ZITAT(Karl mags @ 9. Jan 2018, 00:04)
ZITAT(Kameratt @ 8. Jan 2018, 18:25)
Es gibt nähere Details zu den Drohnenangriffen auf den russischen Stützpunkt am 06.01. Insgesamt sollen 13 Drohnen beteiligt gewesen sein. Nach Berichten sollen 7 durch das Pantsir-S1 zerstört worden sein. Bei den anderen 6 soll die Verbindung gestört und so eine (Bruch-)Landung erzwungen worden sein, wobei 3 der Drohnen explodierten.
Interessant dass die Steuerung dieser Drohnen über eine Entfernung von bis zu 100 km funktionieren konnte und GPS-Navigation dafür eingesetzt wurde.
https://sputniknews.com/middleeast/20180108...attack-hmeimim/Kennt man den Drohnentyp? Also 100 km ist schon beachtlich, vor allem die Dinger sind ja auch am Ziel angekommen.
Edit: Ok, ist Marke Eigenbau...hab Fotos gesehen. Trotzdem ist die Reichweite von 100 km beachtlich, so ganz ohne Hilfe haben die Rebellen das eventuell nicht hinbekommen.
Ehrlicherweise sind 100 km mittlerweile ein Witz beim "Modellflugzeugbau". Egal, ob mit Verbrennungsmotoren oder Elektromotoren (ersteres ist aber wahrscheinlicher), diese Reichweite ist kein Problem. Insbesondere, wenn die Miniaturflugzeuge nicht zurückkommen müssen. Es gibt nur drei limitierende Faktoren: Die Reichweite der Flugsteuerungsmöglichkeiten, die abhängig ist von der verwendeten Technologie (Funk oder Satellit), die Zielphasensteuerung - also die Steuerung des Flugkörpers in Zielnähe, inklusive der Aufklärung spezifischer Punktziele - und die Sicherheit der Flugsteuerung, insbesondere über dem Zielgebiet, bzw. in Reichweite feindlicher Eloka.
Der simpelste Lösungsansatz für eine Flugsteuerung ist eine Funksteuerung. Die nötigen Antennen dengelt Dir jeder Hobby-Elektroniker von der YouTube-Universität zusammen. Alternativ kann man solches Equipment auch off-the-shelve kaufen. Im 800-MHz-Band gibt es genug Produkte, wie man entsprechendes Equipment am besten montiert, weiß ebenfalls das Internet; inklusive Aufbau eines eigenen Funkturms mit Triangulierung des Flugkörpers, für optimale Signalstärke.
Die Funksteuerung über dem Ziel lässt sich simpel per Video-Link lösen. Langreichweitentransmitter gibt es ebenfalls im Internet zu kaufen wie Aufbautipps und Vergleiche verschiedener Produkte. Insbesondere in flachem Gelände ohne viele Bebauung (Wüste) ist die Reichweite kein Problem. Alternativ kann man Reichweite auch boosten, indem man die Antennen höher montiert. Zur Not per Heliumballon oder Relais-Modellflugzeug über der eigenen Bodenstation (aka Hobby-Awacs). Der Videolink zieht ordentlich Batteriesaft, aber mit einer GPS-Flugsteuerung, reicht es, wenn man den Feed erst in Zielnähe anschmeißt.
Das größte Problem bei der ganzen Sache ist die operative Eigensicherung. Mit Funksteuerung und Videofeed muss man auf die Entfernungen zwei Bänder ziemlich laut bespielen. Insbesondere, wenn man auf Nummer sicher gehen will und sich nicht um die Senderstärkenbegrenzung der Landesgesetzgebung kümmern muss, kann man die Antennengröße im Flugzeug zugunsten größer Reichweite und Nutzlast kleiner halten. Aber der eigene Sender wird dadurch eben auch besser aufnehmbar für feindliche Eloka. Und so ziemlich alles andere an Funkgerät im Umkreis von Dutzenden von Kilometern selbst im Bereich der Nebenkeulen einer Richtverbindung (und damit wird man arbeiten müssen). Ergo weiß jede moderne Armee, wo man steckt, sobald die Funkaufklärung mitgebracht haben. Und dann kann man sich nicht nur auf Besuch gefasst machen, die Flugkörper lassen sich auch sehr leicht abfangen oder gleich direkt stören, ggf. sogar übernehmen, denn kommerzielle Chips sind nicht verschlüsselt. Und an der Stelle liegt der Hase im Pfeffer. Da wird einfach nichts im Ziel ankommen, wenn Eloka im Spiel ist.
Die andere Steuerungsart ist per Satellitentelefon oder Mobiltelefon. Mobiltelefon ist zwar ebenfalls im Funkbereich, aber man erkennt die Transmitter im Flugkörper nicht als solche, weil sie sich ganz gewöhnlich an den Sendemasten über ihre SIM anmelden. Sofern ein Land über ein halbwegs ausgebautes Mobilfunknetz verfügt, ist das völlig ausreichend. In Zeiten von LTE kann man darüber auch den Videofeed steuern. Ein halbwegs findiger Modellflugzeugbastler zusammen mit einem Hardware-ITler lassen das Modellflugzeug über ein Raspberry Pi mit Android und eingebauter GoPro laufen. Google Hangouts & Co. machen den Rest. Der Anruf muss erst erfolgen, wenn das GPS sagt, dass man über dem Ziel ist. Android-Apps zur Steuerung von Modellflugzeugen gibt es in ausreichender Zahl. Eine Nummer sicherer ist dann noch das Satellitentelefon. Das ist aber fast schon zu viel Bastelkram, weil weniger Schnittstellen verfügbar am Markt sind zu digitalen Steuerungsmöglichkeiten über gängige Chips (Arduino-Familie).
Alle nötigen Bauteile liefert das Internet, Flugkörper in der Größe kriegt man für unter 10.000 Euro (ohne Personal- und Aufbaukosten oder Zuladung). Wenn nicht in Kriegsgebiet, dann bis zum Zwischenhändler des Vertrauens in der Türkei, im befriedeten Irak oder in Ägypten, Saudi Arabien oder Jordanien.
Aufständische haben da nur das Problem der Eloka - die kann natürlich auch Mobilfunknetze stören - und der (örtlichen) Flugabwehr. Aber bei asymetrischen Konflikten ist beides nicht überalle. Im Gegenteil, meistens werden diese Fähigkeiten nur zentral vorgehalten. Vorgeschobene Posten und Patrouillen werden in der Regel diese Fähigkeiten nicht lokal vorhalten oder in kürzester Zeit anfordern können. Wenn ich mir die Bilder bei Sputnik so angucke, trug einer der Flugkörper offenbar mindestens 9 Freifallbomben (umfunktionierte 60 mm Mörsermunition?) mit, vermutlich mehr, denn das sieht nur aus wie die Zuladung unter einem Flügel. Modellflugzeuge mit Verbrennugnsmotoren schaffen problemlos 100 km/h, bei 15-20 Mörsergranaten im Kaliber 60 mm ist der Tag für eine Patrouille in Zugstärke schnell gelaufen. Bei einer Steuerung über das Mobilfunknetz kann der "Pilot" disloziert von einer Bodencrew weltweit sitzen. Mit etwas technischem Geschick kann den Hangoutsanruf sogar die Bodencrew starten und ihn bei operativer Notwendigkeit (Stellung erkannt, ausgeschaltet, gestört) an Dritte weitergeben oder diese wählen sich neu ein. Bereits mit zwei oder drei dieser Flugkörper kann man einen vorgeschobenen Posten (Firebase etc.) für einen Tag operativ ordentlich einschränken. Der Materialwert liegt unter dem einer ATGM, allerdings muss das Personal für den Zusammenbau und die Steuerung besser geschult sein. Die Zuladung (hier Granaten um die 60 mm) ist aber simpler zu beschaffen.