ZITAT(schießmuskel @ 9. Apr 2013, 21:03)
2. Dies ist eine rein hypothetische Frage, sollten 2 moderne westliche KPZ in einer Duellsituation aufeinadertreffen, wie viele frontal Treffer kann ein Leopard2 A7 oder M1a2 einstecken bis die Panzerung penetriert ist?
Die Frage ist zu ungenau. "Keinen Frontaltreffer bis unendlich viele" wäre die einzig mögliche Antwort. Welche Munitionssorte wird benutzt, wie oft wird geschossen und wo trifft die Munition? Es gibt baubedingt deutliche Unterschiede zwischen der Panzerungsdicke - ein Treffer mit älterer Munition auf die schwächeren Stellen (z.B. Wannenfront oder Kanonenblende) kann zum Durchschlag der Panzerung führen, obwohl der Rest des Fahrzeuges diese Munition aushalten könnte.
Ein einzelner Treffer kann ausreichen um einen Leopard 2 zu zerstören, wenn er die Panzerung durchdringt. Wie leistungsstark die Panzerung wirklich ist, ist geheim.
Wenn man "wieviele Frontaltreffer" darauf bezieht wie die Panzerung sich bei andauerden Beschuss verhält, so sollte man sich erstmal fragen wie die Panzerung den aussieht. Wahrscheinlich handelt es sich um moderne Beulblechpanzerung (jedenfalls das Vorsatzmodul des Leopard 2A5 ist als Beulblechpanzerung ausgeführt, wahrscheinlich ein Teil der Hauptpanzerung aus) in Kombination mit Schott- und Keramikverbundpanzerung.
Hierbei sind sowohl Beulbleche als auch Keramikkacheln in ihrer
Multi-
Hit-Fähigkeit beschränkt.
Hier sind Stahlbleche zu sehen, welche bei einer Beulblechpanzerung eingesetzt wurden, welche gegen eine Hohlladung getestet wurden. Die Beulblechpanzerung war mit einem Anstellwinkel von 61° positioniert, was die längliche Form der "Risse" erklärt. Diese sind zwar nur zwischen 2 und 5 cm breit (was ein schon ein vielfaches des Durchmessers des Hohlladungsstachels entspricht), dennoch ist die gesamte Panzerung um den Riss geschwächt und deformiert.
Hier sieht man deutlich den Unterschied zwischen dem Krater in einer durchschlagenden Keramikkachel (Krater = geschwächter Bereich) und zwischen Durchmesser des Projektils. Keramiken werden mit jeden Treffer im Umfeld stark geschwächt.
Allerdings verhindert die mangelende Genauigkeit modernen Munition (unter 0,2 - 0,4 mils Standardabweichung), der Grad an Stabilisierung und die Genauigkeit des Feuerleitssystems realistisch gesehen das zwei Geschosse den gleichen Punkt treffen - sowas kann nur Zufall sein.
Die US-amerikanischen Streitkräfte sollen angeblich (bzw. gibt es irgendwo einen Report der das ganze genauer beschreiben soll) Beschussversuche mit einem M1A1HA mit Uranpanzerung durchgeführt haben, wo die Auswirkungen längeren Beschusses getestet wurden (und nicht der Panzerschutz). Dabei wurden verschiedenste Munitionssorten (100-mm-Wuchtmunition, 120-mm-Wuchtmunition und Mehrzweckmunition, Panzerabwehrlenkflugkörper, uvm.) eingesetzt, woraufhin die ausgetretene Uranmasse gemessen wurde (was der eigentliche Zweck der Beschussversuche war). Angeblich soll irgendwann die Panzerung oder die Gehäusestruktur so stark geschwächt wesen sein, dass die Panzerung (bzw. große Bruchstücke dieser) mehrere Meter von dem Fahrzeug weggeschleudert wurden und der Panzer "schutzlos" war. Allerdings habe ich davon nur mehrfach in Internetforen gelesen, den Report konnte ich nicht auftreiben.
Vor einigen Jahren wurde bezüglich des Leopard 2 etwas recht interessantes in einem anderen Forum gepostet, basierend auf griechischen Fachzeitschriften. Griechenland hat nach dem Kauf von 170 Leopard 2A6 HEL einen der 171 produzierten Panzertürme zufällig ausgewählt und für Beschussversuche genutzt (um herauszufinden ob die geforderten Leistungsparameter wirklich erfüllt worden sind). Dabei wurde der Turm mit 30 120-mm-Geschossen beschossen, zwei von diesen durchdrangen die Panzerung am EMES-15, eines der beiden dieser Geschosse erreichte den Kampfraum (das andere muss wohl aufgrund des Winkels abhanden gekommen sein oder blieb im EMES stecken). Daraufhin wurde die Panzerung am EMES-15 verstärkt/verändert.
Allerdings bleiben hier wieder reihenweise Fragen offen um die genaue Relevanz der Tests festzulegen. Angeblich - und das basiert auf Diskussionen die einige Jahre nach dem ursprünglichen Post basieren - soll es sich um einen "nackten" Turm (also ohne Vorsatzmodul an der Turmfront) gehandelt haben, während die benutze Wuchmunition CL3143 (M322) aus isrealischer Produktion sein soll (da Rheinmetall ja am Bau der Leopard 2 in Griechenland beteiligt ist und deswegen interesse an "geschönten" Ergebnissen haben sollte). Die CL3143-Munition (M322) ist schon etwas älter und baubedingt (bezüglich Penetratorlänge und Mündungsgeschwindigkeit) schlechter als DM-53-Munition.
Der Merkava IV der isrealischen Streitkräfte hatte schon häufiger etwas einzustecken und machte dabei nur eine mäßige Figur:
Bei den meisten "modernen" Kampfpanzern mit Verbundpanzerung (wie z.B. dem Leopard 2, M1 Abrams, Leclerc) handelt es sich um Kampfpanzer mit integrierter Panzerung, d.h. das Stahlgehäuße formt eine "Box" in welche die Panzerung eingesetzt wird. Der Merkava hingegen ist ein Kampfpanzer mit adaptierter Panzerung, das heißt die Panzerung wird außen an dem Gehäuße befestigt ohne irgendwie in dem Gehäuße eingeschlossen zu sein. Dies kann negative Folgen wie das Abfallen eines Panzerungselementes nach einem Treffer (wie das fehlende Panzerungselement der Seitenschürze im oberen Bild) oder das Wegbrechen/Abfallen von Teilen der Verbundpanzerung eines Panzerungselementes (wie im unteren Bild) zur Folge haben. Dafür spart man am Gewicht des Stahlgehäuses.
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PS:
ZITAT(Delta @ 10. Apr 2013, 03:11)
Auch die beste Panzerkanone hat ne Streuung von ca. 0,3Strich (30cm/1km).
Unter 0,2 Strich ist heutzutage der Standard moderner Munition wie DM53, allerdings ohne die Stabilisierung und das Feuerleitsystem in Betracht zu ziehen.
ZITAT(Delta @ 10. Apr 2013, 03:11)
Die Rh 120mm (mit der deutschen Munition) ist gegen T-80U optimiert, um auch auf 2000m die Turmpanzerung zu durchschlagen.
Nicht ganz. Die Rh 120 ist schon lange vor dem T-80U eingeführt worden, jedoch wurden sowohl LKE I (DM43) und LKE II (DM53) entwickelt, um den T-80U zu bekämpfen. Handelt es sich bei den 2.000 m Kampfdistanz um den Wert für die Kanone mit dem alten L/44-Rohr oder für das neue L/55?
Angeblich soll DM63 eine andere innere Penetratorstruktur haben.
ZITAT(Warhammer @ 10. Apr 2013, 07:40)
Ein Challenger im Irak hat IIRC z.B. mehr als ein dutzend RPGs und eine Milan überstanden, ohne das es zu nennenswerten Schäden gekommen ist. Die Panzerung mit mehreren Treffern schwächerer Waffen langsam "runter zu schießen" ist so nicht möglich.
Bei den Challengern im Irak handelt es sich jedoch um aufgepanzerte Versionen, wo der Beschuss nicht auf eine einzelne Stelle fokussiert war.
ZITAT(schießmuskel @ 10. Apr 2013, 18:16)
Also wenn ich z.b. einen Panzer habe, dessen Panzerung beim ersten Treffer nicht durchschlagen werden kann, würde das ja bedeuten das wenn der gegnerische Panzer nicht einen 1 in a million Treffer landet und genau die selbe Stelle wieder trifft, er mich de facto nicht zerstören kann. Abgesehen von mobility/Firepower/Missionkill. Der Innenraum bleibt aber unversehrt.
Nein. Panzerung ist variabel dick und unterschiedlich gestaltet. Beim Leopard 2A4 ist die Turmfront 80 cm dick bis zum Anfang der inneren Turmgehäusewand (welche dann nochmal ~4 cm dick sein soll), die Wannenfront ist aber "nur" 60 - 65 cm dick. Das Panzerungsmodul an der Kanonenblende ist sogar "nur" 42 cm dick, wobei dahinter aber immernoch die Kanonenwiege befindlich ist.
ZITAT(Ta152 @ 10. Apr 2013, 22:09)
Wobei ich mich immer frage warum man nicht eine unterkalibrige APHEFSDS Granate entwicklet, eben etwas dicker als APFSDS aber noch deutlich schlanker als Vollkaliber.
Weil die Splitterwirkung von APFSDS-Munition genug ist, um alles im Panzer zu töten/zerstören, aber ein theoretisches APHEFSDS eines von zwei Problemen hätte:
(1.) Metallummantellung ist zu dick um den HE-Gefechtskopf bei leicht gepanzerten Zielen zu zünden (z.B. gegen BTR oder BMP)
oder (2.) Metallummantellung ist zu dünn, um das Zünden den HE-Gefechtskopfes
während des Durchschlagens von dicker Panzerung zu verhindern
Egal ob (1) oder (2), man braucht immer eine zweite Munitionssorte.