Ich hab gerade
The Rise And Fall Of D.O.D.O. von
Neal Stephenson und
Nicole Gallend durch:
Eine ziemlich abgefahrene Geschichte irgendwo zwischen Stephensons
Barrock-Trilogie und, hmm, vielleicht
Catch-22?!
Mehrmals lag ich fast lachend auf dem Boden
; die Seitenhiebe auf die amerikanische Militär-Bürokratie und moderne Unternehmenskultur sind nicht zu überlesen. Leider wirken diese manchmal etwas gestellt, was aber im Allgemeinen nicht so schlimm ist. Insgeheim hege ich ja den Verdacht, dass Stephenson in Wirklichkeit ein Satiriker ist.
Dass er Hauptautor das Buches ist wird deutlich, wenn die Themen genauer angeschaut werden: sehr viel
nerdiges geekiges (Sorry Neal) Hi-Tech-Zeug, sehr zur Freude meines Hard-SiFi Fan Herzens, gepaart mit irrationalen Fantasie-Elementen, die er auf seine unnachahmliche Art dennoch irgendwie logisch ins Ganze integriert.
Aber es gibt auch ein paar unschöne Flecken, von denen die wenigen Logik-Fehler noch mit
„das-ist-halt-so-wegen-Fantasie“ weggewedelt werden können.
Viel mehr stört mich, dass im Gegensatz zur schon erwähnten
Barrock-Trilogie und seinem
Cryptonomicon überhaupt keine Charakterentwicklung stattfindet. Die intellektuelle Akademikerin ist am Ende genauso intellektuell-akademisch wie am Anfang, der kurzhaarige Major genauso Boy-Scoutisch
(obwohl inzwischen Lieutenant-Colonel), die Diva —fast— genauso Divaesk.
Überhaupt sind alle Figuren schon beinahe Karikaturen, sei es der selbstverliebte Professor, diverse Offiziere mit Generalsrang, sich hoffnungslos selbst überschätzende Berater.
Auch fehlen mir wenigstens ein paar LGBQ Charaktere, die sonst in allen seinen Büchern auftraten.
(Abgesehen von ein bis zwei relativ unbedeutenden Nebenfiguren) Das tut jetzt der Geschichte keinen Abbruch, hätte das Bild aber stimmiger und runder gemacht.
Und leider ist der Verlauf der Geschichte genauso vorhersehbar. Es gibt zwar die
„WTF—das kann der doch jetzt nicht wirklich so machen“ Momonte, die ich an Stephenson so liebe, aber immer ahne ich schon, was am Ende raus kommen wird. Kein Vergleich mit dem fulminanten, haarsträubenden Ende der
Barrock-Trilogie.
Das Ende, das sich wie der Pilot zu einer
ganz-netten SiFi-Fantasie Serie á la
Warehouse 13 (die ich wirklich mochte, keine falschen Rückschlüsse) anfühlt, ist jetzt auch nicht der große Bringer.
Alles im allen solide 8 von 10 Punkten. Wer Stephenson mag, wird garantiert nicht enttäuscht werden.