

24. Oktober 2017, 7:56 Uhr

http://www.zeit.de/politik/ausland/2017-10...ehungen-5-vor-8

Interessante Einblicke in die aktuelle Entwicklung russischer Ausßenbeziehungen. Insbesondere gegen Ende das ernüchternde Fazit und die Bemühungen Russlands um Geschäfte mit Deutschland, Japan und Südkorea.

[Phade]

Ich hoffe, es passt hierhin.

Twitter wirft "Russia Today" und "Sputnik" als Werbekunden raus:

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unte...s-15264991.html

[Seneca]

"Der Westen" , insbesondere die USA dienen dem offiziellen Russland oft genug als Sündenbock und Antipode der "russischen Welt", Verschwörungstheorien inklusive.
Aktuell wird eine Fernsehserie des staatlichen 1. Kanals beworben:

Moskau, Sommer 2013. Eine Autoexplosion hier, ein Mord da: Über ein Netz von kaltblütigen Geheimagenten will die CIA die Lage in Russland destabilisieren, doch der FSB ist ihnen auf der Spur. „Konfrontation der Geheimdienste, Intrigen und echte Liebe“ – als „TV-Event des Jahres“ kündigt der staatliche Erste Kanal in Russland seine neue Serie "Die Schläfer" an, dessen Handlung „auf wahren Begebenheiten“ basiere.

http://www.dekoder.org/de/article/schlaefe...ropaganda-bykow

Laut 1. Kanal sei die Serie eben keine reine Fiktion, sondern beruhe auf "wahren Begebenheiten". Der "1. Kanal" schreibt selber über seine Serie:

Das geheime Projekt der CIA ist es, unser Land von innen zu sprengen, um eine Annäherung an China zu verhindern.....Die Handlung basiert auf realen Ereignissen. Die Schöpfer des Films zeigen die Zeit des Handelns - 2013 an. Die Namen der Teilnehmer der Sonderoperation wurden geändert, die Methoden und Techniken der Arbeit ausländischer Sonderdienste werden jedoch so dargestellt, wie sie sind.

https://www.1tv.ru/news/2017-10-08/334063-n...alnyh_sobytiyah

[Crazy Butcher]

die Methoden und Techniken der Arbeit ausländischer Sonderdienste werden jedoch so dargestellt, wie sie sind.

='basiert auf wahren Begebenheiten'. Diese teuflischen Russen

Der Beitrag wurde von Crazy Butcher bearbeitet: 28. Oct 2017, 12:00

[SailorGN]

"Sibirien brennt - und keinen interessierts" nur die "bösen ausländischen Agenten".

[xena]

Meine Güte, so gut wie in fast jedem Hollywood-Agentenschinken sind die Russen die Bösen und jetzt regt ihr euch auf, dass in einem russischen Agentenfilm die Amis die Bösen sind? Ist doch lachhaft... Gibt es nichts wichtigeres?

Der Beitrag wurde von xena bearbeitet: 28. Oct 2017, 13:50

[SailorGN]

Hmm, im Zusammenhang mit der Welle an Bombendrohungen in Russland, die der FSB bisher nicht aufklären konnte, wird daraus eine solide Propagandaoperation

[Crazy Butcher]

Oder Verschwörungstheorie...

[Warhammer]

Meine Güte, so gut wie in fast jedem Hollywood-Agentenschinken sind die Russen die Bösen und jetzt regt ihr euch auf, dass in einem russischen Agentenfilm die Amis die Bösen sind? Ist doch lachhaft... Gibt es nichts wichtigeres?

Da schreibt aber das Staatsfernsehen nicht "beruht auf wahren Begebenheiten" drunter...

[Kameratt]

X-Factor tut es!

Und nicht nur die...
http://www.looper.com/305/10-movies-based-...ent-quite-true/
http://www.tasteofcinema.com/2017/10-movie...lly-total-lies/
http://www.viralnova.com/movie-lies/
http://www.viralnova.com/movie-lies/
https://www.shortlist.com/entertainment/fil...ally-true/87657
http://www.cracked.com/article_21139_7-mov...-full-crap.html
http://www.cracked.com/article_16478_7-mov...e-bullshit.html

[Seneca]

Die staatliche antwestliche Propaganda ist eine der wichtigsten Propaganda- und Herrschaftsinstrumente des Kreml. Und dazu, siehe Beispiel oben, wird wie in Sowjetzeiten auch das staatliche Fernsehen instrumentalisiert.
Der Soziologe und Direktor des Lewada-Zentrums, Lew Gudkow:

Die massive antiwestliche Propaganda hat ja nicht erst im Zusammenhang mit der Krim begonnen, sondern bereits nach den Massenprotesten 2011/12. Ziel der Propaganda war es, die Protestbewegung in der Gesellschaft zu diskreditieren. Die antiwestliche und antiliberale Kampagne war Grundlage der antiukrainischen Propagandawelle. Diese war ein Versuch, dem ukrainischen Regime den Stempel "Faschismus" aufzudrücken und jene Haltungen zu diskreditieren, durch die diese Bewegung motiviert war: Annäherung an den Westen, Aufbau eines Rechtsstaates, Änderung des korrupten Regimes.

http://www.bpb.de/internationales/europa/r...nda-in-russland

[Madner Kami]

X-Factor tut es!

jetzt ernsthaft?

[xena]

Ernsthaft Leute. Gibt es echt nix wichtigeres als sich über Filme zu unterhalten? Als ob Hollywood zu den Unbefleckten gehören würden. Natürlich nehmen sich die Russen da auch nichts. Und wie viele Filme gab es aus Hollywood, wo was mit beruht auf wahre Begebenheit und Hurra Patriotismus wo die ganze Welt und vor allem die Russen und die Deutschen böse sind, nur selbst ist man es nicht und Filme wo im Nachspann fett und groß gewidmet an die Gefallenen blahblah steht und und und... Natürlich gibt es das in Russland auch. Gibts in China auch. Na und? Wen interessierts? Ist Film und Werbewirtschaft. Das nimmt eh keiner ernst.
Man Leute...

[Forodir]

Das zeigt eher den eklatanten Mangel an Wissen deinerseits wenn es um den Einfluss von Medien und Popkultur in einer Gesellschaft geht, beide Seiten ( Gesellschaft und Kultur) beeinflussen sich durchaus und gerade Filme wirken wie Katalysator.
Richtig ist natürlich das dies überall gemacht wird, ich wage da aber zu behaupten das die Blockbuster aus Hollywood mehr Einfluss haben. Nicht umsonst hat sich die US Popkultur derart weit verbreitet und indirekt Einfluss auf Gesellschaften auf dem ganzen Globus genommen.

Was jetzt dabei verwerflicher ist wenn es gelenkt wie im Staatsfernsehen in Russland oder unterschwellig über eine gemeinsame gesellschaftliche Norm (Patriotismus) in den USA Einfluss nimmt mag jeder selbst entscheiden, aber es ist schon ein Unterschied ob man die Wahl hat etwas kritisches zu zeigen (Michael Moore, was immer man von ihm halten möchte) oder eben erst gar nicht gesendet wird oder schnell ein paar Schläger am Hals hat.

Der Beitrag wurde von Forodir bearbeitet: 29. Oct 2017, 15:56

[SailorGN]

Wie man Filme unterdrückt - aktuelles russisches Lehrbeispiel

Mal ganz davon abgesehen hatten die konservativen Kräfte in den USA seit den 20igern ein Problem mit Hollywood, das Verhältnis hatte mit McCarthy seinen Tiefpunkt. Für "Staatsfernsehen" eignen sich viele der bekannteren Produzenten, Regisseure und Schauspieler eher nicht, im Gegenteil, man sieht ja, woher prominente Gegner der letzten republikanischen Präsidenten so kommen. Das hindert die Filmschaffenden aber nicht daran, Klischees zu bedienen, wenn man meint, das lässt die Kasse klingeln: Russische Hünen sind einfach viel bessere Schurken als kleine, dickliche Koreaner...

[Kameratt]

Wie man Filme unterdrückt - aktuelles russisches Lehrbeispiel

Das ist dann aber ein eher schlechtes Beispiel, da dieser Film zu 35% mit Mitteln aus der Staatskasse finanziert und von führenden Vertretern des Ministeriums für Kultur, Medien und sonstiges blabla sowie vielen Abgeordneten des Parlaments für gut befunden wurde.

X-Factor tut es!

jetzt ernsthaft?

Der Beitrag wurde von Kameratt bearbeitet: 29. Oct 2017, 20:29

[SailorGN]

Ja, deswegen ist es ein gutes Beispiel, weil trotz der Finanzierung anscheinend geduldet wird, dass Regisseur+Darsteller tätlich angegriffen und bedroht werden. Schon komisch, dass tlw. staatlich finanzierte Kunstschaffende durch den Staat nicht geschützt werden und auch noch von Vertretern der Regierungspartei mit Schmutz und Lügen überzogen werden.