ZITAT(PeterPetersen @ 17. Apr 2018, 13:31)
Vielleicht sollte man die Frage anders stellen.
Sind die genannten Systeme überhaupt effektiv in der Lage Tomerhawks abzufangen? Also jetzt nicht nur in der Theorie. Hätte so eine BUK Besatzung überhaupt genug Vorwarnzeit (also zwischen Radarerfassung und Einschlag der CM) um eine CM anzuvisieren, die BUK abzufeuern und dann rechtzeitig ins Ziel zu bringen?
Stell dir zunächst vor, dass "die BUK", in diesem Fall die Buk-M2E, eine Überbezeichnung für mehrere Fahrzeuge dieses Fla-Systems ist, in diesem Fall gehört dazu ein Kommandoposten, Transport- und Nachladefahrzeuge, die Gefechtsfahrzeuge, mobiles Frühwarnradar (die genaue Anzahl der jeweiligen Fahrzeuge in der kleinstmöglichen Einheit, der Batterie, habe ich nicht im Kopf, da müsste ich nachschauen). Das besondere an diesem System, wie man bereits anhand der Aufzählung sehen kann, ist der Umstand, dass das Frühwarnradar und das Feuerleitradar, welches sich auf den Gefechtsfahrzeugen befindet, getrennt sind. Beim Panzir oder Osa sind beide Radare, das Frühwarn- sowie das Feuerleitradar in einem Fahrzeug integriert. Was ebenfalls berücksichtigt werden muss, ist der Kommandoposten, dieser verteilt Ziele, welche von hauseigenen Frühwarnradar aufgeklärt wurden, an die Gefechtsfahrzeuge (bei Bedarf können auch die Raketen direkt von den Transport- und Nachladefahrzeugen gestartet werden), kann aber auch Zielkoordinaten von höheren Kommandoposten an die eigenen Gefechtsfahrzeuge weiterleiten oder Zielkoordinaten von anderen Truppenteilen empfangen und weiterleiten. Die Gefechtsfahrzeuge müssen anhand der empfangenen Zielkoordinaten entweder mit dem eigenen Feuerleitradar oder dem optischen Visier das Ziel erfassen und dann können sie das Ziel bekämpfen. Der ganze Vorgang läuft größtenteils automatisch ab, d.h. die Daten von der Aufklärung werden digital an den Kommandoposten übermittelt, dort entscheidet der Befehlshaber welches Gefechtsfahrzeug welches Ziel bekommt, die Daten werden an das entsprechende Gefechtsfahrzeug übermittelt, das Feuerleitradar wird in Richtung des Ziels geschwenkt und die Besatzung des Gefechtsfahrzeuges muss nur noch das Ziel erfassen und abfeuern. Das ist der grobe Algorithmus, wie das Ziel bekämpft wird. Da deine Frage extrem allgemein ist, kann ich nur dazu sagen ja, wenn alles reibungslos abläuft, kann die CM ohne Probleme bekämpft werden. Der Teufel steckt wie immer im Detail: wie gut sind die übermitteln Daten, steht ein Frühwarnradar überhaupt zur Verfügung, denn wenn nicht, muss die Besatzung des Gefechtsfahrzeuges mit dem Feuerleitradar suchen, was eine Ewigkeit dauern kann und beim Einsatz von ARMs lebensgefährlich sein kann (das optische Visier ist dann die bessere Wahl), Ausbildungsstand der Besatzungen, usw. Du kannst dir folgendes bei deinem Szenario vorstellen: die CM wird durch das bodengestützte Frühwarnradar, aufgrund der Erkrümmung beim Flug in einer Höhe von rund 50-100 m höchstens in 50 - 55 km Entfernung entdeckt, berücksichtigt man die geringe Rückstrahlfläche der CM, kann man davon ausgehen, dass sie eher in 30 bis 35 km Entfernung entdeckt wird, der Besatzung des Gefechtsfahrzeuges stehen bei rund 30 km Entfernung und einer Geschwindigkeit der CM von rund 250 m/s rund 2 min Zeit, um zu reagieren. Von der Entdeckung bis zur Bekämpfung wird die Besatzung rund 20 Sekunden brauchen, die Geschwindigkeit der eigenen Fla-Raketen beträgt durchschnittlich rund 800 m/s, d.h. die CM kann in einer Entfernung von rund 19 km abgefangen werden.
Zu der grundsätzlichen Frage, ob sich die aufgezählten Fla-Systeme für die Bekämpfung von CM eigenen: ja, sie alle sind dazu in der Lage, aber es gibt natürlich jede Menge Einschränkungen. Das S-200 kann aufgrund der extrem leistungsfähigen Rakete, praktisch keine Ziele im Tiefstflug bekämpfen, sie würde schlicht aufgrund der Reibungshitze ziemlich schnell verglühen. Hinzu kommt die enorme Mindestreichweite von rund 15 - 17 km. Bei der Strela-10 werden die Zielkoordinaten über Sprechfunk empfangen, dementsprechend kann es zu gravierenden Fehlern beim Empfang der Koordinaten kommen. Osa hat soweit ich weiß, keine Möglichkeit, die empfangenen Daten automatisch an das Feuerleitradar weiter zu geben, somit erhöht sich die Zeit bis zur Zielerfassung, ansonsten ist es ein leistungsfähiges Fla-System gegen Ziele im Tiefstflug. Zur den modifizierten S-125 sowie zu Kwadrat habe ich keine entsprechende Literatur gelesen und kann nicht viel zu ihnen sagen. Panzir ist ein dediziertes Fla-System gegen Präzisionsmun, welches auf der Grundlage der Erfahrungen aus dem Zweiten Golfkrieg entworfen und entwickelt wurde.