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Hoinz
ZITAT
Call that humiliation?

No hoods. No electric shocks. No beatings. These Iranians clearly are a very uncivilised bunch

Terry Jones
Saturday March 31, 2007
The Guardian

I share the outrage expressed in the British press over the treatment of our naval personnel accused by Iran of illegally entering their waters. It is a disgrace. We would never dream of treating captives like this - allowing them to smoke cigarettes, for example, even though it has been proven that smoking kills. And as for compelling poor servicewoman Faye Turney to wear a black headscarf, and then allowing the picture to be posted around the world - have the Iranians no concept of civilised behaviour? For God's sake, what's wrong with putting a bag over her head? That's what we do with the Muslims we capture: we put bags over their heads, so it's hard to breathe. Then it's perfectly acceptable to take photographs of them and circulate them to the press because the captives can't be recognised and humiliated in the way these unfortunate British service people are.


wallbash.gif

Wie die Behandlung aussieht wenn die Betreffenden nicht gerade für Propagandazwecke im Fernsehen vorgeführt werden müssen, hat man bei dem Angler der einen ähnlichen Fehler machte, in der Haft 50 kg Gewicht verlor und vor kurzem entlassen wurde ja gesehen...



mfg Hoinz

PaganEthos
ZITAT(Hoinz @ 2. Apr 2007, 13:22) [snapback]875258[/snapback]
Wie die Behandlung aussieht wenn die Betreffenden nicht gerade für Propagandazwecke im Fernsehen vorgeführt werden müssen, hat man bei dem Angler der einen ähnlichen Fehler machte, in der Haft 50 kg Gewicht verlor und vor kurzem entlassen wurde ja gesehen...


Soweit ich weis wurde der doch ganz anständig behandelt? Ich hab grad letztens ein langes Interview gelesen, ich kann mich nicht erinnern dass er misshandelt wurde. Dass man im Knast nicht täglich ein reichhaltiges Buffet vorfindet um sein (Über)Gewicht zu halten sollte klar sein. Dazu kommt dann noch der psychische Stress. wink.gif

Dass er überhaupt in Haft gekommen ist steht auf einem anderen Blatt. Einerseits wars völlig daneben, andererseits sollte man nicht in militärisches Sperrgebiet segeln. Es würde mich wundern, was passiert wenn man vor Guantanamo mit langem Bart angelt, oder um Groom Lake Pilze suchen geht tounge.gif biggrin.gif
revolution
ZITAT
Wie die Behandlung aussieht wenn die Betreffenden nicht gerade für Propagandazwecke im Fernsehen vorgeführt werden müssen, hat man bei dem Angler der einen ähnlichen Fehler machte, in der Haft 50 kg Gewicht verlor und vor kurzem entlassen wurde ja gesehen...


Knast ist Scheisse. Im Iran ist Knast noch viel beschissener. Aber im Rahmen dessen ging es ihm wirklich noch relativ gut. Die Häftlinge in seinem Gefängnistrakt durften sich frei in der Abteilung bewegen und hatten eine eigene Küche und Zugang zu einer Bibliothek etc...Diesen Luxus geniessen im Iran nur sehr wenige Häftlinge. Meist leben dort 8-10 Häftlinge und mehr auf engstem Raum in einer Zelle. Mit Drogenabhängigen, Mördern, Gewalttätern kann der sehr unangenehm sein. Weiterhin hatte er Hafturlaub und durfte regelmässig mit seiner Frau und Botschaftsmitarbeitern besucht werden und telefonieren und wurde weder geschlagen noch sonstwie misshandelt.

Und wie gesagt. Gefangenen der Koalitionskräfte geht es bedeutend(!) schlechter. Da gehört Misshandlung und Folter zum vorgegeben Programm. Abu Graib, Guantanamo und "Hotel California" schon vergessen? Schon vergessen, dass diese Leute ohne Anklage, ohne Verteidiger und mit Augenbinde und Fussfessel in Drittländern(!) entführt und gehalten werden?

Wer in militärischem Sperrgebiet rumschippert kann einfach erschossen werden. So einfach ist das. Es gibt nicht ansatzweise einen berechtigten Grund sich zu beschweren.
Palatin
Naja, wie sagten die alten Römer so schön? "Quod licet Iovi, non licet bovi."
In den Köpfen vieler ist das Verhältnis Westen zu Nichtwesten eben noch in dieser Richtung geprägt.
(Das ist jetzt eine wertfreie Feststellung, ich werde nicht darüber diskutieren ob das gerechtfertigt ist oder nicht oder was auch immer.)
Redhawk
ZITAT(revolution @ 2. Apr 2007, 17:01) [snapback]875279[/snapback]
Und wie gesagt. Gefangenen der Koalitionskräfte geht es bedeutend(!) schlechter. Da gehört Misshandlung und Folter zum vorgegeben Programm. Abu Graib, Guantanamo und "Hotel California" schon vergessen? Schon vergessen, dass diese Leute ohne Anklage, ohne Verteidiger und mit Augenbinde und Fussfessel in Drittländern(!) entführt und gehalten werden?

Wer in militärischem Sperrgebiet rumschippert kann einfach erschossen werden. So einfach ist das. Es gibt nicht ansatzweise einen berechtigten Grund sich zu beschweren.


Sehr aufschlussreich wie hier die Behandlung eines harmlosen Sportfischers mit der von militanten Islamisten verglichen wird.
Parsifal
Woher weist du dass jeder der in Guantanamo und Co. einsitzt ein militanter Islamist ist? Es sollen auch Leute gefangen worden sein, die einfach zur falschen Zeit am falschen Ort waren, und von mißtrauischen Koalitionstruppen halt gefangen genommen worden sind.

Und da haben wir doch die Parallele zu einem gewissen Sportangler, welcher sich einfach am falschen Ort aufhielt und dabei gegen das elfte Gebot verstieß.

Außerdem, würde ich an Irans stelle auch mißtrauisch gerade gegen harmlos aussehende Sportangler sein, welche zufällig in militärischem Sperrgebiet aufkreuzen. Wer garantiert denn, dass es sich immer nur um einen Sportangler handelt? Mißtrauen gehört zum Geschäft auf allen Seiten, an allen Fronten, in allen Ländern. wink.gif


Edit: Sorry, war mal schneller smile.gif
Indy MPM
Also ich denke mal nicht das bei den amerikanischen Auswahlkriterien jeder inhaftierte/ Verschleppte/ wasauchimmer auch gleich böser, fanatischer Terrorist ist.

Für den Fischer is es blöd gelaufen...aber ja und?
In der Türkei werden Touris wegen mitgenommenen Steinen vom Strand inhaftiert...und die wollen (sollen) in die EU.
Vielleicht sollten ein paar Leute da mal ein bisschen objektiver rangehen.

EDIT/ Drängler
Indy MPM
Hier noch 2 ältere Artikel über Festnahmen iranischer Beamter / Diplomaten durch US Kräfte.

BBC

Spiegel.de
lastdingo
ZITAT(Indy MPM @ 3. Apr 2007, 15:18) [snapback]875374[/snapback]
Hier noch 2 ältere Artikel über Festnahmen iranischer Beamter / Diplomaten durch US Kräfte.

BBC

Spiegel.de



Jo, sehr interessant, wie konsequent das totgeschwiegen wird in unseren Nachrichten.
Mir schien es irgendwie von Anfang so so, als ob die iranische Aktion nichts anderes ist als die Besorgung eines Tauschgutes für die festgenommenen Iraner.
Palatin
«Geschenk an das britische Volk»: Ahmadinedschad begnadigt gefangene Briten
ZITAT
Im Namen des «großen iranischen Volkes» werde den britischen Soldaten vergeben, sagt Irans Präsident Ahmadinedschad. Die Gefangenen kämen als Geschenk zum Osterfest frei.

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat die umgehende Freilassung der im Persischen Golf gefangen genommenen britischen Soldaten angekündigt. Die Briten sollten am Ende seiner Pressekonferenz freikommen und zum Flughafen von Teheran gebracht werden, sagte er am Mittwoch vor Journalisten.
Ein iranischer Vertreter in London sagte, die Soldaten sollten der britischen Botschaft in Teheran übergeben werden. Ahmadinedschad sprach von einem «Geschenk an das britische Volk» sowie einer Entscheidung zum Anlass des Geburtstags von Prophet Mohammed und aufgrund des Osterfestes.

Die britischen Soldaten wurden am 23. März im Persischen Golf gefangen genommen. Der Iran wirft ihnen vor, unerlaubt in seine Gewässer eingedrungen zu sein. Großbritannien geht davon aus, dass die Soldaten in irakischem Hoheitsgebiet waren.


Unmittelbar vor seiner Ankündigung zeichnete Ahmadinedschad den Kommandeur der Küstenwache aus, die die Briten im Persischen Golf aufgegriffen hatten. Er danke der Küstenwache im Namen des Volkes dafür, dass sie die iranischen Hoheitsgewässer mutig verteidigt habe, erklärte der Präsident. Der Iran werde niemals ein illegales Eindringen in sein Gebiet tolerieren.

...


Eh, hat der etwa meinen Beitrag gelesen? mata.gif
Naja, erstmal sehen ob den Worten Taten folgen.

Aber hier: "Die Engländer waren's!"
interessanter Artikel. Sind eben doch zwei verschiedene (Denk)Welten, die da aufeinander treffen. Und jeder glaubt mal wieder er allein sehe die Sache richtig.

Black Hawk
Was passiert jetzt eigentlich mit den britischen Soldaten?
Werden sie entlassen oder drohen ihnen irgendwelche Unanehmlichkeiten,weil sie in der Weltöffentlichkeit präsentiert wurden

Ja ich weiss die Frage hört sich bissl komisch an,aber ich kann mir irgendwi net vorstellen,dass die Seeleute jetzt normal weitermachen wollen oder dürfen. Also bitte nur ernstgemeinte Antworten
QuiN
Ich vermute sie bekommen jetzt erstmal etwas Sonderurlaub und nach einiger Zeit, wenn sich der Rummel wieder gelegt hat werden sie weitermachen und evt. auch wieder in der Gegend operieren.

Für die Fernsehaufnahmen wir man ihnen sicher keinen Strick drehen, die waren sicher nicht ganz freiwillig.
Indy MPM
Spiegel 1

Spiegel 2, eigentlich aber 1

Naja, vielleicht fällt ja auf einer anderen Pressekonferenz noch jemand ein das man auch noch gefoltert wurde... rolleyes.gif
Parsifal
In der TAZ steht heute ein interessantes Interview, in dem der ehemalige iranische Präsident Abol Hassan Bani Sadr die Lage im Iran und die Hintergründe für die Gefangennahme einschätzt.

"Schwere Niederlage für Ahmadinedschad"
Indy MPM
Iranischer Diplomat von CIA gefoltert

Der ist also auch wieder zuhause.
Sergeant
Iran gehört von nun an zu den Produzenten von Nuklearbrennstoff

TEHERAN, 09. April (RIA Novosti). Iran gehört von nun an zu den Ländern, die nukleare Brennelemente industriemäßig herstellen.

Das sagte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Montag.

„Ich möchte mit Stolz bekannt geben, dass sich die Islamische Republik Iran in die Reihe der Länder eingereiht hat, die industriemäßig nukleare Brennstoffe herstellen“, sagte Ahmadinedschad beim Besuch im Urananreicherungswerk in Natanz (zentrale Provinz Isfahan).

Ahmadinedschad bekräftigte erneut, das iranische Nuklearprogramm habe einen friedlichen Charakter. „Bis zum heutigen Tag wurde keine einzige Abweichung von der friedlichen Orientierung des Nuklearprogramms von Iran registriert“, betonte der iranische Präsident.

„Entsprechend dem Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Nuklearwaffen hat Iran das Recht auf die Schaffung von Nuklearbrennstoff“, sagte er.

Iran verfährt im Nuklearbereich entsprechend dem Völkerrecht und unter Kontrolle der IAEO, so Ahmadinedschad.

Der UN-Sicherheitsrat hatte am 24. März dieses Jahres einstimmig eine Resolution angenommen, die die Sanktionen gegen Iran wegen seiner Weigerung verschärfen, die Urananreicherung zu stoppen.

http://de.rian.ru/business/20070409/63365272.html
Nite
ZITAT(QuiN @ 5. Apr 2007, 12:39) [snapback]875560[/snapback]
Ich vermute sie bekommen jetzt erstmal etwas Sonderurlaub und nach einiger Zeit, wenn sich der Rummel wieder gelegt hat werden sie weitermachen und evt. auch wieder in der Gegend operieren.

Für die Fernsehaufnahmen wir man ihnen sicher keinen Strick drehen, die waren sicher nicht ganz freiwillig.

So wird es laufen.
Fernsehaufnahmen und erzwungene Gestaendnisse sind auch bei der ausbildung "verhalten in geiselhaft" ein thema
Sergeant
Iran will nicht mehr über sein Atomprogramm verhandeln

MOSKAU, 18. April (RIA Novosti). Iran wird über eine Einstellung seines Atomprogramms nicht mehr verhandeln, selbst wenn die Verhandlungen mit der Sechser-Gruppe wiederaufgenommen würden.

Das sagte ein ranghoher iranischer Diplomat am Mittwoch in Moskau.

Die Urananreicherung sei ein legitimes Recht von Iran, ihre Einstellung sei nicht mehr möglich, sagte der Diplomat. "Die Zeit ist vorbei.“

Der Streit zwischen Iran und der übrigen Weltgemeinschaft müsse auf dem Wege von Verhandlungen beigelegt werden, sagte der iranische Diplomat. "Iran ist weiterhin zu Verhandlungen ohne Vorbedingungen bereit.“

Zuvor hatten iranische Diplomaten die Bereitschaft signalisiert, über eine Einstellung der Urananreicherung zu diskutieren, sollten die Gespräche mit der Sechser-Gruppe (Russland, die USA, Frankreich, China, Großbritannien und Deutschland) wiederaufgenommen werden.

Am 9. April hatte der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad bekannt gegeben, dass sein Land von nun an Kernbrennstoff in „industriemäßigem“ Ausmaß herstelle und sich nicht unter Druck setzen lasse.

http://de.rian.ru/world/20070418/63905707.html
revolution
http://de.rian.ru/safety/20070507/65042298.html
ZITAT

Russischer Generalstab: Russland übergibt Iran keine Militärtechnologien

MOSKAU, 07. Mai (RIA Novosti). Russland wird Teheran keine militärischen Technologien übergeben. Das sagte der Chef des russischen Generalstabs, Juri Balujewski, am Montag bei einem Pressegespräch in Moskau.

„Alle Meldungen über die iranische Bedrohung, die der Welt Angst einjagen, sind Ammenmärchen. Heute und auch in der Perspektive kann es keine Situation geben, bei der auf Europa oder Amerika iranische Raketen fallen. Iran hat keine technologische Grundlage, um solche Raketen zu schaffen, und Russland erfüllt seine Pflichten zur Nichtverbreitung von Raketentechnologien strikt“, sagte Balujewski.

„Iran hat keine Basis für den Bau und für Tests von Raketen, die 7000 bis 8000 Kilometer weit fliegen können“, sagte er.


http://derstandard.at/?url=/?id=2870065
ZITAT

Nicht die Geigerin mit dem roten Kleid
Verstimmung Irans wegen Erbil-Affäre


Nicht das zu knappe rote Kleid der Geigerin war es, das Außenminister Manuchehr Mottaki vom Dinnertisch in Sharm el-Sheikh vertrieb, an dem US-Außenministerin Condoleezza Rice saß, sondern - so die in Iran kolportierte Version, die der der weltweit kolportierten widerspricht - die anhaltende Verärgerung darüber, dass die US-Armee im Irak weiter fünf in Erbil verhaftete Iraner festhält.

Laut Iran sind sie Diplomaten, laut USA hingegen sind sie Mitglieder der iranischen Streitkräfte und besitzen daher keine Immunität. Die Iraner hatten vor der Irak-Konferenz in Sharm el-Sheikh vergeblich versucht, ihre Teilnahme an der Konferenz mit der Freilassung der fünf Inhaftierten zu koppeln, waren aber letztlich auch so gekommen.

Die Konferenz selbst, die am 3. und 4. Mai stattfand, löste in Iran völlig unterschiedliche Reaktionen aus. Die konservative Presse bezeichnet erwartungsgemäß die USA als Verlierer der Konferenz, während die liberalen Blätter sogar einen Durchbruch in den Beziehungen zwischen Iran und den USA und das Ende eines Tabus kommen sehen. Für die Zeitung Yomhouri Eslami ist Iraks Premier Nuri al-Maliki der Gewinner dieser Konferenz. Resalat schreibt, dass alle US-Versuche, die Irak-Besetzung zu internationalisieren, fehlgeschlagen sind.
...


http://www.orf.at/?href=http%3A%2F%2Fwww.o...r%2F252558.html
ZITAT
Iran blockiert weiter UNO-Atomkonferenz

Die Wiener UNO-Konferenz zur Reform des Atomwaffensperrvertrags droht an der Blockadehaltung des Iran zu scheitern. Auch eine Woche nach der Eröffnung der Konferenz weigerte sich die Teheraner Delegation heute, der umfassenden Tagesordnung zuzustimmen.

Angesichts der Entwicklung wollten teilnehmende Diplomaten nicht ausschließen, dass die bis Freitag geplante Konferenz vorzeitig abgebrochen wird.
...
Indy MPM
Neue "Black Ops" gegen Iran - ABC News

Man achte auch auf die Kommentare...das sind wahre Patrioten xyxthumbs.gif
Pipe
ZITAT
IRANS ATOMPROGRAMM
Friedlich in die Katastrophe
Von Henryk M. Broder

Iran erklärt sich zur Atommacht, die Internationale Atomenergiebehörde gibt zu, dass sie die Situation falsch eingeschätzt hat - und niemand regt sich auf. Warum auch? Wir sind nicht gemeint.

Angst ist ein Meister aus Deutschland. Neben "Kindergarten", "Kaffeeklatsch" und "Weltanschauung" das bekannteste deutsche Leihwort in vielen Sprachen. Angst zu haben, gilt in Deutschland nicht als Zeichen von Schwäche, sondern als Nachweis von Vernunft. Zurzeit grassieren, neben vielen kleinen, zwei große Ängste in Deutschland: vor der Zerstörung der Welt und vor dem Absturz in die Armut. Während 60 Prozent der jungen Deutschen unter 29 Jahren vor allem Angst vor sozialem Abstieg haben, vergleicht Umweltminister Sigmar Gabriel die Bedrohung durch globale Erwärmung mit dem atomaren Wettrüsten zwischen Ost und West zur Zeit des Kalten Krieges.
Was früher die atomaren Mittelstreckenraketen waren, die zu beiden Seiten des Eisernen Vorhangs standen, das ist heute der CO2-Ausstoß.
Der Vergleich mag ein wenig übertrieben sein, aber trifft die Stimmung im Lande recht genau. Der "atomare Holocaust", vor dem einst viele in den "atomwaffenfreien Zonen" ihrer Wohnküchen Zuflucht suchten, hat seinen Schrecken verloren, dafür gruselt man sich heute bei der Vorstellung, halb Deutschland könnte als Folge der polaren Eisschmelze überflutet werden. Und kaum jemand wäre überrascht, wenn demnächst am Deutschen Eck bei Koblenz die ersten Krokodile aus dem lauwarmen Rhein an Land gehen würden.

Nur eine Gefahr, die sich über Jahre systematisch aufgebaut hat, wird nicht wahrgenommen: die der iranischen Atombombe. Das ist umso seltsamer, als die Deutschen kaum eine Gelegenheit verpassen, Angst zu fühlen und zu artikulieren. Warum also nicht in diesem Fall? Woher kommen die Ruhe und die Gelassenheit angesichts des iranischen Atomprogramms?

Am 15. Mai erschien in der "New York Times" ein größerer Artikel über den aktuellen Stand der Uran-Anreicherung in Iran. Inspektoren der Internationalen Atomenergie Agentur (IAEA) hatten ohne vorherige Ankündigung die Anlage von Natans besucht und dabei festgestellt, dass die Iraner "offenbar die meisten technischen Probleme gelöst haben" und in der Lage sind, "Uranium in einem viel größeren Umfang als bisher anzureichern". In dem Bericht wurde der Chef der Agentur, Mohammed ElBaradei, mit dem Satz zitiert: "Wir glauben, dass sie das nötige Wissen für die Anreicherung haben, jetzt müssen sie es nur noch perfektionieren. Das werden die Leute nicht gerne hören, aber es ist eine Tatsache."

Der Bericht der "NYT" wurde von allen großen Agenturen aufgegriffen. Am 16. Mai konnte man in einer Meldung auf Seite 9 in der "Süddeutschen Zeitung" lesen: "Iran macht Fortschritte", im Berliner "Tagesspiegel" hieß es auf Seite 6: "Iran bei Urananreicherung weiter als angenommen", die "taz" schmunzelte in der rechten unteren Ecke auf Seite 9: "IAEA: Irans Uran wird immer mehr"; die einzige Zeitung, die den "NYT"-Bericht auf ihrer Titelseite zitierte, war die "FAZ", wenn auch nur kurz und am Ende einer Meldung über die Bemühungen des EU-Außenbeauftragten Javier Solana, mit den Iranern ins Gespräch zu kommen. In einem Kommentar auf Seite 12 zeigte sich die "FAZ" überrascht darüber, dass die IAEA überrascht war.

Alles in allem praktizierten die deutschen Zeitungen eine Zurückhaltung, als wollten sie ihren Lesern nicht zu viel zumuten, sie nicht unnötig erschrecken. Zumal ein anderes Thema alle Aufmerksamkeit auf sich zog: der bevorstehende G-8-Gipfel in Heiligendamm und die Proteste der Globalisierungsgegner. So titelte der "Tagesspiegel" mit der Schlagzeile: "Popstars warnen G-8 vor Gewalt" und illustrierte die Warnung mit einem vierspaltigen Foto, auf dem die Musiker Herbert Grönemeyer, Bono und Bob Geldof zu sehen waren, die "mehr Geld" für Afrika forderten.

Als spielte Ahmadinedschad Modelleisenbahn

Das war zwar nichts Neues - schon vor zwei Jahren, zum G-8-Gipfel in Schottland, hatten Grönemeyer, Bono und Geldof dieselbe Forderung erhoben - aber es war dennoch das Top-Thema des Tages, mit dem keine Horror-Meldung aus der iranischen Atom-Küche mithalten konnte. Offenbar hatte sich die Öffentlichkeit inzwischen daran gewöhnt, dass der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad zu seinen Nuklear-Anlagen ein Verhältnis pflegt wie andere Männer zu Modelleisenbahnen, mit denen sie vor ihren Nachbarn angeben.

Anfang Oktober 2006 gab Ahmadinedschad bekannt, die iranischen Atomanlagen sollten für ausländische Touristen geöffnet werden, um zu zeigen, "dass das Atomprogramm friedlichen Zwecken dient"; weniger entgegenkommend zeigte sich der Präsident im Januar 2007 gegenüber Inspekteuren der Atomenergiebehörde; die IAEA berichtete, ihre Mitarbeiter würden behindert, Iran verweigere den Einbau wirkungsvoller Überwachungseinrichtungen in den Atom-Anlagen. Zugleich wurde bekannt, der Direktor der IAEA, ElBaradei, habe "Hinweise auf mögliche Täuschungen beiseite geschoben und nicht veröffentlichen lassen".

Nur vier Wochen später, im Februar 2007, überraschte Ahmadinedschad die Welt mit einem "Angebot"; er sei bereit, sein Atomprogramm auszusetzen, wenn der Westen mit gutem Beispiel vorangeht. "Die Gerechtigkeit verlangt, dass diejenigen, die mit uns Verhandlungen führen wollen, ihre Programme ... ebenfalls abschalten, dann können wir einen Dialog in einer fairen Atmosphäre führen." Zu dem Zeitpunkt war die Frist, die der Uno-Sicherheitsrat Iran im Dezember 2006 gesetzt hatte, die Urananreicherung zu stoppen, gerade abgelaufen. Ahmadinedschad machte weiter, der Uno-Sicherheitsrat auch, indem er weitere "Sanktionen" in Aussicht stellte.

Ahmadinedschad reagierte, indem er erklärte, Iran sei ein "Zug ohne Bremsen und ohne Rückwärtsgang", eine Einstellung des Atom-Programms komme nicht in Frage. Genau zwei Monate später, im April 2007, bestätigte die IAEA den Beginn der Urananreicherung in der unterirdischen Anlage in Natans.

Man habe dort etwa 1300 Zentrifugen in Betrieb genommen. Die "riesige Fabrikhalle" biete Platz für etwa 50.000 Zentrifugen. Zugleich verweigerte Iran den IAEA-Inspektoren den Zugang zu einem im Bau befindlichen Schwerwasserreaktor, woraufhin die IAEA an Iran appellierte, die Maßnahme zu überdenken und die Inspektoren nicht auszusperren.

Den Daueralarm nimmt niemand mehr wahr

Während die "Welt" und andere Zeitungen "Entsetzen über Irans neue Atompläne" meldeten, spekulierten Experten darüber, ob Iran tatsächlich in der Lage ist, atomwaffenfähiges Uran herzustellen und wie lange es noch dauern wird, bis das Land die Atombombe bauen kann. Dies könnte in "vier bis sechs Jahren" der Fall sein, erklärte eine Sprecherin der IAEA, "es gibt also noch viel Zeit zu verhandeln", zumal es noch keine "sichtbaren Belege" gebe, dass Iran sich für den Bau einer Atombombe entschieden habe.

Anfang Mai sprach Außenminister Frank-Walter Steinmeier in einem Fernseh-Interview von der "Pflicht", die Uran-Anreicherung in Ländern wie Iran zu stoppen - freilich ohne in technische Details zu gehen.
Das ganze Procedere zeigt vor allem, dass Iran Tempo und Richtung der Auseinandersetzung bestimmt, während der Rest der Welt nur seine zunehmende Ratlosigkeit demonstriert. Wie bei einem Feuermelder, den niemand mehr zur Kenntnis nimmt, weil er zu oft betätigt wurde, hat sich auch das öffentliche Interesse am iranischen Atomprogramm auf den Umfang von Kleinmeldungen reduziert. Nicht einmal der Bericht der "NYT" vom 15. Mai und die Erklärung von ElBaradei, die Iraner hätten inzwischen den Durchbruch erzielt, vermochte es zu reanimieren.

Dennoch bleibt die Frage, wieso Menschen, die lieber teuren Öko- als billigen Atomstrom beziehen und dem Klima zuliebe sogar auf Fernreisen zu verzichten bereit sind, über das iranische Atomprogramm nicht in Aufregung geraten? Über die Antwort kann nur spekuliert werden. Weil sie davon überzeugt sind, dass Ahmadinedschad ein verantwortungsbewusster Politiker und kein Pyromane ist? Weil sie seinem Versprechen trauen, die Atomkraft nur für "friedliche Zwecke" zu benutzen? Weil sie auch der Meinung sind, Iran brauche die Bombe, um als "gleichberechtigter Partner" anerkannt zu werden?

Macht der Fallout einen Bogen um Deutschland?

Eine ganz andere Möglichkeit hat vor kurzem der Direktor des Hamburger Orient-Instituts, Udo Steinbach, thematisiert. Er glaube nicht, dass Europa sich von Iran bedroht fühlen müsste, sagte er in einem Gespräch mit einem Online-Magazin, "Europa wäre sicher das letzte Ziel, das Iran einfallen würde, falls er wirklich aggressive Absichten verfolgen sollte", eine "Atommacht Iran" wäre nur "für seine Nachbarn" eine Bedrohung, "zum Beispiel für eine säkulare Türkei und natürlich für Israel".

Die heitere Gelassenheit, mit der Steinbach die möglichen Zielkoordinaten iranischer Atombomben benennt, wird nur noch von seiner Naivität übertroffen, was die Folgen einer solchen Aktion angeht. Er scheint davon auszugehen, dass der atomare Fallout im schlimmsten Fall einen weiten Bogen um ihn und sein Institut machen wird. Das könnte auch die Erklärung für die allgemeine Gleichgültigkeit gegenüber dem iranischen Atomehrgeiz sein, von dem sich hierzulande offenbar niemand bedroht fühlt - derweil schon der Anbau von genmanipulierten Mais hysterische Reaktionen auslöst.

Während die Iraner sagen, was sie meinen, und das tun, was sie ankündigen, trösten sich die Deutschen mit der Vorstellung, die iranischen Raketen würden allenfalls in Nachbars Garten einschlagen. Denn sollte es die "säkulare Türkei" und "natürlich Israel" erwischen, würden zwar viele Tote, aber nicht die üblichen unschuldigen Opfer zu beklagen sein.

Angst ist ein Meister aus Deutschland. Ignoranz auch.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,483730,00.html
revolution
lol.gif lol.gif Broder wie er leibt und lebt rofl.gif
Sumo
Und wie immer hat Broder Recht.
Seit Jahren werden dem Iran Ultimaten gestellt und "Konsequenzen" angedroht, etwas bewirkt haben sie nicht. Und wenn der US-Präsident mal öffentlich über einen Militärschlag gegen den Iran nachdenkt, so echauffiert sich die ganze Öffentlichkeit bis hin zu unserem Außenminister über den "Kriegstreiber Bush" und nicht über den Iran.
Aber die Sache wird sich in drei bis acht Jahren erledigt haben, denn dann wird die Welt einen Iran erleben, der überhaupt nicht mehr mit sich reden lassen und den Nahen Osten neu ordnen wird. Dann werden hier im Westen einige ganz blöd aus der Wäsche gucken und sich verzweifelt fragen, wieso den die "intensiven Verhandlungen" und "Angebote an den Iran" nicht gefruchtet haben.
revolution
Naja...Ultimaten kann man viele stellen, wenn der Tag lang ist. Die Frag ist, wie berechtigt diese sind.
Die USA könnten auch ein Ultimatum stellen und verlangen, dass Nachts der Strom abgestellt werden soll oder Sonntags kein Auto mehr gefahren werden darf, weil man sich durch die drohende Klimakatastrophe bedroht sieht. Die Frage ist, ob man sich das gefallen lässt.

Die Iraner sagen "NEIN". Das ist Ihr gutes Recht. Denn niemand(!) hat ein legitimes Recht ihnen die völlig legale Urananreicherung zu untersagen. Da kann sich Broder auf den Kopf stellen. Vielleicht sollte er erstmal vor der eigenen Haustür kehren und das Atomprogramm seines Heimatlandes genauer unter die Lupe nehmen. Denn das Land dieses Schreihalses ist es, das bereits auf geschätzten 200 Atomwaffen hockt und den Rest des Nahen und Mittleren Ostens damit bedroht. Aber da greift -um die These von Broder mal umzudrehen- dann wieder das typische Juden-Appeasement, was Broder natürlich ganz anders sieht. Jaja Herr Broder..die pösen pösen Iraner werden immer nur mit den Samthandschuhen angepackt und das friedliebende Israel muss sich so bedroht fühlen lol.gif
Sumo
Dümmliche Anti-Israelische Hetze.
Der Feind sitzt in Teheran und nicht in Jerusalem, das sollte einige hier mal zur Kenntnis nehmen. "Juden-Appeasment", was für ein Käse.

Aber solange das Regime im Iran Freunde wie revolution hat, solange hat es fürwahr nichts zu befürchten.
revolution
ZITAT
Dümmliche Anti-Israelische Hetze.
Ich glaube nicht, dass man gezwungenermaßen Deine Meinung teilen muss, um als geistig besonders begabt zu gelten.
Da sich das "dümmlich" aber offenbar auf mich und nicht auf Dritte (beispielsweise Broder bezieht), möchte ich Dir raten persönliche Beleidigungen hier zu unterlassen. Das (zer-)stört die Diskussion nur unnötig.

ZITAT

Der Feind sitzt in Teheran und nicht in Jerusalem, das sollte einige hier mal zur Kenntnis nehmen.


"Der Feind" hockt eigentlich weder da noch dort. Bleib doch bitte sachlich.
Palatin
Mal abgesehen von den Gesetzen der Medienwelt, die nunmal kein Thema länger als vier Wochen als Knüller durchfüttern kann, gibt es m.E. im wesentlichen vier Gründe warum "die Deutschen" die Gefahr der iranischen Atombombe nicht so schlimm finden wie eine Todesdrohung gegen Knut oder Übergewicht.
1. Ja, Dtl ist nicht der Hauptfeind von Iran und wenn sie tatsächlich mal eine Atomrakete starten lassen werden sie als Ziel ihres einzigen Schusses (mehr als einen haben sie ja nicht bevor ihr nettes Land zur Glasplatte made by Israel&USA wird) nicht Berlin wählen - und ja, der Fallout wird wohl sogar Dtl nicht in dem Sinne schädigen dass eine Nation von Rauchern, Säufern und Rasern sich ernsthafte Sorgen machen muß.
2. Die Mehrheit sieht eben nicht, dass der Iran ein Land von Selbstmordattentätern bis in die oberste Führung ist und unterstellt, dass das Gleichgewicht des Schreckens auch beim Iran funktionieren wird. Da zusätzlich der Machtgewinn Irans für Dtl keine unmittelbaren lebensbedrohlichen Ausmaße hat (Scheiße, was interessiert es uns ob die oder die USA sich den Irak einverleiben?) muß man sich auch eigentlich nicht ernsthaft damit beschäftigen - die Energien kann man lieber in für uns(!) dringendere Probleme investieren.
3. Die USA haben in den letzten 60 Jahren die Weltpolizei gespielt und von den Deutschen verlangt einfach die Schnauze zu halten und sie machen zu lassen. Das wirkt noch nach - Papa USA wird auch das lästige Iran-Problem lösen, wir können uns aufs moralisiern beschränken.
4. Zu versuchen den Iran ernsthaft am Erreichen der A-Bombe zu hindern verlangt, nötigenfalls zum (Angriffs)Krieg bereit zu sein - das ist jedoch ein Szenario welches in Dtl noch derartig tabuisiert ist, dass man die Gefahr lieber ignoriert statt sich ihr zu stellen und die Konsequenzen zu ziehen.

Im übrigen finde ich es merkwürdig, dass Broder im Endeffekt statt irrationaler Ignoranz irrationale Angst fordert - für mich eigentlich keine wirklichen Alternativen, aber für einen irrationalen Geist wahrscheinlich schon.
DemolitionMan
ZITAT(revolution @ 24. May 2007, 16:44) [snapback]882380[/snapback]
Denn das Land dieses Schreihalses ist es, das bereits auf geschätzten 200 Atomwaffen hockt und den Rest des Nahen und Mittleren Ostens damit bedroht. Aber da greift -um die These von Broder mal umzudrehen- dann wieder das typische Juden-Appeasement, was Broder natürlich ganz anders sieht. Jaja Herr Broder..die pösen pösen Iraner werden immer nur mit den Samthandschuhen angepackt und das friedliebende Israel muss sich so bedroht fühlen lol.gif


Dann nenn mir bitte ein Zitat, was belegt, dass israelische Politiker die Auslöschung der arabischen Staaten angedroht haben. Ach ja, ER hier hat auch mal wieder was dazu zu sagen...leider zu deinen Ungunsten: Ahmadinedschad droht Israel mit Auslöschung
revolution
Ohne groß zu suchen, fällt mir da pauschal Ariel Sharon ein: "Die Araber haben das Öl, aber wir die Streichhölzer."

Aber nunja, was der Ahmadinejad sagt oder nicht sagt. Oder besser: was der Spiegel behauptet, was Ahmadinejad gesagt haben soll, ist im Allgemeinen auch nicht so bedeutend. Wie sollte er Israel auch mit Vernichtung drohen. Womit denn überhaupt? Die Israelis müssten sich ja köstlich amüsieren, wenn er das gesagt haben soll. Aber allgemein, wenn man die Präsidenten der USA, Israel, Irans, Nordkoreas, Chinas, Frankreichs, sonstwem...beim Wort nehmen würde, wäre die Welt schon einige Male untergegangen. Israel droht im Übrigen ständig (so 1x pro Woche) den Iran selbst anzugreifen und/oder fordert das öffentlich von anderen. Die USA haben erst gestern ihre größte Marineübung im PG aller Zeiten abgehalten. Direkt vor der iranischen Küste, ohne den Iran darüber zu informieren. Mir ist schon klar, dass da einige auf einem Ohr taub sind und das nicht wahrnehmen, oder das nicht sooo schlimm finden. Die Wahrnehmung ist ja von Natur aus subjektiv.

Übrigens wäre es nicht das erste Zitat, was Ahmadinejad angedichtet wurde. Siehe dazu:
"Israel von der Landkarte löschen" - Über die angeblichen Äußerungen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Medien/iran.html
Elliot
ZITAT(Palatin @ 24. May 2007, 16:49) [snapback]882394[/snapback]
3. Die USA haben in den letzten 60 Jahren die Weltpolizei gespielt und von den Deutschen verlangt einfach die Schnauze zu halten und sie machen zu lassen. Das wirkt noch nach - Papa USA wird auch das lästige Iran-Problem lösen, wir können uns aufs moralisiern beschränken.

Ich halte das für einen guten Punkt. Die Deutschen sind erst seit einigen Jahren wirklich in der Außenpolitik aktiv. Es ging ja 60 Jahre ohne. Daher denke ich das die Deutschen die Amerikaner zwar kritisieren, aber nicht ganz verstehen, dass es in der Außenpolitik Sachzwänge gibt. Und jedes Land, auch die USA eben manchmal diesen Sachzwängen einfach folgen müssen. Man muss einfach manchmal die Bösen unterstützen um seinen Feind zu schwächen. Die Römer nannten das Divide et Impera*; ich bin sicher bei Clausewitz findet sich etwas ähnliches.
Ich will damit nicht behaupten das die Amerikaner völlig unschuldig und nur von Sachzwängen Getriebene sind. Jedoch wenn man sich in Deutschland die Diskussion zB über die Toten Bundeswehrsoldaten in Afghanistan ansieht, dann wird klar das viele Deutsche denken, unsere Soldaten würden die Taliban mit rosa Wattebällchen bekämpfen. Es ist Krieg! Es sterben Menschen! Es ist nicht schön! Aber das Land den Taliban zu überlassen oder Al Quaida oder sonstigen Radikalen ist keine Option. Damit verurteilt man mindestens gut 50% der Bevölkerung, Frauen, zu einem Leben in Unterdrückung, Grausamkeit und Ausgrenzung im Namen irgendeiner Gottheit. Ganz zu schweigen von Gegnern des Regimes, die einfach mal so verschwinden.
Nun zum Iran. Er ist unser Feind. Er muss bekämpft werden. Warum ist er unser Feind? Nun er hasst Israel. Jetzt wird sich sicherlich jeder, ganz in deutscher Tradition, Fragen warum wir unser Leben für ein paar Juden riskieren sollen. Wer das denkt, erkennt aber den größeren Kontext nicht. Israel ist nicht einfach ein Land voller Juden. Es ist der Vertreter des Westens im Nahen Osten. Und wenn jemand droht Israel auszulöschen droht er auch uns auszulöschen.
Denn für manche Menschen ist der Westen mit seinen abartigen widerlichen Werten, wie Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung der Frau, der Teufel. Und manche dieser Menschen sitzen im Iran.

*Ich weiß das imperare herschen heißt und damit das Zitat ein wenig am aktuellen Kontext vorbeigeht, aber man kann sehen, die Strategie an sich: "Divide" ist alt.
Indy MPM
ZITAT
Nun er hasst Israel


Öh...tut er das wirklich oder sagt man mir nur das er das tut weil sich das als Feindbild besser verkaufen lässt?
Und selbst wenn die iranische Führungsclique Isreal hasst - na und?

Wollen wir jetzt mal anfangen aufzuzählen wer wen in der Welt warum hasst oder gehasst hat und darauf dann Politik oder schlimmer noch eine Pseudomoral aufbauen?
Havoc
Ich finde es immer witzig wenn „Der gute Deutsche“ traditionell an den Ostermärschen den Familienausflug für das Gewissen macht und Anti-Kriegs-Populisten beklatscht aber gerne seinen Wohlstand behalten möchte. Sind wir doch ehrlich: Keiner würde seine liebgewonne Reiselust oder gar seinen Arbeitsplatz opfern um einem Schurkenstaat die rote Karte in Form eines totalen Wirtschaftsembargos zu zeigen.
Ich gebe es zu die iranische A-Bombe macht mir keine Sorgen weil sie eines Tages auf ein anderes Land abgeschossen werden könnte. Das Ergebnis währe das erzwungene Ende des Mullah -Regimes.
Es macht mir Sorgen, weil andere Lokalmächte wie Saudi Arabien oder die Türkei versuchen könnten wieder zum Iran aufzuschließen. Ersteres ist eine absolutistische Monarchie auf tönernen Füßen und im übrigen alles nur nicht liberal – besonders gegenüber anderen Glaubensgemeinschaften und bei dem Nato-Mitglied und EU- Anwärter Türkei wird dann auch der weltoffene und pazifistisch zugekiffte Deutsche in Erklärungsnot geraten. Vom X- Faktor Syrien und Lybien ganz zu schweigen. Das „Ahmadinejad sagt oder nicht sagt“- Spiel oder“ Die Israelis sind ja so böse“- Hymne ist für mich auch nur eine Lebenslüge. Warum? Bei erst genanntem wird davon abgelenkt dass das Regime im Iran mit Hamas und Hisbollah zwei Organisationen unterstützt, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist und bei letzt genanntem wage ich die These, dass „der gute Deutsche“ die historische Belastung durch den Holocaust relativieren will. Man muss ja nur zu Ihm sagen „Da war mal was ganz schlimmes und was von der besonderen deutschen Verantwortung (als ob NAZIS nur das Ergebnis eines deutschen Gendefektes wären) reden und schon kippt er sich die Asche eines städtischen Krematoriums aufs Haupt.
Wir haben mit dem Ausstellen von Blankoschecks keine guten Erfahrungen gemacht und sollten uns deshalb auch nicht zum Applaus verpflichtet fühlen wenn Israel die konfuzianische Lehre des herausstehenden Nagels mit dem Presslufthammer lebt – uns aber genauso wenig einreden lassen, dass das iranische Atomprogramm den Weltfrieden nicht gefährdet und Ahmadinejad nur missverstanden wird.
revolution
Interview mit Prof. Steinbach, Präsident des Deutschen Orientinstituts:

http://www.eurasischesmagazin.de/artikel/?artikelID=20070404
ZITAT
„Europa ist auch von einem nuklear bewaffneten Iran nicht bedroht"

Falls der Iran wirklich nach Nuklearwaffen strebt, dann deshalb, um mit dem Westen auf gleicher Augenhöhe verhandeln zu können. Teheran geht es immer darum, vor dem Hindergrund eines enormen Selbstwertgefühls, das aus der iranischen Geschichte resultiert, endlich von den führenden Mächten im internationalen System respektiert zu werden. So der Präsident des Deutschen Orientinstituts, Prof. Udo Steinbach, im Gespräch mit dem EURASISCHEN MAGAZIN. Vor einer Atommacht Iran müssten sich allenfalls einige Nachbarn fürchten, wie die säkulare Türkei und Israel.

Eurasisches Magazin: Der Iran ist neben dem Wüstenstaat Saudi-Arabien flächenmäßig das größte Land des Nahen Ostens und mit über 70 Millionen Einwohnern außerdem das bevölkerungsreichste in dieser Region. Wird man dem Iran gerecht, wenn man ihm das Etikett Schurkenstaat aufklebt?

Prof. Udo Steinbach: Ganz gewiss nicht. Der Iran ist kein Schurkenstaat, das ist eine grobe Vereinfachung, die natürlich eine Belastung für die Politik darstellt. Das Land wird in keiner Weise angemessen gesehen. Seine geopolitische Lage wird weitgehend ignoriert. Der Iran hat zwischen dem Vorderen Orient, der arabischen Welt am Persischen Golf und Zentralasien eine starke Brückenposition. Er ist ein Brückenstaat von außerordentlicher geopolitischer Bedeutung.
„Der Iran ist kein Schurkenstaat"

EM: Und wie ist seine innere Situation?


Steinbach: Wir haben es im Falle des Irans mit einer äußerst komplexen und dynamischen Gesellschaft zu tun, die sich nach der Revolution von 1979 entwickelt hat. Die Bevölkerung ist seither fast flächendeckend ausgebildet worden. Unter dem Präsidenten Mohammad Chatami wurde viel experimentiert in konzeptionellen Fragen von Islam und Modernität. Man muss mit dem Iran seiner Bedeutung gemäß umgehen und darf ihm nicht einfach ein stigmatisierendes Etikett aufkleben.

EM: In vier oder sechs Jahren könnte der Iran eine Atombombe bauen, sagen Experten. Wie schätzen Sie die Bedrohung ein, die davon ausgeht?


Steinbach: Falls der Iran in absehbarer Zeit über eine nukleare Bewaffnung verfügen sollte, ist er deswegen nicht ipso facto eine Bedrohung. Die Nuklearbewaffnung, falls sie denn verwirklich wird, verleiht zunächst einmal einen neuen Status. Und wie jede andere Atommacht auch würde der Iran ein atomares Bewusstsein entwickeln. Das heißt, man würde sich darüber klar werden, dass auf einen möglichen militärischen Erstschlag, den man führen würde, eine nukleare Antwort käme, von einer Macht, die weitaus besser gerüstet ist. Als Atommacht würde der Iran nicht automatisch zur Bedrohung, sondern das Land bekäme international einen neuen Status. Damit müsste dann die Staatengemeinschaft leben.

EM: Muss sich Europa vor einem atomar bewaffneten Iran fürchten?


Steinbach: Europa wäre sicher das letzte Ziel, das dem Iran einfallen würde, falls er wirklich aggressive Absichten verfolgen sollte. Wenn eine Atommacht Iran entstünde und für irgendjemanden zur Bedrohung würde, dann eher für seine Nachbarn. Zum Beispiel für eine säkulare Türkei und natürlich für Israel. Ich glaube, dass Europa sich vom Iran in keiner Weise bedroht fühlen müsste.
„Europa ist auch für den Iran noch immer die Messlatte für Modernität"

EM: Was macht Sie da so sicher?

Steinbach: Die Geschichte der islamischen Republik Iran in den letzten 27 Jahren hat gezeigt, dass der Iran seine Außenpolitik in einer ganz besonderen Weise auf Europa ausrichtet. Europa ist auch für den Iran noch immer die Messlatte für Modernität. Und Europa ist der Kontinent, der eine lange Tradition freundschaftlicher Beziehungen zum Iran aufweist.
...
PaganEthos
ZITAT(Havoc @ 24. May 2007, 23:03) [snapback]882459[/snapback]
Bei erst genanntem wird davon abgelenkt dass das Regime im Iran mit Hamas und Hisbollah zwei Organisationen unterstützt, deren erklärtes Ziel die Vernichtung Israels ist (...)


Die Amis unterstützen dafür die Fatah al-Islam und div. "Terrorgruppen" im Iran. Was der Rest der Welt so alles unterstützt will ich garnicht erst wissen, es scheint auf dem internationalen Parkett aber durchaus normal zu sein.




ZITAT(DemolitionMan @ 24. May 2007, 23:03) [snapback]882459[/snapback]
Dann nenn mir bitte ein Zitat, was belegt, dass israelische Politiker die Auslöschung der arabischen Staaten angedroht haben.

Sitchwort: "Achse des Bösen", Regime Chance, und was der Cowboy sonst noch so alles von sich gegeben hat.
revolution
Auf der Unterstützerliste der USA standen/stehen:

- afghanische Mujaheddin -> Taliban
- Mujaheddin-e-Kalq (MEK/MKO)
- diverse sunnitische Gruppen via Pakistan/Saudi Arabien/Jordanien
- diverse (anti-sozialistische/regierungsfeindliche) Kartelle/Gruppen in Südamerika
...diverse Diktatoren mal ganz aussen vor... rolleyes.gif

Jeder in diesem Polit- und Machtpoker bedient sich aller verfügbaren Mittel, um den Gegner zu schwächen. Der "Kampf gegen den Terror" ist eine Farce und dient lediglich der medialen Vermarktung. Es ist daher ziemlich naiv die Welt in Gut und Böse zu unterteilen. Es sind gewisse Lobbies und Machtinteressen, die die Politik bestimmen. Aber keinesfalls das Streben nach Gerechtigkeit, oder so hohe Güter wie Ethik oder das Gewissen.

Oder wie sagten die armen, zwangsweise Burkatragenden afghanischen Frauen über ihre "Befreier" selbst:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/9/9739/1.html
ZITAT

Die Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (Bild: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif (Bild automatisch entfernt)RAWA), die seit langer Zeit in Opposition zum Taliban-Regime steht, unterstrich in einem Statement, das die terroristischen Attacken verurteilt, die Tatsache, "dass die Menschen in Afghanistan nichts mit Usama und seinen Komplizen zu tun haben. Aber unglücklicherweise müssen wir feststellen, dass es die Regierung der Vereinigten Staaten war, die den pakistanischen Diktator Gen. Zia-ul-Haq dabei unterstützte, Tausende von Religionsschulen zu eröffnen, die den Keim für die Entwicklung der Taliban legten. In einer ähnlichen Art war Usama, wie jeder weiß, der blue-eyed boy der CIA''.


Um den Bogen zum Iran nochmal zu spannen:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17979/1.html
ZITAT

...
In dem Fall, auf den das Zitat gemünzt ist, handelt es sich um eine ziemlich schillernde Gruppierung von Terroristen, die auch in der allerneuesten Bild: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif (Bild automatisch entfernt)Liste der terroristischen Vereinigungen noch als solche geführt wird: die Mudschahedin e-Khalq, gerne mit Volksmudschedin übersetzt.

Protected Persons

Nach eingehender 16monatiger Untersuchung haben die USA, wie am Dienstag Bild: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif (Bild automatisch entfernt)berichtet wurde, jetzt herausgefunden, dass es "keine Basis" gebe, die Mitglieder dieser Gruppe wegen "Gesetzesverstöße gegen amerikanisches Recht" zu belangen, obwohl sie von der amerikanischen Regierung als "terroristische Vereinigung" geführt wird.

3.800 Mitglieder dieser Gruppe werden zur Zeit in Camp Aschraf, ungefähr 100 Kilometer nordöstlich von Bagdad festgehalten und genießen jetzt den Status von protected persons nach der 4.Genfer Konvention. Zwischen den gefangenen Volksmudschahedin und den amerikanischen Bewachern soll es eine "herzliche Beziehung" geben. Man passt darauf auf, dass die Leute das Lager nicht verlassen, tun sie's doch, dann in Begleitung einer amerikanischen Militäreskorte, so die Bild: http://www.heise.de/tp/r4/icons/inline/extlink.gif (Bild automatisch entfernt)Schilderung der New York Times.
...


http://www.telegraph.co.uk/news/main.jhtml.../25/wiran25.xml
ZITAT

US funds terror groups to sow chaos in Iran

By William Lowther in Washington DC and Colin Freeman, Sunday Telegraph
Last Updated: 12:30am GMT 25/02/2007
...
Palatin
ZITAT(Elliot @ 25. May 2007, 00:04) [snapback]882455[/snapback]
ZITAT(Palatin @ 24. May 2007, 16:49) [snapback]882394[/snapback]
3. Die USA haben in den letzten 60 Jahren die Weltpolizei gespielt und von den Deutschen verlangt einfach die Schnauze zu halten und sie machen zu lassen. Das wirkt noch nach - Papa USA wird auch das lästige Iran-Problem lösen, wir können uns aufs moralisiern beschränken.

Ich halte das für einen guten Punkt. Die Deutschen sind erst seit einigen Jahren wirklich in der Außenpolitik aktiv. Es ging ja 60 Jahre ohne. Daher denke ich das die Deutschen die Amerikaner zwar kritisieren, aber nicht ganz verstehen, dass es in der Außenpolitik Sachzwänge gibt. Und jedes Land, auch die USA eben manchmal diesen Sachzwängen einfach folgen müssen. Man muss einfach manchmal die Bösen unterstützen um seinen Feind zu schwächen. Die Römer nannten das Divide et Impera*; ich bin sicher bei Clausewitz findet sich etwas ähnliches.
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Denn für manche Menschen ist der Westen mit seinen abartigen widerlichen Werten, wie Meinungsfreiheit und Gleichberechtigung der Frau, der Teufel. Und manche dieser Menschen sitzen im Iran.

Also mit dem Quatsch die Bösen gegen andere Böse zu unterstützen hätte man schon nach dem Megafiasko im WKII aufhören sollen, etliche andere Bumerangs (Plural?) zeigen den Unsinn daran ja wohl mehr als deutlich.
Zu den Sachzwängen sollte man imho auch endlich mal wieder ganz offen die Klassiker Reichtum, Macht und Einfluß zählen - dies waren die Gründe warum Krieg erfunden wurde und sie sind bis heute die wichtigsten Gründe jeder Auseinandersetzung.
Frauen befreien, Demokratie verbreiten usw - das mag ja aus unserer Sicht recht ehrenhaft sein, aber der eigentliche Grund ist und bleibt doch, dass es Vorteile (und wenn es für die USA nur ein weiteres Land mit freien Märkten ist oder ein strategischer Fuß in irgendeiner Region, was bei Afghanistan imho entscheidend ist) verschafft. Die Ideologiefrage ist letztlich immer zweitrangig und dient nur zur Festigung der eigenen Macht.
Daran ist bei Lichte betrachtet auch nichts schlimmes, es ist nur natürlich.
Das gilt auch für den Iran! Er bedroht (indirekt) nicht nur unsere Lebensweise, er bedroht ganz offen (das tun die Leute dort natürlich ebenfalls in erster Linie aus Gründen des Macht- und Geldgewinns - so ist das nunmal) unsere Öl-Versorgung und ist ergo ein ernstzunehmender Feind des Westens.
Elliot
ZITAT(Palatin @ 25. May 2007, 08:56) [snapback]882479[/snapback]
Zu den Sachzwängen sollte man imho auch endlich mal wieder ganz offen die Klassiker Reichtum, Macht und Einfluß zählen - dies waren die Gründe warum Krieg erfunden wurde und sie sind bis heute die wichtigsten Gründe jeder Auseinandersetzung.
Frauen befreien, Demokratie verbreiten usw - das mag ja aus unserer Sicht recht ehrenhaft sein, aber der eigentliche Grund ist und bleibt doch, dass es Vorteile (und wenn es für die USA nur ein weiteres Land mit freien Märkten ist oder ein strategischer Fuß in irgendeiner Region, was bei Afghanistan imho entscheidend ist) verschafft. Die Ideologiefrage ist letztlich immer zweitrangig und dient nur zur Festigung der eigenen Macht.
Daran ist bei Lichte betrachtet auch nichts schlimmes, es ist nur natürlich.
Das gilt auch für den Iran! Er bedroht (indirekt) nicht nur unsere Lebensweise, er bedroht ganz offen (das tun die Leute dort natürlich ebenfalls in erster Linie aus Gründen des Macht- und Geldgewinns - so ist das nunmal) unsere Öl-Versorgung und ist ergo ein ernstzunehmender Feind des Westens.

Das meinte ich nicht mit Sachzwängen. Es geht darum das wenn man in Situation A ist man nunmal Person B und C zur Unterstützung braucht. Auch wenn Person B und C Idioten sind.
Ein Sachzwang ist zum Beispiel gerade im Irak zu beobachten. Egal was man vom Irakkrieg halten will, ist ein Abzug jetzt einfach keine gute Option. Und daher muss man mit ein paar Idioten versuchen das Land stabil zu halten.

Bezüglich Krieg und Reichtum: War Geld oder Öl der Grund für die Hilfe der Amis im Kosovo oder für den Somalia Einsatz?
PaganEthos
ZITAT(Elliot @ 25. May 2007, 09:48) [snapback]882488[/snapback]
Bezüglich Krieg und Reichtum: War Geld oder Öl der Grund für die Hilfe der Amis im Kosovo oder für den Somalia Einsatz?


Na, also mind. im Kosovo hat man nun den Einfluss und nicht der Russe. Ich glaube nicht daran dass irgendwo ein Militäreinsatz wegen verletzten Menschenrechten und Völkermord gestartet wird. Da gäbs nämlich sonst noch so ein paar Ecken wo man nichts macht und erheblich mehr Menschen umkommen als die paar 10`000 im Kosovo. Würde es den Amis um Menschenleben gehen würde ihre ganze Politik anders aussehen.
revolution
ZITAT
Das gilt auch für den Iran! Er bedroht (indirekt) nicht nur unsere Lebensweise, er bedroht ganz offen (das tun die Leute dort natürlich ebenfalls in erster Linie aus Gründen des Macht- und Geldgewinns - so ist das nunmal) unsere Öl-Versorgung und ist ergo ein ernstzunehmender Feind des Westens.


Der Iran ist sicherlich nicht daran interessiert, die Lebensweise in Deutschland (dem Westen allgemein) zu verändern. Damit haben die nichts am Hut. Man hätte Goethe, Schiller, Nietzsche, Klassik, Modern Art, etc. aus der iranischen Kultur und dem Bildungssystem verbannen und diese verteufeln können. So wie in radikalen Gesellschaften/Ländern dort auch. Genauso wie Englisch als Pflichtfremdsprache, etc... Stattdessen spielen Deutsche Theatergruppen im Iran und umgekehrt, stattdessen nehmen iranische Filme an den Filmfestspielen in Europa teil. Es gibt aber dennoch durchaus radikale Tendenzen, die westliche Kultur (z.B. unzüchtige Kleidung, Haarschnitte, etc..) im eigenen Land vergeblich zu bekämpfen versuchen. Lustigerweise werden aber iranische Hamburgerketten und Hersteller iranischer Cola (z.B. ZamZam Cola ) von den Mullahs selbst betrieben. Ebenso wie die Skilifte und Hütten wo keine Kopftücher getragen werden. Tja..who cares..bringt ja auch Geld. rofl.gif

Vielmehr zählt für die "regierenden Mullahs" in erster Linie der eigene Profit. Sie wollen ihr Gas und ihr Öl zu ihren Konditionen am Weltmarkt absetzen. (Siehe Blockbildung in der OPEC, Plan für Ölbörse und Gaskartell !!!) Sie wollen ihre Macht im Iran und der Region gefestigt sehen (eine Art post-kolonialer, emanzipierender Status). Vor allem diese Interessen laufen konträr zu den Interessen der Abnehmerländer und derer, die ebenfalls um Einfluss in der Region im und mit dem Iran konkurrieren. Dazu zählen seit über hundert Jahren vor allem Briten und später Amerikaner und seit jeher vor allem auch die arabischen Nachbarn. Dies ist in erster Linie der Punkt wo die Feindschaft besteht und immerwieder durchbricht. Davon lässt sich der Atomkonflikt nicht trennen und auch der Konflikt um die Einflussnahme im Irak, dem Seeweg an der Straße von Hormuz etc..lässt sich davon nicht trennen.

Das meine ich sehr allgemein und nicht den ein oder anderen radikalen Dummschädel (den es so oder anders überall gibt) der Flaggen wegen Mohammed Karikaturen verbrennt , oder ähnliches. Diese Leute sind in der deutlichen Minderheit und bestimmen im Iran weder heute und auch nicht Morgen die politischen Geschicke. Wenn man nach Ideologischen Feinden sucht, dann geht der Fingerzeig eindeutig nach Saudi Arabien, einem treuen verbündeten des Westens. Warum? Klar...wegen Geld wink.gif

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Kurze Reportagen über die iranische Jugend (die Generation von Morgen):
ABC (US):
http://www.youtube.com/watch?v=ixG55tWAebg
BBC (UK):
http://www.youtube.com/watch?v=SG3DAruFNz4...ted&search=
Quelle ?
http://www.youtube.com/watch?v=HuzbzSQptpo...ted&search=
Palatin
ZITAT(Elliot @ 25. May 2007, 11:48) [snapback]882488[/snapback]
ZITAT(Palatin @ 25. May 2007, 08:56) [snapback]882479[/snapback]
Zu den Sachzwängen sollte man imho auch endlich mal wieder ganz offen die Klassiker Reichtum, Macht und Einfluß zählen...

Das meinte ich nicht mit Sachzwängen. Es geht darum das wenn man in Situation A ist man nunmal Person B und C zur Unterstützung braucht. Auch wenn Person B und C Idioten sind.
Ein Sachzwang ist zum Beispiel gerade im Irak zu beobachten. Egal was man vom Irakkrieg halten will, ist ein Abzug jetzt einfach keine gute Option. Und daher muss man mit ein paar Idioten versuchen das Land stabil zu halten.

Bezüglich Krieg und Reichtum: War Geld oder Öl der Grund für die Hilfe der Amis im Kosovo oder für den Somalia Einsatz?

Tja und warum ist der Irakabzug keine gute Option - weil irgendein irakisches Kind dann Hunger leidet statt von einer verirrten amerikanischen Bombe getötet zu werden? Nee. Es ist keine gute Option weil dem Westen handfeste politische und wirtschaftliche Nachteile entstehen würden, fiele der Irak den bösen Jungs zu. Das ist der eigentliche Sachzwang, quasi die Vorgeschichte zu Situation A.
Weiterhin meine ich, da die Erfahrung lehrt dass die Zusammenarbeit mit Idioten schief geht, sollte man dies möglichst vermeiden - auch wenn es dadurch vielleicht vorübergehend härter wird, dafür kommt hinterher mehr bei raus.

Bezüglich Kriegsgründe: Das war natürlich ein aus platzgründen stilisiertes Ideal welches die komplexe Realität nicht in ihrer Gänze zu fassen vermag (ebenso wie die Vorstellung die USA kämpften für mißhandelte Frauen), dennoch stelle ich hier mal ganz frech die Behauptung auf dass sich bei der großen Mehrheit der Kriege, auch der US-Kriege, deutlich die Motivationen Macht und Geld ausmachen lassen - es mögen freilich nicht die einzigen sein, aber sie sind stets wesentlich. Daran ist ja auch nichts grundsätzlich schlimmes, schließlich verhilft dies ja einer Menge Menschen zu einem besseren Leben. [Und mal eine ganz persönliche Anmerkung: Wenn überhaupt, dann würde ich mir schon meinen Arsch lieber für etwas wegschießen lassen was meinem Land weiterhilft, statt für irgendwelche Leute die ich gar nicht kenne und mit denen ich nix zu tun habe.]
... und auch ein Rockstar gibt mal ein Benefizkonzert.
Elliot
ZITAT(Palatin @ 25. May 2007, 10:57) [snapback]882509[/snapback]
a)Tja und warum ist der Irakabzug keine gute Option - weil irgendein irakisches Kind dann Hunger leidet statt von einer verirrten amerikanischen Bombe getötet zu werden? Nee. Es ist keine gute Option weil dem Westen handfeste politische und wirtschaftliche Nachteile entstehen würden, fiele der Irak den bösen Jungs zu. Das ist der eigentliche Sachzwang, quasi die Vorgeschichte zu Situation A.
Weiterhin meine ich, da die Erfahrung lehrt dass die Zusammenarbeit mit Idioten schief geht, sollte man dies möglichst vermeiden - auch wenn es dadurch vielleicht vorübergehend härter wird, dafür kommt hinterher mehr bei raus.

b)(...) dennoch stelle ich hier mal ganz frech die Behauptung auf dass sich bei der großen Mehrheit der Kriege, auch der US-Kriege, deutlich die Motivationen Macht und Geld ausmachen lassen.

Weil jetzt der Abzug eben enorme Nachteile für die Iraker bedeutet. Man kann nicht sagen, wir fallen da mal ein und wenn es etwas schwierig wird einfach abhauen und das Land möglicherweise in einen Bürgerkrieg abgleiten lassen.

b)Für den Satz hast du meine Zustimmung.
revolution
OT ON

ZITAT
Weil jetzt der Abzug eben enorme Nachteile für die Iraker bedeutet. Man kann nicht sagen, wir fallen da mal ein und wenn es etwas schwierig wird einfach abhauen und das Land möglicherweise in einen Bürgerkrieg abgleiten lassen.


Genau das haben die USA in Vietnam gemacht und es folgte der angesprochene Bürgerkrieg. Den haben wir im Irak im Übrigen bereits jetzt schon. Zumal ich nicht der Überzeugung bin, als wären die USA in der Lage diesen in irgendeiner Form zu abzuwenden oder zu beenden.

OT OFF
revolution
http://www.tagblatt.ch/index.php?artikelxm...rtcode=&ms=
ZITAT

Ahmadinejad erhält Opposition
Wachsende Kritik an Entscheiden des iranischen Präsidenten – Gemässigte Konservative im Aufwind

Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinejad erhält im eigenen Land immer mehr Opposition. Umso heftiger respektive erstaunlicher fallen in einer Gegenreaktion manche seiner Entscheide aus.
...

«Chaospolitik»

Für den iranischen Parlamentsabgeordneten Walialah Shojapurian sind die jüngsten Dekrete des iranischen Präsidenten nur «die Spitze des Eisberges». In einer von lautem Applaus begleiteten Generalabrechnung warf er Ahmadinejad vor, auf allen Ebenen versagt zu haben. Die Repressionen gegen Studenten, Frauen, Intellektuelle und die Presse suchten in der Geschichte der Islamischen Republik ihresgleichen. Iran sei noch nie eine weltpolitische Bedrohung gewesen. Ahmadinejad habe aber dank «seines überhasteten, unprofessionellen aussenpolitischen Kurses» dem Land in weniger als sechs Monaten zwei Resolutionen des UNO-Sicherheitsrates beschert. Es sei daher die «religiöse und historische Pflicht» aller Parlamentarier, Massnahmen zu ergreifen, bevor es endgültig zu spät sei.

Shojapurians Rede ist bemerkenswert, zeigt sie doch, dass trotz Repressionen in Iran die Dinge in aller Öffentlichkeit beim Namen genannt werden können. «In den meisten Ländern des Mittleren Ostens ist dies so nicht möglich», betont ein EU-Diplomat in Teheran. Nicht nur er erwartet «bedeutende Veränderungen». Zwei Jahre vor Ablauf von Ahmadinejads Amtszeit formiere sich ein Oppositionsbündnis, dessen Ziel es sei, in den nächsten Wahlen «weitere vier Jahre Chaospolitik» zu verhindern. Angeführt wird es von den Ex-Präsidenten Rafsanjani und Chatami.
Havoc
Zeigt, dass die Gesellschaft im Iran in ihrer Struktur liberaler ist als die ihrer Nachbarn. Es gibt in der Region nicht viele Staaten in der die Oppositon sich so offen gegen das Regime stellen kann.
Indy MPM
Bush fördert mal wieder lustige Oppositions-Gruppierungen ...

Aber sowas geht ja nie nach hinten los...das wissen wir aus der Vergangenheit.
revolution
Erleichtert den Iranern eigentlich nur, massiver gegen Oppositionsgruppen vorzugehen und das besser medial zu verkaufen. Die Iraner einigt das eigentlich eher gegen den äusseren Feind. Denn man ist dann ein Verräter der USA.
Havoc
Ich frage mich wer flüstert Bush solche Ideen ein? Jetzt haben sie sich mit den Taliban ganz gewaltig die Finger verbrannt und im Irak für ein Post-Saddam- Regime auch auf die falsche Leute gesetzt. Also wirklich sind das Spätfolgen von Alkohol und Kokain oder ist ihm die Bibel samt Regal und dranhängender Kirche auf dem Kopf gefallen? Ich mein: Der Feind meines Feindes ist mein Freund aber nicht wenn der Feind meines Feindes auch mein Feind ist pillepalle.gif

Junge, ich möchte nicht der Amtsnachfolger von Bush sein, der hat einiges wieder gerade zu biegen.
Andre71
Man das ist ja eine Unglaublich seriöse quelle. rofl.gif
Havoc
Sch***e! Ich habe nur den Artikel überflogen. Hätte mir die Zeit nehmen sollen und mal einen flüchtigen Bilck auf die Quelle werfen sollen.

@Andre71: Stimmt. Das Vaterland dankt.

@Indy MPM: Die Meldung samt Quelle stinkt nach Verschwörungstheorie.
Mach mir bitte den Gefallen und beziehe Dich nur auf Quellen, die allgemein als glaubwürdig betrachtet werden.


revolution
Ist der Newyorker eine seriöse Quelle?

http://www.newyorker.com/reporting/2007/03...05fa_fact_hersh
ZITAT
...
To undermine Iran, which is predominantly Shiite, the Bush Administration has decided, in effect, to reconfigure its priorities in the Middle East. In Lebanon, the Administration has coöperated with Saudi Arabia’s government, which is Sunni, in clandestine operations that are intended to weaken Hezbollah, the Shiite organization that is backed by Iran. The U.S. has also taken part in clandestine operations aimed at Iran and its ally Syria. A by-product of these activities has been the bolstering of Sunni extremist groups that espouse a militant vision of Islam and are hostile to America and sympathetic to Al Qaeda.

One contradictory aspect of the new strategy is that, in Iraq, most of the insurgent violence directed at the American military has come from Sunni forces, and not from Shiites. But, from the Administration’s perspective, the most profound—and unintended—strategic consequence of the Iraq war is the empowerment of Iran. Its President, Mahmoud Ahmadinejad, has made defiant pronouncements about the destruction of Israel and his country’s right to pursue its nuclear program, and last week its supreme religious leader, Ayatollah Ali Khamenei, said on state television that “realities in the region show that the arrogant front, headed by the U.S. and its allies, will be the principal loser in the region.”

After the revolution of 1979 brought a religious government to power, the United States broke with Iran and cultivated closer relations with the leaders of Sunni Arab states such as Jordan, Egypt, and Saudi Arabia. That calculation became more complex after the September 11th attacks, especially with regard to the Saudis. Al Qaeda is Sunni, and many of its operatives came from extremist religious circles inside Saudi Arabia. Before the invasion of Iraq, in 2003, Administration officials, influenced by neoconservative ideologues, assumed that a Shiite government there could provide a pro-American balance to Sunni extremists, since Iraq’s Shiite majority had been oppressed under Saddam Hussein.
...
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