ZITAT(tim @ 11. Dec 2015, 09:32)
Einige meinen zwar die Kaukasus Geschichte wird überschätzt, ich denke aber die beiden Tschetschenien Kriege sind in den Köpfen der mächtigen in Russland noch sehr aktuell.
Der Tschetschenienkonflikt ist die Urangst Russlands. Wäre Tschetschenien die Unabhängigkeit geglückt, inklusive internationaler Anerkennung, dann wäre es das Ende der Russischen Föderation gewesen. Es hätte vielleicht ein Rumpfrussland bis zum Ural gegeben. Eine Republik nach der anderen hätte sich unabhängig gemacht, besonders da "Regionalfürsten" in den Regionen fernab von Moskau weitaus mehr Gewicht haben als ein Wladimir P. Für die Russlandhasser wäre das wohl ein Traum gewesen, aber sogar die USA, die Russland gerne am Boden liegen sehen, als geostrategischen Konkurrenten, hatten Angst vor so einem Szenario und den separatistischen Bewegungen, die so woanders freimütig unterstützt haben (Balkan), haben sie hier nicht groß unterstützt. Es ist kein Geheimnis, dass die tschetschenische Bewegung mit Geldern von der arabischen Halbinsel teilweise mitfinanziert wurde.
Die Türkei war anfänglich neutral bei den Konflikten auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR, hat in der Region aber mittlerweile viel Einfluß, da sie wirtschaftliche und politische Fühler in den Bereich der in Asien lebenden Turkvölker ausgestreckt hat. Erdogan und die jetzige türkische Führung werden nicht müde die ganze Zeit die gemeinsamen Wurzeln der Turkvölker zu betonen und sich als Schutzherr über alle "Türken" aufzuspielen. Hier gibt es erhebliches Reibungspotential mit Russland. Viel mehr als Angst vor einem IS in Zentralasien hat man vor China oder der Türkei, die einem die Länder in anderer Weise abspenstig machen. Man hat versucht die Türkei als Freund zu gewinnen und den status quo zu erhalten, jedoch ist die Türkei im Moment geopolitisch aufstrebend und so konnte das nicht gut gehen. Der Iran spielt im Einflußbereich Russlands fast gar keine Rolle im Moment und fokussiert sich eher auf die arabische Halbinsel.
Ich finde es ein wenig plump, dass wirklich ALLE Probleme und Defizite von Ländern auf wenige Personen beschränkt werden, als Beispiel, Putin, Assad, Erdogan und Co. Einzelpersonen haben noch nie wirklich die Geschichte eines Landes bestimmt, es ist immer eine Clique gewesen, ein Machtkreis. Zugegeben kann ein Machtkreis um eine Person eng gruppiert sein, das ändert nichts an der Tatsache das Herren wie Putin, Assad und Erdogan nicht allmächtig sind und sie meist aufgrund von Informationen ihrer "Zuflüsterer" entscheiden, wie beim US-Präsidenten!
Zu Putin...
Es mag sein, dass er ein sehr mächtiger Politiker ist, aber er wird weit überschätzt. Er kann ja nicht einmal gegen gewaltige Missstände im eigenen Land kämpfen. Er ist auf die Hilfe bestimmter Gruppierungen angewiesen, um andere Gruppierungen auszubooten. So ist Putin in den Anfangsjahren seiner Präsidentschaft massiv gegen korrupte und kriminelle Oligarchen vorgegangen, er konnte dies jedoch nur mit Hilfe anderer Oligarchen tun, die jetzt viel sicherer im Sattel sitzen als zuvor. Putin könnte auch niemals gegen jetzige Strukturen ankämpfen, da sie die Basis seiner Macht sind. Ein Wechsel in Russland wird es nicht mit einer Abwahl Putins geben, sondern wenn die Macht der jetzigen wirtschaftlichen Elite sich verschiebt.
@Schwabo
Nur weil Putin medial präsent ist heißt es nicht, dass er die alleinige Macht eines steinzeitlichen Clanfürsten hat. Leider fixiert man sich im Westen zu sehr auf die Person von Putin, als besser auf die russischen Befindlichkeiten im Allgemeinen. Wenn Putin weg ist, dann gibt es eben einen Neuen, ob er Medwedew oder anders heißt.
Zu Erdogan...
Er ist kein dummer Politiker und ich denke nicht, dass er den Abschuß des russischen Flugzeugs geplant hat. In allen Lagern gibt es jedoch Hardliner die ihr eigenes Ding machen und der Präsident muss den Kopf dafür hinhalten. Was soll er auch anderes behaupten, als das der Abschuß ok war!? Er versucht auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen, versucht gute wirtschaftliche Kontakte in den GUS Raum aufzubauen, das Türkentum zu betonen und die sunnitische Karte auf der arabischen Halbinsel zu spielen. Das ist zu viel!!!
Zu Demokratie!
Es ist schön, dass mit dem Finger immer wieder gerne auf Putin und Erdogan gezeigt wird, man aber den massiven Demokratieabbau der seit 2 Jahrzehnten im Westen stattfindet völlig außer acht lässt. Der Bürger fühlt sich einfach nur verarscht und frustriert, deswegen genießen Populisten im Westen so einen krassen Zulauf. Ob ein Trump, ein Front National, eine AfD oder Jobik... Die Bürger fühlen sich nicht ernst genommen und von einer Elite regiert, die so abgehoben ist, dass sie mit den Problemen der einfachen Bürger überhaupt nicht mehr in Verbindung steht. In den nächsten Jahren wird es sehr sehr "Lustig" werden in Europa, da braucht niemand hämisch gegenüber Russland und der Türkei zu spotten. Was in der Türkei und in Russland läuft ist übel, aber man darf nicht die Augen im eigenen Land verschließen!