ZITAT(Scipio32 @ 14. Apr 2020, 20:44)
Bezüglich der Stimmung in China höre ich immer nur von zwei sehr gegensätzlichen Positionen. Die Erste ist, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung zufrieden mit der KPCh ist. Die Zweite, dass die Unzufriedenheit immer weiter wächst.
Gibt es irgendwelche belastbaren Umfragen oder etwas dergleichen die ein repräsentatives Bild von der Stimmung in China bzw. der chinesischen Bevölkerung zeichnen?
Ich könnte mir vorstellen, dass die erfolgreiche Eindämmung des Corona Virus den Rückhalt in der Bevölkerung eher gestärkt hat.
"Belastbare Zahlen" und "repräsentative Umfragen" in einem System wie es derzeit in China herrscht? Nein. Denn selbst wenn es von oben erlaubt wird, dass solche Befragungen stattfinden, nicht verfälscht werden und dann auch noch veröffentlicht werden (alles eher unwahrscheinlich) kann man nur erfahren was die Leute sagen aber nicht was sie wirklich denken oder wie sie wirklich handeln (werden). Ein jeder Bürger hat nämlich schon sehr früh gerlernt "Die Partei hat immer recht." und etwas anderes zu behaupten ist zum einen nicht ungefährlich und zum anderen führt es auch zu nichts. (überspitzt ausgedrückt) Solange die Partei weiter für sichtbar wachsenden Wohlstand sorgt und man von Repressionen nicht persönlich betroffen ist werden die allermeisten Bürger die Füße still halten.
ZITAT(Scipio32 @ 14. Apr 2020, 20:44)
Unter der Voraussetzung natürlich dass die gemeldeten Zahlen an Erkrankten und Verstorbenen korrekt sind. Was mich zu einer anderen Frage bringt. Ist es überhaupt möglich, die beiden o. g. Zahlen zu manipulieren ohne dass es auf fällt oder dass da irgendwer unverfälschte Bericht an die (ausländische) Presse weitergibt?
Zum Thema "korrekte Zahlen" und "manipulierte Zahlen" währen dder COVID-19-Pandemie: Imho erhebt und veröffentlicht derzeit keines der weltweit betroffenen Länder "korrekte Zahlen". Teils aus Unkenntnis, teils aus Unfähigkeit und teils aus Absicht. Und die Zahlen können sowohl zu hoch als auch zu niedrig sein.
Zur Manipulation mal das Beispiel Deutschland:
- wie viele Personen tatsächlich mit COVID-19 haben und hatten ist aufgrund der fehlenden Tests völlig unklar. Vorsichtige Schätzungen deuten auf eine Dunkelziffer hin, die 5 bis 20 mal so hoch ist wie die offizielle Zahl
- wie viele Personen sind an COVID-19 gestorben? Es wird nicht grundsätzlich bei Verstorbenen getestet (was die Zahl senkt), andererseits wird bei jedem der stirbt (und sei er multimorbid) und der
auch COVID-19 hatte grundsätzlich behauptet, er sei an COVID-19 gestorben (was die Zahl erhöht). Das heißt bei jemandem bei dem sich mehrere Krankheiten einen Wettlauf darum liefern den Patienten zu töten und der unter Anderem auch COVID-19 hat wird immer behauptet COVID-19 sei die Todesursache. Und auseinanderzudividieren wie viele dieser Patienten auch ohne COVID-19 gestorben währen wäre dann noch mal ein weites Feld.
Zum Thema Verläßlichkeit der COVID Zahlen aus China:
- Man muss immer die "Betriebskultur" Chinas im Hinterkopf behalten. Die KP hat Maßnahmen zur Bekämpfung von COVID ergriffen und öffentlich verkündet, dass diese Maßnahmen richtig und auch erfolgreich waren. Das heißt jeder Funktionär der unteren und mittleren Ebene wird nun ALLES tun um diese Aussage zu bestätigen und keine abweichende Meinung verkünden zu müssen. Sei es harte Maßnahmen gegen COVID, oder Verfälschen der, möglicherweise abweichenden, Wahrheit. Das System belügt sich hier also auch klassisch selbst. Das ist wie in der DDR oder UDSSR. Jede Organisationsebene berichtet der nächsthöheren Ebene, wenn möglich, was diese wohl hören möchte. Und wenn die Realität von diesen Berichten abweicht wird nahezu alles getan um das zu verheimlichen. Daher "kennt" das System die Realität nur sehr begrenzt. Auf der unteren Ebene fehlt die weite Übersicht und auf den höheren Ebene zuverlässige Informationen.
- Und für den "worst case", das COVID-19 in China nicht besiegt ist und es mittelfristig zu einer nicht mehr zu verheimlichenden Zahl von Toten kommt, bastelt und verkündet die KP ja bereits ihren alternativen Narrativ: "Wie haben zu Beginn des Krankheitsausbruchs sofort harte, aber richtige und vor allem vollkommen erfolgreiche Maßnahmen ergriffen. (impliziert kulturelle und politische Überlegenheit Chinas und der KP) Leider konnten einige wenige Fälle das Land verlassen und in einige (barbarische) Länder Europas, Amerikas und Afrikas gelangen. Dort wurden
nicht die richtigen Maßnahmen ergriffen, wodurch sich die Krankheit stark ausbreiten und erst zur wirklich globalen Pandemie werden konnte. (impliziert kulturelle und politische Unterlegenheit dieser Länder und als "Beweis" kann man sogar auf die veröffentlichten Zahlen dieser Länder und die eigenen veröffentlichten Zahlen verweisen) Jetzt ist diese Pandemie global verbreitet und da China ein wichtiges und von allen geschätztes Mitglied der globalen Gemeinschaft ist, können wir möglicherweise nicht mehr einzelne importierte Krankheitsfälle in China vermeiden. Sollte es in Zukunft solche Fälle geben und sollten sie sich sogar verbreiten, liegt das nicht an China, sondern an dem Versagen der anderen Länder, die diese Krankheit erst zur globalen Pandemie haben werden lassen." Dieser Narrativ würde es der Führungsebene der KP erlauben die Schuld auf andere Länder abzuwälzen, aber er würde den unteren Ebenen auch ein Möglichkeit geben auftretende COVID-Fälle mit dem politisch korrekten Framing nach oben zu melden. Win-Win.