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Vollansicht: Kapazitäten der NATO/Russland
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Merowinger
ZITAT(Almeran @ 19. Aug 2015, 09:21) *
Die Frage ist: Wie reagiert man als Bündnispartner auf Aktionen wie in der Krim oder am Beginn der Separatistenaktionen in der Ost-Ukraine?

Am ehesten: Eine zweite Front aufmachen oder damit aktiv drohen. Könnte z.B. Kaliningrad sein oder Rostov am Don oder ein vergleichsweise unverteidigtes symbolbeladenes Ziel, zuerst aber wohl der Finanzkrieg. Um sich den wirtschaftlichen Abhängigkeiten zu entziehen, hat Russland ja bereits jetzt selbst in Ansätzen den Stecker gezogen (oder versucht es) - man könnte das auch als ziemlich böses Zeichen für die nahe Zukunft deuten. Oder als Selbstmord auf Raten aus Angst vor dem Tod.
Luzertof
ZITAT(Almeran @ 19. Aug 2015, 07:21) *
Die Frage ist: Wie reagiert man als Bündnispartner auf Aktionen wie in der Krim oder am Beginn der Separatistenaktionen in der Ost-Ukraine?


Das mag politisch nicht korrekt klingen, aber tatsächlich ist die Antwort extrem einfach: Man bringt die einfach alle um. Das reduziert nicht nur die Anzahl der illegitimen Kombattanten, es sendet auch genau die richtige Nachricht.


Politische Durchführbarkeit (Loyalität der Soldaten etc.) mal ignorierend: Hätten die ukrainischen Streitkräfte schon auf der Krim den grünen Männchen deutliche Verluste zugefügt, wäre die Beteiligung Russlands sofort aufgeflogen. Russland hätte also gleich offiziell eingreifen oder die Aktion abbrechen müssen. Dann hätten wir jetzt nicht diesen de facto Krieg.
SailorGN
Contractors sind in Staatskrisen eine denkbar schlechte Wahl. Es gibt zwar idR Verträge mit allen möglichen Klauseln, aber sie werden ggüü Freund und Feind einfach keine Legitimation haben, sprich, die Hemmungen die Söldner mit Gewalt zu überwinden sind deutlich geringer als bei regulären Soldaten oder auch Polizisten. Weiterhin würden Söldner der Propaganda Russlands helfen und ihr Einsatz könnte als mangelde Legitimation/Unterstützung der jeweiligen Regierung durch eigene Kräfte ausgelegt werden. Contractors sind also die denkbar schlechteste Wahl beim Personal^^

@Luzertof: Ist eine Antwort die nur funktioniert wenn man auch alle erwischt... so eine Eskalation kann auch ganz schnell mal nach hinten losgehen, wenn erstmal alle Zurückhaltung weg ist. Von der rechtlichen und propagandistischen Seite mal völlig losgelöst. Moralisch geht das ja schonmal gar nicht no.gif
Luzertof
Ich mag mich in der Kürze etwas unpräzise ausgedrückt haben. Ich meinte keine Hinrichtungen, sondern das Prinzip, dass das oberste Ziel nicht das Machen von Gefangenen ist, sondern das Neutralisieren der gegnerischen Kräfte.


Natürlich, als Wohnzimmergeneral kann ich leicht eine große Klappe haben, und ich kann mir denken, warum die ukrainischen Streitkräfte anders reagiert haben. Ein hoher Bodycount auf Seiten der regulären russischen Streitkräfte hätte meiner Meinung nach dafür gesorgt, dass Russland sich offen als Aggressor zu erkennen geben muss, um danach entweder abzuziehen, oder aber um voll einzusteigen. Beides hätte die Handlungsmöglichkeiten der Ukraine mittel- und langfristig deutlich verbessert.
SailorGN
Ist doch klar, dass es nicht so hart gemeint war. Die Vorteile erscheinen klar, aber es gibt halt für solche Maßnahmen auch gravierende Nachteile, die langfristig Probleme schaffen. Gerade wenn es eine passive Bevölkerung gibt kann solche Art Repression dazu führen dass sie sich radikalisiert... und dann hat man nicht fremde Guerilla, sondern richtige^^

Der Punkt ist, dass Russland mit der Krim die einzige Chance auf so einen Stunt hatte. Schon im Donbass hats nicht richtig geklappt und jetzt wacht jeder andere Staat mit Argusaugen über die jeweiligen Minderheiten. Das ist das Problem an Überraschungstaktiken, sie funktionieren idR nur 1-2 mal. Dann kann man drauf reagieren und damit wirds nutzlos. Die Ukraine konnte das nicht und trägt nun die Last. Ich weiss auch nicht, ob eine "handlungsfähige" (sprich ohne die Maidanwirren) Ukraine den Krimangriff hätte wirkungsvoll erwidern können, nicht mal mit entsprechender Armee. Niemand hätte mit dieser Dreistigkeit gerechnet...
Crazy Butcher
Na toll, die Sesselgeneräle haben den Thread in ihre Gewalt gebracht.
SailorGN
Er sagte Wohnzimmergeneral, also könnte er auch eine Couch nutzen^^

Mal ganz ehrlich, in welchen Thread hier gibts wirkliche Generäle?wink.gif Luzertof gibt wenigstens zu "interessierter Laie" zu sein...
Merowinger
Von Leutant zu Major: Wurde dieses Forum nicht dafür erfunden? Um dann natürlich postwendend von Praetorian in die Schranken gewiesen zu werden - gehört zum Spiel. Also, wo bist Du? smokin.gif
Luzertof
ZITAT(Crazy Butcher @ 19. Aug 2015, 10:13) *
Na toll, die Sesselgeneräle haben den Thread in ihre Gewalt gebracht.


Kann ja nicht jeder, so wie deine Gesinnungsgenossen, gleich Teile der Ukraine oder Georgiens in seine Gewalt bringen.



ZITAT(SailorGN @ 19. Aug 2015, 10:11) *
Ich weiss auch nicht, ob eine "handlungsfähige" (sprich ohne die Maidanwirren) Ukraine den Krimangriff hätte wirkungsvoll erwidern können, nicht mal mit entsprechender Armee. Niemand hätte mit dieser Dreistigkeit gerechnet...


Ich denke nicht, dass die Ukraine damals oder gar heute gegen Russland "gewinnen" könnte, rein im Sinne von militärischer Überlegenheit. Aber es ist eine valide Taktik einem Angreifer so hohe Verluste zuzufügen, dass die Kosten für ihn den Nutzen übersteigen und er seine Strategie ändern muss. Entweder durch Rückzug oder deutlicher Erhöhung des Einsatzes. Ersteres haben wir in Vietnam und Afghanistan (UdSSR) gesehen, letzteres ebenfalls in Afghanistan (USA).

Russland hätte aber in jedem Falle nicht mehr die Legende der unabhängigen grünen Männchen aufrecht erhalten können, wenn es deutliche russische Verluste gegeben hätte. Selbst derzeit kann Russland mehrere hundert Tote im Zeitraum eines Jahres nur mit sehr viel Mühe und Einsatz unter Verschluss halten.
SailorGN
So, jetzt kommen alle wieder runter, sonst bestell ich bei goschi ne Diskussionskerze und Klangschale^^
Dave76
ZITAT(Seneca @ 18. Aug 2015, 22:00) *
"The daily beast" diskutiert die Fähigkeiten der US-Streitkräfte, auf einen russischen Angriff zu reagieren.
Nach 15 Jahren fast ausschließlicher Terrorbekämpfung seien die US-Streitkräfte auf eine mögliche Konfrontation mit den russischen Streitkräften nur unzureichend vorbereitet. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es unterschiedliche Experteneinschätzungen dazu.

http://www.thedailybeast.com/articles/2015...with-putin.html

(Wie sieht das bei der Bundeswehr aus ? Aber diese Frage ernsthaft beantworten zu versuchen traut sich in Berlin wohl niemand.)

Typisch dürftiges The Daily Beast-Stückchen, welches seines clickbaiting Titels nicht gerecht wird und ordentlich zurückrudert.

Ich würde mir da nicht so die Gedanken machen, Russland und seine Proxies sind in anderthalb Jahren lediglich bis ins Donezbecken gekommen, und das ganz ohne NATO-Gegenwehr. biggrin.gif wink.gif
Seydlitz
ZITAT
Nach 15 Jahren fast ausschließlicher Terrorbekämpfung seien die US-Streitkräfte auf eine mögliche Konfrontation mit den russischen Streitkräften nur unzureichend vorbereitet.


Unzureichend kann man natürlich auch unterschiedlich deuten. Perfekt vorbereitet ist man wahrscheinlich eh nie.
Und 15 Jahre Einsätze im Irak und in Afghanistan sind trotzdem bedeutende gemachte Erfahrungen. Es wird ja oft so dargestellt,dass man den "konventionellen" Kampf quasi während so einer Phase mehr oder weniger verlernt. Ich selbst habe da eher die Erfahrung gemacht, dass eine Armee auch durch "Terrorbekämpfung" sehr viel positive Abläufe erlernen kann.
Will sagen, für eine Armee ist es besser überhaupt an Einsätzen teilzunehmen und dort Erfahrungen zu machen, als "nur" an Übungen etc teilzunehmen.
Klar kann die allgemeine Ausrichtung der Streitkräfte unter einer einseitigen Ausrichtung leiden, nur werden die gemachten Erfahrungen, welche man durch Einsätze erhält, auf der anderen Seite gerne vergessen.
tim
Genau das ist es.
Mag sein Söldner und auch contrqcotrs ist das falsche wort. Entschuldigung vielmals. Wenn Russland durch Propaganda und den ein oder anderen Urlauber die Russen im Baltikum dazu bringt aufzubegehren und die Nato schickt Panzer und Bomben, dann ist nicht Russland der Aggressor sondern "der Westen". Private Sicherheitskräfte welche legitimiert sind den grenzschutz, die Polizei und andere öffentliche sicherheitsorgane zu unterstützen sehe ich da doch als die Deeskalationsmethode. Ich denke dabei sicher nicht an irgendwelche ex Black water muskelmänner sondern an baltische Menschen, welche vielleicht falls nötig durch westliche berater/Ausbilder unterstützt werden. Aber gut ne Bombe auf Moskau rtät es ja auch, bleibt nur zu hoffen das Mr bärenreiter nicht gerade in der Arktis per Hand killerwale jagt. facepalm.gif
Madner Kami
ZITAT(tim @ 19. Aug 2015, 14:20) *
Genau das ist es.
Mag sein Söldner und auch contrqcotrs ist das falsche wort. Entschuldigung vielmals. Wenn Russland durch Propaganda und den ein oder anderen Urlauber die Russen im Baltikum dazu bringt aufzubegehren und die Nato schickt Panzer und Bomben, dann ist nicht Russland der Aggressor sondern "der Westen". Private Sicherheitskräfte welche legitimiert sind den grenzschutz, die Polizei und andere öffentliche sicherheitsorgane zu unterstützen sehe ich da doch als die Deeskalationsmethode. Ich denke dabei sicher nicht an irgendwelche ex Black water muskelmänner sondern an baltische Menschen, welche vielleicht falls nötig durch westliche berater/Ausbilder unterstützt werden. Aber gut ne Bombe auf Moskau rtät es ja auch, bleibt nur zu hoffen das Mr bärenreiter nicht gerade in der Arktis per Hand killerwale jagt. facepalm.gif


Wer redet davon in Russland einzumarschieren, wenn Russland solche Stellvertreterkriege wie in der Ukraine abfeiert? Dass es einfach nur darum geht den russischen "Urlaubern" den Arsch aufzureißen und zwar auf dem Hoheitsgebiet des betroffenen Landes, nicht Russland, kommt einem nicht in den Sinn?
Crazy Butcher
ZITAT(Luzertof @ 19. Aug 2015, 12:39) *
ZITAT(Crazy Butcher @ 19. Aug 2015, 10:13) *
Na toll, die Sesselgeneräle haben den Thread in ihre Gewalt gebracht.


Kann ja nicht jeder, so wie deine Gesinnungsgenossen, gleich Teile der Ukraine oder Georgiens in seine Gewalt bringen.

Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal ...

Ich habe nur darauf hingewiesen, dass hier Szenarien konstruiert werden, die an der Realität vorbeigehen.
Selbst im Hinblick auf Krim- und Ostukraine. Feuchte Träume vom Arschaufreißen passen nicht in diesen, bisher recht informativen, Thread.
xena
.
Merowinger
"Dann doch lieber wegschauen" kommt einer Bestärkung der Clique im Kreml gleich und würde sofort als Einladung zum Weitermachen verstanden. Der Einsatz kriegerischer Mittel kann wohl kaum weniger kriegerisch als der wirtschaftlicher Mittel sein, oder wie meinst Du das jetzt genau?
Schwabo Elite
ZITAT(SailorGN @ 19. Aug 2015, 11:52) *
@Luzertof: Ist eine Antwort die nur funktioniert wenn man auch alle erwischt... so eine Eskalation kann auch ganz schnell mal nach hinten losgehen, wenn erstmal alle Zurückhaltung weg ist. Von der rechtlichen und propagandistischen Seite mal völlig losgelöst. Moralisch geht das ja schonmal gar nicht no.gif
Außerdem: PR-Desaster. Man verliert jegliche moralische Glaubwürdigkeit. Und auf der Seite ist "der Westen™" ja bereits in der Verteidigung, weil sich die ganzen Russophilen die kognitive Glanzleistung vollbringen einerseits alle russischen Verbrechen und Vergehen als West-Propaganda abzutun und andererseits was durch diesen Schirm durchkommt als "die sind halt so" oder "Russland entwickelt sich noch" zu deuten
Luzertof
@ Schwabo Elite

Wo ist das PR-Desaster, wenn man Leute, die bewaffnet umherstreifen (analog Krim, Donbass) und offensichtlich irgendeine Art von Miliz bilden, bekämpft?


ZITAT(xena @ 19. Aug 2015, 12:52) *
ZITAT(Glorfindel @ 19. Aug 2015, 10:11) *
- die russische Wirtschafts mittels wirtschaftlichen Sanktionen nachhaltig lahm legen.


Das käme einem kriegerischen Akt gleich. Das kann man mit dem Iran machen, aber nicht mit einer Nation, die die halbe Welt in Schutt und Asche legen und somit die Zivilisation ausradieren kann. Natürlich wird Russland darauf kriegerisch reagieren müssen. Ich will mir nicht ausmalen wie das ausgeht.


Es gäbe ja noch die einfache Lösung, einfach keine anderen Länder anzugreifen, dann gibt es auch keine Sanktionen. Bzw. sich aus diesen Ländern zurückzuziehen, damit die Sanktionen aufgehoben werden.


ZITAT(Crazy Butcher @ 19. Aug 2015, 12:46) *
ZITAT(Luzertof @ 19. Aug 2015, 12:39) *
ZITAT(Crazy Butcher @ 19. Aug 2015, 10:13) *
Na toll, die Sesselgeneräle haben den Thread in ihre Gewalt gebracht.


Kann ja nicht jeder, so wie deine Gesinnungsgenossen, gleich Teile der Ukraine oder Georgiens in seine Gewalt bringen.

Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal ...


Sonst was? Schickst du ein paar Loser vom FSB/SWR vorbei damit die mich genauso mundtot machen wie die Kritiker in Russland oder auf der Krim? Die können sich doch weder den Sprit hier her leisten, noch eine Landkarte, weil mal wieder ein paar Glonass-Satelliten beim Start explodiert sind.

Deine ständigen Trollings (siehe alleine _alle_ deine Kommentare auf dieser Thread-Seite) und die Abstinenz jeglicher Argumentation deinerseits helfen jedenfalls nicht diesen Thread hier sachlich zu gestalten. Ich bin mir immerhin im Klaren darüber, dass ich ein Wohnzimmergeneral bin, und gehe deshalb auf Anmerkungen ein und ergänze bzw. präzisiere, wenn nötig, meinen Standpunkt.


Edit: Tippfehler korrigiert.
Schwabo Elite
Gut, bevor das weiter eskaliert, bitte ich alle wirklich auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen.

SE smile.gif
Crazy Butcher
ZITAT(Luzertof @ 19. Aug 2015, 15:43) *
Sonst was? Schickst du ein paar Loser vom FSB/SWR vorbei damit die mich genauso mundtot machen wie die Kritiker in Russland oder auf der Krim? Die können sich doch weder den Sprit hier her leisten, noch eine Landkarte, weil mal wieder ein paar Glonass-Satelliten beim Start explodiert sind.

Deine ständigen Trollings (siehe alleine _alle_ deine Kommentare auf dieser Thread-Seite) und die Abstinenz jeglicher Argumentation deinerseits helfen jedenfalls nicht diesen Thread hier sachlich zu gestalten. Ich bin mir immerhin im Klaren darüber, dass ich ein Wohnzimmergeneral bin, und gehe deshalb auf Anmerkungen ein und ergänze bzw. präzisiere, wenn nötig, meinen Standpunkt.

Hast du heute schlecht geschissen? tock.gif

Mal zum Thema:
Größtes Manöver seit 25 Jahren angelaufen
tim
madner Kadi, ich weiß es ist für viele hier üblich mit Phrasen ala "wer behauptet denn" natürlich behauptet das keiner. Sowas nennt man Sarkasmus.
SailorGN
Ist es mit "nur" 5000 Soldaten wirklich das größte seit 25 Jahren? Meiner Erinnerung nach gabs doch schon öfter Manöver in diesem Rahmen... Naja, ist halt n-tv, die brauchen die Superlative biggrin.gif
Crazy Butcher
Meint man vll. größtes Luftwaffen-Manöver?
Dave76
^ Jein, zwar wird im ersten Satz präzisiert: "In Europa findet derzeit das größte Luftwaffenmanöver der USA und seiner Verbündeten seit Ende des Kalten Krieges statt." Aber auch das ist falsch, es handelt sich bei der Übung Swift Response 15 um die größte Luftlandeübung auf dem Kontinent seit Ende des Kalten Krieges.
Vielleicht sollte man einfach nicht auf N-TV als Quelle zurückgreifen. wink.gif
xena
.
SailorGN
"das Gesicht verlieren" ist aber keine Ausrede für "Ich hab Scheisse gebaut und will dafür nicht grade stehen". Verständnis gut und schön, aber wenn dieses Verständnis weder eindeutig nachvollziehbar ist (Genscher und Umzingelungsgebrabbel), noch rechtlich fundiert (kein Land hat automatisch Anspruch auf einen Cordon Sanitaire) oder auch nur halbwegs akzeptabel für die betroffenen Länder, dann endet das Verständnis. Russland wurde nicht ausgeschaltet, sondern hat sich dort gierigkurzsichtig selbst reinmanövriert... und jetzt sollen wir die Hand reichen, damit der arme kleine Putin nur nicht als das dasteht was er ist? Verständnis und Diplomatie bringen nur etwas, wenn beide Seiten etwas von den Verhandlungen haben und ausserdem überhaupt die Rechte besitzen über den Gegenstand zu verhandeln. Das weiss der Moskauer Napoleonwitsch nur zu genau, deswegen zieht er die Scheisse durch: Er weiss, dass er vom Westen niemals seine SU 2.0 bekommen kann, weil der Westen das nicht gewähren kann. Deshalb kann er sich weiter aufplustern und mit dem Finger auf andere zeigen. Da muss eer auch kein Verständnis und keine Diplomatie walten lassen, weil er die ja vom Gegenüber auch nicht bekommt (bekommen kann!).
Kameratt
Keine Panik, Xena! Niemand kann Russland einfach so ausschalten. Der Erfolg von Sanktionen ist bislang recht überschaubar und die Welt von heute ist eine andere als 1980, da es nicht nur zwei Blöcke mit nur sonst unbedeutenden Entwicklungsländern dazwischen gibt. Eine vollständige Isolation Russlands ist unmöglich und selbst die könnte das Land überleben. Auch wird niemand aufgrund von Sanktionen auf den roten Knopf drücken. wink.gif
xena
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Luzertof
@ xena

Du meinst, Russland hätte die Krim zurückgegeben, wenn man zugesichert hätte, die Ukraine nicht in die EU aufzunehmen?

Was wäre dann mit der der Ukraine zugesicherten freien Bündniswahl geworden? Oder sind die Ukrainer einfach weniger Wert als die Russen, weil sie in den 90ern so unklug waren und ihre Nuklearwaffen abgegeben haben?
Schwabo Elite
ZITAT(xena @ 20. Aug 2015, 01:58) *
Selbst das mit der Ostukraine hätte man diplomatisch lösen können, indem man den Russen Zugeständnisse gemacht hätte. Z.B. hätte man ihnen sagen können, dass sie nicht in die EU kommen werden und das wäre nicht mal gelogen, denn die Ukraine wird noch sehr lange brauchen um jemals in die EU kommen zu können. Man hätte seinen eigenen Bürgern nur ehrlich sein müssen und sagen, dass es so schnell nicht geht. Statt dessen wird die Ukraine hofiert, ohne dass die EU jemals Kapital daraus schlagen könnte. Diplomatie ist ein Geben und Nehmen und ein Dritter kann dabei das Opfer sein, in dem Fall die Ukraine. Aber sie ist nicht Systemimmanent für die Weltwirtschaft oder den Weltfrieden, nur eine Bauernfigur in der Weltpolitik.


Oh Gott, was für eine imperialistische und menschenverachtende Weltsicht. Die großen Blöcke sollen also wieder darüber entscheiden, wer wo mitmachen darf? Und wer soll dieses Versprechen den Russen geben? Die EU? Die NATO? Keiner von denen würde das tun (die NATO könnte es auch nicht), denn wenn man Russland erstmal ein Versprechen über die Köpfe der Ukrainer hinweg gibt, wird man ewig darauf festgenagelt und hat sich selbst völlig ins moralische Abseits manövriert. Und Russland akzeptiert doch keine Frist auf dieses Versprechen, wenn klar ist, die Frist ist etwa so lange wie die Ukraine sich eh nicht qualifizieren könnte.

Also ehrlich, der Unterschied zwischen der EU und Russland ist doch gerade, dass man nicht mehr über die Köpfe von Partnern und Nachbarn hinweg entscheidet.
Seydlitz
ZITAT(xena @ 19. Aug 2015, 23:58) *
Selbst das mit der Ostukraine hätte man diplomatisch lösen können, indem man den Russen Zugeständnisse gemacht hätte. Z.B. hätte man ihnen sagen können, dass sie nicht in die EU kommen werden und das wäre nicht mal gelogen, denn die Ukraine wird noch sehr lange brauchen um jemals in die EU kommen zu können. Man hätte seinen eigenen Bürgern nur ehrlich sein müssen und sagen, dass es so schnell nicht geht. Statt dessen wird die Ukraine hofiert, ohne dass die EU jemals Kapital daraus schlagen könnte.


Dann haben die Menschen vielleicht auch unterschiedliche Vorstellungen von Diplomatie.
Das man die Annexion der Krim und die Entwicklungen in der Ostukraine hätte verhindern können, indem man sich mit Russland darauf einigt, dass die Ukraine nicht in die EU aufgenommen wird, halte ich persönlich für durchaus zweifelhaft. Ganz so einfach erscheint es mir nicht. Es ist doch so, dass gerade vonseiten Frankreichs und Deutschlands genau das versucht wurde.

ZITAT
Diplomatie ist ein Geben und Nehmen und ein Dritter kann dabei das Opfer sein, in dem Fall die Ukraine. Aber sie ist nicht Systemimmanent für die Weltwirtschaft oder den Weltfrieden, nur eine Bauernfigur in der Weltpolitik.


Mit dieser Argumentation wäre auch der Hitler Stalin Pakt ein "für den Weltfrieden" akzeptabler Kompromiss bzw ein Beispiel für positive Diplomatie.
Klar hätte "der Westen" die Ukraine einfach wie eine heiße Kartoffel fallen lassen können, oder man hätte sich mit Russland bereits vorher darauf einigen können, dass Russland die Krim, die Ostukraine und vielleicht obendrein auch noch die baltischen Gebiete mit russischer Bevölkerung heim ins Reich holt.

Mal ehrlich, ich habe geglaubt das diese Sichtweise (der/die größere/n teilen die kleineren unter sich auf) zumindest in Europa und auch anderen Teilen der Welt mittlerweile überholt ist.

SailorGN
Der Punkt ist auch, dass eine Verknüpfung von der Rückgabe der Krim mit irgendwelchen Bündniszugeständnissen in etwa so wäre als müsste man Diebesgut zurückkaufen. Russland hatte von Anbeginnn der Ukrainekrise keinerlei Recht, irgendetwas zu fordern, was nicht vertraglich festgelegt war. Gleichzeitig hat Russland sich auch nirgendwo in den Verhandlungen um den Maidan selbst schriftlich festgelegt. Also kann dieses Land/seine Führung auch nix fordern.
xena
.
SailorGN
Nochmal xena, selbst wenn die USA und die EU so simplzistisch sind, wie du es dir erträumst, haben sie nicht die Macht, für andere Länder völkerrechtlich verbindliche Abkommen zu unterschreiben. Sprich, wie sollten die USA/EU die Ukraine dazu bringen, eine Vereinbarung/Vertrag zu akzeptieren, an der die Ukraine gar nicht beteiligt ist, bzw. der dort gar nicht gewollt ist? Dann müssten die USA/EU dieses Abkommen mit ihrer "Macht" auch noch gegen die Ukraine (und damit für Russland) durchsetzen... ist es das, was du willst? Anscheinend ja^^

"Kaputtmachen", wie du es so schön im Kindergartenjargon ausdrückst, ist keine Diplomatie, selbst wenn du es im Umkehrschluss aus stumpfen Antiamerikanismus so darstellen möchtest. Egal ob Wolkenkuckucksheim oder nicht, gerade das Vorgehen der Bushregierung im Irak hat ja gezeigt, was mit stumpfer Machtprojektion herauskommt... dagenen hast du dich immer ausgesprochen und nun, wo nach dem amerikanischen Zwerg der russische das gleiche macht ist es auf einmal ne Supersache und verlangt Diplomatie und Zugeständnisse? Nur damit es keinen Krieg gibt?? Beim letzten Zwerg, wo man es mit Zugeständnissen versucht hat, ist das böse geendet^^
Glorfindel
Meiner Ansicht nach wurde in der Ukrainekrise von Seiten der EU und der USA im Rahmen des Vernünftigen und Machbaren agiert. Sicherheitspolitik bedeutet immer auch, dass man vor militärischen, politischen und moralischen Dilemmen steht, d.h. das jedes agieren odern nicht agieren Probleme mit sich bringt. Insgesamt verhält sich die EU und die USA in der Ukrainekrise jedenfalls weit moralischer als dies die russische Seite tut. Es ist eine gängige Methode der Putin-Propaganda, zu sagen, "wir nicht, die anderen aber auch". Dazu gehören z.B. Aussagen wie: "Es lügen eh alle Seiten", "alle betreiben Propaganda", "es geht allen um nur um Macht". Das stimmt so nicht, insbesondere nicht für die betroffenen mittleren und kleineren Staaten.

Ein Hinnehmen der ganzen russischen Völkerrechtsbrüche geht nicht, bereits aus Prinzip. Zum Glück haben das auch die europäischen Politiker gemerkt. Mit viel guter Diplomatie und keinen weiteren Provokationen hätten die Russen vielleicht noch hingekriegt, dass die anderen Staaten die Annektion der Krim zumindest de facto ohne weiteren grösseren diplomatischen Schaden akzeptiert hätten, einen Krieg in der Ostukraine anzuzetteln (bzw. zumindest immer wieder anzufeuern) hat dann doch den Bogen überspannt, ganz zu Schweigen, dass man sich nicht (mehr) an Abmachungen hält. Eine diplomatische Lösung, so wie Du Dir das vorstellst, wäre für viele Politiker (ich sehe es auch so) einem München 1939 V.2.0 gleich gekommen, mit der Gefahr, dass Putin Blut gerochen hat und wenn es in der Ukraine still ist, geht es an einem anderen Ort (Baltikum, Kasachstan, etc.) wieder los. Im Übrigen ist es wohl so, dass die Ukrainer eben keine Tschechen sind und man nicht einfach so über deren Köpfe Dinge entscheiden kann, sondern dass viele bereit sind, zu kämpfen und ihr Leben zu risikieren, um nicht im "System Putin" leben zu müssen.

Ich vermute, dass Putin den militärischen und oder wirtschaftlichen Zusammenbruch der Ukraine anstrebt, weshalb mit einem wiederauflammen der Kämpfe in der Ostukraine zu rechnen ist. Die momentane Situation ist für die Russen unbefriedigend, insbesondere da massiv Truppen (vor allem auch die besten) in bzw. an der Grenze zur Ukraine gebunden sind.
xena
@Sailor: Und noch mal: Was ist deine Lösung, von der Du garantieren kannst, dass sie nicht zu einem Krieg zwischen Russland und NATO führt?
Schwabo Elite
ZITAT(xena @ 20. Aug 2015, 15:15) *
In welchem rosa Wolkenkuckucksheim lebst Du denn? [...] Und ja, diese zwei Wirtschaftsmächte agieren imperialistisch, auch wenn es dir in der angeblich so modernen rosa Plüschpolitikvorstellung nicht passt. Der Weg zwischen den Auswirkungen wirtschaftlicher Repressionen und handfestem Krieg ist nicht mehr so weit.

Ui, ui, ui, da muss ich ja einen Nerv getroffen haben, wenn Du wirtschaftliche Sanktionen, wegen völkerrechtswidrigem Verhalten mit offenem Krieg gleichsetzt. Aber das zeigt nur malt wieder, was das Problem der post-kommunistischen Welt und ihrer Verteidiger ist: Man will einfach nicht den Unterschied sehen zwischen einem Angriff mit Soldaten und false-flag-Akteure und den darauf folgenden wirtschaftlichen Sanktionen. Ich denke, die bald 7.000 Gefallenen des Konflikts und die knapp 2,5 Millionen Vertriebenen und Gefüchtente werden Dir den Unterschied erklären können. Aber auch dann würdest Du vermutlich sagen, dass man einfach als Großmacht EU ihr Land und Gut an Russland verschachern sollte, damit Russland endlich Ruhe gibt.

Nur leider hat der Weg einen Nachteil. Man wertet Putin damit auf. Ebenso wie in Georgien, aber natürlich auch wie 1938 in der CSR darf man dem Aggressor kein Land schenken. Schon gar nicht dürfen Dritte das Land über den Kopf der betroffenene Nation verscherbeln. Das bedient genau diesen Mechanismus des "der Kleine zählt nicht", den die europäischen Großmächte in zwei Jahrhunderten Nationalstaaterei genutzt haben, um sich in zwei Weltkriege zu manövrieren.

Dann doch lieber Sanktionen und Gespräche, um sicherzustellen, dass die Ukraine auch in Zukunft den Weg gehen kann, für den sie sich entscheidet. Der Vorteil an Gesprächen ist nämlich: Es ist noch keiner am Reden gestorben. Und das ist mir jedes "Deine rosa Plüschpolitikvorstellung" und "die EU ist eine Großmacht" wert, dass da kommen mag. In dieser Großmacht EU (und der anderen, den USA), darfst Du das nämlich öffentlich sagen, ohne dass Dir Regierungsschergen und Kleine Grüne Männchen das Haus anzünden und Dich in einer ausgebombten Schule vor ein "Volkstribunal" zerren und zu sittlicher Kleidung und Frondiensten für die Frontsoldaten zwingen.

Aber hey, jedem Tierchen sein Plesierchen. wink.gif
xena
Im Unterschied zu 1938 kann ein Konflikt zwischen NATO und Russland zu unser aller Vernichtung führen. Das scheint man nach dem Kalten Krieg wieder vergessen zu haben.

Dann will ich dir dein Plesierchen auch lassen.
Kameratt
Lustig, dass das kommt, wenn gerade in der "prowestlichen" Ukraine Kritiker oder den Separatisten sympathisierende Zivilisten erschossen werden, die Familien von Separatistenanführern, die auf ukrainischem Gebiet geblieben sind, bedroht oder ihre Häuser angezündet werden, Justizminister der Länder von einem Mob in Mülltonnen durch die Straßen gefahren werden... Aber hey, das geschieht im Namen unserer Werte und solche Nebensächlichkeiten kann man auf dem hohen moralischen Ross sitzend durchaus ignorieren. xyxthumbs.gif
Schwabo Elite
ZITAT(xena @ 20. Aug 2015, 16:31) *
Im Unterschied zu 1938 kann ein Konflikt zwischen NATO und Russland zu unser aller Vernichtung führen. Das scheint man nach dem Kalten Krieg wieder vergessen zu haben.
Dir ist schon klar, dass Russland das auch weiß? Oder hälst Du die russische Regierung für dumm genug tatsächlich die Welt in Schutt und Asche zu legen, nur weil die eigenen Machtspielchen in der Ost-Ukraine nicht funktioniert haben? mata.gif
Schwabo Elite
ZITAT(Kameratt @ 20. Aug 2015, 16:32) *
Lustig, dass das kommt, wenn gerade in der "prowestlichen" Ukraine Kritiker oder den Separatisten sympathisierende Zivilisten erschossen werden, die Familien von Separatistenanführern, die auf ukrainischem Gebiet geblieben sind, bedroht oder ihre Häuser angezündet werden, Justizminister der Länder von einem Mob in Mülltonnen durch die Straßen gefahren werden... Aber hey, das geschieht im Namen unserer Werte und solche Nebensächlichkeiten kann man auf dem hohen moralischen Ross sitzend durchaus ignorieren. xyxthumbs.gif


Und schon wieder verwechselst Du die EU und die ukrainischen Rechten, sowie Ursache und Wirkung. Auch so eine übliche Taktik von Demagogen und jenen, die Kriegstreibern wie Putin das Wort reden.

Und diese Kriminellen in der Ukraine begehen diese Verbrechen sicherlich nicht unter Bezugnahme auf die Werte der EU. Sondern weil sie es können und wollen. Aber hey, Gründe sind egal, Hauptsache man kann alle in einen Topf werfen und sich oder die Partei seiner Wahl als Opfer darstellen. xyxthumbs.gif Das rechtfertigt jeden Angriff auf freie Nationen und jeden Landraub.

Denn der Stärkere hat Recht. Oder Russland. Im Zweifelsfall immer Russland. Es ist wie mit Einhörnern.

xena
.
mr.trigger
@Xena

Ich kann dir nicht ganz folgen. Zum einen schreibst du:
ZITAT(xena @ 20. Aug 2015, 01:58) *
Statt dessen wird die Ukraine hofiert, ohne dass die EU jemals Kapital daraus schlagen könnte.
Dann aber:
ZITAT(xena @ 20. Aug 2015, 15:15) *
Glaubst Du allen Ernstes die EU handelt in jedem Fall nur aus Liebe, Friede und Eierkuchen für die Welt? Der EU geht es um ihre Interessen und um nichts anderes,

Wenn die EU aus dem Hofieren der Ukraine kein Kapital schlagen kann, ihr Engagement also keinen Nutzen hat, was genau wäre dann der Beweggrund?
Stefan Kotsch
ZITAT(xena @ 19. Aug 2015, 16:31) *
Im Unterschied zu 1938 kann ein Konflikt zwischen NATO und Russland zu unser aller Vernichtung führen. Das scheint man nach dem Kalten Krieg wieder vergessen zu haben


Da ist was dran. Nur, sollte man nun jede völkerrechtswidrige Landnahme Russlands zähneknirschend wegstecken und somit akzeptieren? Um des lieben Friedens Willen? Zum Beispiel eine nächste Intervention russ. Streitkräfte in der Ukraine. Oder in den anderen Nachbarstaaten Russlands? Wo ist die Grenze der Duldsamkeit?



Seydlitz
Zumal bereits das nachgeben 1938 seine Mitschuld an den nachfolgenden Ereignissen hatte. Klar konnte sich die Menschheit damals noch nicht in Minuten selbst auslöschen, aber gewaltige Ausmaße hat das Morden trotzdem angenommen.
Das Vorhandensein von Atomwaffen kann kein Grund sein, jeder Aggression einer Atommacht nachzugeben.
Crazy Butcher
Wieso wird immer dieser 1938-Vergleich herangezogen? Das sind zwei absolut unterschiedliche Ausgangssituationen. Die Motivationen/Weltbilder/Absichten/politischen Umstände und viele andere Aspekte sind gänzlich andere als damals.
Einerseits über Kosovo/Krim-Völkerrechtsbruch-Vergleiche meckern und dann aber Paralellen zu 1938 ziehen - das passt irgendwie nicht zusammen.
Seydlitz
Natürlich stimmen die Umstände nicht zu 100 Prozent überein. Aber der Vergleich der beiden Situationen (1938 & jetzt) bietet sich trotzdem zwangsläufig an. Es ging damals wie auch heute darum, dass ein Land sich auf Kosten seiner Nachbarstaaten vergrößern wollte, Gebiete mit der Androhung oder unter Anwendung von Gewalt einverleiben wollte. Trotz vorher geschlossener Verträge.
Das große, militärisch starke Land will etwas von einem schwächeren Nachbar. Damals haben die anderen, nicht direkt beteiligten Staaten das schwächere Land quasi geopfert um das stärkere zu besänftigten. Das hat wie wir heute wissen natürlich nicht funktioniert.

Und ich will damit auch gar nicht unterstellen, dass Russland genauso weiteragiert, wie das deutsche Reich damals.
Aber es sind doch wohl Parallelen zwischen der Situation von 1938/39 und dem vorgehen von Russland zu erkennen.
Das zum Allgemeinen.

Konkret ging es darum:
ZITAT
Im Unterschied zu 1938 kann ein Konflikt zwischen NATO und Russland zu unser aller Vernichtung führen. Das scheint man nach dem Kalten Krieg wieder vergessen zu haben.

Also um einen waffentechnischer Unterschied.
SailorGN
Mal von Neu zu Alt:

CB: In München wurde genau das getan, was Putin fordert. Nämlich die Übergabe souveränen Territoriums durch Großmächte wider dem Willen des Souveräns. Damals geschah das mit einem Vertrag. Heute will Putin am liebsten auch einen Vertrag. Aber dazwischen liegen ein paar Jahrzehnte und Millionen Tote. Es geht nicht um einen Völkerrechtsbruch, sondern einen Völkerrechtsakt (Verträge sind nun mal primäres VR), welcher diversen VR-Grundsätzen zuwiderläuft. München war der Versuch, mit Zugeständnissen einen Krieg zu verhindern, "Peace in our time", gebracht hats nix. Der kausale Zusammenhang besteht darin, dass Zugeständnisse eben kein Lösungautomatismus sind, sondern dass es keinen Zusammenhang gibt.

Auslöschen der Welt in wenigen Minuten: Das ist keine Lösung und keine Begründung. Wer als erstes schiesst, stirbt als zweiter... alles was Putin durch den Knopfdruck gewinnt, sind 30 Min.. wenn nicht sogar weniger, falls die asiatischen Bomben mitfliegen. Also, warum sollte er das tun? Wenn er "unberechenbar" ist, wenn es um das Knöpfchendrücken geht soll er berechenbarer bei Zugeständnissen sein? Na das erkläre mir mal^^

@Kameratt: Warum führst du das Verhalten der Ukrainer immer gleich auf die EU/den Westen (und seine Werte) zurück? Weder ist die Ukraine festes Mitglied im "Club", noch werden diese Verbrechen im Namen von Freiheit, Demokratie und Menschenwürde begangen... es sind einfach Verbrechen. Und die Ukraine, bzw ihre Bevölkerung und Führung, wird diese Verbrechen ahnden, wenn sie wirklich in den "Club" will. Auch in D geschehen Verbrechen, werden Häuser angezündet und Menschen aus obskuren Gründen verfolgt... trotzdem käme keiner (naja, der Vollständigkeit halber muss man sagen, es gibt Splittergruppen, die das anders sehen) auf die Idee, dass deshalb die Werte hier nicht gültig oder Lippenbekenntnisse wären.

@xena: Es gibt keine Goldrandlösung, weil ich nicht weiss, was Putin eigentlich will und wozu ihm der ganze Konflikt dient. Meiner Meinung nach sollte man einerseits den Druck auf Russland aufrechterhalten, mit Massnahmen, die weiterhin unter militärischer Eskalation stehen. Sprich die Wirtschaftssanktionen aufrechterhalten, Mittel des Staates und seiner Akteure einfrieren, versuchen mögliche Verbündete Russlands eher an Europa zu binden, insgesamt zeigen, dass man eben keine Panzer und "Urlauber" schicken muss. Gleichzeitig "unter der Hand" ein Angebot schicken in dem die Herstellung des Zustandes quo ante als Ausgangspunkt für die eigenständige Neuordnung der Ukraine durch Ukrainer gefordert wird. Sprich, die Ukrainer sollen ihre Angelegenheit selbst klären genauso wie ihre "Bündnispartner". Das sollte zuvor mit der Ukraine besprochen werden, insbesondere die Krim wird nach der Scheisse eine haarige Sache sein. Zeit kann man nicht zurückdrehen... EU-Intern sollte gleichzeitig eine Neuausrichtung der Verteidigungspolitik erfolgen, die Krise hat gezeigt, wie schnell eskaliert werden kann, da ist die BW bspw. nicht in dem Maße drauf vorbereitet. Auch sollte über die Stationierung der amerikanischen Truppen intern beraten werden, sie waren 20 Jahre eben nicht östlich der alten "Mauer" stationiert, geholfen hats nix. Ausserdem könnten Ostpolen und bspw. Rumänien diese Art der (Wirtschafts-)Hilfe auch mal gebrauchen. Zusammenfassung: Starker Schild, hohe Kosten für Russland und vor allem die russischen Akteure, Status Quo ante und danach spricht die Bevölkerung der Ukraine.
Crazy Butcher
Der Unterschied zwischen 1938 und heute besteht aber darin, dass Hitler den Krieg fest eingeplant hat. Hätte man 1938 eingegriffen, wäre der Krieg wohl entweder sofort oder kurze Zeit später trotzdem ausgebrochen. Hitler hätte sich das Sudetenland also auf jeden Fall geholt.
Sanktionen hätten Hitler auch nicht beeindruckt. Sind jetzt aber, mit Verweis auf 1938, der Weg, den man anscheinend für den Gangbarsten hält. Wenn man also davon ausgeht, dass Zugeständnisse nicht zur Lösung führen, muss man jetzt feststellen, dass die Alternative dazu (hier: Sanktionen) im Hinblick auf die Zielsetzung ebenfalls kein Ergebnis bringt.
Putin hat anscheinend die Gelegenheit genutzt, weil sie sich ergeben hat und nicht Teil eines Master Plans war. Wäre das politische Verhältnis zwischen Russland und Ukraine entspannt geblieben, kann man davon ausgehen, dass die Krim auch heute noch Teil der Ukraine wäre. Hätte Putin es auf die Übernahme der ukrainischen Ostgebiete angelegt, wäre dies schon längst geschehen.

Ebenso denke ich, dass Putin keine Ambitionen hat sich das Baltikum unter den Nagel zu reißen. Wozu auch? Die Baltischen Staaten waren auch innerhalb der SU kein Teil Russlands und das Zarenreich liegt zu weit zurück, als dass man daraus noch Ansprüche auf verlorene Gebiete herleiten könnte oder wollte. Das Baltikum ist für Russland, trotz der dort lebenden Russen, in nahezu jeder Hinsicht unbedeutend. Es ist immer nur dann Thema, wenn man die Balten/EU politisch piesacken will. Die Diskriminierung der russischen Minderheit ist da ein willkommener Anlass. Dass das Baltikum Teil der NATO ist, tut sein übriges.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass es, bis auf die Annexion an sich, kaum etwas zu vergleichen gibt. Es sind zwei ziemlich unterschiedliche Konstellationen.
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