(Ergänzung in fett von mir)
ZITAT(Phade @ 6. Aug 2022, 09:09)
Einsichten eines ukrainischen Brigadegenerals, weshalb Severdodonetsk recht lang erfolgreich verteidigt werden konnte, Lysychansk aber schnell gefallen ist, obwohl das Gelände eigentlich den Eindruck erweckte, dass Lysychansk besser zu verteidigen sein sollte. Kurzform: Logistik, Moral, Verluste erfahrener Berufssoldaten, Durchbruch der Russen im Süden bei der Ölraffinerie, weil eine erfahrene Einheit, die seit 3 Monaten nahezu konstant im Gefecht stand und sehr gute Leistung zeigte, ihr Aufgabe nicht mehr wahrnehmen konnte, ja sogar garnicht mehr wollte, nach den Worten des Generals.
Das sind so Sachen, die weis man eigentlich. Aber wenn man sie gesagt bekommt, ist es trotzdem immer wieder ein Augenöffner. Wir stehen auf, lesen die Nachrichten, gehen arbeiten, gehen Schlafen, tagein, tagaus. Die Tage fließen bei den meisten von uns ineinander und der vergangene Monat ist meistenteils nur so ein formloser Brei im Gedächtnis und man wundert sich allenfalls zu Weihnachten, wo die Zeit hin ist, schließlich war doch gerade erst Ostern. Wenn man aber dort ist, bleibt jeder Tag im Gedächtnis hängen. Jeder Schuss, jeder Einschlag, jeder Schrei, jeder Kamerad der nicht mehr neben einem beim Futterfassen sitzt. Jeder Tag erodiert die Psyche, bis selbst der Hartgesottenste einfach nicht mehr aufstehen kann. Es ist immer wieder ernüchternd sowas zu hören, denn allzuoft reduziert sich die Kriegsrealität auf reine Zahlenschiebereien aus der Ferne.
Im Übrigen finde ich es gut, dass der General diesen Zusammenbruch an Leistungsfähigkeit und Moral und die daraus folgende schnelle Niederlage ohne jede Anschuldigung anspricht, sondern als harten Fakt der Kriegsrealität, den man konfrontieren muss. Der Fehler wird im System gesucht, nicht bei den Soldaten.