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Vollansicht: Russischer Krieg in der Ukraine
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Sensei
Noch einmal zurück zum eigentlichen Thema:

Nein, es ist bei der Offensive der UA keine probate Strategie, den Russen eine Tür zur Flucht offen zu lassen. Weil...
1. Sie im Normalfall bei einer Flucht/Rückzug ihre Technik mitnehmen würden.
2. Gefangene Gegner besser sind als nur zurückgezogene Gegner.
Delta
Es gibt einen Unterschied zwischen Rückzug und Flucht.

"Rückzug" mit oder ohne Material erfolgt idR auf Befehl, ist zumindest etwas geplant und koordiniert. So eine Bewegung erhält Kampfkraft, ist aber ein Schwächemoment. Der Angreifer muss das in der Sitation ausnutzen, bevor sich diese Truppe neu vorlegen kann, Auffangsstellungen erreicht, durch Reserven abgelöst wird, etc. Sonst passiert nämlich tatsächlich das: Kampfkraft bleibt erhalten und kommt kurze Zeit später wieder zum Einsatz.

Flucht erfolgt nicht geplant, ist unkoordiniert hat eine eigene Dynamik, die die flüchtende Truppe weiter schwächt und auf andere Truppenteile überschwappen kann. Schwächer als auf der Flucht kann eine Truppe gar nicht sein, denn sie ist zu keinem koordinierten Widerstand mehr fähig und kann zerschlagen oder gefangen genommen werden. Wenn daher eine gegnerische Truppe Fluchtbewegungen zeigt, dann muss man das ausnutzen. Je nach Größe der Fluchtbewegungen muss sich der Angreifer Gedanken machen, ob er in der Phase eher kräfte- oder raumorientiert vorgeht (wenn nicht beides gleichzeitig geht).

Wenn ich die Wahl hätte, ob ich einen verteidigenden Gegner in seiner Stellung vernichten soll, oder in die Flucht schlagen kann, bei der ich nachsetzen kann, würde ich idR letzteres wählen. Der flüchtende Gegner verliert seinen Stellungsvorteil, den er zuvor als Verteidiger hatte und ist oft gezwungen, Gerät und logistische Einrichtungen/Vorräte zurück zu lassen.

In dem Kontext bitte ich meinen Post von heute Nacht zu verstehen. Im konkreten Fall stellt sich natürlich irgendwann die Frage, ob man russische Kräfte kampflos sich nach Russland zurückziehen lässt, wo dann eine weitere Verfolgung nicht mehr möglich ist. Aber das Risiko, dass der Krieg nicht (dauerhaft) vorbei ist, nur weil der letzte russische Soldat ukrainischen Boden verlassen hat, besteht immer, selbst wenn von denen , die jetzt eingesetzt sind, keiner mehr nach Hause kommt. Daher ist das Wiederherstellen der territorialen Integrität nur ein notwendiges Zwischenziel auf dem Weg zu einer dauerhaften Waffenruhe.
PeterPetersen
Audioaufnahme eines Funkspruchs von Prigozhyn
https://t.me/milinfolive/99706

Zumindest hört es sich nach ihm an:
- zuerst hört man einen abgefangenen UA Funkspruch wo diese davon sprechen einen verletzten Wagner Söldner zu „finishen“ weil sie keine Gefangenen nehmen (ob der echt ist oder nicht kann ich nicht sagen)
- danach sagt Prigozhyn sinngemäß, dass er keine Verletzung des Kriegsrechts duldet und daher Exekutionen von Gefangenen nicht genehmigen kann. Stattdessen sollen seine Söldner ab sofort alle Feinde auf dem Schlachtfeld vernichten, keine Gefangenen mehr




Salzgraf
ZITAT(Sensei @ 22. Apr 2023, 15:52) *
Dass gegen Ende April, und möglichst vor dem Fall von Bachmuth, die Offensive beginnen sollte, pfiffen ja die Vögel schon von den Dächern.
Noch werden wohl nur die Vorbereitungen laufen. Aber lange wird es wohl nicht mehr dauern.

--
Verstärkte Meldungen über ukr. Brückenköpfe Links des Dnepr:
https://twitter.com/Konflikt_Sicher/status/...QJHANQ&s=19

der Account ist mir noch nicht untergekommen, daher ist natürlich fraglich, wie er einzuschätzen ist.
Zur Meldung:
Dass auf den Inseln/Schwemmland vor Cherson Scharmützel stattfinden (und ggf. vorgeschobene Posten ggf. beider Seiten existieren) ist seit dem russischen Rückzug vom Nordufer des Dnjepr Thema.
Im Bewreich weiter östlich stellt sich die Frage nach dem militärischen Sinn, da ja nachschubtechnisch schwierig ist schweres Gerät zu übersetzen und zu versorgen.

--------------------
Prigoschin sieht auf Grund der Rasputitza die ukrainische Offensive erst in 10 Tagen (=Anfang Mai):
https://twitter.com/wartranslated/status/16...4048512/photo/2
Broensen
ZITAT(Salzgraf @ 23. Apr 2023, 22:30) *
Im Bewreich weiter östlich stellt sich die Frage nach dem militärischen Sinn, da ja nachschubtechnisch schwierig ist schweres Gerät zu übersetzen und zu versorgen.

Der Sinn kann dort eigentlich nur sein, russische Truppen anzulocken und zu binden, die man dann durch eine mechanisierte Offensive zum Asowschen Meer von der Versorgung abschneiden kann.
Madner Kami
ZITAT(Broensen @ 23. Apr 2023, 23:48) *
ZITAT(Salzgraf @ 23. Apr 2023, 22:30) *
Im Bewreich weiter östlich stellt sich die Frage nach dem militärischen Sinn, da ja nachschubtechnisch schwierig ist schweres Gerät zu übersetzen und zu versorgen.

Der Sinn kann dort eigentlich nur sein, russische Truppen anzulocken und zu binden, die man dann durch eine mechanisierte Offensive zum Asowschen Meer von der Versorgung abschneiden kann.


Davon würde ich auch ausgehen, das ist ein Gambit. Entweder kann man Russen von anderswo weglocken oder man merkt die Russen machen genau das nicht und kann das dann vielleicht in der Chersonregion ausnutzen.
goschi
so lange die Verluste gering sind, kann man mit so einer Aktion nur gewinnen.
Entweder bindet man russische Kräfte oder kann selber in der Region agieren und russische Versorgung und Sicherung stören.

Damit schwächt man die Russen sowieso und im besten Fall schafft man direkt die Basis für ein robustes Übersetzen von Kräften, nicht nur kleinstufiges Einsickern und kann damit eine aktive Front eröffnen.
Holzkopp
Im Hinblick auf die Vorbereitung der anstehenden Offensice ist es gewiss auch nützlich, die Unsicherheit der Russen zu steigern und ihnen keine Hinweise zu liefern wo sie mit massiven Angriffen rechnen müssen.
Oder ihnen durch solche Vorstöße zu zeigen, dass es mehr Optionen gibt als sie kräftemäßig abdecken können.

Daneben kann man diese Vorstöße ja auch für Aufklärung nutzen. Und wenn die Gegenreaktion zu stark wird zieht man sich wieder zurück.

Ich sags mal unmilitärisch: den Russen an so vielen Stellen wie möglich auf den Sack gehen, sie zu verunsichern, ihre Aufmerksamkeit zu binden und ihre Kräfte zu zersplittern und ihr Lagebild zu vernebeln kann sinnvoller Teil von Vorbereitungsaktionen sein.
tommy1808
ZITAT(HerrRossi @ 23. Apr 2023, 10:40) *
ZITAT(Panzerpionier @ 23. Apr 2023, 10:16) *
So wie es Sensei auch ausgeführt hat, sollte man gegnerische Truppen wann immer möglich gefangen nehmen. Zum einen um sie gegen gefangene ukrainische Soldaten einzutauschen und zum anderen gebietet das auch die Menschlichkeit.
Ich bin zwar ein sehr großer Anhänger von überlegener Feuerkraft auf dem Gefechtsfeld, so wie es z.B. die US Army heutzutage auch ist, um im harten Gefecht den Feind mit geringen eigenen Verlusten schlagen zu können, aber selbstverständlich ist ein zerschlagen/vernichten eines bereits geschlagenen oder in Auflösung befindlichen Gegners auch nicht in Ordnug und nicht zu tolerieren.

Da gehören auch immer noch zwei dazu. Ich sehe immer wieder Videos, in denen Ukrainer Gräben und andere "Unterkünfte" säubern. Diese sind meist nur noch mit ein oder zwei RU-Soldaten besetzt und die wehren sich verbissen. Sprich da wird bis zum eigenen Tod gekämpft, obwohl die Situation aussichtslos erscheint. Warum die RU-Soldaten nicht aufgeben und lieber sterben als sich gefangen nehmen zu lassen, kann viele Gründe haben


Gab es da ganz am Anfang nicht die Geschichte bei der russische Truppen mit einer Panzerabwehrrakete auf frisch gefangen genommene Kameraden gefreuert haben um den zu ersparen von den Ukrainern zu Tode gefoltert zu werden?
Für die, die sowas glauben ist kämpfen bis zum Schluss sicherlich attraktiver als sich gefangen nehmen zu lassen.

Gruß
Thomas
Freestyler
ZITAT(Salzgraf @ 23. Apr 2023, 22:30) *
ZITAT

Verstärkte Meldungen über ukr. Brückenköpfe Links des Dnepr:
https://twitter.com/Konflikt_Sicher/status/...QJHANQ&s=19

der Account ist mir noch nicht untergekommen, daher ist natürlich fraglich, wie er einzuschätzen ist.

Der hat die Originalmeldung des ISW übersetzt wink.gif Ansonsten ist der Mann hinter dem Account ein peinlicher Selbstdarsteller und Möchtegernexperte, indikativ für die deutsche sicherheitspolitische Landschaft (ich hab den schon mehrfach bei Online-Seminaren und online übertragenen Diskussionen erlebt, die durch die Gesellschaft für Sicherheitspolitik durchgeführt wurden).
Salzgraf
ZITAT(tommy1808 @ 24. Apr 2023, 07:19) *
ZITAT(HerrRossi @ 23. Apr 2023, 10:40) *
ZITAT(Panzerpionier @ 23. Apr 2023, 10:16) *
So wie es Sensei auch ausgeführt hat, sollte man gegnerische Truppen wann immer möglich gefangen nehmen. Zum einen um sie gegen gefangene ukrainische Soldaten einzutauschen und zum anderen gebietet das auch die Menschlichkeit.
Ich bin zwar ein sehr großer Anhänger von überlegener Feuerkraft auf dem Gefechtsfeld, so wie es z.B. die US Army heutzutage auch ist, um im harten Gefecht den Feind mit geringen eigenen Verlusten schlagen zu können, aber selbstverständlich ist ein zerschlagen/vernichten eines bereits geschlagenen oder in Auflösung befindlichen Gegners auch nicht in Ordnug und nicht zu tolerieren.

Da gehören auch immer noch zwei dazu. Ich sehe immer wieder Videos, in denen Ukrainer Gräben und andere "Unterkünfte" säubern. Diese sind meist nur noch mit ein oder zwei RU-Soldaten besetzt und die wehren sich verbissen. Sprich da wird bis zum eigenen Tod gekämpft, obwohl die Situation aussichtslos erscheint. Warum die RU-Soldaten nicht aufgeben und lieber sterben als sich gefangen nehmen zu lassen, kann viele Gründe haben


Gab es da ganz am Anfang nicht die Geschichte bei der russische Truppen mit einer Panzerabwehrrakete auf frisch gefangen genommene Kameraden gefreuert haben um den zu ersparen von den Ukrainern zu Tode gefoltert zu werden?
Für die, die sowas glauben ist kämpfen bis zum Schluss sicherlich attraktiver als sich gefangen nehmen zu lassen.


mag sicher auch geben. Andererseits gibt es Videos, wo sich Soldaten beschweren, daß sie irgendwo in der Pampa sitzen statt an der Front eingesetzt zu werden. Ich gehe davon aus, daß ein gewisser Teil der Soldaten echt an die russische Mission glauben und daher kämpfen.
Glorfindel
zu den Ukrainern am linken Ufer des Dnepr beim Oblast Cherson:

Seit Tagen (bzw. spätestens seit dem 22. April 2023) gibt es, insbesondere von Seiten russischer Mil-Blogger, Meldungen über Ukrainer auf der linken Dneprseite. Ich habe dazu mich noch nicht gross geäussert, da abgesehen davon, relativ wenig bekannt war und ich auf eine Bewertung verzichten wollte (ob es sich um reine Kommandoaktionen, eine grössere Aktion, ein Ablenkungsangriff oder was auch immer).

Tatsache ist, dass die Ukrainer auf der linken Seite des Dneprs bei Cherson operieren und dass das Ufer teilweise nicht mehr kontrollieren. Das ist mittlerweile auch durch Bilder belegt. Auch belegt ist, dass die Russen Ziele auf der linken Seite des Dnepr mit Artillerie beschiessen, was sie wohl nicht tun würden, wenn es von ihnen selber gehalten würde. Allerdings handelt es sich um sumpfiges Gelände, welches von den Ukrainern gehalten wird und die Ukrainer verfügen auf der linken Seite wohl noch über keine schweren Mittel, sondern sie sind mit Booten angelandet und werden wohl auch mit Booten versorgt.

Tatsache ist aber auch, dass die Ukrainer im südlichen Frontabschnitt wieder in der Lage sind, gewisse Geländefortschritte zu erzielen.

ZITAT
Russian milbloggers have provided enough geolocated footage and textual reports to confirm that Ukrainian forces have established positions in east (left) bank Kherson Oblast as of April 22 though not at what scale or with what intentions. Geolocated footage published by a Russian milblogger on April 22 shows that Ukrainian forces have established positions on the Dnipro River bank north of Oleshky (7km southwest of Kherson City) and advanced up to the northern outskirts of the settlement on the E97 highway, as well as west of Dachi (10km south of Kherson City). This footage also indicates that Russian forces may not control islands in the Kinka and Chaika rivers less than half a kilometer north of the geolocated Ukrainian positions near the Antonivsky Bridge. (...) Russian forces may be prioritizing maintaining defenses in urban areas such as Oleshky and Nova Kakhovka, leaving the islands in the Dnipro River delta unmanned. The extent and intent of these Ukrainian positions remain unclear, as does Ukraine’s ability and willingness to maintain sustained positions in this area. ISW is recoding territory on the east bank of the Dnipro River to Ukrainian-held only now because this is the first time ISW has observed reliable geolocated imagery of Ukrainian positions on the east bank along with multi-sourced Russian reports of an enduring Ukrainian presence there.

https://www.understandingwar.org/background...t-april-22-2023
Seneca
Die Ukraine rüstet Einheiten mit einer Eigenproduktion einer z.B. für Grabenkrieg geeigneter automatischen Waffenstation aus. Wärmebildkamera und Laserentfernungsmesser sind integriert, als Waffe können MGs bis 12,7mm oder Granatwerfer verwendet werden.
Mit Übersetzungsfuntion gut lesbar :
https://censor.net/ua/video_news/3414090/bo...i_brygady_video
PeterPetersen
Guardian
Wagner mercenary admits ‘tossing grenades’ at injured Ukrainian PoWs
https://www.theguardian.com/world/2023/apr/...MP=share_btn_tw

Das ist der gleiche ex-Söldner der im besoffenen Zustand Gulagu.net ein interview gab und dort ähnliche/gleiche Verbrechen beschrieb
Adler1986
Hallo, ich lese hier seit längerem immer Mal mit, erstmal vielen Dank für die Infos. Hier kriegt man ja doch immer wieder ganz gute Hinweise und Quellen, die ein relativ realistisches Bild vermitteln.

Ich habe trotzdem Mal ein paar Fragen, die mich die letzte Zeit öfters Mal beschäftigt haben:

1. Das Thema Verluste (ich meine weniger die materiellen, sondern eher personell). Natürlich liegt ja auf der Hand, dass es enorme Schwierigkeiten gibt, die Verluste auf beiden Seiten zu erfassen beziehungsweise bei aller Propaganda, Verschleierung etc. eine realistische Einschätzung zu erhalten. Dennoch finde ich die Unterschiede bzgl. der Zahlen und Verhältnisse zum Teil schon irrsinnig. Wenn ich aus allen (auf mich einigermaßen seriös wirkenden) Quellen einen Querschnitt bilde, würde ich bei einem Verhältnis von ca. 2:1 kommen (also Verluste russischer und prorussischer Streitkräfte ca. doppelt so hoch, vielleicht sogar tendenziell noch eher mehr als weniger). Liegt ich in der Annahme damit grob richtig? Allein wenn man die durch Oryx ja ganz gut dokumentierten Verlust-Abschuss-Verhältnisse bezüglich Panzer anschaut, sieht man ja eine relativ klare, eigentlich quasi sogar eine noch deutlichere Tendenz.
Ich finde in dem Zusammenhang höchst unglücklich, dass in nicht wenigen Texten oder Aussagen kaum klar definiert ist, ob es sich um gefallene Soldaten oder "unwiederbringliche" Verluste (also ggf. inklusiver schwerer Verletzung, Vermisste, Gefangene) handelt, das ist manchmal wirklich verwirrend. Auch bei Bachmut schwanken die Zahlen enorm, manche Quellen deuten auf ein Vielfaches an russischen Verlusten hin, andere sagen das wäre in etwa ausgeglichen bzw einmal habe ich sogar gelesen, dass die Ukrainer mehr verlieren (ich weiß nicht mehr die Quelle, aber das war jetzt irritierenderweise nicht so eine klassische Propaganda-Quelle, sondern irgendeine Zeitung aus dem Mainstream). Mir ist klar, dass wohl auch hier keiner exakte Daten liefern kann, aber ich wollte einfach Mal nach eurer Einschätzung fragen.

2. Die russische Luftwaffe hat zwar auch schon nennenswerte Verluste erlitten, dürfte aber materiell verglichen mit beispielsweise der Panzerwaffe noch relativ große Bestände haben und hält sich weitgehend zurück. Liegt dies wirklich daran, dass aus Angst vor der Luftabwehr und enorm kostspieligen Ausfällen die Luftwaffe kein so großer Faktor im Krieg ist? Und könnte sich die Risikobereitschaft erhöhen, wenn die ukrainische Offensive wirklich Mal läuft und (wie erhofft) Durchbrüche mithilfe von Panzerverbänden erzielt werden?

3. Vor dem Krieg bzw. im Anfangsstadium gab es reichlich Berichte über verheerende russische Waffen. Klar dürfte sein, dass Russland viel Stärke vorgespielt hat und eklatantere Mängel als erwartet hat. Vieles existiert möglicherweise tatsächlich nur auf dem Papier. Trotzdem müsste die russische Armee doch Systeme wie die TOS1 oder TOS2 in gewisser Zahl im Bestand haben, oder? Zwar gibt es vereinzelt Berichte von Einsätzen, aber so richtig scheinen diese Waffen kein allzu großer Faktor zu sein. Ich verstehe es nicht so ganz, nach meinem Verständnis als Laie mit groben Beschreibungen aus Presse, Wikipedia & Co müssten die Dinger doch an so einem befestigten Punkt wie Bachmut mit ein paar Salven den Verteidiger selbst in Bunkern und befestigten Stellungen nahezu vollständig ausschalten, oder? (Scheinbar ja nicht, aber vielleicht kann jemand mit mehr Ahnung das ja Mal kurz anreissen)

Falls wer zu einem oder mehreren der Punkte was wissen sollte; ich freue mich über jede Information. smile.gif
PeterPetersen
Zu 1)
Da können wir alle nur raten. Zu UA Verlusten kenne ich nur eine halbwegs glaubwürdige Quelle, das ist der Leak von NATO slides der in den letzten Wochen in den Nachrichten war.
Bei den Russen gibt es ein Projekt von Mediazona und BBC das sämtliche Nekrologe/ Traueranzeigen zähl die eindeutig als Kriegsgefallene identifizierbar sind. Die sind mittlerweile bei knapp 20k angenommen
https://en.zona.media/article/2022/05/20/casualties_eng

Jetzt kannst du schätzen was du glaubst wieviele Gefallene keine Traueranzeige bekommen. Ich halte eine Faktor von 2,5-3 für plausibel. Also rund 60k Gefallene, aber das ist nur meine Meinung.

Zu 2)
Fakt ist das RU Luftwaffe relativ wenig Wirkung entfalten konnte. Denen scheint es an moderner Munition und Ausbildung zu fehlen. Abwurf von dummen Bomben, wie in Syrien, würde in der Ukraine nicht funktionieren auf Grund von Flugabwehr.
Man könnte noch spekulieren, dass die Luftwaffe benötigt wird um die NATO vor möglichen Intervention abzuschrecken.

Zu 3)
Russland hat eindrucksvoll gezeigt, dass es eine Paradearmee hat.
TOS ist von deinem Konzept her hirnrissig. Es hat eine Reichweite von 6km. Um gegen ukrainische Stellungen zu wirken müsste es also in meisten Fällen sich in die Reichweite von UA Artillerie begeben. Damit kann man höchstens umzingelte Stellungen bekämpfen die weit hinter der Frontlinie liegen
Glorfindel
Zu 1. Wenn man die nachrichtendienstlichen Meldungen ansieht, die in den Umlauf gelangen, dann dann wird auf ukrainischer Seite von 100'000 bis 150'000 Verletzten und Toten bzw. von 15'000 bis 18'000 Toten und auf russischer Seite von 200'000 bis 250'000 Verletzten und Toten und zwischen 35'000 und 60'000 Toten ausgegangen, wobei es sich wohl um Mindestzahlen handelt. Es stellt sich tatsächlich die Frage, wie viele der Verletzten wieder zurück an die Front kommen. Vermutlich einige. Es ist ziemlich klar, dass die Verluste der Russen grösser sind und zwar geschätzt etwa in einem Faktor 1.5 bis 2.5.

Zu Bakhmut: Die Russen haben sicherlich auch in Bakhmut höhere Verluste als die Ukrainer. Dies aus verschiedenen Gründen. 1. Ist der Verteidiger im überbauten Gebiet im Vorteil (und dann kann HistoryLegends noch soviel dagegen sagen, es ist aber so). und 2. hätten die Russen Bakhmut schon längst gänzlich erobert, wenn sie weniger Verluste als die Ukrainer dort hätten. Es wäre dann auch notwendig gewesen, dauernd neue Truppen dort hin zu schicken.

Zu 2. In Teilbereichen hat die russische Luftwaffe auch erhebliche Verluste erlitten, z.B. listet Oryx alleine schon 30 SU-25, 20 SU-34 und 34 Ka-52 und 11 Mi-28 auf. Es dürfte aber noch weitere Verluste geben, die (noch) nicht fotographisch dokumentiert sind. Dazu kommen die mit den Flugzeugen (oder auch sonst) verlorenen Piloten, welche auch nicht so auf die Schnelle ersetzt werden können.

Und ja, die russische Luftwaffe hat augenscheinlich Angst vor der ukrainischen Luftabwehr. Ich glaube nicht, dass wir viel mehr Einsatz sehen werden bei einer allfälligen ukrainischen Bodenoffensive. Eine solche wird ebenfalls von Luftabwehr kurzer Reichweite wie auch mittlerer und grosser Reichweite geschützt werden. Wir haben auch bei anderen Offensiven der Ukrainer kein gefechtsentscheidenden Einsatz der russischen Luftwaffe gesehen, auch wenn die Russen nun dazu übergegangen sind, satellitengesteuerte Bomben einzusetzen, was die Effektivität der russischen Luftwaffe etwas verbessert hat.

Zu 3. TOS-1A ist bereits sehr selten, vielleicht ein paar wenige Dutzend Exemplare, und TOS-2 habe ich noch nirgends gesehen, weshalb ich Zweifel habe, dass TOS-2 überhaupt eingeführt ist. Ich habe vor ein paar Jahren zu TOS-1A folgendes geschrieben (immer wieder interessant, was ich da so finde, was ich schon Mal geäussert habe, aber vergessen)
ZITAT(Glorfindel @ 25. Jun 2009, 17:21) *
(...)
Die Idee hinter dem TOS-1 ist sicherlich auch, dass man ein Mittel hat gegen Ziele, welche durch den Beschuss von Direktschusswaffen und gegen Splitter gut geschützt sind, u.a. gegen eingegrabene Truppen, welches von von vordersten Kampftruppen an entscheidenden Stellen direkt eingesetzt werden kann. Gegen die verwendete Art von Brandmunition (konkret wird ein Luft-Benzin-Aerosol zur Explosion gebracht) können sich Infanteristen nur sehr schlecht schützen. Im weiteren kann er natürlich auch zur Minen/IED-Räumung benutzt werden.

Organisatorisch sind die TOS-1 in den Flammenwerferbataillonen ("Chemische Truppen, weil Brandwaffen bei den Sowjets/Russen von den Chemischen Truppen eingesetzt werden) auf iirc Stufe Front bzw. Militärbezirk zu finden. Allerdings wurden nur Systeme für ein oder zwei Bataillone beschafft. Dort wo er eingeführt worden ist, ersetzte er den T-55-Flammenwerferpanzer (auch wenn natürlich die Kampfkraft und die Fähigkeiten des TOS-1 viel grösser sind). Das Trägerfahrzeug ist nicht weiter aussergewöhnlich, man hat dafür einen T-72 genommen. Es ist davon auszugehen, dass man Original-T-72-Untersätze genommen hat. Genau deshalb, weil der TOS-1 im Einsatz an wichtigen Stellen an Fronteinheiten direkt unterstellt wird, wurde eine starke Panzerung und Geländegängigkeit für notwendig befunden. Je weiter vorne, desto exponierter. Weil er eben den Fronteinheiten direkt unterstellt wird und (vermutungsweise) wenn möglich auf Sichtweite eingesetzt wird, ist eine hohe Reichweite nicht notwendig. Schon rein organisatorisch ergibt sich deshalb, dass über den TOS-1-Einsatz auf sehr hoher Stufe entschieden wird, selber eingesetzt werden sie allerdings auf tiefer Stufe. Eingesetzt wird er wohl in der Regel nur an ganz entscheidenden Abschnitten.
(...)

Der Einsatz von TOS-1A ist problematisch. Er wird (gemäss Doktrin) einer BTG unterstellt (ein bis vier Fahrzeuge) und soll dann, sobald die BTG auf Widerstand stösst, diesen wegblasen. Der BTG direkt unterstellt wird er deshalb, weil dadurch der rasche und effiziente Einsatz gewährt werden soll. Eingesetzt wird er auch, um befestigte Stellungen aufzubrechen.
Tauglichkeit5
Franz Stefan Gady über die anstehende Offensive, Verluste und Munition: NY Magazin Auszug:

[...] Es gibt offensichtlich einige Bereiche an vorderster Front, die für eine erfolgreiche Offensive mehr Sinn machen würden als andere - insbesondere der Süden und die Zaporizhzhia-Region und um Melitopol, wo die Ukraine im Wesentlichen die russische Frontlinie spalten könnte. Ich denke, es wird wahrscheinlich nicht nur einen großen Schub geben, aber eine Reihe verschiedener, kleinerer drängt sich entlang der Front, um die russischen Streitkräfte auszustrecken, was es den Russen nicht erlauben würde, ihre operativen Reserven in einem bestimmten Sektor zu konzentrieren. Es könnte also einige Operationen im Norden geben - einige Festsetzungen, militärische - wo es vielleicht zu Sondierungsangriffen kommen wird. Und dann sieht man, wie weit diese gehen werden, und dann haben Sie einen weiteren Sondierungsangriff in einem anderen Sektor der Front und dann vielleicht den großen Schubs woanders.

Wie sähe die Zeitleiste für diese Art von Operation aus?

Wenn man sich vergangene ukrainische Offensiven anschaut, hat man das Beispiel von Kherson und hat das Beispiel Charkiw. Ich denke, das wird viel mehr wie Kherson aussehen. Es wird also ein langsamer, stetiger Fortschritt sein, der eher von Abnutzung als von einer Blitzoffensive dominiert wird, wie wir sie in Charkiw gesehen haben. Aber es gibt eine Chance - und ich habe kürzlich darüber in geschrieben - dass es sich in eine blitzsohafte Offensive verwandelt. Die Russen haben mit wenigen Ausnahmen ein geschichtetes Verteidigungssystem entlang der meisten Frontlinie aufgebaut. Die Ukrainer werden versuchen, diese Schwachstelle zu finden und dann ihre gepanzerte Säule durch sie zu schieben. Aber das Problem ist, dass es für die Ukrainer extrem schwierig sein wird, diese Verteidigungslinien zu durchbrechen, wenn die Russen einen starken Widerstand stoßen. Und das Brechen der ersten Verteidigungslinie sagt dir nicht wirklich viel. Die Ukrainer hatten normalerweise keine Probleme, die anfänglichen russischen Frontlinien zu durchbrechen. Das Hauptproblem, das die Ukrainer hatten, ist, wie man diese Verletzung ausnutzt. Haben sie genug Feuerkraft, genügend verfügbare Reserven, um die Dynamik einer Offensive aufrecht zu erhalten?

Im Idealfall wollen die ukrainischen Generalstabe eine gewisse Form der Lähmung im russischen Kommando und der Kontrolle und dann der Lähmung der russischen Militärführung schaffen, was Panik in der Basis der russischen Streitkräfte mit den Russen schafft, die am Ende skaten. Historisch gesehen geschah dies durch tiefe gepanzerte Stöße wie im Mai 1940, als die Deutschen in Frankreich einmarschierten. Die Ukraine will Kommunikationsleitungen schneiden, wichtige Kreuzungen beschlagnahmen, logistische Drehkreuze im Heck beschlagnahmen, das militärische Hauptquartier beschlagnahmen und versuchen, die Einkreisung dieser Fronttruppen einzukreisen oder zumindest zu bedrohen und sie zum Rückzug zu zwingen.

Hat die Ukraine eigentlich die Fähigkeit, das gerade jetzt zu tun?

Das ist schwer zu beurteilen. Es gibt einen sehr begrenzten Datensatz, mit dem man arbeiten kann. Ich war schon oft in der Ukraine und habe nur bestimmte Sektoren der Front überwacht. Ich war nicht in der Lage, mit jedem einzelnen Brigadekommandanten, jedem einzelnen Offizier, zu sprechen. Man bekommt verschiedene Bilder auf taktischer Ebene dessen, was wirklich passiert. Aber was ich zum Beispiel nicht gesehen habe, ist eine anhaltende Kampagne der Ukrainer, die zumindest versucht, die Russen entlang der Front in die Defensive zu bringen.[...]
Sensei
zu 1.) Wurde schon ganz gut abgehandelt. Meine Schätzung wäre auch ein Verlustverhältnis von 2.5-3 zu 1 .
Ja, die fehlende Trennung zwischen KIA und WIA hilft da auch nicht :/

Außerdem zu beachten: Bei den Russen dürfte die Wiederkehrerquote deutlich geringer und die KIA Quote deutlich höher sein. Bedingt durch die Nichtachtung auch des Lebens der eigenen Soldaten und der schlechteren medizinischen Versorgung.

zu 2.) Auch hier haben die anderen schon viel abgedeckt.
Ergänzung:
Die Effizienz der RU Luftwaffe wird auch stark durch schlechte Aufklärungsmittel, schlechte Integration in die Befehlsabläufe der Bodenstreitkräfte (fehlende I und schlechte Wirkmittel geschuldet.

Mit einem Rocket-Pod Angriff auf einen Schützengraben kommt man in der Ukraine nicht weit.

Und diese 3 Defizite werden sich auch bei einem Durchbruch von UA Truppen nicht verringern - sondern nur noch schwerer auswirken. Man wird Ziele noch schwerer identifizieren und zuweisen können. Und sich bewegende Ziele noch schwerer wirkungsvoll angreifen können.

zu 3.) Auch ein TOS ist kein "Töte alles" Button.
Zumal die vorderen Stellungen der Ukrainer eher dünn besetzt sind. Die vorderen Gräben sind eher von einzelnen Gruppen oder Doppelgruppen besetzt als von Zügen oder Kompanien.

Die fehlende Reichweite gefährdet die TOS auch sehr. Sie kommen selbst in die Bekämpfungsreichweite von Kamikazedrohnen (da gibt es ein Video eines Angriffs) und von ATGM. Bei Oryx gibt werden 6 TOS aufgelistet.
Und im Verhältnis dazu werden sie auch gar nicht soo selten eingesetzt. Gibt schon einige Videonachweise von TOS Nutzungen. Allerdings wurde auch bei keinem davon ein (lokaler) Frontzusammenbruch erreicht.
Glorfindel
Zu 1. ist noch zu sagen, dass die Russen ein schlechteres Verhältnis von Verwundeten zu Toten haben. Ein Grund dafür dürfte die russische Einstellung sein, welche Sanitätsdienst für bicht sehr wichtig erachtet, was bereits beim persönlichen Verbandsmaterial beginnt.

Zu 3. Ja, TOS-1A hat zwar eine beeindruckende Feuerkraft, die Reichweite ist aber viel zu kurz und das Fahrzeug zu teuer.
PeterPetersen
WAJ
Iran Ships Ammunition to Russia by Caspian Sea to Aid Invasion of Ukraine
https://www.wsj.com/articles/iran-ships-amm...kraine-e74e8585
muckensen
Ein ukrainischer Soldat berichtet der 'New York Times' von seinen Erfahrungen an der Front: "I cry quietly."

Eindrucksvoll. sad.gif
PeterPetersen
ZITAT(muckensen @ 25. Apr 2023, 02:58) *
Ein ukrainischer Soldat berichtet der 'New York Times' von seinen Erfahrungen an der Front: "I cry quietly."

Eindrucksvoll. sad.gif

Sehr authentisch und Eindrucksvoll sad.gif


Kann jemand sagen ob das hier stimmt?
https://twitter.com/pati_marins64/status/16...ilN3ClGlXENs95g

Demnach sollen die meisten westlichen Panzer die nun geliefert werden nur Gen. 1 Thermals haben die sogar dem „1PN96MT-02“ im modernisierten T-62 unterlegen sind?
Merowinger
Mit einem Bild von www.kotsch.org ist die Frage hier nicht am völlig falschen Ort gestellt. Für mindestens Leo A6 scheint der Tweet aber nicht zuzutreffen:
ZITAT
Mit dem PERI R17A2 und dem integrierten Wärmebildgerät TIM (Thermal Imaging Modul) wird ab dem Leopard 2A5 die Führbarkeit bei Nacht erleichtert. Zur besseren Rundumsicht wurde es an die linke Lukenseite des Kommandanten verlegt. Der Ausblickkopf des PERI ist erhöht aufgesetzt. Als Wärmebildmodul wurde das OPHELIOS-P verbaut, dessen Bild über einen Monitor direkt unterhalb der Winkelspiegel ausgegeben wird.
https://de.wikipedia.org/wiki/Leopard_2
Delta
Die Leopard 2A4, die ich bis vor 15 Jahren gefahren bin, hatten alle noch das WBG X drin. Die müssten afaik auch noch im A5 verbaut sein. Wüsste jetzt auch nicht, dass das mal nachgerüstet wurde.

Es gibt mittlerweile bessere WBG auf dem Markt, insbesondere was die Auflösung (Anzahl Pixel) und Auflösung von Temperaturunterschieden angeht. Und es dauert ne viertel Stunde, bis das Ding mal endlich kalt genug ist und der Motor rappelt ständig vor sich hin.

Auf der anderen Seite reicht es für den Zweck - Aufklären von Kampffahrzeugen bis ca. 4000m und bekämpfen bis ca. 3000m - völlig aus. Insbesondere bei der Aufklärung ist es oft der Tagoptik (x12) überlegen. Und es ist wie die gesamte Richtschützenoptik voll stabilisiert. Daher sehe ich keinen Nachteil gegenüber irgend nem russischen Panzer aus den 60er/70er-Jahren. Der Kommandant kann auch noch selbst mit durchschauen, was bis A4 etwas dafür kompensiert, dass das Peri dort keine eigene Nachtsichtfähigkeit hat.

Bei WBGs neuerer Generation, durch die auch auch schon gucken durfte ist man so weit, dass z.B. die Schrift eines Nummernschild auf paar Hundert Meter zu lesen ist, weil der Temperaturunterschied zwischen schwarzer und weißer Farbe aufgelöst werden kann, oder dass man die Augen hinter einer Brille sehen kann. Beim WBG X sieht man umrisshaft das Nummernschild und sieht, dass der Kopf ne Brille aufhat. Aber das Ziel ist auch dort gut zu sehen.

Ich hatte an anderer Stelle schonmal geschrieben, dass das WBG X reichweitenverringernde Probleme bei Nebel, Regen (mit Wind) oder Schneefall hat, insbesondere, wenn die Detektorscheibe mit (kalter) Feuchtigkeit beaufschlagt wird. Inwieweit da neuere WBG besser sind, kann ich nicht beurteilen.
Denny_Crane
ZITAT(General Gauder @ 24. Apr 2023, 16:16) *
Nun es ist wohl auch eine Frage des Anspruchs den man an das Medium stellt, bzw. wie man Informationen verarbeitet die Videos von Thorsten Heinrich bezüglich der Ukraine sind schon nicht schlecht, ich habe aber ein ganz anderes Problem, Thorsten Heinrich ist eine sehr schwierige Person dessen politische Ansichten sich so überhaupt nicht mit den meinen decken und deshalb möchte ich ihn nicht mit meinem click unterstützen, aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.



Welche Politische Einsichten meinst du denn? Dass er sich aktuell am nächsten bei der FDP sieht??

Oder hast du nur Halbwissen und hast nur mal gehört, er war in der AFD?
Dass er Ende 2014 ausgetreten ist, als Russland die Krim annektierte und der Russlandfreundliche Kurs der AFD ihn so sehr störte war dir unbekannt?
Oder ist die 2014er AFD identisch mit der aktuellen AFD?

Lange Rede,kurzer Sinn, entweder sind dir gewisse Infos nicht bekannt oder du wirfst ihm Äpfel vor, die damals aber noch Birnen waren biggrin.gif

So oder so, wer hervorragend über die aktuelle Situation in Russland und Ukrainekrieg informiert werden will, ist bei Torsten bestens aufgehoben.
Besonders deutschsprachig dürfte es keinen besseren geben. (Falls jemand einen besseren kennt, bitte schreiben, schaue mir dass dann auch gerne an)
vhartman
ZITAT(Glorfindel @ 24. Apr 2023, 11:06) *
zu den Ukrainern am linken Ufer des Dnepr beim Oblast Cherson:

Seit Tagen (bzw. spätestens seit dem 22. April 2023) gibt es, insbesondere von Seiten russischer Mil-Blogger, Meldungen über Ukrainer auf der linken Dneprseite. Ich habe dazu mich noch nicht gross geäussert, da abgesehen davon, relativ wenig bekannt war und ich auf eine Bewertung verzichten wollte (ob es sich um reine Kommandoaktionen, eine grössere Aktion, ein Ablenkungsangriff oder was auch immer).

Tatsache ist, dass die Ukrainer auf der linken Seite des Dneprs bei Cherson operieren und dass das Ufer teilweise nicht mehr kontrollieren. Das ist mittlerweile auch durch Bilder belegt. Auch belegt ist, dass die Russen Ziele auf der linken Seite des Dnepr mit Artillerie beschiessen, was sie wohl nicht tun würden, wenn es von ihnen selber gehalten würde. Allerdings handelt es sich um sumpfiges Gelände, welches von den Ukrainern gehalten wird und die Ukrainer verfügen auf der linken Seite wohl noch über keine schweren Mittel, sondern sie sind mit Booten angelandet und werden wohl auch mit Booten versorgt.

Tatsache ist aber auch, dass die Ukrainer im südlichen Frontabschnitt wieder in der Lage sind, gewisse Geländefortschritte zu erzielen.

ZITAT
Russian milbloggers have provided enough geolocated footage and textual reports to confirm that Ukrainian forces have established positions in east (left) bank Kherson Oblast as of April 22 though not at what scale or with what intentions. Geolocated footage published by a Russian milblogger on April 22 shows that Ukrainian forces have established positions on the Dnipro River bank north of Oleshky (7km southwest of Kherson City) and advanced up to the northern outskirts of the settlement on the E97 highway, as well as west of Dachi (10km south of Kherson City). This footage also indicates that Russian forces may not control islands in the Kinka and Chaika rivers less than half a kilometer north of the geolocated Ukrainian positions near the Antonivsky Bridge. (...) Russian forces may be prioritizing maintaining defenses in urban areas such as Oleshky and Nova Kakhovka, leaving the islands in the Dnipro River delta unmanned. The extent and intent of these Ukrainian positions remain unclear, as does Ukraine’s ability and willingness to maintain sustained positions in this area. ISW is recoding territory on the east bank of the Dnipro River to Ukrainian-held only now because this is the first time ISW has observed reliable geolocated imagery of Ukrainian positions on the east bank along with multi-sourced Russian reports of an enduring Ukrainian presence there.

https://www.understandingwar.org/background...t-april-22-2023

Ich glaube es ist ein täuschungs Manöver, vor dem grossen Zapfenstreich. Bin mir sicher der grosse Streich kommt im Mai
Madner Kami
ZITAT(vhartman @ 25. Apr 2023, 14:18) *
Diese Seite ist auch informativ https://www.facebook.com/frank.obenaus.3


Nur wenn man selber einen Facebook-Account hat. Man gewöhne sich bitte an, ein kurzes Exzerpt zu schreiben, wenn man einen Link setzt. Es gehört zum guten Ton und hilft der Diskussionsführung. Danke!

ZITAT(Denny_Crane @ 25. Apr 2023, 13:53) *
Dass er Ende 2014 ausgetreten ist, als Russland die Krim annektierte und der Russlandfreundliche Kurs der AFD ihn so sehr störte war dir unbekannt?
Oder ist die 2014er AFD identisch mit der aktuellen AFD?


Ja, ist sie. Ein von Beginn an rechtsaktiver Verein, der das entsprechende Publikum nicht nur angelockt, sondern auch gerne genommen hat. Was die AfD war, wurde und ist, konnte man von Anfang an sehen, wenn man nicht willentlich weggesehen hat. Und wenn der russlandfreundliche Kurs der AfD die einzige Kritik dieser Persönlichkeit an der AfD ist, dann muss ich Gauder zustimmen.
Denny_Crane
Ich denke auch, dass ist aktuell noch ein "Aufwärmtraining" für den eigentlichen "Wettbewerb".Ich glaube schon,dass bei einer passenden Stelle der Charkiew Vorstoß kommt und nicht die Kherson Taktik. Aber da muss halt auch der Gegner und Stelle passen.

Die Ukraine wird vorsichtig vorgehen (hoffe ich) und im Zweifel die Khersontaktik machen.

Aber ist natürlich sehr viel Spekulation und Prinzip Hoffnung bei mir dabei.

@Marder_Kami Da liegst du aber sowas von falsch. Die AFD 2014 war eine Euro Gegner Partei. Die 2014er hat mit der 2023 nicht viel zu tun.
goschi
Thema Torsten Heinrichs Youtubekanal und seine Gesinnung ausgelagert ins Medienforum, damit die Diskussion darum nicht den Thread hier stört.
Bitte dort weiterdiskutieren, merci!

(Nein, das ist nicht, weil ich den Kanal verbiete, das ist weil die Diskussion darüber Themenfremd zum Thread ist und statt 12x angedeutet lieber einmal nachhaltig ausdiskutiert werden soll)


goschi (admin)
Glorfindel
ZITAT(vhartman @ 25. Apr 2023, 13:14) *
(...)
Ich glaube es ist ein Täuschungsmanöver, vor dem grossen Zapfenstreich. Bin mir sicher der grosse Streich kommt im Mai


ZITAT(Denny_Crane @ 25. Apr 2023, 13:45) *
Ich denke auch, dass ist aktuell noch ein "Aufwärmtraining" für den eigentlichen "Wettbewerb".Ich glaube schon,dass bei einer passenden Stelle der Charkiew Vorstoß kommt und nicht die Kherson Taktik. Aber da muss halt auch der Gegner und Stelle passen.

Die Ukraine wird vorsichtig vorgehen (hoffe ich) und im Zweifel die Khersontaktik machen.
(...)

Ich glaube nicht, dass es ein reines Täuschungsmanöver ist, sondern dass die Ukrainer dies machen, weil sie es können und es Vorteile bringt. Offenbar sind die Russen im Oblast Cherson schwach aufgestellt (was auch nicht verwunderlich ist, nachdem sie dort durch das natürliche Hindernis des Dneprs geschützt sind und sie ihre Truppen für die versuchten Offensiven bei Wuhledar und insbesondere Bachmut benötigen. Sich auf dem linken Ufer festzusetzen bringe verschiedene Vorteile:
- es bindet russische Truppen und dünnt sie vermutlich auch aus, weil die Russen sich gezwungen sehen werden, Truppen in diesen Frontbereich zu verschieben
- es gibt eine gute Ausgangslage für Sabotage- und Aufklärungsoperationen kleiner Teams
- es kann, dies bedingt allerdings ein Brückenschlag oder eine Fährverbindung, von Cherson und oder Nova Kakhovka auch ein grösserer Stoss nach Süden durchgeführt werden. Ich glaube allerdings eher nicht, dass der Hauptstoss über den Dnepr geführt werden wird. Das halte ich für zu schwierig.
goschi
ZITAT(Glorfindel @ 25. Apr 2023, 16:01) *
Ich glaube nicht, dass es ein reines Täuschungsmanöver ist, sondern dass die Ukrainer dies machen, weil sie es können und es Vorteile bringt. Offenbar sind die Russen im Oblast Cherson schwach aufgestellt (was auch nicht verwunderlich ist, nachdem sie dort durch das natürliche Hindernis des Dneprs geschützt sind und sie ihre Truppen für die versuchten Offensiven bei Wuhledar und insbesondere Bachmut benötigen. Sich auf dem linken Ufer festzusetzen bringe verschiedene Vorteile:
- es bindet russische Truppen und dünnt sie vermutlich auch aus, weil die Russen sich gezwungen sehen werden, Truppen in diesen Frontbereich zu verschieben
- es gibt eine gute Ausgangslage für Sabotage- und Aufklärungsoperationen kleiner Teams
- es kann, dies bedingt allerdings ein Brückenschlag oder eine Fährverbindung, von Cherson und oder Nova Kakhovka auch ein grösserer Stoss nach Süden durchgeführt werden. Ich glaube allerdings eher nicht, dass der Hauptstoss über den Dnepr geführt werden wird. Das halte ich für zu schwierig.

Ein Hauptstoss wird niemand erwarten, allerdings reicht da schon im richtigen Moment ein schweres Bataillon, das glücklich die lokale Front durchbricht um im Hinterland heftig für Unruhe zu Sorgen und zu Panik und Flucht zu führen, wie man es in Kharkiv gesehen hat und das wiederum kann einem Hauptstoss die Chance geben schneller, tiefer zu stossen.

Und drängt man die Russen weit genug von Dnjepr weg, nimmt man ihnen auch die Möglichkeit einen Brückenkopf artilleristisch zu zerschlagen und erlaubt den Ukrainern eine solide Verbindung aufzubauen.

Ich nehme aber an, dass auch die Russen das wissen, umso mehr sind Aktivitäten in diesem Gebiet wertvoll, weil es die russische Seite zwingt ein ordentliches Kräftedispositiv in dieser Region zu halten, das dann andernorts nicht zur Verfügung steht.
Daher: die Ukrainer können, so lange die Verluste erträglich bleiben, mit Aktivitäten auf dem östlichen Dnjepr-Ufer nur gewinnen und sollten die Verluste steigen, ist ein Rückzug schnell gemacht.


Aber im Grunde schreiben wir eh das gleiche biggrin.gif
Denny_Crane
Vor allem könnte so ein Hauptstoß auch dafür sorgen, dass die russischen Soldaten in Massen flüchten.

Glaube nicht, dass die Moral von vielen Zwangsrekrutierten so hoch ist, dass man freudig sich Leo 2 und Co entgegenstellt.
Merowinger
Rekrutierung in Russland (automatisch übersetzt, etwas holprig): Das digitale Melderegister aka digitaler Gulag wird erst im Herbst '23 fertig
ZITAT
Ein Gesprächspartner in der Führung einer der größten Regionen Russlands sagte: „[Der Kreml und die Regierung] hoffen, mit Vertragssoldaten auszukommen. Wir haben überall Werbung, die Aufgabe ist es, so viel wie möglich [Männer für die Armee] zu gewinnen. “Eine der Präsidialverwaltung nahestehende Quelle wiederum sagte, dass allein seit Beginn des Winters 2023 etwa 10.000 Vertragssoldaten in Moskau rekrutiert wurden (Bloomberg berichtete im März, dass die russischen Behörden planen, insgesamt 400.000 Vertragssoldaten zu rekrutieren ) : „Die Leute kommen weiterhin - [jetzt] kommen etwa 200-300 Männer pro Tag alleine zu den Militärregistrierungs- und Rekrutierungsämtern [in Moskau]. Sie gehen für Geld."
https://meduza-io.translate.goog/feature/20...amp;_x_tr_hl=de
Broensen
ZITAT(Denny_Crane @ 25. Apr 2023, 14:45) *
Ich glaube schon,dass bei einer passenden Stelle der Charkiew Vorstoß kommt und nicht die Kherson Taktik.

Das werden allmählich schon feste Begrifflichkeiten für militärische Operationsformen. wink.gif
Scipio32
Im Augenblick ist noch nicht mal klar, ob überhaupt irgendeine Offensive kommt.
400plus
ntv-Interview mit einem deutschen Freiwilligen: https://www.n-tv.de/politik/Ich-renne-und-h...le24076655.html

Viel Interessantes zu taktischen Schwächen beider Seiten, ukrainischen Verlusten, Drohnen,...
muckensen
Eine ukrainische Drohne "rettet" eine notgelandete zweite: Klick mich, ich bin ein Link

In was für seltsamen Zeiten wir doch leben. Und dann: Weiterklicken und Go-Pro-Videos von der Front. In was für seltsamen Zeiten …
Slavomir
Wird es nicht langsam Zeit neben "Politik-und Geschichteforum" nur für den russisch-ukrainischen Krieg einen eigenen Unterforum zu etablieren? Der krig wird nicht wohl eine Weile dauern. Und so hat man alle an einer Stelle zusammengefasst.
goschi
Nein


goschi (admin)
Glorfindel
ZITAT(Scipio32 @ 25. Apr 2023, 19:16) *
Im Augenblick ist noch nicht mal klar, ob überhaupt irgendeine Offensive kommt.

Wieso nicht. Die Ukrainer sagen, es kommt die Frühlingsoffensive, die Russen erwarten sie und auch der Westen.

Die Ukrainer haben auch zwischen 9 und 12 Brigaden dafür bereits auf dei Seite gestellt, nämlich die 21., 32., 33., 47., 116., 117., und 118. Mech Brigade sowie die 37. Marineinfanteriebrigade und die 82. Luftsturmbrigade (ich nehme einmal an, die Luftsturmtruppen haben sich diese Brigadenummer reserviert). Gemäss den Pentagon-Papers sollen diese Einheiten unter einem Korps, dem 10. operationellen Korps.

Wieso soll also keine Offensive kommen?
Sensei
ZITAT(Scipio32 @ 25. Apr 2023, 20:16) *
Im Augenblick ist noch nicht mal klar, ob überhaupt irgendeine Offensive kommt.


Jede Aussagen, die die Zukunft betrifft, ist unsicher.
Es ist auch nicht klar, ob morgen wieder "die Sonne aufgeht".


ABER: Es gehen alle davon aus, dass dieses Jahr noch irgendeine größere Offensive der Ukraine stattfinden wird.
stefanpaul65
Die Wahrscheinlichkeit des Eintretens dieser beiden Szenarien ist doch durchaus unterschiedlich.

Ich würde auf die Offensive wetten....
Sensei
- Es ist sehr sicher, dass es die Reserven gibt. Allein schon durch die ganze westliche Technik, die noch nicht an der Front erschienen ist.
- Es ist sehr sicher, dass es Politisch notwendig ist, eine Offensive zu starten. Sowohl um die westliche Unterstützung zu sichern. Als auch im der Bevölkerung zu zeigen "es geht noch voran".
- Es ist sehr sicher, dass eine Offensive militärisch notwendig ist. In der reinen Defensive wurden bisher nur wenige Kriege gewonnen...


Sonst müssten erst einmal die andere Seite Argumente angeben, warum denn keine Offensive kommen soll.
Scipio32
Die Reserven mögen existieren aber reicht das für eine Offensive?

Die Erfolgsaussichten werden ja leider als gering eingeschätzt. Im schlechtesten Fall verbrennt man damit nur Kräfte und Mittel.
Glorfindel
ZITAT(Scipio32 @ 26. Apr 2023, 11:00) *
(...)
Die Erfolgsaussichten werden ja leider als gering eingeschätzt. (...)

Ich würde da nicht so allgemein sprechen.
Freestyler
ZITAT(goschi @ 25. Apr 2023, 16:26) *
ZITAT(Glorfindel @ 25. Apr 2023, 16:01) *
Ich glaube nicht, dass es ein reines Täuschungsmanöver ist, sondern dass die Ukrainer dies machen, weil sie es können und es Vorteile bringt. Offenbar sind die Russen im Oblast Cherson schwach aufgestellt (was auch nicht verwunderlich ist, nachdem sie dort durch das natürliche Hindernis des Dneprs geschützt sind und sie ihre Truppen für die versuchten Offensiven bei Wuhledar und insbesondere Bachmut benötigen. Sich auf dem linken Ufer festzusetzen bringe verschiedene Vorteile:
- es bindet russische Truppen und dünnt sie vermutlich auch aus, weil die Russen sich gezwungen sehen werden, Truppen in diesen Frontbereich zu verschieben
- es gibt eine gute Ausgangslage für Sabotage- und Aufklärungsoperationen kleiner Teams
- es kann, dies bedingt allerdings ein Brückenschlag oder eine Fährverbindung, von Cherson und oder Nova Kakhovka auch ein grösserer Stoss nach Süden durchgeführt werden. Ich glaube allerdings eher nicht, dass der Hauptstoss über den Dnepr geführt werden wird. Das halte ich für zu schwierig.

Ein Hauptstoss wird niemand erwarten, allerdings reicht da schon im richtigen Moment ein schweres Bataillon, das glücklich die lokale Front durchbricht um im Hinterland heftig für Unruhe zu Sorgen und zu Panik und Flucht zu führen, wie man es in Kharkiv gesehen hat und das wiederum kann einem Hauptstoss die Chance geben schneller, tiefer zu stossen.

Genau das. Mit den amphibischen PTS-2, den ebenfalls amphibischen und hochgeländegängigen BvS10, diversen Landungs-/Flusspatrouillenbooten haben die ukrainischen Streitkräfte durchaus die Möglichkeit, signifikante Kräfte mit ATVs und FAVs auf das Ostufer des Dnipro zu schaffen, mit Hubschraubern den ausgeweiteten Brückenkopf schnell zu verstärken und dann im Zusammenwirken mit Artillerie auf der Westseite des Dnipro (ggf. auch Mörser und leichte Feldhaubitzen auf dem Ostufer) im Rücken der russischen Truppen mehr als nur Unruhe zu stiften.

Ggf. ist dann sogar ein Brückenschlag in Anlehnung an die zerstörte Brücke bei Kerson möglich - oder sogar deren provisorische Reparatur und Nutzung. Ich erinnere mich an diverse Fotos im Buch über Eisenbahnpioniere der Wehrmacht, die massive Brückenkonstruktionen in Holzbauweise errichteten. Sollte die Brücke bei Kerson nicht mittels vorgefertigter Stahlträger zumindest für leichte Fahrzeuge wieder nutzbar sein?
Scipio32
Naja das geht wohl aus den geleakten Dokumenten hervor, von daher würde ich dem schon einiges Gewicht beimessen, da diese Dokumente ja für den internen Gebrauch gedacht waren und nicht an die Öffentlichkeit sollten. Von daher sind sie wahrscheinlich auch nicht schöngefärbt.
SailorGN
Die Offensivkräfte der Ukrainer und die Möglichkeiten offensiver Operationen werden sehr differenziert durchleuchtet... nur weil Leidmedien reflexartig auf jede Negativschlagzeile stürzen heisst das noch lange nicht, dass es schiefgehen muss. Die drölfzigtausend Epidemologen von 20-22 mussten ziemlich schnell auf Lehnstuhlstratege umsteigen, da bleibt Qualität auf der Strecke...

Sachlich gesprochen: Die Ukraine hat mechanisierte/schwere Reserven aufgebaut, welche sich für offensive Operationen besonders eignen. Diese Reserven scheinen(!) personell und was das Großgerät angeht, gut ausgestattet zu sein. Im Planungsbereich scheint man dort sehr viel Support von der Nato zu bekommen, alle Nase lang wird über Simulationen für/mit ukrainischer Beteiligung in div. Nato-Stäben berichtet. Das weisst darauf hin, dass die ukrainische Führung sich der strategischen Notwendigkeiten sehr bewusst ist... auch was das Halten von Bachmut angeht. Selensky und Co. scheinen durchaus in der Lage und willens, Opfer zu bringen.

Das große Fragezeichen sind die Punkte Verbrauchsmaterialien aka Munition (insbesondere für schwere Artillerie) und der Kampfwert der Offensiveinheiten (Ausbildungsstand, Führung, Kohäsion). Hier gibts die unterschiedlichsten Aussagen und Prognosen, welche insbesondere bei der Munition relativ gut (bis zum Punkt Übergabe an die Ukraine) zu verifizieren sind... Ich gehe davon aus, dass es entsprechende strategische Materialreserven bei der Munition gibt. Bei den Einheiten bin ich mir nicht sicher, über die "reservierten" Einheiten hört/liest man sehr wenig tiefergehendes...
Freestyler
ZITAT(Glorfindel @ 26. Apr 2023, 12:02) *
ZITAT(Scipio32 @ 26. Apr 2023, 11:00) *
(...)
Die Erfolgsaussichten werden ja leider als gering eingeschätzt. (...)

Ich würde da nicht so allgemein sprechen.

Die ukrainischen Streitkräfte stellen nach den derzeitigen Informationen weitestgehend ungebundene und vergleichsweise frische Kräfte in Stärke eines Korps (!) bereit und bestimmen Zeitpunkt und Raum der Offensive. Die russischen Reserven umfassen vermutlich nichtmal eine Division, die zudem die gesamte Front abdecken muss.

Dazu auch die spezielle Analyse des ISW:

ZITAT
Russian Offensive Campaign Assessment, April 23, 2023
ISW is publishing a special edition campaign assessment today, April 23. This report outlines the current Russian order of battle (ORBAT) in Ukraine, assesses the offensive and defensive capabilities of Russian force groupings along the front, and discusses major factors that may complicate Russian defensive operations in the event of a Ukrainian counteroffensive.


[...]

Russian forces in Ukraine are operating in decentralized and largely degraded formations throughout the theater, and the current pattern of deployment suggests that most available units are already online and engaged in either offensive or defensive operations. ISW assesses that Russian forces are currently operating along seven axes: Kupyansk; Luhansk Oblast; Bakhmut; Avdiivka-Donetsk City; western Donetsk/eastern Zaporizhia; western Zaporizhia; and Kherson Oblast. Russian forces are pursuing active offensive operations on at least five of these axes (Kupyansk, Luhansk, Bakhmut, Avdiivka-Donetsk City, and western Donetsk/eastern Zaporizhia) and predominantly pursuing defensive operations on the western Zaporizhia Oblast and Kherson Oblast axes. The forces currently committed to both offensive and defensive operations in Ukraine are both regular (doctrinally consistent based on Russian pre-war units) and irregular (non-standard and non-doctrinal) forces, and it is highly likely that the majority of Russian elements throughout Ukraine are substantially below full strength due to losses taken during previous phases of the war. This report will discuss “elements” of certain units and formations deployed to certain areas, but it should not be assumed that any of these units or formations are operating at full strength. [...]

Institute for the Study of War
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