ZITAT(EK 89/2 @ 31. Jul 2014, 12:26)
Das wird eh noch ein riesen Problem, wenn der Krieg dort mal vorbei sein sollte.
Die Ukrainer mit denen ich so gesprochen habe, sind alle der Meinung, dass derzeit Russische Soldaten Krieg führen.
Die denken noch nicht einmal dran, dass da wirklich Ukrainer gegen Ukrainer kämpfen könnten.
Sicher kämpfen Ukrainer auf Seiten der "Pro-Russen" bzw. der Seperatisten, ob dies die überwiegende Mehrheit ist oder nicht, lässt sich schwer sagen und hängt auch vom Kampfgebiet ab. Die militärische und politische Führung (soweit es letzteres überhaupt gibt) ist heute praktisch alleine in Händen von Russen, vornehmlich Moskauer. Auch die meisten der militärischen Spezialisten (erfahrene Kämpfer, Panzerbesatzungen, Flugabwehrschützen etc.) sind Russe. Es gibt starke Indizien dafür, dass Truppen in Russland ausgebildet werden, dass viele der Waffen aus Russland über die Grenze kommen und dass die russische Armee mittels Artillerie in die Kämpf eingreift.
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Das Klima da auf beiden Seiten ist richtig vergiftet. Ich habe einige Bekannte in Russland und meine Freundin ist Ukrainerin.
War vor der Krim-Geschichte die Rivalität eher so wie zwischen Franken und Bayern oder Sachsen und Preußen, ist da jetzt richtig Hass auf beiden Seiten.
Das kommt allerdings auch durch die Informationen, die beide Seiten bekommen.
Ich bin mir nicht sicher, wieviel wirklicher Hass ist. Klar, bei den Extremisten. Es gibt aber viele Ukrainer, welche sich zwar einerseits als ukrainische Patrioten bezeichnen, auf der andererseits sich jedoch zur "russischen Kultur" dazugehörend fühlen bzw. diese schätzen, russische Literatur lesen, russische Musik hören, russische Freunde haben etc. Die haben nichts gegen Russen oder Russland, jedoch etwas gegen Putin und dessen neoimperialistische Politik. Gerade auf Seiten der Führung der Seperatisten ist ja auch die Ansicht verbreitet, dass es gar keine Ukrainer als eigenes Volk gebe, sondern dass es sich dabei lediglich um Westrussen handelt, die etwas vom Weg abgekommen sind und ein minderwertigen Dialekt sprechen.
Die politische Spaltung geht z.T. durch ganze Familien, gerade bei den russischsprachigen Ukrainer.
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Im Russischen Fernsehen überwiegen Bilder und Interviews mit Flüchtlingen. Es scheint da auch jenseits der Grenze bereits ettliche große Flüchtlingslager zu geben.
Auf Ukrainischer Seite sieht man halt Beerdigungen von Gefallenen Sodaten und zerstörte Städte oder es werden Waffen präsentiert, die aus Russland stammen sollen.
Es halt nicht klar wem man Glauben schenken kann.
Gefallene gibt es auf beiden Seiten und der Kampf wird im Donbas ausgetragen. Dort werden auch Häuser und die Fabriken zerstört sowie Zivilsten getötet.
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Übrigens die Ukrainer, zu denen ich Kontakt habe, erwarten sich weder von einer Allianz mit Russland, noch mit der EU besonders viel. Die sind sich schon bewußt, dass auf ihrem Rücken andere ihren Zwist austragen. Von den derzeit an der Macht befindlichen Politikern erwartet auch niemand eine wirkliche Verbesserung. Der neue Bürgermeister von Kiew wird auch nur als Witzfigur empfunden.
Das politische Klima zwischen der Ukraine und Russland ist massiv vergiftet und eine Allianz mit Russland ist wohl ausgeschlossen. Ein Staat kann schlecht mit einem anderen Staat, mit dem er faktisch im Krieg steht, eine Allianz eingehen. Das von Europa nichts zu erwarten ist, ist dagegen auch klar. Die europäischen Politiker sind vollkommen unfähig mit sicherheitspolitischen Herausforderungen umzugehen. Das es überhaupt zu diesem Krieg gekommen ist, hat sicherlich auch damit zu tun, dass Putin die europäischen Politiker für nicht ernstzunehmende Appeasment-Schafe hält, welche nicht in der Lage sind, auf militärische Bedrohung akkurat zu reagieren. Ich bin mir nicht so sicher, ob auch so reagiert hätte, wenn er davon hätte ausgehen müssen, dass sich Europa hinter die Ukraine stellt, diese z.B. mit Waffen beliefert und mit einer Stärkung der eigenen Streitkräfte reagiert hätte (und spreche hier nicht von einem Hochrüsten à la Kalter Krieg, goschi, sondern lediglich einer massvollen Stärkung durch Schliessung eigener Lücken in der Verteidung). Im Übrigen ist der Sturz von Janukowitsch auch eine Chance. Man hat die Möglichkeit zu einem Neubeginn. Dieser ist auch nötig. Die Ukraine sollte sich daran machen, die eigenen Staatsorgane von Grund auf neu aufzubauen.