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> Bürgerkriege in Syrien und im Irak, Die Neuordnung Mesopotamiens?
Hummingbird
Beitrag 26. Sep 2017, 18:09 | Beitrag #3241
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ZITAT(revolution @ 26. Sep 2017, 17:47) *
@Hummingbird
In Syrien stellt sich einfach eine andere Situation als im Irak. Daher muss man unterscheiden. wink.gif

Die Syrer sprechen davon dass sie kein Problem mit einer zuünftigen kurdischen Autonomie innerhalb gemeinsamer Landesgrenzen haben. Mit dieser Regelung hat die irakische Zentralregierung in ihrem Land ebenfalls kein allgemeines Problem. Die konkrete Probleme ergeben sich bei eigentlich egal welcher Lösung im Detail: Gebietskontrolle und Ressourcenverteilung. Die Kurden vertreten gerade im Irak eine ausgesprochen dominante Haltung gegenüber der Zentralregierung, alleine deshalb weil sie ein militärisches Vakuum regional über ihr natürliches Siedlungsgebiet hinaus kontrollieren und zudem auf Ressourcen sitzen, die sie nicht im Sinne eines Länderfinanzausgleichs mit anderen Landesgebieten teilen wollen. Durch die relative Macht der Kurden ist dieser Umstand in jedem Fall die Grundvorraussetzung jedweder Gleichung aktuell.

Die nun weit über den Status Quo hinausgehenden Sezessiosbestrebungen der dominierenden KRG im Nordirak ist für die Nachbaländer Türkei & Iran sowie allen voran den Irak selbst, ein rotes Tuch. Dass der Iran nun vielleicht noch den Landweg zum Autonomen Kurdistan im Irak offen hält, ändert nicht viel am ablehnden Grundtenor aller Nachbarn gegenüber dstabilisierenden Sezessionsbetrebungen. Masoud Barzani ist als irakisches Flüchtlingskind im Iran aufgewachsen. Ich denke man will sich eigentlich nichts. Vermittlungsbemühungen waren in dieser Konstellation ebenfalls hin und wieder fruchtbar. Auch und insbesondere die Türkei hat sehr viel mit der Kurdischen Autonomieverwaltung im Nordirak gewirtschaftet. Allerdings sehe ist die Zukunft irgendeiner Vermittlungs- und Handelsoption durch ein einsitiges Votum irgendeiner Partei als stark gefährdet an.
Die Interna der kurdischen Politik kann ich nicht wirklich einschätzen. Ich glaube allerdings nicht, dass die Kurden leichtfertig einen Krieg vom Zaun brechen werden und darauf würde eine kompromisslose Autonomie wohl heraus laufen. Mal schaun wie viel Demokratie die Amerikaner in der Region lehren können. In Syrien besteht da ja allgemein Bedarf. Die Menschen haben nun ihre Räume in denen sie selbstbestimmt Leben können. Jetzt fehlt nur ein föderatives System oder ähnliches. Politikwissenschaftler mögen an der Stelle bitte übernehmen.
 
xena
Beitrag 26. Sep 2017, 18:10 | Beitrag #3242
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ZITAT(Hummingbird @ 26. Sep 2017, 16:53) *
ZITAT(xena @ 26. Sep 2017, 18:45) *
Verstärkung für das andere Ufer kann jetzt über den Euphrat rollen.
Xena, die haben eine Brücke gebaut. Das bedeutet nicht, das jetzt der russische Panzerkeil zur freien Operation antritt.



Wer behauptet das? mata.gif

Der Beitrag wurde von xena bearbeitet: 26. Sep 2017, 18:11


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Hummingbird
Beitrag 27. Sep 2017, 12:55 | Beitrag #3243
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Lesenswertes Interview mit dem Oberbefehlshaber der SDF:

ZITAT
[...]

Kobane: We support the independence referendum in Iraqi Kurdistan. All the Kurds dream of uniting the four parts [in Turkey, Iran, Iraq and Syria] and to establish an independent Kurdistan. That is the goal. But there are also realities. … Let me be perfectly clear: Our aim is to establish a federal system in Syria, to remain part of Syria.

[...]

Read more: http://www.al-monitor.com/pulse/originals/...l#ixzz4tsYU00EF

 
xena
Beitrag 28. Sep 2017, 16:36 | Beitrag #3244
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Interessantes Video, wo ein Haus eines ukrainischen IS Members durchsucht wird.
https://twitter.com/todayinsyria/status/913133743531085824
Bin mal gespannt wann Videos von Überresten deutscher IS Leute auftauchen...

Der IS hat im Hinterland von Deir Ezzor wieder wichtige Punkte der Straße nach Deir Ezzor eingenommen. Jetzt rächt sich, dass man nicht auch die Umgebung eingenommen hat, um die Front im Süden zu begradigen.


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Hummingbird
Beitrag 29. Sep 2017, 06:40 | Beitrag #3245
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Der totgesagte IS Führer al Baghdadi hat sich mit einer Audiobotschaft zurückgemeldet. Zudem hat der IS eine Offensive angekündigt. Unklar ist derzeit wo genau. Gerade erst hat die SAA auf dem Westufer des Euphrat erhebliche Verluste bei einem Angriff durch den IS erlitten. Derweil hat die SDF verkündet nach Al Mayadin vorzugehen, weil "von dort aus Angriffe auf die Heimat geplant würden". Vermutet man al Baghdadi in Al Mayadin?
 
Kameratt
Beitrag 29. Sep 2017, 08:08 | Beitrag #3246
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In Rakka konnte der IS in den letzten Tagen auch eine der letzten Überraschungsoffensiven starten. Etwa 30 bis 40 SDF-Mitglieder (hauptsächlich YPG) wurden dabei getötet.
 
Crazy Butcher
Beitrag 1. Oct 2017, 00:37 | Beitrag #3247
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Zusammenfassung einer im Le Monde veröffentlichten Analyse der letzten beiden Jahre russischer Beteiligung am Syrienkonflikt.


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Hummingbird
Beitrag 1. Oct 2017, 11:47 | Beitrag #3248
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Was soll das denn? Diese Zusammenfassung ist so dünn, das nicht mal klar wird, was der Autor eigentlich sagen will.

Die erste These, dass der russische Einsatz effizienter ist, als die US-Koalition ist ein Vergleich von Äpfeln mit Birnen. Dies sind zwei vollkommen unterschiedliche Einsätze. Wie wird hier Effizienz gemessen? Die Russen geben weniger Geld aus, aber für was? Zur Vermeidung ziviler Verluste?

Der Beitrag wurde von Hummingbird bearbeitet: 1. Oct 2017, 14:58
 
Hummingbird
Beitrag 1. Oct 2017, 15:51 | Beitrag #3249
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Human Rights Watch klagt den Iran an, es mit der Alterskontrolle bei afghanischen Söldnern nicht so genau zu nehmen. (Sofern es sich um Freiwillige handelt)

https://www.hrw.org/news/2017/10/01/iran-af...ted-fight-syria
 
xena
Beitrag 2. Oct 2017, 17:37 | Beitrag #3250
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Ganz schön schräge Sachen passieren in Syrien. Es erinnert mich irgend wie an Vietnam. Anscheinend ist es möglich unbehelligt durch die Wüste bis weit in den Westen zu kommen und dort eine Stadt zu erobern. Ich stelle mir vor, dass der IS in kleinen, unauffälligen Gruppen durch das Land zieht und sich zu einer Aktion verabredet. Ganz genau so wie der Vietcong in Vietnam, damals. Nur dort hatte das Regime luftmobile Einheiten um schnell reagieren zu können. Den Russen ist es aber wohl doch zu teuer ähnliches in Syrien zu finanzieren. So viel Hilfe für Assad ist dann doch zu teuer. Im Hinterland sind nur lokale Wachposten, ohne viel Erfahrung und ohne viel Kriegsambitionen. Die erfahrenen Kämpfer sind alle weit im Osten, oder vor Idlib. Das was die letzten drei Tage los war, erinnert mich an die Tet-Offensive in Vietnam. Interessant, dass es aber nur gegen Assad ging und nicht gegen die YPG/SDF. Obwohl die SDF derzeit den besseren Lauf gegen den IS hat verschwendet man Manpower für eine Operation tief im Westen. Assads Truppen werden ihre Strategie/Prioritäten wohl etwas ändern müssen.


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Beitrag 2. Oct 2017, 18:08 | Beitrag #3251
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ZITAT(xena @ 2. Oct 2017, 17:37) *
(...) Interessant, dass es aber nur gegen Assad ging und nicht gegen die YPG/SDF. Obwohl die SDF derzeit den besseren Lauf gegen den IS hat verschwendet man Manpower für eine Operation tief im Westen. Assads Truppen werden ihre Strategie/Prioritäten wohl etwas ändern müssen.


Der IS agiert immer wieder überraschend. Auch wenn die jetzige Angriffe hauptsächlich gegen die Regierung richteten, heisst dies nicht, dass auch die SDF Angriffe ausgeführt werden. Siehe hier:

ZITAT(Kameratt @ 29. Sep 2017, 08:08) *
In Rakka konnte der IS in den letzten Tagen auch eine der letzten Überraschungsoffensiven starten. Etwa 30 bis 40 SDF-Mitglieder (hauptsächlich YPG) wurden dabei getötet.


wo auch IS-Leute von Aussen nach Rakka infiltriert sind.


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xena
Beitrag 2. Oct 2017, 21:27 | Beitrag #3252
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Ja, das in Rakka ist auch merkwürdig. Obwohl die Stadt voll umstellt ist mit x SDF Leuten, können da immer noch IS Kämpfer einsickern. Ob die auch unbeobachtet aus der Stadt raus können? Wobei die größere Gefahr im Osten ist. Dort verliert der IS sein Gebiet. Da würde man doch meinen, dass man dort den Widerstand aufbaut, statt seine Leute quer durchs Land zu verteilen.


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Karl mags
Beitrag 2. Oct 2017, 22:16 | Beitrag #3253
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ZITAT(xena @ 2. Oct 2017, 22:27) *
Ja, das in Rakka ist auch merkwürdig. Obwohl die Stadt voll umstellt ist mit x SDF Leuten, können da immer noch IS Kämpfer einsickern. Ob die auch unbeobachtet aus der Stadt raus können? Wobei die größere Gefahr im Osten ist. Dort verliert der IS sein Gebiet. Da würde man doch meinen, dass man dort den Widerstand aufbaut, statt seine Leute quer durchs Land zu verteilen.

Naja...solche Aktionen binden unglaublich viel gegnerische Einheiten. Im Falle von al-Qaryatain waren es angeblich Schläferzellen des IS, die sind nicht direkt aus der Wüste eingesickert. Die Ortschaft al-Qaryatain hat eh traurige Berühmtheit bei den Regierungskräfte, da der IS es ja wirklich fast zwei dutzend male geschafft hat in den letzten Jahren die Stadt von den Regierungskräften zu erobern. Die Stadt wechselte fast im Monatsrhythmus zwischen IS und Regierungskräften hin und her. Angeblich wurde der IS von Teilen der Lokalbevölkerung unterstützt, was den schwachen Kräften vor Ort (Hinterland eigentlich) keine Chance gab die Ortschaft zu verteidigen. Für die Rückeroberung wurde jetzt einiges an Material und Mannschaft angekarrt. Es wird mit Artillerie in die Ortschaft reingefeuert, scheinbar sind hier einige Einheiten auf Rache aus.

Also Sinn machen solche Aktionen für den IS schon, denn mit 50 Mann im Hinterland, ordentlich verschanzt, können sie so hunderte bis tausende Mann mit Material binden, die eben nicht so einfach an der Front von A nach B verlegt werden können. Und die IS Kämpfer legen dabei nicht so viel Wert mit heiler Haut davon zu kommen. Die Terrororganisation macht eben das was sie am Besten kann...Terror und Angst verbreiten!

Aber deine Feststellung @xena stimmt wirklich, während sich die SDF in Raqqa die Zähne ausbeißen und einen üblen Blutzoll hinnehmen, sind im Osten nur leichte Scharmützel zwischen IS und SDF zu verzeichnen. Der IS hier fixiert sich extrem auf die SAA, jedoch ist es auch die SAA die im Euphrat-Tal voranschreitet, während die SDF sich parallel dazu über die Wüste bewegt. Das Euphrat-Tal ist relativ dicht besiedelt und unübersichtlicher als die Wüste, der IS hat als Verteidiger hier einige Vorteile.

Der Beitrag wurde von Karl mags bearbeitet: 2. Oct 2017, 22:23
 
Nite
Beitrag 2. Oct 2017, 23:10 | Beitrag #3254
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ZITAT(xena @ 2. Oct 2017, 18:37) *
Ganz schön schräge Sachen passieren in Syrien. Es erinnert mich irgend wie an Vietnam. Anscheinend ist es möglich unbehelligt durch die Wüste bis weit in den Westen zu kommen und dort eine Stadt zu erobern. Ich stelle mir vor, dass der IS in kleinen, unauffälligen Gruppen durch das Land zieht und sich zu einer Aktion verabredet. Ganz genau so wie der Vietcong in Vietnam, damals. Nur dort hatte das Regime luftmobile Einheiten um schnell reagieren zu können. Den Russen ist es aber wohl doch zu teuer ähnliches in Syrien zu finanzieren. So viel Hilfe für Assad ist dann doch zu teuer. Im Hinterland sind nur lokale Wachposten, ohne viel Erfahrung und ohne viel Kriegsambitionen. Die erfahrenen Kämpfer sind alle weit im Osten, oder vor Idlib. Das was die letzten drei Tage los war, erinnert mich an die Tet-Offensive in Vietnam. Interessant, dass es aber nur gegen Assad ging und nicht gegen die YPG/SDF. Obwohl die SDF derzeit den besseren Lauf gegen den IS hat verschwendet man Manpower für eine Operation tief im Westen. Assads Truppen werden ihre Strategie/Prioritäten wohl etwas ändern müssen.



Alles ist irgendwie Vietnam.
There was more of it in Vietnam.

Der Beitrag wurde von Nite bearbeitet: 2. Oct 2017, 23:11


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Beitrag 3. Oct 2017, 00:44 | Beitrag #3255
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Was auch immer Du damit sagen willst...


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Beitrag 4. Oct 2017, 09:11 | Beitrag #3256
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Er will sagen, dass der Vergleich hakt, weil die Situation in Afghanistan, Syrien, Irak oder sonstwo eben doch nicht immer "wie Vietnam" ist, auch wenn Peter Scholl Latour das wohl auch gesagt hätte. Im Westen, besonder in Deutschland ist der Vietnamkrieg seltsamerweise zum Sinnbild aller asymetrischen Konflikte verkommen. Und das obwohl der asymetrische Anteil des Vietnamkriegs verhältnismäßig klein war, nach der Tet-Offensive war der Vietcong bedeutungslos, und insbesondere bei den Konflikten seit 2001 die weltweite Aufteilung in Blöcke und damit die Stellvertreternatur ganz anders zu bewerten ist als im Vietnamkrieg.


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xena
Beitrag 4. Oct 2017, 14:57 | Beitrag #3257
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Dochdoch. Parallelen gibt es immer wieder. Vietnam war der erste durchwegs dokumentierte asymetrische Konflikt. Es war das erste, wo eine Untergrundorganisation mit modernen Kommunikationsmittel bestens vernetzt und koordiniert agiert hat. Dort wurden alle Elemente moderner asymetrischer Kriege erstmals vollumfänglich eingesetzt. Außerdem vergleiche ich nur Elemente und nicht den ganzen Konflikt. Vietnam ist nun mal der am besten dokumentierte Konflikt aller Zeiten und in aller Gehirne fest verwurzelt, die sich mit Konfliktgeschichte befassen. Eine Zeit lang gab es nichts vergleichbares als dieser Konflikt. Erst in jüngerer Zeit haben sich neue größere Konflikte ergeben, die ähnlich organisiert sind, aus denen man überraschende Parallelen ziehen kann. Zwischen drin waren es meist chaotische Konflikte (vor allem in Afrika, mit Ausnahme Angola).
Was man in Syrien beobachten kann ist, dass sich der IS ähnlicher Taktiken bedient, wie damals eben auch der Vietcong, wie vorher beschrieben. Ähnlich wie damals kommt wie aus dem nichts eine großangelegte, gut organisierte dezentrale Offensive, die sich punktuell auf bestimmte Orte konzentriert. Alles Elemente, die damals erstmals vollumfänglich dokumentiert wurden.


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Nite
Beitrag 4. Oct 2017, 15:43 | Beitrag #3258
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ZITAT(Schwabo Elite @ 4. Oct 2017, 10:11) *
Er will sagen, dass der Vergleich hakt, weil die Situation in Afghanistan, Syrien, Irak oder sonstwo eben doch nicht immer "wie Vietnam" ist, auch wenn Peter Scholl Latour das wohl auch gesagt hätte.

PSL war irgendwann einfach altersschwach und dann gab es für ihn nur noch die alte Kamelle von Dien Bien Phu.

ZITAT(Schwabo Elite @ 4. Oct 2017, 10:11) *
Er will sagen, dass der Vergleich hakt, weil die Situation in Afghanistan, Syrien, Irak oder sonstwo eben doch nicht immer "wie Vietnam" ist, auch wenn Peter Scholl Latour das wohl auch gesagt hätte. Im Westen, besonder in Deutschland ist der Vietnamkrieg seltsamerweise zum Sinnbild aller asymetrischen Konflikte verkommen. Und das obwohl der asymetrische Anteil des Vietnamkriegs verhältnismäßig klein war, nach der Tet-Offensive war der Vietcong bedeutungslos, und insbesondere bei den Konflikten seit 2001 die weltweite Aufteilung in Blöcke und damit die Stellvertreternatur ganz anders zu bewerten ist als im Vietnamkrieg.

Das Problem hier dürfte sein dass das Bild des Vietnam Kriegs wohl wie kein anderes Bild von Film und Fernsehen geprägt ist. Im Bezug auf den zweiten Weltkrieg hat diesen Part noch in weiten Teilen die Nachkriegsliteratur übernommen.

Der Beitrag wurde von Nite bearbeitet: 4. Oct 2017, 15:45


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SailorGN
Beitrag 4. Oct 2017, 16:34 | Beitrag #3259
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@Xena: NEIN. Alle diese Punkte von dir speisen sich einzig und allein aus medialer Wahrnehmung. Es gab bereits zuvor mehr als genug "durchweg dokumentierte" asymmetrische Konflikte, der Viet Cong hatte den Vorteil, dass ein gewisser Chinese schon 30 Jahre vorher die (populär)wissenschaftliche Essenz herausgearbeitet hat. Darüber hinaus sind die meisten Elemente bereits seit Jahrhunderten bekannt und gerade in der Region durch Vietnamesen gegen alle vorherigen Invasoren (Chinesen, Franzosen, Siam) eingesetzt worden. Die Aussage, der VC hätte moderne Kommunikationsmittel gehabt ist bestenfalls in Einzelfällen wie bspw. urbanen Zentren tragbar. Ansonsten gabs Melder/Boten, ein paar Feldtelefone (modern seit WK 1) und noch die klandestine Nutzung bestehender ziviler Leitungen. Funk ggü den Amis zu nutzen wäre einem VC Kommandant niemals nicht eingefallen... Darüber hinaus: Was zeichnet einen "modernen asymmetrischen Konflikt" gegenüber einem "unmodernen" aus? Der Vietnamkrieg ist nicht "der am besten dokumentierte" Konflikt, er ist der erste Konflikt, der es in "freie" Massenmedien geschaft hat. Dadurch sind viele Aspekte bekannt, aber im Gegensatz zu anderen Kriegen ist die Dokumentation sehr einseitig. Bisher fehlt (oder ist an mir vorbeigegangen) eine gescheite Zusammenfassung der Sicht Nordvietnams/des VC. Es fehlen Analysen zu dutzenden Aspekten, die beim WK2 abgedeckt wurden, bspw. die Produktivität der nordvietnamesischen Kriegswirtschaft. Es gibt ne Menge Themen jenseits dessemn, was "man vom Krieg im TV, so ein paar Ausschnitte" sieht. Und das, was kommt ist idR schwach bis sch..ße.

Auch die Bewertung von Afrika und der dortigen Stellvertreterkriege ist Humbug. Es gab mehr als Angola und wann ist bittesehr ein Krieg nicht chaotisch? Der Vietnamkrieg war höchst chaotisch, sonst hätte er nicht so lange gedauert^^. In Afrika gab es Kriege, wie bspw. den Ogadenkrieg, der ebenfalls Elemente des Volks-, Stellungs-, Bewegungs- und mechanisierten/luftmobilen Krieges aufwies. Der Konflikt ist deutlich eher als Vergleich der Gegebenheiten in Syrien geeignet, weil die kriegsführenden Parteien dort ohne äussere Hilfe auf dem gleichen technologischen Niveau kämpften. Hightech und Airsupport kam von aussen, dazu "Söldner/Hilfstruppen"... Was die "Offensiven" aus dem Nichts angeht: Tet war nicht die erste, das Vorgehen der Partisanen in den besetzten Teilen der SU beinhaltete ebenfalls lokal, regional und überregional "Offensiven" mit dem Ziel organisierte militärische Bewegung zu hemmen, Kräfte zu binden und Freiräume zu schaffen. Die Rotchinesen haben dies vor dem Kampf gegen Japan ebenfalls gekonnt. Alles dokumentiert^^


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Schwabo Elite
Beitrag 4. Oct 2017, 23:08 | Beitrag #3260
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Der Vietnamkrieg ist vor allem eins in Europa: Der Punkt an dem die westeuropäischen Kommunisten, die Studenten- und Bürgerrechtsbewegung und die Anti-Amerikanisten aufeinandertreffen und einen gemeinsamen Hebel finden gegen die bestehenden Machtverhältnisse. Wenn ich mir anhöre, was sich in der Generation bis heute an Phantasien und Urbanen Märchen über den Krieg hält und wie einseitig die Betrachtung auch der vietnamesischen Akteure ist, dann kann man von dort bis zur heutigen unkritischen und unreflektierten Teilnahme an politischen Diskursen eine sehr gerade Schnur ziehen.


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Hummingbird
Beitrag 5. Oct 2017, 00:40 | Beitrag #3261
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ZITAT(SailorGN @ 4. Oct 2017, 17:34) *
Der Vietnamkrieg ist nicht "der am besten dokumentierte" Konflikt, er ist der erste Konflikt, der es in "freie" Massenmedien geschaft hat.
Der erste war der Krimkrieg 1853 bis 1856. Das Ausmaß und die Freiheit der Berichterstattung hat in Vietnam sicherlich seinen Zenit erlebt. Heute gibts kein heli hitchhiking für Zivilisten mit Kameras mehr. wink.gif
 
Schwabo Elite
Beitrag 5. Oct 2017, 07:58 | Beitrag #3262
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Heute gibt es "embedded reporters". wink.gif


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Beitrag 5. Oct 2017, 08:14 | Beitrag #3263
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"Anti-Amerikanisten"? Ist das ein Fachbegriff der kritischen und reflektierten Politikdiskutanten?
 
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Beitrag 5. Oct 2017, 09:27 | Beitrag #3264
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Nein. Ein kritischer und reflektierter Politikdiskutant weiss zwischen dem Staat USA und den Kontinenten "Amerika" deutlich zu differenzieren. wink.gif


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Hummingbird
Beitrag 5. Oct 2017, 12:24 | Beitrag #3265
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ZITAT(Schwabo Elite @ 5. Oct 2017, 08:58) *
Heute gibt es "embedded reporters". wink.gif
Das dies heute so gehandhabt wird ist eben eine Konsequenz die aus dem Vietnamkrieg gezogen wurde. Es wird penibel darauf geachtet welche Journalisten mitgenommen werden und die sind dann an die Froschperspektive der Truppe gebunden, die sie begleiten. In Vietnam war das mitunter drastisch anders und diesen Kontrollverlust wollen die Militärs heute vermeiden.
 
xena
Beitrag 5. Oct 2017, 13:36 | Beitrag #3266
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Naja, man hat seit damals auch gelernt die öffentliche Meinung durch Bilder zu manipulieren. Westliche Medien bedienen sich heute, mangels eigener Leute vor Ort, Personaleinsparung usw, gerne der Bilder von Mediendiensten der beteiligten Akteure und dann wieder von dem Dienst, der gerade das Bild bedient, was man gerne sehen will. Das hat sich IMHO in Syrien auch ganz gut gezeigt.


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Beitrag 5. Oct 2017, 17:01 | Beitrag #3267
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ZITAT(xena @ 5. Oct 2017, 14:36) *
Naja, man hat seit damals auch gelernt die öffentliche Meinung durch Bilder zu manipulieren.
Bildpropaganda ist jetzt auch nichts neues. Die gibt es länger als die Fotografie selbst.

ZITAT(xena @ 5. Oct 2017, 14:36) *
Westliche Medien bedienen sich heute, mangels eigener Leute vor Ort, Personaleinsparung usw, gerne der Bilder von Mediendiensten der beteiligten Akteure und dann wieder von dem Dienst, der gerade das Bild bedient, was man gerne sehen will. Das hat sich IMHO in Syrien auch ganz gut gezeigt.
Fotografen verkaufen Bilder. Damals wie heute. Das nur wenige freischaffende Journalisten bereit sind, sich in irgendwelchen anarchistischen Landstrichen der Gefahr auszusetzen den Hals abgeschnitten zu bekommen, oder schlimmeres, ist auch dem Umstand geschuldet, das der Verdienst irgendwo nicht mehr im vernünftigen Verhältnis zum Risiko steht. Wenn man sich anschaut wie viele Kriegsberichterstatter in den letzten 15 Jahren ihr Leben lassen mussten, dann ist das schon ziemlich haarsträubend. Heutzutage ist durch die weite Verbreitung hochwertiger Fototechnik auch ein entsprechend größeres Angebot von lokalen Fotografen verfügbar. Früher war es eben oftmals die einzige Möglichkeit überhaupt an Bilder zu kommen, jemanden vor Ort zu schicken.
 
xena
Beitrag 5. Oct 2017, 17:48 | Beitrag #3268
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Ja eben, deswegen gibt man die Kontrolle der Bilder an andere ab. Die Medienzentren der verschiedenen Kontrahenten entscheiden welche Bilder man zu sehen bekommt. Die Medien sind aber von diesen abhängig. Entweder veröffentlichen und Geld verdienen, oder sein lassen und niemanden interessiert es, weil es keine Bilder gibt. Oder man schickt eigene Fotografen hin, muss aber wegen der Kosten das eigene Produkt teurer anbieten, was wiederum nicht machbar ist, wenn man konkurrenzfähig bleiben will...


In Syrien bereitet der IS dem Regime gerade empfindliche Probleme. Währenddessen rückt das Regime immer näher an die derzeitige IS-Hauptstadt vor, die nur noch wenige Kilometer haben. Entweder man hofft, dass man durch mehr Probleme am Euphrat den IS dazu bringt ihren Brüder am Euphrat zu helfen um von ihren Operationen im West abzulassen, oder man ist sich dessen sicher, dass die vorhandenen Truppen im Westen mit dem Problem fertig werden...

Svezda beschuldigt die Amis, dass sie dem IS Hilfe geleistet haben sollen, dass sie mit deren Hilfe an den versteckten Check-Points vorbei gekommen sein sollen:
https://tvzvezda.ru/news/forces/content/201...041626-uyst.htm
(einfach durch Google-Translate jagen)
Vielleicht aber gibt es auch unter der SAA Verräter, Spione, Sympathisanten des IS... Wer weiß...

Der Beitrag wurde von xena bearbeitet: 5. Oct 2017, 18:11


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Hummingbird
Beitrag 6. Oct 2017, 01:17 | Beitrag #3269
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ZITAT(xena @ 5. Oct 2017, 18:48) *
Ja eben, deswegen gibt man die Kontrolle der Bilder an andere ab. Die Medienzentren der verschiedenen Kontrahenten entscheiden welche Bilder man zu sehen bekommt. Die Medien sind aber von diesen abhängig. Entweder veröffentlichen und Geld verdienen, oder sein lassen und niemanden interessiert es, weil es keine Bilder gibt. Oder man schickt eigene Fotografen hin, muss aber wegen der Kosten das eigene Produkt teurer anbieten, was wiederum nicht machbar ist, wenn man konkurrenzfähig bleiben will...
Die Entscheidung welches Bild veröffentlicht wird, trifft die entsprechende Redaktion. Ich glaube das Syrien/Irak hierzulande für Medien besonders problematisch ist, weil aufgrund der Unübersichtlichkeit der verschiedenen Akteure, eine propagandistische Vereinnahmung droht, wenn einfach nur unvoreingenommen berichtet wird.
 
xena
Beitrag 6. Oct 2017, 16:30 | Beitrag #3270
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Video des letzten Kalibr-Angriffes auf Syrien:

https://www.youtube.com/watch?v=SAsY9xSJtDk

Ganz schön heftige Rauchentwicklung...


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