COVID-19-Pandemie - Einsatz der Bundeswehr im Inland, Der Informationsthread |
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COVID-19-Pandemie - Einsatz der Bundeswehr im Inland, Der Informationsthread |
20. Mar 2020, 11:20 | Beitrag
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Oberleutnant Beiträge: 1.540 Gruppe: Members Mitglied seit: 25.05.2007 |
Nachdem die Politik in Deutschland bisher primär auf die Pandemie passiv reagiert hat, versucht man jetzt wohl proaktiv und zunehmend ohne Denkverbote zu agieren. Daher kommt jetzt auch die Bundeswehr verstärkt in den Fokus möglicher Einsätze im Inland, um die anderen Behörden bei der Bewältigung der Krise zu unterstützen.
Tagesschau 2020-03-19, Amtshilfe der Bundeswehr - Reservisten gegen das Coronavirus Ich halte des auch für sinnvoll, denn die Bundeswehr verfügt über:
Für Reservisten die helfen wollen hier die Info beim Reservistenverband: Reservistenverband.de 2020-03-15 (zuvor gab es schon diesen Aufruf) ZITAT Reservistinnen und Reservisten können im Kampf gegen das Coronavirus unterstützen. Dazu ruft Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in der Welt am Sonntag auf. „Wir haben eine starke Reserve, die bereit ist, Verantwortung für unser Land zu übernehmen“, sagt Verbandspräsident Patrick Sensburg MdB dazu, selbst Oberstleutnant der Reserve. Verbandspräsident Patrick Sensburg Allein von den 115.000 Mitgliedern des Reservistenverbandes sind mehr als 1000 im Sanitätsdienst engagiert. Das weitere Potenzial ist groß: Es gibt in Deutschland rund eine Million ehemalige Soldatinnen und Soldaten, die im Altersband bis 65 Jahre als Reservisten in der Bundeswehr unterstützen könnten. „Hier liegt noch eine Menge Potenzial“, weiß Sensburg und führt aus: „Viele ehemalige Soldaten haben eine medizinische bzw. sanitätsdienstliche Ausbildung, sind aber inzwischen in anderen Berufen tätig. Sie können jetzt unterstützen, fehlende Kapazitäten auffangen und verstärken, um die Krise zu meistern.“ Bereits am vergangenen Freitag hatten wir in diesem Beitrag darauf hingewiesen, dass sich ehemalige Soldatinnen und Soldaten, die eine entsprechende medizinische Ausbildung haben und für den Dienst in Bundeswehrkrankenhäusern zur Verfügung stehen, beim Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr melden können: E-Mail: kdosandstbwreserve@bundeswehr.org oder Tel. +4926189632444 Viele Mitglieder des Reservistenverbandes engagieren sich außerdem bereits im Arbeitskreis Sanitätsdienst und weiteren Arbeitsgemeinschaften, bilden sich weiter und tauschen sich über sanitätsdienstliche Themen aus. Der Reservistenverband bietet der Bundeswehr hier schon jetzt jede mögliche Unterstützung an. Mehr Informationen für Interessierte hier: https://www.facebook.com/AKSanitaetsdienst/ Update vom 15. März 2020, 20:45 Uhr: Aufgrund der zahlreichen Anrufe hat das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr zwei weitere Rufnummern geschaltet, unter denen sich verfügbare Reservistinnen und Reservisten mit den o.g. Qualifikationen melden können. Bitte wählen Sie eine der folgenden Telefonnummern: 0261 896 32444 0261 896 32446 0261 896 32447 Wichtig: Bitte rufen Sie nur an, wenn Sie über entsprechende Qualifikationen verfügen und derzeit in Ihren zivilen Arbeitsstellen abkömmlich sind. Zivile Gesundheitseinrichtungen müssen dauerhaft leistungsfähig bleiben! Weiterhin sucht das Kommando Sanitätsdienst erfahrene Reservisten mit Qualifikationen im militärischen Personalwesen (S1). Auch sie melden sich bitte direkt unter den oben angegeben Kontaktdaten. Ich bin gespannt wie das alles am Ende ausgeht. Hoffentlich glimpflich. P.S.: Gerade gesehen, auch der Wiegold meldet hierzu: Augen geradeaus 2020-03-19, Bundeswehr richtet sich auf langfristige Hilfe in Coronavirus-Pandemie ein -------------------- BUNT
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26. Mar 2020, 22:35 | Beitrag
#2
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Major Beiträge: 7.982 Gruppe: Members Mitglied seit: 25.10.2009 |
Schlimm ist dabei folgendes: In Straßburg werden stark erkrankte Menschen ab 80 z.Zt. nicht mehr beatmet sondern es wird nur noch eine Sterbebegleitung durchgeführt. In Italien passiert dies z.T. schon ab 70 bzw. 75. Auch für die Ärtze und Pfleger einer fürchterliche Situation.
Die Verlegung von Beatmungspatienten ist ein schwieriges Unterfangen und nur in Grenzen möglichen. Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 26. Mar 2020, 22:41 |
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27. Mar 2020, 01:40 | Beitrag
#3
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Hauptmann Beiträge: 2.764 Gruppe: Members Mitglied seit: 14.07.2005 |
Die Verlegung von Beatmungspatienten ist ein schwieriges Unterfangen und nur in Grenzen möglichen. Das geht schon. Entscheidend ist dabei nicht so sehr ob jemand beatmet ist sondern ob er zusätzlich kreislaufinstabil, sprich katecholaminpflichtig ist. Das bereitet uns Probleme wenn die Lage eskaliert. Mittlerweile können wir sogar relativ gut Patienten mit Herz-Lungen- Maschine unter intensivmedizinischen Bedingungen verlegen (ECMO). Die Geräte sind für die hier in Rede stehenden Patienten im wörtlichen Sinne tatsächlich die letzte Rettung. Influenzapatienten mit ARDS (schwerem Lungenversagen) sind eine Hauptzielgruppe für diese massive intensivmedizinische Intervention. Und mit modernen Intensivtransportwagen oder auch -hubschraubern geht das über gewisse Strecken auch gut. Dafür braucht man aber auch Personal was das kann. Sowas fährt dann nicht im örtlichen Krankenwagen mit einem Allgemeinmediziner als Notarzt. So Kompetenzen findet man an Spezialkliniken und Häusern der Maximalversorgung. Die Infektion stellt eine hygienische Herausforderung dar, ist im Regelrettungsdienst aber gut beherrschbar. Man weiß ja was der Patient hat und kann sich schützen und das Fahrzeug danach gut desinfizieren. Hab ich das hier im Forum schonmal geschrieben? Ich war im Dezember auf einer Veranstaltung, bei der der Generalarzt eines Bundeswehrkrankenhausdes die sanitätsdienstliche Planung der Bundeswehr für die Verteidigung des Baltikums in einer hochintensiven Gefechtslage vorgestellt hat. Nach den Worten des Generalarztes ist pro Gefechtstag der Rücktransport von 500 (!) beatmeten Verwundeten aus dem Baltikum nach Deutschland zu organisieren. Und das sind nur die beatmeten Verwundeten. Der Rest kommt ja noch dazu. Gefechtstag heißt nicht täglich. Aber das wir mal drüber sprechen was man im Kopf haben muss wenn man über solche Schadenszenarien spricht. Jetzt ist es kein Gefecht eines Korps sondern eine zivile Pandemielage. Trotzdem wird die Medizinlogistik da spannend. Das DRK Generalsekretariat verfügt über sechs neu angeschaffte spezielle Infektionskrankenwagen. Die Teile werden gerade zum Einsatz vorbereitet und wahrscheinlich in Kürze rollen. Die sind kein Ersatz für einen Intensivtransportwagen, aber für einen geschützten Transport von Covid-19 Patienten durchaus sinnvoll nutzbar. Wir müssen uns nochmal klar machen, dass Covid-19 uns akutmedizinisch "nur" das Bild eines massiven Lungenversagens bietet, was wir regelhaft eigentlich intensivmedizinisch kompetent behandeln können. Ja, natürlich kann bei ARDS auch der Patient versterben, auch junge Patienten. Nur wenn die Beatmungsoption mangels intensivmedizinischer Kapazität nicht besteht profitiert der Patient nicht vom prinzipiellen Können der Intensivmedizin. Daher: flatten the curve. Jetzt bin ich von der Frage der strategischen Ausrichtung des Katastrophenschutzes ein bischen abkekommen in den Bereich der Intensivmedizin. Aber es zeigt sich, dass die Bereiche gar nicht so ganz zu trennen sind. Was wir momentan brauchen ist ausreichend Schutzkleidung (extrem schwer zu beschaffen) und ausreichend intensivmedizinische Behandlungsoptionen. Die Bundesrepublik hat ja 10.000 Beatmungsgeräte bei Dräger in Lübeck bestellt, leider konnte ich nicht rausfinden welches oder welche Modelle. Was dabei auffällt: der zweite große deutsche Hersteller ging bei dem Auftrag komplett leer aus: Weinmann stellt auch Beatmungsgeräte her, die durchaus intensivtaugliche Beatmungsmuster beherrschen. Dritter bekannter Hersteller ist Heinen und Löwenstein, deren Produkte sind auch absolut intensivtauglich. Wenn man jetzt dringend Geräte braucht fragt sich schon warum das Dräger alleine schultern soll. Dräger hat schon ein exzellentes Portfolio, aber man möchte die Geräte ja zeitnah haben. Der Katastrophenschutz ist dabei übrigens keine Hilfe: zwar hat der Bund für die medizinischen Task Forces an 61 Standorten je sieben GW San mit je zwei einfachen Beatmungsgeräten beschafft (61 x 7 x 2= 854 Beatmungsgeräte Weinmann Medumat Standard A), allerdings sind die Geräte "bessere Luftpumpen" aber kein Ersatz für klinische Beatmungsgeräte, die differenzierte Beatmungsmuster beherrschen. Die beratende Ärzteschaft hat übrigens beschlossen, dass in den Medizinischen Task Forces kein einziges Gerät geben wird, das eionen Herzrhytmus sichtbar machen kann. Sprich es gibt kein EKG- Sichtgerät, nur Defibrillatoren. Das ist allers viel mehr und viel besser als noch vor Jahren. Aber es hilft uns nichts in der Pandemielage. Weil wir damit keine Intensivstationen ersetzen können. Was wir könnten wäre den Traumapatienten so lange beatmen bis der Covid-19 Patient sein Bett wieder frei macht. Aber nur wenn es den Katastrophenschutzbehörden gelingt, rechtzeitig Nachschub an Sauerstoff zu besorgen. Denn bisher müssen wir die leeren Flaschen dazu irgendwo hin einschicken. Ein Tauschkonzept gibt es nicht. Insofern ist das Teil zwei meiner Ausführungen zur fehlenden Logistikkette im Bevölkerungsschutz. So, Schluß für heute. Morgen vielleicht mehr Geschichten aus der Welt der Medizin und des Katastrophenschutzes :-) -------------------- Das staendige Nachgeben der Klugen begruendet die Diktatur der Dummen.
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