Ukraine, Russland-Krise |
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Ukraine, Russland-Krise |
23. Jan 2014, 10:22 | Beitrag
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Generalleutnant a. D. Beiträge: 21.711 Gruppe: WHQ Mitglied seit: 08.05.2001 |
theatlantic.com ---The battle in Kiev
Edit: Es eskaliert immer mehr. Momentan werden wohl "zufällig" auch einige Panzer und anderes schweres Gerät verladen und auf Bahntransporten bereitgestellt. Sicherlich fürs Frühjahrmanöver in ein paar Wochen. Der Beitrag wurde von Kreuz As bearbeitet: 23. Jan 2014, 10:30 |
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1. Feb 2014, 13:14 | Beitrag
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Hauptmann Beiträge: 3.219 Gruppe: Banned Mitglied seit: 09.04.2013 |
Ich verstehe nicht warum es in der Ukraine überhaupt pro russische Strömungen gibt. Die Ukraineer wurden von den Russen immer ausgebeutet und bevormundet. Unter Stalin fand sogar ein Völkermord statt. Die Polen haben nicht mal halb soviel gelitten wie die Ukrainer und die wollen mit denen absolut nichts mehr zu tun haben.
-------------------- Respice! Mea signature est latinum, ergo ego sum valde intelligent
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1. Feb 2014, 20:10 | Beitrag
#3
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Hauptmann Beiträge: 4.099 Gruppe: Banned Mitglied seit: 16.06.2012 |
Ich verstehe nicht warum es in der Ukraine überhaupt pro russische Strömungen gibt. Die Ukraineer wurden von den Russen immer ausgebeutet und bevormundet. Unter Stalin fand sogar ein Völkermord statt. Die Polen haben nicht mal halb soviel gelitten wie die Ukrainer und die wollen mit denen absolut nichts mehr zu tun haben. Das ist eine ziemlich einseitige Betrachtungsweise. Zunächst einmal: Die Ukraine ist sehr heterogen. Es wird zwar meistens zwischen Ost- und Westukraine unterschieden, doch das ist sehr vereinfacht. Man sollte mindestens zwischen der Westukraine, der Ostukraine (eigentlich Süd- und Südost-Ukraine, aber egal...) und der Zentralukraine unterscheiden können. Auch diese drei Regionen kann man weiter in kleinere aufteilen, weil es auch zwischen ihnen historische und kulturelle Unterschiede gibt. Die Ost-(Süd/Südost-)Ukraine war ursprünglich ein Niemandsland in der Art des Wilden Westens zwischen den Großmächten Russland, Polen und dem Krimkhanat (gestützt durch die Osmanen). Es kam erst im Verlauf des 18. Jhr. schrittweise an Russland und wurde mit russischen und ukrainischen Bauern kolonisiert. Dieses Gebiet wurde im Zarenreich als Neurussland bezeichnet. http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm..._of_Ukraine.png Entsprechend hoch ist dort die kulturelle Bindung an Russland und die Verbreitung der russischen Sprache (mit regionalen Eigenarten um die 80-90%). Die Westukraine hat da eine vollkommen andere Geschichte. Nach dem Untergang des frühen russischen Staates mit dem Einfall der Mongolen im 13. Jhr. geriet es in das Einflussgebiet Litauens und später Polens. Erst mit der letzten polnischen Teilung Ende des 18. Jhr. kam ein Teil der Westukraine zu Russland. Im Gegensatz zum Südosten des Landes gab es hier eine homogene Landbevölkerung, die sich aufgrund der jahrhundertealten Trennung von Russland kulturell und sprachlich wahrnehmbar unterschied, und weil es kein Niemandsland, sondern bereits eine ziemlich dicht besiedelte Region war, gab es hier auch keine Kolonisation, sodass sich die regionalen Eigenarten erhalten konnten. Ein anderer Teil der Westukraine kam mit den polnischen Teilungen an Österreich und kam erst 1940 an die Sowjetunion. In dieser Region mit dem Zentrum Lemberg ist die Bindung an Russland entsprechend am geringsten bzw. geht sogar eher ins Negative und aus ihr stammen auch die meisten rechtsradikalen Organisationen, die jetzt im Kampf um die politische Macht auf den Straßen aktiv mitmischen. Die gesamte Westukraine spricht fast ausschließlich die ukrainische Sprache des örtlichen Dialekts Die Zentralukraine mit dem Zentrum Kiew ist da so ein Zwischending. Einerseits hatte sie historisch auch eine ziemlich homogene ukrainische Bevölkerung und nicht den Charakter einer Kolonie, wie der Südosten des Landes, andererseits war sie aufgrund ihrer Lage auch ständig im Einflussgebiet Russlands. Die nordöstlichste Grenzregion war noch im frühen 16. Jhr. bereits Teil des Moskauer Staates. Die linksufrige (auf den Dnepr bezogen) Nordost-Ukraine mit Kiew schloss sich nach einem Aufstand gegen Polen 1654 als erste Russland an, was in der russischen Historiographie als das Jahr des Zusammenschlusses Russlands und der Ukraine betrachtet wird. Der westliche Teil der Zentralukraine war häufig Schauplatz antipolnischer und prorussischer Aufstände kam aber erst mit den polnischen Teilungen, also ca. 100 Jahre später als der Ostteil mit Kiew, an Russland. Aufgrund dieser komplexer Geschichte konkurrieren in der Zentralukraine sowohl ukrainisch-nationale als auch prorussische Stimmungen. Einerseits ist man kulturell eigentständiger als der Südosten des Landes, andererseits war man historisch traditionell eher ein Verbündeter Russlands. Auch sprachlich ist man deswegen ziemlich gespalten. Weite Verbreitung russischer Sprache und Hochburge hochukrainischer Sprache liegen hier sehr nah beieinander. Im äußersten Osten und Norden der Zentralukraine meint man zwar oft, ukrainische Sprache zu sprechen, tatsächlich ist diese Sprache jedoch eher Russisch und liegt näher an den russischen und weißrussischen Mundarten auf der anderen Seite der Grenze als z.B. an dem westukrainischen Dialekt. Auch in den Städten ist Russisch oder eine russisch-ukrainische Mischsprache weit verbreitet. Im Westen und Süden der Zentralukraine spricht man hingegen überwiegend das Hochukrainische. Noch etwas zur Ethnogenese der Ukrainer: Wie bereits angemerkt wurde, ist die Ukraine in ihren heutigen Grenzen weitgehend ein Produkt der Sowjetunion. Zuvor bezeichete man damit einfach nur wildes und umkämpftes, wenig bewaldetes, Grenzland, in dem die Krimtataren und Nogaier häufig auf Raubzug waren und in dem slawische Wehrbauern (Kosaken) ihr Unwesen trieben. Entsprechend war "Ukrainer" kein echtes Ethnonym, weil die gesamte ostslawische Bevölkerung trotz der Unterschiede untereinander sich hauptsächlich als Russen/Russinen bezeichneten bzw. als Ruthenen und Reußen bezeichnet wurden. Im Zarenreich wurden die Russen einfach in Großrussen (moderne Russen), Kleinrussen (moderne Ukrainer) und Weißrussen unterteilt. Im 19. Jhr., mit dem Beginn der nationalen Bewegungen, entwickleten sich auch in Russland Strömungen, die für mehr kulturelle Autonomie eintraten und der eigenen kulturellen Besonderheiten zunehmend bewusst wurden. Entsprechend suchte man auch nach neuen Selbstbezeichnungen, um die eigene Eigenständigkeit zu verdeutlichen, womit der Begriff Ukrainer immer mehr in den Umlauf kam und zunächst gar nicht im Widerspruch zur Selbstbezeichnung als Russe stehen musste. Siehe dazu: http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinrussische_Identit%C3%A4t. Auch die nationalen Bewegungen im Westen der Ukraine konnten sich "Russisch" bezeichnen, aber für ihre kulturelle Eigenständigkeit eintreten. Gleichwohl begannen die beiden Ethnonyme in der Öffentlichkeit immer mehr miteinander zu konkurrieren. Mit den Umbrüchen des Ersten Weltkriegs und der Machtergreifung der Bolschewiki, welche den russischen Nationalismus als eine der Stützen des Zarismus betrachteten setzte sich dann letztendlich die ukrainische Identität durch, welche in der Landes- und Volksbezeichnung konstituiert wurde. Wie man sieht, ist die Geschichte der russisch-ukrainischen Beziehungen sehr mannigfaltig und lässt sich nicht durch zwei Oberbegriffe wie Holodomor und Besatzung charakterisieren. Der Beitrag wurde von Kameratt bearbeitet: 1. Feb 2014, 20:20 |
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