Das Thema wird in den letzten Wochen auch in der deutschsprachigen Militärpresse vermehrt diskutiert:
ZITAT
Derzeit ist die Republik Irland auf das Vereinigte Königreich angewiesen, das die Souveränität des irischen Luftraums durch einen bilateralen Pakt schützt. Das Irish Air Corps verfügt seit 1998 über keine Kampfjets mehr, nachdem die «Light Strike Squadron», die auf dem französischen Fouga CM170 Magister operierte, aufgelöst wurde. Es fehlt auch ein nationales Radarsystem. Beide Kapazitätslücken machen Irland «wahrscheinlich zum verwundbarsten» Staat in Europa, wie General Ralph James, der früher für das Irish Air Corps verantwortlich war, während des irischen Sicherheitsgipfels 2020 erklärte. Für James reicht es nicht aus, die «grosse Flagge der Neutralität» zu schwenken, weil Irland in der Lage sein muss, seine Lufträume bei einem Konflikt zu schützen.
Die Souveränität des irischen Luftraums wird indes zunehmend untergraben. Erst im März 2020 sind russische Tu-142 Bear- und Tu-160-Blackjack-Bomber den Luftraum über den Gewässern westlich von Irland eingeflogen und haben die englischen RAF-Typhoons zu einer Abfangaktion gezwungen. Um der zunehmenden Bedrohung seiner Souveränität zu begegnen, erklärte das irische Verteidigungsministerium, es prüfe eine mögliche Anschaffung eines «Luftkampf-Abfangjägers» sowie eines «primären Radarsystems» im Rahmen eines fünfjährigen Investitionsprogramm für seine Streitkräfte mit dem Titel «Equipment Development Plan».
https://www.cockpit.aero/rubriken/detailsei...ren/?no_cache=1In Irland selber ist es seit zirka vier Jahren ein diskutiertes Thema. Als souveräner Staat möchte Irland seinen Luftraum schützen. Dieser ist von eigenen Mittel wirklich nicht gut geschützt im Moment. Es gibt die Variante, dass man sich weiterhin auf Grossbritannien abstützt, was zu Abhängigkeit führt oder dass man selber gewisse Fähigkeiten (-wieder) aufbaut. Dass man solche Fähigkeiten möchte ist verständlich, die Hauptargumente dagegen dürften die Kosten sein.
Im Kalten Krieg waren die Iren noch etwas besser aufgestellt als jetzt, da man immerhin Jets hatte. Ausserdem schreiben wir heute das Jahr 2020 und nicht mehr 1970, technologisch hat sich auch was getan.
In der Schweiz findet im Moment eine ähnliche Diskussion statt, bei welcher es um die Beschaffung von neuen Kampfflugzeugen, welche primär Ersatz für die F/A-18 sein sollen. Von bürgerlicher Seite her ist man sich eigentlich einig, dass solche Kampfflugzeuge notwendig sind, um die Souveränität zu wahren, man möchte die Fähigkeit haben, permanent zwei Flugzeuge startbereit am Boden zu haben. Man ist sich bei den Befürwortern auch einig, dass ein leichtes Angriffsflugzeug/Trainer den gestellten Anforderungen nicht genügt (nicht nur, aber auch wegen den Luftkampffähigkeiten; zudem möchte die Armee die Fähigkeit Bekämpfung von Bodenzielen wieder haben). Die Gegner sind der Ansicht, dass keine Notwendigkeit für ein Kampfflugzeug besteht und sehen keine Bedrohung, welche eine solche Anschaffung rechtfertigen würde. Bei den Gegner handelt es sich aber imho praktisch ausschliesslich um Leute, welche ohnehin gegen die Armee sind und darin keinen Sinn sehen. Man muss sich bewusst sein, dass z.B. keine Grossanlässe in der Schweiz durchgeführt werden, sofern keine Radarabdeckung da ist und Kampfflugzeuge startbereit sind, wenn nicht sogar in der Luft. Luftraumverletzungen finden auch in der Schweiz statt und sie sind theoretisch in der Lage auch sehr grossen Schaden anzurichten. Es braucht nicht soviel Fantasie, um sich einen Angriff mit einer "fliegenden Bombe" vorzustellen.