ZITAT(Forodir @ 25. Jun 2023, 09:46)
Das sind durchaus ernst gemeinte Fragen meinerseits. Die gesamte Gesellschaft ist eher nach Links gerückt und es gibt da Bevölkerung die daran den Anschluss verloren hat.
Das ist die Frage. Ist die Gesellschaft wirklich nach links gerückt, oder ist sie schlicht und einfach nur offener geworden und toleranter geworden? Ist Offenheit und Toleranz links? Weil von den Werten her ist die Gesellschaft durchaus eher konservativ und bis auf einige Ausnahmen hat schon immer die CDU Wahlen gewonnen, mit ihren konservativen Werten. Und ich wette, dass sie auch die kommende Wahl wieder gewinnen wird. Hin und wieder, wenn den Leuten die CDU der Macht wegen zu arrogant geworden ist, wird SPD gewählt. Sonst immer mehrheitlich CDU.
Jüngst gab es doch diese Studie mit den Werten der Jugendlichen. Bei denen dreht sich die Uhr wieder rückwärts und man strebt mehrheitlich wieder althergebrachte Werte und Rollenbilder an. Aber immerhin bleibt die Offenheit und Toleranz und das ist auch ganz gut so, meine ich.
ZITAT(Forodir @ 25. Jun 2023, 09:46)
Das Witzige daran ist ja, dass die AFD zum Beispiel gerade für den sozialen Aufstieg und Anschluss insgesamt ja nichts anbietet. Es werden nur Sündenböcke gesucht (und gefunden). Deswegen habe ich nicht das Gefühl, dass selbst sinnvolle Politik überhaupt noch verfängt bei diesen Menschen.
Ja, sehe ich auch so. Diese Menschen hat es aber früher auch schon gegeben. Nur mangels Kommunikationsmittel hat man sie nicht gehört und nicht gesehen und somit kaum wahr genommen. Mal hatten sie mit der NPD geflirtet, mal mit den Republikanern und lokal mit verschiedenen komischen Akteuren. An vielen Stammtischen, je nach Kneipe, wurde schon immer AfD mäßig palavert. Die Absatzzahlen der Bild sprechen ja Bände. Hat man damals die Leute gefragt warum sie Bild lesen, hieß es meist wegen dem Sportteil. Und heute meinen viele AfDler, obwohl sie rechtsradikale Sprüche raus hauen, dass sie nicht rechtsradikal wären. Gleiches Spiel nur mit anderen Mitteln. Damals fehlten auch die Mittel diese Leute anzustacheln und auf die Straße zu bringen. Das ist der große Unterschied zu früher. Dass diese Leute heute aber lauter sind als jemals zuvor, hat auch mit unserer Offenheit und Toleranz zu tun, die das zulässt. Man könnte sie auch nieder knüppeln, so wie man in den 60ern so manche linke Demo nieder geknüppelt hat. Macht man heute aber nicht mehr und auch das ist gut so.
Insgesamt halte ich unsere Demokratie aber für nicht gefährdet. Eine Demokratie muss Extreme aushalten können und das tut unsere ja ganz gut. Diskussion kann ja nicht schaden. Und wenn die AfD übertreibt, na dann wird sie verboten und die Nasen lernen, wo die Grenzen sind.
ZITAT(SailorGN @ 25. Jun 2023, 12:48)
Auch wenns langsam in Richtung Off-topic driftet: "Bürokratieabbau" in D ist die Quadratur des Kreises. Denn die Bürokratie resultiert aus konkreten Bedürfnissen, in der Regel geht es um den Nachweis korrekten Handelns der Behörden. Im Bereich des Planungsrechtes (Bau- und Flächennutzungsplanung) hat erheblicher Druck aus der Bevölkerung über Jahrzehnte dazu geführt, dass selbst kleine Baugebiete zuvor mit Studien und Gutachten überzogen werden, damit ja kein Interesse irgendeiner beteiligten Gruppe ignoriert wurde. Ich sag nur "Schattenwurf" und "Geruchsgutachten". Diese Untersuchungsakribie und die Möglichkeit der Eingabe zum Plan (die WIRKLICH gelesen und beachtet werden) machen das Verfahren lang und "bürokratisch".
Das stimmt so nicht ganz. Die Pläne der einfachen EFHs werden kaum gelesen und das hat mit dem vereinfachten Verfahren zu tun, das es seit fast 20 Jahren gibt. Da vertraut man darauf, dass die Archtitekt:Innen das richtig machen und die müssen ihren Kopf dafür hin halten. Davor gingen selbst kleine Bauten durch alle Hände. Es hat sich also tatsächlich etwas getan in Sachen Bürokratieabbau. Genau gelesen wird eher bei größeren Bauvorhaben und die müssen oft, aber nicht immer, alle möglichen Nachweise erbringen. Das ist und war schon immer Tagesgeschäft der Architekt:Innen. 10% Kreativität, 90% Bürokratie und Organisation.
Die Erstellung von Bebauungsplänen läuft eigentlich recht unproblematisch, auch deswegen, weil man nur an unproblematischen Stellen Baugebiete ausweist. Es gibt natürlich Einzelfälle wo es mal kompliziert wird. Und dann gibt es Nachbarn, die einem das Leben schwer machen. Die unrühmlichen Ausnahmen sind auch die Infrastrukturprojekte. Ein EFH hat man oft in gut drei Monaten durch, ein Gewerbebau in 2 Jahren und große Infrastrukturprojekte zu oft in 30 Jahren bis zum ersten Spatenstich.