Medienkritik, Wie Massenmedien uns beeinflussen (wollen?) |
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Medienkritik, Wie Massenmedien uns beeinflussen (wollen?) |
8. Apr 2017, 14:40 | Beitrag
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Major Beiträge: 9.022 Gruppe: Members Mitglied seit: 22.02.2002 |
Ich hoffe der Threadtitel lässt nicht den Eindruck entstehen, dass es sich um einen Verschwörungsthread geht. Das tut es nicht und ich bitte auch in die Richtung gehende Theorien hier nicht einzubringen bzw nicht zum Thema zu machen.
Ich denke jedoch, dass wir durchaus die Funktionsweisen und Motivationen in unserer Medienlandschaft beleuchten sollten. Gerade weil es sehr viele verschiedene unabhängige Medien gibt. Gerne darf auch jeder berichten auf welche Art und aus welchen Quellen er sich informiert und warum er es so für sinnvoll hält. Das fördert evtl. auch das gegenseitige Verständnis, so dass wir uns in Zukunft nicht gleich an die Gurgel gehen. Es ist jeder eingeladen bisherige Vorurteile abzulegen und offen auf den anderen (gerne auch mit konstruktiver Kritik) zuzugehen. Es gibt sicherlich eine Menge Punkte an denen man bei diesem Thema ansetzen kann. In den letzten Tagen war es bei mir die Berichterstattung über terroristische Anschläge. Ganz aktuell in Stockholm und St. Petersburg. Nach meinem empfinden gibt es durchaus eine Tendenz deutlich zu machen, dass solche Anschläge immer weniger Eindruck auf die Zivilbevölkerung machen. Gerne wird aber gerade in den ersten Stunden über Panik/Schock/Starre in den betroffenen Städten berichtet. Berichten jedoch einzelne Reporter vor Ort persönlich, also nicht im Rahmen einer "neutralen" Meldung, sondern mit eigenen Eindrücken, dann heißt es oft, dass es eben keine Panik gibt und die Menschen recht rational mit der Situation umgehen. Als Beispiel auf Spon: ZITAT Die Bevölkerung Sankt Petersburgs wirkte auf uns, selbst am Tag des Anschlags, ähnlich ungerührt wie die Studentin, die uns abgeholt hatte. In den folgenden Tagen haben wir Menschen Kunstwerke bestaunen, lachen, feiern, diskutieren, arbeiten und spazieren gehen sehen. Wir haben mit unseren russischen Gastgebern Gespräche über Weltpolitik, Journalismus, Medien, Bildung und ganz Alltägliches geführt. Natürlich war der Anschlag nicht vergessen, aber er dominierte weder den Alltag noch das Denken der Menschen. Ähnlich lässt sich das auf andere ähnliche Meldungen übertragen. Die Panik spielt sich idR nur in unmittelbarer Nähe der Anschlagsorte ab. In der restlichen Stadt gehen die Menschen gewohnt ihren Tätigkeiten nach und lassen eben nicht alles stehen und liegen. Beim Lesen entsteht aber der Eindruck, dass sich alle gleich zu Hause verbarrikadieren. Was mich zu der Frage führt was die Motivation hinter solchen Schlagzeilen ist. Ist es Effekthascherei? Vielleicht. Nur liest man solche Schlagzeilen auch in Medien, die eigtl. eher für Sachlichkeit bekannt sind. Ich sehe auch nicht, wie mich "Panik" oder "Schockstarre" in der Überschrift zum lesen animieren sollen. Entweder das Thema interessiert mich oder eben nicht. Was ist euer Eindruck? Um auf die Anfangs erwähnten Quellen zurück zu kommen. Wenn es bei mir schnell gehen soll und ich wissen will, OB in der Welt etwas los ist, schaue ich meißtens auf n-tv vorbei. Dort kann man die aktuell wichtigen Ereignisse auf die Schnelle sehen ohne richtig einsteigen zu müssen. Ist etwas tatsächlich passiert und mich interessiert das WAS mehr Details, dann geht es weiter zu SpOn. Dort werden in der Regel die Ereignisse etwas näher betrachtet, ohne dass man großartig Zeit zum lesen braucht. Wenn ich mehr Zeit habe, sind faz, Zeit und SZ meine Anlaufpunkte (auch ohne konkrete Ereignisse). Wenn es um einfache stöbern geht, kann es auch mal die Welt sein, weil es dort auch speziell in Richtung (Militär)geschichte gehende Reihen gibt, die den ein oder anderen wenig beleuchteten Aspekt behandeln. Last but not least auch gerne die NZZ. Wobei ich hier in erster Linie wegen fehlendem Bezug zu lokalen Themen seltener unterwegs bin. Wenn es um internationale Themen geht, spricht mich die Qualität der Berichterstattung durchaus an. Englischsprachige Nachrichtenseiten lese ich eher selten, weil der Erkenntnisgewinn im Vergleich zu den zusätzlich (für die o.g. Medien) investierten Zeit eher gering ist. Da müssen es schon spezielle Aspekte eines bestimmten Themas sein, die da beleuchtet werden und mich besonders interessieren. Russischssprachige (Nachrichten)Medien konsumiere ich übrigens fast gar nicht. Die meißten von mir gelesenen Artikel von RT und Sputnik habe ich wahrscheinlich über Verlinkungen vom WHQ aus gesehen. Das sind zum Glück tatsächlich nicht viele. korrespondent.net ist für mich aber eine gute, vergleichsweise neutrale Anlaufstelle für Meldungen aus der Ukraine. Wenn, dann sind es auch hier eher spezielle Themen, die man im deutschsprachigen Bereich eher nicht beachtet. Der Beitrag wurde von Crazy Butcher bearbeitet: 8. Apr 2017, 14:49 -------------------- "In the future, if you don't want the shit missions, don't be so good at doing them."
- General Downer in 'Over There' |
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14. Apr 2017, 21:59 | Beitrag
#2
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Oberleutnant Beiträge: 2.065 Gruppe: Members Mitglied seit: 17.08.2002 |
Sehe ich ähnlich. Völlig "Neutrale" Medien, wie sie hier von manchen erträumt werden, kann es so kaum geben, weil immer noch Menschen (Journalisten) die Berichte, Artikel, Nachrichten und Reportagen erstellen. Und diese befinden sich in den allermeisten Fällen halt auch in einem Angestellten bzw Abhängigkeitsverhältnis. Wobei das absolut nicht bedeutet, dass der jeweilige Journalist von seinem Arbeitgeber gezwungen wird, die Unternehmensphilosophie zu vertreten. Zudem wird ein Journalist, welcher ja auch ein denkendes Wesen ist, sprich eigene politische und- oder sonstige Vorstellungen besitzt, nicht bei einem Unternehmen anheuern, was den eigenen Vorstellungen komplett gegensätzlich gegenüber steht.
In einem Staat mit freiheitlich demokratischen Werten gibt es eine freie Presselandschaft, sprich von (Informations-) Unternehmen, welche Positionen von Links über die Mitte bis Rechts vertreten. Die jeweiligen Grenzen (Extremismus) sind Gesetzlich geregelt, es gibt eine mehr oder weniger unabhängige Justiz, welche diese Grenze überwacht bzw. vermeintliche Streitfälle regelt. Das häufig auftauchende Argument der Einheitspresse, merkwürdigerweise gegenüber der "westlichen" Presse, und nicht gegen Länder, welche in Sachen Pressefreiheit eher auf den hinteres Rängen rangieren, verwundert mich doch immer wieder. Gefühlt gibt es in Deutschland doch eine recht weit gefasste Presselandschaft, in der mehr oder weniger jeder seinen persönlichen Standpunkt in bestimmten politischen oder Gesellschaftlichen Themen wiederfinden sollte. Natürlich nicht immer im gleichem Medium oder Unternehmen, dazu gibt es wohl doch zuviel Vielfalt Ein Problem sehe ich eher in der Geschwindigkeit, in der heute Informationen verlangt werden. Mancher beansprucht quasi eine Liveschaltung, oder halt eine sehr kurze Zeitspanne nach einem Ereignis. Qualitativ guter Journalismus benötigt aber halt eine gewisse Zeit, denn Informationen müssen überprüft werden, Quellen erst mal aufgetan werden etc. Also werden relativ schnell ungeprüfte oder nur oberflächlich überprüfte Infos veröffentlicht, gerade was die online Medien betrifft. Genauer recherchierte Beiträge erscheinen dann auch häufig erst 2-3 Tage nach dem jeweiligen Ereignis. Und auch die Presse muss ihre Angestellten irgendwie bezahlen, sprich sie müssen auch Geld durch den Verkauf ihrer Arbeit einnehmen. Durch Leser, welche sich ausschließlich oder überwiegend auf kostenfreie online Informationen abstützen, entsteht auch Druck. Die Anzahl an kostenpflichtigen +Mitgliedschaften für "gute" Artikel steigt gefühlt. Und auch eine gedruckte Ausgabe, gerade zum Wochenende, hat für mich deutlich mehr Qualität. -------------------- Jethro Tull hätten in Woodstock auftreten sollen…
Ian Anderson: …und ich wollte nicht, weil ich einfach keine Hippies mag. |
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