AntisemitismusMuslime werden dazu erzogen, Juden zu hassenViele Juden trauen sich nicht mehr mit Abzeichen ihrer Religionszugehörigkeit auf deutsche Straßen. Der islamische Antisemitismus wird systematisch verharmlost. Ein Gastbeitrag von Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi.
Von Abdel-Hakim Ourghi
15.12.2017[...]
Opferrolle führt zu Passivität
Die genannten Koranverse müssen situativ bedingt in ihrer historischen Entstehung verstanden werden als politische Akte der Abgrenzung, die unter anderem der Festigung der noch jungen und kleinen Gemeinde dienten. Heutige Muslime tun gut daran, sich deutlich von ihnen zu distanzieren. Die Versöhnung mit anderen beginnt, wenn die Realität wahrgenommen wird, wie sie ist. Das Eingeständnis, dass sich der Islam derzeit in einer hausgemachten Sinnkrise befindet, ist ein Teil der Lösung. Es ist die Zeit gekommen, dass wir Muslime uns vom ewigen Beleidigtsein befreien müssen.
Die dramaturgische Selbstinszenierung verschlimmert nur die Lage, die einen Therapieprozess auf der Basis der Aufklärung dringend benötigt. Differenzierte Islam- und Selbstkritik muss ein Teil unserer kollektiven Identität werden. Ohne eine Reform des Islam und eine humanistische Aufklärung bleibt die Gefahr bestehen, dass der Koran und die Tradition des Propheten als verbindliche Quellen aller Muslime weiterhin den vorherrschenden Antisemitismus legitimieren.
Wollen wir ernst genommen und respektiert werden, müssen wir aufhören, uns in der Selbstlüge unserer Post-truth-Opferschaft einzurichten. Sie ist ein Zeichen der Ohnmacht gegenüber dem aktuellen pathologischen Zustand des Islam. Die selbst gewählte Opferrolle führt zu Passivität und selbst verschuldetem Leiden an Minderheitskomplexen. Sie befreit uns nicht von der Notwendigkeit, die Fehler bei uns selbst zu suchen und endlich Verantwortung zu übernehmen.
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