Grosse Träger, kleine Träger - Quo vadis USN, Sea Control Ship, Supercarrier, Baby-Ford, was kommt als nächstes? |
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Grosse Träger, kleine Träger - Quo vadis USN, Sea Control Ship, Supercarrier, Baby-Ford, was kommt als nächstes? |
24. Oct 2017, 04:37 | Beitrag
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Oberstleutnant Beiträge: 12.196 Gruppe: Members Mitglied seit: 03.10.2002 |
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Der Beitrag wurde von xena bearbeitet: 17. Sep 2019, 14:03 -------------------- Schon seit 20 Jahren: Waffen der Welt
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24. Oct 2017, 13:24 | Beitrag
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Generalmajor d.R. Beiträge: 19.320 Gruppe: Moderator Mitglied seit: 10.06.2002 |
Ich nehme an, Xena spielt auf die Sea Control Ships an, die unter anderem Admiral Zumwalt vor ca. 45 Jahren befürwortete. Der Gedanke dahinter war aber nicht "kleine Träger" zu bauen, einfach, weil man keine großen mehr bauen wollte oder deren Konzept überholt war, sondern das Konzept dahinter hieß eine "Hi-Low" Mischung in der Beschaffung durchzusetzen, also einen Mix aus wenigen Hightech-Kämpfern und vielen günstigeren Einheiten, die für Masse sorgen konnten. Zur Erinnerung, Elmo “Bud” Zumwalt wurde Chief of Naval Operations war nicht nur der jüngste Mann auf dem Posten, sondern er musste ihn auch in einer für die USN schwierigen Phase ausüben: Nach Vietnam schrumpften die Budgets der Teilstreitkräfte massiv und gleichzeitig mussten eine Menge Schiffe, die bis dato die günstige Masse bildeten ersetzt werden, weil sie meist aus dem Zweiten Weltkrieg oder dem Koreakrieg stammten und nicht weiter sinnvoll kampfwertgesteigert werden konnten.
Zu den Nimitz-, Los Angeles-, Tarawa-, Spruance-, und später Ticonderoga-Klasse Einheiten sollten also günstige Optionen geschaffen werden, die wesentliche Kernaufgaben der Navy erledigen konnten im Rahmen der Bündnisverteidigung. Und das hieß vor allem die Offenhaltung der Seewege im Falle einer Bedrohung des internationalen Handels und natürlich der Versorgung möglicher europäischer Schlachtfelder mittels Konvois. Hierfür sind Carrier Strike Groups zwar hervorragend geeignet, auch zu der Zeit, weil man Uboote und anfliegende Bomber mit einem Supercarrier, ein bis zwei Kreuzern und zwei bis vier Zerstörern oder Fregatten sowie 65 oder mehr Flugzeugen sehr gut in Schach halten kann, aber ein guter Teil einer CSG um einem Supercarrier ist bei Konvoimissionen gelinde gesagt für die Katz. Der komplette "Strike"-Anteil wird bei solchen Missionen nicht gebraucht und damit entfällt der Nutzen für Strike-Flugzeuge wie die F/A-18, die früheren A6 und A7 auf den Trägern sowie Tankerflugzeuge, EW-Flugzeuge und größere SSM-Kapazitäten. Im Prinzip suchte man also eine Art Schiff wie im Zweiten Weltkrieg die Hilfsträger, das Bomberangriffe nur bedingt abwehren konnte indem ein Angriff frühzeitig erkannt und landgestützte Flugzeuge herbeigerufen würden und sowjetische Aufklärer abgefangen werden sowie Uboote erfolgreich bekämpft werden könnten. Zumwalts Pläne sahen deswegen einen kleinen Träger unter 15.000 Tonnen vor, der drei VTOL-Jäger und 14 ASW-Helikopter tragen könnte. Das Konzept wurde mit der USS Guam getestet und man kam zum Schluss, dass man so erfolgreich ASW-Schutz aufbauen könnte. Mit so einem kleinen Schiff hätte man günstig die Konvois vor Ubooten schützen können, aber eine wesentliche Gefahr für die Konvois war, wie schon im Zweiten Weltkrieg, der Angriff durch Bomber. Diese waren Mitte der 1970er aber schon (und absehbar zunehmend mehr) in der Lage aus großer Distanz SSMs zum Einsatz zu bringen. Mit Unterschalljägern, die als VTOL-Maschinen kaum Außenlast, vor allem keine Langstreckenabfangraketen, tragen konnten, waren die Konvois so aber nicht zu schützen. Das Konzept des Sea Control Ship war damit für den Kalten Krieg nicht tauglich, wobei auch massive politische Faktoren eine Rolle spielten, die Politik wollte eben keine kleinen Träger. Zwei positive Folgen hatte Zumwalts Arbeit aber auch in dieser Sache. Das Konzept "Sea Control Ship" wurde an Spanien übergeben, die Principe de Asturias ist genau das, sie ist allerdings ein einmaliges Schiff und keine Klasse massenhaft hergestellter Konvoieskortträger. Dafür hatte Zumwalts "Hi-Low"-Mix bei den Fregatten einen vollen Erfolg: Die Oliver Hazard Perry-Klasse stellte ein sehr günstiges Schiff dar, das kaum Bewaffnung für den Überwasserkampf trug, aber eine exzellente ASW-Plattform war. Im Kriegsfall hätten diese Schiffe in der Masse Konvoischutzaufgaben übernommen und damit Zerstörer der Spruance-Klasse für den Kampf in den Trägergruppen freigestellt. Wenn heute über kleine Träger nachgedacht wird, dann hat das aber meistens andere Gründe. Die SSM-Bedrohung, die schon in den 1980ern für Carrier Strike Groups hoch real war, scheint manchem heute eine CSG zu einer schwimmenden Schar Tontauben zu degradieren. Das ist, angesichts der Fähigkeiten moderner SSM, sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. Allerdings werden diese Bedenken allesamt im Lichte einer möglichen Konfrontation mit der Volksrepublik China geäußert. Meist ist die Argumentation entlang der Linie, dass eine CSG um einen Supercarrier nicht erfolgreich Luftschläge gegen SSM-Batterien zustandebringen und eine amphibische Kräfte anlanden könnte, weil die SSMs eine größere Reichweite hätten als die - ja nun doch recht kurzbeinige - F/A-18. Nur kann die Antwort auf viele, sehr kampfstarke SSM-Batterien an der chinesischen Küste, nicht sein, dass man auf einen Supercarrier mitsamt CATOBAR-gestarteten Jagdbombern verzichtet und stattdessen mehrere leichte Träger einsetzt, von denen keiner langbeinigere Maschinen starten kann und die zusammen nicht die Kampfkraft einer Nimitz oder Ford entwickeln können. Der Fehler liegt eher im Grundgedanken des Szenarios. Wenn es einen Grund geben sollte chinesische SSM-Batterien an Land anzugreifen und eventuell in der Nähe noch eine MEU per Expeditionary Strike Group anzulanden, dann sind SSM-Reichweiten, die über den Reichweiten der Jagdbomber liegen das entscheidende Problem, nicht ob ich fünfHartziele mehr mitbringe, weil jedes nur noch ein Sechstel der Flugzeuge tragen kann. Davon werden die Jagdbomber nicht langbeiniger und in dieser Hinsicht war es ein Fehler die F/A-18 sowohl die F-14 als auch die A-6 ersetzen zu lassen. Zum Glück haben die F-35 wieder etwas mehr Reichweite. Wirklich besser wird es bei denen aber auch nur, wenn man die CATOBAR-Variante nutzt, da schlägt man auch die Reichweite der F-14D um fast 260 km, was eine Abfangmission gegen SSMs mit F-35C sehr potent macht, zumal man auf den Stealthaspekt verzichten kann und dafür noch Außentanks mitnehmen kann. Mehr Reichweite für Abfangjäger zu entwickeln dürfte aber schwer sein, solange man auf bemannte Systeme setzt. Es könnte also künftig nötig sein die Lücke der F-14, die die F-35 geschwindigkeitsbedingt nur bedingt füllen kann, mit UAVs zu füllen. UAVs könnten dann nicht nur Aufgaben in der Betankung und für AEW übernehmen, sondern auch CAP fliegen. Die Frage dabei dürfte sein, wie schnell man CAP-UAVs entwickeln kann und wie gut deren KI sein muss, um die Langreichweiten-SSMs mit ihren immer intelligenteren Flugroutinen abfangen zu können. Für eine wirklich weitreichende Anti-SSM-CAP auf Basis von UAVs könnte man dann aber auch wieder auf Stealth weitestgehend verzichten und Flugreichweite, Geschwindigkeit und Wirkungsreichweite den Vorzuge geben. -------------------- Sapere Aude & Liber et Infractus
"He uses statistics as a drunken man uses lamp-posts... for support rather than illumination." - Andrew Lang (1844-1912) "Seit ich auf deutsche Erde trat, durchströmen mich Zaubersäfte. Der Riese hat wieder die Mutter berührt, Und es wuchsen ihm neue Kräfte." -- Heinrich Heine (1797-1856), Deutschland ein Wintermärchen, Caput I Quidquid latine dictum, altum videtur. -- Nενικήκαμεν! -- #flapjackmafia |
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