Geschütze für neue BPol-Schiffe - wieso, wesshalb, wofür und ist das nun BGS oder BPol?, ausgelagert aus dem Allgemeinen Schiffe-Fragethread |
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Geschütze für neue BPol-Schiffe - wieso, wesshalb, wofür und ist das nun BGS oder BPol?, ausgelagert aus dem Allgemeinen Schiffe-Fragethread |
4. Oct 2018, 22:03 | Beitrag
#1
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Oberleutnant Beiträge: 1.922 Gruppe: Members Mitglied seit: 09.08.2008 |
Die Bundespolizei See beschafft bis 2019 drei neue große Einsatzschiffe („Potsdam“, „Bamberg“ und „Bad Düben“ ), aktuell sind die Schiffe im Rohbau. Auf der Visualisierung sind die Schiffe unbewaffnet. Für was dient die große Öffnung im Vorschiff, welches der Rohbau aufweist ? (Bild 1 des Artikels).
https://www.shz.de/regionales/kiel/neubau-f...id19506936.html |
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13. Oct 2018, 03:04 | Beitrag
#2
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Major Beiträge: 7.847 Gruppe: Members Mitglied seit: 25.10.2009 |
Piraten gibt es z.B. auch vor Nigeria und in der Straße von Malakka, oder auch in der Karibik, und die haben nicht alle und Skiffs und entführen vor allem ganze Schiffe. Professionelle Drogenschmuggler haben z.T. ziemlich gute und teure Fahrzeuge.
Ob man mit 20mm Erfolg hätte ein Ruder, eine Welle oder einen Maschinenraum ausreichend zu beschädigen, und dabei nicht selbst in gefährliche Reichweite gelangte? Ich habe meine Zweifel. Ramming als einzige Massnahme um ein grösseres Schiff tatsächlich aufzuhalten kann es nicht sein - und ein opposed boarding gegen eine bewaffnete, entschlossene und wachsame crew ist ausgesprochen heikel. Der Grundsatz der Verhältnismässigkeit schliesst auch die Betrachtung der eigenen Gefährdung mit ein. Hat die Bundespolizei tatsächlich "Rules of Engagement"? Und: Selten geht ein Container alleine über Bord, wo sollten die alle nach dem - aufwändigen - Einsammeln denn an Bord hingestellt werden? Bei gutem Wetter mag eine mit Boot ausgebrachte Sprengladung sinnvoll sein, aber das kostet Zeit die nicht immer verfügbar ist. Schliesslich: Neben dem WUMMS geht es auch um die Reichweite. Im übrigen ist bekanntermassen REFORGER wieder in Sichtweite und Bedarf des seeseitigen Schutzes, was auch die Bundespolizei betrifft (Begründung der ehemaligen 40mm). Für (den Schutz von) Tanker(n) auf dem Weg zu einem deutschen LNG Terminal könnte man ähnliche Gedanken anstellen. Nachtrag: Die Innenministerkonferenz 2011 zur Piraterie vor Somalia: ZITAT Im Mai 2011 geänderte und erweiterte Einsatzregeln (Rules of Engagement) sowie eine Anpassung des Operationsplanes (OPLAN) ermöglichen dem militärischen Führer in See weitere robustere Optionen. Diese schließen neben einer vermehrten Nutzung von VPD die Markierung und Immobilisierung von Mutterschiffen, den Einsatz von Reizstoffen sowie die Wiederinbesitznahme und Geiselbefreiung ein. Ein robusteres Vorgehen gegen Piraten stärkt die Glaubwürdigkeit und erhält unter Beibehaltung der Initiative den abschreckenden Charakter der Operation. Bei der Entscheidung über die Durchführung von robusteren Maßnahmen ist die Unversehrtheit eventueller Geiseln ein zentrales Kriterium.
[...] Es ist unverändert gemeinsames Verständnis zwischen dem Bundesministerium des Innern und dem Bundesministerium der Verteidigung, dass die Bewältigung der Fälle von Geiselnahmen auch im Ausland grundsätzlich polizeiliche Lagen sind und das gesamte Spektrum polizeilicher Einsatzbewältigung durch Spezialeinheiten erfordern. [...] Der Bundesminister des Innern hat diesem Wunsch teilweise entsprochen und für künftige Pirateriefälle bei Geiselnahmen/ Entführungen von deutschen Staatsangehörigen eine Zuständigkeit des Bundeskriminalamtes, bei allen anderen Fallkonstellationen im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Piraterie eine Zuständigkeit der Bundespolizei festgelegt. Der Bundesminister des Innern bewertet insoweit die § 1 Abs. 2 BPolG i.V.m. § 4 Abs. 3 SeeAufgG, § 1 ZustBV-See als ausreichende gesetzliche Grundlage. Hieraus ergibt sich die Zuständigkeit der Bundespolizei für die diesbezügliche Strafverfolgung. Sie ist danach zur Ahndung seeräuberischer Handlungen jenseits des deutschen Küstenmeeres zuständig. Der Beitrag wurde von Merowinger bearbeitet: 13. Oct 2018, 17:18 |
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13. Oct 2018, 12:08 | Beitrag
#3
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Oberstleutnant Beiträge: 14.062 Gruppe: Members Mitglied seit: 03.12.2004 |
Piraten gibt es z.B. auch vor Nigeria und in der Straße von Malakka, oder auch in der Karibik, und die haben nicht alle und Skiffs und entführen vor allem ganze Schiffe. Richtig, Piraten gibt es nicht nur am Horn von Afrika. Das ist jetzt wofür relevant? Grundsätzlich will der Pirat an Bord des überfallenen Schiffes. Dafür muss er mit einem Vehikel unterwegs sein, dass schnell genug ist um das Opfer einzuholen und zu boarden. Mit etwas anderem als einem Schnellboot wird das schwierig. Die Teile vor Somalia werden Skiffs genannt. Jetzt drüber zu debattieren welche Arten von Schnellbooten es gibt wäre Haarspalterei und würde das Thema nicht voran bringen.Professionelle Drogenschmuggler haben z.T. ziemlich gute und teure Fahrzeuge. Stimmt, der Drogenschmuggel ist ein gutes Beispiel, weil da tatsächlich recht hochwertige Fahrzeuge verwendet werden. Trotzdem werden die nicht mit Kanonen gestoppt. Das ist in der Praxis nicht so ohne weiteres praktikabel. Der Kommandant weiss ja nicht unbedingt wer sich alles an Bord befindet. Bei ATALANTA gab es beispielsweise einen Vorfall, wo italienische Soldaten einen Heidenärger hatten, weil sie Fischer getötet haben. Ob man mit 20mm Erfolg hätte ein Ruder, eine Welle oder einen Maschinenraum ausreichend zu beschädigen, und dabei nicht selbst in gefährliche Reichweite gelangte? Ich habe meine Zweifel. Ramming als einzige Massnahme um ein grösseres Schiff tatsächlich aufzuhalten kann es nicht sein - und ein opposed boarding gegen eine bewaffnete, entschlossene und wachsame crew ist ausgesprochen heikel. Der Grundsatz der Verhältnismässigkeit schliesst auch die Betrachtung der eigenen Gefährdung mit ein. Ich glaube du stellst dir die Polizeiarbeit zur See etwas actionreicher vor als sie tatsächlich ist. Schaun wir mal auf FRONTEX. Da gibt es häufiger Schusswaffeneinsatz als man glauben mag. Das wird nicht in der Tagespresse an die große Glocke gehangen, aber in den hauseigenen Berichten lässt sich das finden. Da versuchen regelmäßig Schleuser und Schmuggler abzuhauen. Und zwar nicht nur mit kleinen Schnellbooten, sondern durchaus auch mal mit dickeren Pötten. Die werden dann auch mit Waffengewalt gestoppt. Wie ich bereits sagte erfolgt das mit Handwaffen und nicht mit Schiffsgeschützen. Hat die Bundespolizei tatsächlich "Rules of Engagement"? Meinst du ob das bei der BPOL auch so genannt wird wie beim Militär, oder fragst du ob die keine strikten Einsatzregeln für die Anwendung unmittelbaren Zwangs haben? Und: Selten geht ein Container alleine über Bord, wo sollten die alle nach dem - aufwändigen - Einsammeln denn an Bord hingestellt werden? Bei gutem Wetter mag ein mit Boot ausgebrachte Sprengladung sinnvoll sein, aber das kostet Zeit die nicht immer verfügbar ist. Von Container versenken weiss ich nichts. Ich hatte hier bereits schon gefragt inwiefern das üblich sein soll. Ich kenne keine Fallbeispiele und ich stelle mir das umweltrechtlich auch schwierig vor. Das ist ja praktisch nichts anderes als Müll auf See zu verkloppen. Schliesslich: Neben dem WUMMS geht es auch um die Reichweite. Im übrigen ist bekanntermassen REFORGER wieder in Sichtweite und Bedarf des seeseitigen Schutzes, was auch die Bundespolizei betrifft (Begründung der ehemaligen 40mm). Für Tanker auf dem Weg zu einem deutschen LNG Terminal könnte man ähnliche Gedanken anstellen. Das Actionfilm Szenario wieder. Würdest du wirklich die Verantwortung dafür tragen wollen, einen Tanker (!) mit Kanonen zu beschießen und dabei riskieren das der Pott halt nicht im Hafen seinen Inhalt ausschüttet, sondern kurz davor? Halte ich für wenig praktikabel. Tanker sind auch so groß und langsam das man sie mit boarden kann. Dafür gibt es Spezialkräfte. Skalpell statt Vorschlaghammer. Nachtrag: Die Innenministerkonferenz 2011 zur Piraterie vor Somalia: Schön und gut, man ist irgendwann zu der Einsicht gelangt, dass es eine gute Idee ist, auch gegen die Mutterschiffe vorzugehen. Wurden die mit Kanonen "immobilisiert"? Nein, weil das auch gar nicht nötig ist.ZITAT Im Mai 2011 geänderte und erweiterte Einsatzregeln (Rules of Engagement) sowie eine Anpassung des Operationsplanes (OPLAN) ermöglichen dem militärischen Führer in See weitere robustere Optionen. Diese schließen neben einer vermehrten Nutzung von VPD die Markierung und Immobilisierung von Mutterschiffen |
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